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Der Guardian Loy ist durch einen Angriff entstellt und wird von seinen Schwarmmitgliedern gemieden. Nur Findil, der selbst gern ein Guardian wäre, bewundert ihn. Als ein Dieb die Farben der Tylwyth Teg stiehlt, sieht Findil seine Chance gekommen, sich zu beweisen. Gemeinsam mit dem widerspenstigen Loy macht er sich auf die Suche, und ihm wird immer klarer, dass er Loy nicht nur bewundert ... Gay Romance
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Seitenzahl: 244
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Sandra Busch
© dead soft verlag, Mettingen 2013
© the author
http://www.deadsoft.de
Cover: M. Hanke
Covermotiv:
Front: Algol – fotolia.com
1. Auflage
ISBN 978-3-943678- (print)
ISBN 978-3-943678- (epub)
***
„Er ist so hässlich.“
Findil schaute auf und wischte sich über das schweißnasse Gesicht. Die Frühlingssonne brannte heute heiß vom Himmel und die anstrengende Arbeit brachte ihn zum Schwitzen. Dabei lief er wie jeder Tylwyth Teg barfüßig und mit bloßem Oberkörper herum, sobald es warm genug dazu war. Blütenstaub geriet in seine Nase. Er nieste.
„Richtig abstoßend sieht er aus.“
Er folgte dem Blick seines Freundes Inno, obwohl das gar nicht nötig gewesen wäre. Es war klar, von wem Inno sprach. Mit seinen Flügeln begann sich Findil kühle Luft zuzufächeln.
„Er kann nichts dafür“, sagte er leise.
„Er ist eine Beleidigung fürs Auge.“
„Das ist nicht fair.“ Findil wusste selbst nicht, warum er einen Mann verteidigte, mit dem er bislang kein einziges Wort gewechselt hatte. Außerdem war Inno nicht der Einzige, der der Meinung war, dass jemand mit diesem Äußeren weggesperrt gehörte. Er dagegen betrachtete den Guardian mit einigem Mitleid.
„Sein Name ist Loy“, murmelte er.
Erstaunt sah Inno ihn an. „Woher weißt du das?“
„Ich habe gehört, wie ihn die anderen Guardian so genannt haben.“
„Hast du etwa wieder bei ihren Nestern herumgelungert?“
Findil zog ein störrisches Gesicht, gab aber keine Antwort. Sein Freund wusste genau, dass er sich nichts sehnlicher wünschte, als selbst ein Guardian zu werden. Leider war er von der Kommission für Sicherheit und Ordnung als untauglich befunden und daher als Gatherer eingeteilt worden, was empfindlich an seinem Selbstwertgefühl kratzte. Außerdem klebte man nach dem Sammeln von Blütenpollen ganz furchtbar.
„Lass uns weitermachen“, sagte er und stieß Inno an, der den Guardian weiterhin abfällig anstarrte. „Unsere Beutel sind erst zu zwei dritteln voll.“
„Findest du nicht, dass er eine Beleidigung aller Tylwyth Teg darstellt?“, fragte Inno. Wenigstens wandte er sich endlich seiner Arbeit zu. Es wäre sehr peinlich, wenn die Guardian zum Feierabend hin nur auf sie warten müssten.
„Mich beleidigt er durch sein Aussehen nicht. Er ist im Kampf so entstellt worden, weil er eine Gruppe Gatherer retten wollte. Gewiss hat er es sich nicht ausgesucht, derartig verletzt zu werden.“ Findil erinnerte sich gut an die Aufregung, als Arbeiter ihres Schwarms von einer Drachenechse angegriffen wurden. Es hatte glücklicherweise keine Verluste gegeben, weil die Guardian wachsam gewesen waren. Einer von ihnen hatte sich todesmutig auf die Echse geworfen und ihre Aufmerksamkeit auf sich gelenkt, damit die anderen fliehen konnten. Und das war Loy gewesen. Da hatten seine Flügel ein wunderschönes Dunkelblau mit silbernen Sprenkeln besessen, um die ihn viele Tylwyth Teg beneidet hatten. Jetzt waren Loys Flügel vollkommen schwarz, dunkler als ein sternenloser Nachthimmel. Seine linke Gesichtshälfte und der Schulterbereich waren trotz des großen Könnens der Kommission für Gesundheit mit roten Brandnarben bedeckt und sein Auge hatte er ebenfalls verloren. Findils Meinung nach war Loy ein Held und Helden sperrte man nicht einfach weg, bloß weil sie ihre Schönheit eingebüßt hatten. Er sah Inno schräg von der Seite an. Auch sein Freund hätte zu diesem Zeitpunkt seine kupferroten Flügel liebend gern gegen Loys dunkelblaue getauscht, wenn das möglich gewesen wäre. Waren seine Äußerungen etwa eine Folge des einstigen Neides?
„Das musste ja kommen“, brummte Inno neben ihm. „Du siehst das viel zu romantisch. Sei froh, dass dich die Kommission als Guardian abgelehnt hat. Du könntest heute ein genauso abstoßendes Bild bieten.“
„Und dann würdest du mit mir ebenfalls nichts mehr zu tun haben wollen? Wäre ich in diesem Fall für dich genauso eine Zumutung?“
„Natürlich würden wir uns weiterhin treffen. Schließlich sind wir Freunde. Allerdings würdest du den Anstand besitzen und dich nicht mehr in der Öffentlichkeit bewegen, sondern dich zurückziehen.“
Wenn sich Inno da mal nicht täuschte. Findil fand es ziemlich mutig, dass sich Loy weiterhin zeigte. In diesem Moment drehte sich der Guardian um und sah direkt zu ihnen herüber. Findil schenkte ihm ein kleines Lächeln. Der Guardian lächelte nicht zurück.
„Beeil dich, Findil. Er guckt schon ganz grimmig.“
Dabei war es doch Inno, der trödelte, denn Findils Beutel war beinahe voll.
„Komm, hier ist nichts mehr zu holen.“ Er breitete seine Flügel aus und flatterte zur nächsten Blüte weiter. Wenigstens hatte Inno nichts an Findils Farben auszusetzen. Aber Findil fand seine Flügel selbst schön: petrolfarben an den Schultern und türkis auf den Flächen.
„Beeilt euch!“, ertönte ein Ruf. „Es geht gleich zurück zum Mutterbaum.“
Dieser Hinweis reichte aus, damit alle Gatherer in Hast verfielen und die letzten Pollen zusammenrafften, die sie noch erhaschen konnten. Wenig später ertönte ein melodiöses Trillern. Dies war das Zeichen zum Sammeln. Findil atmete auf und schnürte seinen Beutel zu, dessen Riemen er sich um die Schulter schlang.
„Inno, bist du fertig?“ Er wandte sich zu seinem Freund um, trat dabei versehentlich auf einen Nektartropfen und rutschte aus. Wild mit den Armen rudernd und mit flatternden Flügeln kämpfte er um sein Gleichgewicht. Alles vergebens! Findil stürzte zwischen den Blütenblättern in die Tiefe. Seine Flügel verhedderten sich in dem Trageriemen seines Sammelbeutels und er schrie erschrocken auf. Rasend schnell kam ihm der Boden näher. Plötzlich wurde er gepackt und sein Sturz jäh gebremst. Pfeifend stieß Findil den Atem aus. Er spürte einen warmen Körper hinter sich und kräftige Arme, die ihn umfangen hielten. Sanfter Flügelschlag brachte sie zu Boden, wo er losgelassen wurde. Findil fuhr herum, um Inno dankbar um den Hals zu fallen. Dabei stand gar nicht Inno vor ihm.
„Loy!“, flüsterte er überrascht.
Der Guardian hob seine Waffe auf, die er fallengelassen haben musste, um ihn auffangen zu können. Gleich darauf musterte er Findil mit seinem verbliebenen hellgrünen Auge. Das schwarze Haar, das nach dem Angriff der Drachenechse unmännlich lang nachgewachsen war, verdeckte seine narbige Gesichtshälfte und die zerstörte Haut am Hals.
„Alles in Ordnung, Wichtel?“, erkundigte er sich kühl. Findil konnte nur stumm nicken.
„Sei zukünftig vorsichtiger.“
„Findil! Findil! Beim allmächtigen Schwarm! Ist dir etwas geschehen?“
Er hob den Kopf. Inno kniete auf einer Blüte und blickte besorgt zu ihm herunter.
„Mir ist nichts passiert“, rief er und winkte. Er wandte sich wieder zu Loy um und … Weg! Suchend drehte sich Findil um die eigene Achse, bis er den Guardian hoch am Himmel entdeckte, wo er die Gatherer beim Rückflug zum Mutterbaum bewachte.
„Findil, rasch! Ehe wir den Anschluss verpassen.“
Findil rückte den Beutel auf seinem Rücken zurecht und schwang sich in die Luft. Mit Inno an seiner Seite folgte er mit eiligen Flügelschlägen den anderen Gatherern.
Dunkelheit. Sogar die zahlreichen Glühwürmchen, die ansonsten die Nacht erhellten, hatten sich inzwischen zur Ruhe begeben.
Genau dort, wo der Wald am tiefsten und dichtesten war, erhob sich der Mutterbaum. Der Stamm war von einem gewaltigen Umfang und der ausladende Wipfel ragte bis hoch in den Himmel hinauf. Zahlreiche Höhlen boten den Tylwyth Teg Lagermöglichkeiten und Platz, um die Schildläuse zu hüten, die nahrhaften Honigtau produzierten. In den starken Ästen baute der Schwarm seine Nester, kunstvolle geflochtene Gebilde aus Zweigen und Moos. Ein kleiner Bach plätscherte fröhlich an den Wurzeln des Mutterbaums entlang und teilte die Lichtung, auf der er stand, in zwei Hälften. Geißbart, Schwertlilien und Schlüsselblumen wuchsen üppig und erfüllten die Luft mit ihrer Süße. Es war ein magischer Ort, vom Zauber des alten Baumes erfüllt. Ein Ort, an dem die Tylwyth Teg in Frieden leben konnten, denn erst wenn sie die Sicherheit verheißende Lichtung verlassen wollten, waren sie auf den Schutz ihrer Guardian angewiesen. Zu viele Gefahren lauerten im Wald.
Trotz der schützenden Magie des Mutterbaums spähte Findil aufmerksam aus seinem Nest. Allerdings hielt er nicht Ausschau nach Fressfeinden, sondern nach möglichen Nachtschwärmern, wie er einer war. Eine frische Brise strich durch seinen dunkelbraunen Schopf und ein vom Tau beschwipstes Glühwürmchen trudelte an ihm vorbei. Ein Lächeln stahl sich auf Findils Gesicht. Niemand war zu sehen. Kein Wunder. Üblicherweise schliefen die Tylwyth Teg um diese Zeit. Flink schlüpfte er ins Freie und flog hoch in den Wipfel des alten Mutterbaums. Seine kräftigen Flügel ließen die letzten Nester hinter sich, schraubten ihn höher und höher, bis er einen ganz bestimmten Ast erreichte. Findil landete, schloss die Augen, streckte sich und atmete tief ein. Der liebliche Duft der Frühlingsblüten umgab ihn, eine erfrischende Brise spielte mit dem jungen Grün der Blätter und er war allein. Findil grinste vergnügt und lief bis zum schwankenden Ende des Astes. Dort hatte er in einem Spalt einen Stachel versteckt, den er nun hervorholte. Für einen kurzen Moment überkam ihn das schlechte Gewissen, weil er eine Waffe der Guardian gestohlen hatte. Obwohl es nicht aufgefallen zu sein schien, dass bei der letzten Lieferung ein Stachel verloren gegangen war.
Es waren die Igel, von denen die Tylwyth Teg ihre Waffen erhielten. Zum Tausch gaben sie ihnen dafür ein Mittel gegen die hartnäckigen Milben, die das weiche Fell der Igel bevölkerten. Mit ein paar Zaubersprüchen des ehrenwerten Wiccas Lollo ausgestattet, wurden die Stachel zu tödlichen Waffen.
Wenn Inno wüsste, dass er hier einen von diesen Todesbringern versteckte … Findil wagte gar nicht erst daran zu denken, was sein Freund dazu sagen würde. Mit Sicherheit würde ihn eine harte Strafe erwarten, wenn ein anderer von dieser Sache erfuhr und ihn beim Obersten Gremium oder der Kommission für Schutz und Ordnung verpfiff.
„Doch es wird keiner erfahren“, sagte Findil fröhlich, salutierte übertrieben und stach mit der Waffe auf einen imaginären Feind ein.
Eine Stunde lang führte er ein ermüdendes Scheingefecht gegen einen außerordentlich gefährlichen Gegner. Er musste seinen allen Mut und seine ganze Geschicklichkeit aufwenden, um das Überleben seines Schwarms zu sichern. Findil keuchte, hieb und bohrte und wirbelte herum …
„Aaaaaaah!“ Erschrocken zuckte er zurück. Mit vor der Brust verschränkten Armen stand Loy vor ihm. Ausgerechnet der! Rasch versteckte Findil den Stachel hinter seinem Rücken, obwohl ihm klar war, dass der Guardian ihn längst bemerkt haben musste. Auch mit lediglich einem Auge. Betreten senkte er den Kopf.
„Deine Schrittfolge ist zu langsam und mit deiner furchtbaren Balance jagst du nicht einmal einem Maikäfer einen Schrecken ein.“
Eigentlich hatte Findil mit Vorwürfen und Beschimpfungen gerechnet und nicht mit einem derartigen Tadel. Überrascht hob er den Blick.
„Gegen was kämpfst du überhaupt, Wichtel?“
„Gegen eine Jagdspinne. Eine Gerandete Jagdspinne.“ Die waren riesig, furchteinflößend, wirklich widerlich und in seiner Vorstellung war er einem wahren Monster begegnet.
Loy lachte leise. Plötzlich sprang er auf ihn zu und riss ihm den Stachel aus der Hand. Das geschah so flink, dass Findil gar nicht reagieren konnte.
„Eine Gerandete Jagdspinne schnellt mit rasender Geschwindigkeit auf dich zu, beißt dich mit ihren Giftfängen und ehe du Hoppla sagen kannst, wirst du bereits ausgesaugt.“ Loy tanzte ein paar Schritte mit dem Stachel in der Hand, um ihm zu demonstrieren, wie geschickt man diese Waffe führen konnte. Gleich darauf bekam Findil sie wieder in die Hand gedrückt.
„Wirst du mich jetzt bestrafen?“
„Weswegen? Weil du Scheingefechte gegen eine Spinne führst?“, erkundigte sich Loy.
„Wegen … wegen dem Stachel“, flüsterte Findil beschämt.
Loy antwortete nicht gleich. Er drehte ihm den Rücken zu, setzte sich auf den Ast, baumelte mit den Beinen und schaute in die Tiefe.
„Man bestiehlt seinen Schwarm nicht“, sagte er ernst, als sich Findil ein wenig zögernd neben ihm niederließ.
„Es tut mir ja leid. Allerdings hätten sie mir nie einen gegeben, wenn ich gefragt hätte.“
„Weil du ein Gatherer und kein Guardian bist.“
„Genau.“
Loy hob die Hand und gab ihm einen unsanften Klaps auf den Hinterkopf.
„Au!“
„Das sollte Strafe genug sein.“
„Was? Das soll alles gewesen sein?“
„Möchtest du noch einen Hieb?“
„Nein, aber … aber das ist einem Diebstahl nicht gerade angemessen, oder?“
„Ich könnte dir eine Hand abschlagen, nur dann könntest du nicht mehr als Gatherer arbeiten“, schlug Loy trocken vor.
„Lass gut sein.“ Findil strich mit den Fingern liebevoll über den Stachel, den er sich quer über den Schoß gelegt hatte. „Ich bringe ihn morgen zurück. Versprochen.“
„Behalte ihn ruhig.“
„Bitte?“
„Nachdem du dir den Stachel geholt hattest, sagte ich dem Waffenwart, dass ich ihn mir genommen habe. Meinen Eigenen habe ich als verloren gemeldet.“
Findil starrte den Einäugigen an. „Du wusstest, dass ich den Stachel gestohlen habe? Warum hast du nichts gesagt?“
Loy zuckte mit den Schultern. Eine Weile saßen sie schweigend beieinander.
„Ich heiße Findil“, sagte er schließlich ein wenig schüchtern.
„Ah … ja. Findil. Du hast fünfzehn Mal gegen deine Ablehnung als Guardian Einspruch erhoben.“
„Das ist dir ebenfalls bekannt?“
„Mmh.“
„Ich wäre so gerne ein Guardian geworden.“ Traurig ließ Findil den Kopf hängen.
„Weshalb? Ein Gatherer ist doch viel wichtiger.“
Findil schnaufte wenig überzeugt. „Ach ja?“
„Denk nach, Wichtel. Die Arbeit eines Gatherers ist so bedeutend, dass ein Guardian sein Leben geben würde, um ihn zu beschützen. Du bist ein Ernährer des Schwarms. Ohne dich und die anderen würden wir alle ziemlichen Kohldampf schieben.“
Auf diese Weise hatte Findil seine Tätigkeit nie betrachtet.
„Du deckst meinen Diebstahl und tröstest mich, weil ich kein Guardian geworden bin. Warum, Loy?“
Ein nachdenklicher Zug tauchte im Gesicht des Einäugigen auf.
„Vielleicht weil du dir die Mühe gemacht hast, meinen Namen herauszufinden.“
Findils Wangen begannen zu glühen und er war für die Dunkelheit dankbar, die das hoffentlich verbarg.
„Ich habe zufällig ein Gespräch gehört, in dem dein Name erwähnt wurde. Deine Ehrung fand ja im kleinsten Kreis statt. Das Oberste Gremium erwähnte damals, dass du für eine öffentliche Feier nicht gesund genug warst.“ Er sah Loy von der Seite aus an. „Was machst du eigentlich hier oben?“
„Dich beobachten.“
„Und das sagst du mir so einfach? Wie lange tust du das denn schon?“
Loy schaute ihn schräg von der Seite an. „Seit ein paar Wochen.“
Jetzt war Findil doch etwas empört. „Warum hast du mich erst heute angesprochen?“
„Weil ich eine optische Beleidigung bin und eingesperrt gehöre.“ Loy sagte das ganz ruhig und trotzdem wäre Findil am liebsten in ein Astloch gekrochen, um sich vor Scham zu verstecken. Der Guardian hatte also das Gespräch zwischen ihm und Inno gehört.
„Das habe ich nie gesagt“, entgegnete er leise.
„Vielleicht habe ich dich deshalb angesprochen, Findil Gatherer. Oder um herauszufinden, was das für ein Tylwyth Teg ist, der alles versucht, um seine Träume von Heldentum Wirklichkeit werden zu lassen.“
„Was ist so falsch daran, ein Held sein zu wollen?“
Loy strich sich das schwarze Haar aus dem Gesicht und drehte es dann Findil zu. Obwohl die Nacht einiges verbarg, waren das Narbengeflecht und die leere Augenhöhle furchtbar zu betrachten.
„Sieh mich an, Findil. Und lass dir sagen, dass ich mir keineswegs wie ein Held vorkomme, sondern vielmehr wie ein Aussätziger.“
Für einen Moment hatte Findil den Eindruck, als würde er Loys Schmerz spüren. Ehe er sich versah, streckte er die Hand aus und legte sie behutsam auf die vernarbte Gesichtshälfte. Es fühlte sich beinahe wie Borke unter seinen Fingern an. Der Guardian neben ihm versteinerte regelrecht.
„Du hast etwas sehr Gutes getan, Loy. Ich verstehe nicht, wieso dich alle mit Verachtung strafen.“
Mit einem Satz stand Loy auf den Füßen. „Gib mir den Stachel.“
„Wieso?“, fragte Findil von dessen heftiger Reaktion verwirrt.
„Ich lege ihn in dein Versteck zurück. Und du fliegst in dein Nest und schläfst. Es ist spät …“
Langsam stand Findil auf und reichte dem Guardian die Waffe.
„Bist du morgen Nacht wieder hier?“
„Flieg endlich, Wichtel.“
„Gute Nacht, Loy.“ Er erhielt keine Antwort, daher breitete er seine Flügel aus und ließ sich in die Tiefe fallen. Auf einer sanften Luftströmung glitt er an dem Mutterbaum hinab, bis er sein Nest erreichte.
Als er eingekuschelt in weichen Daunen und seidenen Decken lag, galt sein letzter Gedanke vor dem Einschlafen dem einsamen Guardian hoch oben im Wipfel.
***
„Sly, bist du da?“
…
„Sly?“
Ein unwilliges Seufzen drang aus dem Nest.
„Was willst du?“
„Mit dir reden.“
„Ich mag nicht.“
„Was ist los mit dir?“
„Ich sagte, ich mag nicht mit dir reden. Flieg weg, Loy. Lass mich in Ruhe.“
Hartnäckig fragte er weiter: „Ich will wissen, weshalb du nicht mehr mit mir sprichst. Warum gehst du mir aus dem Weg?“
Aus dem Nest drang ein bitteres Seufzen, bevor eine kräftige schlanke Gestalt daraus hervorschoss. Flügel in dunkelviolett und grün schimmerten im Sonnenlicht, als Sly elegant auf seinem Heim landete, aber jeglichen Augenkontakt mit ihm vermied. Loy flog an seine Seite und stellte sich neben den Guardian, mit dem er Jahre seines Lebens geteilt hatte. Schweigend schauten sie zum Fuß des Mutterbaums hinunter, wo eine Schar Jugendlicher mit einer Gruppe dicker grüner Raupen spielte. Loy hätte seinen Freund gerne umarmt, ihn geküsst und wie so oft seine Nase in Slys duftendes Haar gedrückt. Der wirkte allerdings seltsam unterkühlt.
„Du fehlst mir“, sagte Loy schließlich leise. „Warum lässt du dich nicht mehr bei mir sehen? Ständig weichst du mir aus, bist müde und willst deine Ruhe haben. Ich könnte zurzeit ein wenig moralische Unterstützung von einem Freund gebrauchen.“
Sly entgegnete nichts, starrte nur weiter auf die Spielenden hinab. Aus seiner Miene war nichts zu lesen.
„Wir bilden seit vielen Jahren eine Schlafgemeinschaft. Immer haben wir zusammengehalten, die Ausbildung zum Guardian gemeinsam durchlaufen und die Gatherer beschützt. Und im Schutz unseres Nestes haben wir Zärtlichkeiten ausgetauscht, uns geliebt und die Sterne beobachtet. Sag mir nicht, dass du über den Kampf gegen die Drachenechse wie alle anderen denkst. Ist es das, Sly? Bist du wie der Rest des Schwarms, der insgeheim die Meinung vertritt, es wäre besser gewesen, wenn ich den Angriff nicht überlebt hätte?“
Sly verschränkte die Arme vor der Brust. Einer Brust, an die sich Loy oft gekuschelt hatte, über die er mit seinen Fingerspitzen gewandert war, während er dem leisen Stöhnen seines Gefährten gelauscht hatte. Jetzt schien ein Fremder mit abweisendem Gesicht neben ihm zu stehen. Ein Sly, wie er ihn nicht kannte.
„Sly, wo bleibst du?“
Loy wurde ganz steif. Diese Stimme kannte er. Ungläubig musste er beobachten, wie ein weiterer Tylwyth Teg aus Slys Nest flog. Tesla!
„Ah, Loy. Welch eine Überraschung dich hier zu treffen.“
„Da wir alle im Mutterbaum wohnen, dürfte die Überraschung gar nicht allzu groß sein. Zumal mein Nest gleich nebenan hängt, wie du sehr gut weißt.“
„Warum bist du dann nicht in deinem Unterschlupf, sondern bietest uns hier einen Anblick, der einem den ganzen Tag versauen kann?“
Loy biss die Zähne zusammen. Er war bemüht, sich nicht anmerken zu lassen, wie sehr ihn die Worte schmerzten.
Tesla ist ein Idiot. Lass dich nicht von ihm runterziehen.
Tesla landete und drängte sich unsanft zwischen ihn und Sly, dem er besitzergreifend einen Arm um die Hüfte schlang.
„Du lässt mich warten“, sagte er vorwurfsvoll in dessen ausdruckloses Gesicht. Betroffen schaute Loy zwischen ihm und Sly hin und her. Endlich begriff er. Plötzlich hingen seine Flügel schlapp herab. Nachtschwarze Flügel. Keine Silbergesprenkelten. Oder Kornblumenblaue wie Teslas.
„Wann wolltest du mir sagen, dass wir keine Schlafgemeinschaft mehr bilden?“, fragte er Sly mit aufkeimender Wut in seinem Bauch. Wie war es Sly bloß gelungen, seinen neuen Geliebten vor ihm geheim zu halten?
„Wenn du dich ein wenig gefangen hast, Loy.“
„Gefangen? Hrrrgh! Ich habe mein Leben riskiert, um einige Tylwyth Teg vor dem Tod zu retten. Und hinterher stören sich alle an meiner Erscheinung. Niemand fragt mich, welche Schmerzen ich ausgestanden habe, wie ich mich fühle oder wie ich mit einem einzigen Auge zurechtkomme. Vielleicht hätte ich lieber die Gatherer sterben lassen sollen. Dann wäre ich wenigstens noch ein Teil der Gemeinschaft.“
„Loy, bitte reiß dich ein bisschen zusammen.“
„Du hast keineswegs mich geliebt, nicht wahr, Sly? Es war lediglich mein Aussehen. Du hast dich von den Silbersprenkeln meiner Flügel verführen lassen …“
„Loy, du vergisst dich.“ Sly wirkte nun doch etwas peinlich berührt.
„Was für eine Szene“, murmelte Tesla abfällig. „Dabei ist es schon Zumutung genug, jemanden wie dich in der Nachbarschaft zu haben.“
Loy stieß ein böses Zischen aus. „Vorsicht, Tesla. Pass auf dein hübsches Gesicht auf. Falls es beschädigt wird, lässt dich Sly genauso kalt fallen, wie er es mit mir getan hat. Schönheit ist leider vergänglich, und es kann uns alle treffen. Gib also gut auf dich Acht.“ Mit diesen Worten breitete er seine Flügel aus und warf sich von dem Nest. Er glitt auf einer Luftströmung dahin, mühsam Tränen unterdrückend. Selbst seine Schlafgemeinschaft und die langjährige Freundschaft zu Sly waren mit einem einzigen glühenden Hauch der Drachenechse vernichtet worden. Mit einem stummen Fluch flatterte er zu den höchsten Ästen des Mutterbaumes hinauf. Hier war er wenigstens allein. Von einer leichten Brise ließ sich Loy auf einem Zweig wiegen. Er seufzte. Was sollte er tun? Der ganze Schwarm hielt ihn für eine hässliche Zumutung. Alle – bis auf den Wichtel, diesen Findil.
***
„Spinnenrotz und Froschkleister!“ Beinahe hätte ihm der zurückschnellende Zweig das verbliebene Auge ausgeschlagen. Loy fluchte, bog den Zweig in die richtige Position und bemühte sich, ihn mit einem Fuß dort zu halten, bis er ihn festgesteckt hatte. Die beiden dicken Marienkäfer, die in der Nähe auf einem Blatt saßen und sein Tun kommentierten, während sie Läuse vertilgten, versuchte er zu ignorieren.
„Sieh dir das an, Friddi! Er stellt sich dümmer an als ein Spatz bei der Premiere seines Nestbaus“, sagte der eine.
„Dabei stopfen Spatzen lediglich irgendwelchen Gräserkram in irgendwelche Lücken“, ergänzte der andere.
„Damit bietet er uns wunderbares Theater.“
„Ja, genau. Wir könnten Wetten abschließen, Oiffi, ob er abstürzt oder sich den Zweig zuerst in die Fresse haut.“
„Das ganze Ding wird ohnehin nicht halten.“
„Und erst recht nicht fertig sein, wenn es heute Nacht zu regnen beginnt.“
„Ein architektonisches Wunderwerk wird es ebenfalls nicht.“
„Dann müssen wir über die Innenausstattung gar nicht erst reden.“
„Der erste Windstoß wird …“
„Auf dem Nachbarbaum ist eine ganze Kolonie fetter Läuse“, sagte eine Stimme dazwischen. Die Marienkäfer breiteten ihre Flügel aus und sausten davon. Allerdings hatte Loy keine Gelegenheit, sich darüber zu freuen, dass jemand die beiden Plagegeister vertrieben hatte. Er kämpfte weiterhin mit dem Zweig. Vielleicht hätte er lieber einen Kürzeren nehmen sollen. Unverhofft erschienen auf seiner blinden Seite ein zweites Paar Hände und verflocht den Zweig geschickt mit dem übrigen Baumaterial.
„Hält!“, sagte die Stimme munter neben ihm. Loy ließ den Zweig los und drehte sich mit einem leichten Flügelschlag um. In seinem Herzen gab es einen kurzen Stich, als er nun Findil erkennen konnte. Mit seinen schön gefärbten Flügeln war der Gatherer ein funkelnder Tautropfen im Sonnenlicht.
„Was willst du hier?“, fragte er barsch. Im nächsten Moment tat es ihm bereits leid, denn das fröhliche Strahlen in Findils Gesicht erlosch. Für einige kurze Herzschläge vergaß er sogar mit den Flügeln zu schlagen und sackte ein Stückchen in die Tiefe.
„Ich wollte nicht stören“, sagte er schließlich leise und machte Anstalten davonzufliegen.
„Warte!“ Loy winkte ihn auf den Ast, an dem er sein neues Nest baute. Zögernd folgte Findil der Aufforderung.
„Ich wollte dich nicht so anraunzen. Es ist … ich reagiere immer ein bisschen nervös, wenn jemand von links auf mich zukommt.“ Das war bloß die halbe Wahrheit. Findils Flügelpracht hatte ihn nur wieder an seinen eigenen Verlust erinnert.
„Entschuldige, Loy.“
„Nein, ich muss mich entschuldigen. Du konntest das nicht wissen, Wichtel. Und vielen Dank für deine Hilfe eben. Sowohl mit dem Zweig als auch mit den blöden Käfern.“
Findils Fröhlichkeit kehrte zurück. „Als ob Friddi und Oiffi eine Ahnung vom Nestbau haben.“ Plötzlich schien ihm etwas einzufallen. Er griff in seine Tasche und zog ein kleines Päckchen heraus.
„Du warst nicht beim Essen, daher habe ich dir etwas mitgebracht.“
Loy unterdrückte ein Lächeln. Also hatte der Gatherer Ausschau nach ihm gehalten.
„Ich habe von der Kommission für Ernährung die Erlaubnis, mich später selbst an den Vorräten zu bedienen, damit mein Anblick niemandem auf den Magen schlägt.“ Er hatte es leichthin sagen wollen, aber an Findils betroffenem Gesicht konnte er sehen, dass das daneben gegangen war.
„Das macht mich wirklich wütend“, zischte der Gatherer. „Du hast ihnen das Leben gerettet. Tatsächlich sollten sie vor lauter Dankbarkeit deine Füße küssen, anstatt dich wie einen Ausgestoßenen zu behandeln.“
„Sie sind dankbar, Findil. Das Problem liegt darin, dass ich sie allzu sehr an ihre eigene Sterblichkeit und an die Gefahren erinnere, die jenseits des Mutterbaums existieren. Das macht ihnen Angst.“
Eine Faust traf ihn an der unversehrten Schulter. Überrascht taumelte er zwei Schritte zurück.
„Verteidige sie nicht noch!“
„Du bist süß. Was regst du dich eigentlich so auf?“
Findil starrte ihn an. „Ich bin was?“
„Du bist … äh … verrückt. Ich wollte verrückt sagen.“ Loy legte das Päckchen auf dem Ast ab, um seine Verlegenheit zu verbergen. Wie konnte ihm das süß herausrutschen? Peinlich!
„Ich werde es später essen. Vielen Dank, dass du mir etwas vorbeigebracht hast. In einem haben die Käfer allerdings recht: Ich muss mich sputen, wenn ich wenigstens einen Unterschlupf vor dem Regen haben möchte.“
„Ich helfe dir“, bot Findil an.
„Ich kann das alleine.“
„Aha.“ Findil grinste vielsagend. Natürlich wollte er Loy damit an sein Gefecht mit dem Zweig erinnern.
Frechdachs, dachte der wider Willen amüsiert.
„Wieso baust du dir hier oben ein neues Nest? Warum bleibst du nicht in deinem alten Heim zwischen den anderen Guardian?“
Musste er darauf antworten und sich einen weiteren Fausthieb von diesem Spund einhandeln? Den Gatherer ging es außerdem gar nichts an, warum er nicht in seinem alten Nest und somit in Slys unmittelbarer Nähe bleiben wollte. Findil wertete sein Schweigen offenbar auf seine Weise:
„Sie fühlen sich sogar belästigt, wenn du in deinem Nest schläfst? Das ist ja nicht zu fassen! Sogar die Guardian?“
Loy breitete resigniert die Arme aus. „Sieh mich an. Ich bin der Butzemann!“
„Soll das jetzt zum Lachen sein?“
„Findil, wie soll ich deiner Meinung nach reagieren?“, fragte Loy des Themas müde. „Außerdem fühle ich mich hier oben wohl. Hier nervt mich keiner.“
So, Wichtel, hast du den dezenten Hinweis verstanden?
Er hatte, denn er kam auf den Nestbau zurück: „Du holst die Zweige und ich verwebe sie.“
„Warum willst du mir unbedingt helfen?“
„Keine Ahnung. Weil ich süß bin?“ Der Gatherer lächelte entwaffnend und plötzlich stellte Loy fest, dass ihm eigentlich gar nichts daran lag, diesen schillernden Tautropfen loszuwerden. Endlich ein Tylwyth Teg, der nach seiner Heilung ganz unbefangen mit ihm redete …
Sie saßen nebeneinander auf dem frisch gebauten Nest und teilten sich die Mahlzeit, die Findil für Loy mitgebracht hatte. In dem Päckchen war mehr als genug für beide. Findil war stolz und glücklich, dass sie das Nest kurz nach Einbruch der Dämmerung fertiggestellt hatten. Noch stolzer war er, weil ihn Loy seiner Geschicklichkeit wegen gelobt hatte. Der Guardian hatte ihn anschließend eine kleine Weile allein gelassen, um aus seiner bisherigen Behausung die Schlafpolster und Decken aus Seidengespinst zu holen. Nun biss Findil in eine Honigwaffel und genoss in aller Stille die Gesellschaft des Guardians. Bis ihm ein Gedanke kam.
„Sag mal, wenn dich niemand sehen mag, dann …“
„Ach, Wichtel, fängst du schon wieder damit an.“
„Loy, wieso lässt dich die Kommission für Sicherheit und Ordnung weiterhin als Guardian arbeiten?“
„Aus welchem Grund sollten sie es mir verbieten? Ich habe mich schließlich als fähig bewiesen. Und nach der Ehrung hätten es wohl einige merkwürdig gefunden, wenn sie mich rausgeworfen hätten. Natürlich haben sie meinen Rücktritt erwartet, aber den Gefallen habe ich ihnen nicht getan.“ Eine deutliche Spur Trotz und unterdrückte Wut sprach aus seinem Ton.
„Es hat bereits andere Fälle wie den deinen gegeben“, sagte Findil leise.
Loy nickte düster. „Einer hieß Olg. Ich war ein kleiner Junge, als er verletzt wurde.“
„Ja, ich kann mich schwach an ihn erinnern“, murmelte Findil. „Er hatte einen Arm verloren und einer seiner Flügel war so zerfetzt, dass er nicht mehr geradeaus fliegen konnte. Auch ihn hat man mit allen Ehren bedacht, bevor er seinen Rücktritt bei den Guardian erklärte. Er hat sich genauso zurückgezogen wie du, und ein paar Wochen später war er tot. Olg hatte sich an seinem Nest erhängt.“ Dieses Ereignis hatte sich ihm ins Gedächtnis eingebrannt, da ihm diese Form des Freitods ziemlich grausam vorkam. Ein flugfähiger Tylwyth Teg würde allein aus Reflex mit den Flügeln schlagen, wenn er an etwas festhing und zu ersticken drohte. Wie lange mochte Olgs Todeskampf gedauert haben, bis er so ermattet gewesen war, dass er sich in der Schlinge erwürgte?
„Ich habe nicht vor mich umzubringen, falls du darauf anspielst.“
Erleichtert atmete Findil auf. „Gut.“
„Wieso hast du Wichtel es dir zur Aufgabe gemacht, dich um mich zu sorgen?“
„Weil es sonst niemand tut, und der Schwarm eigentlich für den Einzelnen da sein sollte.“
„Das ist alles?“, fragte Loy ungläubig.
Findil nuschelte eine undeutliche Antwort.
„Ich verstehe kein Wort, wenn du dir den Mund mit Waffeln vollstopfst.“
Findil verdrehte die Augen. „Das sollte ein deutlicher Hinweis darauf sein, dass ich darauf nicht antworten wollte.“
„Wichtel!“
„Oh Mann! Na gut! Es hat noch nie einer zu mir gesagt, dass er mich süß findet.“ Das war beschämend und so schloss Findil die Lider, damit er sich wenigstens nicht mit ansehen musste, wie Loy gleich vor Lachen vom Nest fiel. Seltsamerweise blieb das schallende Gelächter aus.
„Hey, was ist mir da nur herausgerutscht?“, hörte er Loy stattdessen murmeln. „Hör mal, Wichtel, ich hoffe, du hast das nicht in den falschen Hals bekommen. Ich will nicht zusätzlich Ärger mit deiner Schlafgemeinschaft.“
Findil öffnete die Augen wieder. „Ich habe keine.“
„Hä?“
„Ich habe keine Schlafgemeinschaft.“
„Und was ist mit dem kupferroten Depp?“
„Inno führt mit Mias eine Schlafgemeinschaft. Wir sind bloß gute Freunde.“
„Oh!“
„Hast du etwa gedacht, wir hätten etwas miteinander?“
Loy schwieg, woraufhin Findil lachte.
„Nicht jeder lebt in einer Schlafgemeinschaft.“
„Ich dachte nicht, dass du noch frei wärst“, murmelte Loy.
„Ach? Warum nicht?“
„Ist doch egal.“