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»Was passiert eigentlich nach dem Tod?« ist eine Frage, die sich sehr viele Menschen wohl schon gestellt haben. Weil es aber keine schlüssigen Beweise gibt, bewegen sich die Antworten im Bereich der Vermutungen, Annahmen, Wahrscheinlichkeiten, Fantasien und des Glaubens ganz nach dem Motto: »Nichts Genaues weiß man nicht!« Till starb 1350 in Mölln, Schleswig-Holstein. Der Autor Manfred A. Sahm erzählt humorvoll über das »Leben« unseres Till Eulenspiegel nach seinem Tode im Himmel. In 17 Episoden und 18 farbigen Grafiken schildert er die Erlebnisse eines Engels, der auf Erden wahrlich kein Engel war, in seinem neuen Zuhause auf einer Wolke.
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Seitenzahl: 66
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Manfred A. Sahm
Till Eulenspiegel im Himmel
Überirdische Geschichten
© 2021 Manfred A. Sahm
Umschlag, Illustration:
Irmtraut S. Sahm
Lektorat, Korrektorat:
Manfred A. Sahm
Irmtraut S. Sahm
Verlag & Druck:
tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg
ISBN
Paperback:
978-3-347-23827-5
Hardcover:
978-3-347-23828-2
e-Book:
978-3-347-23829-9
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Vorweg
Hermann Botes Buch, geschrieben im 16. Jahrhundert über das Leben und die Geschichten des Till Eulenspiegel, gilt als eines der wichtigsten Exemplare deutscher Literatur des ausgehenden Mittelalters und endet mit der 96. Historie. Wer am Ende des Buches »schade, dass es schon zu Ende ist « sagt, darf sich jetzt über neue Erlebnisse freuen.
Manfred Sahms vorliegendes Buch knüpft nahtlos an die Abenteuer dieses Vagabunden bürgerlichen Ursprungs an, allerdings zeitlos in einer völlig anderen Umgebung. Wie heißt es stets: Fortsetzung folgt, das »kurtzweilig Lesen« geht also weiter.
Auch wenn es bisher nicht schlüssig bewiesen ist, dass der Braunschweiger Zollschreiber, Chronist und Schriftsteller Hermann Bote, geboren 1450, gestorben 1520, der tatsächliche Verfasser des Eulenspiegel-Buches ist, gilt er heute »mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit« doch als Verfasser. Eine weitere akademische Diskussion würde nur verwirren, ohne dass es erfolgversprechend wäre, die Autorenschaft endgültig zu klären.
Also bleibt es dabei, zumindest für alle treuen Anhänger unseres Till: Hermann Bote ist der Vater des Romans »Dil Ulenspiegel«, genau so, wie Manfred Sahm der Autor dieser Fortsetzung ist.
Hermann Bote hat bei der Schaffung seines Werkes das getan, was viele andere Schreibersleute ebenfalls praktizieren: er hat sich Geschichten von anderen Schriftstellern »ausgeliehen«, auf gut Deutsch: geklaut! Er war immerhin ehrlich. In seinem Vorwort gibt er dies zu und verweist sogar auf die Quellen: er hat »fabulen« von dem Pfaffen Amis und dem Pfaffen von dem Kalenberg dem Narren Till Eulenspiegel zugeschrieben.
Aber was macht das schon!? Spaß und Humor zu verbreiten wurde zu allen Zeiten, gerade auch in finsteren und traurigen, als hochwohllöblich angesehen nach dem Motto: Lachen ist gesund!
Auf eine Besonderheit ist bei der Betrachtung des Bote-Buches jedoch hinzuweisen:
Es wird immer davon gesprochen und geschrieben, dass das Werk 96 Historien, also Geschichten, enthält. Das ist leider nicht ganz richtig, sondern eindeutig falsch. Es gibt nur 95 Historien, denn die 42. fehlt! Warum das so ist, weiß auch die Wissenschaft nicht zu erklären. Vielleicht hat Bote sich verzählt, vielleicht der Drucker Grüninger in Straßburg oder einer seiner Druckergehilfen oder irgend jemand hat sich auch nur einen Spaß erlaubt.
Nochmals: Was macht das schon! Den Wert des Buches als Welterfolg mittelalterlicher Dichtung schmälert das in keiner Weise. Das Buch »Ein kurtzweilg Lesen von Dil Ulenspiegel« war schon kurz nach seinem Erscheinen im 16. Jahrhundert ein Bestseller in Europa.
Ausgehend von der mittelalterlichen niederdeutschen Sprache, dann von einem Mönch namens Thomas Murner ins Hochdeutsche übersetzt fand das Buch Eingang in viele europäische Sprachen: ins Niederländische, Französische, Englische, Dänische, Polnische und zuletzt wieder in eine – heute lesbare plattdeutsche Fassung von Manfred Sahm*.
Ob diese meine Fortsetzung denselben Weg nimmt, vermag ich nicht vorauszusehen. Ich habe leider keine Kristallkugel!
Hic fuit!
Manfred A. Sahm
Mölln
* siehe Anhang
»Das war's denn wohl«, denkt Till, nachdem er seinen Geist aufgegeben hat, »ich glaube, ich bin jetzt tot! Mein Leben, von dem viele behaupten, es sei ein Lotterleben gewesen, ist wohl endgültig zu Ende. Ich würde es aber eher als äußerst abwechslungsreich bezeichnen: ich habe gelitten, gehungert, manchmal auch in Lebensgefahr geschwebt, aber genau so viel Spaß gehabt. Die Vielzahl der Länder und Menschen, die ich kennengelernt habe, reicht an sich für zwei Leben. Ich will mich nicht beklagen!«
Aber dass er nun tot sein sollte, will Till nicht so recht glauben. Zwar liegt er im Sarg auf einer Bahre, dennoch kann er all das, was um ihn herum geschieht, noch wahrnehmen. Er kann sehen, er kann hören, nur mit den Menschen sprechen kann er nicht mehr. Sonst hätte er wohl dieses Geschehen mit kräftigen Flüchen kommentiert.
»Wenn man tot ist, ist das doch das Ende aller Dinge, wieso bin ich noch dabei?«
Er ärgert sich über die Sau des Hospitals mit ihren Ferkeln, die im Totenzimmer „wilde Sau“ spielen und so verhindern, dass eine Totenfeier stattfindet. Die Totengebete der Pfaffen hätte er zu gerne gehört. Und nicht nur das, die Viecher werfen auch noch die Bahre mit dem Sarg um. Es kehrt erst Ruhe ein, nachdem die Beginen Till zurück in den Sarg gelegt hatten, allerdings bäuchlings!
»Auch das noch!! Mölln war doch wohl nicht der rechte Sterbeort. Ich hätte besser im Kloster Mariental oder in Bielefeld – obwohl es diese Stadt schon damals im Mittelalter nicht gab - sterben sollen.«
Während Till so seinen Gedanken nachgeht, bemerkt er, dass zwei »Frauenspersonen« undefinierbaren Alters an seinen Sarg getreten sind. Sie haben faltenreiche Gewänder und ebensolche Gesichter und wirken etwas vergeistigt.
»Merkwürdig!« denkt Till, »obwohl ich auf dem Bauch liege, kann ich sie sehen. Wer sind diese Gestalten, oder soll ich besser sagen: Erscheinungen?«
Seine Frage wird postwendend beantwortet:
»Hallo Till Eulenspiegel! Wir beide sind zwei Engel von den himmlischen Heerscharen, die den Auftrag haben, deine Seele in den Himmel zu geleiten.«
Till ist erfreut. Trotz der zahllosen Streiche und dem Ärger, den er manchen Mitbürgern bereitet hatte, war für ihn wohl doch ein Plätzchen im Himmel vorgesehen. Er hatte immer befürchtet, sein Platz werde in der Hölle sein.
Die Engel können offenbar auch Gedanken lesen:
»Nein, nein! Wohin du kommst, wird am Himmelstor entschieden! Wir sind nur das Transport-Kommando, das deine Seele aus den irdischen Gefilden zu Petrus geleitet. Mit dem, was dann passiert, haben wir nichts mehr zu tun.«
»Wieso kann ich das alles, was hier um mich herum und mit mir geschieht, wahrnehmen?« fragt Till, »ich bin doch gestorben!«
»Ja, lieber Till, das stimmt. Aber solange deine Seele noch in dir ist, bist du noch nicht so richtig tot, das kommt noch!«
»Wenn ihr wirklich Engel seid, wieso habt ihr denn keine Flügel?«
»Das mit den Flügeln ist eine Erfindung der lebenden Menschen, die sich nicht vorstellen können, dass jemand ohne Flügel fliegen kann. Wir sind keine Vögel, die Flügel zum Fliegen brauchen. Wir sind Wesen, die durch Zeit und Raum schweben, nicht fliegen. Sonst müssten wir deiner Seele vor der Reise nach oben auch erst Flügel verpassen!«
Und gemeinsam machen sie sich auf die Reise. Man gut, dass unser Till all das, was dann später bei seiner Beerdigung noch passiert, nicht mehr mitbekommt. Er hätte wohl sonst noch mehr über die Möllner geflucht!
Auf dem Weg versucht Till die beiden Engel zu überzeugen, ihn doch unbedingt mit in den Himmel zu nehmen. Da würde es doch sicher den einen oder anderen Trick geben – so heimlich an Petrus vorbei schleichen oder so.
Aber all seine Tricks, mit denen er auf der Erde so erfolgreich war, will er hier letztlich doch nicht anwenden, um die beiden nicht zu erzürnen. Denn die Engel bleiben hart. Tills Seele ergibt sich in ihr Schicksal, harrt der Dinge, die da kommen sollen und hofft inständig, vom Fegefeuer und der ewigen Verdammnis verschont zu bleiben.
»Siehst du dort vorne das goldene Tor, das ist der Eingang zum Himmel, dort wartet Petrus auf dich. Er entscheidet, wohin du kommen wirst,« erklärt ein Engel.
»Und das Tor dicht daneben, das so schwarz und unheimlich aussieht und aus dem Flammen schlagen?« fragt Till.
»Das ist das Tor, das zu deinem künftigen Zuhause führt, wenn Petrus dich für unwürdig hält, im Himmel zu bleiben.«
Sie schweben langsam weiter aufwärts. Aber was ist das? Es ist fast kein Platz mehr vor dem Tor, es sind wohl mehr Seelen hier draußen als noch im Himmel.
»So etwas habe ich noch nie erlebt,« sagt Petrus bei ihrer Ankunft. »Es hat sich in Windeseile herumgesprochen, dass der berühmte Till Eulenspiegel zu uns kommen wird und alle wollen bei diesem Ereignis dabei sein.«