Taschenatlas Akupunktur bei Hund und Katze - Christina Eul-Matern - E-Book

Taschenatlas Akupunktur bei Hund und Katze E-Book

Christina Eul-Matern

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Beschreibung

<p>Dieser einzigartige Akupunkturatlas für Kleintiere macht langes Suchen überflüssig: Wo verläuft der Gallenblasenmeridian und was bewirkt der Punkt Gb 6? Welcher Punkt hilft bei Nahrungsverweigerung? Wie steche ich und passt der Punkt wirklich zu meiner beabsichtigten Wirkung?</p> <p>Durch das Doppelseitenkonzept werden Sie sich schnell orientieren können, denn Lokalisation, Stichtiefe und Indikation sind für jeden Punkt aufgeführt. Direkt daneben illustriert eine präzise Abbildung die Lage am Tierkörper in Bezug zu Muskeln und Knochen. Wichtige Akupunkturpunkte wurden um ihre psychogene Wirkung ergänzt. Ein zusätzliches Kapitel führt Sie in die psychoemotionalen Grundlagen der Tierakupunktur ein.</p> <p>Dieses Buch hilft Ihnen, die Grundlagen der TCM, deren Meridiansystem und Punktkategorien zu beherrschen.</p>

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Seitenzahl: 264

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Taschenatlas Akupunktur bei Hund und Katze

Christina Eul-Matern

4., aktualisierte Auflage

207 Abbildungen

Dr. med. vet. Christina Eul-Matern

Nach ihrer Approbation als Tierärztin und Dissertation an der Tierärztlichen Hochschule Hannover absolviert Frau Eul-Matern Ausbildungen in Verhaltenstherapie, Tierkommunikation, Medialschulung, Akupunktur und traditioneller chinesischer Veterinärmedizin sowie chinesischer Pharmakologie. 2001 legt sie das IVAS-Examen ab, 2002 wird Frau Eul-Matern zum „IVAS Certified Veterinary Acupuncturist“ ernannt und erlangt die Zusatzbezeichnung „Akupunktur“ sowie die Weiterbildungsermächtigung durch die Tierärztekammer Hessen. Seit Anfang 2001 führt sie ihre eigene Tierärztliche Praxis für Akupunktur, Chinesische Medizin und Osteopathie.

Als die Nachfrage nach qualifizierter Akupunkturausbildung in der Tiermedizin steigt, gründet Frau Eul-Matern gemeinsam mit Kollegen die „German Veterinary Acupuncture Society e. V.“ als Tochterverein der IVAS in Deutschland. Neben der Beschäftigung mit der chinesischen Medizin absolviert sie die Ausbildung in Chiropraktik nach Dr. Daniel Kamen, die Osteopathieausbildung bei Dominique Giniaux, ATF und ICREO (International College for Research on Equine Osteopathy) mit Abschluss des Postgraduierten Studiums bei ICREO. Seit 2005 ist Frau Eul-Matern Master Teacher of „Magnified Healing®“ und seit 2010 ausgebildete Heilerin. 2013 gründet sie die Weiterbildungsstätte Vet-Sensus, Institut für sensologische Diagnostik und Therapie. Hier werden umfassende Kenntnisse in chinesischer Medizin und Osteopathie, verknüpft mit anderen manuellen und energetischen Heilverfahren, fundiert vermittelt.

VetSensus bildet Tierärzte mit THP in drei Stufen bis zum VetSensus Master Therapeuten aus. Seit 2016 hatte Frau Eul-Matern für einige Jahre einen Lehrauftrag an der Justus-Liebig-Universität in Gießen und an der Hochschule Fresenius Idstein. Als Dozentin ist sie international auf Kongressen und in Institutionen tätig. 2018 eröffnete Dr. Eul-Matern das Tiergesundheitszentrum (TZG) in Idstein, wo klinische Tätigkeit, Lehre und Veröffentlichungen an einem Ort ideal miteinander kombiniert werden können.

Vorwort zur 4. Auflage

Durch die großartige Zusammenarbeit mit vielen Absolvent*innen unserer Tierakupunkturausbildungen bin ich in der glücklichen Lage, immer wieder neue Impulse aufnehmen zu dürfen. Erfreulicherweise kann der Thieme Verlag einiges davon umsetzen.

Die im Buch vorangestellte Übersichtsgrafik mit allen Akupunkturpunkten steht Ihnen, liebe Leser*innen, mit dem Kauf dieses Buchs im VetCenter in DIN A3 und in DIN A4 nun zum bequemen Download zur Verfügung.

Die tatkräftige und fachkompetente Unterstützung meiner lieben Redakteurin Eva Wallstein hat das möglich gemacht. Ich möchte an dieser Stelle noch einmal Dana Müller danken, die sich im Rahmen ihrer Akupunkturausbildung alle Abbildungen vorgenommen und daraus mit viel Aufwand eine Übersichtsgrafik für die Umschlagseiten erarbeitet hatte, die allen Leser*innen einen schnellen Überblick liefert.

Ein besonderes Kapitel konnte ich den emotionalen Faktoren widmen. Diese spielen auch für die psychische Gesundheit von Tieren eine große Rolle, deshalb hatte ich bereits ab der 3. Auflage dieses Buch um die psychogene Wirkung von Akupunkturpunkten erweitert. Außerdem hatte ich in dieser Auflage auch ein Kapitel zu den Fünf Elementen und deren Verbindung zur Psyche ergänzt. Damit soll einem wichtigen Aspekt in der Tierakupunktur Rechnung getragen werden.

In diese 4., aktualisierte Auflage fließen nicht nur meine eigenen, sondern auch die konstruktiven Ideen vieler lieber Kolleg*innen und Schüler*innen ein, die wir gerne umsetzten. So konnten wir die Möglichkeit, effektiv mit diesem Buch zu arbeiten, noch optimieren. Danke euch allen!

Danke sehr an meine neue Projektmanagerin Eva Wallstein, die, nach Désirée Schwarz, die eine riesige Hilfe und treibende Kraft beim Umsetzen der letzten Auflage war, nun die 4. Auflage betreute.

März 2022

Christina Eul-Matern

Vorwort zur 2. Auflage

In diese 2., aktualisierte Auflage fließen nicht nur meine eigenen, sondern auch die kritischen und konstruktiven Anmerkungen vieler lieber Kollegen und Schüler ein, die ich gerne aufnahm und einfügte. So konnten wir die Möglichkeit, effektiv mit diesem Buch zu arbeiten, noch optimieren. Danke euch allen!

August 2013

Christina Eul-Matern

Vorwort zur 1. Auflage

Als mich vor vielen Jahren eine Freundin auf die chinesische Medizin aufmerksam machte, begann sich meine Einstellung zu den ganzheitlichen Heilverfahren rapide zu verändern. Schon lange auf die begrenzten Möglichkeiten der Krankheitsprophylaxe in der Schulmedizin aufmerksam geworden, schien sich mir nun endlich ein Weg zu eröffnen, beginnende gesundheitliche Ungleichgewichte frühzeitig erkennen und sogar Erkrankungen abwenden zu können. Unzählige wissenschaftliche Studien konnten dies belegen. Das kam meinem westlich promovierten Tierarztherzen sehr entgegen. Untersuchungen zum Beispiel über Wirkungen der Akupunktur auf das autonome Nervensystem weckten mein Interesse. Ich stürzte mich Hals über Kopf in die Ausbildung. Akupunktur! Endlich etwas Greifbares, das mein therapeutisches Wirken optimieren konnte.

Schon während meiner Ausbildung und mehr noch nach Jahren der praktischen Erfahrung, mit Aufnahme meiner Tätigkeit als Dozentin für Tierakupunktur, gab es immer wieder Diskussionen über Therapien und auch Punktlokalisationen. Dazu sollte man wissen, dass die Akupunktur im alten China im Gegensatz zu heute kaum exakte Punktbeschreibungen kannte. Damals konnte man eher von reaktiven Arealen als von genauen Punkten sprechen. Auch heute noch tut ein Akupunkteur gut daran, die Reaktivität eines Akupunkturpunkts an der beschriebenen Stelle zu testen, bevor er ihn nadelt. Anfassen, tasten und spüren, wo der rechte Punkt sitzt, ist und bleibt ein wichtiges Element der Akupunktur. Auch dadurch, dass in der Tierakupunktur im Westen heute die beiden Systeme der transponierten und traditionellen Punkte nebeneinander Verwendung finden, bleibt die Diskussion über exakte Lokalisationen lebendig. Die Übertragung der Punktlokalisationen vom Menschen auf das Tier, unter Berücksichtigung der körperlichen Veränderungen im Laufe der Evolution, birgt ebenfalls ein gewisses Variationspotenzial.

Zunehmend wird die Tierakupunktur in unser westliches Gesundheitssystem integriert, wissenschaftlich beleuchtet und entwickelt. Spezialisten untersuchen weltweit die Wirkung und genaue Lokalisation einzelner Punkte und tauschen sich darüber aus. Das vorliegende Werk unternimmt den Versuch, alle aktuellen Informationen zusammenzuführen und in einem einzigen Atlas praxistauglich zu verbinden. Relevante Daten der führenden Ausbildungsorganisationen bzw. Ausbilder für Tierakupunktur wurden mit den Erfahrungen aus der Praxis verglichen und zugrunde gelegt. Dies gilt sowohl für die Punktlokalisationen als auch für deren Wirkung und Indikationen. Bei den Akupunkturpunktwirkungen und Indikationen wurden auch die praktischen und westlich-wissenschaftlichen Erfahrungen der modernen Tierakupunktur berücksichtigt.

Bei allem, was an möglichen Gründen für die Wirksamkeit der Akupunktur diskutiert wird, ist mir ein Anliegen besonders wichtig: Akupunktur ist ein energetisches Heilverfahren. Alle wissenschaftliche Ausbildung und langjährige Studien der chinesischen Medizin ändern nichts an der Tatsache, dass wir unsere eigenen Energien ins Spiel bringen, wenn wir nadeln.

In der Literatur zur chinesischen Medizin gibt es unzählige Hinweise dazu: Nadeltechniken erklären, wie man durch Drehrichtung der Nadel und Geschwindigkeit beim Einstich mehr oder weniger Qi in den Organismus bringt oder eben herauszieht. Handhaltung (z. B. Mittelfinger auf He 8) beim Nadeln soll das eigene Qi schützen, gute Körperhaltung und innere Einstellung beim Akupunktieren sollen den Therapeuten stabilisieren und das Ergebnis der Behandlung optimieren usw. Voraussetzung für eine erfolgreiche Behandlung ist aber vor allem beiderseitiges Vertrauen, Offenheit und die Bereitschaft zu helfen bzw. sich helfen zu lassen. Daher appelliere ich an jeden, der sich mit Chinesischer Medizin und Akupunktur beschäftigt, aufmerksam zu sein für das, was energetisch abläuft und sich gegebenenfalls auch in diesem Sinne weiterzubilden.

Den Menschen, ohne deren Unterstützung dieses Werk nicht zustande gekommen wäre, möchte ich an dieser Stelle danken. Zuerst danke ich meinen Schülern, die in unnachahmlicher Weise immer wieder hartnäckig auf die Notwendigkeit hingewiesen haben, diesen Atlas zu erstellen und mir damit den nötigen Antrieb gegeben haben. Eure Anregungen und Vorschläge waren sehr nützlich.

Dann möchte ich meinen Kollegen Dr. Brigitte Traenckner und Dr. Jean Yves Guray dafür danken, dass sie mich mit ihrer Begeisterung für die Chinesische Veterinärmedizin angesteckt haben und mir in der Anfangszeit immer wieder neue Impulse gaben, die meinen Weg beschleunigten. Ich danke Christine Kinbach für ihre konstruktiven Vorschläge zu diesem Buch und ihre zuverlässige Unterstützung, die mir immer sehr weitergeholfen hat. Mein besonderer Dank gilt meiner Kollegin Dr. Martina Steinmetz, die mit ihren wunderbaren anatomischen Zeichnungen die Vorlagen für die Abbildungen geliefert und sehr zum Gelingen dieses Werkes beigetragen hat und Suse Capelle, deren Kreativität mir schon in mannigfaltiger Weise weitergeholfen hat. Ihre Fotos von Hund und Katze sind ein Teil der Grundlagen für diesen Atlas geworden.

An dieser Stelle möchte ich mich auch bei unserem Podenco Leon für seine geduldige Mitarbeit und bei unserem Kätzchen Smilla für das freiwillige Posen bedanken. Ihr habt das toll gemacht!

Ich danke meiner geliebten Familie, Hans-Karl, Anika und Carina, die mich unterstützten und mir in wichtigen Momenten immer Freiraum für die Arbeit an diesem Buch verschafft haben, was vieles erst möglich gemacht hat. Ich danke meinen Eltern, die immer an mich geglaubt haben und mir das Gefühl gaben, alles erreichen zu können, was wirklich wichtig ist.

Und nicht zuletzt bei Dr. Christina Lauer und Gesina Cramer vom Sonntag Verlag, die sich für die Verwirklichung dieses Projekts eingesetzt haben und durch ihre Fachkenntnis und Professionalität meine Texte und Ideen in ein Buch verwandelten.

Januar 2010

Christina Matern

Legende der in den Abbildungen verwendeten Zeichen

Abb. 0.1

Meridian-Übersicht

Abb. 0.1

Teil I Grundlagen der Akupunktur

1 Was kann Akupunktur leisten?

2 Geschichte der Akupunktur

3 Die Prinzipien der TCM

4 Die Meridiane

5 Psychoemotionale Grundlagen der Tierakupunktur

6 Die TCM-Diagnostik

7 Akupunkturpunkte

8 Punktauswahl

9 Punktauffindung und Nadelung

10 Arten der Akupunktur

1 Was kann Akupunktur leisten?

Die Akupunktur ist ein Jahrtausende altes energetisches Heilverfahren, das die Selbstheilungskräfte des Körpers anspricht und diese aktiviert. Daher wird sie in der westlichen Medizin der Regulationsmedizin zugerechnet.

Durch die Stimulation von Akupunkturpunkten wird Einfluss auf den körpereigenen Energiefluss entlang der Meridiane und damit im gesamten Organismus genommen. Blockaden werden gelöst, Stagnationen bewegt, Leere mit neuer Energie versorgt und Fülle entlastet. Dadurch können Schmerzen gelindert und gestörte Organfunktionen wieder in Gang gebracht werden. Durch erfolgreiche Akupunktur wird das natürliche Gleichgewicht des Organismus wieder aufgebaut. Nicht möglich ist dabei die Heilung endgültig zerstörten Gewebes.

Ein wichtiger Aspekt dieses Heilvorgangs ist, dass der Körper durch die Akupunktur lernt, seine Balance selbst wiederherzustellen. Der Akupunkteur hat dabei die Aufgabe, dem erkrankten Organismus den Weg zur Heilung via Nadel zu zeigen. Wenn sich später gleiche Probleme erneut anbahnen, „erinnern“ sich im Optimalfall die Selbstheilungskräfte des Patienten an diesen Weg und nehmen ihre Arbeit im erlernten Sinne selbstständig auf.

Bei der Akupunktur werden feine Nadeln in exakt lokalisierte Akupunkturpunkte gesteckt und für bestimmte Zeit dort belassen. Die Verweildauer der Nadeln hängt von der Indikation und dem Zustand des Patienten ab. Damit keine unterliegenden Gewebe wie Nerven, Blutgefäße, Gelenke oder Organe verletzt werden, sollte diese Behandlung ausschließlich von qualifiziert ausgebildeten Therapeuten durchgeführt werden.

Die Tierakupunktur arbeitete anfangs mit empirisch gefundenen einzelnen Punkten und deren Kombination. Ein Meridiansystem gab es noch nicht. Es wurde erst später entwickelt und damit die Tierakupunktur systematisiert. So entstand das sogenannte „transponierte System“ der Tierakupunktur, das sich von den klassischen Punkten vor allem in der Lage der Rücken-Shu-Punkte unterscheidet. Bei der Transponierung wurde die Lage dieser diagnostisch und therapeutisch nutzbaren Akupunkturpunkte beim Menschen auf die Lage beim Tier übertragen. Das System wurde vor allem von Humanmedizinern und später auch von Tierärzten weiterentwickelt. Vielfach ergänzen heute Tierärzte in der Praxis das transponierte System durch klassische Punkte der Traditionellen Chinesischen Veterinärmedizin (TCVM).

Die TCVM bzw. die Akupunktur kann bei folgenden Erkrankungen helfen oder zumindest unterstützend wirken:

Bewegungsstörungen z. B. durch Arthrose oder Arthritis in Hüfte, Schulter, Ellbogen, Knie, Wirbelsäule, Zehen

Wachstums- und Entwicklungsstörungen der Knochen und Gelenke

Geriatrische Probleme

Chronische Erkrankungen von Atemwegen, Haut, Magen-Darm-Trakt, Urogenitaltrakt, Herz-Kreislauf-System, Augen und Ohren

Allergien, Störungen des Immunsystems

Hormonelle Störungen wie bei Diabetes mellitus, Morbus Cushing, Schilddrüsenproblemen, Ovarialzysten, Fruchtbarkeitsproblemen

Epilepsie

Tumoren

Psychische Probleme wie pathologische Ängste, Aggression u. a.

Gleichzeitig kann die Dosierung von eventuell benötigten Medikamenten reduziert werden.

Für all diese Fälle gilt, dass eine sorgfältige Anamnese, Untersuchung und Diagnosestellung die Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Therapie ist. Die bloße Anwendung standardisierter Nadelrezepte, ohne deren Hintergrund zu kennen, birgt das Risiko, die Krankheit zu verstärken und tiefer in den Körper zu bringen, anstatt sie zu bessern oder gar zu heilen.

Das komplexe System der chinesischen Medizin entwickelte sich über mehrere tausend Jahre, unter anderem aus Beobachtungen und Erfahrungen, die von individuellen Praktikern gesammelt und dokumentiert wurden.

Eine große Anzahl von Patienten lieferte über lange Zeit riesige Mengen an Informationsmaterial. Dessen Auswertung machte übergreifende Muster erkennbar, aus denen schließlich eine schlüssige medizinische Philosophie entstand. Deren Ziel ist es, durch Kontrolle und Ausgleichsmaßnahmen im Inneren und Äußeren die Gesundheit des Individuums zu erhalten. Auf dieser „Vorarbeit“ baut unser westliches Wissen über chinesische Medizin und Akupunktur auf und ermöglicht uns fundierte Arbeit in der Akupunktur.

Bei meinen Studien fand ich mehrfach folgenden Hinweis, den ich sehr vielsagend finde und den ich Ihnen nicht vorenthalten möchte:

„Im Vorwort des intensiv studierten und vielfach zitierten Klassikers „Qian Jing Yao Fang“ (Rezepte, die tausend Stück Gold wert sind) beschreibt Sun Simiao (ein Arzt der Tang-Dynastie), welche Vorbereitungen jemand treffen müsse, der Medizin studieren will:

Zuerst müsse man sich vertraut machen mit dem „Suwen“, „Huang Di Nei Jing“ und „Jiayijing“ (drei klassischen Werken der chinesischen Medizin), den 12 Meridianen, den chinesischen Pulsstellen, den 5 Zang und 6 Fu (die inneren „Organe“ der chinesischen Medizin), dem Inneren, dem Äußeren, den Punkten, den Arzneien und den klassischen Rezepturen.

Auch Yin und Yang müssen verstanden und die Fähigkeit erworben werden, das Glück des Lebens (im Gesicht der Menschen sein Schicksal lesen) erkennen zu können, das Yi Jing nutzen (wahrsagen).

Er muss wissen, was Gerechtigkeit, Menschlichkeit und Tugend bedeutet. Ebenso Barmherzigkeit, Trauer, Glück und Geben. Doch auch die fünf Wandlungsphasen sowie Geografie und Astronomie müssen studiert werden…“

Diese Erkenntnisse sind 1300 Jahre alt und noch immer gültig. Fundiertes Wissen, Lebenserfahrung und Menschenkenntnis sind unabdingbar für die korrekte Einschätzung einer gesundheitlichen Situation. Empathie, der Wille zu helfen, Offenheit und die Bereitschaft, Liebe zu geben, sind Voraussetzungen zur Heilung.

2 Geschichte der Akupunktur

Um einen Eindruck zu erhalten, in welchen Zeiträumen sich die veterinärmedizinische Akupunktur entwickelte, werden im Folgenden einige Eckdaten aufgelistet:

In der Shang-Dynastie(1766  – 1122 v. Chr.) wurde erstmals veterinärmedizinisches Wissen dokumentiert. Inschriften auf Knochen beschreiben sowohl menschliche als auch tierische Erkrankungen. „Pferdepriester“ behandelten Pferde mit ihren Heilkräften. Eine ihrer Methoden war die frühe Nutzung des Vorläufers des heutigen Yi Jing. Für dieses Orakel wurden Tierknochen oder Schildkrötenpanzer erhitzt und aus den entstandenen Linien gelesen.

Während der Zhou-Dynastie/Chou-Dynastie (11. Jh. bis 476 v. Chr.) wurde die Theorie von Yin und Yang sowie die 5-Elemente-Theorie begründet. Zahlreiches veterinärmedizinisches Wissen wurde hier dokumentiert. Es gab schon hauptberuflich tätige Tierärzte, wie im historischen Werk „Zhou Li Tian Guan“ („Geschichte der Zhou-Dynastie“) zu finden. Ein anderes Buch aus dieser Zeit, das „Li Ji“ („Das Buch der Riten“) beschreibt das Sammeln medizinischer Kräuter sowie einige schwere Erkrankungen der Tiere. Der erste namentlich erwähnte Tierarzt hieß Chao Fu. Das „Huang Di Nei Jing“ („Das klassische Lehrwerk der inneren Medizin des gelben Kaisers“), das in der Periode der streitenden Reiche geschrieben wurde, sagt, dass Akupunktur in Süd-China entwickelt wurde, Moxibustion in Nord-China, Kräuter in West-China und Massage und Akupressur in Zentral-China. In dieser Periode gab es Tierärzte, die auf Pferdekrankheiten spezialisiert waren. Manche dieser Bücher beschrieben verschiedene Erkrankungen der Haustiere. Die Nadeln, die benutzt wurden, waren aus Eisen.

In der Qin-Dynastie/Chin-Dynastie (221  –  209 v. Chr.) erließ die Regierung Gesetze für Tierzucht und Tiermedizin, dokumentiert im Werk „Jiu (Yuan) Lu” (Tierzucht und Regeln der Veterinärmedizin).

Aus der Han-Dynastie(206 v. Chr. bis 220 n. Chr.) fanden Archäologen 1930 in der Wüste von Westchina Bambusstücke mit Rezepturen für die Arzneimitteltherapie bei Tieren. Einige Bücher aus der Zeit von Zhang Zongjiung (um 150  –  219 n. Chr.) beschreiben Tierbehandlungen, die Akupunktur mit Kräutermedizin kombinieren. Es gab auch Tierärzte, die auf Rinder spezialisiert waren.

Um 500 n. Chr. wurden eine Ausbildungsstätte und eine Behörde für Tiermedizin gegründet. Verschiedene Bücher über Tiermedizin wurden geschrieben.

In der Sui-Dynastie(581  –  618 n. Chr.) wurde eine Regierungsbehörde für Tiermedizin und Tierzucht (Tai Pu Si) eingerichtet, die 120 Tierärzte beschäftigte. Einige Bücher über Pferdemedizin wurden veröffentlicht, darunter ein Atlas für Meridiane und Akupunktur beim Pferd.

In der Tang-Dynastie(618  –  907 n. Chr.) wurde ein umfassendes veterinärmedizinisches Ausbildungssystem errichtet. Von 705  –  707 n. Chr. gab es 600 Tierärzte, 4 Lehrer und 100 Studenten in Tai Pu Si. Das „Si Mu An Ji Ji“ („eine Sammlung von Wegen, Pferde zu pflegen und zu behandeln“) ist ein Buch, in dem systematisch Basiswissen, Diagnose und Behandlungstechniken der chinesischen Tiermedizin dargelegt werden. 659 n. Chr. veröffentlichte die Regierung das „Xin Xiu Ben Cao“ (Materia Medica), welches 844 chinesische Arzneikräuter für Mensch und Tier beschrieb.

Während der Sung-Dynastie(960  –  1279 n. Chr.) wurde die erste Pferdeklinik „Bing Ma Jian“ eröffnet. Dort gab es so viel zu tun, dass man im Jahr 1036 dazu aufrief, mit milderen Fällen bitte andere Einrichtungen aufzusuchen. Der berühmte Tierarzt Chang Shun lebte zu dieser Zeit.

Während der Yüan-Dynastie(1279  –  1368 n. Chr.) schrieb Bian Bao sein berühmtes Buch „Behandlung Kranker Pferde“ („Ji Tong Xuan Lun“).

Während der Ming-Dynastie(1368  –  1644 n. Chr.) musste jeder Halter von mehr als 25 Pferden zwei bis drei junge Männer für das Studium der Tiermedizin zur Verfügung stellen. Viele berühmte Bücher über Veterinärmedizin wurden geschrieben. Das wohl berühmteste ist „Liao Ma Chi“ („Die Behandlung von Pferden“), das von den Yü-Brüdern nach 60 Jahren Praxiserfahrung geschrieben wurde.

In der Zeit der Qing-Dynastie/Ching-Dynastie bis zum Opium-Krieg (1644  –  1840 n. Chr.) entwickelte sich die Veterinärmedizin in China kaum. Einige Bücher über Vieherkrankungen sind bekannt. 1683 brachte Dr. E. Kampfer, gleichzeitig mit einigen französischen Handelstreibenden, die Akupunktur nach Deutschland bzw. Europa.

In der Moderne (1840  –  1949 n. Chr.) hatte China keinen Sinn für Traditionelle Chinesische Veterinärmedizin. Allerdings hielten Tierärzte sie durch ihre Arbeit lebendig. Es gibt aus dieser Periode nur zwei bekannte Bücher: eines über viele Tierarten einschließlich Hunde und Katzen von Li Nanhui und ein einzigartiges Buch von 1900 über Schweinekrankheiten, „Zhu Jin Da Quan“ („komplette Sammlung der Schweinekrankheiten“), welches 63 Beispiele von kompletten Rezepturen enthält. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts erreichte die westliche Tiermedizin China. Eine private Schule für westliche Tiermedizin wurde in Shanghai eröffnet.