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Ein Supergau im ältesten Atomkraftwerk der Welt und seine unmittelbaren Folgen. Ein Stück, das unter die Haut geht. Realitätsnah. Todsicher.
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Seitenzahl: 53
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Eintreten
Beginn
Luftschutzkeller 1
Luftschutzkeller 2
Doku Beznau
Luftschutzkeller 1
NICHT im Luftschutzkeller 2
Strahlenalarm-Propaganda
Luftschutzkeller 1
Luftschutzkeller 2
Tschernobyl
Luftschutzkeller 1
Luftschutzkeller 2
Fukushima
Im Zivilschutzraum E
Im Zivilschutzraum Q
Das ENSI
Schweizer Fernsehen SRF 1
Die radioaktive Strahlung
Im Zivilschutzraum E
Im Zivilschutzraum Q
Die SVP
Zum letzten Mal im Zivilschutzraum E
Zum letzten Mal im Zivilschutzraum Q
Die Flucht
In einem Flüchtlingslager
ZDF-News
Es werde Licht!
Informationsflut rund um Akws, Beznau 1 und 2, Energiepolitik: Zahlen, Fakten, Werbespots, aber auch Dokus über Tschernobyl und Fukushima. Auf Ausstellungswänden, normalen Wänden und Leinwänden.
Zwei Bühnen in der Mitte: Luftschutzkeller, umgeben von Gitterstäben.
In Luftschutzkeller 1 und 2 sitzen, stehen, knien, liegen starr und unbeweglich je zwei junge Frauen respektive junge Männer: A, B, C und D.
Werbespots leuchten auf:
Strom mit Atom: Grenzenlos sicher.
Unsere KKW Beznau 1 und Beznau 2 laufen so lange, wie sie sicher sind. Und noch viel länger. Todsicher.
Beznau ist Weltklasse. Beznau hat Zukunft. Beznau 3000.
Zwei junge Frauen unterhalten sich.
Viel Camping- und anderes Material steht und liegt herum.
A
Wie weit bist du?
B
Auf Seite 257. Endlich hab ich mal Zeit, das zu lesen, was ich schon lange möchte.
A
Mir geht’s auch so. Ich habe alle Werke von Frisch, Hesse und Remarque mitgenommen. Mit „Im Westen nichts Neues“ bin ich fast fertig. Schon grausam und brutal, der Erste Weltkrieg!
B
Wann machen wir eine Essenspause?
A
Von mir aus jetzt, wenn es dir recht ist! Voraussichtlich haben wir noch zwei bis drei Tage Zeit bis zur Evakuation.
B
Es kann auch sein, dass niemand evakuiert wird: Es sei eine reine Vorsichtsmassnahme, eine Gefahr bestehe nicht wirklich, hat‘s vor einer Stunde geheissen.
A
Gut haben wir genügend Vorräte gelagert inklusive Mineralwasser.
B
Man rät davon ab, Hahnenwasser zu trinken.
A
Was wollen wir essen?
B
Spaghetti Napoli, wenn’s recht ist. Wir können ja dann am Abend Gemüse aus der Tiefkühltruhe dampfgaren.
A
Was meinst du zu einer Flasche Rotwein?
B
Nimm den „Bordeaux“, der ist sehr süffig und macht schläfrig.
A
Ja, nachher machen wir ein Nickerchen.
B
Fast wie Ferien – nur dass wir im Luftschutzkeller statt im Ferienhotel logieren!
A
Dafür werden wir auch nicht abgelenkt – höchstens durch neue News.
B
Eigentlich bin ich ja fast froh um diesen Strahlenalarm: Wenn ich denke, was ich sonst alles hätte erledigen müssen! Einen Riesenstress hätte ich gehabt, einen Riesenstress!
A
Zum Glück wohnen wir innerhalb der 20-Kilometer-Zone! Stell dir vor, alle, die ausserhalb wohnen, müssen zur Arbeit, in die Schule, an die Uni…
B
Und wir können hier voll relaxen!
A
Noch mindestens bis übermorgen!
B
Was geht ab im Facebook?
A
Hier haben wir doch sowieso keinen Empfang – leider! Da wird die Hölle los sein!
B
Schön schade, dass wir das verpassen! - Komm, machen wir dafür ein paar Selfies – es fehlen ja nur Sand, Sonne und Meer.
A
Zwei Liegestühle, einen sandfarbenen Teppich, ein Campingtischchen,
einen Sonnenschirm, Campingkocher, Gaslampen, Wein und Bier haben wir immerhin! Fast alles ist vorhanden!
B
Ja, richte ruhig alles ein – ich bin hier am Spaghetti-Kochen.
A
Was ist denn eigentlich genau passiert?
B
Ach, ein Störfall. Weisst du, was ich glaube? Das ist nur eine Übung, damit sie beweisen können, dass alles klappt im Ernstfall.
A
Meinst du? Das wäre aber etwas viel Aufwand und ziemlich teuer, einige zehntausend Leute für 3 bis 4 Tage in die Zivilschutzräume zu schicken und zu betreuen.
B
Stimmt schon – aber die KKW-Betreiber und der Zivilschutz verfügen über Millionen!
A
Ja, wie willst du denn so viele Menschen betreuen? Woher sollen die denn das Personal nehmen?
B
Was weiss ich? Ich nehme an, dass sie genau das zum Beispiel mit dieser Übung herausfinden wollen.
A
Und wenn es tatsächlich keine Übung ist?
B
Sicher ist es eine. Die Schweizer Kernkraftwerke sind die sichersten der Welt! Da kann gar nichts passieren – nur keine Angst!
A
Ist mir schon klar. Ich hoffe einfach, dass das stimmt, was du sagst. – Die Spaghetti sind bald fertig!
B
Wo ist der Korkenzieher? – Mist, der ist noch oben in der Küche. Soll ich ihn holen? Es ist ja eh nur eine Übung.
A
Auch wenn’s nur eine Übung ist: Wir sollten die Anweisungen der Behörden befolgen und da müssen wir halt auf den Wein verzichten – es sei denn, wir finden hier unten noch irgendwo einen Zapfenzieher.
B
Irgendwo ist eine Kiste, die meinem Bruder gehört und dort drin hat’s bestimmt ein Armee-Taschenmesser.
A
Meinst du die blaue Box dort auf dem Regal?
B
Je, genau die!
A
Ist es ok, wenn ich in der Kiste deines Bruders wühle?
B
Ja natürlich, er hat ja keine Geheimnisse vor mir.
A
Uiuiui! Bist du sicher? Da hat’s aber ein paar ganz heisse Aufnahmen von ihm und seiner Freundin!
B
Komm, zeig schon! – Mein Gott, dass die das zugelassen hat!
A
Und das ganze Fotobuch ist voll davon!
B
Dabei hat sie ihn plötzlich einfach sitzen lassen…
A
Eine Tussi halt!
B
Mir hat sie nie gefallen!
A
Nun bist du sie ja los!
B
Aber die Fotos schau ich mir schon noch genauer an!
A
Ob sie ihm wohl dieses Fotobuch geschenkt hat?
B
Ich glaube, s’war eher umgekehrt: Er wollte es ihr vermutlich auf den Geburtstag schenken – und da war sie halt schon weg!
A
Mit einem andern?
B
Ja, ich hab sie mal mit so einem Schleimer gesehen – eng umschlungen…
A
Muss hart für deinen Bruder gewesen sein!
B
Ja, schon… So, gleich ist das Essen fertig!
A
Ich setz mich schon mal!
B
Und die Gläser?
A
Diese Becher tuns doch auch!
B
Und Mineralwasser!
A
So – los! Stossen wir an!
B
Auf was denn?
A
Auf deinen Bruder!
B
Auf meinen Bruder!
A
Und den STRAHLENALARM!
B
Auf den STRAHLENALARM!