Tödliches Verlangen - Charlotte Camp - E-Book

Tödliches Verlangen E-Book

Charlotte Camp

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Beschreibung

Von Durst geplagt marschierte er über die Landstraße, was für eine schlechte Straße, eher ein Feldweg. Jetzt sah er die Arbeiter auf den Feldern mit Sensen bewaffnet, taten sie ihre Arbeit. Keiner hatte einen Blick für den einsamen Wanderer. Er erreichte den nächsten Ort, auch dort vermisste er die parkenden Autos vor den Gehöften, stattdessen bemerkte er einige Kutschen. Wie in einem Film, dachte er, merkwürdig, ist dass alles eine Filmkulisse, ein Drehort? Er war münde, hungrig und durstig, doch auch hier gab es kein Wirtshaus. Alles war so anders, wo war er hier nur hingeraten, in die tiefste Provinz? Konnte es sein, dass die Menschen hier noch so rückständig waren? Wieder hatte er den Ortsausgang erreicht, es konnte ja nur besser werden, doch es änderte sich nichts! Auch im dritten Ort sah er kein Auto, noch eine Pension die ihn zur Einkehr einlud. Er hielt schließlich einen Pferdewagen an. Der Kutscher schien Angst vor ihm zu haben und gab ihm nur unwillig Auskunft. Wenn es nicht so ungeheuerlich wäre - mein Verdacht der immer mehr Gestalt annimmt, müsste ich glauben - sicher bin ich in einem Albtraum gefangen, alles das ist nicht wirklich geschehen. Ich fühlte mich wie in ein anderes Jahrhundert versetzt. Er betrachtete die Kleidung, des sich entfernenden Landmannes, die Arbeiter auf den Feldern, die davonlaufenden Kinder, die Autolosen Ortschaften, all das ergab ein Bild, dennoch wollte sein Verstand es nicht registrieren und einordnen.Um Gotteswillen, in welchem Jahrhundert befinde ich mich hier, möglicherweise17 Hundert? Was soll ich hier in dieser frühen Zeit? In einer falschen Zeit gefangen, das ist kein Film oder Traum, das ist grausame Wirklichkeit.

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Inhalt

Tödliches Verlangen

Kapitel 1: Das falsche Paradies

Kapitel 2: Das Kräterweibchen

Kapitel 3: Im Albtraum gefangen

Impressum

Tödliches Verlangen

Kapitel 1: Das falsche Paradies

Fassungslos vernahm ich die niederschmetternden Worte, sie trafen mich wie Keulenschläge, dann sackte ich zusammen. Beide bückten sich,um mich auf zu heben, Justin war schneller.

„Nimm diese Frau von hier fort, schaff sie weg, ich kann sie nicht mehr sehen“, zischte Günter, als er mich in Justins Armen sah, wandte sich um, ging durch das Tor und verriegelte es hinter sich.

Die Welt zerbarst in tausend Scherben, mein Herz zersprang, löste sich aus meiner Brust, ich war leer- ohne Seele.

Erschüttert starrte ich auf das verschlossene Tor.

Die unfassbare Erkenntnis der Endgültigkeit lähmte mich.

Justin hielt mich noch immer fest umklammert, wir hockten beide auf dem Boden. Ich schluchzte, konnte mich nicht beruhigen. Justin hob mich auf und führte mich fort, fort von meinem Leben.

„Komm Carla Liebes“, sagte er sanft, „ich bringe dich in Sicherheit“. Er zog mich mit sich. „Wohin gehen wir“, stammelte ich benommen, obgleich es mich nicht interessierte, mein Leben war zu Ende, er hatte mich verstoßen, aus dem Paradies gejagt.

„Frag nicht, komm mit!“ Sagte Justin. Es ging über Stock und Stein wir stolperten über Wurzeln und Gestrüpp bis ich merkte das er mich auf den Weg, den Hang hinauf zur Höhle führte, mir war alles egal. Sollte er mich in die Höhle stoßen auf das ich dort verrotte.

„Wir gehen in das Jahr 2060, hörst du Carla, in das Jahr 2060“.

„Ja ja“, hauchte ich tonlos und trottet wie im Trance neben ihm her. Wir gingen in die Höhle und in das Jahr 2060 in das Center. Dort bestellte er eine Suite für uns. „Kauf dir alles was du benötigst“, riet er mir, „soll ich dich begleiten?“

„Nein nicht nötig“.

„Gut, dann warte ich im Restaurant auf dich“, sagte er und gab mir seine Girokarte. Ich besorgte mir die nötigsten Kleidungsstücke, Wäsche zum Wechseln, Kosmetik und Pflegeartikel, denn ich besaß ja nur, was ich am Leibe trug. Mit Taschen beladen suchte ich das Hotelzimmer auf. Ich erfrischte mich, beseitigte alle Spuren meiner Heulerei, kleidete mich um und betrat das lauschige Restaurant. Hier hatten wir uns vor vielen Jahren das Erste mal gesehen.

Er sprang auf als er mich kommen sah und eilte mir lächelnd entgegen, führte mich an seinem Tisch und rückte mir einen Stuhl zurecht. Ganz Gentleman, reichte er mir dieSpeisekarte. „Ich habe schon bestellt Liebling, such dir was Feines aus, du wirst doch sicher Hunger haben“.

Ich hatte Hunger, nach der Klettertour. Später besuchten wir noch die Bar.

„Du bist wie immer die schönste Frau von allen, alle Männer starren dich an, daran muss ich mich erst gewöhnen“, sagte er, und legte besitzergreifend den Arm um mich.

Wir tranken, ein wenig zu viel, ich versuchte meine Gedanken in eine andere Bahn zu lenken, nicht daran denken was erst vor ein paar Stunden geschehen ist. Denk an was Schönes, sagte ich zu mir, doch was gibt es schönes ohne meinen Liebsten.

Ich lächelte, lächelte gekünstelt, machte gute Miene zum bösen Spiel. Justin verschlang mich mit den Augen, er hat keine Vorstellung wie ich leide, wie es schmerzt, wie es in mir aussieht! Dachte ich und lächelte. Der Wein machte mich müde und gleichgültig, aber ich zögere es hinaus, ihm in das Zimmer zu folgen, viel lieber wäre ich jetzt allein, aber dann würden mich die trüben Gedanken erdrücken. Justin kam, bis auf einen Slip bekleidet aus dem Bad und streckte sich wohlig räkelnd im Bett aus.

„Ich bitte dich, fass mich nicht an“, begann ich zu schluchzen, „du darfst meine Situation nicht ausnutzen“. „Nein natürlich nicht, was denkst du denn von mir“, sagte Justin ernsthaft.

Er hatte sie endlich, die Frau die er solange schon wollte, was spielte da eine Nacht für eine Rolle, er konnte auch zehn Nächte warten, wenn es sein musste. Nun hatte er sie endlich, sie war bei ihm.

Als ich aus dem Bad kam, löschte ich sogleich das Licht und schlüpfte unter die Decke, bald darauf hörte ich Justin schnarchen.

Ich lag noch lange wach, obwohl ich todmüde war. Das ist jetzt also das Ende unserer großen Liebe, ich habe alles zerstört. Nie wieder werden mich seine Augen anblitzen, nie mehr wird er mich in seinen starken Armen halten, mich nie wieder ...ich weinte mich leise in den Schlaf. Was wird jetzt werden, dachte ich als ich morgens erwachte. Ich drehte mich auf die Seite und sah direkt in Justins Augen. Sicher hat er mich schon lange betrachtet.

„Guten Morgen Liebling!“ Sagte er und begann mein Schultern zu streicheln, seine Hände wanderten weiter. Ich sprang aus dem Bett. „Wo willst du denn hin“, fragte er belustigt, „wir haben alle Zeit der Welt, du hast nichts zu tun, du brauchst nicht zu kochen, nicht zu putzen, keine Wäsche waschen, komm also ins Bett zurück“.

Er hatte Recht, ich hatte nichts zu tun den ganzen Tag, ich kroch wieder ins Bett und zog die Decke bis zum Kinn.

„Ich werde dich nicht anrühren, wenn du es nicht willst, ich bin kein Heißsporn mehr“.

„Was soll jetzt werden, was wird aus mir“, sagte ich mehr zu mir selbst. „Ich werde dich natürlich so schnell wie möglich heiraten, eine Frau wie du muss beschützt werden vor den anderen Männern“. „Aber wir sind doch verheiratet!“ Sagte ich dümmlich.

„Ach ja?“ „Wie schön für uns“, sagte Justin grinsend. „Ich meine du bist verheiratet und ich bin es auch“.

„Ich war noch nie verheiratet“, meinte Justin „und du Liebes, bist es nur in der alten Zeit, also nur in 18 hundert, ich werde dir neue Papiere besorgen und dann lassen wir uns trauen, je eher desto besser, ich werde dich nie wieder allein lassen, mich wirst du nicht mehr los“.

„Günter hat dich in meine Hände übergeben, er gibt dich einfach fort nur wegen einer einzigen betrogenen Nacht, wie armselig, das soll Liebe sein“? „Du warst sein Besitz und bist einmal von einem anderen benutzt und beschmutzt worden...“

„Schweig“ – rief ich aufgebracht, „ich bin keine Ware die herumgereicht wird“.

„Willst du lieber allein sein?“, fragte er. „Nein, ich war noch nie allein!“

„Na also, du magst mich doch noch, oder?“, fragte er. „Ja schon, aber das geht mir alles viel zu schnell“. „Jeder Tag den wir warten, ist ein verlorener Tag, dein Günter ist nicht mehr dein Günter, er wird dich nie wieder zurücknehmen, er will dich nicht mehr sehen, hat er das nicht gesagt“?

Ich brach wieder in Tränen aus. Er tröstete mich. „Ich werde immer für dich sorgen, ich werde nie mehr eine andere ansehen so lange du bei mir bleibst, ich habe schon so lange auf dich gewartet mein Liebling“. Er kam unter meine Decke und küsste mir die Tränen fort. Er hielt mich fest in seinen Armen. „Alles wird gut“, versprach er und flüsterte mir Zärtlichkeiten ins Ohr, seine Hände wanderten über meinen Körper, geübt und wissend, entfachte er ein Feuer der Sinne, eine Explosion der Gefühle, ich erbebte in seinen Armen, erglühte, zerschmolz, löste mich auf und flog davon.

Gegen Mittag betraten wir wieder das Restaurant. Wir blieben drei Tage in dem Center zusammen, dann verabschiedete er sich. Er hatte dringendes zu erledigen. Ich war allein, zum Grübeln verurteilt. Oh wie quälte mich das Heimweh, die Sehnsucht nach Günter, es schmerzte fürchterlich, mein Magen krampfte sich zusammen. Ich dachte an das köstliche Erwachen, das unglaubliche Staunen, so manchen Morgen nach dem erwachen – zu glauben übersprudeln zu müssen vor Glück.

Nun erkannte die Endgültigkeit meiner Situation. Die Zeit mit Günter war Vergangenheit, unsere gemeinsame Ewigkeit – gescheitert. Meine Lippen zuckten, die Augen brannten, ich wollte nicht mehr weinen, es gab nicht genug Tränen für mein Leid. Ich machte mich fein und stolzierte durch das Center, kaufte alles was mir gefiel, geriet in einen Kaufrausch, nur nicht an Morgen denken. Ich hatte alles auf dem Bett ausgebreitet und drehte mich vor dem Spiegel in dem neuen Outfit, nicht übel die Dame dort, die verschmähte Frau, die Ehebrecherin.

„Günter“ Er hatte sich mit Alkohol betäubt, hatte Geschirr in der Küche zerschlagen. Die verhängnisvolle Seite aus dem Buch hatte er längst verbrannt, er hatte gewütet und getobt bis er zusammenbrach und schließlich auf dem Fußboden einschlief. Er fand sich auf dem Teppich wieder, sein Schädel brummte, eine leere Flasche lag auf dem Boden neben ihm.

Sofort war er wieder in der Gegenwart. Ich bin jetzt allein, meine Liebste ist fort, ich selbst habe sie fortgejagt. Er schlug sich an die Stirn, ich bin ein solcher Idiot, mein Liebstes auf der Welt habe ich fortgegeben, habe ich sie einfach ziehen lassen, mein Leben, ohne sie lebe ich nicht mehr, ich vegetiere.

Er öffnete eine weitere Flasche und trank, bis er erneut in Tiefschlaf versank.... Er lief mit ihr über eine Wiese, sie lief vorweg und lachte laut, er holte sie ein, sie umarmten sich, lachten sich an und ließen sich ins Gras fallen, kicherten und küssten sich.

Immer lachte sie in seinen Träumen, sie strahlt ihn an, breitet die Arme aus, komm Liebster fang mich, rief sie und lachte. Er ging mit ihr durch einen Festsaal, alle erhoben sich von ihren Plätzen, stierten sie an und klatschten. Meine Göttin, dachte er, sie hat nur Augen für mich, mein Mädchen, sie gehört nur mir. Warum liegt er hier auf dem Teppich?

Er hat getrunken, gesoffen, ach ja, wegen ihr. Sie ist wieder einmal fortgelaufen, will ihn strafen. Sicher wird sie noch ihre Sachen holen wollen. Er wird sie aber nicht gehen lassen, nie wieder – es klopft und klingelt an der Tür, sie kommt, denkt er glücklich, sie kommt schon wieder, ich muss aufräumen.

Die Tür kracht auf, Wolfgang und Hermann stehen fassungslos vor ihm.

„Was ist los?“ Lallt er, „warum glotzt ihr mich so an?“

„Steh auf Vater, steh aus dem Müll auf, du stinkst, wasch dich, ist sie dir mal wieder davongelaufen?“ „So etwas passiert alle Tage, deswegen lässt man sich nicht so gehen, ich schäme mich für dich“. „Du schämst dich für mich, du hast ja keine Ahnung oder hast du schon mal so eine Frau gehabt“? Wolfgang schüttelte den Kopf. „Natürlich nicht“, sagte Günter, „so ein Weib gibt es auch nur einmal und sie war mein Weib, ich habe sie fort geekelt, habe sie Justin geschenkt“. Lallte er und schlug sich wieder mit aller Kraft gegen die Stirn bis ihm schwindlig wurde.

Drei Nächte und Tage hatte er gesoffen bis zum Koma. Hermann und Wolfgang entkleideten ihn, schleppten ihn unter die Dusche und belebten ihn mit kalten Wasser, den Rest erledigte er dann allein. Der Alkohol wurde aus der Wohnung entfernt, sie räumten auf und reinigten Stube, Küche und Bad. Günter wurde zum Ausnüchtern Joggen geschickt. „Du läufst so lange bis du wieder klar bist im Kopf, und wenn du um fünf Dörfer laufen musst, wir werden den Saustall hier wieder in Ordnung bringen“.

Hier werde ich nicht lange bleiben, hier in dieser Zeit, dachte ich, das ist nicht mehr mein Leben, aber wo ist jetzt mein Leben? Meine Zeit, meine Zukunft ohne meinen Gefährten.

Ruhelos lief ich durch die Hallen ohne mich für irgendetwas zu interessieren. Ich sah nicht die Augen die auf mich gerichtet waren, noch bemerkte ich irgendeine Veränderung. Mich kümmerte keine Urzeit, kein Wochentag. Ich ging wie eine Schlafwandlerin, träumte mich in die vergangene Zeit.

Ich ging mit Günter selbstvergessen, selig, an seinem Arm gehen zu dürfen. Wir spiegeln uns in den großen Scheiben aber nur ich bin zu sehen. Ich verließ das Center und lief in das Dorf, ging durch die Straßen, kannte keinen Menschen, es war ja 170 Jahre später, alles war vertraut und dennoch fremd. Gerne wäre ich um das Dorf gelaufen um meinen verwirrten Kopf frei zubekommen.

Alles war grau, es hatte zu regnen begonnen. Das sind die Tränen um unser Elend, mein Elend. Ich hielt mein Gesicht dem strömenden Regen entgegen, nass bis auf die Haut erreichte ich die Halle, ging wie gesteuert in unsere Zimmer, mein Seelenloses jetziges Zuhause.

Abends kam Justin zurück. Wenn er nicht mehr kommt ist es auch egal, dachte ich noch eine Stunde vorher, ich werde dann in das Schlösschen fahren und mich dort als Erzieherin versuchen. Ich brauche keinen Mann, vielleicht gelegentlich eine unverbindliche Romanze, aber bin ich dafür geschaffen? Ich war auf dem Sofa eingenickt, als die Tür geöffnet wurde. Justin kam strahlend in den Wohnraum.

„Ich habe alles erledigt“, sagte er. „Oh wie schön“ antwortete ich, ohne das es mich interessierte was er erledigt hatte. „Komm Liebes, lass uns speisen gehen, ich habe einen Bärenhunger“, sagte er und

küsste mich wie selbstverständlich. Am nächsten Tag rückte er mit der Sprache heraus. „Ich habe alle Papiere zusammen, wir können jetzt heiraten, ich denke doch, dass du mich heiraten willst oder gibt es noch einen anderen?“

„Es gibt einen anderen, du weißt doch, dass ich verheiratet bin!“

„Bah… der will dich doch nicht mehr haben, er hat in die Scheidung eingewilligt, ich habe ihn aufgesucht, er hat mir alle Papiere unverzüglich ausgehändigt, dich will er nicht mehr sehen“.

„Hat er das gesagt?“ Fragte ich mit brüchiger Stimme, „hat er das wirklich gesagt?“

„Ja das hat er gesagt, mein Liebchen“, antwortete Justin.

Er muss voller Hass auf mich sein, dachte ich erschüttert, so schnell kann Liebe in Hass umschlagen, wenn er mich betrogen hätte würde ich ihn dann auch hassen, oder könnte ich ihn gar nicht hassen? „Du hast ihn also gesehen“, fragte ich, „wie sieht er aus?“

„Na ja, wie immer, immer etwas überheblich und eingebildet mir gegenüber“.

Ich fragte nicht weiter, ich konnte nicht mehr ertragen, die Endgültigkeit das Ende unserer Beziehung ließ mich verstummen und trieb mir die Tränen in die Augen, ich bedeckte mein Gesicht mit den Händen und wurde von Weinkrämpfen geschüttelt. „Ich kann dich nicht begleiten heute“, schluchzte ich, „lass mich bitte jetzt alleine“.

„Wir werden in der alten Zeit heiraten müssen Liebes“. Sagte er am nächsten Tag zu mir. „Wegen deiner Papiere, mir wäre es lieber, wir könnten eine andere Zeit wählen, aber das können wir später immer noch“. Justin hatte jeden Tag irgendetwas zu erledigen, er tat sehr geheimnisvoll. Er mühte sich mich aufzumuntern. „Wann werde ich dich endlich wieder lachen sehen Liebchen“, fragte er immer wieder.

Ich zuckte die Schultern „Irgendwann, die Zeit heilt alle Wunden“. „Ist dein Kummer immer noch so groß?“ Fragte er besorgt. Ich nickte nur. „Das wird schon besser werden, wenn wir erst einmal in unserem eigenen Haus wohnen, wir werden es gemeinsam nach deinen Wünschen einrichten, dann kommst du auf andere Gedanken“. Am Anfang glaubte ich, die Pein der Zurückweisung nicht ertragen zu können. Doch viel schlimmer war die Seelenqual der verlorenen Liebe meines langjährigen Gefährten, stets durch dick und dünn zu gehen, meine andere Hälfte, mein zweites ich. So war die Liebe also verpufft, zerplatzt wie ein Ballon, hatte sich in nichts aufgelöst. „Ach ja“, seufzte ich, es war einmal, „ein Prinz und das arme Mädchen, die sich unsterblich in einander verliebt hatten – nichts weiter als ein Märchen, ohne Happy – end“.

„Ich habe schon eine schmucke Villa gefunden, sehr geräumig mit einem großen Garten ganz dicht am Wald, es wird dir gefallen Liebes, es ist einige Dörfer hinter dem Schlösschen weiter südöstlich, ich lass uns morgen gleich hinfahren!“

„Wie kommen wir dort hin ohne Auto und Kutsche?“

„Ich habe bereits eine Kutsche gekauft, auch zwei hübsche Braune, sie stehen schon bei dem Kohlenhändler im Stall und warten auf uns“.

„Bei dem Kohlenhändler? Fragte ich erstaunt, aber dann müssen wir ja in unser Dorf“, sagte ich verwirrt. „Wir werden natürlich im Dunkeln gehen, wir müssen ja ohnehin durch das Dorf, wenn wir aus der Höhle kommen, es wird ja schon so früh dunkel im November Liebes“.

„Ich kann nicht mitkommen“, jammerte ich, „wie könnte ich an dem Haus vorüber gehen in dem Günter lebt!“

„Möchtest du lieber hier in diesen Zimmern wohnen bleiben?“

„Nein auf keinen Fall, du hast Recht, ich muss da durch“.

„Günter wirst du gar nicht sehen“, meinte Justin. „Ich weiß aber, dass er dort ist!“

„Ach Mädchen, du machst es mir schwer“, sagte Justin traurig, „du möchtest nicht länger hierbleiben, aber dorthin willst du auch nicht, möchtest du lieber hier in der Zeit bleiben?“

„Nein auf keinen Fall hier in dieser Zeit“, entgegnete ich.

Justin runzelte die Stirn. „Komm einfach morgen mit, wenn du es nicht erträgst, gehen wir wieder zurück“. „Ok“, ich nickte.

Wir machten uns also mit einer Picknicktasche einen Abend später auf den Weg in das Dorf.Es war noch nicht ganz dunkel, als wir aus der Höhle traten sah ich als erstes Günters Haus.

Es war mein Zuhause für so viele Jahre, dort ist mein über alles Geliebter, dort in dem Haus, dachte ich, wie soll ich es ertragen ihn dort zu wissen und vorbei zu gehen, als gäbe es ihn nicht, es würgte mir in der Kehle.

Justin sah mich besorgt an. „Er will dich nicht mehr“, erinnerte er mich brutal, „er will dich nicht mehr sehen, vergiss das nicht“. Wir gingen nicht in Richtung des Hauses, sondern gleich dem Dorf entgegen, Justin hatte längst einen anderen Weg gefunden, einen Pfad der zwischen Gärten hindurchführte, mitten in das Dorf, direkt zu dem Kohlenhändler und den Ställen. „Dort im Schuppen steht unsere Kutsche, schau einmal was für ein Prachtstück“.

„Wow“, sagte ich, „wirklich ein Schmuckstück“.

Er klopfte an die Tür des Stallburschen, ein Schein wechselte den Besitzer. „Spann an Junge“, befahl Justin, „wir haben es eilig“.

Wir fuhren etwa 1 Stunde. „Dort ist es“, sagte Justin stolz.

Ich war hingerissen und bestaunte das kleine Landgut, Justin bestrahlte es mit der Taschenlampe.

„Ich werde es natürlich noch renovieren lassen, alles nach deinen Wünschen, gefällt es dir, meine Kleine?“

Ich war sprachlos. „Es ist ein Traum, ein verwunschenes Fürstenschlösschen aus einem Märchen“. Ich hatte mich auf der Stelle in die Traumvilla verliebt und stand noch immer staunend vor diesem Wunder der Architektur.