Träume im Sternkristall - Mara Laue - E-Book

Träume im Sternkristall E-Book

Mara Laue

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Beschreibung

Ein Buch voller Beobachtungen über Lebensfreude, Naturerscheinungen, Trauer, Alltagserlebnisse, ironische Episoden über menschliche Schwächen, zauberhafte Begegnungen mit Mensch, Tier, Gewitterhexe und manch anderem ungewöhnlichen Geschöpf. Ein „Tage-Buch“ der besonderen Art, das jedem Tag des Jahres eine Mini-Geschichte widmet. Lassen Sie sich verzaubern auf einer ungewöhnlichen Reise durch die Jahreszeiten.

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Mara Laue

 

 

Träume im Sternkristall

 

Ein Jahr in 366 Mini-Geschichten

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Impressum

 

Copyright © by Author/Bärenklau Exklusiv

Cover: © by Bärenklau Exklusiv mit einem Motiv von Mara Laue, 2024

Innenillustrationen: © by Mara Laue

Korrektorat: Bärenklau Exklusiv

 

Verlag: Bärenklau Exklusiv. Jörg Martin Munsonius (Verleger), Koalabärweg 2, 16727 Bärenklau (OT), Gemeinde Oberkrämer. Kerstin Peschel (Verlegerin), Am Wald 67, 14656 Brieselang

 

Alle Rechte vorbehalten

 

Das Copyright auf den Text oder andere Medien und Illustrationen und Bilder erlaubt es KIs/AIs und allen damit in Verbindung stehenden Firmen und menschlichen Personen, welche KIs/AIs bereitstellen, trainieren oder damit weitere Texte oder Textteile in der Art, dem Ausdruck oder als Nachahmung erstellen, zeitlich und räumlich unbegrenzt nicht, diesen Text oder auch nur Teile davon als Vorlage zu nutzen, und damit auch nicht allen Firmen und menschlichen Personen, welche KIs/AIs nutzen, diesen Text oder Teile daraus für ihre Texte zu verwenden, um daraus neue, eigene Texte im Stil des ursprünglichen Autors oder ähnlich zu generieren. Es haften alle Firmen und menschlichen Personen, die mit dieser menschlichen Roman-Vorlage einen neuen Text über eine KI/AI in der Art des ursprünglichen Autors erzeugen, sowie alle Firmen, menschlichen Personen , welche KIs/AIs bereitstellen, trainieren um damit weitere Texte oder Textteile in der Art, dem Ausdruck oder als Nachahmung zu erstellen; das Copyright für diesen Impressumstext sowie artverwandte Abwandlungen davon liegt zeitlich und räumlich unbegrenzt bei Bärenklau Exklusiv. Hiermit untersagen wir ausdrücklich die Nutzung unserer Texte nach §44b Urheberrechtsgesetz Absatz 2 Satz 1 und behalten uns dieses Recht selbst vor. 13.07.2023 

 

 

Inhaltsverzeichnis

Impressum 

Das Buch 

Träume im Sternkristall 

Eine Idee! 

Januar 

Februar 

März 

April 

Mai 

Juni 

Juli 

August 

September 

Oktober 

November 

Dezember 

Über die Autorin 

 

Das Buch

 

 

 

Ein Buch voller Beobachtungen über Lebensfreude, Naturerscheinungen, Trauer, Alltagserlebnisse, ironische Episoden über menschliche Schwächen, zauberhafte Begegnungen mit Mensch, Tier, Gewitterhexe und manch anderem ungewöhnlichen Geschöpf. Ein „Tage-Buch“ der besonderen Art, das jedem Tag des Jahres eine Mini-Geschichte widmet. Lassen Sie sich verzaubern auf einer ungewöhnlichen Reise durch die Jahreszeiten.

 

 

***

Träume im Sternkristall

 

Ein Jahr in 366 Mini-Geschichten

 

 

Inhalt

 

Inhalt

Eine Idee!

 

Januar

1. Graureiher

2. Fantasy

3. Bauchtanz

4. Vollmondin

5. Erdgesang

6. Sternsinger

7. Buddhistische Weisheit

8. Alte Weide

9. Wintersturm

10. Schnee

11. Flötenspiel

12. Tauwetter

13. Die Seele des Kriegers

14. Doppelaxt

15. Rheinaue

16. Spiegel

17. Regen 

18. Die Nebelfrau

19. Frostfeuer

20. Königin der Nacht

21. Birke 

22. Computergespräch – Montagmorgen

23. Weidenkätzchen

24. Kobra 

25. Fahrendes Volk

26. Schneesturm

27. Wermutstropfen

28. Feenkreis

29. Weiß – Rot – Schwarz

30. Schleiertanz

31. Zunehmendes Licht

 

Februar

1. Anrufbeantworter

2. Imbolg – Lichtmess

3. Gemütlichkeit

4. Zeitschriften

5. Schmuck

6. Vorboten

7. Pastellfarben

8. Schneespuren

9. Fragen

10. Grauwetter

11. Toleranz

12. Danse Macabre

13. Dunkeltag

14. Persephone

15. Mandarinendieb

16. Hunde-Freund

17. Arachne

18. Wetterwechsel

19. Rosenmontag

20. Ungläubiger Thomas – weiblich

21. Heller Tag

22. Anlass-Jodler

23. Techno

24. Schlankheitswahn

25. Selbstbestimmt

26. Montag

27. Milde Luft

28. Alltagsgedanken

29. Alltagsfrust

 

März

1. Von Innen nach Außen

2. Tai Chi

3. Tee 

4. Meditation

5. Tierische Abenteuer

6. Jojo-Wetter

7. Silbersichel

8. Antworten und Fragen

9. Kupferrose

10. Jahreskinder

11. Positives Denken

12. Schöner Tag

13. Für ein Geburtstagskind

14. Die Hände der Kriegerin

15. Trance 1

16. Trance 2

17. Trance 3

18. Seelenblumen

19. Sonnenschein

20. Ostara

21. Spinnennetz

22. Der geizige Schmied

23. Steinreich

24. Ziele 

25. Silbermond

26. Gebetskette – buddhistisch

27. Gebetskette – katholisch

28. Gebetskette – moslemisch

29. Gebetskette – indisch

30. Gebetskette – heidnisch

31. Sternfeuer

 

April

1. Die Stunde nach Mitternacht

2. So nicht!

3. Mondfinsternis

4. Grauschwester

5. Freitag

6. „Dreizehnlinden“

7. Osterfeuer

8. Lichtbringer

9. Kvidas Lied

10. Sei! 

11. Seidenrock

12. Morgentau

13. Hübendrüben

14. Liebe 

15. Schneeflockenobsidian

16. Erste Erdbeeren

17. Schmerzen

18. Rot 

19. Kälte 

20. Vorfreude

21. Teufelei

22. Traumfänger

23. Kinder der Nacht

24. Vorfreude 2

25. Windliebkosung

26. Pegasus

27. Schlangenfrau

28. Mondharfe

29. Letzter Tag im alten Heim

30. Umzug – Walpurgisnacht

 

Mai

1. Nachwehen

2. Seidentuch

3. Pistazien

4. Siebengestirn

5. Lehre

6. Rätsel

7. Schicksal

8. Eins 

9. Zwei 

10. Drei

11. Vier

12. Menschen

13. Bergkristall

14. Wind im Haar

15. Hexentanz

16. Knospe

17. Bambusflöte

18. Jonglieren – 1. Versuch

19. Jonglieren – 2. Versuch

20. Tempeltänzerin

21. Aufräumen

22. Romane

23. Tränen

24. Dream 

25. Ahninnengesänge

26. Tamburin

27. Muschelturm

28. Rabenklinge

29. Seltsames Wetter

30. Heiß 

31. Salbei

 

Juni

1. Vollmondnacht

2. Jade 

3. Goldauge

4. Grünfuß

5. Jaspisstein

6. Schöne Aussichten 1

7. Schöne Aussichten 2

8. Sommergewitter

9. Sweenegeiles Wochenende!

10. Whiskey-Schwester

11. Kartoffelbrei

12. Glockenspiel

13. Leipreachán

14. Farben

15. Duft 

16. Windlied

17. Montagsfrust

18. Dienstagslust

19. Arbeitnehmer-Wochentage

20. Identitätskrise

21. Sommersonnenwende

22. Gold 

23. Silber

24. Kupfer

25. Schlaflos in Uedem

26. Gut 

27. Teufelchen 

28. Blechtasse

29. Spieglein, Spieglein

30. Das Netzlied

 

Juli

1. Elefantengeburtstag

2. Abenteuer Leben

3. All-Tag

4. Plätscherli

5. Pans Flöte

6. Tod 

7. Trauertag

8. Finsternis

9. Geist

10 Trost 

11. Abschied

12. Stillstand

13. „Mithric Falls“

14. Schatten

15. Dreifacher Rosenkranz

16. Gebet 

17. Kerzenschein

18. Wasser des Lebens

19. Cha no ryu - Teezeremonie

20. Olympia

21. Versprechen

22. Glück gehabt

23. Naturgewalt

24. Erschöpft

25. Seelenfeuer

26. Tränenfluss

27. Marmorschatulle

28. Einpacken

29. Wandmalerei

30. Haussegen

31. Buntes Haus

 

August

1. Dunkle Lady

2. Letzte Nacht

3. Umzug – der zweite

4. Fix und fertig

5. Karton-Transport

6. Pflanzen

7. „Geh-Schachtel“

8. Pause

9. Es füllt sich

10. Abigail

11. Sehnsucht

12. Spinat-Pizza

13. „Cloak of Vision“

14. Madonna von Lourdes

15. Wasserdorf

16. Veränderungen

17. Dazwischen

18. Traumzeit

19. No Escape

20. Roter Mond

21. Mondstein

22. Milchstraße

23. Sternhimmel

24. Alles hier

25. Freund

26. Schlafhöhle

27. Met 

28. Regenfall

29. Letzte Fuhre

30. Schlüsselübergabe

31. Waldspaziergang

 

September

1. Wohin?

2. Scherben

3. Wer bin ich?

4. Suche

5. Tagebuch

6. Zwillinge

7. Persephones Verhängnis

8. Schlüssel

9. Hundsrose

10. Schachcomputer

11. Geld 

12. Septembernebel

13. Meine liebste Jahreszeit

14. Staubsauger

15. Sternschnuppe

16. Padmasmbhava

17. Venus 

18. Yin und Yang

19. Waldlicht

20. Pinienduft

21. Hausgöttinnen

22. Mabon 

23. Herbstregen

24. Herbstfarben

25. Buddha

26. Zitronenbaum

27. Das Korblied

28. Besuch

29. Sucht 

30. Leid 

 

Oktober

1. Reise

2. Ankunft

3. Kräutertee

4. Wassertreten

5. Zu Tisch!

6. Aquarell

7. Speckstein

8. Gemüse-Hirse-Risotto

9. Moorwanderung

10. Zauberflöte

11. Die Verkannte Waldorfpuppe

12. Kurärzte

13. Fürsorge

14. Kurspatzen-Gesang

15. Für einen „guten Geist“

16. Die fleißigen Helfer

17. Alles, was ich noch nicht erwähnt habe

18. Abreise

19. Dauerregen

20. Innere Balance

21. Stirb und Werde

22. Gefangen

23. In Dunkelheit

24. Für Mondsilber

25. Die Maske des Clowns

26. Sturmwolken

27. Todins Bruder

28. Sturmkrähen

29. Wolken am Himmel

30. Es wird schon noch

31. Theater, du wunderbares!

 

November

1. Bilder

2. Leseratte

3. Mutter: Schutz

4. Mutter: Bedingungslose Liebe

5. Mutter: Geduldige Lehrerin

6. Eisstatue

7. Morgendämmerung

8. Geisterträume

9. Sonnenwärme

10. Rotes Kleid

11. Innere Reise

12. Weises Licht

13. Himmelsstürmer

14. Zeitstrom

15. Ohrring

16. Salgard

17. Der Schrei

18. Wintermond

19. Späte Trauer

20. Hass 

21. Bewegung

22. Träume im Sternkristall

23. Glaube

24. Göttinliche Liebe

25. Pandoras Gabe

26. Ängste

27. Dem Leben auf der Spur

28. Das Janus-Gesicht

29. Türen 

30. Winter?

 

Dezember

1. Horror

2. Schwärze

3. Der leere Spiegel

4. Der grüne Kreis

5. Schneespiel

6. Exil 

7. Einsam

8. Allein

9. Auf der Flucht zu mir

10. Guailí

11. Boa Constrictor

12. Ewige Nacht

13. Zukunft

14. Blumenkalender

15. Die Bibel

16. Perspektiven?

17. Hilfe 

18. Glimmstängel

19. Schicksalsgefährten

20. Alpträume

21. Julfest

22. Jener schreckliche „Hund“!

23. Ein Tag

24. Be-SINN-ung

25. Bücher

26. Zeit 

27. Wintertag

28. Männertraum – Frauenwunsch

29. Abendstern

30. Anders

31. Jahreskreis

 

Über die Autorin

Eine Idee!

 

Ich habe, solange ich denken kann, schon immer gerne fantasievolle Geschichten erzählt. Als Kind war die Welt für mich ein magischer Ort voller Geheimnisse und kleiner Wunder, die viele Menschen gar nicht bewusst wahrnehmen. Wie zum Beispiel einen Tautropfen, der sich an der Spitze eines Grashalms sammelt, größer wird, den Halm nach unten neigt und schließlich als eine perfekte Kugel zu Boden fällt, bevor er dort in unzählige kleine Tröpfchen zerplatzt. In meiner Fantasie waren die Tröpfchen Babys des Wassertropfens, und ich malte mir Geschichten aus, wie sie miteinander spielten, ineinanderflossen, auseinander rannen und Abenteuer erlebten, bis sie sich in einem See auf ewig zusammenfanden.

Eines Tages kam ich auf die Idee, solche Geschichten nicht nur zu erzählen, sondern auch aufzuschreiben. Unter anderem, weil die Menschen in meiner Umgebung so gar keine Lust (mehr) hatten sich meine unendlichen und immer neuen Geschichten anzuhören. Eine Lehrerin zitierte sogar meine Mutter zur Schule und hielt sie an, mir das „Märchenerzählen“ auszutreiben, denn offensichtlich hätte ich „zu viel Fantasie“, und das sei für meinen künftigen Lebensweg doch gar nicht gut. Nichts hätte falscher sein können, denn inzwischen bin ich Schriftstellerin und tue beruflich nichts anderes, als meiner Fantasie freien Lauf zu lassen und Geschichten zu erzählen. Jedenfalls wurde mir damals nachhaltig vermittelt, dass (meine) Fantasie und die daraus resultierenden Geschichten unerwünscht waren. Also hörte ich auf, sie mündlich zu erzählen und schrieb sie nur noch nieder.

Aus den kleinen Geschichten, die zunächst kaum mehr als eine oder ein paar wenige Schulheftseiten lang waren, entstanden längere, die schließlich ganze Hefte füllten. Als auch die Schulhefte nicht mehr ausreichten, weil die Geschichten immer länger wurden und erst Heftromanlänge, dann Romanlänge erreichten, verlegte ich mich auf Ringbucheinlagen als „Trägermedium“ und lernte Schreibmaschineschreiben, um eine saubere Abschrift zu haben. Denn in den 1970er und Anfang der 1980er Jahren besaß kaum jemand privat einen Computer mit Textverarbeitungsprogramm, weil sie damals für Menschen, die sie nicht beruflich brauchten, noch unerschwinglich waren.

Über die umfangreichen Werke gerieten meine Minigeschichten in den Hintergrund. Aber sie wurden nicht vergessen, denn die Dinge, die mich inspirierten, hörten nicht auf, mir immer neue Stoffe zu liefern. So fasste ich eines Tages im Jahr 1995 den Entschluss, aus solchen Miniaturstorys ein ganzes Buch zu machen. Schließlich kennen wir alle den „Urvater“ aller Minigeschichten aus dem Alltag: den Witz. Witze sind nichts anderes als sehr kurze (und lustige) Geschichten, die in nur wenigen Sätzen erzählt sind.

Zu meinen alltäglichen „Highlights“ zählten schon lange Abreißkalender, die täglich einen Witz oder ein lustiges Rätsel präsentierten. („Ich hab’ sieben Häute und beiß alle Leute. Wer bin ich?“ Antwort: eine Zwiebel.) Und ein solcher Umfang – 365 Minigeschichten – erschien mir für mein Projekt passend, von dem ich hoffte, dass es sein Lesepublikum finden werde, denn zu dem Zeitpunkt hatte ich zwar schon unzählige Romane und noch mehr Kurzgeschichten geschrieben, aber kein Verlag hatte sich für sie interessiert. Rückblickend wundert mich das nicht, denn meine Romane waren handwerklich nicht das Gelbe vom Ei, weil ich mir die Kunst des Schreibens nur durch „learning by doing“ selbst beigebracht und noch eine große Menge zu lernen hatte, um veröffentlichungsreife Langtexte zu schreiben. Da erschienen mir die Minigeschichten das perfekte Medium, weil sie meiner damaligen Meinung nach keiner besonderen Handwerkskunst bedurften. (Eine Fehleinschätzung, die ich inzwischen revidiert habe.)

Das Jahr 1996 stand vor der Tür, ein Schaltjahr mit 366 Tagen statt nur 365. Wie der Zufall wollte, bekam ich zum ersten Mal in meinem Leben einen „Chefkalender“ geschenkt, in dem jeder Tag eine ganze Seite für Eintragungen besaß – das perfekte Medium für meine Minigeschichten, von denen ich jeden Tag eine schreiben wollte. „Unmöglich!“, war mein Umfeld überzeugt. „Schaffst du nie!“

Und gerade dieser Mangel an Zutrauen in meine schriftstellerischen Fähigkeiten veranlasste mich erst recht dazu, mit eiserner Disziplin mein Projekt „Jeden Tag eine Minigeschichte“ in die Tat umzusetzen. Doch mich muss wohl ein Teufelchen geritten haben, denn nur jeden Tag ein Geschichtchen zu erzählen, war doch viel zu einfach! Ich bin mir sicher, dass an der „verschärften Folter“ das Epos „Dreizehnlinden“ von Friedrich Wilhelm Weber (1813-1894) schuld war, das ich damals begeistert las. Er hatte seinen Roman vollständig in Reimen geschrieben. Eine einzige lange Geschichte bestand nur aus einem Gedicht in 25 Kapiteln – und das über mehrere Hundert Seiten hinweg. Ich war beeindruckt. Und geboren war die Idee, meine Minigeschichten ebenfalls als Gedichte zu schreiben.

Die meisten reimen sich, weil ich Reime und den Rhythmus, den sie erzeugen, gerne mag. Aber Reime passen nicht zu jedem Gedicht, deshalb gibt es auch „ungebundene“ (d. h. ungereimte) Gedichtgeschichten und auch das eine und andere Haiku (japanische Versform mit nur siebzehn Silben verteilt auf drei Zeilen à fünf, sieben und wieder fünf Silben), das zu schreiben eine besondere Herausforderung darstellt.

Und dieses Buch zu schreiben, machte mir einen mordsmäßigen Spaß.

Denn im Jahr 1996 ereigneten sich viele Dinge, die mich inspirierten. In Atlanta fanden Olympische Spiele statt. Der Hyakutake-Komet passierte die Erde, es gab zwei totale Mondfinsternisse und zwei partielle Sonnenfinsternisse. In Moers wurde ein Terra-Zoo mit Reptilien eröffnet. Auch auf persönlicher Ebene war 1996 ein sehr ereignisreiches Jahr, das von lustigen Begebenheiten ebenso geprägt war wie von Glück und Trauer, zwei Umzüge innerhalb nur weniger Monate, lustige Erlebnisse in einer Wohngemeinschaft (die leider scheiterte), eine Kurreise und Naturbeobachtungen. Es gab eine Zeit der Zurückgezogenheit und tiefer Besinnung, Gefühle der Einsamkeit und Verlassenheit, aber auch strahlende Momente voller Schönheit und Glück.

Alles in allem eine bunte Reise durch ein besonderes Jahr, und ich lade Sie, liebe Leserin, lieber Leser, liebe Lesenden, herzlich ein, mich auf der Reise durch dieses Jahr zu begleiten – in 366 Mini-Geschichten.

Januar

 

 

(Weidenbaum im Winter)

Graureiher 

01.01.

 

Ich sah einen Reiher im Felde stehen,

verborgen hinterm Nebelschleier,

die Federn zart im Winde wehen,

so schaut er hin zum Weiher.

Ein Hauch von Ruhe auf ihm lag,

ein Spiegel von den Wintertagen.

Was so ein Reiher denken mag?

Wer weiß? Wer kann das sagen?

 

 

 

Fantasy

02.01.

 

Scharf und hell die Schwerter klirren,

Pfeile übers Schlachtfeld sirren,

Drachen Feuerlanzen spucken.

(Da wagt man gar nicht hinzugucken!)

Priesterinnen Zauber weben,

Geister durch die Nächte schweben.

Und aus des Todes Schattenreich

erscheinen die Dämonen gleich

und wild sich stürzen in die Schlacht.

Doch nieder werden sie gemacht,

von tapfren Männern, mut’gen Frauen,

die ihnen das Fell verhauen

und hinterher zum Klang der Leiern

ein Siegesfest gemeinsam feiern.

 

Was ist das alles? Traumes Wahn?

Ach was! Ich schreib bloß ’nen Roman!

 

 

 

Bauchtanz

03.01.

 

In meinen Hüften wiegen sich

Sterne wie am Himmelszelt,

wenn mein Bauch vor Wonne bebt

und schlangengleich sich wellt;

wenn mein Körper hüpft und springt

voller Lebenslust,

dann singt die Seele hell. Beschwingt

tanz weg ich meinen Alltagsfrust.

 

 

 

Vollmondin

04.01.

 

Für viele Völker der Erde ist der Mond nicht nur weiblich („die Mondin“), sondern auch eine Göttin.

 

Silberhelles Mondinlicht

liegt über schneebedecktem Feld,

taucht die Nacht in

ein Leuchten, geisterhaft,

trifft mein Herz,

brennt in meiner Seele,

streichelt meinen Körper,

liebkost meine Sinne.

Und ich tanze

im Vollmondinlicht,

der Mondgöttin zu Ehren.

 

 

 

Erdgesang

05.01.

 

Barfuß lief ich durch den Wald,

obwohl die Erde war eiskalt,

festgefroren und ganz hart.

Dennoch spürte ich sehr zart

den Erdgesang durch meine Sohlen,

drum werd’ ich bald dies wiederholen.

Nein, das war kein Übermut;

der Erdgesang tat einfach gut!

 

 

 

Sternsinger

06.01.

 

Heut kamen Sternsinger vorbei,

erbaten milde Gaben.

Sie sprachen viel von allerlei

Menschen, die wenig nur haben.

Für jene zu sammeln ist ihr Ziel.

Und so wie ich hab gegeben

(Geld und Leckereien viel),

so gaben sie mir ihren Segen.

 

 

 

Buddhistische Weisheit

07.01.

 

Was muss ich tun, um zufrieden zu sein?

Wie lade ich das Glück zu mir ein?

Versuche, die Begierde zu meiden,

denn ohne Begehren endet das Leiden.

Ach, könnt’s doch nur so einfach sein!

 

 

 

Alte Weide

08.01.

 

Mitten auf einem weiten Feld

steht ein alter Weidenbaum,

der himmelwärts die Zweige hält

und sich wiegt in Wind und Traum.

 

Knorrig der Stamm – er sieht so aus

wie eine alte weise Frau.

---ENDE DER LESEPROBE---