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Hochzeitspläne in Cornwall. Seit neun Monaten sind Sean und Thea ein Paar. Die Hochzeit soll an Weihnachten in Cornwall stattfinden, wo sie sich vor einem Jahr kennen- und lieben lernten. Das Paar will eigentlich keinen Firlefanz, ein paar fröhliche Weihnachtslieder und ein paar Mistelzweige als Dekoration sollten genügen, denn für Thea ist es nicht leicht, von London aus alles zu organisieren. Doch leider haben sie die Rechnung ohne ihre turbulente Familie gemacht, und so häufen sich die Katastrophen, bis die Organisation allen über den Kopf wächst und das ganze schöne romantische Fest zu kippen droht. Ein warmherziger Roman, dessen Figuren einem so ans Herz wachsen, dass einem die kalte Winterzeit nichts anhaben kann.
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Seitenzahl: 369
Judy Astley
Roman
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Über Judy Astley
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Eins
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Zwölf
Dreizehn
Vierzehn
Fünfzehn
Sechzehn
Siebzehn
Achtzehn
Neunzehn
Zwanzig
Einundzwanzig
Zweiundzwanzig
Dreiundzwanzig
Vierundzwanzig
Fünfundzwanzig
Sechsundzwanzig
Inhaltsverzeichnis
Bei manchen Sätzen bekam man einfach sofort gute Laune. »Noch ein Stück Kuchen?« zum Beispiel, oder »Die Runde geht auf mich«. Bei anderen Sätzen sank die Stimmung dagegen schlagartig in den Keller, und das gefürchtete »Die Schule geht wieder los« gehörte für Thea dazu – ganz besonders nach diesem wundervollen Sommer. Schon zu Beginn der Sommerferien im Juli hatte sich dieser gemeine kleine Satz in ihrem Kopf eingenistet und sie nicht mehr in Ruhe gelassen. Außerdem waren die Läden, die Schuluniformen verkauften, schon vor den Ferien voller Plakate, die Lehrer und Schüler daran erinnerten, dass die freie Zeit stets wie im Flug verging und man den Kauf der vorgeschriebenen grauen Strümpfe gern aufschieben könne – aber auf eigene Gefahr.
Thea lag auf einer Sanddüne in der Sonne und versuchte, bloß nicht an die morgige Heimfahrt nach London zu denken. Heute war ihr letzter Urlaubstag in Cornwall, und es würde wohl für eine ganze Weile auch ihr letzter Tag mit Sean sein, falls es ihnen nicht gelang, zwischendurch das eine oder andere Wochenende miteinander zu verbringen. Und diesen letzten Tag würde sie sich garantiert nicht mit Gedanken an den Herbst und die nahende Winterkälte verderben.
»Ist das nicht herrlich? So ein wunderschöner Strand, und wir haben ihn auch noch fast für uns.« Thea stützte sich auf den Ellbogen und betrachtete Sean, der neben ihr auf einem FC-Liverpool-Badetuch vor sich hin döste.
»Hmm …«, machte er träge, öffnete kurz ein Auge, lächelte und döste dann weiter. Thea setzte sich auf und ließ den Blick über den Strand schweifen, an dessen Ende hohe Klippen aufragten. Zwei Spaziergänger in Wanderstiefeln arbeiteten sich gerade auf dem Küstenpfad einen Hügel hinauf, und ein Surfer in einem Wetsuit kletterte geschickt über die Felsen am Ufer entlang, immer auf der Suche nach einer Bucht, wo die Wellen noch besser wären.
So kurz nach dem Feiertag in der letzten Augustwoche kam es Thea vor, als wäre über Nacht die halbe Menschheit verschwunden. Bis vor ein paar Tagen war dieser Strand bei Cove Manor noch ein flirrendes Wimmelbild aus gestreiften Strandmuscheln, Luftmatratzen und bunten Handtüchern gewesen. Familien spielten gemeinsam Kricket, Frisbees flogen durch die Luft, und kleine Kinder spielten mit Netzen an den Gezeitentümpeln, fischten mit ihren Eimern winzige Tierchen heraus und rannten dann mit ihrem Fund aufgeregt zu ihren Eltern. Die älteren Kinder planschten im Wasser, kreischten und brachen auf Wellenbrettern durch die Brandung. Selbst an den kalten, feuchten Tagen, die jeder britische Sommer nun einmal mit sich bringt, hatten sich immer noch einige Hartgesottene in Regenjacken und mit Thermosflaschen im Schutz der Felsen zusammengedrängt, offensichtlich fest entschlossen, das Beste aus ihrem Urlaub zu machen. Jetzt genossen lediglich ein paar vereinzelte Grüppchen den Luxus des fast leeren Strands.
Keine Fußspuren im feuchten Sand, der nach dem Rückgang der Flut dunkel glänzte, keine halb fertigen Kleckerburgen, die von den Wellen hätten zerstört werden können. Die Schulkinder waren alle wieder zu Hause, und die Eltern quälten sich wahrscheinlich gerade damit herum, vor dem Schulanfang rasch noch einen Friseurtermin zu bekommen und die benötigten Schuhe für ihre Kinder aufzutreiben, die es nicht in der gewünschten Weite gab, »weil diese Weite nun mal nicht gut geht«.
Sean setzte sich ebenfalls auf und legte Thea die Hand auf die Schulter. Auf ihrer sonnenwarmen Haut fühlte sich die Berührung kühl an.
»Diese Völkerwanderung jedes Jahr Ende August … einfach herrlich«, sagte er. »Diese absolute Ruhe! Ich meine, die Urlauber sind natürlich mein täglich Brot, aber ich bin auch jedes Mal froh, wenn sie wieder weg sind.«
Thea sah ihn an. »Aber ich bin doch auch bald weg! Die Schule fängt ja nicht nur für die Kinder wieder an, sondern auch für mich. Eigentlich sollte ich schon längst wieder dort sein, den Klassenraum auf Vordermann bringen und schon mal ein bisschen was von dem Papierkram fürs neue Schuljahr erledigen.« So viel dazu, dass sie das Thema eigentlich hatte ausklammern wollen. Hoffentlich hatte sie eben nicht zu weinerlich geklungen. Sie fühlte sich eigentlich gar nicht weinerlich, nur ein bisschen wehmütig. Es hatte so viel Spaß gemacht, die kompletten sieben Wochen mit Sean (und seinem Siamkater Willy) in der ausgebauten Scheune von Cove Manor zu verbringen. Endlich konnten sie einmal echten Alltag miteinander genießen, ohne das Gehetze, das die Rückfahrt nach ihren viel zu kurzen gemeinsamen Wochenenden meistens mit sich brachte. Sie hatte tatsächlich ihren Koffer ausgepackt und einen Teil von Seans Kleiderschrank für sich beansprucht. Sie hatten das tägliche Miteinander genossen und normale Mahlzeiten zusammen gekocht, anstatt einander wie sonst mit ausgefallenen Menüs zu beeindrucken. Thea hatte die Dorfbewohner kennengelernt und sogar ein paar Freunde gefunden, mit denen sie gern Zeit verbrachte, wenn Sean arbeiten musste. Als Besitzer und Vermieter von Cove Manor, einem Luxusferienhaus mit acht Zimmern, musste er stets auf Abruf bereitstehen, falls seine Gäste etwas brauchten. Thea, ihre Eltern, ihr Bruder, ihre Schwester und deren Familien waren letztes Weihnachten die ersten Feriengäste gewesen, nachdem Sean und sein Geschäftspartner Paul das Haus renoviert hatten. Da es oft als Filmset angemietet wurde, konnte sich das Renovierungsbudget der beiden sehen lassen, und das Ergebnis dementsprechend auch. Thea musste daran denken, wie überrascht sie gewesen war, als Sean ihr erzählte, das Haus würde oft für Erotikfilme gebucht. »Wirklich«, hatte er gesagt, »je schmutziger der Film, desto edler wollen die das Set.«
Jetzt zog er Thea zu sich heran. »Stimmt, dieses Jahr bringt der September leider einen riesigen Nachteil mit sich. Mein Mädchen verlässt mich … ich sollte einen Bluessong darüber schreiben.«
»Ich befürchte, davon gibt’s schon genug.« Thea musste lachen – trotz der Niedergeschlagenheit, die immer in ihr aufstieg, wenn sie an ihr Leben in London dachte, zusammen mit der diffusen Sorge, sie würde irgendetwas Wichtiges verpassen. Sie vertrieb den Gedanken sofort entschlossen, genau wie die Melancholie, die sich bei der Aussicht auf den Abschied von Sean in ihr breitzumachen drohte. Es gab schließlich Telefon, E-Mail, Skype, Wochenenden und Halbjahresferien. So lange würden sie ja gar nicht wirklich ohneeinander auskommen müssen. Trotzdem – die meiste Zeit würde sie allein aufwachen und nach einem anstrengenden Tag in der Schule auch allein in ihr hübsches, aber leeres Haus in Südwest-London zurückkehren. Sosehr sie das Häuschen auch mochte, im Moment war das einzig Gute daran die Nähe zur M3, die sie zu Sean brachte.
»Mal im Ernst, ich werd dich wahnsinnig vermissen. Es war großartig, dich so lange hier zu haben, ich hab wirklich jeden einzelnen Tag genossen. Ich muss nur noch die letzten Gäste abfertigen, dann komme ich für ein paar Tage zu dir. Das letzte Jahr haben wir doch auch trotz Fernbeziehung überstanden. Dann schaffen wir das hier auch.«
»Schon klar, man kann nicht alles haben und so.«
»Und wir sollten dankbar sein«, fand Sean. »Stell dir mal vor, wie das früher war. Da musste man sich in einer Fernbeziehung mit Telefonzellen und Briefen begnügen. Damals hatten die Leute wirklich noch Grund zu jammern.«
»Und für amerikanische Verhältnisse zum Beispiel wären unsere fünfhundert Kilometer ja ein Katzensprung.«
»Genau.« Sean gab ihr einen Kuss. »Wir kriegen das schon hin. Und bald ist ja auch schon wieder …«
»Sag’s nicht!«, rief Thea und hielt ihm den Mund zu. »Sag ja nicht das schlimme Wort. Nicht vor dem ersten Dezember.«
»Das schlimme Wort? Meinst du Weihnachten?« Da, er hatte es ausgesprochen.
»Aaah!« Thea hielt sich die Ohren zu. »Jetzt doch noch nicht!« Obwohl sie die Feiertage mittlerweile mochte, da sie Sean im letzten Jahr über Weihnachten kennengelernt hatte, konnte sie sich immer noch nicht damit abfinden, dass die Weihnachtszeit jedes Jahr früher anzufangen schien.
»Aber genau dafür ist doch der Herbst da, oder? Damit die Geschäfte genug Zeit haben, den ganzen Kram für … na ja, für das schlimme Wort eben, an den Mann zu bringen.«
»Wenn es nach mir ginge, dürfte man das Wort frühestens nach dem fünften November überhaupt nur erwähnen«, erklärte Thea entschlossen. »Oder zumindest erst nach Halloween. Ich würde da ein Gesetz erlassen. Und dann würde ich auch gleich noch verbieten, dass vor der letzten Augustwoche davon geredet wird, dass die Schule wieder losgeht. Und diese Tipps für die perfekte Bikinifigur, die … die dürfte es gar nicht mehr geben. Wer braucht denn so was?«
»Du jedenfalls nicht, du bist ja schon perfekt.« Sean ließ seinen Finger sanft ihre Wirbelsäule hinunterwandern. Seine Berührungen lösten immer noch Schmetterlinge in ihr aus, und schon sein Lächeln am anderen Ende eines Raumes reichte aus, um sie glücklich zu machen.
»Ich sollte mich jetzt wahrscheinlich beschweren, wie kitschig das klingt, aber eigentlich will ich nur Danke sagen«, erwiderte Thea. Zu ihrer eigenen Überraschung stiegen ihr Tränen in die Augen. Sie sah auf das Meer hinaus und beobachtete zwei Surfer, die auf ihren Brettern auf eine geeignete Welle warteten. Sean war heute Morgen schon draußen gewesen. Thea saß gern mit ihrer ersten Tasse Tee vor Cove Manor und sah ihm zu, wie er unten am Strand mit seinem Surfbrett entlangjoggte, ein paar Dehnübungen machte und sich dann in die Wellen stürzte.
Wenn er wieder herauskam, schüttelte er sich immer wie ein Hund, und seine halblangen, sonnengebleichten Haare trockneten zu sanften Locken, die auch nach dem Duschen ihren leichten Salzgeruch nicht verloren. Zu Beginn ihrer Beziehung hatte sie ihn einmal gefragt, was um alles in der Welt ihn bloß dazu bewegte, sich an einem Wintertag morgens aus dem gemütlichen Bett zu quälen, den Wetsuit anzuziehen und sich ins eiskalte Meer zu stürzen. Er hatte sie angesehen, als hätte sie ihn gefragt, warum er atme. »Ich muss einfach«, hatte er erwidert. Wenn er bei ihr in London zu Besuch war, ertappte sie ihn manchmal dabei, wie er den Himmel beobachtete und dem Verlauf der Wolken zusah, als wolle er den heutigen Wellengang bestimmen. Und eigentlich sollte sie das ja auch nicht überraschen, dachte Thea bei sich, er hatte schließlich jahrelang zur Surferweltspitze gehört und fast das ganze Jahr über an internationalen Wettkämpfen teilgenommen.
Letztes Jahr um diese Zeit war sie überzeugt gewesen, ihr Leben könnte kaum schlechter laufen. Das Baby, auf das sie sich so gefreut hatte, hatte sie in der zwölften Schwangerschaftswoche einfach so verlassen. Sie war vor Kummer völlig aufgelöst gewesen. Kurz darauf hatte ihr Verlobter Rich seine Sachen gepackt, seinen Pudel an die Leine genommen und sich ebenfalls aus dem Staub gemacht. Die Monate danach waren voller Trauer gewesen. Und jetzt …
»Was denkst du gerade?« Seans Schatten fiel auf ihr Gesicht. Sie öffnete die Augen. Sean küsste sie. »Du warst eben ganz woanders, hm?«
»Ich musste daran denken, wie schrecklich der letzte Sommer war, und jetzt war dieser so wunderschön. Hätte ich nie gedacht.«
»Dass du mal jemanden wie mich aufreißen würdest?«
»Dazu sag ich jetzt lieber nichts, sonst bildest du dir noch was ein.« Thea lachte. »Außerdem weißt du eh ganz genau, wie heiß ich dich finde.«
»Der Sommer ist übrigens noch nicht vorbei, nur mal zur Info.«
»Na ja, aber fast. Nächsten Dienstag hab ich wieder dreißig Siebenjährige vor mir.«
»Und dann stehen ruck, zuck auch schon die Proben für das Krippenspiel vor der Tür, und du musst dich um Kostüme für die Hirten und die drei Weisen kümmern, stimmt’s?«
Thea knuffte Sean in die Seite. »Hey, du hättest fast schon wieder das schlimme Wort gesagt!«
»Wir müssen einfach irgendwas daran finden, worauf du dich freuen kannst. Dann musst du nicht die nächsten vier Monate lang ununterbrochen genervt sein.«
»Lässt man diese Phase nicht mit der Kindheit hinter sich? Dass man sich wie verrückt auf sein neues Fahrrad freut oder so?« Thea merkte genau, dass sie gerade ein wenig bockig war, aber sie konnte nichts dagegen tun. Der Gedanke an die riesigen Weihnachtsmannaufsteller, die die nächsten Wochen die Einkaufszentren beherrschen würden, war einfach zu grauenhaft. Ein oder zwei Wochen Weihnachten waren ja ganz nett. Aber mehrere Monate hindurch überall Glitzerkram und Dekoschnee waren einfach unerträglich.
»Vielleicht wäre eine Hochzeit zu Weihnachten ja was, worauf du dich freuen könntest«, sagte Sean leise.
Thea sah ihn an, doch er wich ihrem Blick aus und spielte nervös mit einem Strandhaferhalm.
»Wieso, feiert jemand über Weihnachten eine Hochzeit bei euch im Ferienhaus?«
Sean zuckte mit den Schultern. »Bis jetzt noch nicht, aber das kann ja noch werden.« Er sah sie endlich an und lächelte schüchtern. »Vielleicht … vielleicht wir?«
Thea verschlug es kurz die Sprache. Ihr Herz klopfte plötzlich wie verrückt. »Ach so. Also … meinst du damit …?« Hatte er etwa gerade das angedeutet, was sie dachte?
»Ja, Thea. Ich frage dich gerade, ob du mich heiraten willst.« Er hatte den Blick wieder gesenkt und verflocht mit hoch konzentrierter Miene mehrere Halme. Es war so süß, wie aufgeregt er war. Thea legte ihm die Hand auf den Arm und spürte seinen Puls unter den Fingern.
»Ja.«
»Im Sinne von ›Ja, ich weiß, was du damit sagen wolltest‹, oder ist Ja deine Antwort?«
»Meine Antwort. Ich würde dich liebend gern heiraten.« Sie beugte sich zu ihm hinüber und gab ihm einen sanften Kuss.
»Echt jetzt? Bist du dir sicher?« Er zog sie lachend an sich und umarmte sie fest.
»Hundert Prozent. Ja, ich will!« Sie hatte gar nicht darüber nachdenken müssen, keine Sekunde lang, denn sie hatte nicht den geringsten Zweifel: Sean war ihr Seelenverwandter, der Mann fürs Leben. Beim letzten Mal, vor ein paar Jahren, hatte sie sich ein paar Tage Bedenkzeit ausgebeten, um in Ruhe über den Heiratsantrag von Rich nachzudenken. Ihre Mutter hatte kommentiert, wenn sie überhaupt nachdenken müsse, sollte ihre Antwort ein klares Nein sein. Und sie hätte auf sie hören sollen. Aber sie hatte damals schon mehrere Jahre mit Rich zusammengewohnt, und die Hochzeit kam ihr vor wie der nächste logische Schritt. Erst nachdem er sie verlassen und sie sich letztes Weihnachten hier in Cove Manor langsam davon erholt hatte, war ihr aufgegangen, dass der »nächste logische Schritt« ein denkbar schlechter Grund dafür war, einander vor Zeugen ein gemeinsames Leben zu versprechen.
Sean sah sie mit leuchtenden Augen an. »Wow, das war viel leichter, als ich gedacht hätte!«
»Hast du etwa wirklich erwartet, ich würde Nein sagen?«
»Keine Ahnung! Ich mach das hier doch zum ersten Mal! Ich hatte gar keine Gelegenheit zu überlegen, was du wohl sagst, das war nämlich gerade komplett spontan. Der Moment hat sich einfach so richtig angefühlt. Ich hab nicht mal einen Ring für dich.«
Beide mussten lachen. Das Ganze war so unerwartet und gleichzeitig wunderschön. Thea ließ den Blick über den Strand schweifen, über das Meer und den Himmel, und nahm den herrlichen Moment ganz in sich auf. Wer brauchte schon einen Ring?
Sie hatte schon einmal einen gehabt. Einen dicken Diamantring, von dessen Schnäppchenpreis Rich ihr stolz vorschwärmte. Er hatte ihn während ihres Barbados-Billigurlaubs in der Nebensaison in einer Touri-Shoppingmeile erstanden. »Die wurden einem da quasi nachgeschmissen!«, erklärte er, als würde das den Ring wertvoller machen. Wirklich charmant.
Sie hatte ihm den Ring am Tag der Trennung zurückgegeben. Höchstwahrscheinlich würde Sparfuchs Rich ihn eines Tages zweitverwerten, indem er ihn einer anderen ansteckte und ihr dann noch erklärte, sie könne von Glück sagen, dass er ihn noch nicht auf eBay verkauft hatte.
»Ich brauche keinen Ring«, sagte sie. »Ich brauche nur dich. Und weißt du was? Ich freu mich auf einmal tatsächlich auf Weihnachten. Ich hätte nie gedacht, dass ich so was mal sage, wir haben schließlich noch nicht mal September.«
Sean ergriff ihre linke Hand und streifte ihr den fertigen Ring aus geflochtenem Strandhafer über den Finger. »Der hier verwelkt irgendwann. Im Gegensatz zu unserer Liebe«, sagte er. »Und ja, ich weiß: Das klingt total kitschig.«
Inhaltsverzeichnis
Die Maklerin war überpünktlich. Sie hatte die Klingel gedrückt, sicherheitshalber aber auch noch mal mit dem Türklopfer nachgelegt, als wäre sie schon zu oft mit nachlässigen Hausbesitzern und deren kaputten Klingeln konfrontiert gewesen. Mit einem kurzen Blick durch den lila Samtvorhang hatte Theas Mutter Anna überrascht festgestellt, wie jung die Dame war. Ihre Vorgesetzten sahen wohl keine Gefahr darin, sie mit dem Wertgutachten allein zu lassen. Dabei konnte man nie vorsichtig genug sein. Woher sollten sie denn wissen, dass die einzige Gefahr in diesem Altrockerhaushalt darin bestand, eine Spur zu laut von Led Zeppelin beschallt zu werden? Sie und Mike könnten ja alle möglichen finsteren Absichten hegen. Wahrscheinlich hatte die Dame noch zehn Minuten im Auto gewartet, um dann auf die Sekunde genau vor der Tür zu stehen und so die Verlässlichkeit des Immobilienbüros zu demonstrieren. Keine schlechte Idee – immerhin versank Barnes in Südwest-London nicht nur in schicken Restaurants und hippen Bäckereien, sondern auch in Maklerbüros. Wenn man nicht auf der Hut war, würde einen die Konkurrenz im Handumdrehen überholen.
»Sie ist da! Jetzt wird’s ernst!«, rief Anna in Richtung Mike, der leicht verloren mit seiner Gitarre auf dem Korbsessel in der Küche saß. Er sank jetzt schon unter dem Druck zusammen, den die eingehende Untersuchung seines Hauses mit sich brachte. Die Besucherin war in seinen Augen ein klarer Störfaktor, und Anna musste ihm einen kleinen Schubser geben, damit er überhaupt in die Gänge kam. Das ganze Haus wirkte dank seiner Haltung unordentlich, und das täte der Inspektion sicher keinen Gefallen. Es sah schon verwohnt genug aus (»abgeliebt« wäre vermutlich das bessere Wort), ohne dass Mike die Stimmung noch weiter herunterzog.
»Jetzt reiß dich mal zusammen, sonst zieht sie uns noch ein paar Tausend für mangelndes Lächeln ab.« Sie ging zur Tür.
»Guten Tag!« Anna merkte, wie falsch sie klang. Ihr strahlendes Lächeln wirkte aufgesetzt. Wieso war sie so nervös? Immerhin würde die Maklerin ordentlich absahnen, wenn (falls) das mit dem Verkauf klappen sollte. Und außerdem gingen sie keinerlei Verpflichtung ein, sie fühlten lediglich erst mal vor.
»Guten Tag, ich bin Belinda.« Die junge Dame streckte eine schmale, bleiche Hand aus. Sie trug mehrere silberne Ringe, Nagellack in einem gedeckten Rosaton und eine Bürouniform aus schwarzer Hose und Blazer, die wahrscheinlich einen professionellen Eindruck erwecken sollte. Wie eine Bankangestellte, dachte Anna. Diese Welt der Anzugträger war ihr völlig fremd. Anna stammte aus dem Bereich der Kunst und Bildhauerei und zog sich an, wie sie wollte. Hohe Absätze und flächendeckendes Make-up, jeden Tag langweilige, dunkle Kleidung statt bunter Schichten und bequemer Schuhe – das war nun wirklich nichts für sie.
»Kann ich Ihnen einen Tee anbieten?«, fragte Anna in der Küche. Sie war aufgeregt, obwohl sie genau wusste, dass es dazu keinen Grund gab. Aber ein Haus, in dem man über vierzig Jahre lang gelebt hat, verkauft man nicht mal eben so. Hätte sie diese Belinda lieber ins Wohnzimmer führen sollen? Das war groß und hell und hatte reichlich Sitzgelegenheiten, falls ein längeres Vorgeplänkel nötig sein sollte. Außerdem war es so sauber und ordentlich wie irgend möglich. Mikes üppige Aktgemälde würden die Dame vielleicht ein bisschen verstören, aber sie könnte ja stattdessen auf die riesigen alten Patchworkkissen, die zahllosen bunten Decken oder den ausladenden marokkanischen Flickenteppich in allen erdenklichen Türkistönen schauen. Andererseits konnte Anna sich in der Küche gut ablenken, während sie einander näher kennenlernten. Ihr Nervenkostüm war ähnlich dünn wie Mikes, der die Gitarre abgestellt hatte und sich betont mühsam aus dem Sessel hievte. Gab er etwa den alten Mann? Er ging nicht auf die neunzig zu, sondern war keine siebzig und stand noch voll im Saft.
»Schwarz, Kamille, Jasmin oder Minze?«, fragte Anna mit einem Blick in den Küchenschrank.
»Oh, hm, Kamille wär … ähm … ich weiß nicht genau. Ich hab’s noch nie probiert, klingt aber nett. Ich probiere gern mal was Neues.«
»Kamille riecht aber nach Katzenpisse«, warnte Mike grinsend, während er den Wasserkocher füllte.
Anna warf ihm einen warnenden Blick zu. »Mike …«
»Stimmt doch. Und das trinken eh nur Althippies.« Er lächelte, doch Anna entging nicht, wie verwirrt Belinda war. Vielleicht wusste sie nicht, was ein Althippie war. Denkbar wäre es – sie sah aus wie siebzehn (wobei das natürlich unmöglich war), und ihr Tonfall stammte aus den ruhigen Gewässern von Privatschule, Ponyreiten und Geigenunterricht. Ja, Anna würde das Haus darauf verwetten, dass sie keine Ahnung hatte, was mit »Hippie« gemeint war.
»Achten Sie nicht auf den, der macht bloß Spaß.« Anna hätte die Maklerin am liebsten hinausgeschickt und wieder hereingebeten, damit sie noch einmal von vorne anfangen könnten.
»Ach, ich möchte eigentlich lieber doch keinen Tee«, sagte Belinda. »Wir sollen eigentlich immer annehmen, selbst wenn wir keinen wollen, da die Hausbesitzer dann was zu tun haben und wir uns die Küche näher ansehen können. Die Küche verrät einem eigentlich schon fast alles über den Wert einer Immobilie. Huch …« Belinda stockte.
»Stimmt was nicht?«, fragte Mike. »Haben die rosa Küchenschränke einen Einfluss auf den Preis? Damals waren solche Farbeffekte der letzte Schrei, und alles wurde künstlich auf alt gemacht. Ich meine, bei uns lief das nicht künstlich, dafür hat unsere Großfamilie schon gesorgt. Oder haben Sie was an den Wänden auszusetzen? Ich war ziemlich stolz auf meinen Wolkenhimmel. Man tupft die Farbe erst mit einem Lappen auf und verwischt sie dann.«
Anna wünschte, er würde den Mund halten. Er plapperte sinnlos vor sich hin und verunsicherte das arme Kind nur noch weiter.
»Nein, nein, das ist … furchtbar schön. Ungewöhnlich. Ich soll so was bloß eigentlich für mich behalten«, gab sie zu. »Das war nicht besonders professionell von mir. Ich falle öfter mal mit der Tür ins Haus.« Sie lächelte Mike an und biss sich auf die Lippe. Das sollte wohl charmant und hilflos wirken, aber Anna war sofort genervt – die Masche zog bestimmt bei den meisten Männern. Belinda zupfte sich mit den hübschen Fingern an ihrem langen blonden Zopf herum. Wahrscheinlich würde sie ihn sich jeden Moment in den Mund stecken und kleinmädchenhaft darauf herumkauen.
»Orangensaft?«, fragte Anna.
»Nein, danke. Ich habe wirklich keinen Durst.«
Anna schenkte sich ein Glas Wasser ein, stellte es auf den Tisch, und alle setzten sich. Die unzähligen Tassenabdrücke auf der Tischplatte rückten ihr plötzlich ins Bewusstsein. Sie würden den Tisch natürlich mitnehmen, wenn (falls) sie umziehen würden, aber bezog ein Gutachter so etwas mit in seine Bewertung ein? Belinda beäugte den Teller mit den Keksen, bediente sich jedoch nicht.
»Na dann.« Sie zog ihr Tablet hervor. »Sie wollen sich also verkleinern?«
»Ähm, vielleicht«, antwortete Anna. »Wir haben uns noch nicht ganz entschieden, aber wir wollen auf jeden Fall umziehen. Das Haus ist viel zu groß für uns, und die ganzen Instandhaltungskosten würden wir uns auch lieber sparen, jetzt, wo wir nicht mehr so viel arbeiten.« Ihre Kinder machten ihnen die Entscheidung nicht gerade leichter, aber davon brauchte Belinda ja nichts zu wissen. Emily war in Tränen ausgebrochen (sie war schon immer nah am Wasser gebaut gewesen, aber ihre fortgeschrittene Schwangerschaft verschlimmerte das noch) und hatte erklärt, sie könnten doch unmöglich das Zuhause verkaufen, in dem sie aufgewachsen war. Jimi fand die Idee super – das Haus war viel zu groß, und sie nahmen bloß einer Familie den Platz weg. Und was Thea anging – mit ihr war nichts mehr anzufangen, seit sie an Weihnachten Sean kennengelernt hatte und jede freie Minute auf der A303 zwischen Cornwall und London verbrachte. Anna und Mike könnten ihr erzählen, sie wollten auf den Mars ziehen, und sie würde wahrscheinlich nur lächelnd erwidern: »Klingt doch schön.«
»Wir wollen erst mal rausfinden, was uns das Haus überhaupt einbringen würde. Dann wissen wir, wie unser Budget aussieht, und können uns die Optionen genauer anschauen«, erklärte Mike.
»Sie denken da wahrscheinlich an betreutes Wohnen. Meine Oma ist gerade in so eine Einrichtung gezogen, ganz traumhaft. Sehr sicher, und die Pflegekräfte sind ungemein liebevoll.« Belinda umfasste mitfühlend Annas Handgelenk.
»Ach du Scheiße!«, rief Mike. »Für wie alt halten Sie uns denn?«
»Wahrscheinlich für so alt wie ihre Großmutter«, erwiderte Anna. »Und damit liegt sie sicher nicht mal falsch.«
»Höchstens, wenn die als Kind geheiratet hat«, meinte Mike. »Ich wurde am gleichen Tag geboren wie Keith Richards. Bloß ein paar Jahre später.«
Sie schaute ihn verständnislos an.
»Der Gitarrist? Rolling Stones? Sie kennen doch bestimmt den Spruch – wenn die Welt untergeht, werden nur die Kakerlaken überleben. Und Keith Richards. Wenn wir schon den Geburtstag teilen, dann vielleicht auch die Unsterblichkeit.«
Belinda zog kichernd die Hand weg. »Meine Oma meint, die Beatles waren viel besser. Hups, tut mir leid.«
Mike schlug einen sanfteren Ton an. »Mir tut’s leid, falls ich überreagiert habe, aber im Moment spielt es keine Rolle, was wir vorhaben. Wir haben uns noch nicht entschieden. Vielleicht Wales, vielleicht West Wittering, vielleicht Willesden. Keine Ahnung.«
»Willesden kannst du dir direkt abschminken«, sagte Anna. »Und West Wittering auch. Ist das nicht voller Jachtheinis? Nicht so richtig unser Ding.«
»Also nur das Wertgutachten.« Belinda machte sich einen Vermerk auf dem Tablet. »Dabei haben wir so schöne Pflege … Nein, kein Problem. Was meinen Sie – soll ich mich allein umsehen, oder würde Sie mir die Räumlichkeiten lieber selbst zeigen?«
Wie unpersönlich, das Haus, in dem sie über vierzig Jahre lang gelebt und in dessen warmer, chaotischer Gemütlichkeit sie drei Kinder großgezogen hatten, als »Räumlichkeiten« zu bezeichnen. Mike, der die ganze Zeit irgendwelchen Blödsinn redete, war da auch keine große Hilfe. Gerade beobachtete er eine fette Elster durch die Fenstertüren, die sich am Futterhäuschen im Apfelbaum den Bauch vollschlug. Den Baum hatte Anna kurz nach Jimis Geburt gepflanzt. Thea hatte einen Pflaumenbaum bekommen, Emily einen Birnbaum. Und dann waren da noch die jüngeren Bäume für die ersten drei Enkel. Emilys Geburtstermin stand kurz bevor – würde es sich überhaupt noch lohnen, eine kleine Quitte zu pflanzen, wo sie das Haus doch womöglich verkaufen würden? Oder sollten sie das lieber in ihrem neuen Zuhause tun? Vorausgesetzt, sie hätten dort überhaupt einen Garten. Was, wenn sie sich stattdessen für eine schicke Wohnung mit einer protzigen Dachterrasse entscheiden würden? Gediehen Quitten auch in Töpfen?
»Ich glaube, ich komme lieber mit.« Wenn das Mädchen angesichts ihres Unterwasserwandgemäldes (inklusive barbusiger Meerjungfrau) im Bad und der bestickten Knautschsamtvorhänge (zwar leicht zerschlissen, aber immer noch wunderschön) schon die glatte Stirn krausziehen musste, dann wollte Anna zumindest in der Lage sein, ihr Zuhause zu verteidigen, statt sich vom Untergeschoss aus das Schlimmste auszumalen.
»Ich werde mich auch erst mal nur umschauen«, erklärte Belinda, während sie weiter auf ihr Tablet eintippte. »Vermessen und so weiter kommt dann später, falls Sie sich zum Verkauf entschließen. Ich kann Ihnen heute schon mal einen ungefähren Preis nennen, aber den muss ich im Büro noch genauer berechnen und gebe Ihnen dann offiziell Bescheid. In dieser Gegend hier herrscht eine Riesennachfrage.« Sie gingen hinüber ins Wohnzimmer. »Solche Häuser mit Doppelfassade kommen nur ganz selten auf den Markt, und dann noch der Blick auf die Sportplätze. Großer Garten, perfekt für eine junge Familie.«
»Kann eine junge Familie sich das überhaupt leisten?« Anna war aufrichtig interessiert. Sie hatte nur eine vage Vorstellung von den örtlichen Immobilienpreisen, und diese Ecke Londons war schon immer teuer gewesen. Das Haus hatte ursprünglich Mikes Eltern gehört, und sie und Mike hätten es sich unmöglich leisten können, nicht einmal damals.
»Sie machen sich ja keine Vorstellung.« Belinda betastete prüfend Annas terrakottafarbene Einbauregale und machte sich noch ein paar Notizen. »Hier ist alles voll von Medienfuzzis und Bankern, die einen guten Anschluss ins Zentrum und so viele Grünanlagen wie möglich wollen.« Sie zupfte an den Vorhängen, warf einen Blick auf die Flügeltür, die in den Garten hinausführte, und hob den Teppich an, um die breiten Eichendielen zu inspizieren. »Schön«, sagte sie, sonst nichts, und Anna konnte nur vermuten, was sie sich auf ihrem Tablet notierte.
»In diesem Haus steckt eine Menge Potenzial«, verkündete sie, während sie die Treppe zu den Schlafzimmern hinaufstiegen. Mit deren Größe schien sie zufrieden, doch die smaragdgrüne Ausstattung des Badezimmers schien ihr nicht sonderlich zuzusagen. Anna war dankbar, dass Belinda ihre Zunge im Zaum hielt: Wanne und Waschbecken waren ein glücklicher Fund gewesen – echte Schätzchen aus den 1930ern im Art-déco-Stil.
»Fantastisch!«, rief Belinda, als sie die kunstvoll verzierte Stuckleiste in einem der hinteren Schlafzimmer entdeckte. »Wir betonen ja immer den Wert von Original-Bauelementen, aber die Käufer wollen sich natürlich auch selbst verwirklichen. Man könnte auf jeden Fall ein paar Wände einreißen, damit die Küche bis zum Garten reicht. Den Dachboden sollte man auch endlich ausbauen, und dieses Räumchen hier …« Belinda öffnete eine Tür und spähte in das Zimmer, wo Anna die Bügelwäsche aufbewahrte und wieder herausholte, wenn sie lange genug unter dem Haufen gelegen hatte, um sich von selbst zu glätten. »Ideal für eine hübsche Nasszelle, bräuchte nur einen kleinen Durchbruch ins Nebenzimmer.«
Anna tat das Haus leid. Wenn es ein Mensch wäre, würde es jetzt um eine tröstliche Umarmung betteln. So fühlte es sich wahrscheinlich an, wenn ein berühmter Schönheitschirurg einem erklärte, was alles zu alt und zu ausgeleiert an einem war, um sich damit noch in der Öffentlichkeit zu zeigen, und sollte man sein Angebot ausschlagen, das alles für mehrere Hunderttausend zu beheben, könne man sich gleich eine Papiertüte über den Kopf stülpen.
»Uns hat es eigentlich immer gereicht«, sagte Anna wie zur Verteidigung.
Belinda lachte. »Vielleicht, aber Familien, die sich das hier leisten können, werden es ausbauen wollen. Das will doch jeder. Idealerweise zu einem separaten Stockwerk für die Kids, und natürlich ein Zimmer für die Nanny. Das könnte man zum Beispiel ruck, zuck über die Garage setzen. Und wenn man diese alte Klapperhütte im Garten abreißt, ist dort Platz für ein anständiges Home Office, das ist mittlerweile fast Standard. Ich bin mir sicher, dass das ein echter Renner wird.« Anna bemerkte, dass Belinda sich gierig die Lippen leckte, während sie sich noch einen Vermerk machte. Sie gingen wieder hinunter in die Küche. Mike war verschwunden. Ob sie Belinda erzählen sollte, dass er wahrscheinlich gerade in der alten Klapperhütte war, die ihnen in den letzten vierzig Jahren als gemeinsames Atelier so treue Dienste geleistet hatte? Bestimmt hatten Poster mit ihren Designs in Belindas Wohnheimzimmer an der Wand gehangen. Und doch: Die Hütte wurde hauptsächlich von uralten Ölfarbschichten zusammengehalten und würde einen ordentlich Windstoß wahrscheinlich nicht überleben. Was könnte man wohl stattdessen dorthin bauen? Ein stylishes Mini-Apartment oder so einen Schickimickibauwagen voller Wimpel mit übertrieben verspieltem Muster? Vielleicht einen kleinen Holzpavillon mit Veranda wie auf dem örtlichen Kricketplatz? Das würde ihr gar nicht mal so schlecht gefallen.
»So.« Belinda gab erneut etwas auf ihrem Tablet ein. »Ganz grob gesagt, und in Anbetracht der Tatsache, dass so viel renoviert werden muss, kommen wir wahrscheinlich nicht über die magische Drei hinaus. Timing spielt da auch eine Rolle. Die meisten Leute werden noch vor Weihnachten einziehen wollen. Wie ist Ihr Zeitplan denn so?«
»Äh, das wissen wir noch nicht genau. Und was meinen Sie mit ›die magische Drei‹?«
»Ach so, drei Millionen«, erwiderte Belinda leichthin. »Ich würde sagen, zwei Komma neun fünf als Preisvorstellung, aber das muss ich mir erst noch bestätigen lassen, und Sie müssen da vielleicht ein bisschen flexibel sein … ist alles in Ordnung?«
Anna war in Mikes Korbsessel geplumpst und zupfte an einem losen Röhrchen. Sie würden also allem Anschein nach wirklich umziehen. In eine günstigere Gegend und ein kleineres Haus, was richtig Nettes, und selbst dann hätten sie immer noch eine Menge Kleingeld übrig. Wie die meisten Künstler hatten sie keine ausgeklügelte Altersvorsorge, das blieb alles am Haus hängen. Doch der Abschied würde ihr schwerfallen – das viele Ausmisten und Sortieren –, und dann müssten sie sich ja auch noch etwas Neues suchen. Das wäre ein Riesenumbruch. Doch es war an der Zeit. Sie erfreute sich zwar bester Gesundheit und war voller Energie, aber bis zu ihrem achtundsechzigsten war es nicht mehr weit. Außerdem hätte sie auch nichts dagegen, endlich weniger Aufwand mit ihrem Zuhause zu haben. Fünf Zimmer, drei Badezimmer und ein riesiger Garten waren für zwei Leute einfach viel zu viel, und die Kosten – Kommunalsteuer, Instandhaltung – lasteten ebenfalls immer schwerer auf ihnen.
»Ja, ich glaube schon«, sagte sie. »Ich bin bloß ein bisschen von den Socken.«
Belinda wirkte besorgt, fast angstvoll, dass sie sich womöglich gleich um ein Ohnmachtsopfer würde kümmern müssen.
»Sind Sie enttäuscht?«, murmelte sie. »Das tut mir leid …« Wieder legten sich die schmalen Finger um Annas Handgelenk. Diesmal wehrte Anna sich nicht.
»Nein, um Himmels willen. Überhaupt nicht. Ganz im Gegenteil.«
Inhaltsverzeichnis
Es waren keine echten Wehen, nur die sogenannten Braxton-Hicks-Kontraktionen, mit denen Mutter Natur einem zeigen will, womit man in etwa zu rechnen hat. Emily war sich da ganz sicher, denn das Baby sollte ja erst in acht Tagen kommen, an einem Freitag, und am besten am frühen Abend, denn dann konnte Thea die beiden Kinder Milly und Alfie abholen und über das Wochenende mit zu sich nehmen. Dann müsste sich Sam nicht um die beiden kümmern und könnte sich voll und ganz auf die Geburt konzentrieren. Als Milly zur Welt kam, war er betrunken gewesen, und bei Alfie war er im entscheidenden Moment auf eine Zigarette vor der Tür. Dieses Mal würde es anders laufen. Dieses Mal wäre er die ganze Zeit dabei, würde ihr den Rücken streicheln, ihr den Schweiß von der Stirn tupfen und am Ende die Nabelschnur durchschneiden wie ein richtiger Vater.
Der errechnete Geburtstermin, der fünfte September, stand mit Kuli im Kalender, und was sie mit Kuli eintrug, das stand fest. Wenn Emily es nicht furchtbar genau nahm, brach unweigerlich Chaos aus. Haushalt, Kindererziehung und ein Steuerbüro funktionierten nun mal nicht ohne einen exakten Plan. Für Planlosigkeit und Unzuverlässigkeit war in diesem Haushalt Sam zuständig. Und seitdem sie vor zwei Wochen nicht ganz freiwillig ihren Mutterschaftsurlaub angetreten hatte, sah sie nur zu deutlich, was Sam alles dem Zufall überließ. Warum war das Einkaufen beispielsweise bei ihm keine vernünftig geplante Aktion? Stattdessen schleppte er Tüten voller willkürlich zusammengewürfelter Lebensmittel mit sich herum, während er die Kinder von ihren nachmittäglichen Freizeitbeschäftigungen abholte. Dadurch hatte er doch gar nicht beide Hände frei, um sie sicher über die Straße zu führen! Schrecklich. Wahrscheinlich sogar strafbar. Sollte es zumindest sein. Man konnte schließlich von zwei kleinen Kindern nicht erwarten, dass sie mit ihren Rollern brav am Straßenrand warteten, bis das grüne Männchen aufleuchtete, und noch viel weniger, dass sie mit dem tödlichen Idioten rechneten, der in halsbrecherischem Tempo noch bei Rot über die Kreuzung raste. Außerdem hatte sie Sam doch so oft vorgeschlagen, die Mahlzeiten für die ganze Woche vorzuplanen, damit er die Zutaten online bestellen und sich den Gang zum Supermarkt sparen konnte. Aber nein, er behauptete, das Einkaufen gäbe ihm Zeit zum Nachdenken und er könne seine wöchentliche Kolumne für die größte Sonntagszeitung des Landes über seine Abenteuer als nicht ganz perfekter Vater wohl kaum schreiben, wenn er nie den Schreibtisch verließ.
Das war das Problem mit seinem Job als Journalist: Im Namen der »Recherche« fand er für alles eine Ausrede. Außerdem müssten Milly und Alfie lernen, dass das Essen nicht im Karton in einem Lieferwagen wuchs, meinte er. Sie sollten stattdessen sehen, dass dafür Regale bestückt wurden, Geld den Besitzer wechselte und man Nettigkeiten mit den Kassierern austauschte. Sie sollten das Obst selbst anfassen und aussuchen können und dabei gleich lernen, was gerade Saison hatte.
Ihre Antwort (Waitrose sei ja nun nicht gerade ein französischer Wochenmarkt, Zuckererbsen aus Peru im November brächten einem Kind außerdem nicht viel über saisonale Erntezeiten bei, und die »Nettigkeiten« an der Kasse gingen ja wohl nicht über ein knappes »Hamse das nicht kleiner?!« hinaus) ließ sie wieder einmal wie einen kleinlichen Kontrollfreak dastehen. Sie wollte das gar nicht. Sie verstand nur nicht, warum nicht einfach alles seine Ordnung haben konnte.
Emily setzte sich auf die Couch und streichelte ihren Bauch. Die Muskeln zogen sich zusammen, und die Haut spannte sich. Definitiv Vorwehen, nur eine kleine Aufwärmübung. Trotzdem war sie froh, dass sie sicherheitshalber die gestreifte Tagesdecke aufs Sofa gelegt hatte. Die Kontraktionen kamen und gingen schon seit dem frühen Morgen, und es fühlte sich auch an, als wäre bereits ein wenig Fruchtwasser ausgetreten. Aber es war eben auch nur so ein Gefühl, also kein Grund zur Sorge.
»Hallooo! Jemand zu Hause?«
Emily setzte sich erschrocken auf. Diese verdammte Charlotte. Wieso spazierte die jedes Mal einfach so zur Küchentür rein, anstatt wie normale Menschen zu klingeln? Seitdem sie letztes Weihnachten auf der Familienfeier in Cornwall als »Bekannte« von Emilys Vater aufgetaucht war und dann wegen der heftigen Schneefälle auch eine ganze Weile hatte bleiben müssen, betrachtete sie sich anscheinend als neues Familienmitglied. Emily musste bei ihr immer an eine Katze in einer Hausgemeinschaft denken, die sich bei allen Bewohnern gleich wohlfühlt.
Sie stemmte sich mühsam vom Sofa hoch und ging in die Küche. Mittlerweile hatte sie ziemliche Rückenschmerzen und mit den Händen auf der schmerzenden Stelle den typischen Watschelgang einer Schwangeren. Wehe, du lachst, drohte sie Charlotte innerlich. Wehe!
»Hi, Emily! Ich wollte nur kurz …«
»Sam ist nicht da«, unterbrach Emily sie mürrisch.
Charlotte schob sich an ihr vorbei und stellte schwungvoll ihre Einkaufstüten auf den Küchentisch. Zwei Bierdosen kullerten heraus, und Emily fing sie gerade noch auf, bevor sie vom Tisch fielen. »Er kann leider nicht zum Spielen rauskommen, weil er mit den Kindern bei einer Freundin von Milly ist.«
»Kein Problem!«, erwiderte Charlotte fröhlich, offensichtlich völlig unbeeindruckt von Emilys unterkühlter Begrüßung. »Ich bin ja nicht nur mit ihm befreundet, sondern ein Spaß für die ganze Familie!« Sie lachte. Emily verzog keine Miene. Charlotte betrachtete sie prüfend von oben bis unten. »Du Arme, kein Wunder, dass du so eine Flappe ziehst. Du platzt ja gleich! Setz dich mal hin, ich mach uns einen Tee. Schade, dass du nichts Härteres darfst, ein Gläschen Wein könntest du bestimmt gerade gut vertragen.«
Sie schubste Emily förmlich auf einen Küchenstuhl und machte sich dann an den Schränken zu schaffen. Emily ermahnte sich, das Ganze gelassen zu sehen. Charlotte wollte ja nur nett sein. Aber wie diese Frau hier ihre Schränke öffnete und wieder zuklappte und ganz genau wusste, wo alles war, machte deutlich, wie oft sie schon hier gewesen war und mit Sam gelacht, im Garten geraucht und ein Mittagsbierchen getrunken hatte, während Emily bis über beide Ohren in Steuererklärungen steckte. Sie liebte ihre Arbeit, sie liebte Zahlen und Finanzen und brachte gerne Ordnung in anderer Leute Abrechnungen. Aber sie tat das alles nicht, damit Sam sich in der Zeit zu Hause mit der Exgeliebten seines Schwiegervaters amüsieren konnte.
»Du bist jetzt offiziell im Mutterschaftsurlaub, nicht? Nimmst du ein ganzes Jahr frei, oder teilst du es dir mit Sam?« Charlotte stellte unsanft Emilys Lieblingstasse vor ihr ab. Ein paar Tropfen Tee spritzten auf den Tisch. Emily wischte sie mit dem Finger weg und leckte ihn ab.
»Sam ist ja eh immer zu Hause, also könnte ich schon ein ganzes Jahr machen. Aber ich will eigentlich nicht so lange bei der Arbeit fehlen.«
»Du klingst nicht gerade begeistert. Ich wär glücklich über so viele Kinder. Du hast es ganz schön gut.«
»Weiß ich doch.« Emily rieb sich den schmerzenden Rücken. »Aber ich bin eben nicht gern so lange von der Arbeit weg. Es kann so viel schiefgehen. Und wenn da erst mal was eingerissen ist, kriegt man das alles so schwer wieder auf Kurs, weißt du?« Nein, wusste sie wahrscheinlich nicht, dachte Emily. Charlotte bezeichnete sich selbst als Freigeist, war Ende vierzig, ein wenig schlampig, unbekümmert und hangelte sich von einem Gesangsauftritt zum nächsten, mal in irgendeinem unbekannten Klub, mal in einem angesehenen Theater, und wenn sie eine Weile keine Arbeit hatte, hatte sie eben eine Weile keine. Das schien ihr überhaupt nichts auszumachen. Emily hingegen würde an ihrer Stelle vor Panik nicht wissen, wohin mit sich. Letzten Dezember war Charlotte zum Beispiel für ein Musical in Plymouth gebucht worden, und nur wenige Tage vor Weihnachten wurde das Ganze plötzlich abgeblasen. Das hatte sie nicht im Geringsten belastet.
»Bleib mal ganz locker, Em.« Charlotte wühlte in ihren Einkaufstüten (von einem Supermarkt, in den Emily nie gehen würde) und zauberte eine Packung Schokoladenkekse hervor. Sie riss die Packung mit den Zähnen auf und hielt sie Emily hin. Emily nahm einen Keks und knabberte vorsichtig am Schokorand. Charlotte verschlang ihren mit zwei gierigen Bissen.
»Das Mittagessen fällt heute aus«, erklärte sie, wobei ihr ein paar Krümel aus dem Mund fielen. »Ich mach gerade die 5x1-Diät, also esse ich fünf Kekse mit jeweils hundert Kalorien. Wenn man eh so wenig essen darf, dass man hungern muss, kann man’s auch mit was machen, was einem schmeckt.«
»Bist du dir sicher, dass das so funktioniert?«, fragte Emily, die ihren Keks noch nicht einmal zur Hälfte gegessen hatte. »Das klingt irgendwie nicht ganz logisch.«
Charlotte nahm sich noch einen Keks und betrachtete ihn nachdenklich. »Hm. Weiß nicht. Aber ist ja eigentlich auch egal, Hauptsache, ich esse weniger, oder? Ich könnte entweder auf die Kekse verzichten oder auf alles andere, und da bleib ich doch lieber bei den Keksen.« Sie grinste. »Wenn’s was zu vernaschen gibt, bin ich ganz vorne mit dabei, kennst mich doch!«
Dagegen konnte Emily nichts sagen. Charlotte nahm alles mit, was das Leben an Genüssen zu bieten hatte. Fast beneidete sie sie manchmal deswegen. Aber auch nur fast. Wie sich das wohl anfühlte, durchs Leben zu gehen, ohne sich Gedanken über finanzielle Sicherheit oder die Rente zu machen und nicht mal ein eigenes Haus zu besitzen? Charlotte wohnte zur Miete in einer winzig kleinen Wohnung direkt an den Bahngleisen. Emily hatte einmal zu ihr gesagt, dass es doch unglaublich laut sein müsse, aber die ewig positive Charlotte hatte lediglich erwidert, Züge würde doch wohl jeder mögen.
»Und, wann kommt dein verliebtes Schwesterlein zurück?« Charlotte hatte beide Hände um ihre Tasse gelegt, und Emily fiel auf, dass jeder Nagel in einem anderen Pinkton lackiert war. Bestimmt war sie heute Morgen schon im Einkaufszentrum gewesen, dachte sie bei sich. Charlotte hatte ihr einmal erklärt, dass man sich kostenlos eine komplette Maniküre verschaffen konnte, indem man zu den verschiedenen Make-up-Abteilungen ging, sich »beraten« ließ und jeweils darum bat, eine Farbe auf einem Nagel ausprobieren zu dürfen. Letztes Weihnachten in Cornwall hatte sie Milly ebenfalls die Nägel gemacht, und seitdem bettelte das Mädchen Emily ständig an, ihr Glitzernagellack zu kaufen. Falls sie mit elf anfangen sollte, heimlich Mascara zu tragen und sich die Haare lila zu färben, wüsste Emily, auf wen das zurückzuführen war.
»Morgen, glaube ich«, antwortete sie. »Dienstag geht die Schule wieder los, und Thea braucht bestimmt das Wochenende, um sich vorzubereiten.«
»Echt jetzt?« Charlotte sah verwirrt aus. »Ich dachte, bei solchen Jobs muss man nur pünktlich auf der Matte stehen und sein Zeug runterleiern. Wieso braucht sie denn drei Tage? Um sich für ein Outfit zu entscheiden?«
»Lehrer müssen nicht einfach nur ›auf der Matte‹ stehen«, erwiderte Emily und nahm sich noch einen Keks – was eigentlich nicht okay war, wie viel wollte sie denn während dieser Schwangerschaft noch zunehmen? »Die müssen doch die Stunden vorbereiten und so.«
»Stimmt. Ist nur schon so lange her, dass meiner zur Schule gegangen ist, da hab ich das alles längst vergessen. Der lebt ja jetzt in Australien, und ich kann froh sein, wenn er mich mal anruft. Irgendwann werden die Kleinen eben flügge.«
Emily stiegen die Tränen in die Augen. Der Gedanke daran, dass Milly und Alfie eines Tages am anderen Ende der Welt leben und womöglich nie an sie denken könnten, machte sie unglaublich traurig. Am Ende würde sie noch eine von diesen Frauen werden, die acht Kinder in die Welt setzten, weil sie es nicht ertrugen, mal kein Baby im Haus zu haben. Das passte aber weder zu ihrer beruflichen Situation noch zu ihrem sonstigen Lebensplan oder auch nur zu ihrer Liebe zu cremefarbenen Sofas. Sie schlug sich die Idee schnell wieder aus dem Kopf, bevor sie sich dort einnisten konnte.
»Aber egal«, fuhr Charlotte fort, die Emilys feuchte Augen anscheinend nicht bemerkt hatte, »Hauptsache, ihm geht’s gut. Mehr will man doch gar nicht, stimmt’s? Vielleicht kommt er ja über Weihnachten nach Hause. Aber ich glaube eher nicht.« Sie stand auf, setzte frisches Wasser auf und spülte kurz die Tassen aus. »Apropos Weihnachten – was macht ihr eigentlich dieses Jahr? Letztes Jahr war der Hammer, oder?« Ihr tiefes, schmutziges Lachen erklang. »Damit habt ihr bestimmt nicht gerechnet, dass die ganze Familie irgendwo eingeschneit festsitzt und auch noch die Liebhaber eurer Eltern dabei sind!«
»Ich glaub nicht, dass Alec wirklich Mums Liebhaber war. Er hat doch mehr Zeit in deinem Bett verbracht als irgendwo sonst.« Eigentlich wollte Emily darüber gar nicht nachdenken. Allein die Vorstellung war ja völlig absurd. Alec war höchstens Mitte vierzig, und ihre Mum war … sie hatte jedenfalls schon seit ein paar Jahren ein Seniorenticket für den Bus.