The Magic of Fantasy 3 - Emilia Romana - E-Book

The Magic of Fantasy 3 E-Book

Emilia Romana

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Beschreibung

Amelía ist zurück im Reich der Fantasie. Aber Alec nicht. Josh hat es geschafft. Er konnte die Gefangenen retten, aber zu einem hohen Preis: Der Verräter ist fort. Amelía, Josh und Alec müssen diesen Krieg mit ihren Freunden ein für alle Mal beenden. Nun, da Amelía und Josh beide im Fantasiereich sind, könnten sie das endlich schaffen. Wäre da nicht ein Geheimnis, das alles verändert ...

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Inhaltsverzeichnis

1. Kapitel – Alec

2. Kapitel – Josh

3. Kapitel – Amelía

4. Kapitel – Alec

5. Kapitel – Josh

6. Kapitel – Amelía

7. Kapitel – Alec

8. Kapitel – Josh

9. Kapitel – Amelía

10. Kapitel – Alec

11. Kapitel – Josh

12. Kapitel – Alec

13. Kapitel – Amelía

14. Kapitel – Josh

15. Kapitel – Alec

16. Kapitel – Amelía

17. Kapitel – Josh

18. Kapitel – Josh

19. Kapitel – Amelía

20. Kapitel – Alec

21. Kapitel – Amelía

22. Kapitel – Amelía

23. Kapitel – Alec

24. Kapitel – Josh

25. Kapitel – Amelía

26. Kapitel – Alec

27. Kapitel – Amelía

28. Kapitel – Halia

29. Kapitel – Alec

30. Kapitel – Amelía

Epilog

1. Kapitel – Alec

Das war's.

Die ganze Zeit hatte ich gewusst, dass dieser Moment kommen würde.

Dass er jetzt so schmerzhaft werden würde, hatte ich allerdings für unmöglich gehalten.

Amelías Hand loszulassen war das Schwerste, was ich seit Langem tun musste.

Denn ich ließ nicht nur eine neue Freundin los.

Sondern auch mein Volk. Meine Freunde. Meinen Titel, mein Erbe. Mein Leben. Alles.

Der Riss verschwand und ließ mich unter den Nordlichtern zurück.

Kurz schloss ich die Augen, merkte, wie mir Tränen die Wange hinunter kullerten.

»Was soll das?!«, wollte Julie verständnislos wissen. Sie trat neben mich. »Wieso bist du nicht mitgegangen?! Das war doch das Ziel!«

Darüber musste ich traurig auflachen.

»Nein, das war nicht das Ziel.« Leicht schüttelte ich den Kopf und sah meine Cousine an.

»Das Ziel war, Amelía ins Reich der Fantasie zu bringen. Nie mich.«

Fassungslos starrte die junge Frau mich an.

»Was?!« Mit einem realisierenden Ausdruck stolperte sie einen Schritt rückwärts.

»Du wolltest nie zurück?! Nein ... das ... nein ...«

Wild schüttelte sie den Kopf.

Ihren verstörten Blick nahm sie nicht von mir.

»Das kann nicht ... du bist unser Thronfolger!«

Sie riss die Hände in die Luft. »Deshalb bin ich doch hier! Um dich zurückzubringen! Aber jetzt – «

»Das erkläre ich euch alles in Ruhe«, unterbrach ich sie behutsam und deutete auf die Holzhütte.

»Am besten da drinnen bei einer Tasse Kakao.«

Ein paar Minuten später saßen wir am runden Holztisch, alle mit dampfenden Bechern vor uns, die Finn gemacht hatte.

»Ihr müsst mir jetzt aber erstmal erklären, warum ihr uns jetzt doch nicht umbringen wolltet ...? Oder so?«

Finn holte tief Luft. Ein kleines Lächeln umspielte seine Lippen. »Ja ... das war ... ein langes Gespräch.«

Julie hob eine Augenbraue. »Ein sehr langes.«

Mein Kumpel lachte auf. »Erst musste ich warten, bis das Beruhigungsmittel eingesetzt hatte und dann, bis sie wieder aufgewacht ist.«

Meine Cousine verdrehte die Augen. »Ich bin aufgewacht und war gefesselt.«

Finn schnaubte. »Ja, weil du uns umbringen wolltest!«

Ungerührt zuckte Julie mit den Schultern.

Der Polizist fuhr fort: »Auf jeden Fall habe ich ihr dann ganz in Ruhe erklärt, warum du hier bist und alles.«

Belustigt schnaubte meine Cousine.

»Irgendwann habe ich dann eingesehen, dass du doch nicht so ein Verräter bist, wie ich dachte. Na ja, oder eher ... warum du das getan hast, was du getan hast.«

Erleichtert atmete ich aus.

Finn nickte. »Und, dass es das Beste ist, uns zu helfen. Und dann ... haben wir diesen Plan geschmiedet. Dass wir zwei so tun, als hätten wir euch verraten, damit ihr zwei euch auf einander verlasst und zusammenarbeitet und so.«

»Nur für's Protokoll«, meldete sich da Julie zu Wort. »Ich wusste schon vorher, dass Zaron scheiße ist. Er ist halt nur immer noch auch mein Onkel. Aber ... ja ... unsere Freunde und das Volk ... sind wichtiger. Sie verdienen Frieden.«

Meine Schultern entspannten sich. »Genau das denke ich auch. Danke, Julie.«

Schief lächelte sie.

»Bitte. Und ... nochmal Entschuldigung, dass Amelía verletzt wurde. Ich dachte, ich ziele einfach extra daneben und dann stand sie da ...«

Leicht nickte ich. »Sie ... ich kann nicht glauben, dass ich das sage, aber ... ich bin ihr offensichtlich wichtig.«

Finn schmunzelte. »Und sie ist dir wichtig.«

Meine Cousine neigte den Kopf. »Genau das hat das Portal geöffnet.«

Ihre Augenbrauen zogen sich zusammen.

»Und jetzt hast du bitte eine ganz plausible Erklärung dafür, wieso du nicht mit Amelía durch dieses Portal gegangen bist, sonst überlege ich mir das nochmal, ob ich dich wirklich nicht umbringen will.«

Tief sog ich die Luft ein, schluckte schwer.

»Na ja ... Alamdus hat mir erklärt ... ohne eine Verbindung zum Reich der Fantasie hätte Amelía nicht zurückkehren können. Und für sie ... war ich diese Verbindung. Weil wir die Tage vor ihrer Verbannung so viel Zeit zusammen verbracht haben.«

Die beiden nickten verstehend.

»Okay ... und wo ist jetzt der Haken?«

Abwartend legte Julie den Kopf schief.

»Zu dem komme ich jetzt.«

Nochmal atmete ich tief durch. »Leider ... gibt es für jedes Portal einen Preis. Die Gegenstände, die die Fantasiewesen benutzen, funktionieren auch nur einmal, danach sind sie kaputt.«

Erkennen leuchtete in den graublauen Augen meiner Cousine auf.

»Genauso, wie unsere Portalrufer ...«

Ich nickte. »Ja ... und diesmal war der Preis ...«

Mir gelang es nicht, die Worte auszusprechen, die das Ganze so real machten.

Jeden Moment erwartete ich, dass Amelía aus dem Bad herauskam. Dass sie fort war, in einer anderen Welt, in die ich ihr nicht folgen konnte ... trieb mir Tränen in die Augen.

»Du«, wusste Finn mit belegter Stimme. »Du warst der Preis.«

Mit einem Kloß im Hals nickte ich.

»Ja ... ich ... ich musste meinen Platz in meiner Welt aufgeben, damit sie ihren wiederbekommen konnte.«

Entsetzt keuchte Julie. Sie ließ sich gegen die Stuhllehne zurückfallen.

»Du hast alles aufgegeben ... für Amelía?!«

Sofort schüttelte ich den Kopf. »Nein. Für mein Volk. Damit Amelía es retten kann. Damit nicht noch mehr sterben müssen und wir endlich Frieden haben. Deshalb.«

Einen Moment herrschte Stille am Tisch.

Der Kakao wurde langsam kühler, keiner von uns hatte bis jetzt allerdings auch nur einen Schluck genommen.

Deshalb trank ich nun. Das warme, schokoladige Getränk beruhigte ein wenig meine Nerven.

Als ich die Tasse senkte, lagen die Blicke der beiden auf mir.

Julie hatte ihre Finger in die Tischkante gekrallt.

Finn sah mich einfach nur bemitleidend an.

Er wusste, wie es war, seine Heimat zu verlieren.

»Ich dachte mir ... na ja ... da wir uns gefunden haben ... ich könnte vielleicht erstmal bei dir in der Nähe wohnen oder so?«

Die Augenbrauen meines Freundes hoben sich, während meiner Cousine der Geduldsfaden riss.

Plötzlich flog ein Dolch durch die Luft und landete neben mir in der Wand.

»Hast du sie noch alle?!«, wollte Julie aufgebracht wissen. »Jetzt gibst du einfach auf und willst uns mit Zaron allein lassen?!«

Ihre Augen leuchteten heller. Sie war kurz vorm Weinen.

»Und jetzt sag mir nicht, dass ich ja deinen Platz einnehmen könnte!«, warnte sie dunkel, als ich schon den Mund öffnete, um genau das zu sagen.

»Wir wissen alle, dass ich keine gute Königin wäre! Ich kann noch nicht mal vor einer Menschenmenge sprechen, geschweige denn, Entscheidungen treffen, die das Schicksal einer ganzen Welt bestimmen! Nein, vergiss' es! Du bleibst nur über meine Leiche hier!«

Angesichts ihrer Sorge für unser Volk und mich lächelte ich ein wenig.

»Ich bewundere deine Entschlossenheit, Julie, aber ... es gibt keinen Weg zurück. Wir – «

Meine Cousine schnitt mir das Wort ab. »Oh doch, den gibt es!«

2. Kapitel – Josh

»Du Arschloch! Warum hast du das gemacht!?«

Amüsiert schnaubte Max. »Jetzt rette ich dir schon das Leben und dafür werde ich als Arschloch betitelt?«

Trotz der ernsten Situation oder vielleicht gerade wegen ihr, weil alles so surreal wirkte, musste ich auflachen.

»Ach, das Wort aus meiner Welt kennst du also.«

Endlich schaffte ich es, Max' sein Hemd auszuziehen, damit Luft an die Wunde kam.

Wir saßen irgendwo im Waldbezirk.

Um uns herum allein bunte Bäume und Büsche.

Die Sonne schien warm auf uns herab.

Die Luft war erfüllt mit frischem Blumenduft.

Es wäre wunderschön, würde mein neu gewonnener Freund nicht gerade sterben.

Nun saß er gegen einen Baum gelehnt da. Seine Arme hingen schlaff seinen Körper hinunter.

Gehetzt schaute ich mich um, ob ich irgendetwas Hilfreiches fand, was ich als Verband oder zur Desinfektion nutzen könnte.

»Fuck! Angeblich bin ich ein Heilerschüler! Wieso weiß ich dann nicht, was ich tun soll?!«

»Schhhh ... beruhige dich«, wollte Max mich besänftigen. »Es wird alles gut. Liljana und die anderen werden gleich hier sein. Und wenn sie uns das Schloss runterteleportieren kann, dann wird mich die Königin auch zu Almadus teleportieren können.«

»Aber ...« Rastlos schoss mein Blick zu jedem großen Blatt und jeder Blume.

Irgendeine davon musste doch irgendwie helfen!

»Ich bin der Heilerschüler! Ich sollte dir helfen können!«

Auf einmal schmunzelte der Rotschopf wissend.

»Wieso bist du plötzlich so erpicht darauf, ein Heilerschüler zu sein? Du wolltest doch nichts – «

»Ja, Klugscheißer, ich wollte nichts damit zu tun haben, das weiß ich selbst! Leider hat sich ein Dummkopf dazu entschieden, sein Leben zu riskieren, um mich zu retten und jetzt haben wir den Salat!«

Schwach lachte Max. »Ein einfaches Danke würde reichen.«

Mein Blick verhärtete sich. »Ich bedanke mich erst, wenn du überlebst. Wenn du mir hier wegstirbst, bringe ich dich eigenhändig um!«

Unruhig stapfte ich auf und ab.

»Pflanzen, könnt ihr mir nicht irgendwie helfen?!«, rief ich in den Wald hinein.

»Er hat sich für mich eine Kugel eingefangen! Er ist ein Held! Er hat euren Heilerschüler ... der zugegeben ziemlich scheiße war ... gerettet. Könnt ihr mir aber jetzt helfen, ihn zu retten? Ohne ihn ...«

Ich stoppte kurz. Meine Schultern sackten ein und ich seufzte schwer.

»Ohne ihn würde ich immer noch alle hassen und mit all dem nichts zu tun haben wollen. Das ... ist jetzt vorbei. Und ... und er ist wirklich auf unserer Seite! Er will Zaron genauso – nein, noch mehr aufhalten, als wir! Also bitte ... helft mir! Er hat es verdient!«

Einen Moment sah ich mich gespannt um, lauschte angestrengt.

Nichts regte sich im Unterholz oder in den Baumkronen.

»Fuck!«

Verzweifelt fuhr ich herum.

Und erkannte, dass sich eine Wurzel an Max' Bein gelegt hatte.

Erleichterung überschwemmte mich.

Sofort hockte ich mich zu meinem Freund.

»Dein Bein ... was ist mit seinem Bein? Wie hilft mir das?!«

Die Wurzel bewegte sich nicht.

Also tastete ich meine Hose ab, die ich ihm ja gegeben hatte, bis ich an der Hosentasche ankam.

Auf einen Schlag traf mich die Erkenntnis.

»Das Wasser!« Eilig kramte ich die Feldflasche mit dem Teichwasser aus der Hosentasche.

»Was für ein ... Wasser?«, wollte mein verwundeter Freund mit schwacher Stimme wissen.

Scheiße ...er wird schwächer!

»Das ist Wasser aus dem Teich, in dem Halia und ich gebadet haben! Von dem ich dir erzählt habe! Ich wollte es trinken, um zu gucken, was es bewirkt, kam aber nie dazu! Jetzt gebe ich es dir ... verdammt, sollst du es trinken oder schütte ich es auf die Wunde?«

Hilfesuchend sah ich die Wurzel an.

Die schüttelte sich und zeigte auf Max' Rücken.

»Draufkippen, okay! Danke ... danke!«

Sogleich lehnte ich meinen Kumpel nach vorne und stützte ihn, damit er nicht umkippte und ich an die Wunde herankam.

»Okay ... ich habe keine Ahnung, was gleich passiert, aber es kann nur besser werden ... hoffentlich.«

Damit kippte ich einen Teil des Wassers auf die blutige Stelle an seinem Schulterblatt.

Max zuckte zusammen und zischte, als die Flüssigkeit seine Verletzung berührte.

»Arrggh ... das brennt!«

Ich selbst verzog das Gesicht, da ich mir vorstellen konnte, wie Max sich fühlte.

»Ich weiß ... das geht bestimmt gleich weg.«

Die Tropfen zogen schnell in seine Haut ein.

Zur Sicherheit behielt ich ein wenig vom Wasser.

»Spürst du schon irgendwas?«, fragte ich, als ich ihn wieder an den Stamm lehnte.

Der Verletzte schluckte schwer, atmete tief durch.

Dann zog er die Augenbrauen zusammen.

»Hmm ... ich spüre keinen Schmerz mehr.«

Erleichterung, wie Sorge kämpften daraufhin in mir miteinander.

»Okay ... das ist ... gut. Das Wasser wirkt betäubend. Super!«

Es hält ihn aber nicht davon ab, an der Wunde zu sterben!

Nervös zupften meine Finger an dem Beutel in meiner Hand.

Fieberhaft überlegte ich, was ich sonst tun konnte, um ihm zu helfen.

Es gibt keine Austrittswunde. Das heißt, die Kugel ist noch in seinem Körper ... irgendwie muss die da raus!

Mir wurde übel, während ich mir vorstellte, das Metallstück aus seiner Schulter pulen zu müssen.

Bevor mich der Gedanke zum Würgen bringen konnte, hörten wir schnelle Schritte näherkommen.

Erschrocken fuhr ich herum und betete, dass uns kein Logiker-Trupp gefunden hatte.

Als Storm aus den Büschen gesprungen kam, wurde mir schwindelig vor Erleichterung.

Kurz stützte ich mich am Stamm des Baumes, an dem Max lehnte.

»Ich war noch nie so froh, dich zu sehen, Storm«, lächelte der Rothaarige schwach, was meinen Magen dazu brachte, sich zusammenzuziehen.

Er hat ihn noch nie mit seinem Namen angesprochen ...es muss ihm echt scheiße gehen!

Das dachte anscheinend auch Storm, denn er kam mit sorgenvoller Miene näher.

»Und ich bin so froh, euch zwei gefunden zu haben.«

Kurz schnupperte er an Max' Oberkörper, der leise auflachte und seine Schnauze kraftlos wegdrückte.

»Lass das, Fellknäul.«

Bei diesen Worten verschwand die Falte zwischen seiner Stirn und das Raubtier wandte sich an mich.

»Wenn er sich noch Spitznamen für mich ausdenken kann, haben wir noch eine Chance.«

Erleichtert atmete ich aus.

»Wo sind die anderen? Ich dachte, wir würden an den gleichen Ort teleportiert werden! Max braucht sofort Hilfe ...«

Storm nickte. »Ja, das war auch eigentlich der Plan. Aber Liljana fehlte die Kraft. Keine Sorge, die anderen sind nicht weit weg. Und wenn wir erstmal bei ihnen sind, kann die Königin euch zu Almadus bringen. Faith hilft ihr gerade, sich zu stärken.«

Meine Beine zitterten vor Erleichterung.

Der Wolf sah Max an, dessen Lider zu flattern begannen.

»Hey, Flammenkopf!« Er stupste ihn mit der Schnauze an, woraufhin der Verletzte zusammenzuckte und die Augen aufriss.

Blinzelnd schaute er das Tier an.

»Wir werden dich jetzt zu den anderen bringen. Nicht erschrecken.«

Ein großer Tropfen löste sich von den vielen, die Storm um den Körper schwebten und legte sich sanft auf Max' Wunde.

»Hilf ihm, sich aufzurichten, dann kann ich ihn tragen«, wies Storm mich an.

Sofort war ich bei Max. »Komm schon, Kumpel. Wir schaffen das. Du musst nur kurz aufstehen.«

Inzwischen schien der Rotschopf kaum mitzubekommen, was geschah.

Abwesend sah er mich an, nickte dann aber.

Mühsam hievte ich ihn allein auf die Füße, von ihm konnte ich so gut wie keine Hilfe erwarten.

»Urgh, du bist schwerer, als du aussiehst!«, beschwerte ich mich auflachend, um ihn wach zu halten.

Das entlockte ihm ein schwaches Lächeln.

Allerdings sagte er nichts.

Ein Knoten bildete sich in meinem Magen, als ich seinen schlaffen Körper auf Storm zog, der sich hingelegt hatte, um es mir leichter zu machen.

Er wirkt so schwach ...

Als Max halbwegs stabil auf seinem breiten Rücken lag, erhob sich der Wolf.

Vorsichtig ging Storm los, während ich meinen Blick nicht von dem Rotschopf nahm, um ihm sofort helfen zu können, falls er abrutschen sollte.

Er schafft es. Er muss es einfach schaffen!

»Er wird es schaffen, Josh«, beruhigte das Raubtier mich, als es meinen Gesichtsausdruck sah.

Schwer seufzte ich. »Ich hoffe es. Ich habe ihm das Teichwasser auf die Wunde gekippt, aber ... ich weiß nicht, ob das so viel gebracht hat.«

Storms blaue Augen weiteten sich. »Das war sehr gut! Das Wasser betäubt, reinigt und heilt. Wenn die Kugel keine lebenswichtigen Organe getroffen hat, wird er dank des Wassers überleben!«

Auch er klang erleichtert, das sagen zu können.

Wir gingen ein Stück und kamen an einer Lichtung an.

Einer großen Lichtung mit einer kreisrunden Schlucht, einem gigantischen Baum und einem Zeltlager.

»Wir sind hier ...?«

Irgendwie boxte mir Enttäuschung in den Magen, wieder am Anfang meiner Reise zu sein.

Hier hatte alles angefangen.

Doch jetzt, als ich die verlassenen Zelte sah, die Wasserfalle, die die Baumkrone hinunterstürzten ... da wandelte sich die Enttäuschung in Stolz.

Obwohl ich die meiste Zeit meiner Reise mit Nörgeln und Meckern verbracht hatte ... hatten mir meine Freunde geholfen, mich meinem Trauma und meinen Gefühlen zu stellen.

»Danke«, sagte ich, während wir durch das verlassene Zeltlager tapsten.

»Für was?«, fragte Storm ehrlich verwirrt.

»Für deine Hilfe. Ohne Max und dich wäre ich nie über meinen Schatten gesprungen und hätte mich mit Halia vertragen. Ich wäre immer noch ein Arschloch zu ihr und zu euch.«

Der Wolf schmunzelte.

»Bitte. Wir hatten wirklich keine Lust mehr auf das Drama zwischen euch.«

Ich lachte auf. »Ja, kann ich verstehen.«

»Josh!«

Wenn man vom Teufel sprach. Halia erschien zwischen zwei Zelten und rannte auf uns zu.

Liljana, Faith und die Jungs folgten ihr langsamer.

Überschwänglich fiel sie mir um den Hals, sodass ich einen Schritt nach hinten machen musste, um ihre Wucht abzufangen.

»Hey, wow ... alles gut. Mir geht's gut.«

Schnell löste sich die Soldatin wieder von mir.

Ihre dunkelgrünen Augen strahlten. Sie grinste übers ganze Gesicht.

Erstaunt hoben sich meine Augenbrauen.

So begeistert habe ich sie noch nie gesehen.

»Wir haben es geschafft!«, freute sie sich und sprang einmal kurz in die Luft.

»Wir haben unsere Mission erfüllt! Und niemand ist verletzt oder getötet worden! Endlich wieder etwas Positives!«

Es tat fast weh, die Begeisterung aus ihrem Gesicht schwinden zu sehen, als sie Max auf Storms Rücken bemerkte.

Erschrocken riss sie die Augen auf. »Ist er ...?«

»Nein!«, rief ich etwas zu laut aus. »Nein, er ist nicht tot. Nur ... verletzt.«

Erleichtert atmete die Generalin aus.

»Gut, dann haben wir noch eine Chance. Wir müssen ihn sofort zu Almadus bringen.«

Auf dem Absatz machte sie kehrt und eilte zu Liljana.

Leo, Timon, Kenneth und Nils näherten sich mit besorgten Mienen ihrem Freund.

Der Blonde hatte Tränen in den Augen. »Ist er ...«

Nochmals rief ich sofort aus: »Nein! Er ist nicht tot! Er ist verletzt. Eine Kugel hat ihn am Schulterblatt erwischt.«

»Am Schulterblatt?!« Timons Augen weiteten sich in Horror.

»Welches Schulterblatt? Wenn die Kugel nahe seines Herzens eingeschlagen ist, dann ...«

Sogleich beruhigte ich ihn: »Nein. Andere Seite. Anderes Schulterblatt. Sie kann nicht in der Nähe seines Herzens sein und auch nicht seiner Lunge, sonst wäre er schon lange tot ... oder?«

Storm nickte, woraufhin Timon aufatmete.

Kenneth schaute lächelnd in die Runde. »Das sind doch gute Neuigkeiten! Almadus kriegt ihn wieder hin! Wenn das einer kann, dann doch ein Zauberer!«

Er klopfte sowohl Leo als auch Timon aufmunternd auf die Rücken.

Die sahen schon viel erleichterter aus.

»Wenn es jemand schafft, dann Max«, nickte Nils ebenfalls.

Liljana kam mit Faith und Halia angelaufen.

»Leg' ihn bitte ab«, bat uns die Königin, woraufhin Storm sich hinlegte und ich Max behutsam von seinem Rücken auf das Gras zog.

Die blonde Dame hatte zerzaustes, verknotetes Haar.

Ihr grünes Kleid war dreckig und gerissen.

Ihr Gesicht noch ganz weiß und ihre Augen blutunterlaufen.

Sie sah schrecklich aus.

Zweifel und Angst kochten in mir hoch.

Was, wenn sie zu schwach ist, um Max zu teleportieren?

Ich wich nicht von der Seite meines neuen Freundes, während die Königin ihn eilig untersuchte.

»Er hat eine Chance, wenn wir ihn jetzt schnell zu Almadus teleportieren«, meinte auch sie.

Erleichtert sackten meine angespannten Muskeln ein.

»Na dann, worauf warten wir?«

Die Königin schaute mich mitfühlend an.

»Ich habe nicht genug Kraft, um mehrere zu teleportieren. Und wir haben großes Glück, dass ein Eingang in der Nähe ist. Selbst in Besitz meiner vollen Kräfte könnte ich ihn nicht über das halbe Reich teleportieren ... Er muss alleine zu ihm.«

Entschuldigend sah sie in die Runde.

»Solange er dadurch gerettet wird, ist das kein Problem!«, meinte Leo schnell, der mit seinen Freunden weiterhin um uns herum stand.

Die Königin nickte dem Blonden zu.

»Na gut. Wir werden nach kommen und – «

»Wir sind wieder da!« Ein Jubeln ließ uns alle zusammenzucken.

Eine Gänsehaut breitete sich auf meinen Armen aus.

Diese Stimme hätte ich überall erkannt.

Sofort sprang ich auf und rannte mit rasendem Herzen um ein Zelt herum – und da stand sie: Amelía.

Überwältigt lachte ich auf.

Sie sah über die Schulter, aber als sie mein Lachen hörte, schnellte ihr Blick zu mir.

»Amelía!« Meine Stimme zitterte vor Begeisterung sowie tiefster Erleichterung.

»Du bist wieder da! Ihr habt es geschafft! «

Ich begriff noch gar nicht richtig, was das bedeutete, da bemerkte ich etwas anderes.

Ihren Blick. Sie lief nicht freudestrahlend auf mich zu.

Sie lächelte noch nicht mal.

Ihre Miene zeigte Entsetzen und Furcht, gänzlich im Kontrast zu ihrem Jubelruf.

Dann brach sie auf die Knie.

Sofort hastete ich zu ihr und fing sie auf, kurz bevor ihr Oberkörper auf dem Gras aufschlug.

»Was ... was ist los?!«, während ich sie verstört fragte, sah ich es. Das Messer, das ihr im Bauch steckte.

Eine Welle der Panik brach über mich hinweg.

Mir wurde schwindelig.

Schrill brüllte ich: »Hilfe! Hilfe! Es ist Amelía! Sie ist verletzt!«

Die Gruppe kam angerannt.

»Amelía!«

Liljana und Faith riefen ihren Namen und waren die Ersten bei ihr.

»Sie hat ein Messer im Bauch! Wir müssen sofort etwas tun!«

Mein Atem beschleunigte sich.

»Wir müssen ihr helfen! Wir müssen ...«

Zwei Hände griffen mich an den Schultern und zogen mich sanft von ihr fort

Ich ließ mich wegziehen, während Liljana sie in den Armen hielt und Faith sie beschnupperte.

Ihre Augen waren geschlossen.

»Fuck! Fuck, fuck, fuck! Was ist mit ihr passiert?! Und wo ist Alec?! Er sollte sie doch zurückbringen!«

Die Hände drehten mich um, woraufhin ich in Halias dunkelgrüne Augen sah, die entschlossen leuchteten.

»Josh, ganz ruhig! Beruhige dich!«

Mein Atem beruhigte sich nicht.

»Wie soll ich mich beruhigen?! Erst stirbt fast Max und jetzt stirbt vielleicht Amelía!«

Die Generalin packte mich fest an den Schultern.

»Nein! Nein, nein! Niemand von den beiden wird sterben! Das verspreche ich dir!«

Wild schüttelte ich den Kopf, während Tränen in meinen Augen aufstiegen.

»Das weißt du nicht ... sie könnten ... sie könnten ...«

»Josh!« Storm stand plötzlich neben mir.

»Max und Amelía werden zu Almadus teleportiert!«

Fast hyperventilierte ich. »Aber Liljana kann nur einen teleportieren!«

Die Realisierung, einen verlieren zu müssen, traf mich wie ein Lastwagen.

»Und deshalb werden wir Max so schnell wie möglich selbst zu Almadus bringen.«

Da fiel mir erst auf, dass der Rotschopf schon wieder auf dem Rücken des weißen Wolfes lag.

»Schaffen wir es rechtzeitig?«, wollte ich zitternd wissen.

Der Rüde blickte mich mit seinen blauen Augen dunkel an.

»Es gibt nur einen Weg, das herauszufinden.«

Ich verlor keine Zeit. Ich hatte keine Wahl.

Eilig löste ich mich aus Halias Griff.

Mein Körper handelte, ohne, dass mein Gehirn richtig mit kam. Alles ging so schnell.

Storm legte sich sofort ab, sodass ich auf seinen Rücken, hinter Max, Platz nehmen konnte.

Eine Hand platzierte ich schützend auf dessen Schulter, während ich mich mit der anderen an Storms Fell festhielt.

»Los, Storm. Kannst du schneller laufen, als Liljana teleportieren kann?«

Der Wolf lachte auf. »Vielleicht genauso schnell. Finden wir es heraus.«

»Wir treffen uns bei Almadus!«, rief Halia mir hinterher, als Storm lossprang.

Er raste durch den Wald, sprang leichtfüßig über jeden Busch.

Ich musste mich über Max beugen und mich gut festhalten, um nicht von ihm hinuntergeschleudert zu werden.

Der Wald verschwamm, so schnell sausten wir durch das Unterholz.

Der Wind peitschte mir entgegen, so stark, dass meine Augen tränten.

Ich hoffte nur, dass wir rechtzeitig ankamen.

Einige Stunde später saß ich zwischen den Betten von Amelía und Max auf einem Wurzelstuhl.

Ich hielt eine Hand von jedem von ihnen und drückte sie fest.

Wir waren kurz nach Amelía am Tunneleingang angekommen.

Dort hatten uns Beschützerinnen der Krone geholfen, Max zu Almadus zu bringen.

Ich hatte gehofft, womöglich auch die Heiler der anderen Bezirke hier anzutreffen, doch leider hatten diese in ihren eigenen Reichen genug zu tun.

Hier unten war es wie in einem erdigen Bunker.

Aber meine Sorge um die zwei trieb meine Angst vor einer Höhle in weite Feme.

Almadus hatte schon den Dolch aus Amelías Bauch entfernt, als wir mit Max hereinplatzten.

Sofort hatte ich dem Heiler helfen müssen, die Blutung bei meiner Freundin zu stoppen, woraufhin er mich damit betraut hatte, ihr einen Verband anzulegen, während er sich um den Rotschopf kümmerte.

Bei ihm konnte ich ihm nicht helfen.

Denn Max musste richtig operiert werden. Und das konnte ich mir nicht ansehen.

Angespannt wartete ich im Krankenzimmer mit einer bewusstlosen Amelía auf Nachrichten über den Rotschopf.

Erst vor wenigen Minuten war er von Almadus in den kleinen Raum geschwebt worden.

Zu hören, dass Max durchkommen würde, trieb mir Tränen in die Augen. Tränen der Freude und Erleichterung.

Denn ich hätte es mir nicht verzeihen können, wäre er wegen mir gestorben.

Weil er mich, das Arschloch, hatte beschützen wollen.

Jetzt saß ich also zwischen den beiden Bewusstlosen und drückte ihre Hände.

Almadus und Storm kümmerten sich um die restlichen Bewohner der Tunnel, wobei der Wolf wahrscheinlich allen von unserem Abenteuer erzählte.

Indessen hing ich meinen Gedanken nach.

Amelía ist wieder da ... sie ist wieder da! Das heißt ... ich kann endlich nach Hause.

Doch anders als erwartet, setzte die Begeisterung über diesen Fakt nicht ein.

Fast war ich überrascht. Aber nur fast.

Denn jetzt, wo Max wegen mir in diesem Krankenbett lag; wo Halia und ich uns ausgesprochen und ich mich meinem Trauma gestellt hatte ... konnte ich mir nicht vorstellen, in meine Welt zurückzukehren, ohne zu wissen, wie das hier alles ausgehen würde.

Ich wollte weder den Rotschopf noch die Generalin oder Storm verlassen.

Es dauert ja sowieso nicht mehr lange. Jetzt müssen wir nur unsere Erinnerungen wiederbekommen und dann kann Amelía die Logiker verbannen. Ich frage mich nur ...wo ist Alec?

Sorge mischte sich zu meinem Gefühlschaos, aus Angst, Erleichterung und Nervosität.

Er wollte sie zurückbringen, aber jetzt ist er nicht da ...

Auch deshalb wollte ich bleiben. Um zu wissen, was mit dem Mann geschehen war, der mich ebenfalls gerettet hatte.

Shit. So viele hier haben mir das Leben gerettet und ich wollte immer nur nach Hause. Tja ... ich bin halt feige. Doch kein Abenteurer, wie ich ganz am Anfang dachte.

Durchatmend lehnte ich mich gegen die harte Stuhllehne.

Ich kann ihnen helfen. Ich kann mich revanchieren. Irgendwie.

Schwer schluckte ich.

Ohne mich direkt in Lebensgefahr bringen zu müssen ... hoffentlich. Aber ... wie rettet man einem sonst das Leben?

Stundenlang saß ich auf diesem Stuhl und nicht einmal ließ ich eine Hand der beiden los.

Zwischendurch wusste ich nicht, ob Stunden oder Minuten vergangen waren, während ich einen Punkt an der Wand anstarrte, ohne wirklich irgendetwas zu sehen.

Ich hatte viel Zeit zum Nachdenken.

Über alles.

Von meinem bescheuerten Verhalten, über die Geduld von Halia, Max und Storm, bis hin zu meinem Trauma.

Hoffentlich verhungert Anton in diesem Kasten! Oder die Pferde haben ihn allein zum Eisgefängnis gebracht.

Enttäuschung machte sich in mir breit, als mir klar wurde, dass ich nicht an der Ausführung seiner Strafe anwesend sein würde.

Mein Blick schweifte von Max zu Amelía und wieder zurück.

Auf keinen Fall lasse ich euch alleine!

Plötzlich klopfte es an der Tür.

Erschrocken sprang ich auf.

Als mein Blick zum Eingang schnellte, beruhigte ich mich jedoch sofort wieder.

Halia betrat zögerlich den Raum.

Ihre langen, braunen Haare hatte sie zu einem unordentlichen Knoten zusammengebunden.

Ihre weiße Bluse war verschwitzt und auf ihrer Stirn glänzten Schweißperlen.

»Hey«, flüsterte sie nur und blieb an Amelías Bett stehen.

Sie wich meinem Blick aus.

Ich setzte mich und griff wieder sowohl nach Max' als auch Amelías Hand.

»Ihr seid da ... seit wann? Wie lange sitze ich hier schon?«

Mein Zeitgefühl hatte ich in diesem Tunnel komplett verloren.

Halia fasste sich mit der Handfläche an den Kopf und verzog das Gesicht, als hätte sie Kopfschmerzen.

»Seit einer Stunde ungefähr. Wir haben uns noch um andere gekümmert. Almadus hat erzählt, dass du jetzt schon fünf Stunden hier drinnen bist.«

Überrascht hoben sich meine Augenbrauen.

Mit ihren Worten bemerkte ich, wie müde ich war.

Meine Augenlider wurden schwer, ausgiebig gähnte und streckte ich mich, so gut ich konnte, mit zwei Händen in meinen.

Halia ließ sich auf Amelías anderer Seite nieder.

Ihr Blick ruhte auf ihr.

Sie hatte mich noch nicht angesehen, seit sie den Raum betreten hatte.

Eigentlich hätte ich gedacht, sie würde sich über die Rückkehr ihrer Prinzessin freuen.

Immerhin bedeutete ihr Auftauchen, dass der Krieg bald vorüber sein würde.

Dass Frieden einkehren würde.

Gerade holte ich Luft, um sie zu fragen, was los war, da kam sie mir, ohne aufzublicken, zuvor: »Wie geht es dir?«

Sie klang betrübt

Sofort wollte ich antworten, dass es mir gut ginge, aber ich stoppte mich.

Unser Gespräch in Almadus Baum kam mir in den Sinn.

Deshalb sagte ich ihr die Wahrheit. »Nicht gut.«

Überrascht sah Halia auf. Jetzt begegneten sich unsere Blicke.

Hastig blinzelte sie.

»Ahm ... äh ... was? Wieso? Du ... Amelía ist doch wieder da ...«

»Genau«, seufzte ich. »Deshalb solltest du auch glücklich sein. Bist du aber ebenso wenig.«

Sofort schüttelte sie den Kopf. »Um mich geht es doch gar nicht. Du ... du hast es geschafft. Du kannst ... nach Hause gehen.«

Ihre Stimme zitterte.

Schwer schluckte sie.

Einen Moment blieb ich still und sah sie nur an.

Ich versuchte, ihr mit meinem Blick zu vermitteln, dass das nicht mehr mein Plan war.

Leider wurde ihr Gesichtsausdruck nur ratloser.

Schwer stieß ich die Luft aus.

»Ich ...«

Ich konnte kaum glauben, dass ich die Worte aussprach, nachdem ich so verbissen gewesen war, nach Hause zu kommen.

»Ich werde nicht in die Menschenebene gehen. Noch nicht. Erst ... möchte ich euch helfen.«

Ungläubig riss sie die Augen auf. Sie starrte mich an, als wäre mir ein zweiter Kopf gewachsen.

»Äh ... wirklich? Das ... das meinst du ernst? Du bleibst?«

Ich nickte. »Ja ... ich kann jetzt nicht gehen. Nicht jetzt, wo ihr alle eure Leben für mich aufs Spiel gesetzt habt und ich erkannt habe, was für ein Arschloch ich wirklich war.«

Ganz langsam zog ein Lächeln Halias Lippen auseinander.

Ungläubig und erleichtert lachte sie auf.

»Das ist schön ... ich hätte nicht gedacht ... ich dachte ...«

Sanft lächelte ich sie an. »Ich weiß. Während wir darauf warten, dass die zwei aufwachen ... was ist das Erste, was du tust, wenn der Krieg vorbei ist?«

Wieder lachte Halia auf. Ihre Augen leuchteten erleichtert und froh. »Vor Freude weinen. Und vor Trauer, weil so viele sterben mussten. Einfach weinen, bis alles raus ist.«

Verstehend neigte ich den Kopf.

»Und ... danach?«

»Danach ...«

Halia überlegte einen Moment, bevor sie mit den Schultern zuckte.

»Das weiß ich wohl erst, wenn es soweit ist.«

»Und was ... was gibt es sonst noch zu erzählen ... über dich? Was bist du für eine Person?«

Ein wenig irritiert blinzelte Halia. »Du ... du willst, dass ich über mich erzähle?«

Wieder nickte ich. »Ja, über dich. Nicht über die Generalin. Über Halia. Wer du bist, damit ich dich ... besser kennenlernen kann.«

Und so ... quatschten wir.

3. Kapitel – Amelía

Auf einmal spürte ich etwas Weiches unter meinem Körper.

Im ersten Augenblick dachte ich, zurück in meinem Zimmer zu sein, und wartete darauf, dass der Wecker klingelte, um mich zur Schule zu schicken.

»Hey, ich glaube, sie wacht auf!«

Diese Stimme brachte die Erinnerung mit einem Schlag zurück.

Sofort riss ich die Augen auf.

»Alec!«

Ich klang rau. Mein Mund fühlte sich staubtrocken an.

Über mir sah ich eine hellbraune Decke und die Gesichter von Josh und Halia.

»Amelía!« Mein Freund klang so erleichtert.

Durch meinen Kopf rasten die letzten Momente, an die ich mich erinnern konnte.

Alec hätte bei mir sein sollen ... war er aber nicht.

Mir wurde übel. »Wo ist Alec?!«

Ich wollte mich aufsetzen, doch sofort zuckte mir der Schmerz in den Magen, sodass ich zusammenzuckte.

»Ganz langsam«, wies Halia strahlend an. »Ich hole Liljana!«

Voller Energie eilte sie aus meinem Blickfeld.

Josh schaute mich so erleichtert an, als wäre ich von den Toten auferstanden.

Im ersten Moment fühlte es sich so seltsam an, ihn wiederzusehen. Als wäre er aus einem anderen Leben, obwohl wir nur ein paar Wochen getrennt gewesen waren.

Seine Verletzungen sahen so viel besser aus, was mich im zweiten Moment total erleichterte.

Im Dritten erinnerte ich mich daran, was ich ihm zuletzt gesagt hatte und mir wurde schlecht.

Shit! Ich habe ihm gesagt, dass ich in ihn verliebt bin!

Seltsamerweise fühlte ich jetzt keine Schmetterlinge mehr in meinem Bauch flattern.

Ich war einfach nur erleichtert, ihn gesünder zu sehen.

Trotzdem galt meine Priorität Alec.

»Wo ist Alec?«, fragte ich wieder.

Josh schaute mich sorgenvoll an. »Ich ... ich dachte, das könntest du uns sagen.«

Ein Stein der Sorge legte sich schwer in meinen Magen.

»Fuck! Irgendwas ist schief gegangen! Wir wollten gemeinsam durch den Riss, aber als ich hier war, war er einfach weg!«

Josh zog die Augenbrauen zusammen.

»Scheiße ... aber ... wie wurdest du überhaupt verletzt? Wer hat dir das angetan?«

»Julie, aber ... das ist eine lange Geschichte ...«

Der Gesichtsausdruck des Schwarzhaarigen fiel aus allen Wolken.

»Julie?!« Geschockt hauchte er den Namen von Alecs Cousine.

Erschrocken zog ich jetzt meine Stirn in Falten.

»Warte ... woher kennst du ihren Namen?!«

Josh öffnete den Mund, aber es kamen keine Worte heraus.

Sprachlos schloss er ihn wieder, blinzelte und versuchte es nochmal: »Ich ... wir ... sie war – «

»Julie war das?!«

Die fremde Männerstimme ließ mich zusammenfahren.

Mein Blick schnellte an Josh vorbei, hinter ihn.

Er schweifte über einen bewusstlosen Rotschopf, zum Eingang des Zimmers.

Dort standen vier junge Männer und starrten mich mit großen Augen an.

Verstört blinzelte ich sie an.

Sie trugen die typische Kleidung der Fantasiewesen.

Braune Leinenhosen und weiße Hemden.

Warum kannten sie Julie? Waren sie etwa ...?

Scharf sog ich die Luft ein, als ich den blonden, schlanken Typ und den großen Kerl mit den breiten Schultern erkannte.

Eine Gänsehaut breitete sich auf meinem Körper aus, die mich erzittern ließ.

Die waren am Strand mit Alec!

Der Blonde trat näher. »Julie hat dir das angetan?«

Sein Blick brannte sich besorgt in meinen.

Ich konnte nur schockiert zurückstarren.

Warum waren sie hier?!

Mein Verstand beruhigte allerdings schnell mein rasendes Herz.

Wenn Alec sich geändert hat, dann sie auch. Sonst wären sie nicht hier!

Trotzdem sah ich meinen Freund wieder an und bemerkte zur Sicherheit: »Josh ... ihr wisst, dass das Logiker sind?«

Er lachte auf. »Ja. Es sind Alecs Freunde.«

Josh wandte sich den Neuankömmlingen zu, die jetzt alle vor meinem Bett standen und stellte sie mir der Reihe nach vor: »Das sind Leo, Timon, Kenneth und Nils.«

Die Jungs lächelten mich vorsichtig an, Leo winkte kurz.

»Es tut uns leid, wie wir uns am Strand verhalten haben«, entschuldigte sich Kenneth mit einem schiefen Lächeln.

»Ja«, nickte Leo schnell. »Wir dachten, wir tun das Richtige.«

Er schüttelte den Kopf. »Es war das Falsche.«

Überrumpelt blinzelte ich die Jungs an.

Wie krass. Erst will sich der Prinz mit mir anfreunden und jetzt sind seine Freunde auch auf unserer Seite!

Und da erinnerte ich mich wieder an Alec.

»Alec dachte, er verrät euch, wenn er mir hilft. Er dachte, ihr würdet ihn hassen.«

Sofort schüttelte der Einarmige den Kopf.

»Nein! Das würden wir nie! Wir haben gemerkt, dass Alec genug hatte.«

»Max hat es zuerst ausgesprochen«, eröffnete Nils und nickte zu dem bewusstlosen Jungen im Nachbarbett.

»Wir wollten Alec suchen, ihm helfen und haben Josh und Halia gefunden. Sie haben uns gesagt, dass Alec schon bei dir in der Menschenwelt war.«

Leicht nickte ich. »Ja, da war er ... aber ich habe keine Ahnung, wo er jetzt ist.«

Bevor einer antworten konnte, platzte es aus Josh heraus: »Können wir nochmal auf deine Wunde zurückkommen? Das war Julie?!«

Mit einer bösen Vorahnung zog ich die Augenbrauen zusammen.

»Warum klingst du so, als würdest du sie echt kennen?«

»Weil ich sie kenne! «, kam es wie aus der Pistole geschossen.

Sofort korrigierte er sich: »Ich meine ... ich habe einmal kurz mit ihr gesprochen.«

Meine Augen wurden groß. »Du hast mit Julie geredet?!«

Wie konnte dieser Junge mit Alecs Cousine geredet haben?

Josh schien etwas realisiert zu haben, denn sein Gesichtsausdruck wandelte sich in Schock.

»Oh Gott ... es tut mir so leid ... es tut mir so leid!«

Mein Magen drehte sich um. »Was tut dir leid, Josh?«

Der starrte mich geschockt an.

»Julie war bei Almadus' Baum! Ich wusste nicht, wer sie war! Ich dachte, sie wäre ein Flüchtling! Sie hat mich über Alec ausgefragt und ich habe ihr alles erzählt! Dadurch wusste sie, wo ihr seid ... oh Gott und jetzt ... jetzt hat sie dich verletzt! Du wärst fast gestorben!«

Einen Augenblick blinzelte ich sprachlos.

Dann schossen all die Momente mit Julie durch meinen Kopf.

Wäre Josh nicht gewesen ...

Rasch spürte ich einen Stich in meiner Brust, doch kurz darauf vervollständigte ich meinen Gedanken: ... dann hätte Julie es anders herausgefunden!

»Es ist nicht deine Schuld, Josh. Wirklich nicht. Sie hätte es sowieso herausgefunden. Außerdem ... sie ist nicht mehr böse - glaub' ich. So habe ich das jetzt verstanden. Es war ein wenig seltsam ...«

Ich erzählte ihnen von meinen Begegnungen mit Julie und auch, wie ich mir das Messer eingefangen hatte.

»Aber genau dadurch hat sich der Riss geöffnet. Und ... ich lebe noch und werde wieder gesund.«

»Ja, dank Almadus«, lächelte Timon erleichtert.

Bei der Erwähnung des Heilers wurde mir erst so richtig klar, wo ich war.

Ich war zurück.

Im Reich der Fantasie.

Überwältig, begann ich, zu lachen.

Ich bin wirklich wieder hier! Ich hab’s geschafft! Dank Alec!

Und sofort boxte mir die Sorge erneut in den Magen.

Es war eine Achterbahnfahrt aus Freude, Aufregung und Sorge.

»Ich bin wieder hier ... das habe ich allein Alec zu verdanken. Wir müssen ihn finden!«

Schnelle Schritte erklangen im Gang.

Halia, Liljana, Faith, Almadus und ein großer, weißer Wolf mit silbernen ... Tattoos auf seinem Gesicht betraten den Raum.

Dem fremden Wolf waberte Wasser um den Körper.

Wow ... das ist cool.

»Amelía!« Die Königin eilte mit einem erleichterten Lächeln an mein Bett.

Faith folgte ihr mit einem begeisterten Gesichtsausdruck. »Du bist wach!«

Jetzt war der Raum ganz schön voll.

Ein Grinsen breitete sich auf meinen Lippen aus, als ich all die bekannten Gesichter sah, von denen ich dachte, sie nie wiederzusehen.

»Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie froh ich bin, euch wiederzusehen!«

Liljana lachte entlastet.

»Genauso sehr, wie wir uns freuen! Wie geht es dir?«

»Bedenkt man die Umstände, dass ich ein Messer im Bauch hatte ... großartig!«

Mein Blick schoss zu dem alten Heiler. »Danke, Almadus!«

Der verbeugte sich mit einem breiten, herzlichen Lächeln. »Ich bin froh, euch alle wiederzuhaben.«

Da erinnerte ich mich erst wieder daran, wo Liljana und Faith gewesen waren, als ich die Welt verlassen hatte.

»Und ihr! Wie habt ihr es aus dem Schloss geschafft?«

Faith grinste. »Das haben wir denen da zu verdanken.«

Sie nickte den Logikern zu. »Sie haben Josh und Halia geholfen, uns zu befreien.«

»Dabei wurde Max angeschossen«, erklärte Leo mit einem sorgenvollen Blick auf den bewusstlosen Rotschopf.

Schwer seufzte Josh. »Das war auch meine Schuld«, eröffnete er kleinlaut. »Er hat mich vor einer Kugel beschützt.«

Meine Augenbrauen hoben sich und ich sah zu dem Verletzten.

»Wow ... dann ... habe ich ja Einiges verpasst.«

Halia lachte auf. »Das kannst du laut sagen. Aber ... jetzt bist du wieder da. Das heißt ... der Krieg ist bald vorbei.«

Ihre Stimme bebte vor Emotionen.

Ich nickte.

Sobald ich meine Erinnerungen wieder hatte, konnten wir die Logiker verbannen.

»Ja ... aber davor müssen wir herausfinden, was mit Alec passiert ist.«

Die Logiker warfen sich beunruhigte Blicke zu.

Timon fragte: »Was genau meinst du damit?«

»Wir wollten zusammen durch den Riss. Aber er war nicht da, als ich mich umgedreht habe. Ihm könnte wer weiß was passiert sein!«

Daraufhin wurden Alecs Freunde unruhig.

Bevor aber einer etwas sagen konnte, räusperte sich Almadus auffällig.

Mein Blick schnellte zu ihm.

»Was weißt du?«, fragte ich sofort aufgeregt.

Der Heiler trat vor und setzte sich auf meine Bettkante.

Alle Augen waren nun gespannt auf ihn gerichtet, während er nur mich mit seinen gelben Eulenaugen anschaute.

»Es gibt einen Grund, warum er nicht mitkommen konnte.«

Er machte eine Pause.

Sofort wollte ich ungeduldig wissen: »Welchen Grund? Wo ist er? Geht es ihm gut?«

Almadus nickte. »Er ist in der Menschenwelt und ihm geht es gut.«

Tief sog der Heiler die Luft ein.

»Bevor er zu dir gekommen ist ... habe ich ihn darüber aufgeklärt, was passieren muss, damit du zurückkommen kannst.«

Ich nickte. »Ja, ich weiß. Wir mussten uns vertrauen und uns als Freunde ansehen.«

Der Heiler neigte den Kopf. »Das war leider nicht alles.«

Er machte eine Pause, in der er meine Reaktion abwartete.

Ungläubig starrte ich ihn an. »Was denn noch?!«

»Damit du deinen Platz in dieser Welt wiederbekommen konntest ... musste er seinen aufgeben.«

Eine Gänsehaut breitete sich auf meinen Armen aus.

Schlagartig wurde mir übel.

Der Raum war totenstill.

Ungläubig zog ich den Kopf zurück.

»Was ... was soll das heißen?«

»Das heißt ... dass er seinen Platz in seiner Welt aufgegeben hat. Seinen Titel, seine Familie, seine Freunde ... alles. Er wird für immer in der Menschenwelt bleiben. Das war die Voraussetzung – der Preis – um es überhaupt möglich zu machen, dich zurückzuholen.«

Einen Moment lang konnte ich nicht sprechen. Mein Verstand weigerte sich, zu verstehen, was das bedeutete.

»Fuck!«, rief Kenneth aus. »Dieses Arschloch! Natürlich!«

Wütend wandte er sich ab.

Leo hielt sich mit glasigen Augen an meinem Bettende fest und starrte ins Nichts.

Timon schüttelte nur leicht das Haupt, während sich Nils geschockt auf einen Stuhl niederließ.

Wild schüttelte ich den Kopf. »Nein! Das würde er niemals tun! Er würde nicht einfach alle verlassen!«

Timon gab einen Laut von sich, der eine Mischung aus einem Lachen und einem Schluchzen darstellte.

»Doch. Doch, das würde er.« Frustriert stöhnte er. »Wenn er sein Volk dadurch rettet, würde er es auf jeden Fall.«

Verstört starrte ich den Einarmigen an.

»Es stimmt«, fiepte Leo mit zitternder Stimme. Seine fast bernsteinfarbenen Augen glänzten hell.

»Wenn er weiß, dass er uns damit retten kann ... ach, fuck!«

Auch er wandte sich ab. Kenneth drehte sich zu ihm und die beiden umarmten sich kräftig.

In meinen Augen stiegen ebenfalls Tränen auf. Meine Kehle war zugeschnürt. Mein Blick verschwamm. Ich konnte nur noch wild mit dem Kopf schütteln.

Nein! Nicht, wenn ich ihn gerade ins Herz geschlossen habe! Er kann nicht jetzt schon weg sein! Ich konnte mich noch nicht mal von ihm verabschieden!

Ein Schluchzen entschlüpfte mir.

Geschockt fragte Josh: »Hat Anton wirklich so eine große Macht? Ich meine ... so ein riesiges Opfer ... nur weil er sie verbannt hat ...?«

Almadus nickte.

»Leider ja. Angehörige und auch Nahestehende der Königsfamilie haben die Macht, zu verbannen.«

Verstört zog Josh den Kopf zurück. »Aber ... Anton ist ein Verräter! Und Amelía die Prinzessin! Das muss die Ebene doch wissen!«

Der Heiler seufzte. »Die Ebene ist kein Wesen mit Verstand. Unsere Welt hat Regeln und jeder unterliegt ihnen. Selbst die Prinzessin.«

Da sagte Halia zu mir: »Es tut mir so leid. Sein Opfer hat uns den Frieden geschenkt. Das werden wir ihm niemals vergessen.«

Sofort schossen Flammen der Wut durch meine Adem.

»Rede nicht von ihm, als wäre er tot!«, rief ich aus und blinzelte wild, um Halia zu erkennen.

Überrascht blickte sie mich an. Ich fuhr fort: »Er ist nicht tot! Und er wird auch nicht in der Menschenwelt bleiben! Wir holen ihn zurück! Er ist der Prinz der Logik! Die Logiker brauchen ihn, wenn Zaron fort ist! Er gehört zu seiner Welt!«

Die Generalin sah mich bemitleidend an. »Es tut mir leid, Amelía. Aber er kann nicht zurück. Das sind die Regeln. Wir können nicht –«

»Nein!«, unterbrach ich sie fest. »Ich werde nicht zulassen, dass er da bleibt! Ihr habt mich nicht aufgegeben und jetzt werde ich Alec nicht aufgeben! Vergesst es!«

Entschlossen wanderte mein Blick über die Anwesenden.

Zu meiner Überraschung sah ich in den Augen der Königin Tränen.

Almadus lenkte meine Aufmerksamkeit jedoch zu ihm.

»Er hat dieses Schicksal selbst gewählt, Amelía. Er wollte es so.«

Verächtlich schnaubte ich. »Er wollte das nicht! Er musste es tun, um mich zurückzuholen! Und ich werde jetzt alles tun, um ihn wieder zurückzuholen!«

»Das geht nicht – «, wollte Halia protestieren, aber Josh unterbrach sie. »Warum diskutieren wir überhaupt darüber?«

Seine Worte brachten den Raum zum Schweigen.

Fest wanderte sein Blick über die Anwesenden.

»Nur wegen Alec sind wir alle hier versammelt. Ohne ihn wären wir entweder tot oder immer noch gefangen. Sei es in richtigen Käfigen oder auf falschen Pfaden. Er hat uns allen das Leben gerettet. Wir alle haben es allein ihm zu verdanken, dass wir hier sein können.«

»Ja! «, bekräftigte Timon ihn sofort.

Nils nickte. »Definitiv.«

Leo und Kenneth lösten sich voneinander.

Der Blonde hatte sich ein wenig beruhigt. Er sah flehend in die Runde.

»Bitte lasst uns nicht kampflos unseren besten Freund aufgeben. Er ist unsere Zukunft.«

Schwer seufzte Halia. »Wie Almadus bereits sagte: Alec hat sich selbst dazu entschieden. Wir können nichts tun.«

»Also willst du den Mann, der mir das Leben und euch alle vor Antons Verrat gerettet hat, einfach im Stich lassen?«, wollte Josh herausfordernd von ihr wissen.

Irritiert zog sie den Kopf zurück. »Ich lasse ihn nicht im Stich! Er ist in weniger Gefahr, als wir! Er hat uns eine echte Chance gegeben, die sollten wir nutzen, anstatt zu diskutieren. Wenn das alles vorbei ist, können die Logiker ihn bestimmt irgendwie zurückbringen.«

Einerseits verstand ich sie. Halia wollte ihre Welt so schnell wie möglich von diesem Unheil befreien.

Andererseits verachtete ich sie dafür, dass sie Alec nicht helfen wollte.

Ehe ich jedoch etwas sagen konnte, fragte Almadus ruhig: »Liljana, was sagst du dazu?«

Stille kehrte ein, als nun die ganze Aufmerksamkeit auf der Königin lag.

Diese blinzelte überrascht. »Was soll ich dazu sagen? Alec ist der Sohn unseres Feindes ...«

Ich holte schon Luft, um ihn zu verteidigen, da redete sie weiter: »... durch dessen Taten Josh lebt, seine Freunde die Seiten gewechselt und Faith und mich aus Zarons Gewalt befreit haben. Und der meine Tochter zurückgebracht hat. Josh hat recht: Ohne Alec wären wir weder hier, noch hätten wir die Möglichkeit, diesen Krieg zu beenden.«

Ihr Blick senkte sich auf den Boden.

»Halia hat allerdings auch recht. Wir müssen unsere Ebene so schnell wie möglich von Zaron befreien. Wir haben ... einfach keine Zeit für Alec.«

Ungläubig lachte ich auf. »Das kann nicht dein Emst sein! Du hast es allein Alec zu verdanken, dass du hier sitzen kannst, verdammte Scheiße! Würdest du lieber immer noch bei Zaron festsitzen?«

»Amelía!« Halias laute Stimme schnitt durch das Zimmer.

Ihr wütender Blick brannte sich in meinen.

»Pass' auf, wie du mit der Königin redest!«

Verächtlich schnaubte ich. »Passt ihr lieber auf! So wie ich das verstanden habe, bin ich eure einzige Hoffnung auf die schnelle Beendigung dieses Krieges. Wenn ihr nicht alles dafür tut, um Alec zurückzubringen, dann weigere ich mich, euch zu helfen!«

Liljana und Halia zogen hörbar die Luft ein.

Almadus sah nur erschrocken drein.

Josh lehnte sich in seinem Stuhl zurück.

Die Augen der Logiker leuchteten voller Hoffnung.

Faith und der fremde Wolf hielten sich aus der ganzen Sache raus, schauten sich aber vielsagend an.

Ich wusste, was ich gesagt hatte. Und ich meinte es so.

Alec hatte alles für uns aufgegeben.

Jetzt war es an uns, alles für ihn aufzugeben.

Er hat genauso sein Happy End verdient! Und ich werde ihn so nicht verlieren! Vergesst es!

Halia schüttelte fassungslos den Kopf. Ihre Augen füllten sich mit Tränen. »Du bist ein Monster!«

Damit eilte sie aus dem Raum.

Niemand hielt sie auf.

Almadus seufzte schwer. »Amelía ...«

»Nein!«, schnitt ich ihm bestimmt das Wort ab. »Nichts Amelía. Entweder wir arbeiten alle zusammen und bringen Alec zurück oder ihr könnt selber sehen, wie ihr diesen Krieg beendet.«

Der Heiler atmete tief durch. »Weißt du überhaupt, was du da gerade sagst? Du nimmst den Tod Tausender in Kauf, für einen Einzigen. Jemanden, den du erst ein paar Wochen kennst.«

Ich zog die Augenbrauen zusammen. »Ja und ohne diesen Jemanden wäre dein Heilerschüler tot, dein Aushilfsschüler weiterhin am planen, wie er euch alle umbringen kann und deine Königin immer noch gefangen.«

Mein Blick brannte sich in die Eulenaugen. »Also. Bringt. Alec. Zurück!«

Almadus stieß nur schwer die Luft aus und folgte Halia nach draußen.

»Liljana, bitte!«, flehte da Josh die Königin an. »Alec hat das nicht verdient.«

Die Königin seufzte ebenfalls. »Und wir haben diesen Krieg nie verdient. Wir alle müssen Opfer bringen.«

»Oh nein! Für euch ist es kein Opfer, Alec im Stich zu lassen!«, rief ich wütend aus. »Euch kommt es gerade recht! Ein Logiker weniger, auch noch der Prinz. Großartig! Dann haben die Logiker keine Führung mehr! Super! Gut, wenn ihr nicht helfen wollt, schön. Seht selbst, wie euer Land überrannt wird und immer mehr sterben! Das habt ihr dann selbst über euch gebracht!«

Meine Hände zuckten. Ich wollte etwas schlagen.

Sofort erinnerte ich mich daran, wie Alec mir gezeigt hatte, wie erlösend es sich anfühlte, etwas zu schlagen.

Frustriert schlug ich auf die Bettdecke. »Wir bekommen Alec zurück, auch ohne eure Hilfe!«

Die Königin sah mich mit einer Mischung aus Schock und Verständnis an.

Lange blieb sie still.

Schließlich stöhnte sie erschöpft. »Ich ... ich kann das jetzt nicht ... ich kann das nicht entscheiden ...«

Sie schüttelte den Kopf.

Wieder füllten sich ihre hellgrünen Augen mit Tränen.

Sofort war Faith an ihrer Seite. »Du musst dich ausruhen, Liljana. Komm', dafür ist auch noch morgen Zeit. Amelía muss sich sowieso noch erholen.«

Die Königin erhob sich und die Wölfin führte sie aus dem Raum.

Der Rüde sah unschlüssig zwischen Faith und mir hin und her, ehe er seufzte und Liljanas Platz einnahm.

»Hallo ... ich ... ich bin Storm. Faiths Bruder.«

Schlecht gelaunt schnaubte ich.

»Toll. Willst du mir jetzt auch einen Vortrag darüber halten, wie falsch mein Verhalten ist, wie deine Schwester es sicher gleich tun wird?«

Storm legte die Ohren an. »Ahm ... nein. Das wollte ich nicht. Ich wollte nur sagen ... ich möchte euch helfen, wo ich kann, Alec zurückzubringen. Er hat indirekt geholfen, meine Schwester zu retten und jetzt helfe ich, ihn zu retten. Das bin ich ihm schuldig, obwohl ich ihn noch nie getroffen habe.«

Das vertrieb meine schlechte Laune ein klein wenig.

»Danke.«

»Ja, echt danke, Storm«, sagte Leo.

Der Rüde lächelte den Blonden an. »Kein Problem. Sagt mir nur, was ich tun soll.«

Und da schauten mich auf einmal alle erwartungsvoll an.

»Äh ... ich habe noch keinen Plan«, stellte ich schnell klar. »Ich habe keine Ahnung, wie wir ihn zurückbringen sollen. Ich weiß nur, dass wir es irgendwie tun müssen.«

4. Kapitel – Alec

»Nein, Julie. Wirklich nicht.«

Entschieden schüttelte ich den Kopf, wollte unmöglich Hoffnung aufkeimen lassen, nur, um dann enttäuscht zu werden.

»Ahnadus hat es gesagt: Es gibt kein Zurück.«

Sie sog tief die Luft ein. »Für einen von uns schon.«

Damit legte sie einen Portalrufer auf den Holztisch.

Ich riss die Augen auf. Ein Knoten bildete sich in meinem Magen.

Sofort schoss der Impuls durch mich hindurch, ihn zu ergreifen und zurückzukehren.

Ich könnte alle wiedersehen. Mein geplantes Leben leben.

Doch dann müsste Julie hierbleiben und könnte nie wieder zurück.

Sie war meine Cousine. Egal, was sie getan hatte ... sie war mehr Familie, als Zaron je sein würde.

Das konnte ich ihr nicht antun.

So in meine Gedanken vertieft, nahm ich nur halb wahr, wie Julie erzählte: »Ich hatte einen zweiten, aber der ist im Kampf gegen euch kaputt gegangen. Jetzt ist es nur noch der hier.«

»Nein, das kann ich nicht ... du kannst unmöglich hier bleiben!«

Julie zuckte mit den Schultern. »Warum denn nicht? Ich habe doch Finn.«

Ihr Ton klang sorglos. Aber in ihren Augen sah ich ihr Unbehagen. Ihre Furcht vor der Aussicht, ihre Heimat für immer zu verlieren.

Tief atmete sie durch. »In Zarons Welt war ich eine Gefangene. Ein Nichtskönner. Hier ... hier steht mir eine ganze Welt offen und ... das klingt wahrscheinlich total albern, aber ... Amelía hat mein Kleid gelobt. Das war das erste Mal, das irgendjemand – außer du – meine Künste gelobt hat. Du hast keine Ahnung, wie gut sich das angefühlt hat! Und das heißt ... dass diese Welt offen für meine Werke ist.«

Ungläubig schnaubte ich.

»Nur, weil du hier besser dein Hobby ausleben kannst, kannst du doch nicht deine Welt aufgeben! Außerdem vernichtet diese Aktion das Opfer, was ich bringen musste. Vielleicht wird dadurch Amelía schon wieder verbannt, wenn ich zurückkomme.«

Da lachte Halia ungläubig.

»Ach, deine Cousine zurückzulassen ist also kein Opfer für dich?«

Einen Moment starrte ich sie sprachlos an.

Dann schüttelte ich wild den Kopf. »Natürlich, aber –«

Nach Worten suchend, stand mein Mund offen.

Finn half mir aus: »Ich glaube, was Alec versucht zu sagen, ist, dass er seine Cousine unmöglich zurücklassen kann. Und, dass es unsicher ist, ob dein Plan funktioniert. Denn ja: Was, wenn Amelía wieder hier auftaucht, wenn Alec zurückgeht, obwohl er dich hier zurücklässt? Wenn die Welten dieses Opfer nicht als gleichwärtig betrachten?«

Abermals zuckte Julie mit den Schultern. »Es gibt nur einen Weg, das herauszufinden.«

Ihr heller Blick bohrte sich entschlossen in meinen.

Ich meinte, ebenfalls ein Flehen in ihnen zu erkennen.

»Ich schaffe das hier. Wie gesagt, ich habe Finn. Mit ihm kann mir nichts passieren. Bestimmt kann ich bei der Polizei – nein, warte, vergiss' es, ich fange nicht bei der Polizei an.«

Wir beide sahen sie nun verständnislos an.

»Warum nicht?«, wollte Finn fast vorwurfsvoll wissen.

Julie seufzte. »Ich wurde zur Killerin ausgebildet. Da helfe ich doch nicht, Killer zu schnappen. Hier gibt es bestimmt auch unaussprechliche Monster.«

Finn lachte auf. »Okay, cool. Da sprechen wir noch drüber. Aber jetzt erstmal: Alec ... es ist deine Entscheidung. Natürlich würde ich mich freuen, einen von euch beiden bei mir zu behalten – ja, ich bin so egoistisch. Aber ... du musst entscheiden, wer es sein wird. Ich empfange euch beide mit offenen Armen und werde mich um euch kümmern. Versprochen.«

Das konnte doch nicht wahr sein.

Jetzt sollte ich entscheiden? Es gab nichts zu entscheiden!

Ich blieb hier! So war es von Anfang an besprochen!

»Es gibt nichts zu entscheiden, Finn! Es – «

»Alec.« Julies feste Stimme schnitt in meine Worte und verebbte sie. Mein Blick schnellte zu ihr.

Nun leuchteten ihre Augen vor Ernsthaftigkeit.

»Mein ganzes Leben lang war ich auf dich und deine Freunde angewiesen.«

Ich wusste nicht, worauf sie hinaus wollte, aber sie fuhr fort, bevor ich nachfragen konnte: »Mein ganzes Leben konnte ich keine eigenständige Entscheidung darüber treffen, wo ich hin oder was ich mit meinem Leben anstellen will. Ich war eine Gefangene. Das kannst du nicht leugnen.«

Jetzt wurde mir klar, auf was sie hinaus wollte.

»Ja und das tut mir auch sehr leid ... aber sobald wir Zaron besiegt haben, bist du keine Gefangene mehr! Dann kannst du machen, was du willst!«

Ungläubig lachte Julie auf. »Nein, du Vollidiot! Kann ich nicht! Denn dann müsste ich die Welt der Logik regieren, weil ich – neben dir – die Einzige noch lebende Verwandte von Zaron bin. Das wäre der Untergang unserer Welt!«

Ich verdrehte die Augen. »Spiel' dich nicht so runter, Julie! Du wirst lernen, eine gute Königin – «

Ein weiterer Dolch flog nahe an meinem Ohr vorbei.

Ich spürte seinen Luftzug. Und ... hatte er mich gestreift?

Ein kleiner Schmerz pulsierte von meinem Ohr aus, als der Dolch hinter mir in der Wand stecken blieb.

Als ich die Hand an die Stelle hielt, wusste ich es: Ja, ich hatte eine leicht blutende Schramme.

Wutentbrannt starrte Julie mich an.

»Du weißt gar nicht, was du da sagst! Du zwingst mir gerade genauso eine Rolle auf, wie dein Vater! Bei ihm sollte ich der versteckte Schandfleck der Familie sein und jetzt willst du mich auf ein beleuchtetes Podest stellen, wo mich die ganze Welt sehen kann?!«

Enttäuscht schüttelte meine Cousine das Haupt.

»Nein.«

Sie atmete tief durch, streckte die Schultern und hob das Kinn.

Ihr Blick brannte sich entschlossen in meinen.

»Ab jetzt treffe ich meine eigenen Entscheidungen. Zu meinem und dem Wohl unseres Volkes. Das ist meine Erste: Ich bleibe hier und du gehst zurück.«

Ein stolzes Grinsen breitete sich langsam auf ihren Lippen aus. »Wow ... das fühlt sich großartig an!«

Finn klopfte ihr anerkennend auf die Schulter und nickte ihr zu.

»Da hast du es, Alec. Lass sie ihre eigenen Entscheidungen treffen.«

Ich konnte es immer noch nicht ganz fassen.

»Aber sie ... aber du ... du bist doch meine Cousine! Ich habe mich mein Leben lang um dich gekümmert!«

Meine Stimme zitterte.

Julie nickte. »Ja und dafür werde ich dir auch mein Leben lang dankbar sein. Aber jetzt bin ich alt genug, um mein eigenes Leben zu führen. Da, wo ich will.«

Ihr Blick wurde sanfter.

»Du musst dich nicht mehr um mich kümmern. Lass mich los. Du musstest dich eh nur um mich kümmern, weil Zaron mich gefangen gehalten hat. Jetzt kannst du mir dabei helfen, mich zu befreien. Indem du meine Entscheidung akzeptierst.«

Mein Sichtfeld verschwamm. Schnell blinzelte ich, um die aufsteigenden Tränen zu verscheuchen.

Wild schüttelte ich den Kopf. Gerade wollte ich es verneinen, wollte ihr verbieten, diese Entscheidung zu treffen, weil ich nicht mit ihr leben konnte.

Da klopfte es an der Tür.

Wir sprangen von unseren Stühlen auf.

»Wer bei Lyon ist das?!«, wollte Finn zischend wissen.

Angespannt zuckte ich mit den Schultern. »Woher soll ich das wissen? Du lebst in dieser Welt! Gibt es hier irgendwelche Kontrollen oder so?«

Finn schüttelte den Kopf. »Eigentlich nicht. Aber du hast die Hütte gemietet, also los, sag' was!«

Bevor ich das tat, wandte ich mich an Julie: »Bleib zurück. Wir wissen nicht, wer das ist.«

Die junge Frau stand kampfbereit da und sah mich mit einem Blick an, der aussprach: Ist das dein Ernst?

Ich verdrehte die Augen. »Ich weiß, dass du kämpfen kannst, aber es könnte auch irgendjemand Nettes sein, den du nicht sofort umbringen solltest.«

Daraufhin machte Julie ein debattierendes Gesicht und verschwand aus dem Sichtfeld der Tür.

Durchatmend ging ich zur Eingangstür und öffnete sie mit einem Ruck.

Meine Augen weiteten sich.

Ein Keuchen entfuhr mir.

Eine dunkle Kreatur ragte vor mir auf.

Sie hatte einen massigen, schwarzen Leib, mit Fell, langen Beinen und vier krallenbesetzten Pfoten.

Ihr Kopf ähnelte dem eines Löwen, mit einer schwarzen Mähne um den Hals.

Nur war dieses Wesen nicht so groß, wie ein Löwe.

Sondern eher doppelt so hoch wie der größte Bär, den ich im Reich der Fantasie gesehen hatte.

Seine Augen leuchteten blutrot.

Er brüllte dunkel und machte sich zum Sprung bereit.

»Was zum – «, wollte Finn irritiert wissen, als ich die Tür wieder zuschlug.

»Wir müssen hier weg!«, rief ich und packte den Polizisten am Arm.

In meinem Kopf schwirrten tausend Gedanken.

Von der Frage, wie dieses Fantasiegeschöpf hierher gelangt war, über wie es geklopft haben konnte, bis hin zu, dass wir jetzt nicht so weit gekommen waren, um unter dessen Pranken zu enden.

»Julie, los!« Ich packte auch meine verwundert dreinblickende Cousine am Arm und zog die beiden zum zerstörten Fenster.

»Was ist denn los?«, fragte sie zischend.

»Ein Ungeheuer aus dem Reich der Fantasie – es muss aus dem Riss gekommen sein!«, wurde mir klar, als ich mich an den Weltenriss erinnerte, den wir zurückgelassen hatten.

»Er könnte immer noch offen sein!« Aufregung feuerte heiß durch mich hindurch, bei dieser Vorstellung.

Dann könnten wir alle zurück ... nein, ich nicht. Sonst könnte das Opfer nichtig gemacht sein ...

»Wir müssen hier raus!«, zischte ich schnell, um mich auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren.

»Wieso kämpfen wir nicht?«, wollte Julie verärgert wissen, die sich weigerte, aus dem Fenster zu steigen, obwohl ich sie mit aller Kraft darauf zu schob.

»Weil nicht noch mehr Blut an meinen Händen kleben soll!«

Ich wollte Julie über die Fensterbrüstung drängen, doch sie wich zurück.