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Palästina, Israel und die Suche nach der Lösung Über Palästina vereint zwei neu entdeckte, bisher unbekannte Texte von und mit Hannah Arendt. Der Aufsatz »American Foreign Policy and Palestine« wurde 1944 von Arendt vor der Staatsgründung Israels verfasst und erst jetzt in einem Archiv gefunden. 14 Jahre später ist sie Mitglied eines Expert:innen-Rats, der in dem Bericht »The Palestine Refugee Problem« eine Lösung für die Situation der Geflüchteten im Nahen Osten formulierte. Diese beiden außergewöhnlichen Fundstücke belegen eindrücklich Arendts lebenslanges Ringen um einen Frieden in Israel und Palästina. Herausgegeben von Thomas Meyer
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Herausgegeben von Thomas Meyer
Der Bericht »Das palästinensische Flüchtlingsproblem« wurde übersetzt aus dem amerikanischen Englisch von Mike Hiegemann
© Piper Verlag GmbH, München 2024
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Cover & Impressum
Vorwort und editorische Notiz
Hannah Arendt
Amerikanische Außenpolitik und Palästina
Abba P. Lerner
Das Problem der arabischen Flüchtlinge
Zusammenfassung eines Berichts des Institute for Mediterranean Affairs
Unerhebliche Punkte
Die Tatsachen
»Nach-Hause-Gehen«
Spezifizierungen für eine Lösung
Die Dimensionen des Problems
Schutzfaktoren für Israel
Ein Lösungsvorschlag
Institute for Mediterranean Affairs
Das Palästinensische Flüchtlingsproblem. Ein neuer Ansatz und ein Plan für eine Lösung.
Vorwort
Gremium zum palästinensischen Flüchtlingsproblem
Einleitung
Nicht relevante Aspekte
1. Wer trägt die Schuld an der gegenwärtigen Notlage der Flüchtlinge?
2. Welche historischen Ansprüche haben das jüdische beziehungsweise das arabische Volk auf Palästina?
3. Was genau bedeutet die »palästinensische Nationalität« der arabischen Flüchtlinge?
4. Was erfordert absolute Gerechtigkeit?
5. Wie viele der Flüchtlinge sind »echte« Flüchtlinge aus dem israelischen Palästina?
6. Wer hat recht?
Nicht unmittelbare Ziele
1. Die wirtschaftliche Entwicklung des Nahen Ostens
2. Die wirtschaftliche Integration des Nahen Ostens
Die Fakten
Bedingungen für eine Lösung
Die Dimensionen des Problems
Der Kern des Problems
Sicherheitsgarantien für Israel
Eine Versuchsphase
Sicherheitsgarantien für Flüchtlinge
Die Lösung
Schlussbemerkung
Internationalismus, Integration und Trennung
Anhang 1: Eine allgemeine Beschreibung der Flüchtlingsgemeinschaften
Anhang 2: Zusammenfassung der Flüchtlingssituation in anderen Teilen der Welt
Anhang 3: Das Flüchtlingsproblem als Quelle von Spannungen
Anhang 4: Die historischen Ansprüche
Erklärung von Yekutiel Hugh Orgel
Gegendarstellung von Yekutiel H. Orgel
Gegendarstellung von Fayez A. Sayegh im Namen der Araber
Anhang 5: Numerisches Ausmaß des Flüchtlingsproblems
I
II
Anhang 6: Anmerkungen zu den Entwicklungsprogrammen im Nahen Osten
Übersicht
Ägypten
Iran
Irak
Syrien
Libanon
Israel
Jordanien
Anhang 7: Chronologische Tabelle der Regierungen und der politischen Gerichtsbarkeiten über Palästina
Anhang 8: Text der UN-Resolution über palästinensische Flüchtlinge
Resolution 194 (III)Palästina: Zwischenbericht des Vermittlers der Vereinten NationenVerabschiedet von der Generalversammlung der Vereinten Nationenam 11. Dezember 1948
Anhang 9: Anmerkungen zu den finanziellen Aspekten der Flüchtlingsrehabilitation
Chronologie der Ereignisse
1947
29. November
1948
19. März
16. April bis 14. Mai
14. bis 15. Mai
15. Mai
20. Mai
21. Juli
16. September
17. September
18. Oktober
19. November
29. November
1. Dezember
11. Dezember
17. Dezember
1949
24. Februar
3. März
23. März
April
3. April
27. April bis 19. September
11. Mai
29. Juni
30. Juni
20. Juli
23. August
6. November
8. Dezember
28. Dezember
1950
März
24. April
1. Mai
25. Mai
30. Juni
2. Dezember
14. Dezember
1951
März
30. Juni
20. Juli
13. September bis 19. November
1952
26. Januar
30. Juni
1. Juli
8. Oktober und 24. November
6. November
1953
7. März
30. Juni
9. Oktober
13. Oktober
27. November
1954
18. April
15. Juni
30. Juni
4. Dezember
1955
30. Juni
26. August
15. Oktober
21. bis 22. November
3. Dezember
1956
11. März
30. Juni
26. Juli
31. August
4. Oktober
29. Oktober
31. Dezember
1957
5. Januar
10. Januar
12. Februar
6. März
9. März
April
August
November
1958
Februar
April
Mai
Juni
Juli
August
Quellenverzeichnis
Die Vereinten Nationen
Bücher und Broschüren
Artikel, Vorträge und Zeitschriften
Grundsätze des Institute for Mediterranean Affairs
Kuratorium
Vorstand
Stellvertretende Vorsitzende des Gremiums
Komitee der Sponsoren
Thomas Meyer
Zu dieser Ausgabe
Kurzbiografien der Gremiumsmitglieder
Dank
Nachwort
I. Die Texte
II. »Amerikanische Außenpolitik und Palästina«
III. »Das palästinensische Flüchtlingsproblem«
Anmerkungen zum Nachwort
Anmerkungen
Inhaltsübersicht
Cover
Textanfang
Impressum
Die beiden hier abgedruckten Texte stammen aus den Jahren 1944 beziehungsweise 1958. Dieser Hinweis ist keineswegs nur philologisch motiviert. Beide Texte reagieren auf Ereignisse und die Lage in Israel, Palästina und den angrenzenden Gebieten in diesen Jahren.
Dass historisches Wissen zum Verständnis der Gegenwart beitragen kann, ist womöglich eine leere Schulweisheit, die dennoch darum nicht falsch ist.
Man soll, darin hatte der Philosoph Hans Blumenberg vollkommen recht, niemals die »elementare Obligation« vergessen, wonach »Menschliches nicht verloren« gegeben werden darf.
Für diese Ausgabe wurden in den Texten offensichtliche Versehen und Fehler, also Falschschreibungen, Zahlendreher und andere Druckfehler, stillschweigend korrigiert. Ebenso wurden heute nicht mehr übliche Schreibweisen an die geltende deutsche Rechtschreibung angepasst. Darüber hinaus gibt es keinerlei Veränderungen. Übersetzer und Herausgeber haben ihre Anmerkungen, Kommentare und die Erläuterungen zur Liste der Gremiumsmitglieder auf das bessere Verständnis der historischen Zusammenhänge ausgerichtet. Zudem haben wir uns bemüht, die zitierte oder bloß genannte Literatur zu ermitteln und vollständig zu erfassen.
Berlin, im Mai 2024
Schematische zeitgenössische Karte (1944)
Die Vertagung der Wagner-Taft Resolution[2] hat der Sache des jüdischen Volkes einen schweren Schlag und darüber hinaus alle amerikanischen Bürger, denen die Sache der Freiheit und Sicherheit der kleinen Nationen am Herzen liegt, in schwere Sorge versetzt. Nicht, als hätte irgendeiner geglaubt, daß durch die Annahme einer Resolution die sehr schweren Probleme Palästinas lösbar oder die sehr hartnäckige Politik des englischen Colonial Office[3] unmittelbar zu beeinflussen waren. Aber die Annahme der Resolution hätte unzweideutig zum Ausdruck gebracht, daß der amerikanische Kongreß als die vom Volke gewählte Körperschaft stark genug ist, um den Experten der Außenpolitik, die ihrem Wesen nach weniger von dem Willen des Volkes als von den täglich sich ergebenden Opportunitäten und Gelegenheiten machtpolitischer Interessen abhängig sind, in grundsätzlichen Fragen immer wieder die Wege zu weisen. Es ist zweifellos ihre Aufgabe, sich um das Öl in Saudi-Arabien[4] zu kümmern, und sie werden daher natürlicherweise leicht dahin kommen, den Willen von 5 Millionen Amerikanern jüdischer Abstammung, ihrem Volke in Europa zu helfen, und die aktive Sympathie ihrer Mitbürger als hinderlich und lästig zu empfinden. Es ist andererseits zweifellos die Aufgabe des Kongresses, auch in solchen Fragen außenpolitischer Art den Willen des amerikanischen Volkes zur Geltung zu bringen. Die Experten mit dem politischen Willen des Volkes in Einklang zu bringen ist die immer wiederkehrende Aufgabe amerikanischer Außenpolitik. Cordell Hull’s neuerliches Statement,[5] in welchem er versprach, dem Kongreß eine Stimme bei den Entscheidungen des State-Departments[6] einzuräumen, liegt im Sinne der besten Tradition der Amerikanischen Republik.
Da Amerika bisher die Einrichtung der Berufsdiplomatie nicht gekannt hat, sind ihr gewisse Erfahrungen, die andere Völker mit den Spezialisten und Experten der Außenpolitik gemacht haben, erspart geblieben. Mit dem Vorwurf, daß sie nicht »realistisch« seien, hat man in Europa seit Jahrzehnten die besten Kräfte der Völker zur Untätigkeit und Einflußlosigkeit verurteilt. Die Realpolitiker haben ungehindert von irgendeiner demokratischen Kontrolle ihre Völker mit Beweisen ihrer Unfähigkeit, Realitäten einzuschätzen und zu beurteilen, geradezu überschütten können. Es hat sich nur langsam herausgestellt, daß hinter dem Schlagwort Realpolitik sich eine opportunistische Tagespolitik verbarg, die wegen ihrer Prinzipienlosigkeit dem ständigen Fluß kleiner Tagesereignisse hemmungslos preisgegeben war und dadurch notwendigerweise einen wirren Zickzack-Kurs verfolgte und schließlich ein Chaos anrichtete, in dem überhaupt keine Ergebnisse mehr festzustellen waren. Der eigentliche Motor, der diese Maschinerie des Opportunismus in Bewegung setzte, war eine utopische und wirklich irreale Sehnsucht nach den guten alten Zeiten, in denen man sein Kapital mit Sicherheit und Profit in den verschiedensten Teilen der Welt anlegen konnte – wie es Chamberlain in schöner Offenheit unmittelbar nach dem Abkommen von München einmal ausgedrückt hat.
Die Palästina-Resolution beruhte auf dem traditionellen Prinzip amerikanischer Außenpolitik, die Sache der Schwachen und Unterdrückten nach Möglichkeit zu stärken und im Sinne von Freiheit und Gleichheit, nämlich im Sinne der prinzipiellen Fundamente der amerikanischen Republik, den Gang der Dinge so weit wie möglich in anderen Ländern der Welt zu beeinflussen. Diese Resolution wurde bestimmten opportunistischen Erwägungen geopfert, hinter denen man keinerlei Prinzip und am wenigsten natürlich ein juden-feindliches vermuten kann.
So etwas kann natürlich immer vorkommen, und wenn es auch in dem vorliegenden Falle ein Volk trifft, das durch die Ereignisse der letzten Jahre und durch einen Herrschaftstypus, mit dem zusammen kein Land und am wenigsten die Vereinigten Staaten die Erde bewohnen können, besonders schwer gelitten hat, so braucht solch ein gelegentlicher Lapsus doch noch nicht allzuviel zu besagen. Leider koinzidiert diese Niederlage des Kongresses in einer grundsätzlichen Frage der amerikanischen humanitären Tradition mit gewissen Tendenzen im Land, die einen vorläufigen Ausdruck in bestimmten Theorien von Amateuren der Außenpolitik gefunden haben und die dem amerikanischen Volk einzureden versuchten, daß es seit 60 Jahren keine Außenpolitik gehabt habe, weil es eine idealistische gehabt habe, daß es nur »große Worte« kenne, aber sich vor Verpflichtungen scheue, daß es realitätsfremd sei und daß seine Tradition von Freiheit und seine Abneigung gegen Unterdrückung leeres humanitäres Gerede sei, das nur dazu diene, es in allen großen Machtfragen der Welt schlecht wegkommen zu lassen, und das man besser heute als morgen gegen wirkliche Interessenvertretung, gegen wirkliches Öl eintausche. Dieser neue Opportunismus ist utopischer als alle Ideale und bestimmt realitätsfremder als die traditionellen humanitären Prinzipien Amerikas. Denn während das wirkliche Öl morgen trotz aller Konzessionen von einem zweiten Aufstand in der Wüste angesteckt und übermorgen durch ein neues Verfahren, synthetisches Öl zu gewinnen, überflüssig gemacht werden kann, beruht die humanitäre Tradition der amerikanischen Außenpolitik auf wirklichen Realitäten der Republik, die sich weder morgen noch übermorgen und jedenfalls nicht über Nacht ändern werden.
Eine der grundlegenden Realitäten amerikanischer Außenpolitik liegt in der Tatsache beschlossen, daß die Bewohner dieses Kontinents nicht vom Mond, sondern aus allen Teilen der Welt, mit denen Amerika in außenpolitischer Beziehung steht, kamen, daß in den letzten 60 Jahren Welle nach Welle von Immigranten aus der alten Welt an den Küsten der Neuen Welt gelandet sind und daß heute von allen europäischen Völkern und den meisten nicht-europäischen Völkern größere und kleinere Teile amerikanische Bürgerrechte genießen. Mit dieser Tatsache, die in der uns bekannten Geschichte einzigartig dasteht, hat amerikanische Außenpolitik immer rechnen müssen. Sie hat zur Folge, daß jede außenpolitische Frage hier auch eine wichtige innenpolitische Spiegelung erfährt. Jedesmal, wenn eines der vielen Mutterländer der amerikanischen Bevölkerung mit Unterdrückung bedroht war, jedesmal, wenn eines dieser Länder eine wirkliche Freiheitsbewegung entfaltete, hat die amerikanische öffentliche Meinung sich mit der betreffenden Volksgruppe im eigenen Land solidarisiert und die Regierung gezwungen, stärker oder schwächer für die Unterdrückten zu intervenieren. Verpflichtungen waren gerade deswegen, weil man freie Hände für die verschiedenartigsten Interventionen behalten mußte, sehr schwer zu übernehmen und mußten auf ein Minimum beschränkt werden. Was daher von außen leicht wie idealistischer Nonsense, hinter dem keine wirklichen Taten steckten, aussah, war in Wahrheit das Funktionieren einer sehr komplizierten demokratischen Maschine, in welcher die Stimme des gewöhnlichen Bürgers für außenpolitische Entscheidungen wichtiger war als in irgendeinem anderen Staate.
In diesem System hat das State-Department die Funktion, die Interessen der amerikanischen Nation als Ganzes zu vertreten bei genauester Ausnutzung der ungeheuren Vertrauensaktiva, die es auf Grund seiner gemischten Bevölkerung und seiner freiheitlichen Tradition in allen Teilen der Welt genießt. Eine Entfremdung der Außenpolitik vom Volke und vom Kongreß würde in diesem Lande noch schwerere Folgen haben als in den europäischen Ländern. Eine Vernachlässigung der Stimme des Kongresses würde die besten außenpolitischen Karten, jene unvergleichliche intime Beziehung zu allen Teilen der Welt, aus der Hand geben. Sie müßte auf der anderen Seite dazu führen, daß nationale Splittergruppen sich als pressure groups organisieren und partikulare Interessen durchzusetzen versuchen, denen man gelegentlich doch Folge leisten müßte.
Solange die amerikanische Grundlage einer im wesentlichen optimistischen Gesinnung unerschüttert war, haben Kongreß und State-Department sich im wesentlichen ohne allzu große Reibungen ergänzen können. Der Versailler Friedensvertrag[7] erst hat dies glückliche Gleichgewicht, in welchem die nationalen Splittergruppen sich auf einer allen gemeinsamen amerikanischen Basis geschützt und gefördert fühlten, erschüttert. Die Gefahr ist eine doppelte: Der Kongreß ist von Partikularismus bedroht – wie im Falle der vehementen Proteste von 5 Millionen Polen, die an nichts so interessiert scheinen wie an der Ostgrenze ihres Mutterlandes.[8] Das State-Department wiederum tendiert mehr und mehr dahin, alle Kontrolle und alle Einmischungen, die es als partikularistisch empfindet, loszuwerden und sich in der Form der europäischen Kabinette monopolistisch der Außenpolitik zu bemächtigen. Was heutige Beobachter amerikanischer Außenpolitik so leicht zu der Annahme verführt, daß hinter den hochtönenden Worten der Kongreßresolution wenig greifbare politische Entschlüsse stehen, ist die bedauerliche Tatsache, daß seit den großen Enttäuschungen der Nachkriegszeit das State-Department weniger als früher geneigt war, der Stimme des Kongresses zu folgen und den Resolutionen zu Gunsten unterdrückter Völker kaum je mehr als eine höfliche Protestgeste folgen ließ. [Dies ist besonders deutlich, wenn man das Eingreifen der am. Regierung zu Gunsten der Juden bis zum Ersten Weltkrieg mit seinem Verhalten während der Judenverfolgungen in Polen und Deutschland in den Dreißigerjahren vergleicht. An Protestkundgebungen des Kongresses hat es nicht gefehlt. Die amerikanische öffentliche Meinung hat stets sehr gut verstanden, daß jede diskriminatorische Gesetzgebung gegen Juden gleich welchen Landes dahin zielt, »to discredit and humiliate American Jews in the eyes of their fellow-citizens«. Am. Intercession, etc. p. 251.][9] Es ist zu hoffen, daß diese außerordentlich gefährliche Kontaktlosigkeit zwischen Kongreß und State-Department mit dem Statement von Hull ein Ende gefunden hat. Es ist keine Frage, daß damit die Arbeit des State-Departements sehr erschwert werden wird. Aber mit solchen Schwierigkeiten muß ein Land rechnen, dessen stolzestes Privileg es ist, eine neue Welt aus den ökonomisch Gedrückten und politisch Unterdrückten der gesamten Welt aufzubauen. Und da es in seiner Bevölkerungszusammensetzung die Modelle der ganzen Erde gleichsam in sich vereinigt, ist es auch zugleich das einzige Land, das wirklich, ohne utopisch oder imperialistisch zu werden, Weltpolitik treiben kann.
Entscheidend für die Beurteilung der Vorgänge, welche zu der Vertagung der Palästina-Resolution geführt haben, ist die Beantwortung der Frage, ob in diesem Falle partikulare, also jüdische Interessen wirklich in Konflikt gerieten mit den allgemeinen Interessen der amerikanischen Nation als ein Ganzes. Dies nämlich wird von denjenigen Gruppen, welche eine aktive Beteiligung der amerikanischen Regierung an der Hebung des arabischen Öls und dem Bau einer Pipeline vom Persischen Golf bis Haifa und Alexandrien verlangen,[10] behauptet. Wenn es stimmt, daß »the strength of the opposition can be measured by the depth of Arabian oil« [zitiert nach TIME Magazine, Ausgabe 20. März 1944, 19],[11] dann sind die militärischen Gründe, welche General Marshall[12] gegen die Resolution geltend machte, sehr gewichtige Einwände und die Pression, welche die arabischen Staaten auf die amerikanische Regierung ausübte, von großer Bedeutung. Nur ist dann auch klar, daß militärische Gründe wie arabische Pression nicht nur mit der heutigen Kriegslage zu tun haben und daß es unwahrscheinlich ist, daß diese Situation sich nach Friedenschließung ändert. Je mehr Unruhen die Araber drohen zu machen, desto mehr Soldaten wird die amerikanische Regierung benötigen, um Pipeline und Bohrtürme zu schützen. Konzessionen an die Araber mögen den militärischen Preis, den man für die Ausbeutung der Rohstoffe im Nahen Osten zu zahlen hat, wesentlich verringern.
Diese Art der Kalkulation liegt völlig auf der Linie der Politik des Britischen Colonial Office, und sie hat schließlich zu dem White Paper[13] geführt. Folgt man ihr, so bleibt gar nichts anderes übrig, als überall seinen Feinden Konzessionen zu machen und seine Freunde vor den Kopf zu stoßen. In dieser Hinsicht ist es den Juden nicht anders ergangen als etwa den Tschechoslowaken.[14] Das White Paper ist mit Recht als das Produkt jener Appeasement-Politik bezeichnet worden, die mit dem Namen Chamberlains untrennlich verbunden bleiben wird.[15] Das Erstaunliche ist nur, daß heute nach der katastrophalen Entwicklung dieser Politik und seiner entschiedenen Liquidation durch das Churchill-Kabinett[16] die Palästina-Politik der englischen Regierung sich nicht geändert hat und das White Paper wie eine letzte Ruine einer gründlich vergangenen Zeit in die heutige Politik hereinragt.
Der Grund für dieses hartnäckige Überleben ist sehr einfach. Die Appeasement-Politik ist vom Foreign Office[17] in Bezug auf Europa liquidiert worden. Dabei ist die Politik des Colonial Office unangetastet geblieben, und das Colonial Office bestimmt noch heute die englische Politik in Palästina. Das Colonial Office und die Colonial administration hat die Balfour-Deklaration[18] mit offenem Mißtrauen empfangen, hat die Errichtung des Jewish National Home[19] immer für einen schweren Fehler gehalten und war allgemein gesprochen immer eher pro-arabisch als pro-jüdisch (wenn es natürlich auch nie eigentlich antisemitisch war). Es hat diese seine Politik für Palästina im Foreign Office bis zu den Tagen Chamberlains nie durchzusetzen vermocht, wenn es auch durch die palästinensische Administration sich einen wesentlichen antiquarischen Einfluß in Palästina selbst sicherte. Als Churchill gegen das White Paper und das Chamberlain-Kabinett, das es annahm, protestierte, sprach er im Grunde als Verteidiger der alten Politik des Foreign Office mit seinem traditionellen Mißtrauen gegen den arabischen anti-europäischen Nationalismus und seinem traditionellen Vertrauen in den Zionismus als die Nationalbewegung eines europäischen und englandfreundlichen Volkes. Für das Colonial Office, aber nicht für Churchill und nicht für das Foreign Office sind Juden wie Araber gleichermaßen Kolonialvölker, auf die die Methoden englischer Kolonialpolitik anzuwenden sind. Das White Paper ist ein ausgesprochenes Produkt dieser englischen Kolonialpolitik, gegen die das Foreign Office sich bis zu den Tagen Chamberlains erfolgreich gewehrt hat. Es ist für die Engländer heute, da der Krieg all diese Landstriche bedroht und darüber hinaus das gesamte System des Empire aufs schwerste erschüttert hat, schwerer denn je, sich gegen die veralteten Methoden des Colonial Office zu wehren, ohne in den Verdacht zu geraten, die Britische Commonwealth zu gefährden. Wäre die Wagner-Taft Resolution im Kongreß genehmigt worden, so wäre dies vermutlich für das Foreign Office und für Churchill ein willkommener Anlaß gewesen, das White Paper auf diese oder jene Weise zu beseitigen. Statt dessen hat leider das Colonial Office in diesem Lande eine Stärkung und das Foreign Office eine Niederlage erlitten.
Die Bedeutung des Nahen Ostens für England wie für Amerika läßt sich heute in dem Worte Öl zusammenfassen. Dabei spielt die Frage der augenblicklichen Ölbestände dieser Länder und ihre eventuelle Ergänzung aus den noch unerschöpften Vorräten im Iraq, Iran und Saudi-Arabia eine verhältnismäßig untergeordnete Rolle. Die Beherrschung der Flugzeuglinien der Zukunft wird für alle Nationen nicht so sehr von ihren faktischen einheimischen Ölbeständen abhängen als davon, wie viele Öl-Stützpunkte sie in der Welt haben, um Flugzeuge überall neu mit Öl versorgen zu können. In dem künftigen System der Welt-Luft-Linien wird der Vordere Orient eine Schlüsselposition einnehmen. Der Besitz von Tankstationen, die Beherrschung von Flugplätzen für Zwischenlandungen wird in der Welt von Morgen eine ähnlich entscheidende Rolle spielen wie der Besitz von Kolonien in der Welt von Gestern. Die Frage, die anläßlich der Palästina-Diskussion aufgerollt ist, ist einfach die, ob man mit den kolonialen Herrschaftsmethoden von Gestern dieser Notwendigkeiten von Morgen Herr werden will.
Es ist keine Frage, daß das Colonial Office sich anschickt, dies zu tun. Es sieht in den Völkern, welche heute auf ölreichen Gebieten des Nahen Orients wohnen, nur die möglichen Hüter oder Gefährder der englischen Öllinien und des Weges nach Indien. Es ist möglich und sogar wahrscheinlich, daß der Tag nicht ferne ist, da es begreift, daß die Juden für die Wacht über die Pipeline brauchbarer sind als die Araber und dann seine Gunst wieder den Juden zuwendet. Denn der Sieg, den die Araber durch die erfolgreiche Pression anläßlich der amerikanischen Palästina-Resolution errungen haben, ist größer und wird sie vermutlich weiter treiben, als es dem British Colonial Office recht sein kann. Die Araber der verschiedenen Staaten, die sich bisher auf nichts haben einigen können als auf gemeinsame Feindschaft gegen das Jüdische Nationalheim in Palästina, müssen sich natürlich sehr gestärkt fühlen durch die Erfahrung, daß diese rein negative Haltung genügt, um panarabische Politik zu machen und greifbare Resultate bei den großen Mächten zu erzielen. Da die Judenfeindschaft die einzige Karte ist, die sie spielen können, ohne es entweder mit allen großen Mächten zu verderben oder sich untereinander in die Haare zu geraten, werden sie natürlich gerade in dieser Hinsicht mehr und mehr Forderungen stellen. Und dies wiederum kann das Colonial Office, das ja die Juden in Palästina nicht liquidieren will, sehr bald zu einer Änderung seiner anti-jüdischen Haltung bewegen. Eine solche veränderte Haltung würde den Juden vielleicht auf kurze Sicht zu Gute kommen, und es ist zu vermuten, daß es gewisse jüdische Kreise gibt, die gerade hierauf hoffen. An der prinzipiellen Politik des Colonial Offices wäre damit nicht das geringste geändert.
Die Vereinigten Staaten sind Neulinge im Nahen Osten. Ihre große Chance ist es, daß sie keine koloniale Tradition und keine imperialistischen Aspirationen haben und daß sie daher in einem ganz anderen Maße als die Engländer auf Vertrauen und guten Willen der einheimischen Bevölkerung rechnen können. Sie sind in diesen Hexenkessel von miteinander streitenden Interessen nationaler und ökonomischer Art nicht durch big business in Gestalt der Ölkompagnien hineingezogen, sondern durch die wirklich bestehenden Notwendigkeiten der künftigen Luftschifffahrt der Vereinigten Staaten hineingezwungen worden. Damit ist die amerikanische Republik zum ersten Mal ihrer Geschichte im Weltmaßstab an kolonialen Fragen interessiert worden. Es wird zum großen Teil von ihr abhängen, in welchem Sinne und mit welchem Maß an Respekt für Gleichheit und Unabhängigkeit anderer Völker die neuen großen Probleme gelöst werden, welche die großen Entwicklungsmöglichkeiten der Luftfahrt unausweichlich stellen. Jedes Eingehen auf koloniale Methoden würde sich für das Wohlergehen der Menschheit noch verhängnisvoller auswirken als früher. Die Zahl der kolonialen Völker würde erschreckend zunehmen. Jedes Volk, das nicht Anteil an der Kontrolle der Öl-Stützpunkte hätte, würde unbarmherzig in den Status eines Kolonialvolkes verfallen. Der Zusammenstöße zwischen den großen Machtgruppen, der großen Kriege und der kleinen Rebellionen, welche eine ständige militärische Polizeiwache in den entferntesten Teilen der Erde erfordern würden, wäre kein Ende.
Die Ereignisse dieser Wochen, die zweideutige Haltung von Ibn Saud,[20] der augenscheinlich versucht, Amerikaner und Engländer gegeneinander auszuspielen zum Besten seiner persönlichen und der Staatsfinanzen, die plötzliche Erklärung Ägyptens, amerikanisches Öl mit hohen Ein- und Ausfuhrzöllen zu belegen, und schließlich die erstaunliche Entdeckung, daß Palästina und damit Haifa für die Pipeline auch nicht in Frage komme, da es als Mandatsgebiet mit keiner fremden Macht außer mit England in vertraglicher Beziehung stehen dürfe [Im Sinne der araberfreundlichen Politik des Britischen Colonial Office ist diese Klausel die wichtigste aus dem ganzen Mandatsystem. So schrieb bereits im Mai 1919 Lord Milner an Lloyd George: »The independence of Arabia has always been a fundamental principle of our eastern policy, but what by it is, that [...] her independent native rulers should have no foreign treaties except with us.« In: David Lloyd George, The Truth about the Peace Treaties. Lnd. 1938. Vol. II, p. 900.],[21] weisen mit großer Deutlichkeit auf die Gefahren hin, welche der Stabilität der amerikanischen Außenpolitik drohen würden, wenn sie dem Vorbild des Colonial Office folgen würde.
Wenige Wochen nachdem man die Resolution gegen das White Paper den Interessen einer zukünftigen Pipeline geopfert hatte, war der Bau der Pipeline bereits ganz und gar fragwürdig geworden. Damit hat sich herausgestellt, daß die Prinzipien amerikanischer Außenpolitik, auf denen die Wagner-Taft Resolution beruhte, nicht so sehr den höheren Interessen der Nation als Ganzes, als den sehr ephemeren und partikularen Interessen einer noch ganz und gar ungesicherten und unstabilen Politik geopfert wurden.
Es ist klar, daß für die Vereinigten Staaten als einen Neuling in den außerordentlich verwickelten Verhältnissen des Nahen Ostens die Versuchung sehr groß sein muß, sich in überalterte und nur scheinbar bewährte Kolonialmethoden von dem älteren Partner im Nahen Osten, dem Colonial Office, hineinmanövrieren zu lassen. Dies kann sowohl in der Form der Kooperation wie in der Form der Konkurrenz geschehen. Beide Stadien scheinen wir mit der erstaunlichen Schnelligkeit, die unsere Periode auszeichnet, wenigstens andeutungsweise bereits durchlaufen zu haben. Das erste Stadium der Kooperation führte zu der Vertagung der Wagner-Taft Resolution. Kaum war das In-Kraft-Treten des White Paper durch amerikanische Hilfe oder zumindest durch amerikanisches Schweigen gesichert, erklärte der Herrscher des Persischen Golfes, daß er die britische Regierung vor der amerikanischen bevorzuge, machte der Herrscher von Alexandrien die ganze Sache durch Zoll-Politik unrentabel, während man entdecken mußte, daß für Haifa nur der Völkerbund, der ja nicht mehr existiert, zuständiger Verhandlungspartner sei. England und Amerika erschienen auf einmal als Konkurrenten und die Araber als die lachenden Dritten. Inzwischen sind bereits Spekulationen im Gange, denen zu Folge Rußland als dritter Partner oder Konkurrent in den Fragen des Nahen Orients zu betrachten wäre.
Die große Gefahr, in welcher diese Gebiete selbst sich befinden, ist klar. Große Mächte, welche keinen Fetzen Landes am Mittelmeer selbst besiedeln, können durch die Notwendigkeiten ihrer künftigen Luftfahrtlinien und andere Ölinteressen dazu geführt werden, entweder zu versuchen, dies ganze Gebiet gemeinsam zu beherrschen, oder danach zu trachten, es sich gegenseitig zu entreißen.
Der ganze Nahe Osten, ja das ganze Mittelmeergebiet ist in Gefahr, zu dem künftigen Pulverfaß der Welt zu werden. Kooperation im Sinne der gemeinsamen Herrschaft über ölarme Völker würde bestenfalls die Erfindungsgabe der betroffenen Völker stärken, jedenfalls aber mit dauernden Revolten und Intrigen zu rechnen haben. Freie Konkurrenz der großen Mächte um die Herrschaft in diesen Gebieten würde bald zu den erstaunlichsten und gefährlichsten Bündnissen und Querverbindungen führen. Nicht nur die Juden, nicht nur die Araber, alle Völker des Mittelmeers würden im Lichte einer solchen Politik bald als lästig, hinderlich, als nuisances erscheinen.[22]
Dabei kann es natürlich passieren, daß man wechselnd versucht, dem einen oder anderen dieser Völker gewisse Vorzugsstellungen einzuräumen. Das alte divide et impera läßt sich immer zeitgemäß abwandeln. Was heute an Konzessionen den Arabern gemacht wird, kann die Gunst eines neuen Augenblicks auch den Juden gewähren. Die Herrschaft weit entfernter Mächte hat sich noch immer auf lokale Gruppen stützen müssen, welche als Agenten und Hüter fremder Besitzungen und Interessen gewisse Privilegien neben dem Haß und der Mißgunst ihrer Nachbarn ernteten. Nur pflegen die Vorteile sich für solche Zwischenschichten als erheblich kurzlebiger zu erweisen als der Haß und die Mißgunst.
Was die Juden Palästinas angeht, so gäbe es für sie nur eine Position, die noch ungünstiger wäre als die gegenwärtige, wo man versucht, sie als Konzession an die Araber zu benutzen, und das wäre, wenn sie zu den Hütern solcher Interessen ausersehen und mit Privilegien solcher Art belohnt würden. Und das kann sehr gut passieren, wenn die Araber fortfahren, sich in ihrer Politik nur von den Gesichtspunkten eines besseren Rossetäuschers und von »Prinzipien« der Erpressung leiten zu lassen. Wenn es gar zu einer wirklichen Konkurrenz zwischen England, Amerika und Rußland um den entscheidenden politischen Einfluß im Nahen Orient käme, wäre es ganz und gar unvermeidlich, daß in dem dann entstehenden Chaos von widerstreitenden Interessen eine dieser Mächte versuchen würde, sich die Hilfe der Juden für den Schutz ihrer Interessen zu sichern.
Was die Juden in solch einem Falle zu erwarten hätten, wäre Protektion. Sie würden in das Spiel der großen Mächte gezogen, ohne eine eigene Macht darzustellen. Sie würden auf Protektion angewiesen sein, um sich ihrer Nachbarn zu erwehren, mit denen sie, als Vertreter nicht-einheimischer Interessen in einen Interessenskonflikt geraten würden, gegen den der heutige arabisch-jüdische Konflikt harmlos wäre. Denn der arabisch-jüdische Konflikt kann und wird sich lösen lassen innerhalb des Rahmens einer freundschaftlichen Kooperation aller Mittelmeervölker, die um ihrer politischen Unabhängigkeit und freien ökonomischen Entwicklung willen ohnehin auf gute nachbarschaftliche Verhältnisse und vielleicht sogar auf eine Federation angewiesen sein werden. Jedes Volk, das, wie heute die Araber, um kurzer Augenblicksvorteile das gute Verhältnis zu seinen Nachbarn aufs Spiel setzt, wird etwaige Privilegien, welche durch weit entfernte Mächte garantiert sind, sehr teuer, vermutlich zu teuer erkaufen.
Protektion von weit entfernten Mächten ist immer eine mißliche und in Krisenzeiten wenig zuverlässige Sache. Die Geschichte des jüdischen Volkes in Europa ist ein warnendes Exempel. Nichts hat seiner Integrierung in die Gemeinschaft der europäischen Völker so entscheidend geschadet wie jene unglückselige Konstellation, in der es in die neuere abendländische Geschichte eintrat und der zufolge es in nahezu allen europäischen Ländern zu den Vertretern fremder Interessen (wie im Falle Polens) oder zu den Agenten weit entfernter Höfe gemacht worden war. Würde das Gleiche sich in Palästina wiederholen, so wäre das Jüdische Nationalheim zu einer Satire seiner selbst, die Lage des Jischuw zu einem der schwersten Galuthprobleme und das jüdische Volk um seine beste Hoffnung ärmer geworden.
Was das Jüdische Nationalheim in Palästina mit Recht von der amerikanischen Außenpolitik und seinen amerikanischen Brüdern erwarten kann, ist niemals direkte Protektion, aber jene aktive Sympathie und Förderung, welche die Republik seit eh und je denen zuteil werden ließ, die in den Mutterländern ihrer Bevölkerung wohnten. Die Gegengabe der Juden Palästinas kann nie eine Wacht über amerikanische Ölinteressen sein. Sie kann nur in jenem Vertrauen bestehen, das die Völker der Welt seit eh und je in die große Republik von Amerika gesetzt haben und das morgen sich als einer der wichtigsten Aktivposten der amerikanischen Außenpolitik herausstellen wird.