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Sein Traummann liegt in einem knappen Lendentuch auf einer Sandbank. Wollte er mit ihm nicht zu diesem Traumstrand? Alles verblasst, und er wacht auf. In der nächsten Nacht findet er sich allein an dieser Stelle, dafür fühlt sich alles echt an. Ist das seine eigene Geschichte? Hat sich gerade ein Portal geöffnet? Vielleicht sollte er zu dieser Hafenstadt, bevor sich das gesamte Gefüge der Realität auflöst.
„Prickelnde Homoerotik in einer kaum noch vertrauten und immer mysteriöseren Umgebung“ (kann Spuren von heterosexuellen Begegnungen enthalten)
Dieser dritte Teil von „Traumwelt-Projekt 44“ hat einige Bezüge auf die vorherigen „Projekt“-Teile, ist aber sonst für sich allein lesbar.
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Veröffentlichungsjahr: 2024
Marc Lelky
Traumwelt-Projekt 44 – Der Traumstrand
Gay Fantasy – oder Realität?
44-3
Sein Traummann liegt in einem knappen Lendentuch auf einer Sandbank. Wollte er mit ihm nicht zu diesem Traumstrand? Alles verblasst, und er wacht auf. In der nächsten Nacht findet er sich allein an dieser Stelle, dafür fühlt sich alles echt an. Ist das seine eigene Geschichte? Hat sich gerade ein Portal geöffnet? Vielleicht sollte er zu dieser Hafenstadt, bevor sich das gesamte Gefüge der Realität auflöst.
Inhaltsverzeichnis
Prolog – Die Sandbank
Kapitel 1 – Die Rückkehr
Kapitel 2 – Das Lendentuch
Kapitel 3 – Das Schiff
Kapitel 4 – Im Bett mit Daeng
Kapitel 5 – Reine Magie
Kapitel 6 – Der Elfenprinz
Kapitel 7 – Pfirsichsaft
Kapitel 8 – Feste Umklammerung
Kapitel 9 – Vereinte Kräfte
Kapitel 10 – Veränderungen
Kapitel 11 – Das Ritual
Kapitel 12 – Das Portal
Anhang / Der Autor / Impressum
Ich lag auf einem Strand. Wie ich dort hingekommen war, wusste ich nicht. Aber ich wusste, dass ich träumte. Der Sand sah fast weiß aus, und vor mir schlugen sanfte Wellen immer wieder an die Küste. Sie schäumten nur ein bisschen, der Rest zeigte sich in sattem Hellblau oder Türkis. Mich umzudrehen wagte ich nicht, denn ich fürchtete das Unbekannte. Vor mir lag flaches Wasser, ein Stück weiter draußen eine kleine Insel oder eher eine Sandbank.
Als ich mich aufraffte, wurden mir die kräftigen Sonnenstrahlen auf meiner nackten Haut richtig bewusst. Ich trug nichts außer einer Surferhose in einem leuchtenden Farbton zwischen Gelb und Grün. Oder sollte es doch ein umgebundenes Tuch sein? Wenn ich mich zu lange damit beschäftigte, könnte sich alles auflösen. Ich blickte wieder in Richtung dieser Sandbank – und da war jemand. Es war … ein Mann, der nicht außer einem eher knappen, leicht abgerissenen Lendentuch trug. Es musste ungefähr die Farbe des Sandes haben, mehr hellgrau.
Er stand vom Boden auf, drehte sich herum – und sah in meine Richtung. Wir hatten Blickkontakt – und er begann zu lächeln. Wie weit konnte er weg sein? Ich trat näher, in das flache Wasser hinein. Die Wellen umspülten meine Füße und fühlten sich kühl an, anders als der heiße Luftzug über meinen Rücken. Auch weiter draußen war das Meer weniger als einen Meter tief und würde wohl bis zur Sandbank so sein.
Je näher ich an ihn gelangte, desto mehr fielen mir seine kräftigen Oberarme auf. Auch die Konturen seiner Bauchmuskeln zeichneten sich mehr als nur ein wenig ab. Ein Gefühl begann mich zu durchfluten, viel stärker als die Wärme der Sonnenstrahlung auf meiner Haut. Der Mann einige Meter vor mir sah … asiatisch aus, und mir wurde alles klar. Ich spürte den Boden fest unter meinen Füßen, aber noch immer wollte ich nicht in die andere Richtung blicken.
Direkt vor ihm fielen mir auch seine straffen, festen Oberschenkel und seine kurzen, tiefschwarzen Haare auf. Er sah eher in die Luft als mich direkt an – und wandte mir seinen Blick zu. Bei seinem Lächeln wurde dieses Prickeln stärker, ließ meine Hände zittern und schnürte mir den Hals ab. Ich konnte nicht mehr atmen – aber die Blockade löste sich. Wollte mich etwas bedrohen, das er verdrängen konnte?
„Darf ich?“, fragte ich.
Ich hielt meine Handfläche knapp über seinem Bein, knapp unterhalb seines Tuches.
„Was denn?“, entgegnete er. „Wenn du möchtest …“
„Ja, möchte ich sehr gern.“
Sein Lächeln wurde etwas dezenter und von einem angedeuteten Nicken begleitet. Meine Hand legte sich auf seine Haut, und das warme Prickeln der Sonnenstrahlen auf meiner schien sich zu vervielfachen. Meine Finger strichen seitlich an ihm entlang, über sein Tuch, und ich beugte mich wieder nach oben. Entweder war er es, oder es fühlte sich so an.
„Was … machst du hier?“, versuchte ich eine Frage zu formen.
Was ich in diesem Moment nicht fragte, konnte ich ihn vielleicht nie wieder fragen.
„Wollten wir nicht zu diesem Traumstrand?“, entgegnete er.
„Traum… oh, ich weiß, was du meinst! Aber … wo sind wir hier genau?“
Er sagte nichts und bewegte sich langsamer. Fast war es so, als ob … er an Substanz verlor. Seine Haut, etwas dunkler und rötlicher als meine, konnte ich noch fühlen. Ob er wusste, was mir eingefallen war? Das musste er doch wissen, oder? Wieder sah er in meine Richtung und lächelte mich an, so wie es … nur er konnte.
„Ich weiß es nicht genau“, antwortete er. „Aber die Welt ist so leer.“
Ich bemerkte einen kühlen Luftzug. Etwas wie innere Wärme glich das Gefühl aus, aber … alles wurde luftiger. Nun wandte ich den Blick zurück … und sah nichts, nur eine Wand aus Wolken. Der Boden unter mir verlor an Substanz, aber ich fühlte, wie sich Arme um mich schlossen. Ich drückte mich enger an ihn, umarmte ihn fest – und erwachte.
Meine Hände tasteten herum, versuchten jemand neben mir zu entdecken. Natürlich lag ich allein in meinem Bett. Wieder dachte ich daran, was so über diese luziden Träume zu lesen war. Hatte sich etwas steuern lassen? Wann hatte ich das letzte Mal etwas in der Art erlebt?
Die Wolkendecke begann sich zu lichten, und ich sah mich nach einem Frühstück um. Wie es wohl wäre, dabei mit Daeng in einem Garten im noch sanften Licht zu sitzen? Wenn er das in diesem Traum nicht gewesen war, wer dann? Manchmal stellte ich mir vor, dass er neben mir lag. Aber wahrscheinlich existierte er nur in seiner Welt – die ich aufgeschrieben hatte. Den bisher letzten Teil, „Traumwelt-Projekt 44 – Die Grenzen der Welt“, hatten sogar ein paar Leute gelesen. Stets hatte ich eine Fortsetzung verschoben. Aber was, wenn … er darauf wartete, dass ich die Reise zu diesem Traumstrand mit ihm fortsetzte?
„Ich habe dich in meinen Träumen gesehen, jetzt stehst du dort drüben. Anscheinend hast du mich bemerkt, und du lächelst mir zu, während ich mich nähere. ‚Wir wollten uns treffen?’, spreche ich aus, und dein Blick reicht als Antwort. Du folgst mir und ich spüre, wie sich dieses Kribbeln auf meiner Haut in ein anderes wandelt. Wir sind bei mir, du trittst ein, die Tür ist zu – und du trittst näher. Ich bemerke wieder deinen Blick, er ist ein wenig anders als vorhin. Deine Hand legt sich auf meine Schulter, streicht langsam nach unten – und ich spüre dort eine Anspannung. Meine Hand berührt den dünnen Stoff über deiner Haut, nur ein wenig verschwitzt …“
Ich speicherte den Text, schloss die Augen, lehnte mich zurück und atmete tief durch. Erneut überflog ich die Kontaktanzeigen. „Hat wer Bock auf anonymen Fun?“, stand da, „Suche Schwänze zum Verwöhnen“ oder „Diskret ficken und wieder gehen“. Mit einer Kurzgeschichte in der 2. Person probierten es sicher nicht sehr viele, aber sollte ich meine wirklich auf dieses Portal stellen? Die Müdigkeit ließ mich gähnen, und vielleicht hatte ich mir an diesem Abend eine Belohnung verdient. Ich lachte, griff unter die Bettdecke – aber erst einmal schaltete ich das Notebook ab und legte es zur Seite.
Nach oben starrend, ließ ich meine Hand wieder unter die Decke wandern. Ich rückte mich zurecht und schaltete das Licht aus. Wenn ich mir vorstellte, dass jemand seine Finger über meinen Rücken streichen ließ, träumte ich dann wenigstens davon? Zur Seite gedreht sah ich etwas vor mir, aber es war nur ein unscharfer Umriss. Es wurde etwas klarer – und ich ging irgendwo entlang. Ein Geräusch schwoll an, pumpende Musik, irgendwo da draußen, entfernte sich, und es wurde still.
Mein Kopf rückte sich zurecht, und ein leichtes Kribbeln zog sich durch meine Beine. Meine Hand … ballte ich zu einer Faust zusammen und versuchte das Bild heranzuholen. Etwas legte sich über mich, und ich sah … einen Wasserfall?
* * *
Das leichte Brennen in meinen Augen verblasste völlig, und ich konnte immer schärfer sehen. Warmer, feuchter Sand presste sich gegen mich, eher ich gegen ihn. Meine Finger tasteten umher, fanden auch trockene Stellen, hoben ein wenig Sand auf und ließen ihn zu Boden rieseln. Ich trug noch diese Badeshorts in einem grellen Farbton und ein weißes T-Shirt. Da war ein Rauschen, halblaut und stetig, nicht nur das leise von Wellen alle paar Sekunden. Ein heißer Wind streifte über mich … und ich raffte mich auf.
Vor mir lag ein Meer, und bei jedem Schritt spürte ich die feinen Körner des warmen Sandes unter meinen Füßen. War dort draußen eine Sandbank? Ich drehte mich zur Seite … und komplett um. Ein Gefühl, als wäre ich zu schnell aufgestanden, wollte mich erfassen, Schwärze vor den Augen. Es wurde zu einem feinen Prickeln, das sich durch meine Beine bis in meine Zehenspitzen zog und verschwand.
Mein Mund blieb offen und mein Blick an dem Wasserfall hängen. Ein Stück neben mir stürzte er sich über einen felsigen Hang ins Meer, wurde von einzelnen Felsen zerteilt. Das hatte ich schon einmal gesehen … und für womöglich 100 Meter Höhe und Breite war er ziemlich leise. Immer mehr setzte sich in meinen Gedanken zusammen … und ich breitete meine Arme aus und sprang in die Luft. Fliegen konnte ich nicht, aber … das hatte ich beim letzten Mal in dieser Welt auch nicht gekonnt.
Ich spürte meinen Herzschlag, wie meine Handflächen schwitzten … und wo war Daeng? Auf der Sandbank war er nicht, niemand war hier, den ganzen Strand entlang nicht. Irgendwo musste es einen Pfad dort hinauf geben, vielleicht entdeckte ich ihn dort oben. Nochmals griff ich in den Sand, wollte ihn auf meiner Haut verreiben und die Wärme spüren. Über mir erstreckte sich tiefblauer Himmel, mit einigen Wölkchen. Ich begann zu lachen, spürte eine Träne, noch eine, schnappte nach Luft. Sie war ein wenig salzig.
Die Landkarte, die ich selbst irgendwann gezeichnet hatte, baute sich in meinen Gedanken auf. Vielleicht lag diese Küste nicht im Norden, aber sie war oben. Wenn sie doch im Norden war und ich nach Westen wanderte … kam ich zu dieser Hafenstadt. Erneut wollte sich ein Gefühl durch mich ziehen, und ein wenig spürte ich es in den Fingerspitzen. Doch es verblasste, und nochmals sog ich die salzige Luft ein. Der Boden unter meinen nackten Füßen blieb fest – und in der Hafenstadt musste mir jemand sagen können, was hier los war.
* * *
Meine Schritte, halb im flachen Wasser, folgten einer weiteren Biegung. Der Strand war hier schmäler, und das angrenzende Grasland mit ein paar Bäumen ging wieder in einen steileren Hang über. Ich beschleunigte, wurde noch schneller … und konnte ich hier wirklich 100 Meter in 8 Sekunden oder so laufen? Aber ich hatte keine Lust, Markierungen in den Sand zu zeichnen und die Zeit zu schätzen. Auch ging ich immer mehr auf grobem Kies – und ein Schmerz zog sich durch meinen Fuß, als ich auf einen spitzen Stein trat. Er verblasste, und beim nächsten spürte ich nur noch ein zartes Gefühl.
Vor mir bemerkte ich einen Pfad, der zu dem Wald dort oben führte. Ich beschleunigte meine Schritte und spürte die leicht feuchte Erde. Diese Fußfetisch-Geschichten kamen mir in den Sinn, und ich lachte in mich hinein. Wenn es nicht wieder so steinig wurde, okay, aber vielleicht hatten die dort Sandalen für mich. Ich strich mit einem Finger über die feine Oberfläche meiner Badeshorts – und wenn in dieser Richtung wirklich die Hafenstadt lag, gab es in einem Geschäft sicher auch …
Der Blick auf das Wasser wurde durch Felsblöcke und dichten Wald immer schlechter, während ich nach oben ging. Das Licht war nicht wirklich golden, aber anders, und irgendwie fühlte sich die Luft kühler an. Da lagen wieder spitze Kieselsteine, aber ich spürte sie kaum. Ich folgte dem Weg, der nun ziemlich gerade und etwas breiter war – und vor mir erahnte ich die groben Steinblöcke. Je weiter ich mich näherte, desto genauer war die mehrere Meter hohe Mauer zu sehen. Auf einer Seite stieg sie leicht an und reichte in den Wald hinein, auf der anderen führte sie den steilen Hang hinunter. Von hier aus konnte ich einen Blick zum Meer werfen, vor mir lag das große Tor.
„Hallo?“, sagte ich. „Ist jemand hier?“
Niemand antwortete, und ich strich über das grobe, verwitterte Holz, über das rostige Metall. Unter meinen Fingern spürte ich das kühle Moos, berührte auch die Steinblöcke. Fest und unbeweglich lagen sie vor mir. Wieder blickte ich nach oben, sah mich um – und das Licht hatte sich weiter verändert. Es sollte noch nicht so dunkel sein.
„Hallo?“, wiederholte ich lauter und klopfte an. „Ich weiß nicht, was los ist. Ich weiß nicht einmal, ob ich träume. Projekt 43 und so, 44 …“
Niemand sagte etwas, aber ich glaubte Geräusche zu hören. Vielleicht war es aufkommender Wind, aber eher etwas hinter der Mauer. Mit beiden Handflächen drückte ich gegen einen Flügel des Tors, und es bewegte sich ein paar Zentimeter. Ich stemmte mich mit ganzem Körpereinsatz dagegen … aber es bewegte sich nicht weiter. Wenn ich die Augen schloss, tief Luft holte und meine Hände zu Fäusten zusammenballte …
Erneut stemmte ich mich gegen das Tor. Hatte ich da nicht eine größere Fläche zur Verfügung? Es knarrte, es bewegte sich … und als würde eine hydraulische Presse dagegendrücken, konnte ich es langsam öffnen. Der Spalt reichte gerade so … und genauso konnte ich es von innen wieder schließen. Dieses feine Prickeln in mir verblasste. Ich stand auf groben Steinplatten, und vor mir erstreckte sich eine Gasse mit niedrigen Häusern, aus Steinen und Holzteilen.
Der Himmel über der Stadt war dämmrig, und nirgends bemerkte ich Licht. Ein süßer Duft lag in der Luft, wie prickelnde Heidelbeer-Limonade oder Himbeeren? Rechts neben mir bemerkte ich ein schwaches Glimmen, vielleicht hatte hier jemand glühendes Metall bearbeitet. Aber ich sah niemand außer mir. Ein Stück weiter gab es einen Stand mit verschiedenem Obst. Dieser Duft ging von hier aus, zog mich näher. Ob ich das einfach so haben durfte? Zuerst wollte ich mich ein wenig umsehen, beschloss ich. Auch schräg gegenüber war ein Vordach aufgespannt, und da hingen alle möglichen Tücher. Wenn das hier die Hafenstadt war, musste es immer noch einen Hafen geben.
Ich folgte einer Gasse, die mehr nach unten führte, setzte meine Schritte langsamer über die Steinplatten. Da und dort waren sie verschoben, und die Mauer eines Hauses war eingebrochen. Etwas wie ein feiner Salznebel hing immer mehr in der Luft, vielleicht auch der Geruch von Seetang oder etwas in der Richtung. Die Gasse öffnete sich zu einem Platz, auf dem ein paar Holzkisten herumstanden. Oder waren die aus Blech? Ein Segelschiff lag an einem Steg, der weit in das Meer hinausführte. Ich öffnete langsam den Mund, als ich den großen, felsigen Torbogen dort draußen sah. Schwebte der wirklich in der Luft? Da und dort war er mit hohem Gras und einigen Bäumchen bewachsen, und das Schiff könnte locker hindurchfahren. Hatte sich da gerade etwas bewegt? Ein Stück Riffelblech lag an einer Stufe bei der Kaimauer.
Irgendetwas hörte ich wieder, und diesmal verblasste der Schauer über meinen Rücken nicht ganz. Es war kälter geworden, vielleicht lag es daran. Nur die Steinplatten unter meinen Füßen fühlten sich noch warm an. Mein Blick schweifte umher, zu der engen Gasse, zu den in den Hang gebauten Häusern. Nirgends bemerkte ich Licht – außer dort oben. Ich spürte eine neue Welle dieses Schauers, die sich mit einer Erinnerung verband – und es musste dieses Gebäude auf der Anhöhe über der Stadt sein.
Am anderen Ende des Platzes steuerte ich auf eine Gasse zu, tauchte wieder ein, gelangte irgendwie nach oben. Ich blickte über die ganzen Häuser, über den Wald in der Umgebung – und da war es. Es hatte ein paar verspielte Elemente auf der Fassade, und war da ein Riss? Ein Zaun, niedriger als ich und aus senkrechten Metallelementen, umgab einen Garten. Das Tor ließ sich öffnen, und feine Kieselsteine massierten meine Fußsohlen. Mein Puls stieg an, als ich zu dem beleuchteten Fenster blickte. Würde Daeng hier sein? Feierte er gerade eine Party? Ich hörte nicht wirklich etwas, blieb stehen und strich durch meine Haare. Sollte ich in etwas mehr als einer Badehose dort hineinspazieren?
Mein Puls beruhigte sich nicht, und ich klopfte an die Tür. Nochmals drehte ich mich um und berührte mit schwitzenden Händen den Griff. Ich trat ein, ging über einen beinahe glatten Steinboden mit zarten natürlichen Mustern in den Platten. Die Halle mit einigen Säulen war hell erleuchtet.
„Hallo?“, fragte ich in den Raum und hörte den leichten Widerhall. „Ich bin vom Projekt 43 … 44 … und ich möchte nur wissen, was hier los ist.“
Ich drehte mich im Kreis, nicht zu schnell, konzentrierte mich wieder auf einen Durchgang, der heller als die anderen erschien.
„Ist jemand da? Ich bin hier wegen Daeng“, wurde ich lauter, „ich habe ihn am Strand gesehen und …“
Jemand näherte sich, da waren Schritte – und eine eher jüngere und schlanke Frau trat durch den Durchgang. Sie zuckte zusammen, blieb stehen, betrachtete mich von oben bis unten. Vielleicht war sie gerade bei einer bedeutenden Sache, aber ihr Kleid sah recht luftig aus. Ihr Blick wurde zu einem Lächeln, und dieses Gefühl in mir löste sich in ein warmes Prickeln auf.
„Wirklich?“, sagte sie.
„Ist das ein Traum?“, entgegnete ich und blickte dorthin zur Seite. „Wenn ich es wieder sage, löst sich dann alles auf?“
„Du kennst ihn? Tut mir leid, wenn ich so direkt bin, aber …“
„Ja, ich kenne ihn, und ist das hier die Model-Agentur … in der anderen Welt?“
Die Welle des Gefühls, das bei diesen Worten aufkommen wollte, verlief sich. Diese Frau trat einen Schritt näher, sah mich an … und wollte meinen Unterarm berühren?
„Ja?“, fragte ich.
„Darf ich nur einmal …?“
„Äh, ja.“
Ihre Finger, beinahe kühl und vielleicht ein wenig schwitzend, legten sich an mein Handgelenk. Sie drückte fester zu – und ließ los.
„Glaubst du, es ist ein Traum?“, fragte sie und blickte zu mir hinauf.
„Fühlt sich sehr echt an.“
„Es kann sein, dass du … ein Traumportal geöffnet hast. Das ist kaum erforscht … und wo bist du herausgekommen?“
„Bei dem Wasserfall an der Küste.“
„Dort ist ein bekanntes Portal, aber die Anfangs- und Endpunkte können schwanken.“
„Und … ist das jetzt hier die Agentur?“
„Ja, und … ach ja, Julia“, sagte sie, lächelte wieder und streifte meine Hand. „Ich halte momentan allein die Stellung.“
„Äh, ja … Markus. Und Daeng ist nicht hier?“
„Leider nein“, entgegnete sie mit diesem Blick.
„Und wo sind alle?“
„Manche sind noch hier … aber die haben ganz schön … das Gefüge der Realität durcheinandergebracht.“
„Die?“
„Willst du nicht erst einmal …?“
„Oh, ja, kann ich einen Schluck Wasser haben oder so?“
Erneut lächelte sie, drehte sich um, und ich folgte ihr. Das Licht wurde dunkler, und sie wies mich zu einem weiteren Durchgang. Er schien mit Marmorplatten ausgekleidet zu sein.
„Wenn du noch was brauchst …“, hauchte sie beinahe.
„Okay, danke!“
* * *
Ich stellte den Wasserschwall ab und trat auf den Steinboden, der sich warm und leicht rau anfühlte. Im Raum nebenan blickte ich durch die Fensteröffnung nur in die Dunkelheit. Einige von den aufgeschnittenen Apfelstücken waren noch da, und noch immer schmeckten sie eher knusprig und salzig. Das dort drüben hatte auf den ersten Blick wie eine niedrige und breite Massageliege ausgesehen. Aber wahrscheinlich konnte ich dort schlafen, das konnte ich doch, oder?
Wieder blickte ich zum Durchgang, wo ich den Vorhang nicht ganz geschlossen hatte. Trocken genug war ich und sollte mir wohl die Badeshorts anziehen. Ich streifte sie mir über, hörte etwas – und Julias Hand lag am Vorhang.
„Darf ich …?“, sagte sie leise und bewegte ihn nur ein Stück.
„Ja, okay, aber …“
Ich schnappte mir das T-Shirt, wollte es anziehen und bedeckte mich doch nur so damit. Der Vorhang öffnete sich – und ich hielt den Atem an. Ihr Höschen war knapper als meines, und entweder war das ihre Unterwäsche oder recht gewagte Badekleidung. Schritt für Schritt trat sie in den Raum und steuerte auf das Sofa dort drüben zu. Irgendwie dämpfte sich das Licht, so dass es gerade noch rot und nicht grau erschien. Sie legte eine Hand auf ihren Oberschenkel und spreizte die Beine ein wenig. Vorhin hatte ich es vielleicht verdrängt oder sie es auch schon bemerkt. Aber jetzt spürte ich wieder dieses Zucken weiter unten.
„Das ist jetzt vielleicht etwas direkt, tut mir leid …“, hauchte sie, „… aber … interessierst du dich für Frauen?“
„Ich … denke schon.“
„Und … du … warst mit ihm im Bett?“
Ich setzte mich auf die Liegefläche, lachte, sah Julia direkt an und nickte mit halb geschlossenen Augen.
„Würdest du …?“, sprach sie weiter.
„Das ist aber jetzt sehr direkt.“
„Nein“, lachte sie, „leg dich einfach hin und …“
„Okay …“
Mein Blick verfolgte ihre Gesichtszüge, während ich mich hinlegte und meine Hand meine Badeshorts berührte. Ihre Finger wanderten an ihr Höschen – und hinein. Erneut spürte ich dieses Zucken. Aber vielleicht lag es an dem Bild von Daeng auf der Sandbank, das in meinen Gedanken auftauchte. Es mischte sich mit einem zarten weiblichen Stöhnen – und sie sah mich an. Nur ein wenig schob ich meine Hose nach unten … und tastete mich an meine Verhärtung.
„So?“, fragte ich.
„Mach weiter!“
Neuerlich erfasste mich ein Zucken, und es war anders. Ich konnte viel mehr als vorhin umfassen – und streifte die Hose ab, zog sie ganz aus. Mit einer Hand massierte ich meinen Oberschenkel, mit der anderen legte ich los. Ein Gefühl zog sich durch mich, ließ mich mit meinen Beinen die Bettwäsche durchwühlen, wäre da welche. Julia rückte sich zurecht, hatte ihr Höschen noch an, aber ihre Finger mussten hart bei der Arbeit sein. Ihr Gesicht verzerrte sich, doch sie öffnete die Augen und setzte fort.
Etwas rollte heran, das schon am letzten Abend herangerollt war. Die Müdigkeit war stärker gewesen, doch jetzt nahm mich dieses Ziehen ein. Es war wie ein saurer Geschmack, der sich mit einem süßen Prickeln verband. Ich tanzte an der Schwelle zum Höhepunkt, wurde langsamer, berührte nur mit den Fingerspitzen die steinharte Spitze meiner Lust. Sollte Julia das doch machen, wenn sie wollte, und wieder hörte ich ihr schrilles Aufstöhnen. Doch ich sah Daeng auf der Sandbank vor mir, sein Lächeln – und trat über die Schwelle.
Von einem Zucken erfasst schrie ich los, spürte noch eines, machte schnell weiter. Dieses Ziehen hörte nicht auf, meine Hand schmerzte, aber das Gefühl verblasste. Das andere blieb, ließ mich nochmals aufstöhnen, und irgendwie bekam ich das Gestöhne dieser Frau mit. Alles lief in ein feines, warmes Prickeln aus, ließ mich auf der Liegefläche zusammenbrechen. Alles war feucht, und ich lachte und streifte es an mir selbst ab.
Mein Blick wanderte zu Julia, die zurückgelehnt dort saß, noch ein wenig zuckte und mit den Beinen herumrückte. Sie öffnete die Augen, sah mich an, lächelte mir zu. Ihr Höschen zog sie ganz nach oben und stand auf.
„Danke dir“, sagte sie, „wirklich.“
Sie verließ den Raum und zog den Vorhang ganz zu, und ich blickte in Richtung des Badezimmers.
Nochmals streckte ich mich durch, und die Müdigkeit verschwand aus meinen Beinen. Irgendein Geräusch mischte sich mit den letzten Resten meines Halbschlafs, und die Erinnerung an meinen Traum war zu verblasst. Ich blickte nach oben, zur Seite, auf diese Wand aus beinahe glattem Stein, setzte mich auf. Erst einmal zog es mich zu diesem Badezimmer.
* * *
„Hallo?“, rief ich wieder in den Raum, doch niemand antwortete. Helles Tageslicht fiel hinein, und manche der Fenster im Dach hatten verschiedene Farben. Ich wollte hinausgehen, zurück in die Stadt, und dachte an diesen Beutel auf dem Tisch in meinem Raum. Sie musste ihn dort hingelegt haben. Mit schnellen Schritten ging ich zurück und strich darüber, fühlte sich wie kleine Metallstücke an. Ich griff hinein, schüttete den Inhalt aus. Es waren einige Münzen mit grober Oberfläche, bei denen ich die Aufschrift kaum lesen konnte. War ich jetzt schon ein Callboy für sie, oder was?
Der Beutel hatte eine Schnur, mit der ich ihn mir vielleicht um die Gürtellinie binden konnte. Ich probierte es, es hielt, und diesmal ging ich auch zu dieser Terrasse im Innenhof. Da war niemand, nur das immer grellere Sonnenlicht. Wieder hörte ich Geräusche, wahrscheinlich aus der Stadt.
* * *
In der Gasse war jemand, es waren zwei, so ähnlich wie ich angezogen. Sie warfen mir einen Blick zu, ich wollte etwas sagen, doch sie gingen weiter. Ein Mann mit einer Art Umhang tauchte auf – und hatte der spitze Ohren? Das war doch kein Schwert an seinem Gürtel, oder? Die am letzten Abend geschlossenen Geschäfte waren es immer noch, aber ein Duft zog mich jetzt an, Kaffee. Der Gedanke an auch noch ein knuspriges Stück Gebäck ließ ein Gefühl in mir aufkommen, das nicht wieder verschwand. Doch neben mir war das Geschäft mit diesen Tüchern.
Hinter einem Stück zerfurchtem Holz hantierte jemand herum, und mir fiel sandfarbener, grober Stoff ins Auge. Irgendwie bildete er den Übergang von draußen zum Innenraum. Der Rand sah ein wenig abgerissen aus, und ich strich mit den Fingern über das Tuch. Ich schmiegte es an mein Gesicht, und der Verkäufer wurde auf mich aufmerksam. Ja, er hatte spitze Ohren, sehr lange und spitze.
„Seid Ihr denn von meinen edlen Stoffen angetan, mein Herr?“
„Oh, ja, das bin ich … und kann ich es ausprobieren?“
Er beugte sich nach vorne, nahm die Stoffbahn von der Halterung und öffnete mir einen Durchgang. Ich trat auf den knarrigen Holzboden und betrat einen kleinen Raum. Regale waren mit allem möglichen Zeug gefüllt, und durch eine Fensteröffnung fiel grelles Licht hinein. Das Klopfen und Hämmern da und dort klang gedämpft, und der Verkäufer stand mir gegenüber und hielt mir den Stoff hin.
„Wie gedachtet Ihr es denn auszuprobieren?“
Nur ein wenig stieg mein Puls an, als meine Finger wieder das Tuch fühlten. Wenn ich es einmal umschlug und dann den Rest der Stoffbahn über die Schulter …
„Gedenkt es Euch denn zu gefallen?“
„Ja, das ist perfekt, das nehme ich, und ich werde gut drauf aufpassen. Und, äh, habet Ihr vielleicht was von einem gewissen Daeng gehört? Kann sein, dass er auch so ähnlich herumläuft.“
„Dieser!“, erhob der Mann mit den spitzen Ohren seine Stimme. „Sicherlich verweilt er am Strand der Träume, so wie nun viele.“
„Moment, Strand der Träume, Traumstrand … und was ist hier in der Stadt überhaupt passiert?“
„Das Gefüge der Realität gedenkt ins Wanken zu kommen.“
„Und was machet … macht … Ihr noch hier?“
„Auch Ihr, mein Herr, sucht vielleicht hier noch nach Antworten. Und …“
„Ach ja.“
Ich tastete mich an den Beutel, öffnete ihn und zeigte dem Mann eine von den Münzen, die alle ungefähr gleich aussahen.
„Genügt das?“
„Mehr als reichlich!“
Er nahm die Münze, hantierte bei seinen Sachen herum und gab mir … einige Ein- und Zwei-Euro-Münzen? Ich packte sie in den Beutel, und dieser leicht süßliche Kaffeeduft zog wieder heran.
* * *
Als ich den Platz betrat, war das große Schiff noch dort. Einige Leute gingen dort herum, und das Segel sah zerfleddert aus. Offenbar wollten die einige der Kisten einladen, die hier herumstanden. Ein Windhauch milderte die grellen Sonnenstrahlen, die fast schon auf meiner Haut brannten. Auch der zweite Biss von diesem Stück Gebäck schmeckte nach Nougat, obwohl es mit nichts gefüllt war. Das Lendentuch hatte ich noch umgebunden, wenn ich es denn als eines tragen wollte. Ich ließ meinen Blick über den Hafen schweifen und bemerkte einen Mann, der ein knapperes als ich trug. Von der schmalen Gasse dort drüben betrat er gerade den Platz, blieb stehen und sah sich um.
Er stammte eher aus Asien als aus Europa. Wieder stieg mein Puls an, ich ging auf ihn zu … war es wirklich Daeng? Knapp vor ihm blieb ich stehen, versuchte nicht direkt auf seine muskulösen Konturen zu starren. Beinahe glänzte er in der Sonne. Ein Typ, in ein mittellanges Tuch und einen dünnen Umhang gewickelt, spazierte vorbei und blickte zur Seite.
„Was denn?“, sagte Daeng und sah mich an. „Und gibt’s hier vielleicht was anzuziehen?“
„Du siehst sehr gut aus, wie du bist.“
„Sollten wir uns kennen?“
Ein Brennen kam in mir auf, viel stärker und anders als das der Sonnenstrahlen. Es schoss durch mich, und etwas wie ein schwarzes Flimmern wollte sich vor meine Augen legen. Ich dachte daran, mich an ihm festzuhalten, aber sein Blick blieb ernst. Beinahe stolperte ich über mich selbst.
„Alles in Ordnung?“, hörte ich ihn sagen. „Und wo bin ich hier?“
Ich blickte auf, und seine Gesichtszüge hatten sich verändert. Die Umgebung drehte sich nicht mehr, und der Boden unter meinen Füßen wurde fest. Beinahe wollte ich mich an seine Schulter klammern, doch seine Worte klangen wieder nach. Er kannte mich nicht!
„Das ist …“, sagte ich, „… das Gefüge der Realität ist durcheinander. Genau das, was sie gesagt hat.“
„Moment, was? Das ist zu viel für mich. Und du kennst dich hier aus?“
„Ja, ich war früher schon hier, du auch, wir beide. Du kannst dich wirklich an nichts erinnern?“
„Nein, es ist komisch, aber … und ist das Italien oder so?“
„Fühlt es sich an wie ein Traum, wo du dich nicht mehr erinnern kannst, komplett verblasst?“
„Ja, vielleicht … ich bin dann auf dem Strand herumgegangen, aber da ist sonst nichts.“
„Also es ist … eine andere Welt … Parallelwelt … Weltenportale und so.“
„Darf ich mal?“
Er kippte nach vorne, auf mich zu, hielt sich an meinen Schultern fest. Seine Brust- und Bauchmuskeln drückten sich an mich … und ich ließ meine Hand über seinem Rücken schweben. Ich merkte, wie er atmete, das war gut – aber irgendwie wurde es dunkler. Durch den riesigen Torbogen sah ich, wie sich weit draußen auf dem Meer die Wolken weiter zusammenzogen. Es war wie ein Gebirge, eine Walze, die sich heranschob. Ein Zucken ging über den ganzen Himmel, ein grünes? Kippte der Torbogen nach vorne, in Richtung Hafen? Ich schloss die Augen, spürte immer noch Daeng an mir, fühlte irgendwie eine Erschütterung. Doch es blieb still. Ich blickte wieder dorthin – und die Steinformation war noch da.
Daeng stieß sich von mir ab, lächelte, ließ seinen Blick über den Hafen und die Stadt schweifen. Ein kühler Wind kam auf, und die Wolken wurden dichter und näherten sich weiter. Sein Blick änderte sich.
„Ich sollte weiter“, sagte er und blickte zur Gasse am anderen Ende.
„Warte, ich weiß etwas … ich kenne hier jemand.“
„Ja, und wo?“
„Ist gleich dort oben“, entgegnete ich und zeigte in Richtung der Villa.
„Na gut.“
Er ging einen Meter neben mir, und sein Blick hob sich und suchte herum. Jemand hantierte an einem der Geschäfte herum, bei einem anderen war alles mit irgendwelchen Balken und Brettern verdeckt. Etwas wie ein verbrannter Geruch lag in der Luft, der den fruchtigen, süßen verdrängte. Der Weg stieg an, wurde erdiger, die wenigen Steinplatten waren verschoben – und ich spürte eine Hand auf meinem Rücken. Ich drehte mich um, und er zog sie weg und lächelte. Wahrscheinlich tat er so, als suchte er nach dem Gebäude – und es war direkt vor uns.
Neben mir blieb er stehen und drehte sich zum Meer um, über dem dicht gedrängt die dunklen Wolken lagen. Erneut bemerkte ich ein Zucken, noch eines, rot oder violett, und noch immer wartete ich auf ein Donnern. Aber … da war ein tiefes Rumpeln. Ich glaubte mich an eine Eigenschaft der Weltenportale zu erinnern, eine Frequenz unterhalb des hörbaren Schalls. Wieder ließ sich das Gartentor einfach so öffnen, und Daeng verzerrte das Gesicht und setzte den nächsten Schritt zarter auf den feinen Kies. Er ließ seinen Blick über die Fassade schweifen und blieb an einem Detail hängen.
„Kommt dir etwas bekannt vor?“, fragte ich.
„Ich bin mir nicht sicher …“
In der Eingangshalle empfing uns kaum mehr als ein Halbdunkel, durch ein farbiges Zucken aufgehellt. Er blickte länger zu einem der Durchgänge, bevor er sich zu mir drehte. Mein Puls stieg erneut an, als ich seine prallen Oberarme aus direkter Nähe sah. Seine Adern traten ein wenig hervor, und da war diese zarte Tätowierung. Meine Hände schwitzten, ich sollte ihn fragen, ob ich …
„Was denn?“, fuhr er mich beinahe an, und da war fast wieder dieses Lächeln.
„Sieht interessant aus“, sagte ich und zeigte auf das geschwungene Muster.
„Das hätte ich nicht machen lassen sollen.“
„Du kannst dich daran erinnern?“
„Das ist schon länger her.“
„Ja, und … sie ist weg, wie es aussieht.“
„Sie?“
„Julia von der Agentur.“
„Warte mal, da war etwas …“
Er ließ den Mund offen, drehte den Kopf zur Seite, sah sich um, verwarf anscheinend einen Gedanken.
„Aber wahrscheinlich sollten wir weiter zu dem Traumstrand“, setzte ich fort. „Sogar der von dem Geschäft hier hat geglaubt, du bist schon dort. Wir wollten dort hin, irgendwann … und was dann genau passiert ist, weiß ich auch nicht.“
„Traumstrand … das ist nicht der da draußen?“
„Nein, der ist fast auf der anderen Seite der Landmasse … vielleicht geht ein Schiff dort hin.“
„Landmasse?“