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Diese profunde Einführung in die Institution und Organisation Schule beschreibt ihre Funktionen für die Gesellschaft und für das Individuum. Gleichzeitig zeigt sie, wie die hier Tätigen als Akteure an der Gestaltung der Schule beteiligt sind und welche Spielräume sie für pädagogisches Handeln haben. Es wird exemplarisch ebenso auf die heute anstehenden Aufgaben der Schule (Gestaltung der Ganztagsschule, inklusive Schule) eingegangen wie auf neue gesellschaftliche Herausforderungen (z. B. digitale Revolution, Globalisierung). Die Autorin betont die Dringlichkeit, dass die Schule, besonders in Zeiten schulkritischer Stimmungen, über sich selbst aufklärt und ihren Beitrag zur Förderung relevanter Hintergrundfähigkeiten zur Sicherung der Zivilgesellschaft (Fähigkeit zu Kommunikation, Kooperation, Konfliktlösungen) leistet. Die Möglichkeiten zukunftsweisenden pädagogischen Gestaltens und Veränderns innerhalb der Einzelschule und des Schulsystems werden theoriegeleitet diskutiert.
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Seitenzahl: 479
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© 2013 W. Kohlhammer GmbH Stuttgart
Umschlag: Gestaltungskonzept Peter Horlacher
Gesamtherstellung:
W. Kohlhammer Druckerei GmbH + Co. KG, Stuttgart
Print:
ISBN 978-3-17-023429-1
E-Book-Formate:
pdf: ISBN 978-3-17-023918-0
epub: ISBN 978-3-17-025540-1
mobi: ISBN 978-3-17-025423-7
Vorwort
1 Zur Bedeutung einer Theorie der Schule
Gesellschaftliche Diskurse über Schule – ein erster Streifzug
Zur Realutopie einer funktionierenden Schule
Schultheoretische Überlegungen in Anlehnung an John R. Searle
Über die Notwendigkeit, über die Schule als Institution aufzuklären
Zur Koppelung der Schule mit anderen gesellschaftlichen Funktionsbereichen
Interaktion – Entscheidung – Aushandlung
Zur Weiterentwicklung der Schule durch Teilnahme am herrschaftsfreien Diskurs
Zielsetzungen und Aufbau dieses Bandes
2 Instituetik – Organisatorische Antworten auf pädagogische Aufgaben
Erste Überlegungen zu einer Theorie der Schule – Bernfelds Instituetik
Herausforderungen und organisatorische Lösungen – Einige Beispiele
Wer?
Warum?
Mit welchen Zielen? Was?
Auf welchem Anforderungsniveau?
Wozu?
Mit wem?
Wo?
Wann?
Wie?
Womit?
Zur Kultur der Schule
Offenhalten von Chancen
Institutionelle Erfindungen – Chancen und Probleme
3 Pädagogische Tätigkeit als Berufstätigkeit in der Schule
Pädagogik als Beruf – eine Annäherung über Merkmale der Lehrertätigkeit
Formen der Sicherung von Kompetenz und Verantwortungsübernahme
Lehrer/innen als Angehörige einer Profession?
Leistungen der Schulen als gesellschaftliche Institutionen
Pädagogisches Handeln in der Institution Schule
Der pädagogische Bezug als Ausformung von Rollenbeziehungen
Pädagogisches Handeln – Zwischen Erleben und Erkennen
Der Unterschied zwischen selbständig arbeitenden Pädagogen und einer in der Schule tätigen Lehrkraft
Die Organisations- und Professionsrolle balancieren
4 Schule als Arbeitsplatz
Merkmale der Lehrertätigkeit
Pädagogisches Handeln im gesellschaftlichen Kontext
Grundlagen der Ko-Konstruktionsprozesse in Unterricht und Schule
Verhalten – Tun – Handeln
Zum Erleben von emotional unbestimmten Situationen
Fähigkeiten zur Handlungssteuerung und Emotionsregulation
Lehrertätigkeiten – Belastung und Beanspruchung
5 Strukturen des Schulsystems in der Bundesrepublik Deutschland
Phasen der Bildungspolitik und Perspektiven auf das Bildungssystem
Zur Zusammenarbeit von Bund, Ländern und Kommunen
Die Strukturen des Bildungswesens
Schulerfolg und seine Bedingungsfaktoren
Schulleistungsergebnisse in der Bundesrepublik Deutschland
Ansätze der Bildungspolitik nach 2001
Schultheoretische Überlegungen zur Schulstruktur
Gesellschaftliche Ungleichheit und Schule
6 Das Schulverhältnis als Rechtsverhältnis
Von den Werten für die Schule zu den Werten der Schule
Kulturföderalismus – Verantwortung für die Schule – Schulgesetze
Zum Bildungsgrundrecht
Bestimmungen in den Schulgesetzen der Länder – ein erster Überblick
Staatliche Verantwortung und Schulaufsicht
Innere Verfasstheit der Schule und Rechtsstatus der Mitglieder
Rolle der Schulträger
Ein Beispiel: Das Niedersächsische Schulgesetz
Rechtlicher Rahmen der Bildungspolitik und das System des kooperativen Kulturföderalismus
Über Mitspieler in der Bildungspolitik
7 Schule als Institution und Organisation
Schule als Institution
Schulen als Teil der semantischen Welt
Zum Verhältnis von Institution und Organisation – Zwei Szenen
Organisationstheorien
Der Bürokratieansatz
Zur Beschreibung der Schule auf der Grundlage verhaltensorientierter Organisationstheorien
Schule als System? – Systemorientierte Organisationsansätze
Schule als Ansammlung unabhängiger Zellen
Der soziotechnische Ansatz
Der situative Ansatz
Prozessorganisation
Fachliches und fächerübergreifendes Curriculum und die Ablauforganisation
Aufbauorganisation
Arbeitssynthese, Prozessstruktur und die Aufgaben der Schulleitung
Verantwortung für den Erfolg gemeinsamer pädagogischer Arbeit übernehmen
Zwischen Rationalität und Mythen – Hindernisse der Professionalisierung?
8 Schulkritik – Ein Beitrag zur Ermöglichung von Prozessen der Erneuerung?
Richtungen der Schulkritik
Radikale Schulkritik
Staatsschulkritik
Gemäßigte Schulkritik
Missbrauch der Schule für die Realisierung privater Wünsche statt Handeln auf der Basis von Verpflichtung
Schule und Macht – Zur Theorie der Gouvernementalität
Schulkritik durch unangemessene Vorstellungen über die Möglichkeiten zur Bearbeitung gesellschaftlicher Problemlagen in und durch die Schule
Labilisierung der Institution durch anonym geführte öffentliche Angriffe auf Lehrpersonen
Sich gegenüber Schulkritik positionieren
9 Schulen im Wandel
Ursachen und Bedingungen der Notwendigkeit des Wandels von Institutionen
Organisationen und ihre Entwicklung
Veränderungstheorien für Organisationen
Sachlogisch angelegte Veränderungskonzepte
Verhaltensorientierte Veränderungskonzepte der Organisation
Vorgehensweisen bei der Organisationsentwicklung
Revolutionärer, evolutionärer und integrativer Ansatz der Veränderung
Das Konzept des organisationalen Lernens
Schule als Organisation und ihr Wandel
Die Einzelschule im Fokus
Verhaltensorientiert angelegte Ansätze zur Schulentwicklung
Sachlogisch orientierte Ansätze zur Schulentwicklung
Vom Wandel der Institution Schule
Die Qualitätsdiskussion und die Frage nach dem Verhältnis von Einzelschulentwicklung und Gesamtsystem
Eindimensionales oder mehrdimensionales Qualitätsverständnis?
Von der Diskussion um Organisationsentwicklung zur Festlegung von Dimensionen und Indikatoren für Qualität
Schulentwicklung im Kontext von Elementen neuer Steuerung
Schulautonomie zwischen Qualitätssicherung und -verbesserung und Wettbewerb – Paradoxe Effekte
Voraussetzungen erfolgreicher Einzelschulentwicklung
Vier Typen von Schule und Ansätze für die Schulentwicklung
Der Typus der klar strukturierten Schule
Der Typus der autoritär strukturierten Schule
Der Typus der diffus strukturierten Schule
Der Typus Schule, bestimmt von Verantwortungslosigkeit und Verwahrlosung
Unterrichtsentwicklung als Kern von Schulentwicklung
Leistungsaustausch zwischen Politik und Schule
10 Die Ganztagsschule
Von der Halbtagsschule zur Diskussion um ganztägige Beschulung
Gesellschaftliche Debatten über die Potentiale der Ganztagsschule
Bedarfe und Versorgung
Das Investitionsprogramm der Bundesregierung
Sozialpädagogische und schulpädagogische Überlegungen
Unsichere Effekte von Ganztagsschulen
Ganztagsschulentwicklung und ihre Stolpersteine
11 Von der Entwicklung eigener Einrichtungen für behinderte Kinder und Jugendliche zur Idee der inklusiven Schule
Sonderpädagogik und Sonderschulen – ein kurzer Rückblick
Die pädagogische Diskussion um Förderung durch eigene Einrichtungen oder Integration/Inklusion
Die Debatte im Spiegel der Empirie
Der Menschenrechtsdiskurs
Zur gegenwärtigen Rechtslage
Die Position der Kultusministerkonferenz der Länder im Wandel
Zum Umbau des Schulsystems – das Beispiel Niedersachsen
12 Schule in der durch Informationstechnologie bestimmten Gesellschaft
Wissensgesellschaft
Menschen in den Organisationen der Wissensgesellschaft
Zur Veränderung der Gesellschaft durch Neue Technologien
Zur Kultur des Lesens und Schreibens
Konsequenzen der digitalen Revolution
Zum Verhältnis von Öffentlichkeit und Privatheit
Mediale Trennung der Generationen?
Zur Veränderung der Lebenswelt von Schüler/innen durch die digitale Revolution
Genuss in der Gegenwart
Computer- und Internetnutzung von Jugendlichen
Schulische Antworten auf neue Medien
Zur Computernutzung in der Schule – Zwei Szenen
Computer Literacy
Schule – Informationstechnologie – Wissensgesellschaft
Die skeptische Position
Förderung von Medienkompetenz durch Medienbildung
Bedingungen erfolgreicher Computernutzung in der Schule
Zur Neubestimmung der Aufgaben der Schule
13 Bildungsbenachteiligung und Bildungsgerechtigkeit
Was ist soziale Ungleichheit?
Was ist unter Benachteiligung zu verstehen?
Soziale Ungleichheit und die Kategorie des Raums
Bildungsgerechtigkeit unter länderspezifischem Fokus
Lebenschancen, Bildungsgerechtigkeit und Region
Zur Qualität des Schulangebots
Kommunale Bildungspolitik
14 Schule in der Weltgesellschaft
Die halbierte Globalisierung
Von der halbierten Globalisierung zum Zeitalter der Globalisierung?
Und Europa?
Schule in der globalen Welt
Internationale Organisationen als eigenständige bildungspolitische Akteure
Internationale Schulen als Bestandteil von Globalisierungsprozessen?
Deutsche Auslandsschularbeit im Wandel
Bedingungsfaktoren für Erfahrungen deutscher Lehrkräfte im Ausland
Schule in der Weltgesellschaft
Zur Theorie der Schule in der Weltgesellschaft
15 Schultheorie und pädagogisches Handeln
Professionelles Selbstverständnis und die Verortung in der Institution
Zwischenhandel als Aufgabe der Erziehungswissenschaft
Theorie der Schule als Ergebnis von Zwischenhandel?
Perspektiven auf die Schule
Die geschichtliche Perspektive
Die wirtschaftliche Perspektive
Die politisch-öffentliche Perspektive
Soziologische Perspektiven
Pädagogische Schultheorien
Zur Bedeutung der Schule für die Gesellschaft und für das Individuum
Wer bin ich, wenn ich Lehrperson bin?
Anerkennung als Grundlage für das Funktionieren von Institutionen
Grenzerfahrungen verarbeiten und ›Brücken‹ bauen
Literatur
Mit dem Band »Theorie der Schule – Institutionelle Grundlagen pädagogischen Handelns« wird in ein Nachdenken über die Schule als Institution und Organisation, in der pädagogisch gehandelt werden muss, eingeführt. Mit dem hier vorgelegten Band will ich, gestützt auf den Denkansatz von John R. Searle und unter Berücksichtigung der Überlegungen von Niklas Luhmann und Jürgen Habermas, Hinweise darüber geben, wie Institutionen konstituiert werden.
Die schulpädagogische Literatur beschreibt die Funktionen der Schule für die Gesellschaft und für das Individuum, klärt aber zu wenig darüber auf, dass wir an der Gestaltung der Schule beteiligt sind. Welches Verständnis sollten Menschen von den Institutionen entwickeln, in denen sie tätig sind?
Institutionen werden durch gesellschaftliche Verabredungen geschaffen; sie sind darauf angewiesen, dass die Individuen mit ihren Zielen und Zwecken übereinstimmen und sie ausgestalten. Die Schule, eine gesellschaftlich geschaffene Institution, funktioniert nur dadurch, dass in ihr konstitutive Regeln gelten. Diese Regeln regulieren nicht nur Rollen und Verhalten der an der Schule Beteiligten; sie schaffen erst die Möglichkeit zum Lehren und Lernen. Für die Schule als gesellschaftliche Institution bedeuten diese Überlegungen, dass die Rollen von Lehrperson und Schüler/in durch kollektive Übereinkunft hergestellt werden und beide Parteien nicht nur in ihrer Beziehung zueinander, sondern auch in der jeweiligen Bezugsgruppe der Lehrkräfte resp. der Schüler/innen an diese gebunden sind. Lehrpersonen müssen eine Idee darüber haben, dass sie nicht als »Persönlichkeiten« wirken, sondern aufgrund der Zuweisung einer Rolle in der Institution Schule. Sie gestalten in Denken, Sprache und Handeln die Institution. Diese Überlegungen werden in den Kapiteln 1–9 entfaltet. Die Kapitel 10 und 11 thematisieren exemplarisch anstehende Aufgaben (Gestaltung der Ganztagsschule und einer inklusiven Schule). Ich stelle kontrovers angelegte Argumentationen vor, die Hinweise geben, dass hier ein Diskurs über gesellschaftliche Werte zu führen ist. Wenn sich die Gesellschaft und die in der Schule tätigen Personen diese Werte zu eigen machen, kann die Schule in diesem Sinn umgestaltet werden. Die bisher geschaffenen Strukturen der Schule werden, auf der Grundlage einer veränderten Rechtslage, die einen neuen gesellschaftlichen Konsens ausdrückt, Schritt für Schritt umgebaut. Dieser Umbau muss mit Blick auf seine Wirkungen überprüft werden. Werden die Effekte erzielt, die gewünscht sind (vgl. Abb. 1)?
Im Kapitel 13 wird über das Problem der Bildungsungleichheit nachgedacht. Wenn wir bedenken, dass Lehrkräfte, die jetzt in die Schule eintreten, dort evtl. mehr als dreißig Jahre tätig sein werden, so können wir antizipieren, dass heute die künftig erforderlichen Schritte zur Modernisierung,
Abb. 1: Schule als soziale Tatsache und Wege der Veränderung
Reform und Veränderung nur schwerlich abschätzbar sind. Daher scheint es mir geboten, auch auf einige gesellschaftliche Entwicklungen hinzuweisen, auf die die in der Schule tätigen Menschen sicherlich werden reagieren müssen. In den Kapiteln 12 und 14 gehe ich exemplarisch auf Entwicklungen ein, die das Schul- und Bildungssystem insgesamt herausfordern, nämlich auf die digitale Revolution und auf Globalisierungsprozesse. Im Kapitel 15 bündele ich Überlegungen über die Funktion der Schule für die Gesellschaft und für das Individuum und beschreibe, welches pädagogische und didaktische Handeln der Lehrkräfte erforderlich ist, damit diese Funktion tatsächlich ausgefüllt wird.
Dass dieser Band geschrieben werden konnte, verdanke ich der Ermöglichung eines Forschungssemesters durch die Universität Oldenburg. Er entstand im kontinuierlichen Gespräch mit Dr. Wolfgang Mischke, dem hier ausdrücklich herzlicher Dank gebührt. Ebenso danke ich Margret Witte für kritisches Lesen des Manuskripts und nicht zuletzt Dr. Klaus-Peter Burkarth vom W. Kohlhammer Verlag.
Odenburg/Rastede, im Juli 2013Hanna Kiper
Die Schulpädagogik hat keine alleinige Definitionsmacht mit Blick auf die Schule und die Theoriebildung über die Schule. Vielfältige gesellschaftliche Akteure diskutieren über die Schule, ihre Ziele, Zwecke und Funktionen und über ihre institutionelle Gestalt. Dabei werden unterschiedliche Positionen eingenommen. Lehrpersonen heute sehen sich einer Situation gegenüber, in der sie sich gegenüber der Schule und in der Schule positionieren und ihre Sicht erklärend darlegen müssen. Daher scheint es mir sinnvoll, über die Schule als soziale Tatsache nachzudenken. Ich ziehe dazu die Überlegungen von John R. Searle und Hermann Giesecke heran, die Institutionen (wie die Schule) als soziale Tatsachen erklären und zeigen, wie sie durch das Handeln der Akteure hergestellt und gestaltet werden. Die Schule als gesellschaftliche Institution ist in staatliche Strukturen eingebunden; dabei delegiert der Staat die Wahrnehmung der Aufgaben an die Lehrkräfte. Diese handeln sowohl im Interesse des Staates als auch im eigennützigen Interesse; diese eigennützigen Interessen sollen durch die (Selbst-)Verpflichtung auf den Erwerb von Kompetenzen und ein Berufsethos begrenzt werden. Ich diskutiere Formen der Einflussaufnahme auf die Richtung der Schulentwicklung durch staatliche Steuerungsinstrumente und durch die Stärkung des Einflusses der Öffentlichkeit. Mit Jürgen Habermas zeige ich, dass Menschen auf die Richtung der Schulentwicklung durch Beteiligung an Diskursen in der Bürgergesellschaft über die Art der Modernisierungs- und Reformprozesse von Schule Einfluss nehmen können. Abschließend erörtere ich die Bedeutung von Theorie für das Denken über und das Handeln in der Schule.
Die Schule ist heute keine gesellschaftliche Institution mehr, die unhinterfragt akzeptiert wird. Wir finden »Absetzbewegungen« von der Schule durch Lehrkräfte, die dazu auffordern, ihre Schule zu schließen, weil es – angesichts mangelnder Akzeptanz ihrer Grundlagen – unmöglich wird, Schule abzuhalten. Wir treffen auf Eltern, die die Schule kritisieren oder/und ihre Kinder von der Schule fernhalten und eine Unterrichtspflicht statt einer Schulpflicht einfordern (vgl. Haym 2012). Wir begegnen Lehrkräften, Eltern und Schüler/innen, die sich – trotz oder gerade aufgrund ihrer Tätigkeit in der Schule oder des Schulbesuchs (der Kinder) – von der Schule distanzieren. In unterschiedlichen öffentlichen und pädagogischen Diskursen finden wir disparate explizite oder implizite Bestimmungen ihres Charakters und ihrer Aufgaben. Im reformpädagogischen Diskurs wird die Schule als Institution kritisch gesehen; ihr Anstaltscharakter wird angeklagt und alternativ die Gestaltung einer Gemeinschaft von Lehrpersonen und Kindern und Jugendlichen eingefordert. (Diese kann hierarchisch oder symmetrisch gedacht werden). Lehrer sollen als Persönlichkeiten wirken; Kinder werden als gut, begabt, interessiert und zum eigenständigen Lernen befähigt gedacht. Sie dürfen selbst aussuchen, ob, was und wie sie lernen wollen. Sie dürfen in dem ihnen eigenen Tempo vorgehen. Manchmal geht die schulkritische Position so weit, dass Lehren und Lernen selbst eher verpönt wird. Die Erwachsenen sehen sich nicht in der Rolle als Lehrpersonen und Erzieher/innen, sondern als Begleiter, Beobachter, manchmal sogar schwärmerische Bewunderer dieser »göttlichen« Kinder. Sie übernehmen keine Verantwortung für den Lernprozess der Kinder und Jugendlichen. Die Interaktion zwischen den Schüler/innen und den Erwachsenen wird nicht als Auseinandersetzung mit den Lerngegenständen begriffen, sondern als eigener Wert verstanden.
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