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Hat die "selbstverschuldete Unmündigkeit", von der die alten Aufklärer sprachen, wirklich einen Ausgang, den wir finden können? Ich denke ja, allerdings nur, wenn wir die Zeitstruktur des Bewusstseins ins Kalkül ziehen.« Gibt es einen doppelt schießenden Zeitpfeil im Bewusstsein? Klingt gefährlich, jedoch, wie wollt ihr erklären, dass wir einerseits die Reihenfolge diskreter Eindrücke und Vorstellungen haben, dass andererseits aber jedes einzelne Element dieser langen Vorwärtsreihe formal nichts anderes darstellt als einen Rückbezug auf Bestände? Die Zukunft sieht meines Erachtens so aus, dass wir zu besseren Entscheidungen kommen, weil wir den Ruf der Freiheit öfter hören. Nur bei solchen Gelegenheiten geschieht etwas Neues, überraschend sogar für thronende Götter. Und je häufiger wir die verstehende Methode anwenden, desto leichter wird uns diese Bewegungsart fallen. Ihr selbst seid die wahren Meister dieser Kunst.
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Seitenzahl: 758
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Thomas Bokelmann
Der Balken im eigenen Auge
Einbandfoto: Domesticated Rural Painting von Maxwell Ashby Armfield. Verknüpfung: https://www.reddit.com/search/?q=maxwell%20armfield https://www.reddit.com/r/ArtPorn/comments/kds5ir/maxwell_armfield_domesticated_mural_painting_1920/ https://preview.redd.it/8wkhjjo1ge561.jpg? width=960&crop=smart&auto=webp&s=3b92b993aa16cf1aa79642d3ed322de70c26459c Auch zu sehen auf dem Album von Fleetwood Mac: Then play on (1969).
Thomas Bokelmann
Der Balken im eigenen Auge
Erster Band:Bemerkungen zur Zeitstruktur des Bewusstseins
© 2022 Thomas Bokelmann
Cover: RAGBIT, Großostheim
ISBN Hardcover: 978-3-347-52226-8
ISBN Softcover: 978-3-347-52225-1
ISBN E-Book: 978-3-347-52227-5
Druck und Distribution:
tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg, Germany
Das Werk, einschließlich seiner Teile,
ist urheberrechtlich geschützt.
Verantwortlich für den Inhalt Th. Bokelmann,
jede Verwertung ohne Zustimmung des Autors ist unzulässig.
Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag
des Autors, zu erreichen unter:
tredition GmbH, Impressumservice
Halenreie 40-44, 22359 Hamburg, Deutschland
Kein Vorwort
In Dichtung und Wahrheit spricht Goethe von einer ungeheuren Kluft, durch die Autoren und Publikum getrennt seien, eine Kluft, von der sie zu ihrem Glück beiderseits keinen Begriff hätten. Schon als Jüngling habe er eingesehen, dass deshalb alle Vorreden vergeblich seien: »Denn je mehr man seine Absicht klarzumachen gedenkt, zu desto mehr Verwirrung gibt man Anlaß. Ferner mag ein Autor bevorworten, so viel er will, das Publikum wird immer fortfahren, die Forderung an ihn zu machen, die er schon abzulehnen suchte. Mit einer verwandten Eigenschaft der Leser, die uns besonders bei denen, welche ihr Urteil drucken lassen, komisch auffällt, ward ich gleichfalls früh bekannt. Sie leben nämlich in dem Wahn, man werde, indem man etwas leistet, ihr Schuldner und bleibe jederzeit noch weit zurück hinter dem, was sie eigentlich wollten und wünschten, ob sie gleich kurz vorher, ehe sie unsere Arbeit gesehn, noch gar keinen Begriff hatten, daß so etwas vorhanden oder nur möglich sein könnte.«
So weit Goethe im 13. Buch seiner etwa tausend Seiten starken Rückschau auf Leben und Werk, die für meine Begriffe, obwohl heute kaum noch wahrgenommen, zu den außergewöhnlichsten Leistungen der deutschsprachigen Literatur gehört.
Statt zu bevorworten, was subjektiv betrachtet durchaus nötig wäre, gebe ich nur den einen Hinweis, dass im vorliegenden Fall nicht erzählerische, sondern systematische Bauprinzipien zur Anwendung kamen. Bedeutet konkret, dass Kapitel oder Abschnitte relativ streng aufeinander bezogen sind und in einer logisch zusammenhängenden Reihenfolge stehen. Wer kreuz und quer liest, braucht demnach viel Humor, so viel vorab. Andererseits:
Wer gar keinen hat, ist sowieso aufgeschmissen.
Eine ungeheure Kluft
a
Vor einigen Jahren, anlässlich einer Reise, die uns erst in die Auvergne und dann durch Okzitanien ins Tal der Arriège führte, wo wir den Spuren der Katharer folgten, forderte meine Begleiterin Auskunft über ein Projekt, von dem ich sonst noch keiner Menschenseele erzählt hatte.
»Wovon soll das Buch denn handeln«, fragte sie.
»Von der Zeitstruktur unsres Bewusstseins, Madame, einem sehr alten Rätsel, das mich seit Jahrzehnten beschäftigt. Es sieht aus, als ob wir zwar vorwärts leben, aber stets nur rückwärts erkennen.«
»Das stimmt allerdings«, sagte sie. »Ça c’est vrai. Aber was lässt sich dazu weiter noch sagen? Rien de rien, es ist alles schon gesagt: Je ne regrette rien!«
Da sie ungefähr so viel deutsch kann wie ich französisch, sind wir um spontane Mischformen nie verlegen.
Obwohl ich der Meinung war und bin, dass es noch sehr viel zum Thema zu sagen gibt und ihre aus der Hüfte geschossene Erwiderung eine gute Einstiegschance bot, leistete ich keinerlei Widerstand, als das Gespräch in eine andere Richtung ging und mein Vorhaben überhaupt keine Rolle mehr spielte. Es war nur zu klar, dass man ein solches Anliegen mit ein paar hingeworfenen Bemerkungen kaum umreißen kann.
Der Camper, in dem wir reisten, stand auf einem verlassenen Holzlagerplatz nur wenige Kilometer außerhalb der malerischen Ortschaft Conques, die wir zuletzt noch besichtigt hatten. Nachdem die Reste der kargen Abendmahlzeit im Kühlschrank verstaut waren, konsultierten wir eine Kiste mit Tonträgern aus verschiedenen Haushalten, und weil weit und breit keine Menschenseele von uns Notiz nahm, drehten wir richtig auf. In der Nacht gingen dann so heftige Gewitter nieder, dass wir wegen des Lärms, den das herunter geschmissene Wasser auf dem Dach des Campers veranstaltete, wie Kinder zu lachen anfingen und erst spät wieder einschliefen.
Aus unerfindlichen Gründen sprachen wir unter anderem von Monsieur Grosventre, dem Ehemaligen meiner Begleiterin und Vater ihrer Kinder, der als niedergelassener Arzt gegen die Homöopathie »und andere Irrlehren« zu polemisieren beliebte, als gälte es das Leben. Madame, ohne ihn jemals herabzusetzen, lieferte gelegentlich parodistische Kostproben seiner Expertisen, die mich durchweg faszinierten und anregten.
Obwohl die tiefe Kluft zwischen Weltanschauungen und Lehrmeinungen – anders als zur Zeit der Katharer – nicht unbedingt mehr die Römische Inquisition mit ihren bestialischen Verbrechen auf den Plan ruft, sind auch unsere gegenwärtigen Verhältnisse von Gräben durchzogen, in denen giftige Spaltpilze wuchern. Wir erleben einen Informationskrieg, ein Ringen um Köpfe und Überzeugungen, das absurderweise im Namen der Wissenschaft ausgetragen wird.
Einerseits wird das Lob der Wissenschaft in den höchsten Tönen gesungen, zugleich werden jedoch Bedingungen geschaffen, die allen wissenschaftlichen Kriterien Hohn sprechen, eine Doppelstrategie.
Auch davon handelten unsere nächtlichen Gespräche.
»Vieles davon geht auf die selbstverschuldete Unmündigkeit zurück, Madame, über die seit Kant leidenschaftlich debattiert wird, und könnte durch solide Aufklärung wenigstens abgemildert werden.«
Um es kurz zu machen: Im Anschluss an diese unvergessliche Reise begann ich mit der Arbeit an dem erwähnten Projekt.
b
Tatsächlich sind viele Wissenschaften in einem so traurigen Zustand, dass es sich fast verbietet, sie nach ihrem äußeren Erscheinungsbild zu beurteilen. Es gibt fachfremde Interessen, die über verschlungene Kanäle, nicht zu sagen Kloaken einfließen und den Betrieb am neuralgischen Punkt zu verändern drohen. Dadurch werden Wissenszweige von Interesse eventuell bis zur Unkenntlichkeit pervertiert. In der Folge sehen wir ein Erstarken dogmatischer Strukturen und die Tendenz, populistische Hirngespinste an Investoren zu verhökern. Im Namen der Wissenschaft, versteht sich.
Die gefährlichste Verschmutzung, die uns heute umgibt, besteht meiner Ansicht nach aus diesem schleichenden Gift, das man weder sieht noch riecht oder schmeckt. Unwahrheiten durchziehen mit typischer Penetranz nicht nur medizinische Themen, sondern den Wissenszusammenhang nahezu aller Lebensbereiche. Der wissenschaftliche Fortschritt muss Macht- und Profitinteressen dienen, muss Abhängigkeiten schaffen oder aufrecht erhalten. Wartet mal.
Das klingt wie aus einem linken Politikseminar des vorigen Jahrhunderts, jetzt aber so, als sei alles eingetreten, keine Ahnung, wie das passieren konnte. Müssen wir die alten Einrichtungen nach ihrem idealen Potential beurteilen, um zu verstehen?
c
Der unstillbare Wissensdrang vernunftbegabter Wesen wird in einen Konflikt mit seiner eigenen Natur gezwungen, falls ich das noch sagen darf. Er verkommt zum Instrument der Ausbeutung, obwohl er ursprünglich Befreiung versprach.
Dieser Gegensatz bildet das Fundament ungezählter Lügen, Trugschlüsse und Fehlentwicklungen, die den Erkenntnisfortschritt ausbremsen. Daraus ergibt sich die Forderung nach einer von Politik und Ökonomie unabhängigen, nur an Gesetz und Wahrheit gebundenen Wissenschaft als wichtige Voraussetzung für eine friedliche Zukunft.
Nicht in der niedersten Erscheinungsform der Realität, die mit dem Ausdruck Materie vermutlich treffend bezeichnet ist, sondern im höchsten uns jeweils zugänglichen Wirklichkeitsbereich kommen wir (mit etwas Glück) den Ursachen der Erscheinungen näher.
Auf der Ursachen-Ebene finden wir immer Wechselwirkungen und Kräfte, deren grobschlächtigste noch um Größenordnungen feiner sind als die leichteste Materie. Zu dieser Vorstellung sollten wir uns allmählich durchringen, obwohl es vielleicht schwer fällt.
Als Wissenschaftler erforschen wir diese Kräfte, als Techniker machen wir sie (zum Teil) nutzbar, und an den festen Körpern beobachten wir ihre Auswirkungen. Die Vorstellung, dass Wissenschaftler sich für etwas anderes als Kräfte interessieren, halte ich für ein Gerücht.
Man würde mit der Ursachen-Ebene ja den Sinnzusammenhang des Wissens überhaupt aus den Augen verlieren.
Gemessen an den Möglichkeiten, die sich für freie Wissenschaften abzeichnen, sind die bisherigen Errungenschaften, obwohl irgendwo auch beeindruckend, bis zum Abwinken trivial. Im Grunde haben wir kaum mehr als nichts und stehen noch immer nahe am Anfang.
Von Interessengruppen aus Politik und Ökonomie jedoch oder von Dogmen und Ideologien sollten wir die Freiheit der Wissenschaft und unsere schöpferischen Fähigkeiten nie wieder beschränken lassen.
Wir sollten dafür sorgen, dass diese übergriffigen Hunde draußen bleiben beziehungsweise ihre eigenen, verwahrlosten Äcker bestellen. Haben wir an dem Punkt einen Deal?
Besser wäre das. Ansonsten seid ihr eventuell im falschen Vortrag. Hier ein zusätzlicher Hinweis.
d
Auf diesen Seiten kann es jederzeit zu unerklärlichen Ausbrüchen von Ironie kommen, so dass über einige Abschnitte hinweg nur ihr allein entscheiden könnt, was den gemeinten Sinn der Passage ausmacht, entsprechend jener vorsichtigen Definition, wonach Ironie irgendwo zwischen Gesagtem und Gemeintem spielt, einem Zwischenraum gewissermaßen, der anders gar nicht da wäre und sehr viel zulässt.
Der gemeinte Sinn ist eine zentrale Kategorie jeder Kommunikation, von der dieses Buch im Hauptzweck handelt,1 und unseres Daseins überhaupt, wie ihr sehen sollt, obwohl wir uns zunächst mit einem schlüpfrigen Nebenthema der Medizin beschäftigen müssen.
Die Medizin ist ein stets dankbares Opfer für Auseinandersetzungen über wissenschaftliche Prinzipien, zumal zahlreiche Vertreter dieser Zunft der Meinung zu sein scheinen, dass von wissenschaftlichen Ansprüchen dort gar nicht die Rede sein könne.
Geben wir diesem klapprigen Gaul also die Sporen, um herauszufinden, was damit gemeint sein könnte, und klären das gefährliche Gelände auf.
Ihr selbst müsst dabei nur stoisch lesen und hinter plakativen Verlautbarungen gelegentlich die oft scheuen Obertöne der Ironie ins Kalkül ziehen.
Deal?
Das Mahl ist für euch angerichtet, der Tisch gedeckt, lasset uns mit dem heiteren Festmahl beginnen.
1 Wer den gemeinten Sinn aus dem Auge verliert oder überhaupt nicht auf dem Schirm hat, sieht nur den Balken in seinem eigenen Auge.
Weiße Kügelchen für Naturwissenschaftler
a
Heute wären wir völlig aufgeschmissen ohne Naturwissenschaften, oder seht ihr das genauso? Stellt euch vor, was für ein Weltbild wir, allein auf uns gestellt, hätten.
Wir würden auf einer Scheibe wohnen, um damit zu beginnen, ohne es zu merken. So jedenfalls die seltsame Drohung der Wissenschaftler. Im Zentrum demnach der Vatikan, allerlei Galaxien im Reigen drum herum: eine Runde pro Tag. Ich meine abgesehen vom Polarstern, aber wer bitte möchte heute noch so wohnen?
Könnten wir Kurznachrichten senden oder auf einem Flatscreen Buttons anklicken? Hätten wir überhaupt Strom in der Dose, Angst vor Strahlung? Was wäre mit der Erdanziehung? Ich schätze, wir würden sie gar nicht bemerken und wären ihr hilflos ausgeliefert – halt: kein gutes Beispiel.
b
Stellt euch vor, beim Zahnarzt gäbe es keine Ratgeber-Magazine, die über Karies und andere Folgen von Industriefraß aufklären, was würden wir lesen? Was essen?
Wären wir nicht völlig ungebildet und würden die Zähne falsch putzen? Mal abgesehen vom Fluor, jenem Teufelszeug, das sie uns dabei unterjubeln. (Seht ihr schon den Unterschied zwischen gekaufter und echter Wissenschaft?)
Genau an der Stelle, gebt acht, müssen wir das fürchterliche Verhängnis thematisieren, das heute so vielen Wissenschaftlern den Schlaf raubt. Denn trotz aller zivilisatorischen Errungenschaften, man muss es wirklich sagen, gibt es immer noch Menschen, die nicht gefressen haben, dass Homöopathie nicht funktioniert, weil rechnerisch unmöglich.
Das ist dermaßen krass!
Dabei kann man es an einer Hand ausrechnen, und eben das ist der Vorteil von echter Wissenschaft, oder? Darin unterscheiden wir uns vom Mittelalter. Wir können unsere Ansichten begründen, weil transparent und nachvollziehbar. Wir setzen den Leuten keinen Floh ins Ohr. An unsere Thesen muss man nicht glauben, die sind konkret und wirklich wie gebrannter Ziegelstein.
»Wenn ich das Wort Globuli höre«, rufen Wissenschaftler daher von den Dächern ihrer Institute herab und in die große Welt hinaus, »dann schwillt mir der Hals!«
Und weiter: »Die entscheidende Frage lautet: Können oder wollen diese Mystiker nicht begreifen, dass nach kaum mehr als zwanzig Verdünnungen kein einziges Molekül des Ausgangsstoffes mehr zu finden ist. Genau deswegen funktioniert es aber nicht, beim Henker.«
c
Damit könnte ich aufhören, denn vom wissenschaftlichen Standpunkt aus, ihr versteht schon, ist alles gesagt. Rationalität, Logik, Mathematik, all diese Systeme weisen in dieselbe Richtung und zeigen, als Quintessenz der wissenschaftlichen Weltanschauung gewissermaßen, dass die Homöopathie erledigt ist.
Ich höre diese Ansichten nun schon so lange. Milliarden von Forschern und Technikern scheinen kein anderes Thema zu haben als den Spott über homöopathische Globuli.2 Und doch gibt es meiner bescheidenen Meinung nach ein Restproblem. Denn Menschen, die so argumentieren, finde ich, müssten sich unbedingt aus dem Fenster stürzen.
Zwingende Logik!
Oder glaubt ihr, dass in den unermesslichen Räumen da draußen auch nur ein Schwerkraft-Molekül enthalten ist?
Na also. Hechtet reihenweise hinaus und freut euch des Lebens: Die Schwerkraft kann nicht funktionieren.
Genau das ist jedenfalls deren Argument: Wegen fehlender Moleküle funktioniert es nicht, basta.
d
Ich entschuldige mich für den spöttischen Unterton, kann für die Zukunft aber nichts garantieren.
Wir haben gesehen, dass der kritische Wissenschaftler unserer gloriosen Gegenwart, wenn er von Homöopathie erzählt und sich beispielsweise im Ärzteblatt darüber auslässt, gar nicht die Homöopathie meint.
Tatsächlich meint er bloß den Vorgang des Verdünnens und lässt uns beiläufig wissen, dass er die Sachen nicht auseinanderhält. Ist mehr Indifferenz noch möglich? (Dass dies sogar ein Indiz für Wissenschaftlichkeit sein soll, bestätigt die These vom Missbrauch der Begriffe und Diskurse.) Epische Evidenz, könnt ihr es sehen?
Zweitens wird man den Verdacht nicht los, dass dieselbe Indifferenz und Oberflächlichkeit vorscheint, wenn unser Naturwissenschaftler von der Schwerkraft erzählt. Offenbar hat er nicht realisiert, dass kein einziges S-Molekül vorhanden ist, andernfalls könnte er kaum dermaßen platt argumentieren. Er fällt auf die Nase mit dem Parade-Argument der Zunft. Ausgerechnet!
Das Ergebnis dieser absurden, weil indifferenten Rechenkunst: Kein Molekül im Fall der homöopathischen Verdünnung ab spätestens D30, genau wie draußen vor dem Fenster. Null, null und nochmal null.
Und doch fällt man auf die Nase, oder nicht?
e
Drittens gilt Folgendes. Da mit der Verdünnung die Homöopathie als Ganzes erledigt sein und zugleich das gekaufte Hohelied von der überlegenen Heilkraft synthetisch-chemischer Moleküle gesungen werden soll, das schwingt ja immer mit, ist es nun an uns, eine Reihe von Wissenslücken zu stopfen und so die obszönen, weil gern gezeigten Blößen naturwissenschaftlicher Gemeinplätze an einem plakativen Beispiel zu veranschaulichen.
Wie läuft die angebliche Beweisführung für gewöhnlich ab? Nun, irgendein Käseblatt oder alle zusammen erzählen von einer Studie, nein halt, von einer klinischen Studie, bei der schulmedizinische und homöopathische Medikamente verglichen worden sein sollen. Und siehe da, die Chemikalien erwiesen sich als besser, hey, was zu beweisen war.
Viel mehr erfährt man in den Gazetten nicht. Niemand hat die Studien gesehen, was publiziert wird, ist nur die frei schwebende Pressemitteilung der PR-Abteilung eines interessierten Marktteilnehmers. Doch nie fehlt der obligatorische Zusatz, dass ab der dreiundzwanzigsten Zehnerpotenz oder so kein Molekül mehr vorhanden ist.
Wissenschaftlichkeit ist nur ein Schlagwort und wird als Label missbraucht, um konsumierende Massen zu manipulieren. Darunter auch viele, sehr viele Naturwissenschaftler. Die können nämlich ein wenig rechnen und bestätigen mit todernsten Minen: »Kein Molekül vorhanden.« Damit ist auf krude Art bewiesen: alles Humbug, Aberglaube, Hokuspokus, Mystik, Mittelalter, Irrlehre, ja Geldmacherei!
Die Chemikalie und, hört, hört, die Wissenschaft, sie verlassen den Platz als Sieger, ein Triumph der Vernunft dank Käseblatt und klinischer Studie.
In der Medizin gab es für solche Hochleistungs-Studien früher Doktorhüte, und zwar zu Recht. Mögen die Studien noch so viele Mängel aufweisen, Hauptsache, das Ergebnis stimmt, und das kann man sich ja ausrechnen.
Auch der beim Zahnarzt mitschmökernde Naturwissenschaftler darf sich demnach bestätigt fühlen. Hat er es nicht schon immer gesagt? »Allein aus rechnerischen Gründen kann es nicht sein.«
Dass die sog. Studie, durchexerziert an achteinhalb Probanden, auf Spezialisten zurückgeht, die Homöopathie wie üblich (schamlos) mit Verdünnung verwechseln, steht nicht in den Gazetten. Es fehlt auch der Hinweis, dass ein wissenschaftlich ungeheuer interessierter Pharmariese Klinik, Uni und Käseblatt gleichermaßen sponsert, wartet mal.
f
Ist das ein unwissenschaftlicher Einwand? Der schmökernde Wissenschaftler könnte ihn sich beim Zahnarzt jedenfalls selber machen, denn was soll’s: Auch wenn man es immer schon wusste, denken hilft. Gerade auch in diesen Kreisen. Ich meine klinische sowohl als universitäre und journalistische, die doch ohne Unterlass das Lob der Wissenschaft singen, was sie dafür halten.
Wer tatsächlich auf wissenschaftlichen Standards steht, sollte wenigstens den Begriff der Urtinktur in die Debatte werfen. Da sind alle Moleküle drinnen, Leute. Tut mir auch wirklich leid, im Bierzelt hätte ich nichts gesagt, ihr habt die Wissenschaft ins Spiel gebracht.
An dieser Stelle möchte ich zur Abwechslung selber mal etwas sagen, mit Verlaub.
g
Nehmen wir uns zu Übungszwecken die Schwerkraft zur Brust, dieses gleichmacherische, indifferente Prinzip, das an allem und jedem herumzerrt.
Obwohl die Leute immer so tun, diese Kraft lässt sich nicht anfassen, oder? Ich meine Physiker. Sie glauben ganz fest, der Gegenstand ihrer Wissenschaft sei konkreter Stoff beziehungsweise die materielle und molekulare Wirklichkeit. Im Gegensatz zum allgemeinen Geschwafel nämlich.
Daher auch das unsinnige Label Festkörperphysik, schätze ich. Um die festen Körper als Gegenstände zu identifizieren, bräuchte man sicherlich keine Wissenschaft. Man würde die Sachen anfassen und fertig. Was interessiert, sind aber Kräfte, die von außen oder innen wirken.
Heute schon ein wenig Gravitation angefasst? Im Grunde spürt man sie nur, wenn man hackedicht mit der Nase auf den Tresen schlägt. Wissenschaft dient in erster Linie jedenfalls dazu, Wirklichkeiten zu erforschen, die man nicht anfassen kann. Kräfte also und Wechselwirkungen.
Eins zu null für mich, mit Verlaub.
Tatsächlich beobachtet man die Auswirkung nicht stofflicher Ursachen an konkreten Objekten. Oder man rechnet irgendwie ein bisschen herum oder bemisst irgendwas. Der sog. Gravitation kommt man jedoch nicht auf die Spur, indem man den Finger in den Wind hält. Sondern?
Man lässt Äpfelchen fallen, misst die Strecke, nimmt die Zeit und rechnet einen Durchschnitt aus, um vielleicht den Zusammenhang zu finden. Das, worauf es zum Verständnis ankommt, liegt gerade nicht als Festkörper konkret vor, ich meine die Kraft. Man hat sie allenfalls quantifiziert.
Man beobachtet Wirkungen und schließt auf verursachende Kräfte. Das gilt gleichermaßen für Moleküle. Die entfalten Wirkung, weil sie unter bestimmten Bedingungen Kräfte freisetzen. Zwei zu null für mich, so wird das meines Wissens nirgendwo kommuniziert.
Das, worauf es ankommt, die verursachende Kraft, ist weder fassbar noch konkret, es ist in erster Linie rätselhaft. Wir haben meistens keine Ahnung, um was es sich letztlich handelt. Deshalb wohl das Festkörper-Getöse aus dem Mittelalter und das Molekül-Gesäusel aus den PR-Abteilungen. Immerhin haben wir ein paar Gesetze abgeleitet.
Wir beschreiben die Wirkung der Kraft in Formeln, und daraus ergaben sich ein paar Anwendungen. Wir könnten völlig falsch liegen mit der Natur dieser Kraft, selbst wenn wir die Auswirkungen korrekt beschrieben hätten. Mit Naturkräften sind wir oft überfordert bzw. müssen uns mit der Namensgebung begnügen.
Gravitation klingt extrem gut, jedoch: die Ursachen-Ebene bleibt im Nebel der Begriffe. Die Ursachen sind von feinerer Natur als der Stoff, an dem wir ihre Auswirkungen beobachten. Drei zu null bis hierhin.
Auch die Formel, falls ich das noch sagen darf, obwohl man sie mit Kreide an die Wand malen kann, hat mit stofflichen Dingen rein nichts zu tun. Es geht ausschließlich um den Sinnzusammenhang, den ihr wiederum nicht anfassen könnt. (Von solchen Zusammenhängen handelt im Übrigen dieser Text, im Moment kämpfen wir uns vorbereitend durch zähe, naturwissenschaftliche Nebelschleier.)
Und an Kräfte dürft ihr im Allgemeinen gar nicht denken, sonst kommt vielleicht der Schwarze Mann. Ihr könnt sie nicht anfassen und findet kein einziges verdammtes Molekül (oder Teilchen) mehr. Alles weg, sobald wir Ursachen richtig ansprechen. Vier zu null.
Beruht Gravitation etwa auf Verdünnung? Auf Information? Gibt es eine Urtinktur? Kann man sie umpolen?
Absoluter Unsinn? Meinetwegen, sagen wir vier zu eins.
Dass ihr nicht abweichen dürft, ist allerdings Faktum. Ihr haltet euch an Vorgaben, und ich verstehe das, wissenschaftlich ist es aber nicht. Wissenschaft ist permanente Rebellion. Fünf zu eins für mich.
h
Ihr lasst Äpfelchen fallen, sagten wir, und messt die Zeit. Die Zeit also. Geht das auch genauer? Gibt es eine Ursache?
Aristoteles bezeichnet die Zeit als Maß der Bewegung, wartet mal. Nee, ich komme später auf ihn zurück.
Endstand also fünf zu eins, ich nehme den Faden nach der kleinen Abschweifung wieder auf, damit ihr trotz der Bocksprünge den Zusammenhang nicht verliert.
Alle Tore und Punkte übrigens ohne Gewähr, zählen wir jetzt zusammen mal auf zwei.
i
Zuerst die Frage: Was kann ein Wissenschaftler tun, der sich verstiegen hat? Ist es möglich, dass er sich schlau macht und herauszufinden versucht, wo der Fehler liegt? Ich empfehle es. Und weil es hier um die Prinzipien wissenschaftlichen Arbeitens und erkenntnistheoretische Standards geht, kann ich nicht aufhören, noch nicht, diesen Leuten die kleinen Kügelchen zu verabreichen, die sie so sehr hassen.
Das Molekül-Argument ist ein Nebenaspekt. Obwohl es vorher schon nichts taugte, (trotz meiner aufmunternden Worte sprang niemand von der Klippe), ist es durch die Urtinkturen restlos obsolet geworden.
Seht ihr, wie schön das ist?
Das unverwüstliche Totschlag-Argument hat sich selbst erledigt. Am peinlichsten (für den vertrockneten Hardcore-Wissenschaftler) ist freilich die Tatsache, dass auch das blöde Molekül nur Wirkung entfaltet, sofern es Kräfte freisetzt.
Die Urtinktur also ist ein gelöster Presssaft oder der Auszug einer Substanz, hergestellt gemäß Arzneibuch, enthalten darin restlos alle Moleküle. Wo sollten sie auch hin?
Was Homöopathie ausmacht, der Kern der ganzen Angelegenheit, wird durch die Anwesenheit von Molekülen in keiner Weise beeinträchtigt. Schöne Formulierung, mit Verlaub. Und diesen harten Kern gilt es zu entdecken. Es geht um die homöopathischen Prinzipien überhaupt, und die sind zunächst völlig unabhängig vom Verfahren der Potenzierung bzw. Verdünnung.
Zwei Paar Stiefel, versteht ihr, zwei verschiedene Untersuchungen. Ich zeige euch, was Sache ist, ihr erzählt mir später, wie es sich mit der physikalischen Zeit verhält, schließlich wollen wir im weiteren Verlauf die Zeitstruktur des Bewusstseins vermessen. Deal?
j
Selbst wenn Moleküle zwingend vorhanden sein müssten, damit sich Wirkungen einstellen, was wir für die Gravitation bereits ausschließen durften, bliebe die homöopathische Methode zunächst unverändert. Die Prinzipien des Verfahrens wären bei völligem Verzicht auf Potenzen im Kern dieselben. Und wer H (Homöopathie) kritisiert, weil Potenzen (P) in Ermangelung von Molekülen angeblich nicht funktionieren, sollte sich ehrlich machen und als Kuriosum tingeln gehen, als ein Plappermäulchen, das nicht richtig, oder doch nicht wissenschaftlich tickt.
Denn H hat mit P zunächst rein nichts zu tun. H ist keine Funktion von P, falls es mathematisch klingen soll.
Dies zu erkennen, dürfte einen Wissenschaftler, der bereit ist, sich schlau zu machen, kaum überfordern. Schlimm, dass viele nur plappern, ohne sich je informiert zu haben.
Ach, wenn sie wenigstens die Klappe halten würden.
In diesem Buch geht es um die Bedingungen von Wissen überhaupt, und das ist der einzige Grund, weshalb ich mich mit Homöopathie aufhalte und den naturwissenschaftlich geprägten Erfahrungshorizont, der uns heute so geläufig ist, mit informierenden Kügelchen durchlöchere.
k
Weil Unkenntnis und böser Wille Nachbarn sind, an dieser Stelle nun einige ganz knappe Hinweise zur Methode Hahnemanns. Haltet euch fest.
Wissenschaftler, die sich in kaltes Wasser trauen, werden sich von Hahnemanns Homöopathie angesprochen fühlen, weil er eine rein empirische Medizin fordert, eine auf Beobachtung und Erfahrung bauende Vorgehensweise, die kein einziges spekulatives Element enthält.
Die Heilmittel der Homöopathie, um damit zu beginnen, sind tausendfach geprüft und stehen auf dem sichersten Fundament, das man sich nur wünschen kann. Es sind Substanzen aus der Natur, die der Organismus, dem man sie beibringt, mit einer Reihe spezifischer Symptome beantwortet. Im Grunde könnte jeder, der ein paar Vorkehrungen trifft beziehungsweise die strengen Voraussetzungen erfüllt, das Wirken der natürlichen Mittel an sich selbst beobachten und dokumentieren.
Tatsächlich handelt es sich um Krankheitssymptome in leichter Form, die man so erfährt, daher die Dosis, der sich eine Testperson aussetzt, entsprechend gering gewählt, aber nicht unbedingt potenziert wird. Beispielsweise Schlangengifte. Glaubt ihr, dass sie wirken, jedes auf seine Art, oder handelt es sich dabei um Hirngespinste? Wirken sie, weil ihr dran glaubt oder weil der Organismus unweigerlich darauf reagiert?
Aber nicht nur diese spektakulären Substanzen, sondern auch subtilere Mittel bringen dem Organismus eines gesunden Menschen, der sie zu Testzwecken in schwacher Dosierung nimmt, vorübergehend typische Symptome bei, eine ganze Reihe spezifischer Veränderungen, die zwingend und erwiesenermaßen immer wieder beobachtet werden.
Habt ihr das tatsächlich übersehen? Und seid doch auf Schulen mit naturwissenschaftlichem Anspruch gewesen?
Kaum zu glauben, andererseits so typisch.
l
Es handelt sich um einfache Erfahrungstatsachen. Das gleiche Mittel bringt die gleichen Symptome – gestern, heute, morgen. Die Wirkungen sind bekannt und penibel dokumentiert, sie können, wie beispielsweise in der Physik, bis zum Abwinken verifiziert werden. Und obwohl dabei auch subjektive Eindrücke und Empfindungen beschrieben werden, sind die Wirkspektren durchaus von wissenschaftlicher Relevanz.
Der Eindruck eines Patienten, Monster zu sehen und einen Fremdkörper im Kehlkopf zu haben, der nicht da ist, wird zum objektiven Symptom, das auf ein entsprechendes Mittel deutet, obwohl weder Monster noch Fremdkörper objektiv nachweisbar sind. Die Tatsache, dass der Proband davon erzählt, liefert einen ersten Hinweis auf Belladonna. Die Inhaltsstoffe dieses Krauts wirken nicht nur auf das Nervensystem und pervertieren das Sinnesempfinden, sondern gehen einher mit anderen Erscheinungen, die sich objektiv feststellen lassen. Der kundige Arzt oder Proband erkennt einige sofort und kann weitere gezielt aufspüren. Er mag sich im Einzelfall irren, das Wirkspektrum Belladonna wird dadurch aber nicht angetastet.
Nehmt Belladonna zu Testzwecken ein und schaut, ob ihr das Ding im Hals und die Trockenheit im Rachen spürt.
Dieses Prinzip darf als erstes Standbein der Homöopathie bezeichnet werden: Das Wirkspektrum der Mittel als Ergebnis einer reinen Erfahrungswissenschaft. Die Wirkungen der Mittel sind nicht ungefähr und unsicher, sondern typisch, spezifisch und wiederholbar. So gewiss wie ein vom Baum getrennter Apfel unter den Einfluss der sog. Gravitation gerät, entfaltet Belladonna und jedes andere Mittel eine Reihe spezifischer Symptome im lebenden Organismus.
m
Das zweite Standbein ist folgerichtig die Anamnese.
Ein gut beobachtender bzw. geschulter Arzt wird immer feststellen, dass Patienten nicht einfach nur Fieber haben, um ein Beispiel zu nennen, sondern in unterschiedlichster Weise fiebern.
Die erhöhte Temperatur ist nur eines von vielen Symptomen, die dabei in Betracht kommen, und wenn der Arzt die Kunst beherrscht, wird er bei seiner Anamnese in der Regel ein breites Spektrum von Erscheinungen und Modalitäten bemerken, die einen besonderen Fall ausmachen. Und dann dieses: Beim Betrachten des Gesamteindrucks, den er bekommt und erfragt, zeigen sich in schöner Regelmäßigkeit evidente Ähnlichkeiten mit dem Wirkspektrum eines oder mehrerer bekannter Mittel, sagen wir Belladonna.
Seltsam genug, aber auch bei diesen Analogien handelt es sich um Erfahrungstatsachen, die zu übersehen im Grunde Kunstfehler darstellen. Wartet einen Augenblick.
Gute Gelegenheit für eine Zwischenbemerkung.
n
Ich vergaß, dass Ärzte in der Kunst, eine Krankheit am Gesamtspektrum der Symptome zu erkennen, nicht mehr ausgebildet werden. Auf unseren gesponserten Hochschulen hält man sie statt dessen an, Laborwerte und Marker zu bestimmen bzw. bei der Diagnose bildgebende Verfahren zu bevorzugen, die subjektive Eindrücke ausschließen. Darauf sind Mediziner ja mächtig stolz, vermutlich zu Recht, aber hey: Es ist kaum mehr als nichts und außerdem wahnsinnig teuer. (Man nennt es evidenzbasierte Medizin.)
Nachdem die Maschine (oder das Labor) gesprochen hat, setzt die evidenzbasierte Medizin Hebel in Bewegung, um die Werte zu korrigieren, Symptome zu beseitigen und Prozesse auszulösen, die, mit Verlaub, auffallend oft zur dauerhaften Medikamentenabhängigkeit, in letzter Konsequenz zur Pflegebedürftigkeit führen.
Bei erstaunlich vielen dieser Medikamente handelt es sich im Grunde um verdünntes Rattengift, das Gefäße, Organfunktionen oder all das zusammen angreift und sukzessive weitere Mittel (gegen die Nebenwirkungen) erfordert, während es andere Symptome eine Zeitlang unterdrückt. (Ohne zu heilen.)
Nach diesem Schema läuft es viel zu oft trotz stolzer Diagnostik, korrekt? Und selbst wenn die Diagnose richtig war, könnten sie nicht richtig behandeln, weil ihre Chemikalien nun mal nicht heilen, sondern unterdrücken, hemmen, blockieren oder (zer)stören.3
Dabei lag am Anfang vielleicht nur Belladonna vor und einige gezielte Gaben des Mittels hätten geholfen. Ihr könnt natürlich einwenden, dass Rattengift immer wirkt, aber hey, welche Sorte würdet ihr geben, wenn die richtige Diagnose Belladonna lautet?
Halten wir fest, dass es zweifelsfrei Übereinstimmungen gibt zwischen den Symptomen, die im Krankheitsfall beobachtet werden, und denen, die der Gesunde nach Einnahme eines bestimmten Mittels vorübergehend entwickelt.
Zweifelsfrei.
Bei diesen Übereinstimmungen handelt es sich um frappierende, aber empirisch belegte, evidente Tatsachen, und zwar unabhängig davon, dass die meisten Ärzte heute keine Ahnung davon haben (dürfen). Wie seltsam.
Ende der Abschweifung. Reden wir, um den gemeinten Sinn und die verstehende Methode zügig ins Spiel zu bringen, endlich über …
2 An ihrem Spott sollt ihr sie erkennen.
3 Wenn die Medizin von Blutverdünnung spricht, um ein Beispiel wieder zu nennen, wird in aller Regel mit einem Wirkstoff, der in anderer Konzentration als Rattengift bezeichnet wird, die Gerinnungsfähigkeit des Bluts blockiert, mit fatalen Langzeitfolgen.
Die Kirschen der Funktionäre
a
In einer gern zitierten Erklärung, die der hessischen Stadt Marburg ihren Namen verdankt, wird jener bereits erwähnte, an die Inquisition erinnernde Ausdruck Irrlehre verwendet, um die zuletzt behandelten, unleugbaren Analogien zu charakterisieren.
Bei solchen Erklärungen handelt es sich meiner bescheidenen Meinung nach allerdings weniger um sprechende, als um laut schreiende Symptome, die kund tun, wes Geistes Kind deren Initiatoren sind. Pervertierte Sinnesempfindungen wie Teufels- und Monstergesichte deuten auf Belladonna, die gemeine Tollkirsche.
Wie anders sollte man das inquisitorische Geschrei auch zuordnen angesichts der Tatsache, dass es ohne jeden Zweifel Ähnlichkeiten zwischen den feststellbaren Symptomen realer Patienten und den tausendfach dokumentierten leisen Medikamentensymptomen aus dem großen Arsenal der getesteten Mittel gibt? Diese Übereinstimmungen sind so frappierend, dass ein Arzt, wenn ihr die Diagnose eines Laien hören wollt, mit Wahn respektive Belladonna geschlagen sein muss, um sie zu übersehen oder gar Bannfluch-Erklärungen ins Lahntal hinaus zu grölen.
Der Sinn einer solchen aktenkundig gewordenen Erklärung, wenn ich übersetzen darf, kann nur lauten: »Wir waren nicht zurechnungsfähig, als wir sie abgaben.«
b
Die auf Hammermethoden bedachten rechtgläubigen Mediziner sprachen schon zu Hahnemanns Zeiten von Humbug und Scharlatanerie, was dessen ketzerischen Forscherdrang in keinster Weise beeinträchtigte. Zumal das Allheilmittel der Medizin jener Tage aus stark mit Quecksilber angereichertem Sirup bestand, der das sogenannte Krankheitsgift mit dem stärkeren Gift von Chemikalien »heilen« sollte, ein bis heute vorherrschender, schulmedizinisch-kategorischer, mörderischer Imperativ.
In Goethes Faust wird der Cocktail als Latwerge bezeichnet, und auch der Ausdruck Quacksalberei geht direkt auf den Hauptbestandteil dieser fürchterlichen Medikamente zurück. Die Hirngespinste und berufsbezogenen Wahnvorstellungen damaliger Ärzte haben Millionen Menschen das Leben gekostet.
Schon Goethe war aufgefallen, dass die vermehrte Anwesenheit der Quecksilber-Mediziner in bestimmten Regionen, anders als man annehmen sollte, den Krankheiten Vorschub leistete. Die Quacksalber kamen, und die Fallzahlen explodierten, nicht umgekehrt. Tod und Gebrechen gingen extrem oft direkt auf die Hilfe unfähiger medizinisch-akademischer Prediger zurück, die keine Anstalten machten, ihre Methoden zu hinterfragen, sondern vielmehr den Grundstein legten für eine unendliche Reihe von Medikamentenkrankheiten. Quecksilber ist bekanntlich bis heute Bestandteil fast jeder Impfung, (neben vielen anderen, teuflisch heilsamen Ingredienzien), um tatsächlich nichts anderes zu tun, als zu schaden.
Jeder Arzt weiß das und injiziert es doch.
Dem archaisch vorwissenschaftlichen Aberglauben der Quacksalber-Truppe gegenüber war der Arzt Samuel Hahnemann mit seinen aufgeklärten Vorstellungen und empirischen Ansätzen, aber auch mit spektakulären Heilerfolgen weit, weit voraus. Erinnern wir uns.
c
Ein gesunder Organismus, welcher mit der schwachen Dosis eines Mittels zu tun bekommt, zeigt typische Symptome einer Krankheit in leichter Form, sagten wir, und überwindet sie schnell wieder. Eine doppelte Reaktion.
Der kranke Organismus hat ähnliche, ja fast identische Symptome mit schwerem Verlauf und wird damit nicht fertig. Ein doppeltes Defizit gewissermaßen, es mangelt sowohl am gesunden Gleichgewicht als auch an der Fähigkeit, es zu erlangen. Und nun ein dritter, empirisch zu überprüfender Sachverhalt.
d
Das sogenannte Simile, jenes Mittel also, das beim Gesunden viele derjenigen Erscheinungen hervorbringt, an denen der Kranke akut leidet, kann sich als heilsam erweisen. Man bringt es dem kranken Organismus in kleiner, aber nicht unbedingt potenzierter Dosis bei, und dieser überwindet mit den beigefügten leichten Medikamentensymptomen im Idealfall zugleich die eigentliche Krankheit.
Muss man das glauben? Nein, erfahren.
Auch der Physiker muss nicht erklären, mit was für Kräften er letztlich zu tun hat, um Flugkisten zu bauen; ganz entsprechend ein homöopathischer Arzt. Der muss nicht erklären, warum das Simile beim Kranken Erscheinungen zum Verschwinden bringt, die es beim Gesunden in leichter Form hervorbringt. Beides beruht auf Erfahrung.
Der Organismus überwindet die kleine Krankheit, die das Mittel bewirkt, und hat damit die Blaupause oder was immer zur Überwindung des schwereren Übels, an dem er akut leidet.
Im Prinzip jedenfalls. In der Praxis ergeben sich oft Umstände, die den direkten Weg blockieren, auch damit hatte Hahnemann bereits zu tun, und es ist (selbstverständlich) keine einfache Kunst. (Die Heilkunst ist eine hohe, so geht die Weise.) Überflüssig zu sagen, dass bei schweren Krankheiten nur die erfahrensten Heiler in Frage kommen.
Moderne Mediziner kapitulieren vor diesen Schwierigkeiten; Heilung steht gar nicht zur Debatte, wenn es darum geht, Symptome (nach Kräften) zu unterdrücken. Patienten müssen dann nur noch lernen, mit der unterdrückenden Chemikalie zu leben, wie es heißt, im Grunde also dauerhaft krank zu bleiben und die Folgen der Unterdrückung stoisch auf sich zukommen zu lassen.
e
Hahnemann selbst hat lange nur mit Urtinkturen gearbeitet, was viele hochwirksame Mittel von einer medizinischen Verwendung ausschließt, später aber festgestellt, dass Potenzen ebenfalls wirkten.
Was ich sagen will, ist dieses. Auch die Entscheidung, zu potenzieren oder nicht, sollte sich an Erfahrungswerten und wissenschaftlichen Kriterien orientieren, nicht am Bauchgefühl vulgärer Materialisten, die schon immer wussten, dass ohne Molekül nichts geht. (Und doch zu feige sind, im sicheren Wissen, dass sie mit keinem einzigen Schwerkraft- Molekül zu tun bekommen, aus dem Fenster zu springen.)
Inzwischen ist die Wirksamkeit der Potenzen und Hochpotenzen auch in Zellkulturen gut dokumentiert, ein später Triumph wissenschaftlicher Prinzipien auf dem Gebiet der Medizin.
Disclaimer
a
Ich möchte als erklärter Laie definitiv keiner medizinischen Richtung das Wort reden oder irgendeine Methode speziell anpreisen oder gegen andere ausspielen, zumal ich damit rechne, dass wir auf dem Gebiet noch große Überraschungen erleben werden. Tatsächlich geht es um die unvoreingenommene Betrachtungsweise bzw. den wissenschaftlichen Standpunkt und die Überwindung der Bannfluch-Mentalität einer von Big Pharma verdorbenen Medizin.
Denn was bringt der erste apokalyptische Reiter nach Paracelsus? »Schlechte Ärzte und Unwissenheit.«
Wir erfahren diesen Fluch seit Hunderten von Jahren, es wird eher schlimmer. Höchste Zeit, die verstehende Methode auszupacken und das unwürdige Treiben unter die Lupe zu nehmen. Was überall fehlt, sind Leute wie Hahnemann.
Auch wer mit der Medizin rein nichts am Hut hat, kann dessen Organon der Heilkunst mit Gewinn lesen. Ich empfehle die sechste Auflage. Nur um nochmal zu sehen, was abgeht, wenn ein Mensch den so sehr beliebten Nachplappermodus abstellt.4
Ob die Wirkung des Simile, so vorhanden, mit der Urtinktur oder mit Potenzen besser kommt, wäre viertens also wieder empirisch zu klären. Unmündige Bannfluch-Mediziner auf Belladonna müssen draußen bleiben.
b
Auch Wissenschaftler lassen sich von gut geschmierten Meinungsmachern heute wie Hühner zusammentreiben, haltloses Gackern inklusive. (Seht ihr die selbstverschuldete Unmündigkeit?) Klappe halten wäre wahrscheinlich die bessere Option, falls noch nicht erwähnt.
Ich räume aber ein, dass die gefühlt zweitbeste subjektiv darin bestehen kann, mit einem heiseren Krächzen („kein Molekül“) die Homöopathie als intellektuelle Herausforderung komplett aus dem Feld zu schlagen, als handle es sich um eine Plage.
Wissenschaftler sind heute dermaßen spezialisiert, dass sie nur noch kleine Unterabteilungen ihres Fachs halbwegs überblicken, falls überhaupt. Man arbeitet wie unter einem Bruchstrich, korrekt? Je größer die Zahl der Studien, die publiziert werden, desto kleiner der Wert. (Allein in der Onkologie etwa dreihundert pro Tag, während die Fallzahlen steigen und steigen.)
Oft ist man trotzdem gezwungen, mit Konzepten zu arbeiten, die vor Jahrzehnten in der Prüfung vorausgesetzt wurden, obwohl sie auch damals schon überholt waren. Ich verstehe jeden, der in einer solchen Mühle quasi vom Glauben abfällt und verzweifelt.
Allerdings wäre ich nicht so souverän, den Frust im Namen der Wissenschaft abzulassen, das kann nicht ohne Echo bleiben.
Denn unter solchen Vorzeichen, wissenschaftlichen nämlich, wäre es selbstverständlich, alle Optionen und Methoden zu prüfen, nicht nur die gesponserte. Das wäre der wissenschaftliche Ansatz, verdammte Hacke.
Leider hat inzwischen auch im Wissenschaftsbetrieb fast immer die gemeine Dumpfbacke aus Tucholskys Beamtenschmäh das letzte Wort: »Das haben wir aber noch nie gemacht.« Oder: »Das haben wir immer so gemacht.« Oder: »Da könnte ja jeder kommen.«
Mal von Meridianen gehört? Wartet.
4 Heute würde man ihn in tausend Stücke hauen, wozu hat man schließlich Journalisten.
Gesponserte Wissenslücken
a
Meridiane gibt es nicht, das ist alles Humbug. Ist wie Medikament ohne Molekül und schlimmer: alberne Esoterik.
Allerdings werden in China Operationen durchgeführt, selbst am offenen Herzen, ohne dass der Patient betäubt ist. Hat nur ein paar Nadeln in nicht existierenden Leitbahnen.
Nun stellt euch das vor. Man könnte, falls es diese esoterischen Bahnen gäbe, den Hauptsponsoren Hunderttausende Tonnen Anästhetika direkt in den gierigen Hals stopfen. Wäre das nicht einen Versuch wert und vielleicht sogar ein Heidenspaß?
Oder glaubt ihr, dass unsere Ärzte zu blöde sind, nach entsprechender Ausbildung ein paar Nadeln zu platzieren? Es darf eben nicht sein. Verstößt gegen Marktgesetze. Insofern ist es nicht ungefährlich, sich auf den Standpunkt einer Erfahrungswissenschaft zu stellen.
Viele haben das später bereut.
Die beste Methode haben wir ja bereits. Eine dogmatisch einseitige Medizin haben wir, die abhängig ist vom Siechtum, Billionen an Geldern umsetzt und ständig wächst, obwohl sie wahnsinnig effektiv ist. (Wäre sie wissenschaftlich, würde sie sich gesundschrumpfen.)
Die Dauergesänge zum Lob dieser Medizin werden nur übertroffen vom niemals pausierenden Unheilbarkeits-Getöse, das die Kranken zu hören bekommen. Beides scheint sich in dieser eigenartigen Branche irgendwie zu bedingen.
Je mehr Krankheiten als unheilbar definiert werden, desto erfolgreicher?
Ökonomisch betrachtet gewiss richtig. Behandeln bis ins Grab als Normalfall, und alles andere wäre desaströs für einen äußerst fetten Batzen vom Bruttosozialprodukt.
So weit ist es gekommen. Kassen dürfen andere, (vorsätzlich heilende) Methoden gar nicht bezahlen, Ärzte kommen mit traditionell korrupten Kammern in Konflikt, denn Gesetze werden von Big Pharma inspiriert. In Brüssel ist alles unglaublich einfach und billig geworden. Was aus dieser Richtung kommt, wird in den Parlamenten nur noch abgenickt. Es ist ein System, das zum Himmel stinkt, Akademiker im Nachplappermodus als Gallionsfiguren: »Meridiane gibt es nicht, wir sprechen im Namen der Wissenschaft.«
b
Beim Impfen fängt es ja meistens an. Mal von Vorsorgeuntersuchungen für Kleinkinder gehört? Es ist ein grausamer Euphemismus, denn tatsächlich geht es nur ums Impfen. Und direkt nach der Geburt fängt es an, um sehr gerne nie wieder aufzuhören. Würdet ihr das tun? Auf gar keinen Fall zugeben, schon klar.
Die Frage lautet, ob ihr den kleinen Wesen Quecksilber, Formaldehyd und Aluminiumsalze5 injizieren würdet, angereichert mit einem undefinierbaren Gezücht aus artifiziellen Erregern bzw. deren Ausscheidungen und Verwesungspartikeln? Wer weiß im Übrigen, was noch, das wird ja immer verrückter. Als Zunftmitglieder müsst ihr das unterstützen, sonst steigt euch die Ärztekammer aufs Dach und zieht die Zulassung ein. Wer öffentlich zweifelt oder ketzert, hat ganz schlechte Karten und gerät unter die unheilige Inquisition der Bannfluch-Medizin.
Aktuell werden wieder Gesetze inspiriert, die uns keine Wahl mehr lassen sollen, in vielen Ländern sind sie bereits gültig. Impfen obligatorisch, ansonsten Knast oder abartige Geldstrafen für Eltern, gerne auch Kindesentzug.6 Selbstverständlich immer im Namen der Wissenschaft. Auch die sogenannten christlichen Parteien haben 2015 entsprechende Beschlüsse verabschiedet.
In was für einem Irrenhaus leben wir eigentlich, wenn eine handvoll dahergelaufener Parteibonzen über die Köpfe der Bürger hinweg das obligatorische Verletzen der körperlichen Unversehrtheit unserer Kinder beschließt, damit bei Sponsoren und Syndikaten die Gewinne explodieren? Körperverletzung als Konjunkturprogramm?
Keiner dieser Impfstoffe ist nach wissenschaftlichen Kriterien hinreichend erforscht, keine der angepriesenen Wirkungen tritt ein, es sind abstruse Konzernverlautbarungen, von korrupten Polit-Gestalten in Gesetze gemünzt. Gewiss ist nur, dass langfristig alle schaden, schon wegen der Hilfsstoffe, die den Löwenanteil einer Injektion ausmachen.
c
Einen böseren Cocktail kann man den zarten Schutzbefohlenen kaum beibringen. Außer Rattengift, klar. Es ist absolut ausgeschlossen, mit diesem Teufelszeug nicht zu schaden, früher die oberste Maxime ärztlichen Handelns.
Und obwohl für Sponsoren und Paten so unendlich viel auf dem Spiel steht, ist es ihnen nicht gelungen, stichhaltige Beweise für die Existenz der Erreger vorzulegen, gegen die sie angeblich impfen. Bezogen auf die Masern ist das für D inzwischen höchstrichterlich bestätigt. Obwohl es ein wissenschaftlich anerkanntes, ja sogar vorgeschriebenes Nachweisverfahren gibt, haben sie die Existenz des Masern-Erregers nie bewiesen. Nach all der Zeit, stellt euch das vor.
Da dieses kategorisch vorgeschriebene Beweisverfahren absolut zuverlässige Ergebnisse liefert und in jedem entsprechend ausgerüsteten Labor durchzuführen wäre, ergibt sich für einen wissenschaftlich geschulten Beobachter nur diese eine Schlussfolgerung: Den postulierten Erreger, hier Masernvirus, gibt es nicht. Dumm ist nur, dass Pharma-Paten sich einen Feuchten um die Wissenschaft scheren und nicht aufhören werden, mit Hilfe korrupter Polit-Clowns, (eine im alten Europa explosiv wachsende Gemeinde), ihre eigenen Gesetze zu schreiben.7
Was ich sagen will, ist Folgendes. Die Ungeheuerlichkeiten dieses Systems hätten unter wissenschaftlichen Bedingungen überhaupt keinen Bestand. Darum gibt es nun zwei Möglichkeiten. Entweder wir hören auf, von solchen Ansprüchen zu plappern, oder wir machen ernst damit.
Haltet also entweder die vorlaute Klappe, Kollegen, oder stürzt euch ansonsten endlich von der Marburger Klippe ins Lahntal. Damit weiter im Text.
d
Samuel Hahnemann war mit den Ergebnissen seiner Verfahren keineswegs zufrieden, für ihn war das nur der Anfang. Er forschte bis zum letzten Atemzug und sah noch gewaltige Entwicklungsmöglichkeiten für seine Methode. Ich denke, er hätte nicht gezögert, die moderne Diagnostik bei der Falluntersuchung und Mittelfindung auf sinnvolle Art einzubeziehen, was die sogenannten klassischen Homöopathen, die schon damals von Hahnemann abwichen, bis heute ablehnen.8
Schon der Gedanke ist für die ein Tabubruch, aber wie immer muss man die Fakten betrachten, und die deuten in eine andere Richtung.
Eine indische Ärztefamilie, die mit Hahnemanns Methoden sehr erfolgreich gewesen sein soll, hat diesen Gedanken aufgegriffen und die Homöopathie dadurch möglicherweise entscheidend weiterentwickelt. Die Ärzte taten dies, weil sie erfolgreich waren und für die ungemein zeitaufwendige Anamnese neue Wege suchten.
Prasanta Banerji, der den entscheidenden Schritt in diese Richtung unternahm, versorgte mit seinen Angehörigen nach eigenen Angaben bis zu 1200 Patienten am Tag, an 365 Tagen im Jahr, über 60 Jahre hinweg, und dokumentierte auf diese Weise seine Erfahrungen mit rund 300 verbreiteten Krankheiten und Tumorarten. Diese Daten wurden zur Grundlage jenes Systems, das unter dem Namen Banerji Protocols weltweit bekannt geworden ist.9
e
Was sich daraus entwickelt hat, dürfte Bannfluch-Medizinern auf Belladonna nicht gefallen. Allein in den USA liegen offenbar circa vierzigtausend überprüfbare, weil mit moderner Diagnostik und bildgebenden Verfahren dokumentierte Falluntersuchungen vor, gerade auch bei Krebs und anderen schweren Krankheiten.
Wie kommt es, dass ihr nichts davon erfahren habt? Warum liegen diese Informationen nicht im Wartezimmer eures Arztes? Und weshalb reden Funktionäre, Verbandssprecher und andere Verdächtige noch immer von Molekülen, die nicht vorhanden sind, und von einer Irrlehre?
Je länger die reden, desto mehr Schuld laden sie auf sich. Ich denke, dass man selbst bei Big Pharma inzwischen von den Erfolgen überzeugt und zur Ansicht gelangt ist, mit Bannflüchen und Globuli-Spott10 kein Land mehr gewinnen zu können. Die nächste Stufe wurde neulich gezündet, als naturverbundene, grüngesprenkelte Hinterbänkler den aus interessierten Kreisen inspirierten Hinweis lancierten, man müsse den Beruf des Naturheilpraktikers verbieten.
Das ist verteufelt gut inszeniert, folgt jedoch bekannten Mustern. Die deutschen Grünschnäbel werden weltweit dafür verspottet, dass sie seit langem unter der Kontrolle von kranken Globalstrategen stehen und ganz, ganz fest an deren totalitäre Heilsversprechen glauben. Dass sie die wissenschaftlichen Vorgaben von Big Pharma in Gesetze münzen, wie andere Parteien auch, fällt nicht weiter auf, es passt perfekt zum Irrenhaus EU.
f
Bereits heute ist es quasi verboten, bei Verstopfung, nur um ein Beispiel zu nennen, Backpflaumen zu empfehlen. Die sind nämlich wahnsinnig gefährlich, weil keine wissenschaftlichen Studien vorliegen. Studien also, die von besseren Politikern einst obligatorisch gemacht wurden, um zu verhindern, dass dreimal verfluchtes Teufelszeug und chemischer Sondermüll als Impfstoff zwangsweise in den Körpern unserer Kinder deponiert werden darf.
Inzwischen dienen diese längst wieder ausgehöhlten Vorsichtsmaßnahmen unter tatkräftiger Unterstützung nachgeborener Polit-Clowns zur Marginalisierung der Naturheilkunde, aktuell besonders der genannten indischen Homöopathie,11 wahrscheinlich gerade weil ihre Erfolge nicht mehr geleugnet werden können. Und jetzt haltet euch fest.
Denn seht nur, es naht Hilfe. Und woher? Ausgerechnet von Naturwissenschaftlern. Doch, doch, doch! Es sind Physiker, Ingenieure und Techniker, die dem letzten Zweifler an der Homöopathie den Boden unter den Füßen wegziehen. Dazu machen wir direkt noch ein neues Fass auf: Beenden wir das Kapitel mit einem Lob auf die Wissenschaft und mit Erfolgsmeldungen. Ich zitiere: »Die Wahrheit ist eine Naturgewalt, Lügengebäude stehen auf Treibsand.«
g
An Silvester gibt man Kindern diese Wunderkerzen und zündet sie an, einige werden sich erinnern. Denn was geschieht? Die beiden Hauptkomponenten Rost und Aluminium, aus denen die graue Masse am Ende des Drahts besteht, reagieren durch die Initialzündung, und während die Reaktion läuft, sprühen Funken, auf die es eben ankommt. Aus Eisenoxid und Alu wird dabei Aluminiumoxid und Eisen, wobei Prozesswärme frei wird. Klar so weit?
Was beobachtet wird, bezeichnet man für gewöhnlich als Verpuffung, eine relativ träge, sich gleichmäßig vorfressende Entwicklung. Dieselbe Reaktion geht allerdings ab wie Hölle, falls die Komponenten als Nanopartikel vorliegen, davon habt ihr ja vielleicht gehört. Wieder entsteht Aluoxid, jetzt aber mit einer gewaltigen Explosion, und – wegen der höllischen Hitze, die frei wird – flüssiges Eisen. In militärischen Zusammenhängen ein richtig böses Spielzeug.
Im flüssigen Zustand ist der Stoff angenehm, weil lager- und transportfähig. Er kann als Anstrich beispielsweise auf Wände, Objekte oder was immer geschmiert werden, man merkt es kaum, fehlt dann nur noch die Initialzündung,
Nanothermit ist der Fachausdruck für diesen (homöopathischen) Sprengstoff. Inzwischen tut das Zug gute Dienste auch in technischen Anwendungen, etwa beim Zusammenfügen von Eisenbahnschienen: Man verflüssigt beide Enden und muss, sobald sie sich berühren, nur noch kühlen. Was ich sagen will, ist Folgendes.
Im Nanobereich ändern Stoffe ihre Eigenschaften zum Teil dermaßen spektakulär, dass alle Welt jetzt nanotechnologische Forschungen anstellt. Und siehe da, dasselbe lässt sich für homöopathische Verdünnungen zeigen: Die Mittel ändern ihre Eigenschaften entlang der Verdünnungsstufen. Und jeder Mensch, der fähig ist, ein Massenspektrometer zu bedienen, kann jetzt untersuchen, was bei der homöopathischen Potenzierung geschieht. Nehmt es tief in euch auf.
Auch in den ganz hohen Potenzen lassen sich stoffliche Partikel fotografieren, und deren Zusammensetzung ändert sich jedes Mal wo? Erstaunlich oft im Bereich der gebräuchlichsten, gut eingeführten Potenzierungsgrade.
Das ist spektakulär.
h
Die Homöopathie als Erfahrungswissenschaft bekommt damit ein materielles Fundament, mit dem selbst die Physik umgehen könnte, weil hier wie dort natürliche Kräfte ausschlaggebend sind. Kräfte nämlich, die aufgrund der jeweiligen Komposition von Nanopartikeln in der entsprechenden Potenz frei werden.
Sofern die Homöopathie nicht mit Urtinkturen und niederen Potenzen arbeitet, wird sie damit zur Nanomedizin, und ausgerechnet Physiker führten auf ihre Art den Beweis, »dass es funktioniert«,12 weil sie Stoffpartikel nachgewiesen haben.
Abgesehen von der Widerlegung des absurden Molekül-Arguments soll das aber nicht unser Thema sein. Den echten Dope, ich meine die Zeitstruktur des Bewusstseins bzw. was sich für den Balken im eigenen Auge und überhaupt daraus ergibt, haben wir noch gar nicht berührt.
An diesen prickelnden Stoff müssen wir uns allmählich herantasten. So schnell wie beispielsweise mit der Homöopathie, an die wir uns 200 Jahre gewöhnen konnten, wird man damit nicht fertig. Man schüttelt es nicht so nebenbei vom Bäumchen.
5 Diese und andere toxische Beigaben zum Impfstoffwerden verniedlichend auch als Adjuvantien bezeichnet. Tatsächlich sind sie nicht nur mengenmäßig, sondern auch prinzipiell unbedingt die Hauptsache am Impfgeschäft. Bei der üblichen, weit verbreiteten Behandlung mit toten Partikeln reagiert (oder überreagiert) der geimpfte Organismus auf die enthaltenen Aluminiumsalze, und zwar unabhängig davon, wogegen der »eigentliche Impfstoff« ihn im konkreten Fall immunisieren soll. Die sog. Impfstoffe, tote Partikel, denen diese und jene Eigenschaft zugeschrieben wird, das ist längst bekannt, können den erwünschten Impfeffekt (Antikörperbildung) gar nicht bewirken, weil sie von normalen Fresszellen unschädlich gemacht werden. Was mit Aluminiumsalzen nicht gelingt! Nicht selten provozieren die Salze Überreaktionen des sog. Immunsystems, das über ein Arsenal von sehr nützlichen Tools verfügt, und so entstehen Impfschäden, die so gut wie nie als solche anerkannt werden. Denn was geschieht im Vorfeld? Die vorgeschriebenen Doppelblindstudien werden so durchgeführt, dass die Kontrollgruppe nur Adjuvantien bekommt, die andere Gruppe aber beides, Adjuvantien und sogenannten Impfstoff, was nicht den geringsten Unterschied macht. Soll aber die Harmlosigkeit der Impfaktion innerhalb des verlogenen Systems beweisen. Tatsächlich gibt es keine Abweichung in der »Kontrollgruppe«, wenn die Verabreichung der toxischen, oft in Form von Nanopartikeln vorliegenden Adjuvantien als Placebo bezeichnet werden darf. Sehr empfehlenswert dazu der Vortrag von Klaus Hartmann, ehemals Paul-Ehrlich-Institut, mit dem Titel Wie sicher sind Impfstoffe, der im Netz leicht zu finden ist.
6 Mit Ausnahme der letzten paar Kapitel wurde dieses Buch vor Corona geschrieben. Die kriminellen Aspekte der Impf-Industrie sind seit Jahrzehnten bekannt.
7 Seltsam auch, dass die Idee des Impfens an sich, also das zugrunde liegende Prinzip, welches ja gerade durch Hahnemanns Homöopathie in reinster Form, ohne zu schaden, verwirklicht ist, von all diesen Clowns und Paten einerseits bis aufs Messer bekämpft wird, andererseits aber – pervertiert zum schlimmstmöglichen Eingriff in die körperliche Unversehrtheit durch übelst lebensfeindliche Molekül-Cocktails – als segensreiche, heilbringende Botschaft verkauft wird. Das Simile, sagten wir, kann nach diesem Prinzip beim Gesunden Symptome hervorrufen, an denen der Kranke akut leidet. Man bringt es dem Kranken in winziger Dosis bei, und dieser überwindet im Idealfall mit den beigefügten leichten Medikamentensymptomen zugleich die eigentliche Krankheit. Das Gegenteil bewirkt jedenfalls die Perversion dieses Prinzips durch die Impfindustrie, indem sie supertoxische Cocktails in lebensfeindlichen Konzentrationen ohne empirische Evidenz verabreicht.
8 Die reine Lehre, an der sie festhalten, verbietet auch, mehrere Mittel zu kombinieren.
9 Siehe Dr, Miguel Corty-Friedrich, Die Banerji-Protokolle in der medizinischen Praxis, Therapieprotokolle homöopathischer Mittel zu 300 häufigen Erkrankungen und 30 Tumorarten nach Banerji
10 Oft geäußert von Ärzten, die ihren Patienten pfundweise Rattengift zu schlucken geben.
11 Die ich nicht zu beurteilen habe. Ich stelle nur Zusammenhänge her, weil Sinnzusammenhänge und die Zeitstruktur des Bewusstsein zusammenhängen. Nicht nur im Wortspiel.
12 Dr. E. S. Rajendran, Nanodynamik, Untersuchungen zur Nanodynamik homöopathischer Mittel mit 279 Fotos und 122 vergleichenden Tabellen
Epilog
a
Knochenbrüche bringen die moderne Medizin nicht unbedingt an den Rand ihrer Leistungsfähigkeit, sollte man meinen. Und doch geschehen merkwürdige Dinge.
Zugegeben, unsere Dottores montieren künstliche Oberschenkelhälse im Stundentakt, aber wehe, ihr fragt sie nach der Knochendichte. Oder gar nach Möglichkeiten, sie wieder aufzubauen. Die wissen gar nicht, was du meinst, und werden ausfallend. Eher schließen sie Wetten ab, wann du mit der Hüfte kommst.
Der mentale Matsch, mit dem sie berechtigte Fragen abtun, korreliert vermutlich mit jenem andern, der, als Industriefraß aus der Kantine kommend, in sie und ihre geplagten Patienten hineingeht, jedoch, sie sehen keinerlei Zusammenhang. Und nach dem ersten Oberschenkelhals ersetzen sie gerne auch den zweiten oder die Schulter oder irgendwas mit Knie. Wobei sie auf eine krude Art oft Großartiges leisten, keine Frage.
Noch vor Jahren wurden die meisten Frakturen mit Gips recht ordentlich versorgt, Komplikationen selten, Ergebnisse nicht immer optimal. Heute wird fast jede, und sei es zu Übungszwecken, aufgemacht und metallisch geschient. Gilt als Standard und ist im Grunde jetzt alternativlos. Kommt es zu Komplikationen? Nun, es spielt keine Rolle. Niemand fragt danach, denn auch dafür gibt es Standards.
Später muss man die Bügel wieder abmontieren, ein zusätzlicher invasiver Akt mit weiterem Konfliktpotential.
Für den Fall, dass sie den offenen Knochen mit eingetragenen Keimen bedrohen, (auch Standard?), wird die kaum vernähte Wunde wieder und wieder geöffnet, bis nach Spülungen, Abschabungen etc. der Abstrich gemäß Labor ohne Befund ist, jeder dieser Eingriffe eventuell unter Vollnarkose, dazu Antibiotika wie aus Kübeln und Schmerzmittel gegen die Entzündung, die laut Beipackzettel bereits nach Wochen richtig böse Nebenwirkungen versprechen.
Danach könnte die Wundheilung im Prinzip beginnen, aber wehe du fragst, wie man sie unterstützen und die Knochen wieder stark machen kann.
Wenn sie davon Ahnung hätten, würde ich mich, zumindest was diese im Gesamtgeschehen relativ harmlosen Diagnosen betrifft, vielleicht beruhigen.
Dass sie die Herausforderung überhaupt nicht begreifen, ist schlicht zum Kotzen, mit Verlaub, ist Totalversagen in Tateinheit mit Berufsunfähigkeit und unterlassener Hilfeleistung. Sollen wir uns daran gewöhnen? Und an den ersten apokalyptischen Reiter gleich dazu? Ärztliches Handeln ist noch immer eine der häufigsten Todesursachen.
Glaubt ihr, das hört irgendwann auf?
Oder wird es im Gegenteil schlimmer?
b
Und jetzt schauen wir 50.000 Jahre zurück. So lange haben die australischen Aborigines schon mit Knochenbrüchen zu tun. Auf Basis dieser speziellen Erfahrungen fügen sie komplizierte Frakturen auf ihre Art innerhalb von Stunden wieder zusammen. Ginge gar nicht anders angesichts der harten Lebensbedingungen im Outback, sagen die.
Falls ihr glaubt, ich sei inzwischen völlig verrückt geworden, solltet ihr das Buch der amerikanischen Ärztin Marlo Morgan lesen, die eine kleine Gruppe dieser Menschen auf einen Walkabout begleiten durfte und Augenzeugin solcher spektakulärer Leistungen wurde. Titel: Traumfänger.
Liegt das Problem vielleicht in unseren Glaubensvorstellungen und die Zukunft der Medizin etwa 50.000 Jahre zurück? Womit wir endlich beim Zeitthema wären.
Kritik der physikalischen Zeitbetrachtung
a
Nachdem wir den Naturwissenschaften trotz der Merkwürdigkeiten viel verdanken, macht es durchaus Sinn, auf dem Weg zur Erkenntnis der Zeitstruktur des Bewusstseins dort gelegentlich Einkehr zu halten. Denn außer in seinem eigenen Fach und in der Homöopathie, wie besprochen, glänzt der Naturwissenschaftler selbstredend auch auf dem Gebiet der Zeitmessung, der Erkenntnistheorie13 und in Fragen der Weltanschauung.
Was wissenschaftlich ist und was nicht, so viel haben wir gesehen, dazu hat fast jeder, den man fragt, überaus originelle Ansichten. Außerdem kommt es auf die Situation an.
Bei den Bausteinchen des Universums, wie sie ja genannt wurden, herrschte lange Einigkeit, oder? Bis die Quantenphysik dann alles über den Haufen warf.14
Dieses Treiben erinnert weniger an Physik als an Fausts Frage, was die Welt im Innersten zusammenhält. Und an die ursprünglich philosophische Idee, die Übeltäter seien winzige, nicht weiter teilbare Teilchen, sprich Atome.
Obwohl dieses Teilchenmodell unter Physikern zum Teil noch Gültigkeit zu haben scheint, zumindest bei denen, die die Unteilbaren zertrümmern, um noch kleinere Unteilbare zu identifizieren, haben andere längst davon Abstand genommen. Wissenschaftlich eben.
Vielleicht war die Idee, tote Klötzchen könnten einfach so, ich meine ohne Kräfte, die Ursache für was auch immer abgeben, schon als Denkansatz absurd. Letztlich erwies sie sich als waschechtes Hirngespinst, obwohl als Wunschvorstellung und Modell offenbar unzerstörbar.
b
Neuerdings sollen wir ganz fest glauben, dass auf der Ursachen-Ebene gerade mal drei Kategorien subatomarer Partikel wirken, die z.T. nur Bruchteile einer Sekunde existieren, falls ich mich recht erinnere. Könnte freilich ein Gerücht sein. Ich möchte mir wirklich nicht anmaßen zu beurteilen, was die Schlapphüte am CERN hauptamtlich treiben oder glauben, jedoch, nach Ansicht relativ sachkundiger Zeitgenossen wissen sie manchmal selber nicht genau, wen sie mit ihren Aussagen verwirren wollen.
Die Gegenthese besagt, dass wir in der Ursachen-Kiste keinesfalls tote Klötzchen finden, was immer das im Übrigen sein soll. (Ist offenbar extrem schwer zu akzeptieren.)
Selbst das Gedankenmodell des großen Knalls, der alles hervorgebracht haben soll, kommt nicht ohne verursachende Kräfte aus. Die Zeit und der dumme Zufall sorgten bekanntlich für den Rest. Irgendwann zieht sich alles wieder zusammen, so geht die Weise.
Denn trotz aller Unkenrufe halten wir am Bauklötzchen-Modell fest, ist mathematisch quasi bewiesen.15 Außerdem Konsens in der Gemeinde und eine Art Sprachregelung.
c
Und dass man mit lebendig brodelnden Kräften zu tun hat, die, falls am gleichen Ort wirksam, alles möglich machen, seien es Ereignisse oder Schwingungsfiguren respektive jene platonischen Körper, von denen Hans-Peter Dürr spricht, das behaupten nach Ansicht klassisch gestrickter Physiker nur Abweichler, nicht zu sagen Spinner. Die richtigen Leute dagegen suchen noch immer nach Bauklötzchen und verbraten ungeheure Geldsummen dafür. Oder sie suchen gar nicht, sondern verbraten nur.
Wie auch immer, ich bin einer davon, ich meine von den Spinnern, beziehungsweise deren Anhänger. Meines Erachtens sind andere Ursachen als Kräfte undenkbar.
Die Wirkung kann nicht das Erste sein.
Als Wissenschaftler untersuchen wir aber zuerst die Wirkungen, um vielleicht etwas über die Eigenschaften der Ursachen in Erfahrung zu bringen. Solange man Kräfte nicht ins Kalkül zieht, treibt man auch keine Wissenschaft, schätze ich, ganz egal, wie genau man zählen, messen oder rechnen mag.
Betrachtet man die Geschichte der Naturwissenschaften, so stehen am Anfang großer Entdeckungen meistens störrische, rebellische Gestalten mit Fragen zu den Ursachen.
Erst viel später, wenn die Fragen niemandem mehr weh tun, kommen Nutznießer und Verwalter des Wissens aus den Löchern. Sie fangen ihre Mission für gewöhnlich damit an, dass sie das Rebellische, Unbequeme und Geniale bekämpfen, wo immer es sich zeigt: bloß nichts mehr ändern!
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Damit zurück zur Idee dieser Plauderei.
Unser inneres Zeitgefüge beziehungsweise die Zeitstruktur des Bewusstseins liefert nicht nur das Hauptanliegen dieser Abhandlung, sondern, wie sich sukzessive zeigen soll, zugleich den Generalschlüssel zum Verständnis von Sinn- und Wissenszusammenhängen jeder Art. Deshalb zunächst die Frage nach dem Zeitverständnis der Physik.
Vielleicht können diese Experten helfen, obwohl sie mit ihren Vorstellungen von Materie Schiffbruch erlitten haben und noch immer ihre Wunden lecken. Sie haben die Materie, auf die sie ja spezialisiert waren, »unter der Hand verloren«, wie der Physiker Hans-Peter Dürr sich ausdrückt. Ist lange nicht so dramatisch, wie es sich anhört, man sollte es nur wissen. (Und sich vielleicht auf Kräfte spezialisieren.)
Befassen wir uns also mit der physikalischen Zeit und untersuchen, was die Spezialisten darunter verstehen. Was erzählen moderne Physiker über eine Angelegenheit, die Aristoteles als Maß der Bewegung bezeichnet hat?
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Zunächst ist es relativ einfach. Der Gang der Gestirne und andere Erscheinungen der Natur, die sich geradezu aufdrängen, weil wir ihnen ausgesetzt sind, liefern Wiederholungen, Rhythmen und Vergleichsmöglichkeiten. Wir werden davon tangiert, beobachten, ziehen Schlussfolgerungen und lernen, sofern wir uns erinnern.
Halten wir fest: Vorgänge, die sich aufdrängen und wiederholen: Tag und Nacht, die Mondphasen, Jahreszeiten, Geburt und Tod etc. Nicht zu vergessen Gedächtnisleistungen, um Bezüge herzustellen. Im Lauf der Zeit wurden die Vergleiche in jeder Hinsicht verfeinert und systematisiert, dank Physik haben wir inzwischen eine kaum noch zu übertreffende Präzision in dieser Angelegenheit, sprechen aber kaum noch von Bewegungen, sondern sehr abstrakt von Zeitphänomenen.
Jetzt haben wir Formeln, was sage ich, extrem bedeutende Formeln, die den Begriff der Zeit enthalten. Legendäre Physiker beobachteten, wie Äpfel vom Baum fielen, bemaßen die Fallhöhe sowie die Zeit vom Abflug bis zum Aufprall, (Chronometer hatten sie nämlich auch irgendwann gebaut), und daraus ergab sich nach zahllosen Experimenten eine Formel für die Beschleunigung, in der sie bis heute herumgeistert: die Zeit nämlich oder doch das Quadrat der Zeit. (Obwohl es bei diesen Experimenten um die Kraft der sogenannten Erdanziehung ging.)
Newton übrigens, der fallende Äpfelchen für die Wissenschaft fruchtbar machte, war Ketzer und Rebell. Der weitaus größte Teil seiner Schriften wird heute quasi unter Verschluss gehalten, um einfach gestrickte Physiker vor Beeinträchtigungen ihrer (materialistischen) Weltanschauung zu bewahren. Meine Frage dazu lautet: Haben wir in all diesen Formeln wirklich die Zeit, wie man landläufig sagt? Ich bezweifle es. Genau genommen tun wir nämlich Folgendes.
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Für gewöhnlich nehmen wir eine übersichtliche, möglichst monotone Bewegung, zählen Zyklen bzw. Wiederholungen ab und unterteilen so eine größere Bewegung in Häppchen. Genau das versteht man landläufig und physikalisch unter Zeitmessung.
Wir zählen, wie oft der Zeiger einer Uhr im Kreis springt, wie oft ein Kristall oder Atom schwingt, die Sonne steigt oder der Mond sich rundet. Am Prinzip hat sich nie etwas geändert, doch immer sprechen wir von Zeit. Auch Physiker sprechen genau in demselben Modus davon, und doch sollten sie verdammt nochmal weniger oberflächlich an die Sache herangehen, oder nicht? Meiner Ansicht nach sollten sie sich auf das besinnen, was sie wirklich tun.
Sind sie wieder auf der Suche nach Klötzchen oder Zeitmolekülen? (Neuerdings spricht man in sehr, sehr ernstem Ton von Zeitquanten.)
Tatsächlich haben wir mit Bewegungen zu tun, die durch andere Vorgänge unterteilt werden. Genau in dem Zusammenhang sprechen wir von Zeitmessung.
Mit kleinen, vorzugsweise monotonen Bewegungen, die sich unterdessen wiederholen, unterteilen wir größere Exemplare. Den Tag in Stunden, die Stunde in Minuten und Sekunden, die Sekunde in irgendwelche Naturschwingungen oder was immer. Als Ergebnis kriegt man jedes Mal relativ gleichmäßige, abzählbare Häppchen.
Mehr ist es nicht. Mit diesem Raster betrachten wir fallende Objekte und stellen Vergleiche an. Während eins drei Klafter fällt, dreht sich dieser oder jener Zeiger so und so oft im Kreis. Landläufig sprechen wir jetzt von Zeitmessung. Meinetwegen, warum auch nicht, schließlich braucht man Begriffe.
Begriffe ändern aber nicht die Tatsachen. Was abläuft, ist nämlich Folgendes. Wir messen die Strecke in einer passenden Einheit, schicken irgendein Ding hindurch und zählen, wie oft sich unterdessen der zuständige Zeiger dreht. Weil man Begriffe braucht, reden wir von Geschwindigkeit.
Bei Kreisbewegungen sieht es ein wenig anders aus, wir geben sie in U/min an. Noch anders verhält es sich wieder mit Schwingungen, ein weites Feld im doppelten Wortsinn. Die Zeit als Phänomen kommt bei all diesen Manövern aber gar nicht in Betracht, wir brauchen nur die Zahl der Häppchen. Genau betrachtet werden Bewegungen verglichen, ohne dass man sich dessen (noch) bewusst wäre. Die physikalische Zeit, obwohl exakt gemessen, beruht auf einer Unschärfe und auf trivialer Begriffsbildung. Was tatsächlich vorliegt, ist der Bewegungsvergleich, ein allgemeiner und zugleich sehr spezieller Relativismus.
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Die Qualität der Zeit, so vorhanden, müssen wir definitiv woanders suchen. In der Physik wurden alte Maßeinheiten für den Bewegungsvergleich zum Teil übernommen, teilweise auch neu und präziser justiert.
Aber manchmal werden sie wohl auch mystifiziert. Was mag es bedeuten, wenn Physiker behaupten, in einem bewegten System gehe die Zeit beziehungsweise die Uhr anders als in einem ruhenden? Weiß der Relativist nicht, dass er so und so von Bewegungsrelationen spricht?
Nur eine Frage!
Oder glaubt er wirklich, dass die Zeit