Trotzdem irgendwie gewollt - Nicole S. Valentin - E-Book

Trotzdem irgendwie gewollt E-Book

Nicole S. Valentin

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Beschreibung

Mein Herz klopft bis zum Hals, während ich den Weg vom Badezimmer zur Küche bereits zum gefühlten hundertsten Mal entlang tiger. Wahrscheinlich habe ich schon tiefe Furchen im Parkett hinterlassen. "Alles wird gut. Das muss ein Irrtum sein. Der Stress, liebe Pia. Der Stress." Wieder ein Blick auf die Küchenuhr. Noch 15 Sekunden. Nervös presse ich die Lippen aufeinander und spüre, wie mir der Schweiß ausbricht. Das sind die wahrscheinlich längsten 15 Sekunden meines Lebens. Neun … acht … sieben … Wieder trete ich den Weg zum Badezimmer an, murmele die Sekunden vor mich hin. Sechs … fünf … vier… Kneife die Augen zu, als meine Hand nach dem Stäbchen auf dem Waschbecken greift. Drei … zwei … eins … Und wir haben einen Gewinner! Ich linse vorsichtig auf das winzige Fensterchen in diesem Stäbchen, in der Hoffnung, keinen zusätzlichen Strich zu finden. Aber leuchtender könnte er gar nicht sein. "Oh neinneinnein, das kann nicht sein!" Ich lasse mich schwer auf den Klodeckel fallen, nicht in der Lage, meinen Blick von dem Schwangerschaftstest in meinen Händen zu nehmen. Und ob das sein kann. Ich habe es ja schwarz auf weiß – oder eher rosa auf pink. Schwangerer kann man doch gar nicht sein. Wichtiger Hinweis: "Trotzdem irgendwie gewollt" ist Teil 2 der "Trotzdem Liebe" Reihe von Nicole S. Valentin. Zum besseren Verständnis der Geschichte ist es empfehlenswert mit Teil 1 "Trotzdem irgendwie verliebt" zu beginnen!

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Trotzdem irgendwie gewollt

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Trotzdem irgendwie gewollt

1

Mein Herz klopft bis zum Hals, während ich den Weg vom Badezimmer zur Küche bereits zum gefühlten hundertsten Mal entlang tiger. Wahrscheinlich habe ich schon tiefe Furchen im Parkett hinterlassen.

„Alles wird gut. Das muss ein Irrtum sein. Der Stress, liebe Pia. Der Stress.“ Wieder ein Blick auf die Küchenuhr. Noch 15 Sekunden. Nervös presse ich die Lippen aufeinander und spüre, wie mir der Schweiß ausbricht.

Das sind die wahrscheinlich längsten 15 Sekunden meines Lebens.

Neun … acht … sieben …

Wieder trete ich den Weg zum Badezimmer an, murmele die Sekunden vor mich hin.

Sechs … fünf … vier …

Kneife die Augen zu, als meine Hand nach dem Stäbchen auf dem Waschbecken greift.

Drei … zwei … eins …

Und wir haben einen Gewinner!

Ich linse vorsichtig auf das winzige Fensterchen in diesem Stäbchen, in der Hoffnung, keinen zusätzlichen Strich zu finden. Aber leuchtender könnte er gar nicht sein.

„Oh neinneinnein, das kann nicht sein!“

Ich lasse mich schwer auf den Klodeckel fallen, nicht in der Lage, meinen Blick von dem Schwangerschaftstest in meinen Händen zu nehmen.

Und ob das sein kann. Ich habe es ja schwarz auf weiß – oder eher rosa auf pink.

Schwangerer kann man doch gar nicht sein.

Ich lege den Test neben die drei anderen, die bereits klar und deutlich kundgetan haben, was der vierte nun zusätzlich bestätigt.

„Was mache ich denn jetzt?“ Ich fahre über meine Augen, ignoriere das Kribbeln meiner Nasenflügel. Ich bin noch nicht so weit. Würde es wahrscheinlich niemals sein.

Wie konnte das nur passieren?

Oh Pia, das ist die Geschichte mit den Bienchen und den Blümchen …

Ruhelos erhebe ich mich wieder, nehme die Tests an mich, verstecke sie in meiner Sockenschublade. Ganz nach hinten, unter die gestrickten Socken von Oma.

Aus den Augen aus dem Sinn …

Wenn es doch nur so einfach wäre.

Wann ist das nur passiert? Ich war doch immer vorsichtig. Ich habe sogar eine Erinnerungsfunktion in meinem Handy, damit ich die Pille nicht vergesse.

Mit einem Mal erfasst mich eine blinde Wut auf meinen Ehemann.

Er ist schuld! Schuld an meinem Zustand. Ohne ihn wäre das niemals geschehen.

Ein Kind! Dass ich nicht lache. Welch lächerlicher Gedanke.

Ich schlucke hart an dem Kloß vorbei, der mir fast die Luft zum Atmen nimmt.

Unterdrücke die Tränen, die hinter meinen Augen brennen.

Ich darf nicht schwanger sein!

Alexander wird sich freuen.

Aber auch diesen flüsternden Hinweis in mir überhöre ich.

Ich freue mich nicht!

Ganz im Gegenteil. Ich bin schockiert. Hilflos.

Und mir ist schlecht.

Schnellstmöglich renne ich zurück ins Bad. Schaffe es gerade noch, den Klodeckel zu heben, ehe ich mich würgend übergebe.

Alexander Hofer, du bist ein elender Dreckskerl!

Wie üblich lässt die Übelkeit nach den ersten zwei Stunden wieder nach und nach einer ausgiebigen Dusche fühle ich mich einigermaßen menschlich. Ich bin sogar in der Lage, etwas Festes zu mir zu nehmen. Auch wenn ich bereits festgestellt habe, dass mir der Geruch von Käse, der mir aus dem Kühlschrank entgegenschlägt, so gar nicht behagt. Mit gerümpfter Nase entferne ich diesen leicht angeekelt und entscheide mich für Marmelade.

Alexander ist bereits seit Stunden unterwegs. Irgendein Kunde fordert immer besondere Aufmerksamkeiten. Mir kommt es nur gelegen. Immerhin bin ich mit mir selbst gerade beschäftigt genug. Außerdem würde ich ihm vielleicht seine Extremitäten amputieren, sollte er eine falsche Bemerkung fallen lassen. Wie etwa über meine ausgesprochen schlechte Laune, die ich bereits seit Tagen mit mir herumschleppe. Hin und wieder glaube ich sogar, dass er tatsächlich die Flucht vor mir ergreift. Er tut gut daran. Und er kann sich sicher sein, dass ich mit den Wochen nicht ausgeglichener werde.

Das Klingeln meines Telefons reißt mich aus meinen trüben Gedanken.

„Hanna? Wolltest du nicht eigentlich einen Couchtag einlegen nach dem Stress der letzten Wochen?“ Ich bin überrascht, dass sie sich meldet. Ich bin davon ausgegangen, dass wir uns frühestens im Büro sprechen.

„Denkste, Puppe. Jonas hat mir einen Strich durch die Rechnung gemacht. Er lässt sich gerade die neuesten Trends in Sachen Brustimplantate vorführen. Ich kann dir sagen, diese Aufgabe füllt er wirklich äußerst zuverlässig aus, während er sie in Augenschein nimmt.“

Ich beginne zu kichern. „Du hast ihn beim Vögeln erwischt?“

„Ja, ich bin mitten reingeplatzt. Das Vorspiel hatten die beiden jedenfalls schon hinter sich.“ Ich höre sie schmunzeln. „Gehen wir was trinken? Ich weiß, es ist kurzfristig, aber …“

Ich falle ihr ins Wort, dankbar für jede Ablenkung, die sich mir bietet. „Gerne! Wo sollen wir uns treffen? Soll ich dich irgendwo abholen?“

„Am Hafen? In einer halben Stunde? Das müsste ich hinbekommen.“ Und schon ist das Gespräch beendet und ich atme tief durch, hadere damit, ob ich ihr von meiner Schwangerschaft erzählen soll. Das werde ich situationsabhängig machen. Ich kann es ja selbst kaum glauben.

„Wirklich, Pia, es wird allerhöchste Zeit, dass ich mir eine eigene Wohnung suche. Sonst bringe ich Jonas entweder um oder mutiere noch zur Mutter des Jahres, weil der Junge immer frisch gewaschene Unterhosen im Schrank liegen hat.“

Ich lache und nehme einen großzügigen Schluck von meinem alkoholfreien Weizen. Hanna verzieht ihr Gesicht, lässt das selbstverständlich nicht unkommentiert. „Wirklich, Schätzchen, dann braucht man auch gar kein Bier zu trinken.“

Ich kann es ihr noch nicht sagen. Auch wenn es mir auf dem Herzen brennt, aber sie hat zurzeit genügend eigene Probleme. Da kann ich sie nicht noch mit meiner Schwangerschaft belasten. Also schiebe ich mein Auto als Grund vor.

„Ich muss noch fahren, Hanna. Es reicht, wenn du dich betrinkst. Ich bringe dich sicher nach Hause.“

„Nach Hause? Ich bin mir gar nicht sicher, dass ich da hin zurück möchte.“

„Vielleicht kennt Alexander ja jemanden, der jemanden kennt, der schick und günstig vermietet.“

„Klar. Hier in Hamburg. Du glaubst auch noch an die gute Fee.“ Sie schüttelt ungläubig ihren Kopf.

„Nein, Hanna, ich meine das ernst. Er kennt doch Gott und die Welt. Es würde mich wundern, wenn er dir nicht bei deiner Suche nach einer bezahlbaren Wohnung helfen kann.“

„Wenn ich schon auf Vitamin B zurückgreifen kann …“ Mit einem Augenzwinkern schiebt sie sich Erdnüsse in den Mund, die vor uns auf dem Tisch stehen. Mir wird allein bei dem Anblick schon wieder übel. Konzentriere mich angestrengt auf meine Atmung, um zu verhindern, dass mein Gesicht grün anläuft.

Sie mustert mich und für einen kleinen Moment habe ich schon Angst, dass sie mich durchschaut. Doch dann beginnt sie zu grinsen und verdreht die Augen. „Ich freue mich übrigens, dass du heute tatsächlich Zeit hast.“

Erleichtert blicke ich sie an. „Na hör mal, für dich habe ich immer Zeit. Mal ganz davon abgesehen, dass du mich irgendwie gerettet hast. Alexander ist noch immer mit diesem Hotelmanager zugange und ich habe vor lauter Langeweile darüber nachgedacht, die Fenster zu putzen.“

„Ich dachte, die Party steht bereits?“ Etwas irritiert greift sie nach ihrem eigenen, selbstverständlich promillehaltigen Bier. Hanna ist ebenfalls für die Planung besagter Party zuständig, insofern wundert mich ihre Nachfrage kein bisschen.

„Ja, das dachte Alexander auch. Aber irgendwie …“ Ich bringe den Satz nicht zu Ende und zucke lediglich mit meinen Schultern. Und Hanna belässt es dabei.

2

Es ist später Nachmittag, als Alexander zu Hause erscheint. Ich stehe in der Küche, nutze die Momente meines Wohlseins, um etwas Essbares zu zaubern. Das Rinderfilet riecht verführerisch und ich hoffe auf einen guten Moment, um ihm zum Dessert meine positiven Tests zu präsentieren.

Er küsst meinen Hals. „Das riecht wundervoll. Ich habe wirklich Hunger.“ Seine Stimme wird rauchig und er dreht mich in seine Arme. „Vielleicht kann das Essen ja noch einen Augenblick warten.“

Ich küsse seine Nase. „Es ist Rinderfilet. Und wird unglaublich trocken beim Warten.“ Mein Grinsen ist jedoch genau die Einladung, die er braucht, um mich auf die Arbeitsplatte zu heben. „Dann tut es mir sehr leid um das Fleisch.“ Und schon sind seine Hände überall auf meinem Körper, während ich zwischen Salatkopf und Tomaten Platz finde. „Alexander Hofer, du bist unmöglich.“ Ich lache und schlinge meine Beine um seine Mitte.

„Sei lieb zu mir. Ich hatte einen fürchterlichen Tag, Frau.“

„Oh je, du Armer. Dann werde ich dich wohl aufmuntern müssen.“ Meine Lippen suchen seine und er trägt mich ins Schlafzimmer, lässt mich das Essen vergessen.

Und insgeheim bin ich äußerst dankbar für diese kleine Ablenkung.

„Pia Hofer, guten Morgen.“ Mein Mund ist staubtrocken. „Ich brauche bitte einen Termin, um eine Schwangerschaft bestätigen zu lassen.“ Das Herz klopft mir in den Hals, dabei spreche ich lediglich mit der Sprechstundenhilfe meiner Frauenarztpraxis, die augenblicklich einen euphorischen Unterton bekommt. „Frau Hofer, das ist wunderbar! Ich sehe direkt im Terminkalender nach.“

„Vielen Dank.“ Ich schließe die Lider. Wie kann es sein, dass man sofort davon ausgeht, dass man es selbst als wunderbar empfindet, schwanger zu sein.

Ich empfinde es als furchtbar.

Wieder schwimmen Tränen in meinen Augen und ich schniefe, als die Dame am anderen Ende der Leitung mir den Mittwochvormittag vorschlägt. „Bringen Sie bitte Ihren Impfausweis mit, Frau Hofer. Dann können wir direkt prüfen, ob Sie jede Vorsorge getroffen haben.“

IMPFAUSWEIS?

„Ich bringe ihn mit. Vielen Dank und bis Mittwoch.“

„Sehr gern“, flötet sie in den Hörer und ich lege auf.

Impfausweis. Das bedeutet, ich muss meine Mutter anrufen. Was wiederum bedeutet, es gibt blöde Nachfragen. Mein Impfausweis ist einer der Dinge, die meinen Umzug vor drei Jahren einfach nicht mitgemacht haben.

Ich puste Luft in meine Wangen, zwinge mich zur Ruhe, ehe ich die Nummer meiner Mutter wähle.

„Sommer.“

„Mama, ich bin’s.“

„Pia, Kind. Ich musste gerade an dich denken und daran, dass du dich lange nicht gemeldet hast.“ Ich erspare mir den Hinweis, dass ihr meine Telefonnummer ebenfalls geläufig ist.

„Danke, Mama, uns geht es hervorragend. Dir anscheinend auch, wenn du Zeit hast, an mich zu denken.“ Ich verdrehe die Augen.

„So war das nicht gemeint. Allerdings musst du zugeben, dass du mich vernachlässigst. Wir haben uns seit Weihnachten nicht gesehen. Und das ist immerhin schon Wochen her. Und dein kurzer Neujahrsanruf war doch eher Pflicht denn Kür.“

Meine Ungeduld wächst und ich bin versucht, das Gespräch zu beenden, noch bevor ich sie überhaupt darum gebeten habe, meinen Impfpass in einen Umschlag zu stecken und ihn mir zu schicken.

„Ich hoffe nur, du hast deine Magenverstimmung gut überstanden.“ Sie klingt beleidigt und mir fällt es wie Schuppen von den Augen. Es ist ein Weihnachtsbaby. Meine Pille hat den Dienst versagt, weil ich diesen blöden Kartoffelsalat mit der widerlich fettigen, selbst gemachten Mayonnaise gegessen habe. Allein der Gedanke daran lässt mich würgen.

Verfluchte Scheiße. Ich bediene aber wirklich jedes gängige Klischee.

„Pia? Bist du noch dran?“ Die entnervte Stimme meiner Mutter holt mich wieder zurück in die Gegenwart.

„Ja, ja entschuldige, mir geht es wieder gut.“ Wenn man von dem kleinen Mayonnaise-Missgeschick in meinem Uterus absieht. „Mama, ich brauche meinen Impfpass. Könntest du ihn mir schicken?“

„Deinen Impfpass? Was willst du denn jetzt damit?“ Und da waren sie wieder … die dämlichen Nachfragen.

„Ich habe eine einfache Vorsorgeuntersuchung am Mittwoch und muss ihn vorzeigen.“

„Am Mittwoch schon? Und da rufst du erst jetzt an? Pia, warum nur bist du immer so unorganisiert? Manchmal frage ich mich, wie du an einen Mann wie Alexander gekommen bist.“

„Mama, es reicht. Kannst du ihn mir schicken oder nicht?“

Meine Mutter schnappt empört nach Luft. „Ja, das werde ich wohl hinbekommen. Aber mir ist dennoch schleierhaft, warum du erst jetzt danach fragst. Du hättest ihn Weihnachten auch direkt mitnehmen können. Jetzt muss ich extra zur Post gehen.“

„Es tut mir leid, wenn du Umstände hast.“ Wut klettert in mir hoch. „Aber das wirst du für mich sicher mal tun können.“

Dann musst du deinen Putzfimmel mal für eine Stunde unterdrücken.