Transit. Königs Erläuterungen. - Anna Seghers - E-Book

Transit. Königs Erläuterungen. E-Book

Anna Seghers

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Beschreibung

Königs Erläuterung zu Anna Seghers: Transit - Textanalyse und Interpretation mit ausführlicher Inhaltsangabe und Abituraufgaben. In einem Band bieten dir die neuen Königs Erläuterungen alles, was du zur Vorbereitung auf Referat, Klausur, Abitur oder Matura benötigst. Das spart dir lästiges Recherchieren und kostet weniger Zeit zur Vorbereitung. Alle wichtigen Infos zur Interpretation. - von der ausführlichen Inhaltsangabe über Aufbau, Personenkonstellation, Stil und Sprache bis zu Interpretationsansätzen - plus 4 Abituraufgaben mit Musterlösungen und 2 weitere zum kostenlosen Download ... sowohl kurz als auch ausführlich. - Die Schnellübersicht fasst alle wesentlichen Infos zu Werk und Autor und Analyse zusammen. - Die Kapitelzusammenfassungen zeigen dir das Wichtigste eines Kapitels im Überblick - ideal auch zum Wiederholen. ... und klar strukturiert. - Ein zweifarbiges Layout hilft dir Wesentliches einfacher und schneller zu erfassen. - Die Randspalte mit Schlüsselbegriffen ermöglichen dir eine bessere Orientierung. - Klar strukturierte Schaubilder verdeutlichen dir wichtige Sachverhalte auf einen Blick. ... mit vielen zusätzlichen Infos zum kostenlosen Download.

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KÖNIGS ERLÄUTERUNGEN

Band 357

Textanalyse und Interpretation zu

Anna Seghers

TRANSIT

Von Katharina von Ankum

Alle erforderlichen Infos für Abitur, Matura, Klausur und Referat plus Musteraufgaben mit Lösungsansätzen

Zitierte Ausgaben:Seghers, Anna: Transit. Mit einem Nachwort von Sonja Hilzinger. Berlin: Aufbau Verlag, 2. Aufl., 2018.

Über die Autorin dieser Erläuterung: Katharina von Ankum ist promovierte Germanistin und unterrichtet derzeit deutsche Literatur in einem International Baccalaureate Programm auf der Upper West Side von Manhattan. Zuvor lehrte sie als Lektorin am Smith College, an den Claremont Colleges und an Cornell University. Unter ihren Publikationen sind eine Studie zur Rezeption von Christa Wolf, eine Monographie zu Vicki Baum, der interdisziplinäre Band Frauen in der Metropole sowie zahlreiche Artikel zur DDR-Literatur und zur Kultur und Literatur der Weimarer Republik. Darüberhinaus ist sie auch als Übersetzerin und als Prüferin für das International Baccalaureate tätig.

1. Auflage 2020

ISBN 978-3-8044-7054-5

© 2020 by C. Bange Verlag, 96142 Hollfeld Alle Rechte vorbehalten! Titelabbildung: Godehard Giese, Paula Beer, Foto Hans Fromm © Schramm Film

Hinweise zur Bedienung

Inhaltsverzeichnis Das Inhaltsverzeichnis ist vollständig mit dem Inhalt dieses Buches verknüpft. Tippen Sie auf einen Eintrag und Sie gelangen zum entsprechenden Inhalt.

Fußnoten Fußnoten sind im Text in eckigen Klammern mit fortlaufender Nummerierung angegeben. Tippen Sie auf eine Fußnote und Sie gelangen zum entsprechenden Fußnotentext. Tippen Sie im aufgerufenen Fußnotentext auf die Ziffer zu Beginn der Zeile, und Sie gelangen wieder zum Ursprung. Sie können auch die Rücksprungfunktion Ihres ePub-Readers verwenden (sofern verfügbar).

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Verknüpfungen zu den Online-Aufgaben Im Abschnitt 6 „Prüfungsaufgaben“ finden Sie einen Hinweis zu zwei kostenlosen zusätzlichen Aufgaben. Diese Aufgaben können über die Webseite des Verlages aufgerufen werden. Tippen Sie auf die Verknüpfung und Sie werden direkt zu den Online-Aufgaben geführt. Dazu wird in den Web-Browser Ihres ePub-Readers gewechselt – sofern Ihr ePub-Reader eine Verbindung zum Internet unterstützt und über einen Web-Browser verfügt.

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INHALT

1. Das Wichtigste auf einen Blick – Schnellübersicht

2. Anna Seghers: Leben und Werk

2.1 Biografie

2.2 Zeitgeschichtlicher Hintergrund

Der Hitler-Stalin-Pakt

Das besetzte Frankreich und das Vichy-Regime

Internationale Flüchtlings- und Einwanderungspolitik

Frankreich

USA

Mexiko

Transit und die Expressionismusdebatte

2.3 Angaben und Erläuterungen zu wesentlichen Werken

3. Textanalyse und -Interpretation

3.1 Entstehung und Quellen

3.2 Inhaltsangabe

Erstes Kapitel

Zweites Kapitel

Drittes Kapitel

Viertes Kapitel

Fünftes Kapitel

Sechstes Kapitel

Siebtes Kapitel

Achtes Kapitel 

Neuntes Kapitel

Zehntes Kapitel

3.3 Aufbau

Vierecksgeschichte als Kern und aristotelische Struktur

Fiktive Oral History: Erzähler und Zuhörer

Ein Monteur ‚montiert‘ den Roman

Mythologische Metaebene der Erzählung

3.4 Personenkonstellation und Charakteristiken

Der (namenlose) Ich-Erzähler

Der Schriftsteller Weidel

Marie

Der Arzt

Heinz

Georg Binnet

Claudine

Der Junge

3.5 Sachliche und sprachliche Erläuterungen

3.6 Stil und Sprache

Mündlicher Stil

Filmische Mischtechnik

Die Unmittelbarkeit des Erzählens

Die Fragilität der Ich-Perspektive

3.7 Interpretationsansätze

Transit als Solidaritätsroman

Transit und Tod

Erzählen als Überlebenstechnik

Das Geschichtsbild von Anna Seghers

4. Rezeptionsgeschichte

Rezeption in den USA und in Frankreich

Rezeption in der BRD und der DDR

Volkers Brauns Stück Transit Europa. Der Ausflug der Toten (1984/85)

Verfilmung von 2018

5. Materialien

Briefliche Hilferufe

Exil als Emanzipationschance

Realität und Fiktion – Christa Wolf über die Bedeutung der realen Orte für das Romanverständnis

6. Prüfungsaufgaben mit Musterlösungen

Aufgabe 1**

Aufgabe 2 *

Aufgabe 3 **

Aufgabe 4 ***

Literatur

Zitierte Ausgabe

Primärliteratur

Sekundärliteratur

Bühnenfassungen und Verfilmungen

1. Das Wichtigste auf einen Blick – Schnellübersicht

Die folgende Übersicht soll die Orientierung in dem Band erleichtern und dazu beitragen, dass alle Leser und Leserinnen das für sie Interessante rasch entdecken.

Im 2. Kapitel wird Anna Seghers’ Leben beschrieben und auf den zeitgeschichtlichen Hintergrund verwiesen.

Anna Seghers wurde 1900 in Mainz geboren und starb 1983 in Berlin (Ost). Als Kommunistin und Jüdin ging sie 1933 ins Exil, zunächst nach Frankreich, dann nach Mexiko. 1947 kehrte sie nach Deutschland zurück.

Zwei historische Ereignisse sind für den Handlungsablauf des Romans besonders wichtig: der deutsch-sowjetische Nichtangriffspakt von 1939 und der Einmarsch der deutschen Wehrmacht in Frankreich und die darauffolgende Teilung des Landes 1940 in eine besetzte und eine freie Zone (Vichy-Regime).

Die Autorin erfuhr die Auswirkungen der restriktiven und unflexiblen Flüchtlings- und Auswanderungspolitik der Zeit am eigenen Leib.

Der Roman Transit reflektiert die Position, die die Autorin in der sogenannten „Expressionismusdebatte“ zur Gestaltung antifaschistischer Literatur einnahm (Briefwechsel mit Georg Lukaćs).

Im 3. Kapitel wird eine Textanalyse und -interpretation geboten.

Transit – Entstehung und Quellen:

Die Entstehungsgeschichte von Transit lässt sich schwer rekonstruieren, da keine Notizen oder Manuskripte mehr existieren. Als Hauptquelle dienten die eigenen Erfahrungen der Autorin, die sich während des Schreibens selbst auf dem Weg ins Exil befand. Der Roman entstand auf Seghers’ Flucht nach Mexiko und wurde ca. ein Jahr nach ihrer Ankunft in Mexiko-Stadt fertiggestellt und zunächst in englischer Übersetzung veröffentlicht.

Inhalt:

In einem Marseiller Café im Jahr 1941 erzählt ein namenloser Flüchtling aus Deutschland, ein ehemaliger KZ-Häftling und Monteur, seinem Gegenüber, warum er sich nicht an Bord der vermutlich untergegangenen Montreal befunden hat, die ihm die Ausreise in ein sicheres Exilland ermöglicht hätte. Grund ist eine verwickelte Liebesgeschichte, die den Erzähler letztlich erkennen lässt, dass seine große Liebe Marie nicht bereit ist, ein gemeinsames Leben mit ihm zu beginnen, da sie ihren verschollenen Mann noch immer liebt. In einem verspäteten Akt der Selbstlosigkeit verschafft ihr der Erzähler die nötigen Papiere, damit sie mit ihrem derzeitigen Lebensgefährten, einem Arzt, nach Mexiko emigrieren kann. Dies ist ihm allerdings nur möglich, weil er zuvor – ohne Maries Wissen – die Identität ihres verschollenen Mannes, dem renommierten antifaschistischen Autor Weidel, angenommen hat.

Weidel hat, wie nur der Erzähler weiß, längst in einem Pariser Hotelzimmer Selbstmord begangen. Per Zufall sind ihm Weidels Koffer mit einem Manuskript sowie zwei Briefen, aus denen hervorgeht, dass seine Frau (Marie) nach ihm sucht und dass Mexiko ihnen Exil gewähren würde, in die Hände gefallen. Daraufhin usurpiert der Erzähler, zunächst aus Jux, später zu seinem eigenen Vorteil, auf Behörden und Konsulaten Weidels Identität.

Letztlich schafft er eine so überzeugende alternative Realität, dass Marie der Wahrheit über den Tod ihres Mannes, als sie sie endlich vom Erzähler erfährt, keinen Glauben mehr schenken kann. Ihre Hoffnung, auf dem Schiff den Vermissten wiederzufinden, endet offenbar mit ihrem tragischen Tod, da die Montreal auf eine Mine gelaufen sein soll. Der Erzähler, von Überlebensschuld geplagt, bleibt in Südfrankreich zurück, in der Erwartung, sich als Widerstandskämpfer gegen die Nazis beweisen zu können.

Chronologie und Schauplätze:

Die erzählte Zeit umfasst weniger als ein Jahr, vom Zeitpunkt der deutschen Besetzung Frankreichs Ende Juni 1940 bis einige Monate nach Abfahrt der Montreal aus Marseille im Frühjahr 1941, in dem auch Anna Seghers selbst an Bord der Paul Lemerle emigrierte. Die Schauplätze des Romans sind ebenso transitär wie die Lebenssituationen der Protagonisten: Straßen, Cafés, Hotels. Der Erzähler, der rückblickend über das Geschehen Zeugnis ablegt, befindet sich von Anfang bis Ende in einem Café im Marseiller Hafenviertel. Ein Rückblick auf Teil II von Kapitel 1 liefert notwendige Vorinformationen zur Übergabe von Weidels Koffer in einem Hotel in Paris, die die Handlungskette in Gang setzt.

Personen:

Der namenlose Ich-Erzähler

ist 27 Jahre alt und deutscher KZ-Flüchtling,

unpolitisch; weder Jude noch Kommunist, von Beruf Monteur.

Seine Inbesitznahme von Weidels Koffer führt zu einem Wechselspiel der Identitäten und letztlich zum tragischen Ende der Erzählhandlung.

Weidel

einflussreicher deutscher Schriftsteller und Nazi-Gegner der ersten Stunde,

hat sich nach Ablehnung seines Manuskripts und dem Abschiedsbrief seiner Frau Marie in einem Pariser Hotel das Leben genommen,

hatte Anspruch auf ein Transit und eine bezahlte Schiffspassage nach Mexiko.

Marie

eine junge deutsche Exilantin, die es versteht, in Männern Beschützerinstinkte zu wecken,

lernt den antifaschistischen Schriftsteller Weidel zufällig in Köln kennen und folgt ihm ins Exil, wo sie von ihm getrennt wird,

kommt mit Hilfe des (namenlosen) Arztes in die unbesetzte französische Zone,

entscheidet sich – zu spät – zur Rückkehr zu Weidel,

fühlt sich schicksalhaft zum Erzähler hingezogen; aus Loyalität und Liebe zu Weidel folgt sie diesem Gefühl jedoch nicht, sondern hofft bis zuletzt auf eine Wiederbegegnung mit ihrem Mann.

Der Arzt

ehemaliger Leiter des Dortmunder Krankenhauses mit starkem Berufsethos,

musste aufgrund seiner jüdischen Abstammung aus Deutschland fliehen,

setzt aus Liebe zu Marie die eigene Sicherheit aufs Spiel,

ist zu aufrichtig und naiv, um den Erzähler zu durchschauen und als Rivalen zu erkennen.

Heinz

ist überzeugter Kommunist und Spanienkämpfer,

hat im Kampf ein Bein verloren,

ist die einzige Figur, die ihr Exilland erreicht,

fungiert für den Erzähler als Mentor/Vorbild.

Georg Binnet

Franzose, lebt mit seiner Freundin Claudine und deren Sohn in einem Marseiller Einwandererviertel, arbeitet in einer Mühle,

ist überzeugter Nazi-Gegner und stets mit dem Erzähler solidarisch,

fungiert als Repräsentant der internationalen Arbeiterklasse.

Claudine

ist Migrantin aus Madagaskar, repräsentiert durch ihr „exotisches“ Äußeres das „Andere“,

wirkt zunächst rau und abweisend, bietet dem Erzähler aber, zusammen mit ihrem Sohn, in Marseille eine Art Zuhause,

ist in Südfrankreich verwurzelt und empfindet Emigranten als ‚Imstichlasser‘.

Der Junge

Der kleine Sohn von Claudine übt eine magische Anziehungskraft auf den Erzähler aus,

erweckt im Erzähler Vatergefühle,

bringt durch sein Asthmaleiden den Erzähler, den Arzt und Marie zusammen,

verliert das Vertrauen in den Arzt und zeitweilig auch in den Ich-Erzähler, als er erfährt, dass diese Marseille verlassen wollen.

Stil und Sprache Anna Seghers’:

Seghers’ Roman ist in einem teils mündlichen Stil erzählt.

Dialoge haben eine dramatisierende Funktion.

Der Erzählstil wird von einer filmischen Mischtechnik bestimmt, bei der sich sachlich-berichtende Passagen im Präteritum mit szenischen Passagen im Präsens abwechseln.

In Sprache und Stil von Transit manifestiert sich Seghers’ Kritik am Realismusbegriff von Georg Lukács.

Euphemismen und biblische Metaphern sind Ausdruck unverarbeiteter traumatischer Erlebnisse.

Transhistorische Passagen durchbrechen die Kontinuität der Ich-Perspektive.

Verschiedene Interpretationsansätze bieten sich an:

Der Hitler-Stalin-Pakt von 1939 als Erzählanlass macht Solidarität zum zentralen Thema.

Die transitäre Existenz der Exilsuchenden ist Metapher für die menschliche Existenz überhaupt und offenbart den engen Zusammenhang von Transit und Tod.

Erzählen fungiert als Überlebenstechnik.

Das zyklische Geschichtsbild des Ich-Erzählers widerspricht dem marxistischen Fortschrittsglauben, doch antizipieren transhistorische Passagen zukünftige Relevanz.

Rezeptionsgeschichte:

Transit wurde zuerst 1944 auf Englisch, dann 1948 (BRD) und 1951 (DDR) auf Deutsch veröffentlicht.

Die Atmosphäre des Kalten Krieges beeinflusst die Lesarten von Transit in Ost und West.

Im Rahmen der Entspannungspolitik zwischen Ost und West entideologisiert sich das Textverständnis und fokussiert sich auf die zeitlosen Themen von Flucht und Asyl. Ein Beispiel dafür ist Volker Brauns Theaterstück Transit Europa. Der Ausflug der Toten (1984/85).

Die Verschränkung von Historie und Gegenwart erzeugt in Christian Petzolds Verfilmung von 2018 die Vorahnung einer totalitären Dystopie.

2. Anna Seghers: Leben und Werk

Anna Seghers im Jahr 1928 (1900–1983)© picture alliance / ullstein bild – ullstein bild

2.1 Biografie

JAHR

ORT

EREIGNIS

ALTER

1900

Mainz

Geburt am 19. November als Netty, einzige Tochter von Isidor Reiling, Kunst- und Antiquitätenhändler, und Hedwig Reiling, geb. Fuld

1907–10

Mainz

Besuch einer privaten Mädchenschule

7–10

1910–19

Mainz

Wechsel an eine höhere Mädchenschule und Abitur

10–19

1920

Köln und Heidelberg

Studium der Geschichte, Kunstgeschichte und Sinologie; Promotion mit Dissertation über Rembrandt; Veröffentlichung der ersten Erzählung, Die Toten auf der Insel Djal in der Frankfurter Zeitung

20

1925

Berlin

Heirat mit László Radványi (alias Johann-Lorenz Schmidt), einem ungarischen Soziologen

25

1926

Berlin

Geburt des Sohnes Peter (später Pierre)

26

1928

Berlin

Geburt der Tochter Ruth;

Eintritt in die KPD

28

1929

Berlin

Kleist-Preis für erste Buchveröffentlichung, Aufstand der Fischer von St. Barbara;

Eintritt in den Bund Proletarisch-Revolutionärer Schriftsteller (BPRS)

29

1930

Berlin

Teilnahme an der II. Internationalen Konferenz proletarisch-revolutionärer Schriftsteller;

30

Charkow (Sowjetunion)

Rundreise durch die Sowjetunion

1932

Charkow

Veröffentlichung des ersten Romans, Die Gefährten, 1933 von den Nazis verboten.

32

1933

Berlin

Verhaftung durch die Gestapo; Freilassung aufgrund durch Ehe erlangter ungarischer Staatsbürgerschaft;

33

Schweiz

nach dem Reichstagsbrand Flucht über Stuttgart in die Schweiz;

Frankreich

dann Frankreich, zunächst ohne die Kinder, die von den Großeltern nach Straßburg gebracht werden; Austritt aus der jüdischen Gemeinde; Wahl in die Leitung des BPRS; Publikation des Romans Der Kopflohn.

1935

Paris

Bis 10. Juni wohnhaft im Pariser Vorort Bellevue; Mitherausgeberin der Prager Exilzeitschrift Neue deutsche Blätter (1933–35); Mitbegründerin des Schutzverbandes Deutscher Schriftsteller (SDS), später Wahl in den Vorstand; Publikation des Romans Der Weg durch den Februar, Teilnahme am I. Internationalen Schriftstellerkongress zur Verteidigung der Kultur in Paris

35

1937

Paris

Rede Vaterlandsliebe; Begegnung mit Mitgliedern der Internationalen Brigaden; Publikation des Romans Die Rettung

37

Valencia/Madrid

Teilnahme am II. Internationalen Schriftstellerkongress

1938/39

Paris

Briefwechsel mit Georg Lukács (Expressionismusdebatte); Entstehung des Essays/Vortrags Frauen und Kinder in der Emigration; Veröffentlichung der Erzählung Reise ins Elfte Reich in der Neuen Weltbühne

38/39

1940

Paris

Tod des Vaters; Internierung von Seghers Ehemann Lázló Radványi im frz. Arbeitslager Le Vernet

40

Marseille

Im September Flucht in den Süden Frankreichs, Beginn der Arbeit am Roman Das siebte Kreuz, an der Erzählung Die weiße Hochzeit (Manuskript verschollen), am Roman Transit

1941

Marseille

Emigration auf dem Frachter Paul Lemerle am 24. März; Zwischenaufenthalte in Oran,

41

Casablanca

Casablanca,

Santo Domingo

Dominikanische Republik;

New York

Ankunft auf Ellis Island in New York am 16. Juni; nach Verweigerung des Bleiberechts in den USA, am 25. Juni Weiterfahrt nach Mexiko mit der SS Monterey über Kuba nach Veracruz,

Mexiko-Stadt

dann mit der Bahn nach Mexiko-Stadt; Gründung der Zeitschrift Freies Deutschland; Präsidentin des Heinrich-Heine-Klubs (bis 1946)

1942

Lublin

Deportation und Ermordung der Mutter im Getto Piaski bei Lublin, Polen; Erscheinen des Romans Das siebte Kreuz

42

1943

Mexiko-Stadt

Schwerer Verkehrsunfall (möglicherweise Attentat); erste Bombardierungen der Heimatstadt Mainz

43

1944

Mexiko-Stadt

Verfilmung von Das siebte Kreuz durch Fred Zinnemann mit Spencer Tracy in der Hauptrolle;

Erstveröffentlichung von Transit bei Little, Brown & Co. in Boston (Transit Visa) sowie bei Nuevo Mundo in Mexiko (Visado de Transito)

44

1946

Mexiko-Stadt

Annahme der mexikanischen Staatsbürgerschaft; Veröffentlichung der Erzählungen Ausflug der toten Mädchen, Post ins gelobte Land, Das Obdach u. a. in F. C. Weiskopfs Exilverlag Aurora in New York

46

1947

USA, Schweden, Frankreich, Berlin-Zehlendorf (West)

Über New York und Schweden Rückkehr nach Deutschland ohne ihren Ehemann, der erst 1952 folgt; Georg-Büchner-Preis (BRD)

47

1948

Konstanz Berlin (Ost)

Erstveröffentlichung von Transit auf Deutsch im Curt Weller Verlag, Konstanz (West); Wahl zur Vizepräsidentin des 1945 gegründeten „Kulturbundes zur demokratischen Erneuerung Deutschlands“,

48

Sowjetunion

Reise in die Sowjetunion

1949

Berlin (Ost)

Publikation des Romans Die Toten bleiben jung

49

1950

Berlin (Ost)

Umzug von Berlin-Zehlendorf (West) nach Berlin-Adlershof (Ost)

50

1951

Berlin (Ost)

Publikation von Transit im Aufbau Verlag (DDR); Gründungsmitglied der Deutschen Akademie der Künste der DDR; Rückgabe der mexikanischen Staatsbürgerschaft auf Drängen der SED, Nationalpreis der DDR und Stalin-Friedenspreis

51

1952

Berlin (Ost)

Vorsitzende des Schriftstellerverbandes der DDR, Rückkehr ihres Mannes aus Mexiko

52

1957

Berlin (Ost)

Entstehung der Novelle Der gerechte Richter (Fragment veröffentlicht 1990)

57

1959

Berlin (Ost)

Publikation des Romans Die Entscheidung

59

1960

Berlin (Ost)

Verleihung des Vaterländischen Verdienstordens in Gold

60

1962

BRD, Frankreich

Lesereise in die Bundesrepublik Deutschland und nach Frankreich

62

1967

Berlin (Ost)

Publikation der Erzählsammlung Das wirkliche Blau

67

1968

Berlin (Ost)

Publikation des Romans Das Vertrauen

68

1970

Berlin (Ost)

Publikation der Essaysammlung Über Kunstwerk und Wirklichkeit (3 Bände)

70

1971

Berlin (Ost)

Publikation des Romans Die Überfahrt

70

1977

Mainz

Verleihung der Ehrendoktorwürde der Universität Mainz

77

1978

Berlin (Ost)

Rücktritt als Vorsitzende des DDR-Schriftstellerverbandes, Tod ihres Mannes

78

1980

Berlin (Ost

Publikation der Erzählsammlung Drei Frauen aus Haiti

80

1983

Berlin (Ost)

Tod am 1. Juni; Beisetzung auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof

83

2.2 Zeitgeschichtlicher Hintergrund

ZUSAMMENFASSUNG

Der Deutsch-Sowjetische Nichtangriffspakt von 1939 ermöglicht Hitlers erfolgreichen Überfall auf Polen. Die Kollaboration der sich ideologisch feindlich gegenüberstehenden Großmächte führt zu einer Krise innerhalb der kommunistischen Bewegung in Europa.

Der erfolgreiche Blitzkrieg der Deutschen 1940 führt zur administrativen Zweiteilung Frankreichs, das bis 1944 im Norden von der deutschen Besatzungsmacht, im Süden von einem Vasallenregime verwaltet wird („Vichy-Regime“).