Traumwelt-Projekt 44 – Die Grenzen der Welt - Marc Lelky - E-Book

Traumwelt-Projekt 44 – Die Grenzen der Welt E-Book

Marc Lelky

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Beschreibung

Der Autor von „Traumwelt-Projekt 43“ und des ersten Teils von „Traumwelt-Projekt 44“ stößt auf mysteriöse Koordinaten. Sie zeigen auf einen nur wenige Kilometer entfernten Punkt, und natürlich siegt seine Neugier. Was zunächst wie ein harmloses Spiel erscheint, zieht ihn immer weiter in seine eigene, geschriebene Welt. Oder war sie ohnehin die ganze Zeit da?
Daeng, sein Traummann, hat eine neue Aufgabe erhalten. Gemeinsam mit ihm macht er sich in einen unbekannten Teil der anderen Welt auf. Nur – was geschieht, wenn er auf dem Weg zu diesem Schloss noch einen Traummann trifft? Sind die dunklen Mächte längst besiegt, oder haben sie neue Möglichkeiten entdeckt?

„Prickelnde Homoerotik in einer beinahe vertrauten und dennoch mysteriösen Umgebung“ Eine „indirekte“ und „unkonventionelle“ Fortsetzung von „Traumwelt-Projekt 43“ und „Traumwelt-Projekt 44 – Die vierte Wand“ (44-1).

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Veröffentlichungsjahr: 2019

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Marc Lelky

Traumwelt-Projekt 44 – Die Grenzen der Welt

Gay Fantasy – oder Realität?

BookRix GmbH & Co. KG80331 München

Kapitel 1 – Was wäre, wenn …?

 

Unter den roten Pfeilen nach unten fand sich immerhin ein grüner nach oben. An sich hatte ich es mir längst abgewöhnt, jeden Tag gleich nach dem Aufwachen einen Blick auf die Verkaufszahlen zu werfen. An diesem Morgen machte ich es doch wieder und fummelte dazu über den Smartphone-Bildschirm.

 

Nur noch ein paar Flocken von dem für mein Frühstück eingeplanten Müsli waren da. Der Dauerregen der letzten Nacht schien endgültig aufgehört zu haben, so dass ich nachher etwas einkaufen konnte. Die Erinnerung an meinen Traum, nicht besonders spektakulär, meldete sich zurück. Irgendetwas zwischen einem Wohnhaus in einem Wiener Innenbezirk, dem Hof und der vorbeiführenden Straße – aber sehr plastisch. Kaum jemals war mir ein so greifbarer Traum in Erinnerung geblieben. Das Suchen nach einem Ausgang in einem Kellerraum, das Umsehen im Innenhof mit Bäumen, Wegen und ein paar Leuten. Als ob ich wirklich die Gegend erforschen und mir aussuchen konnte, wohin ich ging. Im Traum hatte sich der Hof zu einer Straße geöffnet, die mir beinahe bekannt vorkam – und war verblasst.

 

Mit meinem bereits umgeschnallten Rucksack blieb ich nach dem nochmaligen Durchsuchen der Verkaufsstatistik bei einer Geschichte hängen. Eine von denen, die vom Kennenlernen eines Mannes in einer Bar handelten, bei ein paar Bieren und Whiskys. Nichts, was ich nicht schon zu oft gelesen hätte – doch der Stil gefiel mir. Es war das, was ich selbst „prickelnde Homoerotik“ nannte, ein vorsichtiges, behutsames Vortasten. In der richtigen Situation konnte trotzdem alles sehr schnell gehen und nicht mehr ganz so kuschelig sein. Einige Male juckte es mich, eher so, dass ich umso lieber weiterlesen und mir bestimmte Dinge für später aufheben wollte. Am Ende atmete ich tief durch, ließ das Prickeln auf meiner Haut abklingen, lehnte mich zurück, und schloss die Augen.

 

Moment, 48 und 16 irgendwas? Ja, anschließend an den Text standen auf dem Bildschirm zwei Zahlen untereinander. Wenn es sonst nichts bedeutete, waren das Längen- und Breitengrade in Dezimalschreibweise. Sie zeigten auf einen Punkt irgendwo in Wien oder der näheren Umgebung, weil dort alle Koordinaten mit 48 und 16 begannen. Vielleicht eine Werbung für Geocaching, das ich nach einigen Nicht-Funden erst einmal aufgegeben hatte. Allein das Herumgekritzel auf den winzigen und durchnässten Papierstreifen in den gefundenen Plastikboxen. Aber was wäre … wenn ich nur so einmal nach den Koordinaten suchte? Die Stelle war mitten in einem Waldstück, am Stadtrand von Wien. Stand wirklich nichts dabei? Ich sah nochmals nach – nichts mehr, außer ein Hinweis auf die Kategorie, in der ich mich gerade befand. Versehentlich auf was gedrückt?

 

Ich schloss die Augen etwas länger und atmete noch tiefer durch als zuvor. Die Zahlen waren verschwunden. Sie standen jedoch nach wie vor im Fenster mit der Landkarte. Mit einem dumpfen Gefühl im Magen fotografierte ich den Bildschirm und tippte die Zahlen außerdem auch so ab. Geschafft … was geschafft?

 

* * *

 

Meine Einkäufe passten locker in den Rucksack, ich hätte ruhig ein wenig mehr kaufen können. An einem Dienstag irgendwann nach 11 Uhr hielt sich der Andrang in Grenzen. Schon toll, so eine wirklich selbstständige Tätigkeit. Wenn, dann gab es geschäftliche Kontakte auf gleicher Augenhöhe … so lange es halt ging. Die Sonne trat kräftig hinter den Wolken hervor, die sich zunehmend aufzulösen schienen. Ich hatte nichts eingekauft, das ich sofort einkühlen musste. Warum nicht einen kleinen Ausflug unternehmen?

 

* * *

 

Vor mir lag eine Steigung, und ein schmaler Weg führte durch das hohe Gras nach oben. Die Sonne brannte, doch an einer schattigen Stelle ließ ein leichter Luftzug die Lage sofort anders aussehen. Wenigstens zusammen mit dem frischen Schweiß auf meiner Haut. Ich drehte mich um und warf einen Blick auf die Stadt. Mit jedem Schritt schien das ständige Dröhnen nachzulassen, das Brummen von Motoren und das Geräusch eines in Schutt wühlenden Baggers. Erst nach einer kurzen Strecke in einem nunmehr geschlossenen Waldgebiet fiel mir das Vogelgezwitscher auf. Ich hörte überhaupt nicht mehr, wie Baumaterial auf den Boden geschmissen wurde, und es wurde kühler. Mein Bauchgefühl verstärkte sich, als ich den schmalen Weg bemerkte und die Koordinaten vielleicht 100 Meter entfernt waren. Er führte den Berghang hinauf – und nicht in die richtige Richtung. Zurück auf dem Hauptweg schien es mir interessant, dass der Abhang auf der linken Seite auf einmal viel steiler wurde. Es musste direkt hier irgendwo sein. Bei dem Baum, der rechts neben dem Weg stand?

 

Ich suchte den Boden ab, alle möglichen Ritzen, und sah unter größere, herumliegende Rindenstücke. Genau, wie ich es vielleicht zwei Jahre zuvor das letzte Mal getan hatte. Nichts, wie schon zu oft – dabei sollte es exakt hier sein. Oder einige Meter weiter oben? Mein Gefühl war einfach nur richtig, wie vor einem Treffen mit großen Erwartungen. Eines von denen, das nicht nur flüchtig und spontan sein konnte. Der nächste markante Punkt war ein größerer Baum, der sich in einige Stämme verzweigte. Ich ging einmal rundherum und bemerkte ein paar Steine – auf einem kleinen, weiß erscheinenden Behälter. War das ein großes Fragezeichen auf der Oberseite?

 

In diesem Moment drang helles Sonnenlicht durch die Zweige auf den Waldboden. Der Duft des Waldes schien sich zu verstärken, doch kein magischer Weg erschien. Niemand legte eine Hand auf meine Schulter. Trotzdem konnte ich das Kribbeln auf meiner Haut nicht aufhalten – und das Lächeln, wenn es jemand gesehen hätte. Was war das, ein Endorphinrausch?

 

Ich nahm die Steine weg und öffnete den Deckel. Außer einem Zettel fand ich darin nichts – und jedes feine Haar stellte sich auf, als ich ihn auseinanderfaltete. Einige asiatische Schriftzeichen standen dort, und „war hier“. Beim Lesen der zweiten Zeile lehnte ich mich gegen den Stamm.

 

„Was wäre, wenn hier ein Portal wäre?“

 

Ich schloss die Augen, glaubte meinen Herzschlag zu hören, und atmete einige Male ein und aus. Ganz tief und langsam und so oft, bis ich glaubte, dass es genügte. Wer war hier gewesen? Am Ende vielleicht … er? Meine Finger zitterten, als ich das Stück Papier umdrehte. Handgeschrieben stand dort ein nicht allzu lange zurückliegendes Datum – und darunter „Ha, Ha, sehr witzig!“

 

Ja, sehr witzig, noch dazu mit einer Wortwiederholung. Zwei „wäre“ in einem Satz, und musste das zweite „Ha“ nicht mit einem Kleinbuchstaben beginnen? Das Kribbeln ließ nach, und ich baute den Geocache wieder zusammen. Wenn es überhaupt einer war. Ob ich ebenfalls etwas dazuschreiben sollte? Ich machte mich auf den Rückweg – und etwas war anders. Nicht der Weg, nicht die Umgebung – vielleicht der Typ, der vorne am Waldrand herumstand? Er blickte eher nach unten, sah sich um oder wartete. Obwohl ich noch kaum seine Gesichtszüge erkennen konnte, machte er mich nervös. Oder regte eher meine Fantasie an, denn ansprechen würde ich ihn trotz seiner bis zu mir reichenden Ausstrahlung ohnehin nicht. Lag es an seinem Haarschnitt? Oder an seinem ärmellosen Shirt? Bei mir hätte es nicht ganz so gut ausgesehen.

 

Ich näherte mich und wollte lediglich einen vorsichtigen Blick im Vorbeigehen wagen. Auf meiner persönlichen Skala von „abstoßend“ bis „Traummann“ stand mein Urteil ziemlich fest. Es lag nicht nur an seinen sehr betonten und kräftigen Oberarmen, ohne übertrieben muskulös zu wirken. Nein, der Asiate, es war sicher einer … sprach mich an.

 

„Hallo … Marc! Oder wie jetzt?“

„Äh, so ähnlich, aber kennen wir uns?“

„Ich denke schon“, entgegnete er und reichte ein Lächeln nach.

 

Das Kribbeln kehrte zurück, aber es war anders. Wie etwas, das ich beherrschen konnte. Alles ergab auf einmal Sinn.

 

„Hallo … Daeng?“

 

Ich rechnete damit, etwas wie „Wir haben uns aber lange nicht gesehen!“ von ihm zu hören – oder „Wer bitte?“. Doch die Antwort bestand nur aus Schweigen und noch einem Lächeln, kurz und zart. Langsam setzte er sich in Bewegung, trat in das helle Sonnenlicht hinaus – und ich folgte ihm. Auch ohne dass sich jemand genau auskennen musste, verliefen die Wanderwege ab hier recht eindeutig. Er kannte sich wohl aus. Den steilen Weg nach oben erklomm er nicht, sondern machte sich zügig in die andere Richtung auf – in meine Richtung. Seine Hand streifte einige Male an meiner, als ich an einer breiteren Stelle neben ihm ging.

 

Klar, natürlich war er es. Daeng, der Held aus der „Projekt 43“-Welt. Er hatte bewiesen, sie tatsächlich zu beherrschen, oder zumindest die Portale. Beherrschte ich sie dann nicht auch? Wenn berühmte Zitate über die Grenzen der Sprache und der Welt wahr waren, dann ja. Oder über folgenreiche Wünsche, die in Erfüllung gehen könnten. Was geschah überhaupt mit Figuren aus einer Geschichte, wenn sie zu Ende war? Blieben sie untätig stehen – oder führten sie ab dann ihr eigenes Leben?

 

In jedem Fall war weniger als einen halben Meter neben mir ein Mann, den ich zu kennen glaubte. Das Gesicht passte, die festen und straffen Arme und Beine, sein nicht gespielt wirkendes Lächeln ebenso. Ob ich mehr von ihm sehen durfte? Es gab Gegenden, wo sich Männer sehr unkompliziert und direkt trafen und näher kamen, aber im Wienerwald kannte ich keine.

 

„Sagen wir einmal, du bist es …“ wollte ich aussprechen, entschied mich im letzten Moment jedoch nur für die ersten drei Wörter. „Was hast du in der Zwischenzeit so gemacht?“, setzte ich fort.

„Mich fotografieren lassen und Honorare bekommen, wird aber langsam mühsam“, antwortete er erst nach mehreren Sekunden.

„Meine sind leider immer noch nicht so üppig, aber es geht. Ich habe sogar einmal einen festen Auftraggeber gehabt, aber immer nur Texte über elektrische Zahnbürsten oder so …“

„Und deine Geschichten?“

 

Woher wusste er …? Alle Leute konnten sie überall finden – doch wie gelangten Koordinaten in einen Text von jemand anderem? Ich hatte leichte Angst, dass er verschwinden würde, falls ich kurz die Augen schloss. Erst recht, wenn ich zu viel fragte. Seine Hand schien sich näher an meine zu drängen, und seine Finger suchten Halt. Niemand außer uns war zu sehen, und der Weg führte nun durch ein anderes Waldstück. Hand in Hand spazierte ich mit ihm weiter, ohne dass sein Händedruck sehr fest war.

 

„Ich habe zumindest innerhalb von ein paar Monaten sehr viel gelernt“, setzte ich die Unterhaltung fort. „Meine Sätze waren oft zu lang, und solche Sachen. Wenn ich jetzt noch mindestens doppelt so viele Verkäufe hätte …“

„Das kann schon sein … aber nicht mein Fachgebiet.“

 

Daeng drückte einige Male fester zu und löste die Umklammerung. Ob er Angst hatte, dass hinter der Kurve vor uns jemand auftauchen könnte?

 

* * *

 

Noch vielleicht 100 Meter, und ich war zuhause. Trotz des bereits fortgeschrittenen Nachmittags wollte ich nicht sofort etwas essen. Sonnenschein wechselte mit einigen größeren Wolken, und die drückende Hitze war zu angenehmer Wärme geworden. Bereits den ganzen Rückweg mit ihm. Er ging immer noch neben mir, und dieses ganz leichte, stechende bis ziehende Gefühl war nicht verschwunden. Wie kaum nennenswerte Kopfschmerzen, nur in einer erfreulichen Richtung. Irgendwie unterschied sich alles kaum von diesem Schwimmbad-Besuch vor einigen Tagen, mit schönen, großteils männlichen Ausblicken am Beckenrand. Worin bestand der Unterschied zu diesem beinahe beherrschbaren Traum? Mit fast allen Männern, die ich in den letzten Jahren dann und wann angeschleppt hatte, war ich im Bett gelandet. Ob er den Inhalt der Lade daneben erahnen würde?

 

Die Eingangstür lag in Sichtweite, und mein Herz schlug nur ein wenig schneller. Ich war zuhause – mit ihm. Sein Lächeln wurde intensiver, veränderte sich – und die Lage seines Kopfes. Wenn er bittete, worum ich dachte, konnte ich ruhig einen Schritt näher treten. Kaum mehr als 20 Zentimeter entfernt stand ich ihm gegenüber.

 

„Möchtest du … etwas trinken?“, erhob er leicht die Stimme und drehte sich in eine andere Richtung.

„Ja, also … ich hätte da, was immer du willst. Oder hast du heute noch was geplant?“

„Keine Angst, so schnell nicht.“

 

Es wurde klares Wasser, und wir prosteten uns zu – am Rand meines Bettes sitzend. Beinahe glaubte ich einen leicht prickelnden oder bitteren Geschmack zu bemerken. Er stellte sein Glas ab und blickte ungefähr so wie zuvor. Ich beugte mich zu ihm, öffnete meinen Mund nur ein wenig und hielt meine Zunge zurück. Als er die Augen zur Hälfte schloss, näherte ich mich – und bekam seine Lippen zu spüren. Sie waren zarter als erwartet, oder er nicht so schnell wie andere Männer. Seine Zungenspitze blieb schüchtern, kam auf meine Einladung hin doch näher, und seine Küsse wurden mit einem Mal gieriger. Oder hatte ich damit angefangen?

 

Das verschwitzte T-Shirt hätte ich längst ausziehen sollen – er aber seines auch. Obwohl, es war eher dezenter, erfrischender Schweiß bei ihm, und bei mir nicht so, als wollte ich mich möglichst bald abwaschen. An diesem Morgen hatte ich das besonders gründlich und überall gemacht – wegen einer Vorahnung? Zog ich ihn über mich, oder ließ ich einfach seine Hände gewähren? Warum sollte ich ihn bitten, das zu lassen, wenn es sich in meiner Hose angenehm anfühlte? Es war noch keine Erektion, aber so ähnlich, und bei ihm kein echtes Drängen. Daeng war keiner von diesen Männern, denen Dominanz und die rasche Befriedigung ihres Verlangens am wichtigsten waren. Zumindest nicht der, den ich kannte.

 

Ich lag auf dem Bauch und saugte das Gefühl in mich auf, das sein Liegen auf mir hervorrief. Seine Beine schlangen sich um meine, doch seine Arme legten sich nur zart um mich. Er hielt mich nicht fest und war nicht so schwer, dass ich kaum noch Luft bekam. Ob es daran lag, dass seine Muskelmasse eben nur seinen Körper perfekt machte, und nicht aus übertriebenen Paketen bestand? Meine Augen schlossen sich beinahe von selbst, als er mit einer zögerlichen Massage meiner Schultern begann. Beim Streichen seiner Finger über meinen Rücken unterdrückte ich nur schlecht mein Stöhnen. Er musste wissen, dass sich das für mich wie guter Sex anfühlte, und es nie zu einem endgültigen Höhepunkt kam. Kurz strich er durch mein Haar, bevor er an meine Hose griff, wie davor an mein T-Shirt. Sie wurde lediglich durch ein Gummiband gehalten, und das Kribbeln in mir verstärkte sich, als er sie über meine Beine zog.

 

In letzter Zeit hatte ich mir Sorgen gemacht, weil nicht immer alles so stand, wie ich gerne hätte. Auch mit unter 30 war das jedoch öfters einmal passiert. Genauso hatte ich die Erfahrung gemacht, dass es am besten ging, wenn es wirklich passte. Wenn alles gut und richtig war, konnte ich die volle Härte meiner Männlichkeit in meiner Hand spüren – und andere sich darüber freuen. Spätestens als ich nicht nur seine Hände an mir fühlte, musste ich meine eigene Erektion bequemer ausrichten. Ich wäre bereit gewesen, wozu immer es ihm gelüstete. Doch ich wollte ihn auf mir spüren … oder in mir.

 

Schon einige Male war er auf mir gelegen, als ich die Augen geschlossen hatte. Dieses Mal lag er wirklich auf mir und rieb sich an meinem Rücken – und ein wenig tiefer. Ob Daeng Gleitgel brauchte? Er würde ein Kondom aus meiner Nachttischlade nehmen, ohne dass ich ihm das sagen musste, oder? In dieser Welt gab es sonst keinen Schutz, außer auf manche Dinge verzichten.

 

Nein, was machte ich bitte? Da lag ein Mann auf mir und wollte jeden Moment loslegen, und ich konnte nicht sicher sagen, ob er gesund war. Bis jetzt waren alle vernünftig gewesen. Einmal hatte ich mit meinem Nachprüfen die Stimmung zerstört. Zumindest ein bisschen, und natürlich hatte er etwas angehabt. Ich ließ die Augen geschlossen und konzentrierte mich auf die Geräusche. Das war ein Griff in die Lade, oder? Ich fühlte seine ganze Länge, wie er sie an mich presste und durch meine männlichen Rundungen pflügte, ohne in die Nähe der Gefahrenzone zu kommen.

 

„Nimm mich, nimm dir, was du brauchst“ wollte ich sagen, doch mehr als seine Umklammerung und seinen heißen Atem brauchte ich nicht. Obwohl er schneller wurde, war es ein Streicheln durch meine Haare, kein Reißen und Zerren. Etwas wie Müdigkeit überkam mich, aber es war keine übliche. Eher ein Gefühl der Geborgenheit, dass alles richtig war, was er machte. Einige Male stöhnte er halblaut auf und bewegte sich noch schneller – war er gekommen? Die Nässe auf meinem Rücken konnte auch nur Schweiß sein. Ich zitterte, als er ruhig liegen blieb und seine Finger seitlich über mich strichen. War ich gekommen? Das Betttuch fühlte sich trocken an, trotzdem hatte mich etwas erfasst. Er hauchte einige Worte, die ich nicht ganz verstand. Ob es daran lag, dass mich nun tatsächlich Müdigkeit überkam, und das ziemlich schnell? Für einen Moment blinzelte ich und wollte mich zur Seite drehen, doch alles wurde schwer und träge.

 

* * *

 

Wie spät war es? 7 Uhr irgendetwas? Nein, 17 Uhr. Welcher Tag? Ich schreckte auf und drehte mich zur Seite. Aus dem Fenster blickte ich auf dichte Wolken, durch die sich einige Sonnenstrahlen kämpften. Der Platz neben mir war leer. Moment … hatte er nicht gesagt, noch etwas eingeplant zu haben? Als sich alle meine Gedanken wieder zusammensetzten, kehrte die Anspannung zurück. Ich drehte mich so, dass sie sich ungehindert aufbauen konnte, und griff mit einer Hand zu. Mit der anderen massierte ich mich. Ich starrte nach oben, atmete scharf ein und wurde schneller. Ein angenehm warmes Gefühl begann sich in mir auszubreiten, zusätzlich zu dieser Art von Kribbeln, das mir nicht ganz vertraut war. Ich stöhnte laut, wollte nichts aufhalten und dachte nochmals an ihn. Die Stelle im Wald kannte ich … ob ich mich dort noch genauer umsehen sollte? Meine Gedanken gingen zu weit, mein Körper spannte sich – und meine Hand wurde nass.

 

* * *

 

Ich öffnete die Verkaufsstatistik und sah, dass sich an diesem Tag zwei oder drei weitere Exemplare von „Projekt 43“ verkauft hatten. Ob es am neuen Cover lag? Interessant, denn es hatte im Laufe der Zeit nie mehr als eine Handvoll Fans gewinnen können. Erst recht „Projekt 44“, bei dem die Zahlen ebenfalls auf mindestens zwei Verkäufe hindeuteten. Wenn Daeng wieder auftauchte, wie hieß dann diese Geschichte? Einfach ein „Teil 2“ von „Projekt 44“? Er war immer noch ein lebendes Kunstwerk und in der Nähe eines Portals erschienen. Ich hatte eine Karte der Welt, wo neben kaum erforschten Gebieten überhaupt einige weiße Flecken existierten. Was war überhaupt aus der Kampftruppe und den anderen geworden, die alles beherrschen wollten? Beste Voraussetzungen für eine Fortsetzung.