Theorie der Schule - Hanna Kiper - E-Book

Theorie der Schule E-Book

Hanna Kiper

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  • Herausgeber: Kohlhammer
  • Kategorie: Bildung
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2013
Beschreibung

Diese profunde Einführung in die Institution und Organisation Schule beschreibt ihre Funktionen für die Gesellschaft und für das Individuum. Gleichzeitig zeigt sie, wie die hier Tätigen als Akteure an der Gestaltung der Schule beteiligt sind und welche Spielräume sie für pädagogisches Handeln haben. Es wird exemplarisch ebenso auf die heute anstehenden Aufgaben der Schule (Gestaltung der Ganztagsschule, inklusive Schule) eingegangen wie auf neue gesellschaftliche Herausforderungen (z. B. digitale Revolution, Globalisierung). Die Autorin betont die Dringlichkeit, dass die Schule, besonders in Zeiten schulkritischer Stimmungen, über sich selbst aufklärt und ihren Beitrag zur Förderung relevanter Hintergrundfähigkeiten zur Sicherung der Zivilgesellschaft (Fähigkeit zu Kommunikation, Kooperation, Konfliktlösungen) leistet. Die Möglichkeiten zukunftsweisenden pädagogischen Gestaltens und Veränderns innerhalb der Einzelschule und des Schulsystems werden theoriegeleitet diskutiert.

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Seitenzahl: 479

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Hanna Kiper

Theorie der Schule

Institutionelle Grundlagenpädagogischen Handelns

Verlag W. Kohlhammer

Alle Rechte vorbehalten

© 2013 W. Kohlhammer GmbH Stuttgart

Umschlag: Gestaltungskonzept Peter Horlacher

Gesamtherstellung:

W. Kohlhammer Druckerei GmbH + Co. KG, Stuttgart

Print:

ISBN 978-3-17-023429-1

E-Book-Formate:

pdf:     ISBN 978-3-17-023918-0

epub:  ISBN 978-3-17-025540-1

mobi:  ISBN 978-3-17-025423-7

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

1   Zur Bedeutung einer Theorie der Schule

Gesellschaftliche Diskurse über Schule – ein erster Streifzug

Zur Realutopie einer funktionierenden Schule

Schultheoretische Überlegungen in Anlehnung an John R. Searle

Über die Notwendigkeit, über die Schule als Institution aufzuklären

Zur Koppelung der Schule mit anderen gesellschaftlichen Funktionsbereichen

Interaktion – Entscheidung – Aushandlung

Zur Weiterentwicklung der Schule durch Teilnahme am herrschaftsfreien Diskurs

Zielsetzungen und Aufbau dieses Bandes

2   Instituetik – Organisatorische Antworten auf pädagogische Aufgaben

Erste Überlegungen zu einer Theorie der Schule – Bernfelds Instituetik

Herausforderungen und organisatorische Lösungen – Einige Beispiele

Wer?

Warum?

Mit welchen Zielen? Was?

Auf welchem Anforderungsniveau?

Wozu?

Mit wem?

Wo?

Wann?

Wie?

Womit?

Zur Kultur der Schule

Offenhalten von Chancen

Institutionelle Erfindungen – Chancen und Probleme

3   Pädagogische Tätigkeit als Berufstätigkeit in der Schule

Pädagogik als Beruf – eine Annäherung über Merkmale der Lehrertätigkeit

Formen der Sicherung von Kompetenz und Verantwortungsübernahme

Lehrer/innen als Angehörige einer Profession?

Leistungen der Schulen als gesellschaftliche Institutionen

Pädagogisches Handeln in der Institution Schule

Der pädagogische Bezug als Ausformung von Rollenbeziehungen

Pädagogisches Handeln – Zwischen Erleben und Erkennen

Der Unterschied zwischen selbständig arbeitenden Pädagogen und einer in der Schule tätigen Lehrkraft

Die Organisations- und Professionsrolle balancieren

4   Schule als Arbeitsplatz

Merkmale der Lehrertätigkeit

Pädagogisches Handeln im gesellschaftlichen Kontext

Grundlagen der Ko-Konstruktionsprozesse in Unterricht und Schule

Verhalten – Tun – Handeln

Zum Erleben von emotional unbestimmten Situationen

Fähigkeiten zur Handlungssteuerung und Emotionsregulation

Lehrertätigkeiten – Belastung und Beanspruchung

5   Strukturen des Schulsystems in der Bundesrepublik Deutschland

Phasen der Bildungspolitik und Perspektiven auf das Bildungssystem

Zur Zusammenarbeit von Bund, Ländern und Kommunen

Die Strukturen des Bildungswesens

Schulerfolg und seine Bedingungsfaktoren

Schulleistungsergebnisse in der Bundesrepublik Deutschland

Ansätze der Bildungspolitik nach 2001

Schultheoretische Überlegungen zur Schulstruktur

Gesellschaftliche Ungleichheit und Schule

6   Das Schulverhältnis als Rechtsverhältnis

Von den Werten für die Schule zu den Werten der Schule

Kulturföderalismus – Verantwortung für die Schule – Schulgesetze

Zum Bildungsgrundrecht

Bestimmungen in den Schulgesetzen der Länder – ein erster Überblick

Staatliche Verantwortung und Schulaufsicht

Innere Verfasstheit der Schule und Rechtsstatus der Mitglieder

Rolle der Schulträger

Ein Beispiel: Das Niedersächsische Schulgesetz

Rechtlicher Rahmen der Bildungspolitik und das System des kooperativen Kulturföderalismus

Über Mitspieler in der Bildungspolitik

7   Schule als Institution und Organisation

Schule als Institution

Schulen als Teil der semantischen Welt

Zum Verhältnis von Institution und Organisation – Zwei Szenen

Organisationstheorien

Der Bürokratieansatz

Zur Beschreibung der Schule auf der Grundlage verhaltensorientierter Organisationstheorien

Schule als System? – Systemorientierte Organisationsansätze

Schule als Ansammlung unabhängiger Zellen

Der soziotechnische Ansatz

Der situative Ansatz

Prozessorganisation

Fachliches und fächerübergreifendes Curriculum und die Ablauforganisation

Aufbauorganisation

Arbeitssynthese, Prozessstruktur und die Aufgaben der Schulleitung

Verantwortung für den Erfolg gemeinsamer pädagogischer Arbeit übernehmen

Zwischen Rationalität und Mythen – Hindernisse der Professionalisierung?

8   Schulkritik – Ein Beitrag zur Ermöglichung von Prozessen der Erneuerung?

Richtungen der Schulkritik

Radikale Schulkritik

Staatsschulkritik

Gemäßigte Schulkritik

Missbrauch der Schule für die Realisierung privater Wünsche statt Handeln auf der Basis von Verpflichtung

Schule und Macht – Zur Theorie der Gouvernementalität

Schulkritik durch unangemessene Vorstellungen über die Möglichkeiten zur Bearbeitung gesellschaftlicher Problemlagen in und durch die Schule

Labilisierung der Institution durch anonym geführte öffentliche Angriffe auf Lehrpersonen

Sich gegenüber Schulkritik positionieren

9   Schulen im Wandel

Ursachen und Bedingungen der Notwendigkeit des Wandels von Institutionen

Organisationen und ihre Entwicklung

Veränderungstheorien für Organisationen

Sachlogisch angelegte Veränderungskonzepte

Verhaltensorientierte Veränderungskonzepte der Organisation

Vorgehensweisen bei der Organisationsentwicklung

Revolutionärer, evolutionärer und integrativer Ansatz der Veränderung

Das Konzept des organisationalen Lernens

Schule als Organisation und ihr Wandel

Die Einzelschule im Fokus

Verhaltensorientiert angelegte Ansätze zur Schulentwicklung

Sachlogisch orientierte Ansätze zur Schulentwicklung

Vom Wandel der Institution Schule

Die Qualitätsdiskussion und die Frage nach dem Verhältnis von Einzelschulentwicklung und Gesamtsystem

Eindimensionales oder mehrdimensionales Qualitätsverständnis?

Von der Diskussion um Organisationsentwicklung zur Festlegung von Dimensionen und Indikatoren für Qualität

Schulentwicklung im Kontext von Elementen neuer Steuerung

Schulautonomie zwischen Qualitätssicherung und -verbesserung und Wettbewerb – Paradoxe Effekte

Voraussetzungen erfolgreicher Einzelschulentwicklung

Vier Typen von Schule und Ansätze für die Schulentwicklung

Der Typus der klar strukturierten Schule

Der Typus der autoritär strukturierten Schule

Der Typus der diffus strukturierten Schule

Der Typus Schule, bestimmt von Verantwortungslosigkeit und Verwahrlosung

Unterrichtsentwicklung als Kern von Schulentwicklung

Leistungsaustausch zwischen Politik und Schule

10   Die Ganztagsschule

Von der Halbtagsschule zur Diskussion um ganztägige Beschulung

Gesellschaftliche Debatten über die Potentiale der Ganztagsschule

Bedarfe und Versorgung

Das Investitionsprogramm der Bundesregierung

Sozialpädagogische und schulpädagogische Überlegungen

Unsichere Effekte von Ganztagsschulen

Ganztagsschulentwicklung und ihre Stolpersteine

11   Von der Entwicklung eigener Einrichtungen für behinderte Kinder und Jugendliche zur Idee der inklusiven Schule

Sonderpädagogik und Sonderschulen – ein kurzer Rückblick

Die pädagogische Diskussion um Förderung durch eigene Einrichtungen oder Integration/Inklusion

Die Debatte im Spiegel der Empirie

Der Menschenrechtsdiskurs

Zur gegenwärtigen Rechtslage

Die Position der Kultusministerkonferenz der Länder im Wandel

Zum Umbau des Schulsystems – das Beispiel Niedersachsen

12   Schule in der durch Informationstechnologie bestimmten Gesellschaft

Wissensgesellschaft

Menschen in den Organisationen der Wissensgesellschaft

Zur Veränderung der Gesellschaft durch Neue Technologien

Zur Kultur des Lesens und Schreibens

Konsequenzen der digitalen Revolution

Zum Verhältnis von Öffentlichkeit und Privatheit

Mediale Trennung der Generationen?

Zur Veränderung der Lebenswelt von Schüler/innen durch die digitale Revolution

Genuss in der Gegenwart

Computer- und Internetnutzung von Jugendlichen

Schulische Antworten auf neue Medien

Zur Computernutzung in der Schule – Zwei Szenen

Computer Literacy

Schule – Informationstechnologie – Wissensgesellschaft

Die skeptische Position

Förderung von Medienkompetenz durch Medienbildung

Bedingungen erfolgreicher Computernutzung in der Schule

Zur Neubestimmung der Aufgaben der Schule

13   Bildungsbenachteiligung und Bildungsgerechtigkeit

Was ist soziale Ungleichheit?

Was ist unter Benachteiligung zu verstehen?

Soziale Ungleichheit und die Kategorie des Raums

Bildungsgerechtigkeit unter länderspezifischem Fokus

Lebenschancen, Bildungsgerechtigkeit und Region

Zur Qualität des Schulangebots

Kommunale Bildungspolitik

14   Schule in der Weltgesellschaft

Die halbierte Globalisierung

Von der halbierten Globalisierung zum Zeitalter der Globalisierung?

Und Europa?

Schule in der globalen Welt

Internationale Organisationen als eigenständige bildungspolitische Akteure

Internationale Schulen als Bestandteil von Globalisierungsprozessen?

Deutsche Auslandsschularbeit im Wandel

Bedingungsfaktoren für Erfahrungen deutscher Lehrkräfte im Ausland

Schule in der Weltgesellschaft

Zur Theorie der Schule in der Weltgesellschaft

15   Schultheorie und pädagogisches Handeln

Professionelles Selbstverständnis und die Verortung in der Institution

Zwischenhandel als Aufgabe der Erziehungswissenschaft

Theorie der Schule als Ergebnis von Zwischenhandel?

Perspektiven auf die Schule

Die geschichtliche Perspektive

Die wirtschaftliche Perspektive

Die politisch-öffentliche Perspektive

Soziologische Perspektiven

Pädagogische Schultheorien

Zur Bedeutung der Schule für die Gesellschaft und für das Individuum

Wer bin ich, wenn ich Lehrperson bin?

Anerkennung als Grundlage für das Funktionieren von Institutionen

Grenzerfahrungen verarbeiten und ›Brücken‹ bauen

Literatur

Vorwort

Mit dem Band »Theorie der Schule – Institutionelle Grundlagen pädagogischen Handelns« wird in ein Nachdenken über die Schule als Institution und Organisation, in der pädagogisch gehandelt werden muss, eingeführt. Mit dem hier vorgelegten Band will ich, gestützt auf den Denkansatz von John R. Searle und unter Berücksichtigung der Überlegungen von Niklas Luhmann und Jürgen Habermas, Hinweise darüber geben, wie Institutionen konstituiert werden.

Die schulpädagogische Literatur beschreibt die Funktionen der Schule für die Gesellschaft und für das Individuum, klärt aber zu wenig darüber auf, dass wir an der Gestaltung der Schule beteiligt sind. Welches Verständnis sollten Menschen von den Institutionen entwickeln, in denen sie tätig sind?

Institutionen werden durch gesellschaftliche Verabredungen geschaffen; sie sind darauf angewiesen, dass die Individuen mit ihren Zielen und Zwecken übereinstimmen und sie ausgestalten. Die Schule, eine gesellschaftlich geschaffene Institution, funktioniert nur dadurch, dass in ihr konstitutive Regeln gelten. Diese Regeln regulieren nicht nur Rollen und Verhalten der an der Schule Beteiligten; sie schaffen erst die Möglichkeit zum Lehren und Lernen. Für die Schule als gesellschaftliche Institution bedeuten diese Überlegungen, dass die Rollen von Lehrperson und Schüler/in durch kollektive Übereinkunft hergestellt werden und beide Parteien nicht nur in ihrer Beziehung zueinander, sondern auch in der jeweiligen Bezugsgruppe der Lehrkräfte resp. der Schüler/innen an diese gebunden sind. Lehrpersonen müssen eine Idee darüber haben, dass sie nicht als »Persönlichkeiten« wirken, sondern aufgrund der Zuweisung einer Rolle in der Institution Schule. Sie gestalten in Denken, Sprache und Handeln die Institution. Diese Überlegungen werden in den Kapiteln 1–9 entfaltet. Die Kapitel 10 und 11 thematisieren exemplarisch anstehende Aufgaben (Gestaltung der Ganztagsschule und einer inklusiven Schule). Ich stelle kontrovers angelegte Argumentationen vor, die Hinweise geben, dass hier ein Diskurs über gesellschaftliche Werte zu führen ist. Wenn sich die Gesellschaft und die in der Schule tätigen Personen diese Werte zu eigen machen, kann die Schule in diesem Sinn umgestaltet werden. Die bisher geschaffenen Strukturen der Schule werden, auf der Grundlage einer veränderten Rechtslage, die einen neuen gesellschaftlichen Konsens ausdrückt, Schritt für Schritt umgebaut. Dieser Umbau muss mit Blick auf seine Wirkungen überprüft werden. Werden die Effekte erzielt, die gewünscht sind (vgl. Abb. 1)?

Im Kapitel 13 wird über das Problem der Bildungsungleichheit nachgedacht. Wenn wir bedenken, dass Lehrkräfte, die jetzt in die Schule eintreten, dort evtl. mehr als dreißig Jahre tätig sein werden, so können wir antizipieren, dass heute die künftig erforderlichen Schritte zur Modernisierung,

Abb. 1: Schule als soziale Tatsache und Wege der Veränderung

Reform und Veränderung nur schwerlich abschätzbar sind. Daher scheint es mir geboten, auch auf einige gesellschaftliche Entwicklungen hinzuweisen, auf die die in der Schule tätigen Menschen sicherlich werden reagieren müssen. In den Kapiteln 12 und 14 gehe ich exemplarisch auf Entwicklungen ein, die das Schul- und Bildungssystem insgesamt herausfordern, nämlich auf die digitale Revolution und auf Globalisierungsprozesse. Im Kapitel 15 bündele ich Überlegungen über die Funktion der Schule für die Gesellschaft und für das Individuum und beschreibe, welches pädagogische und didaktische Handeln der Lehrkräfte erforderlich ist, damit diese Funktion tatsächlich ausgefüllt wird.

Dass dieser Band geschrieben werden konnte, verdanke ich der Ermöglichung eines Forschungssemesters durch die Universität Oldenburg. Er entstand im kontinuierlichen Gespräch mit Dr. Wolfgang Mischke, dem hier ausdrücklich herzlicher Dank gebührt. Ebenso danke ich Margret Witte für kritisches Lesen des Manuskripts und nicht zuletzt Dr. Klaus-Peter Burkarth vom W. Kohlhammer Verlag.

Odenburg/Rastede, im Juli 2013Hanna Kiper

1          Zur Bedeutung einer Theorie der Schule

Die Schulpädagogik hat keine alleinige Definitionsmacht mit Blick auf die Schule und die Theoriebildung über die Schule. Vielfältige gesellschaftliche Akteure diskutieren über die Schule, ihre Ziele, Zwecke und Funktionen und über ihre institutionelle Gestalt. Dabei werden unterschiedliche Positionen eingenommen. Lehrpersonen heute sehen sich einer Situation gegenüber, in der sie sich gegenüber der Schule und in der Schule positionieren und ihre Sicht erklärend darlegen müssen. Daher scheint es mir sinnvoll, über die Schule als soziale Tatsache nachzudenken. Ich ziehe dazu die Überlegungen von John R. Searle und Hermann Giesecke heran, die Institutionen (wie die Schule) als soziale Tatsachen erklären und zeigen, wie sie durch das Handeln der Akteure hergestellt und gestaltet werden. Die Schule als gesellschaftliche Institution ist in staatliche Strukturen eingebunden; dabei delegiert der Staat die Wahrnehmung der Aufgaben an die Lehrkräfte. Diese handeln sowohl im Interesse des Staates als auch im eigennützigen Interesse; diese eigennützigen Interessen sollen durch die (Selbst-)Verpflichtung auf den Erwerb von Kompetenzen und ein Berufsethos begrenzt werden. Ich diskutiere Formen der Einflussaufnahme auf die Richtung der Schulentwicklung durch staatliche Steuerungsinstrumente und durch die Stärkung des Einflusses der Öffentlichkeit. Mit Jürgen Habermas zeige ich, dass Menschen auf die Richtung der Schulentwicklung durch Beteiligung an Diskursen in der Bürgergesellschaft über die Art der Modernisierungs- und Reformprozesse von Schule Einfluss nehmen können. Abschließend erörtere ich die Bedeutung von Theorie für das Denken über und das Handeln in der Schule.

Gesellschaftliche Diskurse über Schule – ein erster Streifzug

Die Schule ist heute keine gesellschaftliche Institution mehr, die unhinterfragt akzeptiert wird. Wir finden »Absetzbewegungen« von der Schule durch Lehrkräfte, die dazu auffordern, ihre Schule zu schließen, weil es – angesichts mangelnder Akzeptanz ihrer Grundlagen – unmöglich wird, Schule abzuhalten. Wir treffen auf Eltern, die die Schule kritisieren oder/und ihre Kinder von der Schule fernhalten und eine Unterrichtspflicht statt einer Schulpflicht einfordern (vgl. Haym 2012). Wir begegnen Lehrkräften, Eltern und Schüler/innen, die sich – trotz oder gerade aufgrund ihrer Tätigkeit in der Schule oder des Schulbesuchs (der Kinder) – von der Schule distanzieren. In unterschiedlichen öffentlichen und pädagogischen Diskursen finden wir disparate explizite oder implizite Bestimmungen ihres Charakters und ihrer Aufgaben. Im reformpädagogischen Diskurs wird die Schule als Institution kritisch gesehen; ihr Anstaltscharakter wird angeklagt und alternativ die Gestaltung einer Gemeinschaft von Lehrpersonen und Kindern und Jugendlichen eingefordert. (Diese kann hierarchisch oder symmetrisch gedacht werden). Lehrer sollen als Persönlichkeiten wirken; Kinder werden als gut, begabt, interessiert und zum eigenständigen Lernen befähigt gedacht. Sie dürfen selbst aussuchen, ob, was und wie sie lernen wollen. Sie dürfen in dem ihnen eigenen Tempo vorgehen. Manchmal geht die schulkritische Position so weit, dass Lehren und Lernen selbst eher verpönt wird. Die Erwachsenen sehen sich nicht in der Rolle als Lehrpersonen und Erzieher/innen, sondern als Begleiter, Beobachter, manchmal sogar schwärmerische Bewunderer dieser »göttlichen« Kinder. Sie übernehmen keine Verantwortung für den Lernprozess der Kinder und Jugendlichen. Die Interaktion zwischen den Schüler/innen und den Erwachsenen wird nicht als Auseinandersetzung mit den Lerngegenständen begriffen, sondern als eigener Wert verstanden.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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