Todesmarsch - Stephen King - E-Book

Todesmarsch E-Book

Stephen King

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Beschreibung

Wettrennen in den Tod

Einhundert 17-jährige Amerikaner brechen jedes Jahr am 1. Mai zum Todesmarsch auf. Für neunundneunzig von ihnen gilt das wörtlich – sie werden ihn nicht überleben. Der Sieger dagegen bekommt alles, was er sich wünscht ...

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Seitenzahl: 508

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DAS BUCH

Ray Garraty ist einer von 100 Teilnehmern des Todesmarschs – ein jährlicher Wettbewerb um den ultimativen Preis in einer düsteren Zukunftsvision der USA. Der Marsch nach Süden beginnt an der kanadischen Grenze und ist mit dem Tod des vorletzten Gegners zu Ende. Der Sieger erhält bis an sein Lebensende alles, was er sich wünscht. Die Regeln sind einfach: Man darf nicht anhalten und eine bestimmte Mindestgeschwindigkeit nicht unterschreiten. Andernfalls wird man verwarnt, und statt der vierten Verwarnung gibt es die rote Karte – in Form einer tödlichen Kugel …

DER AUTOR

Stephen King, geboren 1947, ist einer der erfolgreichsten amerikanischen Schriftsteller. Er hat weltweit über 400 Millionen Bücher in mehr als 40 Sprachen verkauft und erhielt den Sonderpreis der National Book Foundation für sein Lebenswerk.

Im Anhang findet sich ein ausführliches Werkverzeichnis des Autors.

Inhaltsverzeichnis

Über den AutorErster Teil - Der Start
Kapitel 1Kapitel 2
Zweiter Teil - Auf der Straße
Kapitel 3Kapitel 4Kapitel 5Kapitel 6Kapitel 7Kapitel 8Kapitel 9Kapitel 10Kapitel 11Kapitel 12Kapitel 13Kapitel 14Kapitel 15Kapitel 16
Dritter Teil - Das Kaninchen
Kapitel 17Kapitel 18
Was es bedeutet, Bachman zu seinWerkverzeichnis der im Heyne Verlag von Stephen King erschienenen TitelCopyright

Dieses Buch ist Jim Bishop und Burt Hatlen und Ted Holmes gewidmet.

»Für mich war das ganze Universum leer, ohne Leben, ohne Sinn, ohne Willenskraft, ja, ohne Feindseligkeit; es war eine einzige unermesslich große, todbringende Dampfmaschine, die in ihrer tödlichen Gleichgültigkeit vor sich herstampfte und mich Glied für Glied zermalmte. Ein ödes, düsteres, einsames Golgatha, eine Todesmühle! Warum waren die Lebenden, die dorthin verbannt waren, ohne Gefährten? Warum hatten sie ein Bewusstsein? Warum, wenn es keinen Teufel gibt – oder ist der Teufel etwa euer Gott?«

Thomas Carlyle

»Ich möchte jeden Amerikaner ermuntern, so oft wie möglich zu wandern. Es ist nicht nur gesund; es macht Spaß.«

John F. Kennedy (1962)

»The pump don’t work ’Cause the vandals took the handles.«

Bob Dylan

Erster Teil

Der Start

Kapitel 1

»Sagen Sie das Geheimwort und gewinnen Sie hundert Dollar. George, wer sind unsere ersten Kandidaten? George …? Bist du da, George?«

Groucho MarxYou Bet Your Life

Der alte, blaue Ford, der am frühen Morgen auf den bewachten Parkplatz fuhr, wirkte wie ein kleiner, erschöpfter Hund nach einer schweren Hetzjagd. Einer der Wächter, ein ausdrucksloser junger Mann in einer Khakiuniform mit einem Sam-Browne-Gürtel, verlangte nach dem blauen Plastikausweis. Der Junge auf dem Rücksitz reichte ihn seiner Mutter. Seine Mutter gab ihn dem Wächter. Der Wächter nahm die Plastikkarte entgegen und steckte sie in einen Computer, der in dieser ländlichen Abgeschiedenheit fremdartig und fehl am Platz wirkte. Der Computer verschluckte die Karte, und auf dem Bildschirm erschien folgende Information:

GARRATY RAYMOND DAVIS

RD 1 POWNAL MAINE

ANDROSCOGGIN COUNTY

ID NUMMER 49-801-89

OK-OK-OK

Der Wächter drückte auf einen Knopf, und die Schrift verschwand. Der leere Bildschirm glänzte wieder glatt und grün. Der Wächter winkte sie durch.

»Bekommst du den Ausweis nicht zurück?«, fragte Mrs. Garraty.

»Nein, Mama«, antwortete Garraty nachsichtig.

»Also, mir gefällt das nicht«, sagte sie und fuhr in eine Parkbucht. Seit sie um zwei Uhr morgens im Dunkeln aufgebrochen waren, hatte sie das immer wieder gesagt. Genauer gesagt, hatte sie es geseufzt.

»Mach dir keine Sorgen«, sagte er, ohne auf seine Worte zu achten. Er war zu sehr mit seinen eigenen Gefühlen beschäftigt, mit seiner Angst und seiner Erwartung. Aufmerksam sah er sich um. Noch bevor der Motor mit einem letzten asthmatischen Keuchen verstummte, stand er schon draußen – ein großer, gut gebauter Junge, der zum Schutz gegen die morgendliche Kühle des Frühlingstags eine verblichene Armeejacke trug.

Seine Mutter war ebenfalls groß, aber zu dünn. Ihre Brüste waren kaum vorhanden: angedeutete Knubbel. Ihre Augen schweiften unsicher umher und wirkten irgendwie erschrocken. Ihr Gesicht war das einer Kranken. Trotz einer komplizierten Anordnung von Spangen hatte ihr eisengraues Haar sich gelöst und stand wirr um ihren Kopf herum. Das Kleid hing ihr lose am Körper, als hätte sie vor Kurzem stark abgenommen.

»Ray«, sagte sie in dem flüsternden Verschwörerton, den er inzwischen fürchtete. »Ray, hör zu …«

Er senkte den Kopf und tat so, als stopfte er sein Hemd in der Hose fest. Einer der Wächter aß seine C-Ration aus einer Dose und las in einem Comicheft. Garraty beobachtete ihn beim Essen und Lesen und dachte zum zehntausendsten Mal: Es ist alles real. Und jetzt begann der Gedanke endlich etwas Gewicht zu bekommen.

»Du hast immer noch Zeit, deine Meinung zu ändern.«

»Nein, dazu ist es zu spät«, sagte er. »Der letzte Absagetermin war gestern.«

In dem leisen Verschwörerton, den er hasste, fuhr sie fort: »Sie werden das verstehen, das weiß ich. Der Major würde …«

»Der Major würde …«, begann Garraty und sah, wie seine Mutter zusammenzuckte. »Du weißt doch, was der Major tun würde, Mama.«

Ein anderer Wagen hatte das kleine Ritual am Eingangstor hinter sich und fuhr auf den Parkplatz. Ein Junge mit dunklen Haaren stieg aus. Seine Eltern folgten ihm, und die drei berieten sich einen Augenblick lang wie eine Gruppe besorgter Baseballspieler. Wie einige der anderen Jungen hatte auch dieser einen leichten Rucksack bei sich. Garraty fragte sich, ob es nicht ein bisschen blöd von ihm gewesen sei, nicht selbst einen mitzubringen.

»Du wirst deine Meinung nicht ändern?«

Es waren ihre Schuldgefühle, die sich als Besorgnis zeigten. Obwohl er erst sechzehn war, wusste Ray Garraty einiges über Schuldgefühle. Sie machte sich Vorwürfe, dass sie zu müde, zu unaufmerksam und vielleicht auch zu sehr mit ihrem eigenen Kummer beschäftigt gewesen war, um den Irrsinn ihres Sohnes im Keim zu ersticken – um ihn aufzuhalten, bevor die schwerfällige Staatsmaschinerie mit ihren Wächtern in den Khakiuniformen und ihren Computern ihn übernahm und ihn mit jedem vergehenden Tag mehr an ihre gefühllosen Machenschaften band, bis gestern der Deckel endgültig zugeklappt war.

Er legte ihr die Hand auf die Schulter. »Es war meine Idee, Mama. Ich weiß, dass du nichts damit zu tun hast. Ich …« Er blickte sich kurz um. Niemand schenkte ihnen auch nur die geringste Aufmerksamkeit. »Ich hab dich lieb, aber so ist es am besten. Egal, wie es ausgeht.«

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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