Träume, die auf Reisen führen - Mascha Kaléko - E-Book

Träume, die auf Reisen führen E-Book

Mascha Kaléko

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Beschreibung

Für Gedichtliebhaber ein Schatz und für Kinder zum Kringeln komisch: Mascha Kalékos Kindergedichte. Zärtlich verspielt, oft ungeheuer lustig und voller Sprachwitz sind Mascha Kalékos Kindergedichte. Da ist der Fuchs, der behauptet, ein Vegetarier zu sein, Kater Schnurrdiburr, der gerne Mozart hört und auch ein Maus-Kotelett nicht verschmäht, oder Frau Wegerich aus Sachsen, die ihren Peter Beder ruft. Tiergedichte, Gedichte zum Träumen, zum Essen und Trinken, als Begleiter durchs Jahr, über Freunde und Familie, Spiel- und Spaßreime, sie alle sind hier versammelt in einem großen Hausbuch zum ersten Entdecken und Wiederentdecken. Mascha Kalékos Kindergedichte machen glücklich. Und wer nicht einschlafen kann, der liest vom Mann im Mond – der hängt bunte Träume / die seine Mondfrau spinnt aus Licht / allnächtlich in die Abendbäume / mit einem Lächeln im Gesicht.

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Seitenzahl: 55

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MASCHA KALÉKO

Träume, die auf Reisen führen

Gedichte für Kinder

Mit Illustrationen von Hildegard Müller

Herausgegeben von Eva-Maria Prokop

Die Gedichte in diesem Buch sind in einer Zeit entstanden, in der die deutsche Rechtschreibung noch nicht reformiert war. Deshalb mussten wir uns fragen, soll man sie in die neue Rechtschreibung bringen oder so lassen, wie die Autorin sie verfasst hat. Lebt ein Dichter oder eine Dichterin noch, kann man fragen. Mascha Kaléko können wir nicht mehr fragen. Deshalb fanden wir es richtig, sie so zu schreiben, wie Mascha Kaléko sie verfasst hat.

Entnommen sind die Gedichte der Ausgabe »Sämtliche Werke und Briefe« in vier Bänden.

Ich traf einmal – in San Domingo Am Meeresstrande ’nen Flamingo

Tiere aus fernen Ländern

Der Tiger

Es ist nicht nötig, daß du vor ihm bangst;

Denn sieh: sein Eisenkäfig ist vergittert.

– Ein Tiger hat vor Tigern keine Angst.

Doch scheint es möglich, daß vor dir er zittert.

Königlicher Einmarsch der Löwen

Der Wüstenkönig wirkt zwar majestätisch,

– Doch sitz ich nicht gern neben ihm am Teetisch!

Reißt er das Maul nur auf, um schlicht zu gähnen,

Seh ich als »Sandwich« mich in seinen Zähnen!

… Zum Löwen fällt mir weiter nichts mehr ein,

Als, wenn er plötzlich näherkommt, zu schrein!

Der Schakal

Es heult allnächtlich der Schakal

Von fern aus seinem Jammertal.

Aus tiefster Not hörst du es schrein:

»Bin-so-allein … Bin-so-allein …«

Und findet sich dann ’ne Schakalin,

Heult er mitsamt der Frau Gemahlin.

Und wie zuvor hört man es schrein:

»Bin-nun-zu-zweien-so-allein …«

Die Giraffen

Giraffen haben meistens sehr viel Hals,

Den sie in jede Himmelsrichtung lenken.

Das ist sehr praktisch. – Aber keinesfalls

Lohnt es sich, ihnen ein Kollier zu schenken.

Zunächst: Weil Schmuck die Tiere irri-tiert,

Und dann: Weil er sich im Terrain verliert …

Der Elefant

Sein Taillenumfang ist bombastisch,

Geradezu elefantastisch!

Sein Habitat: zumeist Ostindien.

Doch auch im Zoo ist er zu find(i)en.

Von Temperament ein Pessimist,

Der Angetanes nie vergißt.

In alter Zeit die Fürsten sandten

Als Souvenir sich Elefanten.

Die großen Herrn im Fernen Osten

Von damals ließen sichs was kosten!

… Doch zogen sie sichs, nicht zu knapp,

Als »Wüste-Sonderspesen« ab.

Affenliebe

Vielfältig sind der Liebe Sitten,

Auch, eh man zum Altar geschritten.

Lateiner küssen con amore,

Auf in den Kampf ziehn Toreadore.

Berliner vorher Kaffee trinken,

Seeleute nachher gerne winken …

Japaner Blumenverse schreiben,

Und Eskimos gern Nase reiben.

Ja, selbst die Liebste des Schimpansen

Krault ihm verzückt die Ponyfransen.

Und er? Was tut der Herr? Mir graust:

Es scheint, daß sie der Affe laust!

Das Stachelschwein

Bedenke: Selbst ein Stachelschwein

Hat seine Grundprinzipchen

Und ganz wie du ein Liebchen,

Das ihn mit Sticheleien rügt,

Weil er den Feind nicht schärfer piekt.

– Doch bleiben Stachelschweine

Trotzdem nicht gern alleine …

Das Zebra

Das Zebra mag ein jeder leiden,

Zumal, da es die Streifen kleiden.

Ein Zebra, – selbst, wenn es intim –

Streift selten ab das Streifkostüm.

Und die Moral von der Geschicht?

Das Kamel

Bedauernswert ist das Kamel!

– Das Tier muß es ertragen,

Daß seine Freunde, geht was fehl,

»Du Mensch!« verächtlich sagen.

Bei Känguruhs

Wird Känguruh Papa, so droht

Ihm selten nur die Wohnungsnot.

– Denn Känguruh-Mama hat immer

Ein eingebautes Kinderzimmer.

Der Polarbär

(mit Schlußgebet)

Der Eisbär, weil im Eis geboren,

Ist von Natur recht unverfroren.

Wird er von allen kaltgestellt,

Grinst er: »Mich kann die ganze Welt …«

Und legt sich auf die Bärenhaut.

– Ach wären wir doch so gebaut!

Statt nur neurotisch-schizoid.

… Herr: schüfst Du uns polaroid!

Der Flamingo

Ich traf einmal – in San Domingo

Am Meeresstrande ’nen Flamingo.

Gewiß, der Ort ist recht entlegen.

Doch war es dort! Des Reimes wegen.

Monsieur Pänguän

Ein Pinguin aus besserm Haus

Spricht sich »Pän-guän« – französisch – aus.

Wie Paul Gauguin, der Maler weiland,

Haust er auf einem fernen Eiland.

– Ein eingeborner Parvenü,

Trägt er den Frack schon in der Früh!

Krokodilemma

Im Schaufenster das Krokodil

Hat Tränen viel verloren.

Umsonst: Es war am fernen Nil

Zur Brieftasche geboren.

Die Schildkröte

Gott gab den Schild zum Schutz der armen Kröte,

Daß man sie nicht verwunde oder töte.

Genügsam und geduldig wie ein Lamm,

Freut sie sich ihres Lebens selbst im Schlamm.

… Ihr Dasein wäre recht beschaulich,

Wär sie nur nicht so leicht verdaulich!

Klapperschlangen, Blindschleichen und anderes Natterngezücht

Vor stummen Schlangen ist mir doppelt bange.

… Dann lieber schon ’ne Plapper-Klapperschlange.

Das aber denk ich mir zum Steinerweichen:

Als Schlange auch noch blind zu schleichen.

Den kühnentschlossnen Welterobra

Schreckt weder Natterngift noch Kobra.

Ertönt sein »Heil im Siegerkranz …«,

Folgt alles ihm im Schlangentanz.

Ein seltsamer Vogel …?

Es gibt im Reiche der Chinesen

ein recht bewundernswertes Wesen:

– Ein Vogel, der sich im Geäst

still und bescheiden niederläßt

und, wenn ’nen zweiten er erblickt,

auf seinem Ast beiseiterückt.

Anmerkung:

Nein, ich erfand es nicht, dies Wesen!

Hab’s in nem alten Buch gelesen.

Der leichtbeschwingte Papagei

Es hat ein jeder Papagei

’ne angetraute Mamagei.

Doch geht er fremd, sagt sie: »Ich bitt dich!

… Und gar mit einem Wellensittich!«

Kaka»du« und Kaka»Sie«

Ein schwerverliebter Kakadu

Hat hier sein erstes Rendezvous

Mit einer grünen Kaka-Duse.

– Er nennt sie seine Pampel-Muse.

Sie ist nicht spröde, ihrerseits.

Man kakaduzt sich auch bereits.

Und übers Jahr wird ein Terzett

Aus diesem Kakadu-Duett.

Zoo-Gespräch

Da! Sehnsemal: en Kranich!

– Sie, ärgernse den ja nich.

Schnurrdiburr, das Katertier

Heimische Tiere

Ornithologisches und Unlogisches

Der Amsel (»… Drossel, Fink & Star«)

Wird manches angedichtet.

Vom treuen Schwalben-Ehepaar

Wird Gutes nur berichtet.

Die Lerche singt angeblich vom Scheiden

Und die Nachtigall

Mit lieblichem Schall

Vom Nachtigallenleiden.

Storch auf dem Dach bringt Glück ins Haus,

Und Möwen sehn wie Emma aus.

»Kiwitt, kiwitt« und »tirili …«

Heißt stets: »Madame, ich liebe Sie!«

– So spricht der Volksmund. Doch, ich glaube fast:

Die Vögel selber lachen sich ’nen Ast …

Die Katze

Ist so lebenstüchtig,

So launisch und so eifersüchtig,

So taubensanft, so schlangenschlau

Wie eine nur zweibeinje Frau.

Tut sie auch keusch wie ’ne Novize –

’ne Messalina ist die Mieze.

Ja, schon zur Zeit der Pyramiden

War sie nicht unter den Frigiden!

Der Kater – ein Selbstgespräch

Wie? Mäusefangen? Nich die Spur!

Bloß Gabelfrühstück und l’amour…