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Seitenzahl: 47
Anmerkungen zur Transkription:
Schreibweise und Interpunktion des Originaltextes wurden übernommen. Inkonsistenzen im Gebrauch des Apostrophs (z.B. stehn vs. steh'n) wurden belassen. Es wurden lediglich offensichtliche Druckfehler korrigiert. Änderungen sind im Text gekennzeichnet, der Originaltext erscheint beim Überfahren mit der Maus.
Oper in drei Aufzügen
Dichtung von Otto Anthes
Musik von Paul Graener
Alle Rechte, insbesondere das Übersetzungsrecht vorbehalten.
Universal-Edition
Drei Masken-Verlag
Aktien-Gesellschaft
G. m. b. H.
Wien.
Leipzig.
Berlin.
München.
Den Bühnen und Vereinen gegenüber als Manuskript gedruckt. Dasselbe darf nur dann zu Bühnenzwecken verwendet werden, wenn vorher das Bühnen-Aufführungsrecht durch den
Drei Masken-Verlag G. m. b. H., Berlin,
oder dessen Vertreter im Auslande rechtmäßig erworben wurde.
Paul Graener. Otto Anthes.
Copyright 1918 by Universal-Edition.
Nachdruck verboten. Aufführungs-, Arrangements-, Vervielfältigungs- und Übersetzungsrechte für alle Länder vorbehalten (für Rußland laut dem russischen Autorengesetz vom 20. März 1911 und der Deutsch-russischen Übereinkunft vom 28. Februar 1913, desgleichen für Holland nach dem holländischen Autorengesetz vom 1. November 1912).
Universal-Edition Aktiengesellschaft.
Drei Masken-Verlag G. m. b. H.
Personen:
Alexios
, der junge Kaiser der Romäer
Theophano
, seine Zwillingsschwester
Harald
, der Waräger, des Alexios Jugendgespiele
Eudokia
, Hofdame der Theophano
Der Abbas
des Klosters Laura am Athosgebirge
Erster
}
Zweiter
Archont
Dritter
Ein Getreuer
des Kaisers
Mönche des Klosters Laura, Archonten, Generale, Soldaten, Gefolge des Kaisers, Sklaven und Sklavinnen der Theophano, Tänzer und Tänzerinnen, ein Henker und zwei Gehilfen.
Die Handlung des ersten Aufzuges geht im Hofe des Klosters Laura vor sich; der zweite und dritte Aufzug spielen im Kaiserpalast zu Byzanz.
Zeit: Das frühe Mittelalter.
Der Hof im Kloster Laura am Athosgebirge. Links, sich in die Tiefe der Bühne erstreckend, das Klostergebäude; das Erdgeschoß massiv, fensterlos; das Stockwerk mit zahlreichen kleinen vergitterten Fenstern versehen. Ganz vorn ein gewölbter Durchgang, der die ganze Höhe des Erdgeschosses einnimmt und in den äußeren Klosterhof führt. Weiter zurück eine kleine Pforte, zu der zwei Stufen emporsteigen. Das ganze Haus nicht sehr hoch, so daß darüber hinweg eine mächtig anstrebende Felswand sichtbar wird, in deren Spalten vereinzelte Taxusbäume und seltsame, große Blumen wachsen. An dem Hause entlang läuft, durch eine niedere Mauer gegen den Abgrund abgegrenzt, ein schmaler Gang, der in der Tiefe der Bühne um das Gebäude herumbiegt.
Nach rückwärts ist der Hof ebenfalls durch eine niedrige Mauer geschlossen, die sich in der Mitte etwa zu einem hinausspringenden Balkon ausbuchtet. Darüber hinweg sieht man in der Tiefe das ägäische Meer, tiefblau, mit einzelnen fernen, weißschimmernden Inseln.
Rechts die Kirche; das Mauerwerk plump, massig, schmucklos. Das Portal mit Mosaik und Gold schier überladen. Breite Stufen führen zum Portal hinauf. Im Winkel zwischen Kirche und Hofmauer hängt unter einem Holzdach eine Glocke, die mit der Hand geschlagen wird. Hinter der Kirche hervor zieht sich das Waldgebirge im Bogen gegen die Mitte des Hintergrundes, um in einem trotzigen Vorgebirge zu enden.
Im Hof ein alter Brunnen, aus dessen innerem Mauerrand ein Ölbaum hervorwächst. Eine primitive Schöpfvorrichtung. Eine Steinbank an der Mauer im Hintergrund. Zwischen Bank und Balkon in der Mauer befestigt, ein plumpes Holzkreuz, der Gekreuzigte mit grellen Farben bemalt.
Es ist Morgen. Gleißender Sonnenschein liegt auf dem Hofe, auf den weißen Mauern, über der blauenden Ferne.
Alexios und Harald
(beide in weißer, klösterlicher Tracht, treten aus der kleinen Pforte links).
Alexios:
Wie dieses Morgens Schönheit mit Weh die Seele füllt!
Harald:
Warum mit Weh?
Alexios:
Als raffte meine Jugendwelt all' ihre Köstlichkeit in eins, um mir den Abschied zu erschweren.
Harald:
Mir steht die Welt in Festesflammen, und diese Sonne jauchzt Triumph.
Alexios:
Hast du, mein Freund, niemals empfunden, daß Sonne – droht?
Harald(den Kopf schüttelnd):
Ich bin des Nordens Enkelkind. Hab' ich das düst're Land auch selber nie geseh'n – der Väter Seele lebt in mir und ihre wilde, wehe Sucht, der Sonne nachzuzieh'n. Wallfahrten geht des Nordens Herz viel hundert Jahre schon dem Süden zu. Mit süßen Schmerzen lockt sein Gold, sein Purpur und sein Blut.
(Er breitet sehnsüchtig die Arme nach dem Meer.)
– Nun wird die Sucht gestillt. Dort liegt Byzanz! Und morgen sind unter Segel wir dahin.
Alexios:
Byzanz! Hast du vergessen, daß wir Byzanz schon einmal sahen? Daß wir als Kinder schon einmal sein wildes Schrein vernahmen? Klingt in den Ohren dir nicht mehr das Wutgebrüll des Volks, das, meinen Vater hingeschlachtet, den Purpur von dem Leichnam riß und kam, den Sohn zu töten? Weißt du nicht mehr, wie wir bei Nacht davongetragen wurden, weinend? Wie wir von Schiffes Bord die Flammen grausend sahen, die Palast und Haus verzehrten? Byzanz, die Mörderin! So seh' ich sie.
Harald:
Nur umso stolzer macht mich das. Als Flüchtling gingst du einst, als Kaiser kehrst du wieder!
Alexios:
Als Kaiser! Ich versteh' es nicht. Dasselbe Volk, nach meinem Blute schrie es damals; nun holt es mich hervor aus meiner Einsamkeit, daß ich es knechten soll.
Harald:
So knechte es! Wie's ihm gebührt. Steh' auf der kaiserlichen Höh', unnahbar!Mir doch gib dein Schwert!
Alexios:
Mich lockt es nicht wie dich.
(Auf den Balkon im Hintergrunde tretend.)
Wie lebt' ich still und friedlich in diesen Klostermauern! Rein war die Luft und rein das Herz. Die böse Welt, sie lag dahinten, das blaue Meer war Grenze meines Seins.