Todsicher. - Martin Christen - E-Book

Todsicher. E-Book

Martin Christen

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Beschreibung

Ein Supergau im ältesten Atomkraftwerk der Welt und seine unmittelbaren Folgen. Ein Stück, das unter die Haut geht. Realitätsnah. Todsicher.

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Seitenzahl: 53

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Inhaltsverzeichnis

Eintreten

Beginn

Luftschutzkeller 1

Luftschutzkeller 2

Doku Beznau

Luftschutzkeller 1

NICHT im Luftschutzkeller 2

Strahlenalarm-Propaganda

Luftschutzkeller 1

Luftschutzkeller 2

Tschernobyl

Luftschutzkeller 1

Luftschutzkeller 2

Fukushima

Im Zivilschutzraum E

Im Zivilschutzraum Q

Das ENSI

Schweizer Fernsehen SRF 1

Die radioaktive Strahlung

Im Zivilschutzraum E

Im Zivilschutzraum Q

Die SVP

Zum letzten Mal im Zivilschutzraum E

Zum letzten Mal im Zivilschutzraum Q

Die Flucht

In einem Flüchtlingslager

ZDF-News

Es werde Licht!

1

Eintreten

Informationsflut rund um Akws, Beznau 1 und 2, Energiepolitik: Zahlen, Fakten, Werbespots, aber auch Dokus über Tschernobyl und Fukushima. Auf Ausstellungswänden, normalen Wänden und Leinwänden.

Zwei Bühnen in der Mitte: Luftschutzkeller, umgeben von Gitterstäben.

In Luftschutzkeller 1 und 2 sitzen, stehen, knien, liegen starr und unbeweglich je zwei junge Frauen respektive junge Männer: A, B, C und D.

2

Beginn

Werbespots leuchten auf:

Strom mit Atom: Grenzenlos sicher.

Unsere KKW Beznau 1 und Beznau 2 laufen so lange, wie sie sicher sind. Und noch viel länger. Todsicher.

Beznau ist Weltklasse. Beznau hat Zukunft. Beznau 3000.

3

Luftschutzkeller 1

Zwei junge Frauen unterhalten sich.

Viel Camping- und anderes Material steht und liegt herum.

A

Wie weit bist du?

B

Auf Seite 257. Endlich hab ich mal Zeit, das zu lesen, was ich schon lange möchte.

A

Mir geht’s auch so. Ich habe alle Werke von Frisch, Hesse und Remarque mitgenommen. Mit „Im Westen nichts Neues“ bin ich fast fertig. Schon grausam und brutal, der Erste Weltkrieg!

B

Wann machen wir eine Essenspause?

A

Von mir aus jetzt, wenn es dir recht ist! Voraussichtlich haben wir noch zwei bis drei Tage Zeit bis zur Evakuation.

B

Es kann auch sein, dass niemand evakuiert wird: Es sei eine reine Vorsichtsmassnahme, eine Gefahr bestehe nicht wirklich, hat‘s vor einer Stunde geheissen.

A

Gut haben wir genügend Vorräte gelagert inklusive Mineralwasser.

B

Man rät davon ab, Hahnenwasser zu trinken.

A

Was wollen wir essen?

B

Spaghetti Napoli, wenn’s recht ist. Wir können ja dann am Abend Gemüse aus der Tiefkühltruhe dampfgaren.

A

Was meinst du zu einer Flasche Rotwein?

B

Nimm den „Bordeaux“, der ist sehr süffig und macht schläfrig.

A

Ja, nachher machen wir ein Nickerchen.

B

Fast wie Ferien – nur dass wir im Luftschutzkeller statt im Ferienhotel logieren!

A

Dafür werden wir auch nicht abgelenkt – höchstens durch neue News.

B

Eigentlich bin ich ja fast froh um diesen Strahlenalarm: Wenn ich denke, was ich sonst alles hätte erledigen müssen! Einen Riesenstress hätte ich gehabt, einen Riesenstress!

A

Zum Glück wohnen wir innerhalb der 20-Kilometer-Zone! Stell dir vor, alle, die ausserhalb wohnen, müssen zur Arbeit, in die Schule, an die Uni…

B

Und wir können hier voll relaxen!

A

Noch mindestens bis übermorgen!

B

Was geht ab im Facebook?

A

Hier haben wir doch sowieso keinen Empfang – leider! Da wird die Hölle los sein!

B

Schön schade, dass wir das verpassen! - Komm, machen wir dafür ein paar Selfies – es fehlen ja nur Sand, Sonne und Meer.

A

Zwei Liegestühle, einen sandfarbenen Teppich, ein Campingtischchen,

einen Sonnenschirm, Campingkocher, Gaslampen, Wein und Bier haben wir immerhin! Fast alles ist vorhanden!

B

Ja, richte ruhig alles ein – ich bin hier am Spaghetti-Kochen.

A

Was ist denn eigentlich genau passiert?

B

Ach, ein Störfall. Weisst du, was ich glaube? Das ist nur eine Übung, damit sie beweisen können, dass alles klappt im Ernstfall.

A

Meinst du? Das wäre aber etwas viel Aufwand und ziemlich teuer, einige zehntausend Leute für 3 bis 4 Tage in die Zivilschutzräume zu schicken und zu betreuen.

B

Stimmt schon – aber die KKW-Betreiber und der Zivilschutz verfügen über Millionen!

A

Ja, wie willst du denn so viele Menschen betreuen? Woher sollen die denn das Personal nehmen?

B

Was weiss ich? Ich nehme an, dass sie genau das zum Beispiel mit dieser Übung herausfinden wollen.

A

Und wenn es tatsächlich keine Übung ist?

B

Sicher ist es eine. Die Schweizer Kernkraftwerke sind die sichersten der Welt! Da kann gar nichts passieren – nur keine Angst!

A

Ist mir schon klar. Ich hoffe einfach, dass das stimmt, was du sagst. – Die Spaghetti sind bald fertig!

B

Wo ist der Korkenzieher? – Mist, der ist noch oben in der Küche. Soll ich ihn holen? Es ist ja eh nur eine Übung.

A

Auch wenn’s nur eine Übung ist: Wir sollten die Anweisungen der Behörden befolgen und da müssen wir halt auf den Wein verzichten – es sei denn, wir finden hier unten noch irgendwo einen Zapfenzieher.

B

Irgendwo ist eine Kiste, die meinem Bruder gehört und dort drin hat’s bestimmt ein Armee-Taschenmesser.

A

Meinst du die blaue Box dort auf dem Regal?

B

Je, genau die!

A

Ist es ok, wenn ich in der Kiste deines Bruders wühle?

B

Ja natürlich, er hat ja keine Geheimnisse vor mir.

A

Uiuiui! Bist du sicher? Da hat’s aber ein paar ganz heisse Aufnahmen von ihm und seiner Freundin!

B

Komm, zeig schon! – Mein Gott, dass die das zugelassen hat!

A

Und das ganze Fotobuch ist voll davon!

B

Dabei hat sie ihn plötzlich einfach sitzen lassen…

A

Eine Tussi halt!

B

Mir hat sie nie gefallen!

A

Nun bist du sie ja los!

B

Aber die Fotos schau ich mir schon noch genauer an!

A

Ob sie ihm wohl dieses Fotobuch geschenkt hat?

B

Ich glaube, s’war eher umgekehrt: Er wollte es ihr vermutlich auf den Geburtstag schenken – und da war sie halt schon weg!

A

Mit einem andern?

B

Ja, ich hab sie mal mit so einem Schleimer gesehen – eng umschlungen…

A

Muss hart für deinen Bruder gewesen sein!

B

Ja, schon… So, gleich ist das Essen fertig!

A

Ich setz mich schon mal!

B

Und die Gläser?

A

Diese Becher tuns doch auch!

B

Und Mineralwasser!

A

So – los! Stossen wir an!

B

Auf was denn?

A

Auf deinen Bruder!

B

Auf meinen Bruder!

A

Und den STRAHLENALARM!

B

Auf den STRAHLENALARM!