Wolfheart 3 - Emilia Romana - E-Book

Wolfheart 3 E-Book

Emilia Romana

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Beschreibung

Silber hat sich entschieden: Sie und ihre Freunde kehren zurück. Auf ihrer langen Wanderung erfährt Silber von einem lang gehütetem Geheimnis, welches sie niemals für möglich gehalten hätte. An ihrem Ziel angekommen, zeigen sich bereits die ersten Anzeichen einer Zerstörung. Der große Kampf, und somit die Erfüllung ihres Schicksals, rückt in greifbare Nähe. Silber muss kämpfen. Für ihre Freiheit, ihre Heimat und ihrer aller Leben. Aber wird sie wirklich die Kraft dazu haben, alle zu retten? Eins ist jedoch allen bewusst: Dieser Krieg wird Opfer fordern.

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Dieses Buch widme ich:

All jenen, die nicht daran glauben, dass ihre Träume wahr werden.

Ich glaube an meine Träume. Und wenn ich es kann, könnt ihr es auch.

Wie einst Walt Disney sagte:

»Alle Träume können wahr werden, wenn wir nur den Mut haben ihnen zu folgen.«

Am Ende des Buches gibt es eine Aufzählung aller Rudel.

»Wolfheart«-Reihe:

Gefangen

Rückkehr

Freiheit

Inhaltsverzeichnis

Prolog

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel - Klee

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel - Klee

Kapitel

Kapitel - Klee

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel - Klee

Kapitel

Kapitel

Epilog

Rangordnung der wolfsrudel

Das Nachtrudel

Benachbartes Rudel

Das Ewige Rudel

PROLOG

Es war ein grauer, kühler Morgen, als Eisblitz aus seinem Bau trat. Ein kalter Windstoß empfing ihn, als er sich auf dem tauüberzogenem Gras streckte und gähnte.

Die Blütezeit muss bald kommen., redete er sich Mut zu und setzte sich auf.

Die Schneezeit dauerte schon viel zu lange an.

Dieses Mal hatte es zwar nicht geschneit, es war dennoch eisig gewesen. Nachts hatte stets Frost den Wald beherrscht.

Doch nun war nichts mehr gefroren, weshalb Eisblitz Hoffnung fasste. Die Blütezeit wird wiederkommen!

Ein mulmiges Gefühl breitete sich jedoch sogleich in ihm aus. Werden wir sie noch erleben? Wie lange wird mein Rudel noch existieren?

Seit Silber und Klee das Nachtrudel verlassen hatten, war bereits etwas mehr als ein Zeitwechsel vergangen.

Bis jetzt war noch nichts geschehen. Eisblitz wusste allerdings, dass sich das jeden Augenblick ändern konnte.

Ohne Silber werden wir untergehen …

Der große Rüde stieß langsam die Luft aus, trottete auf die Anhöhe und sah von dort auf die Senke hinab.

Es gab nicht viel zu sehen. Die Sonne schickte gerade erst ihre ersten, kalten Strahlen durch die graue Wolkendecke.

Keiner seiner Rudelgefährten war schon auf den Beinen. Eisblitz nutzte diese Zeit, um nachzudenken. Nachzudenken und zu hoffen, dass Silber und Klee wiederkamen.

Diese Hoffnung hatte er noch nicht aufgegeben und er würde sie auch bis zum Ende behalten.

Silber war seine Tochter. Sie würde die richtige Entscheidung treffen, das musste sie einfach.

Aber es ist schon so lange her… was wenn…

Zweifel nagten an ihm. Silber war eine gebürtige Einzelwölfin. Was, wenn der Ruf der Freiheit stärker war, als die Verbindung zwischen ihr und dem Rudel, das sie aufgenommen hatte? Ich habe sie aufgenommen., korrigierte er sich selbst.

Das Rudel wollte sie nicht. Das haben sie ihr mit aller Deutlichkeit gezeigt.

Er wusste, dass seine Gefährten einen Teil der Schuld trugen, weswegen Silber fort war.

Wären sie netter zu ihr gewesen, wäre die silberne Wölfin noch hier, bereit, ihre Freunde zu beschützen.

Aber es ist auch meine Schuld ... wenn ich mich besser um sie gekümmert hätte ...

Der Rüde seufzte niedergeschlagen. Er konnte es nicht ändern. Silber war fort. Egal, wer oder was sie dazu getrieben hatte. Jetzt konnte er nur hoffen, dass sie zurückkam.

Eine ganze Weile saß Eisblitz alleine auf der Anhöhe, dachte über seine Adoptivtochter nach, bis Brise aus dem Sternenhüterbau schlüpfte und leise zu ihm hochkam.

»Du denkst wieder an sie, nicht wahr?«, fragte sie flüsternd und mit Kummer in den gelben Augen.

Eisblitz sah seine Gefährtin an. Seit Silbers Verschwinden, hatte die cremefarbene Wölfin sich verändert.

Sie war stiller, gedankenverlorener und viel trauriger geworden. Der Mondwächter konnte sich nicht mal mehr daran erinnern, wann Brise zum letzten Mal richtig gelacht hatte.

Silber war ihr wirklich wie eine echte Tochter gewesen.

Dass sie jetzt nicht mehr da war, fühlte sich für Brise und auch für ihn an, als wäre sie gestorben und ein Teil von ihnen mit ihr.

Eisblitz nickte leicht. »Ja. Ich weiß, sie wird zurückkommen, aber…« Er stieß ein langes Seufzen aus, und offenbarte seiner Gefährtin, was er dachte: »Aber was, wenn der Drang zur Freiheit stärker ist, als ihr Wunsch, uns zu retten? Wir … wir sind nicht ihre echten Eltern. Sie ist eine Einzelwölfin. Ihr liegt die Freiheit im Blut. Ich könnte verstehen, wenn sie uns unserem Schicksal überlassen wollte.« Der Wolf ließ betrübt den Kopf hängen.

Brise schwieg. Sie schaute gedankenverloren in die stille Senke, als hätte sie Eisblitz gar nicht zugehört. Ihr Blick schien leer, auf etwas gerichtet, das der Wächter nicht sah.

Doch da spürte der Weiße, wie sie sich fest an ihn drückte, als müsse sie Halt finden.

»Sie ist unsere Tochter …«, hauchte die Sternenhüterin so leise, dass Eisblitz sie kaum verstand.

»Wir müssen sie loslassen ... jeder Welpe wird einmal groß und geht seinen eigenen Weg.«

Sie klang, als würde sie zu jemand anderem sprechen. Eisblitz hörte ihr trotzdem aufmerksam zu.

»Sie ist anders, als wir. Wir sollten ... froh sein, dass sie jetzt glücklich ist. Glücklicher, als sie hier je hätte werden können. Ist es nicht das, was Eltern tun sollten? Dafür zu sorgen, dass ihr Welpe glücklich ist? Wenn das bedeutet, unser Rudel zu opfern ... dann bin ich bereit, diesen Preis zu zahlen. Ich würde alles dafür geben, damit Silber endlich richtig glücklich ist.«

Sie sog tief die frische Morgenluft ein. Dabei hob sie langsam das Haupt und sah Eisblitz das erste Mal seit Langem klar in die Augen. »Das bedeutet aber nicht, dass ich unser Rudel kampflos aufgebe. Wir können auch ohne Silber siegen!«

Der Tag war angebrochen. Die Sonne hatte den Kampf gegen die grauen Wolken gewonnen und schien nun auf die Senke hinunter. In ihr waren die Wölfe erwacht und schwirrten beschäftigt herum, wie ein Bienenschwarm.

Eisblitz saß weiterhin auf der Anhöhe und sah auf sein Lager hinab.

Brise war mit ein paar Rudelgefährten zum Kampftraining gegangen. Nachdem sie mit dem weißen Rüden gesprochen hatte, war sie sofort aufgebrochen.

Der Mondwächter verstand, was seine Gefährtin meinte und er fing langsam an, ihr zu glauben.

Wir sind stark! Wir können siegen!

Trotzdem vermisste er Silber, seine Tochter. Er wünschte sich nichts sehnlicher als sie wieder bei sich zu haben, Schicksal hin oder her.

Aber Brise hat recht ... ich will nur, dass sie glücklich ist. Und so ist sie glücklich ...

Mit einem Seufzen sah er auf sein Rudel hinab.

Maus, der neue Krallenmondwolf des Rudels, teilte gerade die Trupps ein. Jedes Mal versetzte der Anblick des grauen Rüden, der seinem Vater so ähnlich sah, Eisblitz einen Stich.

Fels war sieben Monde nach Silbers Verschwinden, in einem Kampf mit einem Bären, der sich ins Lager geschlichen hatte, gestorben.

Eisblitz hatte seinen Sohn zum neuen Krallenmondwolf ernannt, da er dachte, Fels würde es freuen.

Außerdem war Maus ein starker und schlauer Rüde.

Ein schrilles Quieken lenkte den Mondwächter ab.

Die jüngsten Mitglieder des Nachtrudels stürmten gerade unter lautem Fiepen aus dem Mutterbau.

»Asche, Ruß, Schlamm, nicht so wild!«, rief ihre Mutter Schnee, die nach ihnen aus dem Bau trat, ihnen nach.

Natürlich hörten die Welpen nicht auf sie und tobten weiter durch die Senke.

Distel und Stern, die mit Fluss und Blume Jagen gegangen waren, kamen mit drei dünnen Hasen im Maul zurück.

Sie legten ihre Beute auf den spärlichen Beutehaufen. Sonst bestand dieser nur aus den Resten eines Hirsches, der vor ein paar Tagen allein im Wald umhergeirrt war.

Fluss kam zu Eisblitz hinauf, während ihre Gefährten die Hasen wegbrachten.

»Wir haben nirgendwo eine Spur von ihnen gefunden«, berichtete sie mit entschuldigendem Blick.

Eisblitz nickte. Das hatte er sich gedacht.

Der Wächter hatte seinen Rudelgefährten befohlen weiter nach Silber und Klee zu suchen.

Auch wenn es bereits lange her war, suchten die Wölfe weiterhin nach den zwei jungen Wölfen.

»Tut mir leid, Eisblitz«, murmelte die weiß-graue Hüterin leise. Der Rüde sah sie an und schüttelte den Kopf.

»Es muss dir nichts leidtun, Fluss.«

Die Wölfin nickte zögerlich, sah ihn allerdings noch einmal besorgt an, bevor sie zurück in die Senke hüpfte und sich zu Falke und Wolke gesellte.

Die Schattenläufer liefen mit strahlenden Gesichtern aus dem Wald. Licht und Dämmerung folgten ihnen langsamer.

Anscheinend hatten sie das Kämpfen geübt, denn ihre Pelze waren zerzaust und sie wirkten ziemlich außer Atem.

Die fünf Jungwölfe waren erst seit Kurzem Läufer, weshalb sie noch sehr stürmisch schienen.

Lilie, Tau und Blatt sprangen mit freudigem Jaulen wild umher. Glut und Sturm stürzten sich mit lautem Knurren auf sie, sodass ein spielerischer Kampf an der Anhöhe entfachte.

Die Mütter der beiden ringenden Würfe schauten mit belustigten Gesichtern zu. Sie gaben sogar manchmal Tipps, die ihre Nachkommen voller Begeisterung umsetzten.

Nacht, Krähe und Ast kehrten gerade von einem Grenztrupp zurück. Zu Eisblitz´ Überraschung sahen sie nervös aus.

Im ersten Moment, als die drei Rüden auf ihn zu gerannt kamen, dachte Eisblitz tatsächlich, sie hätten Silber gefunden.

Dann jedoch öffnete Nacht das Maul und bellte: »Eisblitz! In Taubes Gebiet … da … da hören wir ganz seltsame Geräusche! Die hören sich an wie laute Donnerschläge … und lautes Dröhnen und Kreischen, direkt aus dem Wald!«

Das Blut in den Adern des stattlichen Wolfes erfror.

Nein! Bitte, nein!

Es durfte noch nicht anfangen. Die Zerstörung seines Zuhauses durfte nicht ohne Silber beginnen!

»Wo?«, fragte er hektisch.

Die drei Wölfe sahen sich unsicher an, bis Ast antwortete: »Es muss ganz weit weg sein … vielleicht sogar außerhalb von Taubes Territorium…«

Mehr konnte der braune Wolf nicht sagen, denn Eisblitz lief schon los. Seine Pfoten donnerten über den Boden, der kahle Wald huschte verschwommen an ihm vorbei.

Selbst wenn es gefährlich war, musste Eisblitz herausfinden, ob es tatsächlich die Bedrohung war, die auf dem Anmarsch zu sein schien.

Ohne sie zu beachten, raste er über die Grenze hinweg.

Falls es wirklich so ist, wird Taube sich über Hilfe freuen!

Auch wenn diese zwecklos wäre.

Ohne Silber waren sie alle dem Untergang geweiht.

Das laute Donnerschlagen hallte ihm entgegen, so plötzlich, dass Eisblitz im Laufen zusammenzuckte und fast gestolpert wäre. Knurrend verlangsamte er seinen Schritt und lauschte.

Ein ohrenbetäubendes Kreischen erklang vor ihm, dann ein Knacken und Ächzen, bevor der Donnerschlag einsetzte, der einen Augenblick den ganzen Wald zum Schweigen brachte.

Langsam, nun vorsichtiger, schlich Eisblitz dahin.

Er machte sich keine Sorgen, dass irgendein Mitglied des anderen Rudels ihn sehen könnte. Die Wölfe hier hatten nun wichtigere Probleme.

Doch Ast hatte recht gehabt. Der Ursprung der unnatürlichen Geräusche, war weit entfernt.

Eisblitz tappte lange Zeit dahin, bis er durch ein großes Gebüsch schlüpfen wollte, allerdings versteinerte, als genau vor ihm erneut das Dröhnen und Kreischen erklang.

Diesmal so laut, dass der Rüde fürchtete, sein Gehör zu verlieren. Er wich zurück und legte schmerzhaft die Ohren an.

Aber ich muss es sehen! Also nahm er all seinen Mut zusammen und spähte durch das Gebüsch.

Entsetzt riss er die Augen auf. Er schnappte ruckartig nach Luft, zu verzweifelt, um sich zu bewegen.

Vor ihm breitete sich eine kahle Fläche aus.

Braune Erde ersetzte das saftige Gras, Baumstümpfe überall auf der kahlen Lichtung.

Und mitten auf ihr: Nachtfürchter.

Nachtfürchter mit Monstern, so groß wie Bäume.

Gelbe, glänzende Ungeheuer, die auf großen, schwarzen, runden Pfoten über die Lichtung rollten.

Leblose Bäume lagen auf der aufgewühlten Erde. Sie wurden von Nachtfürchtern auf die Monster geladen, die sie unter dunklem Dröhnen wegbrachten.

Die Nachtfürchter riefen sich etwas zu. Alle trugen grellgelbe Pelze und manche trotteten am Waldrand entlang, mit Donnerstöcken in den Pfoten!

Erneut erklang das laute Dröhnen, was dem Mondwächter Ohrenschmerzen bereitete.

Ein Nachtfürchter stand an einem Baum am Rande der zerstörten Fläche, nicht weit von ihm entfernt.

Er trug ein längliches Ding in den Pfoten, was unter lautstarkem Kreischen anfing, sich zu drehen.

Der Nachtfürchter lehnte die scharfen Zähne dieses kreisenden Ding an den Baum, der sofort begann zu bluten.

Die Baumrinde splitterte ab, der Nachtfürchter erreichte das Herz des Baumes.

Dieser neigte sich unter lautem Ächzen und Krachen. Der Zweibeinige schrie seinen Freunden etwas zu, als der Baum fiel.

Der Aufschlag war der Donnerschlag, den seine Gefährten und Eisblitz gehört hatten.

Eine Bestie kam, als der Baum tot am Boden lag. Dieses Monster hatte einen langen Arm, mit dem er den Baum packte und ihn auf seinen Rücken verfrachtete.

Mit dem toten Baum rollte das gelbe Ungeheuer fort.

Eisblitz hatte keinen Zweifel. Es gab überhaupt keinen Zweifel.

Das ist die Gefahr, die uns bedroht!

Der Mondwächter erinnerte sich an die Worte seiner Gefährtin, woraufhin sich eine tiefe Entschlossenheit in ihm ausbreitete. Silber ist jetzt glücklich! Nun müssen wir diese Schlacht kämpfen!

Die Wölfe würden gegen die Nachtfürchter und ihre Monster kämpfen müssen.

Um ihren Lebensraum und ihr aller Leben.

1. KAPITEL

Blinzelnd öffnete ich die Augen. Das Erste, was ich sah, war Kupfers Schnauze. Einen Herzschlag hatte ich vergessen, wo wir waren und was passiert war.

Doch dann verschwand die Müdigkeit und es fiel mir wieder ein. Wir waren auf einem Berg, irgendwo in einer Landschaft aus Schnee und Eis.

Bei Kupfers friedlich schlafendem Anblick stieg ein Grinsen in mir auf.

Er hatte mir gestanden, dass er mich liebte. Er hatte mir gesagt, dass er mich begleiten wollte. Zum Nachtrudel.

Ich hatte endlich meine schwer lastende Entscheidung getroffen, die mich seit dem Beginn meiner Reise begleitet hatte. Doch nun war alles viel leichter.

Mein bedrückendes, sorgenvolles Gefühl war verschwunden, Freude und tiefe Liebe hatten seinen Platz eingenommen.

Ich konnte es noch immer kaum glauben.

Kupfer wollte seine Freiheit für mich aufgeben. Damit ich mein Schicksal erfüllen konnte. Danach würden wir unser eigenes Leben leben, außerhalb des Rudels.

Darauf freue ich mich bereits sehr.

Leise hob ich den Kopf. An meinem Rücken spürte ich weiches Fell und um mich herum lagen noch andere schlafende Körper.

Unsere Freunde waren, nicht lange nach Kupfers Geständnis, von einer erfolgreichen Jagd wiederkommen.

Wir hatten in unserer kleinen Mulde gefressen, waren danach schlafen gegangen, um am nächsten morgen früh aufstehen zu können. Doch jetzt war es immer noch dunkel. Die bunten Eislichter schwebten nach wie vor am sternenübersäten Himmel.

Leise stand ich auf und kletterte aus der Mulde, bis an den Rand des Berges. Ich wollte nicht mehr schlafen.

Ich will nicht…

Es war ein seltsames Gefühl, plötzlich entscheiden zu können. Sonst hatte ich stets nicht schlafen können, wegen meiner ganzen Sorgen und Ängste.

Jetzt hatte ich die Wahl und keine Angst mehr.

Ich war frei. Frei von meinen Sorgen und der Furcht. Frei von den Erwartungen und Pflichten, Entscheidungen und Prophezeiungen, die auf meinen Schultern gelegen hatten.

Mit einem erleichterten und befreienden Gefühl sah ich zu den Eislichtern hoch und lächelte.

Hier oben fühlte ich mich den Sternen und Lichtern näher als je zuvor. Beinahe spürte ich die Präsenz von Natura neben mir, die mich allein mit der Kraft der Natur dazu gebracht hatte, endlich eine Entscheidung zu fällen.

Ich habe mich wirklich entschieden., flüsterte ich in Gedanken zum Ewigen Rudel. Ich gehe zurück und werde eure Nachfahren beschützen.

Ich fühlte mich plötzlich ausgeglichen und geerdet, selber überrascht, als ich merkte, was diese Gefühle bedeuteten.

Ich habe mein Schicksal akzeptiert. Ich habe es endlich angenommen.

»Hey.« Überrascht zuckte ich zusammen, als ich die vertraute Stimme direkt an meiner Seite hörte.

Da entspannte ich mich jedoch wieder, weil ich wusste, wer da neben mir stand.

Mit einem liebevollen Lächeln sah Kupfer mich an, setzte sich neben mich, sodass unsere Pelze sich berührten, und fragte: »Kannst du nicht schlafen?«

Ich musste grinsen. »Nein«, antwortete ich leise. »Dank dir kann ich entscheiden, ob ich wach sein, oder schlafen will.«

Ein wenig verwirrt sah der goldene Rüde mich an. »Dank mir? Ich habe doch gar nichts getan.«

Ich schmunzelte belustigt. »Du hast mir gezeigt, dass meine Entscheidung die Richtige ist. Ich hatte solche Angst, dass du mich verlassen würdest, wenn ich das Rudel retten will, aber du kommst mit mir. Du bleibst bei mir. Ich bin so lange mit diesen Ängsten herumgelaufen ... jetzt weiß ich, was ich tun muss.« Ich sah ihn liebevoll an. »Was meine Zukunft ist.«

Kupfer grinste schelmisch. »Tja, hättest du mir Alles eher erzählt, hätte ich dir auch früher sagen können, dass diese Entscheidung die Richtige ist.«

Ich kicherte und nickte. »Ja. Im Nachhinein ist man immer klüger.« Wir beide fingen an, leise zu lachen.

»Aber sag mal«, flüsterte Kupfer, nachdem unser Lachen erloschen war. »In welche Richtung sollen wir morgen früh, um zum Nachtrudel zu kommen?«

Seine Augen schweiften über die schneebedeckten Berge. »Hier sieht auf jeden Fall alles gleich aus«, beschwerte er sich.

Ich musste ihm da mit einem Nicken zustimmen, doch ich erinnerte mich daran, was Löwe gesagt hatte.

»Wir müssen der Sonne folgen. Sie führt uns zurück.« Ich deutete auf den Horizont.

Kupfer folgte unsicher meinem Blick. »Woher wissen wir, dass die Sonne in diese Richtung wandert?«

Ich überlegte einen Moment. »Ich kann mich erinnern, dass Eisblitz mir einmal erzählt hat, wie ich ins Rudel gekommen bin.« Ich ignorierte das schmerzhafte Stechen in meiner Brust, als ich mich an den Mondwächter erinnerte. »Er sagte, er wäre der Sonne gefolgt, um zurück zum Rudel zu finden. Wir müssen morgen früh nur schauen, wo die Sonne hinwandert und ihr dann folgen. Das müsste ganz einfach sein.«

Kupfer sah leicht irritiert aus, nickte aber. »Ich vertraue dir. Du wirst wissen, wo wir lang müssen.«

Ich nickte zufrieden.

Wir hatten einen Plan. Wie ich es auf einmal liebe, Pläne zu haben!, dachte ich belustigt.

»Ich liebe dich, Kupfer«, bellte ich leise und sah ihm fest in die Augen. Ich wusste nicht warum, aber ich wollte diesen Satz am liebsten die ganze Zeit sagen. Er war so leicht und schön. So wahr.

Der junge Rüde sah mich mit dem liebvollen Lächeln an und drückte sich an mich, sodass ich mich in seine Halsbeuge schmiegen konnte.

»Ich liebe dich auch«, flüsterte er leise an meinem Ohr.

So saßen wir schweigend da, schauten zu den schneebedeckten Bergen und zu den Eislichtern, die am Horizont tanzten.

»Oh, ich bin so gespannt, wie eure Welt aussieht!«, rief Korn hinter mir aufgeregt. »Ich habe den Wald noch nie in der Blütezeit oder Sonnenzeit gesehen!«

»Auch nicht in der Windzeit«, fügte Lesly hinzu.

Es war Mittag. Wir hatten am Morgen geschaut, wohin die Sonne wanderte und daraufhin den Berg hinter uns gelassen.

Nun liefen wir der Sonne nach, Kupfer und ich an der Spitze. Lesly, Korn und Lenny hinter uns, während Aurora und Klee die Nachhut bildeten.

Wir trotteten durch den schneebedeckten Wald. Er sah nicht anders aus, als im Territorium des Eisrudels.

Der Himmel war blau. Wir hatten Glück, die Sonne sehen zu können. Sie zeigte uns den Weg. Den Weg zum Rudel.

»Es ist wunderschön!«, hörte ich Klee von hinten bellen.

»Der Wald ist in der Blütezeit so schön wie in keiner anderen Zeit!«

»Ja, du wirst sehen«, stimmte Lenny ihm zu. »Alles fängt an zu wachsen und zu blühen. Die Luft ist erfüllt von frischen Düften! Oh, wie habe ich das vermisst!«

Mir viel ein, dass die Hunde die Blütezeit ebenfalls lange nicht mehr gesehen hatten.

»Und der Beutegeruch!«, warf Klee begeistert ein. »Alles riecht nach Rehen und Hirschen und die Sonne scheint warm auf einen herab.«

Wegen dem ganzen Schwärmen hinter mir lief mir das Wasser im Maul zusammen.

Auch ich freute mich auf die Blütezeit. Von dem vielen Eis und Schnee hatte ich diesen Zeitwechsel wirklich genug.

Aber da fiel mir noch etwas ein.

Ich musste Klee wissen lassen, wo wir hingingen.

Am Morgen hatte ich nur gesagt, dass wir der Sonne folgen müssten, um in wärmere Gegenden zu kommen.

Ich muss ihm genauso sagen, dass ich ihn zurückwill ... als besten Freund.

»Wir sollten eine Pause machen«, meinte ich deshalb und blieb stehen. »Wir müssen fressen, um bei Kräften zu bleiben. Der Morgen ist schon lange her.«

Da hatten wir uns drei Schneehasen geteilt.

Einen Moment schien die Gruppe verwundert, da aber nickten sie. »Wir könnten alle zusammen jagen!«, schlug Lenny vor. »Vielleicht finden wir eine Rentierherde!«

Der kleine Hund sah ganz begeistert aus, bei der Vorstellung, ein Rentier zu jagen.

Ich nickte ihm zu. »Das könnt ihr gerne tun. Korn, du kennst dich in dieser Gegend am besten aus, möglicherweise finden wir tatsächlich was.«

Der gelbbraune Rüde neigte einverstanden den Kopf.

»Gut. Macht ihr euch schon mal auf den Weg, ich und Klee kommen nach.«

Der schildpattfarbene Rüde sah verwundert drein. Auch Kupfer schien für einen Augenblick verwirrt, dann warf ich ihm aber einen vielsagenden Blick zu und er verstand.

»Oh … natürlich … äh … dann los, lasst uns ein Rentier erlegen!« Damit führte er die Hunde und Korn fort.

Ich sah ihnen nach, bis sie im vereisten Unterholz verschwunden waren. Danach wandte ich mich an Klee.

Der junge Rüde sah mich halb ängstlich, halb erwartungsvoll an. Als ich ihn anblickte, wurde mir bewusst, dass er mir ja auch seine Liebe gestanden hatte.

Ich seufzte. Ich musste ihm sagen, dass ich nicht das Gleiche für ihn empfand, selbst wenn es schwer werden würde.

Wäre ich im Rudel geblieben - hätte Kupfer nicht kennengelernt, - wären wir bestimmt Gefährten geworden.

Es war allerdings alles anders gekommen.

Trotzdem muss ich ihm sagen, dass ich meinen besten Freund zurückwill ...

»Willst du zuerst die gute oder die schlechte Nachricht hören?«, fragte ich. Etwas anderes fiel mir nicht ein.

Gute oder schlechte Nachricht? Wie hundedumm bin ich? Doch ich wusste nicht, wie ich jemandem das Herz brechen sollte. So etwas hatte ich noch nie gemacht.

Klee setzte sich, blickte für einen Herzschlag auf den weißen Schnee an seinen Pfoten, ehe er meinen Blick suchte.

Er stellt sich wahrscheinlich auf das Schlimmste ein, dachte ich bestürzt. Ganz so sicher war ich mir aber nicht.

Hoffe ich es vielleicht auch nur, um ihn nicht zu verletzen?

»Die Schlechte«, bellte Klee mit fester Stimme.

Ich seufzte noch einmal.

Nun musste ich ihm das Herz brechen.

Es war so schwer. Dieser Rüde hatte sein Rudel nicht verlassen, um es zu retten.

Er hatte es verlassen, um seine Liebe zurückzuholen.

Jetzt musste ich ihm sagen, dass er umsonst gekommen war. »Klee, ich … du warst mein bester Freund. Du warst der Einzige, der in Eisblitz´ Rudel zu mir stand. Du hast dich für mich eingesetzt, mich vor den anderen Schattenläufern verteidigt … heute weiß ich auch, warum du das getan hast. Weil du mich liebst.« Traurig sah ich ihn an, und er erwiderte meinen Blick niedergeschlagen, als wüsste er schon, was ich bellen mochte.

»Aber … aber ich muss dir sagen, dass … dass …«

Ich brachte es einfach nicht über mich. Ich wollte ihn nicht verletzen, doch ich wusste, ich musste.

»Dass ich diese Gefühle nicht erwidern kann«, bellte ich in einem Atemzug. Ich wollte ihm erklären, wieso, deshalb kläffte ich, bevor Klee antworten konnte: »Wir haben uns auseinandergelebt, Klee. Selbst, wenn du bei dieser Reise fast von Anfang an dabei warst … fühlte es sich so an, als kenne ich dich nicht mehr. Du warst mir so fremd … weil … weil ich nicht zum Rudel gehöre. Du bist ein Rudelwolf, ich eine Einzelwölfin …«

Ich wusste, dass ich nicht nur eine Einzelwölfin war, das konnte ich ihm jetzt aber nicht auch noch sagen.

Ich stieß wieder einen langen Seufzer aus. »Ich kann es nun nicht mehr ändern, aber ich weiß, wenn… wenn ich im Nachtrudel geblieben wäre… wäre alles anders gekommen.«

Ihm das zu sagen, machte die Sache nicht gerade besser.

»Ich will ehrlich zu dir sein und dir sagen, dass Kupfer und ich zusammen sind. Erst seit letzter Nacht und nur weil …«

Mir wurde klar: Ich musste mich nicht für meine Gefühle vor Klee rechtfertigen.

»Wir sind jetzt Gefährten«, bellte ich deshalb einfach fest und sah Klee an. Dieser begegnete ungläubig meinem Blick, mit aufgerissenen Augen, leicht geöffnetem Maul und angelegten Ohren. Nach ein paar Herzschlägen jedoch, räusperte er sich und meinte: »Das … das ist in Ordnung.«

Seine Stimme stockte. Er wirkte nicht wirklich überzeugend. »Ich … ich freue mich für euch.«

Einen Moment herrschte Stille. Klee sah zu Boden und ich schaute ihn an.

Ich wusste, dass ich ihn verletzt hatte, doch ich konnte nichts dafür, dass er sich in mich verliebt hatte.

Dennoch wollte ich ihm anvertrauen, wie ich mich fühlte. Was ich gestern Nacht gefühlt hatte, als mir die Eislichter meine wahren Gedanken gezeigt hatten.

»Aber Klee ... ich muss dir noch etwas sagen ...« Ich blickte ihn zögerlich an. Dieser sah auf, doch einzig und allein war Niedergeschlagenheit in seinen Augen zu lesen.

Darüber wird er sich freuen!

»Mir ist gestern Nacht etwas klargeworden ...« Leise erzählte ich ihm von den bunten Lichtern und den Wölfen, die ich in ihnen erkannt hatte.

»Du bist dort oben aufgetaucht ... besser gesagt, wir beide ... in der Nacht von Dorns Beerdigung.«

Der Rüde hörte stumm zu, doch ich sah ihm an, dass er ziemlich verwirrt war. Es war schwerer als gedacht, ihm meine Gefühle anzuvertrauen. Aber ich musste es tun. Ich wollte ihn zurück. »Als ... als ich dich gesehen habe ... ist mir klargeworden, dass ... dass ich dich vermisse.« Ich zögerte kurz, schaute Klee vorsichtig an. Dieser blieb still, wartete gespannt darauf, dass ich fortfuhr. Ich atmete tief durch, bevor ich ihm sagte:

»Ich vermisse dich, Klee. Ich vermisse meinen besten Freund. Ich ... ich möchte dich zurückhaben. Ich will, dass es so ist, wie früher. Du bist mir kein Fremder. Du bist mein bester Freund und das sollst du auch immer bleiben. In der Nacht von Dorns Beerdigung ...«

Ich schluckte schwer, musste die düstere Erinnerung zulassen. »Da ... da wollte ich nicht, dass du gehst.«

Ich sah Klee vor meinem inneren Auge, wie er mich verzweifelt ansah, mir sagte, dass wir auf Abstand gehen sollten.

Tränen ließen mein Sichtfeld verschwimmen.

»Ich ... ich wollte, dass du bleibst, weil ich dich brauchte. Ich brauchte meinen besten Freund. Ich wusste, dass ich ohne dich niemanden mehr gehabt hätte. Dass ich ohne dich ganz allein im Rudel sein würde, aber ... ich hatte nie den Mut, es dir zu sagen. Aber jetzt kann ich zugeben, dass ich dich brauche. Ich brauchte dich damals, ich brauche dich jetzt und ich werde dich immer brauchen. Weil du mein bester Freund bist.«

Traurig schaute ich zu Boden. Ich fühlte mich, als wäre ich wieder in dieser einen entscheidenden Nacht und würde darauf warten, was Klee antwortete.

Er blieb für einige Herzschläge still. Doch ich merkte seine Augen auf mir. Er starrte mich an, jedoch konnte ich seinen Blick nicht erwidern. Ich hatte mich ihm geöffnet, hatte ihm gesagt, was ich gefühlt hatte, als er mich verlassen hatte.

Nun musste ich abwarten, was er dazu sagte. War es ihm womöglich egal? Hatten wir uns so auseinandergelebt, dass es ihn nicht mehr kümmerte? Konnte das sein?

Nein. Denn gerade als ich das dachte, hörte ich Pfotenschritte und spürte Fell an meinem. Überrascht zuckte ich zusammen, als Klee sich an mich drückte.

»Es tut mir leid ...«, flüsterte er an meinem Nacken. »Ich hätte dich niemals allein lassen dürfen.«

Ich hielt kurz die Luft an, da ich so erstaunt und erleichtert zugleich war. Ihm ist es nicht egal ...

Mit einem leisen Winseln vergrub ich mein Gesicht in seiner Halsbeuge und wimmerte vor Freude und Erleichterung.

Ich freute mich so, wieder sein Fell zu spüren, ihm erneut nahe zu sein. Es fühlte sich so an, als wäre er von einer sehr langen Reise zurückgekehrt und ich hätte ihn schmerzhaft vermisst. Oder als wäre er gestorben und nun von den Toten wiederauferstanden.

»Ich wusste, dass ich dich allein lasse, aber ich habe einfach keine andere Möglichkeit gesehen ... ich war so ein dummer Hund! Es tut mir so leid! Wenn ich zu dir gestanden hätte, wie ich es eigentlich auch hätte tun müssen, wäre es nie so weit gekommen.«

Ich spürte, wie er zitterte. Nicht vor Kälte, sondern vor Trauer. Er winselte leise, schmiegte sich fest an mich und ich genoss es. Meine eigenen Tränen liefen mir über die Wange und durchnässten Klees geflecktes Fell, doch sie waren der Freude wegen. Ich hatte meinen Klee wieder.

Ich hatte meinen besten Freund zurück.

Wir schienen abermals in der Nacht von Dorns Beerdigung zu sein, als wäre der letzte Zeitwechsel nie passiert. Aber diesmal würde es ein anderes Ende nehmen.

»Es ist nicht schlimm, Klee«, hauchte ich, als ich mich ein wenig beruhigt hatte. Leicht lehnte ich mich zurück, um dem Rüden in die Augen zu sehen.

Er schaute mich schuldbewusst an. Ich entdeckte den gleichen Schmerz in seinen Tiefen, wie damals.

Er hatte wohl auch an die eine Nacht denken müssen. Bloß hatte sich zu diesem Kummer jetzt noch ein weiterer hinzugemischt: die Angst mich zu verlieren. Gerührt lächelte ich und flüsterte: »Es ist egal, was vor einem Zeitwechsel geschehen ist. Jetzt sind wir wieder Freunde, mehr als Freunde ... fast wie Blutsgefährten. Das ist das Einzige, was wichtig ist, Klee. Und ich bin unglaublich froh, dass wir uns wieder nahe sind ... ich habe dich so vermisst.«

Klee schmunzelte sanft. In seinen hellen Tiefen schimmerten Tränen. »Ich habe dich auch vermisst, Silber. Mehr, als du dir vorstellen kannst.«

Ehe er noch etwas sagen konnte, schmiegte ich mich nochmal an ihn. Ich wollte sichergehen, dass das hier echt war und ich nicht gleich aus einem wunderschönen Traum erwachte.

Doch auch als Klee sich ein weiteres Mal an mich drückte, bleib alles normal.

Ein unbeschreiblich leichtes, glückliches Gefühl hüllte mich ein, als ich sein warmes, nach Erdbeeren duftendes Fell spürte.

Wir sind wieder Freunde ... wie früher ...

»Was ist eigentlich die gute Nachricht?«, fragte Klee nach einer Weile plötzlich neugierig und trat, zu meinem ehrlichen Bedauern, einen Schritt zurück.

Ich hätte liebend gern noch ein wenig länger seinen Pelz gespürt.

Aber ich wusste, dass er sich über diese Nachricht sehr freuen würde.

»Die gute Nachricht ist, dass ich mich entschieden habe, mein Schicksal zu erfüllen.«

Klees grüne Augen wurden riesig. Diese Botschaft vertrieb vollständig den Schmerz in seinen hellen Tiefen und sorgte dafür, dass seine Augen wieder leuchteten.

Er keuchte ungläubig auf und sprang auf die Pfoten.

»Wirklich?«, fragte er aufgeregt.

Ich nickte. »Ja. Ich habe mich entschieden.«

»Das ist ja großartig!«, rief der Rüde und hüpfte im Schnee herum, wie ein Welpe. »Das heißt …«

Er blieb stehen und sah mich ernst an. Eine Erkenntnis spiegelte sich in seinem glänzenden Blick.

»Das heißt, dass wir leben werden. Wir alle.«

Klee lächelte mich voller Zuneigung und Dankbarkeit an.

»Oh Silber. Selbst wenn wir keine Gefährten werden; ich freue mich so, dass du uns helfen wirst.«

Er seufzte, aber es war kein besorgter, sondern ein erleichterter Seufzer. »Auch wenn ich es mir ehrlichgesagt anders gewünscht habe ... ich werde dir auf ewig dankbar sein. Du bist meine beste Freundin und ich bin so glücklich, dass ich dich ins Rudel zurückbringen kann.«

Ich nickte mit einem kleinen Lächeln und war froh, dass Klee so ein verständnisvoller Wolf war.

Doch ich sah ihm an, dass er dachte, ich würde im Nachtrudel bleiben.

Ich wusste, ich würde ihn damit verletzen, aber ich musste ihm die Wahrheit sagen.

»Klee … es tut mir leid, aber ... ich werde nur meine Bestimmung erfüllen. Danach ziehe ich mit Kupfer weiter. Ich werde nicht im Nachtrudel bleiben.«

Die strahlende Freude des Rüden erlosch bei meinen Worten aus seinen grünen Tiefen.

»Oh …«, machte er mit bedrückter Miene.

Da seufzte er jedoch nochmal. »Na ja …« Er lächelte mich schräg an. »Du bist eine Einzelwölfin. Ich muss wohl oder übel einsehen, dass du dich in der Freiheit wohler fühlst, als in einem Rudel. Das liegt dir im Blut.«

Auf meinem Gesicht wuchs ein erleichtertes Lächeln. »Ich danke dir, Klee. Es bedeutet mir viel, dass du mich verstehst.«

Er ist so ein weiser und verständnisvoller Rüde. Ich muss Eisblitz vorschlagen, ihn zum Krallenmondwolf zu ernennen, falls Fels etwas zustößt.

Auch wenn er strenggenommen noch ein Schattenläufer war, war er auf unserer Reise älter und reifer geworden.

»Natürlich verstehe ich dich«, schmunzelte Klee einfühlsam. Er stupste sanft mit seiner Schnauze gegen meine Schulter.

»Ich kenne dich, seit unserer Welpenzeit.«

Nach kurzem Zögern fügte er hinzu: »Ich bin so erleichtert, dass wir dieses Gespräch hier hatten, Silber. Danke, dass du das angesprochen hast. Na gut ... dann lass uns jetzt die anderen suchen.«

Ich nickte und wir folgten den Pfotenspuren unserer Freunde. Wir liefen im Gleichschritt neben einander her.

Für einen Moment fühlte es sich so an, wie früher im Rudel. Ich wusste jedoch, dass es nie wieder so werden würde, wie damals.

Selbst jetzt, wo wir uns unsere Freundschaft zurückgeholt hatten, würde es nicht mehr so sein. Es war zu viel Schönes, wie auch Schreckliches geschehen.

Aber es war für einen Atemzug wunderschön, nochmal dieses vereinte Gefühl spüren zu können.

Es dauerte nicht lange, bis wir die anderen eingeholt hatten. Sie kauerten unter einer ausladenden Tanne, unter den untersten Zweigen. Leise schlichen wir zu ihnen.

»Wir sind wieder da«, flüsterte ich Kupfer zu, der neben Korn auf eine große Lichtung spähte.

Kupfer sah mich an, lächelte sein liebevolles Lächeln und rieb seinen Kopf kurz an meinem.

»Du kannst mir nachher alles erzählen«, hauchte er und deutete mit einem Kopfnicken auf die große Fläche.

»Erst müssen wir eines von diesen Rentieren jagen.«

Ich folgte seinem Blick und mir stockte der Atem.

Wir waren am Waldrand angekommen. Es war keine Lichtung, wie ich gedacht hatte.

Vor uns standen hunderte Rentiere am Hang eines großen Berges, der steil in ein Tal hinabfiel.

»Wie stellen wir es an?«, fragte Lenny neben Kupfer aufgeregt. Er blickte die riesigen Tiere mit aufgerissenen Augen an und scharte mit den Pfoten über den Schnee.

»Ganz ruhig, Lenny«, schmunzelte Korn leise. »Ich habe schon einen Plan.«

Nun war auch ich zappelig. »Erzähl uns deinen Plan«, forderte ich Korn auf und wir bildeten einen engen Kreis unter der Tanne.

»Also.« Korn räusperte sich. »Im Eisrudel sind wir so einer großen Herde immer mit vielen Tieren entgegengetreten. Hier sind wir ja nicht so viele, deshalb hier der Plan: Erst wählen wir zusammen das schwächste Tier aus, dann präsentieren sich drei von uns den Rentieren offen, sodass sie in Panik geraten. Die Herde wird sich in Bewegung setzen. In unserem Fall wahrscheinlich in das Tal. Dort unten müssen zwei von uns warten und unser ausgewähltes Tier von der Herde trennen. Der Rest von uns, also zwei, werden unserer Beute den Fluchtweg abschneiden und dann erlegen.«

Wir alle nickten. Jeder hatte den Plan verstanden. »Wer soll welche Aufgabe übernehmen?«, fragte Aurora.

»Ich würde vorschlagen, dass Lenny, Lesly und ich die Herde aufscheuchen.«

Die zwei angesprochenen Hunde nickten. Lenny hechelte aufgeregt. »Oh, das ist so aufregend!«, rief er leise, mit leuchtenden Augen.

Ich schmunzelte belustigt, beim Anblick des kleinen Hundes.

»Aurora und Klee, wollt ihr unsere Beute vom Rest der Herde trennen?«

Die beiden Vierbeiner sahen sich an, nickten danach einverstanden. »Gut. Dann werden Silber und Kupfer unserer Beute den Fluchtweg abschneiden und euch helfen, das Tier zu besiegen.« Wir alle waren einverstanden. Korn schien zufrieden. »Perfekt. Klee, Aurora, schleicht euch am Waldrand entlang, bis zum Tal. Sucht euch dort ein Versteck und wartet auf die Herde.«

Die zwei nickten und Korn drehte sich zu Kupfer und mich. »Ihr geht auch ins Tal. Geht aber weiter, als Klee und Aurora.«

Der Rudelwolf wandte sich an den schildpattfarbenen Rüden und die weiße Hündin. »Und ihr zwei müsst unsere Beute zu Silber und Kupfer treiben, verstanden?«

»Verstanden«, meldete Aurora ernst. Korn wandte sich wieder an uns. »Ihr müsst warten, bis Aurora und Klee bei euch sind und im richtigen Moment das Rentier anspringen, sodass ihr vier es erlegen könnt.«

Wir nickten erneut.

Korn grinste. »Jetzt bin ich auch aufgeregt! Welches Tier sollen wir nehmen?«

Ich blickte zu der Herde hinüber. Die meisten Tiere waren ausgewachsen und kräftig. Ihre braunen, dicken Pelze glänzten und die großen Geweihe waren gefährliche Waffen.

»Das da!«, flüsterte Lesly und deutete auf ein Tier ganz am Rand der Herde. Es war ein altes Rentier, mit grauem Fell und dünnem Körper.

Die anderen folgten Leslys Blick und Korn nickte.

»Ja. Es ist alt und schwach. Es wird mit den anderen nicht mithalten können.«

Der Rudelwolf neigte lobend den Kopf vor der Hündin. Ich freute mich für meine Freundin. Lesly hatte eine schwierige Vergangenheit hinter sich. Doch nun waren ihre Kenntnisse ein Vorteil für die ganze Gruppe.

Da zischte Korn aber auch schon: »Dann los! Wir warten hier, bis wir glauben, ihr seid an eurem Versteck.«

Also schlichen wir los. Leise stapften wir durch den Schnee, immer darauf bedacht, versteckt zu bleiben.

Unser Weg wurde immer steiler, umso näher wir dem großen Tal kamen. Durch die kahlen Büsche und Bäume konnte ich die große freie Fläche stets sehen.

Es sah so aus wie eine riesige Lichtung, die von drei Seiten von hohen Bergen eingezäunt wurde. Nur zum Horizont hin waren wieder die kahlen Bäume des Waldes zu sehen und dahinter die nächsten Berge.

»Hier bleiben wir stehen«, entschied Klee hinter mir.

Ich hielt an und drehte mich zu meinen Gefährten um.

Wir standen schon fast am Ende des Berges. Mir war gar nicht aufgefallen, dass wir so schnell das Ende des Hangs erreicht hatten.

»Wir verstecken uns am besten hier im Busch«, schlug Aurora vor und deutete auf einen kahlen, aber großen Strauch ganz am Rand des Waldes.

Klee nickte, und bevor die zwei sich versteckten, wünschten sie uns viel Glück.

Kupfer und ich schlichen eilig weiter, bis zum Tal hinab.

Dort gab es nicht viel, um sich zu verstecken, weshalb wir uns unter den letzten Büschen am Hang niederließen.

Von hier aus hatten wir auch einen guten Blick auf die Herde, die von hier unten aber nur wie kleine braune Flecken aussah.

»Jetzt heißt es warten«, meinte Kupfer, als er sich neben mich kauerte.

Ich nickte. »Ich bin gespannt, ob wir es schaffen, ein Rentier zu erbeuten.«

»Es wäre gut. Dann bräuchten wir die nächsten Tage nichts mehr zu Fressen und könnten ungestört wandern.«

Bevor ich antworten konnte, regte sich etwas oben am Hang. Lange hatten wir nicht warten müssen.

Wir beide verstummten. Aufmerksam beobachteten wir, wie Korn, Lesly und Lenny, alle drei nur als bunte Punkte auszumachen, mit lautem Jaulen, was man noch bis zu uns vernehmen konnte, auf die Rentiere zuliefen.

Ich konnte erkennen, wie die Rentiere erschrocken die Köpfe hoben, ihre Geweihe ragten gefährlich in die Luft.

Unsere drei Freunde knurrten und jaulten wütend, kamen der Herde immer näher.

Aber bevor sie einen der Rentiere erreicht hatten, setzte sich die Herde in Bewegung. Erst langsam, doch binnen weniger Herzschläge donnerten sie mit panischem Grölen den Hang hinab. Lesly, Lenny und Korn jagten ihnen hinter her.

Meine Pfoten kribbelten vor Aufregung, als die Erschütterungen der herannahenden Herde den Boden beben ließen.

Sie kamen immer näher, ein Haufen aus braunem Fell und langen Beinen.

Da ließen Lesly, Korn und Lenny von der Herde ab und blieben stehen.

Ich wusste nicht, warum, aber Korn hatte bestimmt einen Grund.

Die Herde donnerte auf das Tal zu, da preschten aus dem Gebüsch auch schon Klee und Aurora, die sich an die Herde drängten. Doch sie ließen sich etwas zurückfallen, denn unsere Beute rannte panisch mit den letzten Tieren mit.

Unser Plan ging auf.

Aurora und Klee warfen sich zwischen das alte Rentier und seine Herde, spalteten den Vierbeiner von seinen Gefährten, sodass es direkt auf uns zugelaufen kam.

Die Herde drehte ab und floh auf die offene Fläche. Als sie an uns vorbeidonnerten, hörte ich das panische Grölen und das Donnern ihrer Hufe so laut, als wäre ein Gewitter ausgebrochen. Das alte Huftier wurde von unseren Freunden mit Knurren und gefletschten Zähnen zum Waldrand gedrängt, genau dorthin, wo wir bereitstanden.

Sie waren sehr nahe an unserer Beute dran, liefen neben ihm, bissen nahe an seinen fliegenden Beinen zu, um ihn in unsere Richtung zu treiben.

Das alte Rentier blökte panisch, als er merkte, dass er nun allein war. Die Herde rannte bereits am Rand des Tals entlang, ohne auf den zurückgebliebenen Gefährten zu achten.

Unsere Beute war nun nur noch ein paar Sprünge entfernt.

»Jetzt!«, jaulte ich und sprang aus unserem Versteck.

Das Adrenalin strömte durch meinen Körper, als das Rentier abrupt anhielt und sich erschrocken vor mir aufbäumte.

Da warf sich Klee auf seinen schmalen Rücken und krallte sich fest. Das Rentier wurde wild, versuchte, Klee von sich zu schleudern, aber ich konnte dem Alten ansehen, dass ihn seine Kräfte bereits verließen.

Kupfer und Aurora sprangen den großen Vierbeiner nicht an, sondern versperrten ihm mit drohendem Zähnefletschen den Fluchtweg, sobald er versuchte, loszurennen.

Ich wollte den richtigen Augenblick abwarten, um unserer Beute an den Hals zu springen.

Ich erinnerte mich daran, wie Eisblitz und ich den jungen Hirsch erlegt hatten, als ich noch ein Schattenläufer gewesen war. Das große Beutetier bäumte sich wieder auf, als Klee ihm in den Nacken biss. Das war meine Chance.

Ich nahm kurz Anlauf, sprang hoch, unserer Beute genau an den Hals und biss zu.

Erschüttert blökte das Rentier auf, riss den Kopf hin und her und schleuderte mich mit sich. Ich ließ jedoch nicht los, sondern biss nur noch fester zu, bis ich die dicke Haut und schließlich das kalte Blut spürte.

Mein Gegner blökte und wirbelte mit dem Kopf, aber ich ließ nicht los, bis ich merkte, dass ich Hilfe bekam.

Meine Freunde zerrten unsere Beute zu Boden. Das Rentier wehrte sich weiterhin mutig. Es wurde allerdings schwächer, sodass es ein Leichtes für meine Gefährten war, ihn von den Hufen zu befördern.

Inzwischen strömte die rote Flüssigkeit nur so aus dem Hals des Alten.

Ich ließ es aber erst los, als ich den Schnee unter meinem Körper spürte und merkte, dass sich das Tier nicht mehr rührte.

Das Rentier zuckte noch einmal, dann lag er still da.

Ich trat zurück.

Blut lief dem Vierbeiner aus der Kehle und färbte das weiße Pulver um ihn herum rot. Der Schnee war aufgewirbelt von seinen letzten, vergeblichen Versuchen, sich zu befreien.

»Wir haben es geschafft!«, rief Aurora stolz aus.

Die weiße Hündin wedelte wild mit ihrer Rute.

Ich sah meine Gefährten an. Ja, wir hatten es geschafft. Wir hatten Beute und ich hatte zum ersten Mal ein Rentier erlegt.

Klee und Kupfer bellten zustimmend, während ich das alte Rentier musterte. Er war dünn, sein Pelz verfilzt und stumpf. Er hätte nicht mehr lange gelebt.

»Ihr habt´s geschafft!«, hörte ich da Lenny aufgeregt rufen. Er, Lesly und Korn waren zu uns gestoßen, mit großen Augen.

»Sehr gut gemacht!«, lobte Korn mit einem anerkennenden Nicken an uns alle. »Ohne dich hätten wir es nicht geschafft«, meinte Lesly mit einem schüchternen Lächeln.

Ich musste mir ein Kichern verkneifen, als die zwei sich schüchtern ansahen. Es wäre so süß, wenn die zwei endlich zusammenkommen würden …, dachte ich belustigt.

Genau weil sie verliebt ineinander sind, ist Korn ja mitgekommen! Jetzt müssten sie es sich nur noch gestehen!

»Dann lasst uns fressen!«, kläffte Aurora gut gelaunt. »Wir haben es uns alle verdient.«

Wir bellten zustimmend, kauerten uns um das große Rentier herum und fingen an zu fressen.

Das Fleisch war kalt und hart, schmeckte aber so ähnlich wie Hirschfleisch.

Schweigend fraßen wir, bis von dem Rentier fast nichts mehr übrig war.

»Oh, ich bin satt«, seufzte Lenny und trat von dem Kadaver zurück. Auch Klee und Lesly ließen von ihrem Fressen ab und fingen an sich zu putzen.

»Ich glaube, ich brauche die nächsten Tage nichts mehr«, murmelte Aurora, während sie sich ausgiebig streckte.

»Das ist gut«, bellte Kupfer. »Denn dann können wir den ganzen Tag laufen, ohne uns um Fressen Sorgen zu machen.«

Ich ließ schließlich ebenso von dem Rentier ab, leckte mir zufrieden die Lefzen und gähnte.

Mein Magen fühlte sich wohlig warm und gefüllt an.

»Auch wenn ich mich am liebsten hinlegen und schlafen würde«, hob ich an, »sollten wir besser weiter. Wir wollen doch keine Zeit verschwenden.«

Klee und Kupfer nickten einverstanden, Korn fragte jedoch: »Warum sollen wir uns beeilen? Wir haben doch alle Zeit der Welt, oder?«

Da schauten wir drei Wölfe uns an. Nur Kupfer, Klee und ich wussten, wo wir wirklich hingingen.

Und mir war klar, dass Klee so schnell wie möglich zu seinen Gefährten zurückwollte.

»Wir müssen uns beeilen, weil …« Kupfer stockte, sah mich fragend an. Mir wurde klar, dass ich meinen Freunden die Wahrheit sagen musste. Wo wir hingingen und warum.

Ich seufzte, setzte mich und bat die anderen das Gleiche zu tun. Die Hunde und Korn schauten sich unsicher an.

»Was ist los?«, fragte Lesly sogleich besorgt.

Ich sah sie an. »Ich muss euch etwas erzählen …« Ich begann den Freuden alles zu verraten.

Stille. Keiner sagte ein Wort, als ich meine Geschichte beendet hatte.

Sie blickten mich überrascht an, ohne sich zu bewegen.

»Du … du hast eine Bestimmung?«, wiederholte Lenny nachdenklich, als er sich endlich rührte.

Ich nickte. »Ja. Ich habe eine Bestimmung. Und …« Ich stockte, als mir einfiel, dass wir immer noch nicht geklärt hatten, wo die Hunde hinwollten.

»Und ich muss euch jetzt fragen … ob ihr weiterhin mit uns kommen wollt. Kupfer, Klee und ich werden ins Rudel zurückkehren und einen Kampf ausfechten, den nicht alle überleben werden. Also müsst ihr euch gut - «

Ich brach ab, als Aurora aufstand und vor mir stehen blieb.

Sie sah mich ernst an, als sie bellte: »Silber, du hast uns gerettet. Du hast uns aus dem Gefängnis befreit. Nun ist es an der Zeit, dass wir dir helfen, auch wenn wir dafür vielleicht unser Leben aufs Spiel setzten. Ihr drei habt eures ebenso riskiert, um uns zu befreien. Es ist gar keine Frage. Wir werden dir folgen.«

Ich war für einen Moment sprachlos. Ich hatte nicht gedacht, dass sie tatsächlich mitkommen würden.

»Ohne dich hätten wir nie wieder die Sonne gesehen«, erinnerte mich Lesly mit einem verständnisvollen Lächeln.

»Wir verdanken euch unser Leben«, sagte Lenny mit großen Augen. »Ben würde das Gleiche sagen«, fügte Aurora hinzu.

Ich lächelte die Hunde ehrlich gerührt an. »Es bedeutet mir wirklich viel, dass ihr uns begleiten wollt.«

Die schneeweiße Hündin schmunzelte. »Wir sind dir etwas schuldig. Euch«, berichtigte sie sich und sah Kupfer und Klee kurz an. Die zwei Rüden nickten verständnisvoll.

»Wir bleiben bis zum Ende«, versprach Lenny unheilvoll.

Ich musste lachen. »So weit wird es hoffentlich nicht kommen.«

»Und … und du bist halb Rudel - und halb Einzelwolf?«

Das war Klee. Er hatte diesen Teil der Geschichte auch noch nicht gewusst. Nun starrte er mich geschockt an, als wäre mir ein zweiter Kopf gewachsen.

Ich nickte und schaute ihm tief in die Augen. »Nebel war nicht tot, als sie von der Klippe in den Fluss fiel. Sie hat als Einzelwölfin und mit meinem Vater, Löwe, weitergelebt.«

Es war hart, Klee die Wahrheit über seine frühere Mondwächterin zu erzählen, auch wenn er sie nie kennengelernt hatte. »Und du bist … ihre Tochter?«, wiederholte er. Sein Blick zu meiner Überraschung erfreut.

Ich nickte, woraufhin Klee einen Freudenschrei ausstieß. Verwundert sah ich ihn an. Warum war er so glücklich darüber, dass ich Nebels Tochter war?

»Beim Ewigen Rudel, Silber! Weißt du nicht, was das bedeutet?«, fragte er ganz aufgeregt.

Irritiert sah ich ihn an. »Nein …«, bellte ich langsam.

»Du bist die rechtmäßige Mondwächterin des Nachtrudels!«

Hundedreck! Ich hatte gehofft, Klee würde diese Kleinigkeit nicht sofort auffallen.

»Was?«, fiepte Kupfer erschrocken und starrte mich an.

Angst lag in seinem Blick. Er hat Angst, dass ich im Rudel bleibe! Nein. Das würde ich nicht. Ich würde unseren Plan befolgen. An Klee gewandt, bellte ich entschlossen: »Das mag sein. Aber ich werde nicht die Mondwächterin. Ich werde allein meine Bestimmung erfüllen und dann mit Kupfer leben. Ich liebe ihn.«

Überraschtes Lufteinziehen war von den Hunden zu hören. Sie wussten noch nicht, dass wir zusammen waren.

Ich ignorierte sie jedoch, sah nur Klee an. Seine Freude war wie weggewischt.

»Aber … aber …«, stotterte er verwirrt.

Ich erklärte ihm ruhig: »Ich bin Rudel - und Einzelwolf. Ich werde das Rudel als Rudelwölfin retten und als Einzelwölfin mit Kupfer weiterziehen. Es tut mir wirklich leid, Klee, bloß wie du gesagt hast: Ich fühle mich in der Freiheit wohler als in einem Rudel.«

Klee starrte mich ein paar Herzschläge verständnislos an, dann nickte er leicht und sah betrübt auf seine Pfoten.

Mein Blick glitt zu Kupfer, der mich mit dem liebevollen Lächeln ansah. Er war erleichtert.

Ich seufzte und wandte mich an die anderen.

»Hat noch jemand Fragen?« Ein kleines Lachen entfuhr mir bei der Frage. Natürlich hatten sie Fragen.

Aber sie stellten sie nicht. Stattdessen räusperte sich Korn und bellte: »Ich glaube, wir sollten jetzt weiter. Wir können unsere Fragen Silber heute Abend stellen.«

Er stand auf und trottete auf die offene Fläche zu.

Ich und die anderen folgten ihm.

Innerlich war ich froh, nicht mehr über Nebel oder das Rudel reden zu müssen.

Korn führte unsere kleine Gruppe auf die große Lichtung hinaus. Hier draußen wehte der kalte Wind uns um die Ohren und ich plusterte mein Fell auf, um mich ein wenig warm zu halten. Ich ging neben Kupfer, aber ich ließ mich zurückfallen, als ich sah, dass Klee am Ende unserer Gruppe, ganz allein dahin trottete.

»Hey ...« Zögerlich stupste ich meinen Freund gegen die Schulter, als ich neben ihm schlenderte.

Er hob den Kopf und sah mich fragend an.

Ich wollte unser Gespräch nicht so stehen lassen.

»Hör zu ... mir tut es leid, dass ich nicht im Rudel bleiben kann. Ich weiß, ich wäre nach den Bräuchen der Rudelwölfe die rechtmäßige Mondwächterin, doch ich habe mich entschieden. Mir ist klar, dass du dir wünschst, ich würde bleiben. Ich wünsche mir auch wirklich, ich müsste dich nicht verlassen, allerdings ... kann ich nur ein Leben leben. Und ich habe das eines Einzelwolfes gewählt.«

Klee sah mich eine Weile lang an, bevor er langsam die Luft ausstieß. Vor seinem Maul bildete sich eine Atemwolke.

»Ich weiß, Silber«, flüsterte er. »Trotzdem dachte ich, dass ... na ja ... dass deine Herkunft etwas ändert. Dass du dich vielleicht doch für das Rudel entscheidest, weil du dort nun einen Platz hast.« Er seufzte, ehe er leicht lächelte. »Aber das hast du nicht. Und es ist nicht schlimm. Ich weiß, dass du in die Freiheit willst, nur da kannst du wirklich glücklich sein. Und das ist das Einzige, was ich immer wollte; dass du glücklich bist.«

Auf meiner Miene wuchs ein gerührtes Lächeln. Ich freute mich so, einen so verständnisvollen und treuen Freund zu haben, gleichzeitig zerriss der Gedanke, dass ich ihn bald verlassen würde, mir das Herz. »Ja, Klee. Ich bin in der Freiheit glücklich. Aber ich war ebenfalls im Rudel froh.«

Ich sah ihn fest an. »Weil ich dich hatte. Ich danke dir von ganzem Herzen, dass du stets für mich da warst und mir mein Leben dort so erleichtert hast. Ich wüsste nicht, was ich ohne dich getan hätte. Egal, was ich tue oder wohin ich gehe, ich werde nie wieder so einen Wolf treffen, wie dich. Du warst immer für mich da.«

Ein Schmunzeln entsprang meiner Miene, als ich mich daran erinnerte, wie wir im Rudel zusammengehangen hatten.

»Ich habe mich stets gefragt, warum du anders bist. Warum du mich nicht hasst. Jetzt weiß ich es. Und ich bin froh, dass ich es weiß. Ganz gleich, was auch geschehen mag, du wirst mir immer viel bedeuten.«

Kurz drückte ich meine Schnauze gegen seine Wange und trottete so dicht an ihm, dass sich unsere Felle berührten.

Klee lächelte mich liebevoll an, sagte jedoch nichts, sondern genoss einfach die beruhigende Zweisamkeit.

Ich sah in seinen Augen, dass ihm meine Worte einiges bedeuteten.

Eine ganze Weile lang schlenderten wir so über die riesige offene Fläche. Es fühlte sich gut an, Klee wieder nahe zu sein.

Ich wusste, ich musste die Zeit mit ihm genießen, denn sie würde bald vorbei sein.

Wir waren in der Mitte des Tals angekommen, als Aurora von vorne rief: »Klee, komm mal her! Lenny will mit dir über das Nachtrudel reden!«

Der gefleckte Rüde schmunzelte belustigt. »Ich komme, Aurora!« Er sah mich amüsiert an. »Na dann. Ich freue mich, dass wir nochmal darüber gesprochen haben. Ich bin froh, dass nichts mehr zwischen uns steht, Silber.«

Er stupste mich noch einmal freundschaftlich an die Schulter, ehe er an Tempo zulegte und zu Aurora und Lenny aufschloss. Ich sah ihm nach und trottete mit einem fröhlichen Lächeln am Schluss der Gruppe dahin.

Ich habe so viel Glück diesen Wolf an meiner Seite zu wissen!

»Danke«, flüsterte da eine Stimme dicht neben mir. Überrascht bemerkte ich erst jetzt, dass Kupfer sich zu mir hatte zurückfallen lassen. Verwundert sah ich den Goldenen an. »Danke? Wofür?«

»Danke, dass du dich für mich entschieden hast.«

Immer noch verwirrt starrte ich ihn weiter an. »Entschieden? Ich folge nur unserem Plan.«

Kupfer nickte leicht. »Ich wusste nicht, dass du die rechtmäßige Wächterin von Klees Rudel bist.«

Energisch schüttelte ich den Kopf. Ich wollte Kupfer zeigen, dass ich keine Zweifel an unserer Zukunft hatte. Ich hatte meine Wahl endgültig getroffen.

»Das bin ich auch nicht. Ich wäre es, wenn mein Vater auch ein Rudelwolf gewesen wäre. Jetzt … ich wurde nicht in diesem Nachtrudel geboren, also habe ich nichts mit diesen Wölfen zu - «

»Rudelblut fließt durch deine Adern. Das Blut von Klees Rudel. Du bist mit ihnen verbunden«, unterbrach Kupfer mich sanft und mit einem kleinen Lächeln.

Doch ich schüttelte wieder den Kopf. »Ich bin auch mit der Wildnis verbunden. Mit der Freiheit. Und mit dir. Ich habe mich für uns entschieden und daran kann kein Rudelblut etwas ändern.«

Ich lächelte liebevoll, aber Kupfer ließ sich nicht ablenken. »Das mag sein. Aber fällt es dir nicht schwer, dein Rudel einfach so hinter dir zu lassen, wenn du weißt, dass du zu ihnen gehörst?«

Ich seufzte niedergeschlagen. Ich habe mich entschieden. Für eine Seite meines Lebens. Ich kann nicht beide Leben leben. Bei der Erinnerung an das Nachtrudel wollte ein Knurren in mir aufsteigen. Außerdem haben diese Wölfe mich nie als eine der Ihren gesehen ...

»Nein, es fällt mir nicht schwer, weil diese Rudelwölfe mich hassen«, erklärte ich ehrlich. »Ich wäre sogar lieber im Eisrudel geblieben, wenn ich die Wahl gehabt hätte. Dort werden wir wenigstens respektiert. Dort ist Blut ganz egal. Beim Nachtrudel bestimmt Blut über dein Leben. Aber du hast nicht gesehen, wie die Wölfe mich behandelt haben …«

»Doch. Sie wollten dich töten«, murmelte Kupfer finster. Mein Fell stellte sich bei dieser Erinnerung auf.

»Genau«, knurrte ich. »Warum also sollte ich bei ihnen bleiben wollen? Ich helfe ihnen nur, weil Klee mein bester Freund ist und Brise und Eisblitz mich aufgezogen haben. Diese drei sind die Einzigen, die es wirklich verdient haben, ein gutes und langes Leben zu führen.«

Kupfer sah mich von der Seite her an. Zweifel lagen in seinen hellgrünen Augen.

»Ich weiß nicht«, murmelte er. »Kein Wolf hat es verdient, zu sterben …«

»Was ist mit Schatten? Hatte er es nicht verdient?«

Der goldene Rüde seufzte. »Doch … das war aber auch was anderes ...«

»Was anderes?«, wiederholte ich entrüstet. Nun wurde ich wütend. Warum sprach Kupfer so über das Rudel, als wollte er mich überreden, bei ihnen zu bleiben?

»War es etwas anderes, als Maus, Stern und Distel versucht haben, mich zu töten? War es ...«

Ich stieß ein lautes Knurren aus, holte tief Luft und schlug mit der Pfote auf den Schnee.

»Ach! Ich will nicht darüber reden! Wir retten das Rudel, dann verlassen wir es. Ich werde keine Krallenmondwölfin oder Mondwächterin, weil ich mich für meine Einzelwolf - Seite entschieden habe. Bitte, hör auf, darüber zu reden. Dieses Thema macht mich aggressiv!«

Mein ganzer Körper kribbelte nun vor Wut. Ich wollte keine Wächterin werden! Ich wollte nicht Rudel - und Einzelwölfin sein! Ich wollte diese hundedumme Bestimmung nicht haben!

Rrrh! Egal. Wir haben einen Plan … es ist alles gut … wir befolgen diesen Plan und sprechen jetzt nicht mehr über das Rudel! Und tatsächlich: Kupfer blieb still.

Wir gingen langsam hinter den anderen her, schwiegen, sodass allmählich die Wut in mir erlosch und ich ruhig wurde.

Wir haben diesen Plan. Ich lasse mich von nichts und niemand von ihm abbringen.

Um mich gänzlich zu beruhigen, nahm ich einen tiefen Atemzug von der eisigen Luft, die meine Lungen sofort erfrischte.

»Weißt du noch, als wir Flamme begegnet sind?«, fragte Kupfer nach einer Weile plötzlich.

Ich sah ihn an. »Wir waren am Anfang unserer Reise«, erinnerte ich mich.

»Wir wollten die ganze Welt sehen«, murmelte der junge Rüde mit fast schon verträumtem Gesichtsausdruck.

Mit einem kleinen Lächeln erwiderte er meinen Blick. »Na ja, ein wenig haben wir das ja bereits.«

Ich nickte lächelnd. »Oh, ja. Und wenn wir weiterziehen, werden wir noch mehr - «

Ein lautes Knacken ließ mich abrupt zum Stehen kommen.

»Hast du das gehört?«, fragte ich Kupfer mit gespitzten Ohren. Der Rüde war ebenfalls zum Stillstand gekommen und nickte. »Ja, habe ich.«

Unsere Gefährten, die ein paar Sprünge vor uns liefen, gingen weiter. Sie hatten es anscheinend nicht gehört.

»Hey, Aurora, Korn, wartet kur - « Ein erneutes Knirschen und Ächzen war auf einmal zu hören.

»Woher kommt das?«, wunderte sich Kupfer und sah sich verwirrt um. Da bemerkte ich eine Bewegung unter mir. Genau zwischen meinen Vorderpfoten befand sich plötzlich ein kleiner, hellblauer Riss im Schnee. Das Knacken ertönte wieder, der Riss wurde größer und schlängelte sich vorwärts. Entsetzt keuchte ich auf, als ich verstand.

Wir standen nicht mitten auf einer riesigen Lichtung. Wir standen mitten auf einem riesigen See!

2. KAPITEL

»Nicht bewegen!«, zischte ich schnell.

Kupfer verharrte bewegungslos, auch wenn er keinen Schimmer hatte, was vor sich ging. »Was ist los?«, fragte er leise.

Meine Gedanken spielten verrückt. Wir standen mitten auf einem riesigen, zugefrorenen See.

Und es sah so aus, als würde das Eis anfangen zu brechen.

»Wir stehen auf einem See!«, rief ich, mit starrem Blick auf den Riss zwischen meinen Pfoten. »Das Eis bricht!«

Kupfer zog erschrocken die Luft ein, bewegte sich aber nicht. Einen Moment hielt ich den Atem an, rührte keinen Muskel, als der Riss verharrte.

Für einen Augenblick hatte ich die Hoffnung, dass das Eis halten würde. Doch da knackte es wieder und ein anderer Riss wurde unter dem Schnee sichtbar.

Dieser wurde breiter und schlängelte sich zu Kupfer hinüber. Nun starrte auch der junge Wolf die Risse an, mit großen Augen und angehaltenem Atem.

»Was machen wir?«, fragte er flüsternd, ohne den Blick zu heben. Ich antwortete erst nicht, da ich es wirklich nicht wusste. Da jedoch krachte es plötzlich lauthals. Wir wirbelten herum. Genau hinter uns brach das Eis auf einmal auf und dunkelblaues Wasser kam zum Vorschein.

So erschrocken wie wir waren, sprangen wir zurück. Einen Herzschlag starrte ich noch das Wasser an, bis ich merkte, dass die Risse weiterzogen. Und das aufbrechende Eis mit ihnen.

»Lauf!«, jaulte ich über das laute Knacken hinweg.

Wir stürzten beide gleichzeitig vor, rechtzeitig, denn einen Augenblick später brach das Eis genau an der Stelle, an der wir gestanden hatten.

Wir sprangen weiter über den Schnee, der nur wenige Sprünge hinter uns wegbrach und das kalte Wasser mit lautem Knirschen frei ließ.

Unsere Freunde waren stehen geblieben und starrten nun geschockt zu uns zurück.

»Lauft!«, jaulte ich ihnen zu, als wir zu ihnen rannten.

Unsere Gefährten gehorchten sofort und jagten etwas vor uns über das Eis. Meine Pfoten donnerten über das Weiß, nun spürte ich auch das harte Eis, was ich vorher für Gras gehalten hatte.

»Wir müssen an den Rand!«, heulte ich, während hinter uns wieder das Eis brach und mit lautem Platschen und Knirschen in das eisige Wasser fiel.

Ich wagte einen Blick über die Schulter und erzitterte.

Der halbe See war aufgebrochen. Eisschollen trieben auf ihm, das dunkle Wasser schwappte aufgebracht, leckte am festen Untergrund, der ein paar Herzschläge später auch aufbrach.

So schnell wir konnten, rasten wir über den See, immer nur einen Sprung vom kalten Wasser, entfernt.

»Das Eis bricht überall!«, jaulte Kupfer. »Wir können nicht an den Rand!« Der goldene Rüde hatte recht. Es gab nur den Weg nach vorn.

Mein Herz machte einen Aussetzer, als ich fast auf einem Stück Eis ausrutschte. Mir entfuhr ein erschrockenes Wimmern, da aber fing ich mich wieder und sprang vor.

Hundedreck! Wie sollten wir es schaffen, das Ufer zu erreichen, bevor das Wasser uns eingeholt hatte?