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Paul beschreibt, wie die Lust an Dominanz und Unterwerfung ausgelebt und in den Alltag eingebaut werden kann, was bei einer Session passiert, was im Kopf von Meister und Sklave vorgeht, wie der Gegensatz von Dominanz und Unterwerfung funktioniert, welche Rolle Fetische spielen und vieles mehr. Einsteiger bekommen so einen guten Eindruck davon, was von Ihnen verlangt wird und was sie erwartet, und erfahrene S/Mler können ihre eigenen Vorstellungen mit denen Pauls vergleichen. Paul wurde 1949 in Hamburg geboren und lebt heute in Süddeutschland als selbstständiger Kaufmann. Seit 25 Jahren steht S/M im Mittelpunkt seines Lebens, und seit der Veröffentlichung des ersten Bands einer Aufzeichnungen, "Die Entwicklung", im Jahre 1998 haben "Pauls Bücher" Kultstatus erreicht. Pauls Bücher Bd. 1: Die Entwicklung. Tagebuch einer SM-Beziehung 17. 12. 1983 - 6. 9. 1984 Bd. 2: Die Wende. Tagebuch einer SM-Beziehung 7. 9. 1984 - 16. 12. 1989 Bd. 3: Der Vertrag. Tagebuch einer SM-Beziehung 7. 2. 1998 - 12. 7. 1998 Bd. 4: Pauls Handbuch für Sklaven Bd. 5: Pauls Handbuch für Meister Bd. 6: Die Unterwerfung. Pauls Traum von SM
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Seitenzahl: 199
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Pauls Bücher
VERLAGSINFORMATION
«Pauls Bücher. Tagebücher einer SM-Beziehung» erschienen erstmals 1998 bis 2000. Für Paul war «SM» nie nur eine Spielart seiner Sexualität, die er an Wochenende oder auf Ledertreffen genoss. SM bestimmt sein ganzes Leben: 7 Tage in der Woche, 24 Stunden.
«Männer aktuell» empfahl die Tagebücher: «Pauls Bücher liefern wohl den glaubhaftesten und intensivsten Einblick in die Ge-fühlswelt eines SMlers, zutiefst ehrlich und bar jeder konstruiert ordinären Sprache. SM erscheint hier nicht als abstrakte Idee einer geilen Nacht in Ketten, sondern als Lebenshaltung mit aller Kon-sequenz.»
«Marquis» meinte über die ungeschminkte Darstellung der Bezie-hung: «Das mag zunächst schockierend sein, doch die tiefe Liebe und der Respekt ihrer Freundschaft wird erst dadurch erkenn-bar.»
Im Anschluss an die Tagebücher folgten 2002 und 2003 «Pauls Handbuch für Sklaven» und «Pauls Handbuch für Meister», in er aus mittlerweile gut 20 Jahren gelebter SM-Erfahrung schöpft. Nachvollziehbar und praxisbezogen vermittelt er seine eigenen Lernprozesse, was es bedeutet, Sklave oder Meister zu sein, welchen Möglichkeiten die jeweiligen Rollen eröffnen, welche Verantwortung mit ihnen verbunden sind.
Mit seinem Band «Die Unterwerfung. Pauls Traum von SM» schloss Paul 2007 die Edition ab. Hier beschreibt er, wie die Lust an Dominanz und Unterwerfung ausgelebt und in den Alltag integriert werden kann, was bei einer Session geschieht, was im Kopf von Sklaven und Meistern vorgeht, welche Rollen Fetische spüielen und vieles mehr.
Paul wurde 1949 in Hamburg geboren, lebte lange ans selbstständiger Kaufmann in Süddeutschland und kehrte nach Beendigung seines Berufslebens in seine Heimatstadt zurück.
Pauls Bücher: Die Unterwerfung Ein Leben mit SM
Männerschwarm Verlag 2023
Pauls Bücher
Bd. 1: Die Entwicklung. Tagebuch einer SM-Beziehung
Bd. 2: Die Wende. Tagebuch einer SM-Beziehung
Bd. 3: Der Vertrag. Tagebuch einer SM-Beziehung
Bd. 4: Pauls Handbuch für Sklaven
Bd. 5: Pauls Handbuch für Meister
Bd. 6: Die Unterwerfung. Pauls Traum von SM
Die Unterwerfung. Pauls Traum von SM
Ebook-Ausgabe
© 2023 Männerschwarm Verlag, Berlin
Salzgeber Buchverlage GmbH
Prinzessinnenstraße 29
10969 Berlin
Umschlaggestaltung: Carsten Kudlik, Bremen
ISBN 978-3-86300-373-9
Mehr über unsere Bücher und Autor:innen
www.maennerschwarm.de
Pauls Bücher nähern sich der Darstellung eines von SM geprägten Lebens immer wieder neu auf verschiedene Art und Weise. Mit den Tagebüchern zweier realer Beziehungen fing es an, darauf folgten zwei Handbücher (für Meister, für Sklaven) mit Erfahrungsberichten und Ratschlägen. Die Unterwerfung unternimmt den Versuch, die wichtigsten Situationen in Sexualität und Alltag und die dabei entstehenden Empfindungen konkret auf den Punkt zu bringen, gewissermaßen die «Philosophie» dieser Spielart von SM zu erläutern.
Die Stärke und Anschaulichkeit dieser Beschreibungen liegt in der subjektiven Sichtweise begründet. Insofern zeigt Die Unterwerfung ebenso wie die bereits erschienenen Bände von Pauls Büchern nur eine von mehreren Möglichkeiten, SM auszuleben. In der Welt von «Pauls SM» halten sich feuchter Sex und «SM im Kopf» einigermaßen die Waage, das werden manche SMler anders sehen. Paul zeigt jedoch sehr deutlich, welche Empfindungen unmöglich in einer kurzen Session entstehen können.
Aus seiner Leidenschaft heraus, SM bis an die Grenzen des Möglichen zu erkunden und auszuleben, stellt Paul seine persönliche Auffassung auf diese Weise zur Diskussion.
Reaktionen jeder Art sind ausdrücklich erwünscht:[email protected]
Zunächst reicht ein Quäntchen Bewusstsein für das Bedürfnis nach Unterwerfung oder Beherrschung aus, um den Weg des SM zu beschreiten. Sicherlich ist es am Anfang ein wenig wie ein Weg durch das Dunkel, wie ein langsames Vortasten auf unbekanntem Terrain, man kommt sich vor wie ein Kind, das zum ersten Mal aufrecht zu gehen versucht. Man ist auf einen erfahrenen Partner angewiesen, der in der Lage ist, den Weg vorzugeben und unterstützend zu begleiten. Ohne diese Gemeinsamkeit wird eine Entwicklung kaum möglich sein. Insofern verläuft die Entwicklung auch sprunghaft und in der Abhängigkeit von ebendiesem Partner. Sprunghaft insofern, als der richtige Partner nicht immer greifbar und verfügbar ist. Immer wieder wird man ihn verlieren und der Weg wird durch Enttäuschungen geprägt sein. Immer wieder wird es nötig sein, einen neuen Partner zu suchen, da die Interessen und vor allem der Grad der Ansprüche in Bezug auf SM steigt und der alte Partner eventuell diese Ansprüche nicht mehr erfüllen kann.
Wenn dann die Sicherheit besteht, dass SM der richtige Weg ist, werden sich sofort die Ansprüche und die Anforderungen an den Partner, ganz gleich ob Meister oder Sklave, kolossal ändern. Somit wird dann aber auch die Suche schwieriger. Man weiß genauer, wonach man sucht. Dies betrifft sowohl die vielen Spielarten als auch und in erster Linie die Intensität des SM. Der Weg, den jeder selbst beschreiten muss, ist der lange Weg der vielen Erfahrungen. Bei mir waren es überwiegend gute und geile Erfahrungen. Ich war immer von SM überzeugt und habe mich deshalb auch nie durch frustrierende Begegnungen davon abhalten lassen, diesen Weg weiterzugehen.
Immer wenn ich eine bestimmte Stufe auf dem Weg zu meinem SM erklommen habe, einen Schritt gemacht habe, um Neues kennenzulernen, ist im Kopf schon der nächste Schritt geplant und das Bedürfnis weiterzukommen gewachsen. Es ist eine faszinierende Welt, die immer wieder neue Begehrlichkeiten weckt. Es wird nie langweilig werden, wahrscheinlich wird nie ein Endpunkt oder ein Ziel erreicht werden. Dazu ist SM genauso wie das Leben zu vielfältig. Sich hineinbegeben, sich einlassen können und wollen, alles auszuleben und experimentierfreudig zu sein spielt die entscheidende Rolle auf diesem langen Weg. Und natürlich darf das berühmte Vertrauen, das man braucht, um sich aufeinander einzulassen, dabei nicht fehlen.
Die erste Stufe habe ich mit ungefähr vierzehn Jahren erlebt, als ich noch gar nicht wusste, dass diese beiden Buchstaben S und M zusammen als Bezeichnung für eine Art von Sex stehen, geschweige denn, dass sie etwas mit einer Lebenseinstellung zu tun hätten. Ich hatte nur den Drang, mich selbst zu fesseln, dachte nicht an einen Partner und dachte auch nicht, dass noch andere Menschen diese geile Art von Sex suchen würden. Ich hatte nur im Kopf, dass es bloß keiner merken dürfe, und ich vermutete, dass ich krankhaft pervers veranlagt wäre. Aber es machte mich geil, mich zu fesseln und nachts mit Handschellen zu schlafen. Ich wichste darauf und war danach froh, dass es erst einmal wieder vorbei war und ich die ganze Vorstellung vergessen konnte. Die wenigen Fesselutensilien wurden versteckt und das Leben ging weiter. Bis zum nächsten «Anfall».
Die nächste, zweite Stufe ging dann schon etwas weiter. Immer noch geheim und voller Angst, entdeckt zu werden, bohrte ich im Gemeinschafts-Fahrradkeller Ösen in die Wand und fesselte mich dort. Ich trieb es also nicht mehr nur unter der Bettdecke im Dunkeln, sondern baute mir in kleinsten Anfängen den Vorläufer meines heutigen Spielzimmers.
Das erste Mal, dass ich mit einem anderen Menschen darüber sprach und versuchte ihn daran zu beteiligen, und das ist die dritte Stufe, war mit meiner ersten Freundin. Wir waren lange Jahre zusammen und liebten uns. In einer Nacht wagte ich mich im Bett sehr weit vor und fragte sie flüsternd, ob sie mich nicht mal beim Sex an den Heizkörper fesseln würde. Zu meiner Verwunderung tat sie diesen Wunsch nicht als absurd ab, sondern willigte ein. Sie fesselte auch tatsächlich meine Hände an diesen Heizkörper, aber es wurde sehr schnell klar, dass etwas fehlte. Sie machte es nur aus Liebe zu mir und deshalb hatte es mit SM wenig zu tun. Das alles wusste ich damals allerdings noch nicht. Ich empfand einfach nur eine gewisse Geilheit, die aber schnell abnahm. Sie fragte mich auch immer, ob es mir so recht wäre, ob es nicht zu unangenehm wäre. Diese Fragen brachten mich schnell aus dem Konzept, schließlich hatte ich andere Vorstellungen von einer Fesselung. Sie sollte stramm sein und ich sollte zu der Aktion auch nicht befragt werden, sondern sie erleiden müssen. Es blieb das einzige Mal, dass wir eine solche Aktion machten. Es war schön für mich, aber es fehlten wesentliche Teile.
Mit einer anderen Beziehung machte ich einen ähnlichen Versuch. Da auch sie mit SM nichts am Hut hatte, ging es ein weiteres Mal schief und blieb ebenfalls bei zwei Versuchen. Ich nahm an, dass ich ziemlich allein auf der Welt sei mit meinen komischen und perversen Anwandlungen. Also eher ein Grund, sich weiterhin zurückzuhalten und meine SM-Geilheit nur insgeheim auszuleben.
Diese nächste Stufe des langen Weges war eher eine Frustnummer. Über ein paar lange Jahre tat sich wenig, außer dass ich mich selbst mit meinen Gedanken und meinen geilen Vorstellungen im Kopf abgab. Beim Wichsen liefen nach wie vor immer dieselben Filme ab. Es waren Szenen von Sklaven, die gefangen gehalten und auf grausame Weise bestraft wurden. Ich hatte mich mit der Tatsache eingerichtet, dass meine Art von Sex mit anderen nicht möglich ist und ich allein damit fertig werden muss.
Die große Entwicklungsstufe folgte dann erst mit meinem schwulen Coming-out, das mich im Alter von dreißig gewaltig schön erwischte. Jetzt wurden alle Tore geöffnet. Ich strotzte vor Selbstbewusstsein, mein ganzes Leben, mein ganzes Denken änderte sich total. Ich weiß kein Ereignis in meinem Leben, das mehr verändert hat und mich mehr beeindruckt hätte. Aus einem rauen Block wurde ein feinfühliges Wesen, das sein Leben erst jetzt richtig genießen konnte. Natürlich hat sich das enorm auf meinen SM ausgewirkt. Nicht nur durch den richtigen Weg, auf dem ich mich nun befand, sondern auch durch das gesteigerte Selbstbewusstsein wurden neue Türen in Bezug auf SM aufgestoßen. Der Drang, diesen Sex offen nach außen auszuleben, wurde nun unbezwingbar.
Durch meine Arbeit in einer linken Organisation, durch meine beginnenden Aktivitäten in der örtlichen Schwulengruppe und meine Arbeit an einer bundesweiten Schwulenzeitung taten sich plötzlich ungeahnte und neue Horizonte auf. Ich merkte, dass das Thema, das mich schon so lange beschäftigt hatte, allgemein bekannt war. Die beiden Buchstaben S und M wurden auf der ganzen Welt für eine bestimmte Art von Sexualität gebraucht. Ich war nicht allein und es gab sogar Gruppen und spezielle Kneipen, in denen man sich treffen und verabreden konnte. Sogar eigene Zeitschriften existierten. Es war herrlich, zum ersten Mal offen über meine Leidenschaften sprechen zu können.
Ich lebte damals in einer Wohngemeinschaft. Hier war SM natürlich immer noch kein Thema, und so hatte ich nur eine große Werkzeugkiste mit meinem inzwischen angesammelten Spielzeug, die allerdings verschlossen war. Ich lebte damals quasi in zwei Welten. Auf der einen Seite mein SM und mein Schwulsein innerhalb der örtlichen Schwulengruppe und andererseits mein Leben in der Wohngemeinschaft und meine politischen Aktivitäten. Immer noch hatte ich keinen SM-Sex mit einem SMler.
Dann kam ein kleiner Rückschritt. Ich hatte eines Tages, als alle aus der Wohnung gegangen waren, eine meiner «SM-Anwandlungen». Ich dachte allein zu sein und setzte eine Maske auf, zog Leder an. Als ich gerade auf dem Flur war, kam eine Mitbewohnerin unerwartet nach Hause und überraschte mich. Aber eigentlich war sie mehr geschockt als ich. Es wurde nie darüber gesprochen und die Mitbewohner haben sich nie damit und mit mir darüber auseinandergesetzt. Aber an dem Verhältnis war etwas anders geworden. Ich fühlte mich mehr bemitleidet und ausgegrenzt als vorher.
Endlich kam dann ziemlich schnell nach meinem schwulen Coming-out der erste schwule SMler auf mich zu. Wir hatten eine kurze, aber im Ausleben von SM sehr heftige Zeit. Zum ersten Mal habe ich richtig spüren und fühlen dürfen, was SM bedeutet und wie frei es mich macht. Ich konnte das erste Mal meine Leidenschaften genießen und ausleben. Doch auch hier fehlte etwas, die Liebe. Aber immerhin war dieser Einblick in die SM-Welt für mich ausreichend, um zu der Beurteilung zu kommen, dass SM ein wichtiger Teil von mir ist. Er wird mich immer begleiten.
Der Besuch eines Schwulenfestes in einer Nachbarstadt war ein weiterer wichtiger Schritt und ein weiteres einschneidendes Ereignis. Mit dem eben erwähnten SMler fuhr ich zu diesem Fest, allerdings in einem schon vor der Fahrt angelegten SM-Outfit. Wir trugen beide Lederhosen und -jacken. Aber als Krönung hatten wir beide Masken auf. Er hatte eine nur mit Augen- und Nasenöffnung und ich trug eine Ledermaske nur mit Mund- und Nasenöffnung. Er konnte nicht sprechen und ich konnte nichts sehen. Zu allem Überfluss fesselte er meine Hände mit Handschellen auf dem Rücken. So ging es mit dem Auto ab zum Zeigen und Feiern. Damals, es war Ende der siebziger Jahre, war das noch etwas sehr Ungewöhnliches. Schon auf der Fahrt wurde ich von den neben uns fahrenden Menschen angestarrt, so wurde mir berichtet. Vor Ort wurde ich dann mit einer Hundeleine, die an meinem Halsband befestigt war, hineingeführt. Wir standen im Mittelpunkt. Eine Freundin, die uns natürlich nicht erkannte, bekam einen Ohnmachtsanfall und rollte den Fall erst richtig auf. Im Nachhinein wurde ich heftig kritisiert, es gab große Diskussionen in meiner linken Organisation, dieser Auftritt sei total frauenfeindlich. Im Laufe dieser Auseinandersetzung, in der keiner Verständnis für meinen SM zeigte, machte ich einen großen Schnitt und trat aus dieser Organisation aus.
Sicherlich hat diese Erfahrung dazu beigetragen, mich in meine nächste Entwicklungsphase eintreten zu lassen. Aber ich hatte als gerade schwul Gewordener das Bedürfnis, mich richtig zu verlieben. Ich hatte nun für ein paar Jahre zwei sehr verliebte Beziehungen ohne SM, also genau das Gegenteil meiner ersten SM-Beziehung. Ich musste es auskosten, endlich schwul zu sein und mein neues Lebensgefühl zu erfahren. Aber ich vermisste meinen SM sehr, je länger die Beziehungen dauerten.
Dann kam endlich beides zusammen, SM und Liebe. Im Alter von fünfunddreißig Jahren lernte ich Leon kennen. Er war zwar ein Neueinsteiger und ich musste deshalb die Position des Meisters übernehmen, aber ich war glücklich. Die ersten gemeinsamen Spielsachen wurden angeschafft und das Verstecken in der Kiste gehörte der Vergangenheit an. Wir zogen zusammen und hatten so die besten Bedingungen zum Ausleben unserer gemeinsamen Sexualität. Wir begannen damit, regelmäßig Tagebuch zu schreiben; die Anfangszeit meiner Beziehung zu Leon beschreibt der erste Band dieser SM-Bücher: Die Entwicklung. Es ist kein fiktives Tagebuch, sondern als Mittel der Auseinandersetzung über Wünsche und Gefühle ein ganz realer Teil dieser Beziehung.
Nach einem Dreivierteljahr machte unsere Beziehung eine wichtige Entwicklung durch, es fand eine Wende in den Rollen von Meister und Sklave statt. Ich hatte am Anfang der Beziehung die Rolle des Meisters übernommen, obwohl ich mich bis dahin immer als Sklave gefühlt hatte. Doch für Leon war der Anfang unserer Liebe auch der Anfang mit SM, insofern musste ich die Meisterrolle übernehmen. Ich habe versucht, Leon als meinen Meister auszubilden, damit ich im Laufe der Zeit meine Rolle als sein Sklave einnehmen konnte. Schließlich war es so weit: Leon übernahm die Meisterfunktion und ich war zu diesem Zeitpunkt der glücklichste Mensch, den ich kannte. Ich konnte meine Sklaven-Fantasien voll ausleben. Dies war der Höhepunkt in meinem bisherigen SM-Leben. Bis hierhin zu kommen hat es immerhin über zwanzig Jahre gedauert.
Jetzt begann eine intensive Zeit für mich, die bis heute nicht nur anhält, sondern immer intensiver geworden ist. Der zweite Band unserer Tagebücher behandelt die vielen und großen Schwierigkeiten des Auslebens von SM in einer Liebesbeziehung. Aber schwerwiegender waren die Einflüsse von außen, das gemeinsame Aufbauen der eigenen Existenz zum Beispiel machte uns große Probleme und lenkte uns massiv ab.
Ausdruck dieser Fortschritte war auch die Etablierung des Spielzimmers. Zusammen richteten wir in unserer gemeinsamen Wohnung ein Zimmer nur für diesen Zweck ein. Hierbei konnten wir uns bei der Einrichtung austoben. Der erste Käfig wurde angeschafft, Balken zum Fesseln an die Wände gedübelt und andere Dinge mehr. Auch dies war Ausdruck unseres Selbstbewusstseins. Die SM-Beziehung hielt sieben Jahre, dann war sie sexuell ausgelutscht. Die Liebe und die Partnerschaft bestehen allerdings bis heute weiter, somit schon über einundzwanzig Jahre.
Nach dem Ende der sexuellen Beziehung mit Leon hatte ich verschiedene längere, aber lockere Beziehungen mit einigen wenigen Sklaven, denn ich hatte inzwischen die Meisterfunktion für mich angenommen und fühlte mich wohl dabei. Diese Verbindungen gibt es teilweise heute noch, sie kamen aber alle nicht an eine feste SM-Beziehung heran, wie ich sie mir vorstellte. Es fehlte entweder an der Liebe oder an der Bereitschaft, tiefer einzusteigen. Ich hatte immer wieder die Hoffnung, dass sich aus einer dieser Verbindungen die große SM-Liebe ergeben würde. Ich steckte viel Geduld und Zeit in die Ausbildung der Sklaven, wurde aber immer wieder zurückgeworfen. Dieser Zeitraum dauerte an die sieben Jahre.
Im Alter von neunundvierzig Jahren fand ich dann meine neue und bis dahin intensivste SM-Beziehung. Über eine Anzeige lernte ich Anfang 1998 einen neuen Sklaven kennen. Er war von mir sehr angetan und ich nach einiger Zeit auch von ihm. Auch hier steigerte sich mein Ausleben von SM, und die Fortschritte, aber auch die Ansprüche stiegen. Ihm war es dann nach vier Jahren zu viel. Ich wollte mehr und er eigentlich weniger SM und mehr Zusammenleben. So trennten wir uns, haben aber auch heute noch ein gutes Verhältnis. Im dritten Buch der Tagebücher sind die fast täglich geschriebenen E-Mails des ersten halben Jahres dieser Phase abgedruckt. Dieses Buch zeigt eine funktionierende SM-Beziehung, die auch auf Entfernung klappt.
Nach dem Ende dieser Beziehung fing für mich erneut die Suche an. Ich dachte mir, wenn ich schon keinen festen Sklaven ausbilden kann, will ich zumindest darüber schreiben. Ich entschloss mich also, zwei Handbücher zu schreiben, ein Handbuch für Sklaven und ein Handbuch für Meister. Beide Bücher sind von subjektiven Einstellungen beeinflusst, trotzdem gibt es im SM bestimmte Grundvoraussetzungen und Regeln, die fast überall ihre Gültigkeit haben. Außerdem sind diese Bücher von der Intention geprägt, SM die Mystik zu nehmen und auch Nichtwissenden einen Einblick zu geben, um Vorurteile zu dieser Art der Sexualität oder dieser Art der Lebenseinstellung abzubauen.
Als weitere Stufe auf dem Weg zu einem selbstbewussten SMler empfand ich den Schritt, Lesungen, die ich eher in Diskussionen zu SM umwandelte, zu veranstalten. Eine sehr interessante und lehrreiche Erfahrung.
In dieser Zeit des Suchens wurde aber auch das Spielzimmer in meiner Wohnung aus- und umgebaut. Es nimmt die Hälfte der Wohnung ein und ist somit expliziter und deutlich erkennbarer Bestandteil meines Zuhauses. Es ist Ausdruck des Schwerpunktes meines Lebens und für jeden, der die Wohnung betritt, nicht zu übersehen.
Hatte ich 1998 den maso noch durch eine Anzeige in einer Zeitschrift kennengelernt, spielte sich die Suche in den Jahren 2002 und 2003 in den Chaträumen des Internets ab. Dieses anonyme Medium lockt Faker in Massen an, Menschen, die sich mit Angaben zur Person interessant machen, die nicht zutreffen, und die oft gar nicht die Absicht haben, einen realen Kontakt herzustellen.
Die Zeit der Suche sollte drei Jahre dauern. Das hatte ich so nicht erwartet, schließlich war ich fast jeden Tag in den einschlägigen Chats vertreten. Ungefähr 250 Sklaven waren zum Test erschienen. Die Zahl der Sessions in dieser Zeit ist noch größer. Auch hiervon sind einige Sklaven geblieben, die noch heute gern kommen möchten. Aber nie war einer dabei, der meinen Anforderungen entsprach. Eine zeitweise schwere und frustrierende Zeit. Einige Male habe ich daran gezweifelt, ob ich je einen Sklaven finden würde.
Dann fand ich völlig überraschend einen neuen Sklaven, der schon in den Anfängen meinen Vorstellungen voll entsprach. Ich erwartete eine geile und entwicklungsreiche Zeit mit Gum, diesen Namen bekam er. Leider endete diese Geschichte schon wieder nach neun Monaten. Es mussten also neue Kontakte geknüpft werden.
Natürlich kam ich manchmal auf dumme Gedanken: Bin ich ein Traumtänzer, sind meine Ansprüche viel zu hoch oder bin ich der einzige SMler auf der Welt, der diese Art von SM sucht? Ich verdrängte diese Gedanken aber sehr schnell, schließlich hatte ich in vielen Gesprächen erfahren, dass dieser SM auch in anderen Köpfen vorhanden ist. Er wurde jedoch von gesellschaftlichen Vorurteilen daran gehindert herauskommen. Also warum aufgeben? Es blieb mir ohnehin nichts anderes übrig, als weiterzusuchen. Ich meine, ein richtiger SMler kommt davon nicht los, es gibt lediglich Unterbrechungen, die allerdings schon mal ein paar Jahre dauern können.
Aber was suche ich eigentlich? Ist nicht die Suche deshalb so schwer, weil ich nur einen zweiten Paul suche, der als idealer Gegenpart schon alle Denkstrukturen und Erfahrungen gespeichert haben soll, nach denen ich suche? Soll es nur ein zweites Ich sein, das mir somit alle Wünsche erfüllen kann, weil es ein geklonter Paul ist? Ich meine, das wäre äußerst langweilig, weil dadurch alles schon vorher festgelegt wäre.
Ich meine genau zu wissen, was ich machen und erleben will, und ich weiß genau, inwiefern dies auch verwirklicht werden kann. Damit die Erfahrungen und Überlegungen, die ich bei meiner Suche angestellt habe, auch anderen nutzen, die genauso auf der Suche nach einem befriedigenden SM-Leben sind, sollen sie hier ausführlich und klar beschrieben werden.
Der erste Gedanke, der mir zu SM kommt, ist der Wunsch, einen Menschen zu haben, der sich mir unterwirft. Der versucht, sich mir unterzuordnen.
Mein Leben, so wie ich es mir vorstelle, ist eine Welt von Meistern und Sklaven, von Dominanz und Unterwerfung. Solche Verhältnisse zwischen Menschen hat es zu vielen Zeiten in der Realität gegeben, und an manchen Orten gibt es sie immer noch, aber selbst wenn mich die Vorstellung anmacht, Gefängniswärter in den alten Zellen von Alcatraz zu sein – im SM kommen Meister und Sklaven freiwillig zueinander. Ihr Verhältnis beruht auf großem Vertrauen und großer Zuneigung, das brauchen sie beides, denn im Grunde verstoßen ihr Verhalten und ihre Sexualität gegen alle Regeln, die sonst in der Gesellschaft gelten. Während ihrer Treffen leben sie in einer eigenen Welt, die aus den verschiedenen Perspektiven jedoch ganz anders wahrgenommen wird:
Meister
Sklave
Macht
Unterwerfung
Regel-Festlegung
Regel-Beachtung
Bestrafung
Erduldung
Ritual-Festlegung
Ritual-Beachtung
Ausstrahlung
Respekt
Erziehung
Perfektion
Eigentums-Kennzeichnung
Stolzes Tragen
Anreiz
Erfüllung
Herrschaft
Bedienen
Stiefel
Nacktheit
Zwang
Fügung
Quälen
Erleiden
Planung
Ungewissheit
Vertrauen geben
Vertrauen haben
Liebe
Liebe
Einschüchtern
Küssen der Füße
Überlegenheit
Devotion
Verantwortung
Hingabe
Welche Bedeutung haben diese Begriffe in der Welt des SM?
Macht – die natürliche Ausstrahlung des Meisters in seiner eigentlichen Funktion;
Zwang – in wenigen Fällen zur Verdeutlichung dieser Funktion erforderlich;
Quälen – als selten angewandtes Mittel zur Steigerung der Lust des Meisters;
Einschüchtern – wird von Meistern angewandt, die keine Ausstrahlung haben;
Bestrafen – Folge mangelnder Unterwerfung unter den Meister;
Regel – festes Korsett im Leben eines Sklaven;
Ritual – die Erfüllung der Regeln mit Leben;
Erziehung – die Änderung des bisherigen Lebens eines Sklaven;
Unterwerfung – der Inhalt dieses neuen Lebens und die Grundhaltung des Sklaven in allen Bereichen;
Bedienen – das natürliche Bedürfnis eines Sklaven;
Angst – gibt es nur in einer SM-Beziehung ohne Liebe;
Ungewissheit – erzeugt Spannung für den Sklaven, das Salz in der Suppe der Beziehung.
Meine Vorstellung von SM enthält als wichtigste Komponente die Unterwerfung des Sklaven und seine Unterdrückung und Bestimmung durch den Meister. Das bezieht sich auf alle Bereiche des gemeinsamen Lebens. Es muss also innerhalb des Lebens in unserer Gesellschaft mit all seinen Kompromissen, Vorurteilen und Regelwerken eine eigene kleine SM-Welt aufgebaut werden. Innerhalb der eigenen Welt herrschen andere Regeln und Verhaltensweisen, aber davon dringt nur wenig nach draußen. Dieses Regelwerk muss der jeweiligen Situation oder, besser gesagt, dem jeweiligen Entwicklungsstand der Partner angemessen gestaltet werden. Die Partner müssen lernen, diese kleine Welt als gewollte, einzigartige und ganzheitliche Lebensform zu begreifen und zu akzeptieren.
In der SM-Welt gelten also andere Regeln. Der Sklave ist von Grund auf bereit, sich einem Menschen in jedem Punkt seiner Lebensplanung zu fügen, sich ganz unter seinen Herrn zu stellen. Dieses Denken ist für einen Sklaven, der nicht erst am Anfang seines SM-Lebens steht, nicht nur ein geistiger Trieb, er hat vielmehr das tiefe Bedürfnis, dieses Verlangen einem anderen Menschen gegenüber und für einen anderen Menschen auszuleben. Er wird geil bei diesem Gedanken, er braucht diese reale Lebensperspektive und einen anderen Menschen, um sie zu verwirklichen. Viele Einsteiger suchen sich dazu bewusst ältere Partner, die bereits über Erfahrung verfügen, die man sich ja nur in jahrelanger Praxis aneignen kann.
Auch wenn die eigenen Fantasien eine unverzichtbare Voraussetzung sind, so reichen sie allein nicht aus, um diese Vorstellungen umzusetzen. Nur wer schon einmal SM auch in voller Konsequenz ausgelebt hat, ist in der Lage, sich auf eine Beziehung einzulassen.