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Dieses Übersetzungsprojekt wurde im Wintersemester 2022-2023 von Studierenden der Universität Bielefeld durchgeführt. Im Rahmen des Übersetzungs- und Buchproduktionslabors Gruppe BIE versammelten sich Studierende mit verschiedener Expertise und Erfahrung und beschäftigten sich mit der Lyrik chinesischer Chan- (Zen-) Nonnen, mit deren Leben und Geschichte. Unter der Leitung von Dr. habil. Johanna Domokos wurden einige Autorinnen aus Beata Grants Werk Daughters of Emptiness. Poems of Chinese Buddhist Nuns (2015) aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt. Zusätzlich zu den Biografien, kurzen Kommentaren und verschiedenen inspirierenden Gedichten besitzt diese Ausgabe auch ein Nachwort basierend auf Beata Grants einleitendem Essay.
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Seitenzahl: 43
VORWORT
GEDICHTE
SECHS DYNASTIEN (220–581)
Huixu (Michelle Bergmann)
SUI- UND TANG-DYNASTIEN (581–907)
Fayuan (Lilly Wiebke Bücker)
Pflaumenblüten-Nonne (Laura Hansen)
SONG-DYNASTIE (960–1279)
Miazong (Livia Krawatzki)
Benming (Livia Krawatzki)
Zhenru (Michelle Bergmann)
Zuqin (Lilly Wiebke Bücker)
YUAN-DYNASTIE (1260–1368)
Miaozhan (Anna Sophie Linder)
FRÜHE UND MITTLERE MING-DYNASTIE (1368– 1600)
Wulian (Tatjana Krzemien)
Einäugige Jingang (Corinna Kutschaba)
Jixing (Anna Sophie Lindner)
SPÄTE MING- UND FRÜHE QING-DYNASTIE (1600–1750)
Daoyuan (Umay-Lelania Mellage)
Zaisheng (Shima Moazzen)
Chayoi (Corinna Kutschaba)
Jingming (Anna Sophie Lindner)
Jifu (Umay-Lelania Mellage)
Yinyue (Shima Moazzen)
ZWEITE HÄLFTE DER QING-DYNASTIE (1750– 1911)
Ziyong (Thane Ortmann)
Daoqian (Celine Sprenger)
Dawu (Laurin-David Weggen)
Longlian (Laurin-David Weggen)
NACHWORT
Beata Grant: Schreibende buddistische Nonnen in China
BIOGRAFIEN
ENDNOTE
Dieses Übersetzungsprojekt wurde im Wintersemester 2022-2023 von Studierenden der Universität Bielefeld durchgeführt. Im Rahmen des Übersetzungs- und Buchproduktionslabors Gruppe BIE versammelten sich Studierende mit verschiedener Expertise und Erfahrung und beschäftigten sich mit der Lyrik chinesischer Chan- (Zen-) Nonnen, mit deren Leben und Geschichte. Unter der Leitung von Dr. habil. Johanna Domokos wurden einige Autorinnen aus Beata Grants Werk Daughters of Emptiness. Poems of Chinese Buddhist Nuns (2013) aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt. Zusätzlich zu den Biografien, kurzen Kommentaren und verschiedenen inspirierenden Gedichten besitzt diese Ausgabe auch ein Nachwort basierend auf Beata Grants einleitendem Essay. Ihr Text bietet einen tieferen Einblick in die verschiedenen chinesischen Dynastien und Zeiten, in denen die chinesischen Nonnen ihre Gedichte geschrieben haben. An dieser Stelle möchte Gruppe BIE die Gelegenheit nutzen sich bei Beata Grant und Wisdom Publications herzlich für die Erlaubnis zu bedanken aus ihrer Anthologie zu übersetzen.
Wir wünschen unseren Leserinnen und Lesern ein Leseerlebnis voller neuer Überlegungen und Eindrücke.
Gruppe Bie
Huixu (431-99), die mit Nachnamen Zhou hieß, wurde in der Jiangsu Provinz im Südosten von China geboren. Schon in jungen Jahren war sie interessiert an der buddhistischen Lebensweise: sie soll schon im Alter von 7 Jahren mit der vegetarischen Ernährung begonnen und mit 18 Jahren die Tonsur getragen haben. Bald erlangte sie einen Ruf für ihre strikte Einhaltung der monastischen Regeln und für ihre geradlinige und direkte Art.
Während des ersten Teils ihrer religiösen Laufbahn verbrachte sie einige Zeit mit einer angesehenen kontemplativen Nonne aus dem Nordwesten Chinas. „Ohne den Altersunterschied zwischen ihnen zu berücksichtigen, folgten sie dem Buddhadharma“ und nahmen zusammen an mindestens einer intensiven dreimonatigen Besinnungszeit teil.
Es waren unruhige Zeiten, und Huixu war oft gezwungen von einem Ort zum anderen zu wechseln. Mit der Zeit erregte Huixu jedoch die Aufmerksamkeit eines Mitglieds der kaiserlichen Familie, dem Prinzen von Yuzhang, der zufällig in der Gegend stationiert war. Da er ihre religiöse Bildung schätzte, lud er sie ein bei ihm zu leben, wo seine Ehefrau und die restlichen Familienmitglieder um Unterweisung bei ihr baten und ihre treuen Anhänger*innen wurden. Während dieser Zeit traf Huixu einen Meister der Meditation, namens Xuanchang, der ihr fortgeschrittene Meditationsmethoden beibrachte, in denen sie äußerst geübt wurde.
Als der Prinz und seine Familie in die südöstliche Qi-Hauptstadt Jiankang zurückkehrten, ging Huixu mit ihnen und ließ sich in dem Kloster nieder, das der Prinz auf einem der königlichen Anwesen am Stadtrand für sie hatte bauen lassen. Später ließ der Kaiser selbst ein Kloster für sie und ihre Nonnengemeinde errichten. Danach besuchte sie die königlichen Anwesen trotz wiederholter Einladung viele Jahre nicht. Schließlich stimmte sie zu, an einem besonderen religiösen Fest teilzunehmen, das ihr zu Ehren veranstaltet wurde, bei dem sie das unten übersetzte Gedicht schrieb. Bei ihrer Abreise sagte sie ihren Anhängerinnen, dass sie ihr Kloster nie wieder verlassen würde. Etwa einen Monat später wurde sie krank und verstarb.
Weltliche Menschen, die mich nicht verstehen
Nennen mich bei meinem weltlichen Namen Alte Zhou.
Ihr ladet mich zu einem siebentägigen religiösen Fest ein,
Aber das Fest der Meditation kennt kein Ende.
Übersetzt von Michelle Bergmann
Fayuan (601-63) stammte in sechster Generation von Kaiser Wudi von Liang (502-50) ab, einem Herrscher bekannt für seine Unterstützung des Buddhismus: Legenden besagen, dass er der Kaiser war, der von Bodhidharma besucht wurde, dem ersten Patriarchen des Chan-Buddhismus in China. Fayuan war die dritte Tochter eines Mitglieds der kaiserlichen Familie der Tang-Dynastie und wuchs deshalb in einem luxuriösen und privilegierten Umfeld auf.
Es wird gesagt, sie sei ein außergewöhnlich intelligentes und liebevolles Kind mit großem Talent sowohl fürs Lernen als auch für die Malerei und Kalligrafie gewesen. Von klein auf fühlte sie sich zum Buddhismus hingezogen und als sie zu einer jungen Frau heranwuchs, weigerte sie sich Brotkatstoffe, Schmuck oder Kosmetika zu tragen. Schon als Kind verzichtete sie auf Fleisch.
Als es für sie Zeit wurde zu heiraten, suchte sie ihre Eltern auf und bat sie darum ein Ordensleben führen zu dürfen. Ihre Eltern widersprachen nicht und Fayuan trat in das Jidu-Kloster in Chang’an, der Tang-Hauptstadt, ein. Fayuan hat wohl ein zurückgezogenes Leben geführt, in dem sie sich der Meditation und dem Studium buddhistischer Schriften widmete.