Und in fünf Jahren mach ich richtig Kohle - Benjamin Tillmann - E-Book

Und in fünf Jahren mach ich richtig Kohle E-Book

Benjamin Tillmann

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Beschreibung

Die Pflichtlektüre für angehende BWL-Studenten! Dieser praktische Ratgeber liefert Antworten auf die entscheidenden Fragen: Welche Inhalte erwarten mich? Wie finanziere ich mein Studium? Wie strukturiere ich die Semester sinnvoll? Was gilt es bei Auslandssemestern zu beachten? Und haben eigentlich alle BWLer den Kragen hoch gestellt? Zahlreiche Anekdoten geben einen unterhaltsamen Einblick in den Studienalltag. Das gnadenlos ehrliche Buch räumt mit gängigen Klischees auf und bereitet auf den erfolgreichen Abschluss vor.

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Benjamin Tillmann

UND IN FÜNF JAHREN MACH ICH RICHTIG KOHLE

Was man wissen muss,

DANK GEHT AN

meine Freundin Laura für ihre stetige Geduld und jederzeitige Unterstützung,

meinen Bruder Stefan für seine vermittelnde Art und die journalistisch wertvollen Hinweise,

meine Eltern und meine Schwester Mira, dafür dass sie mir während der Schreibphase unzählige Aufgaben abgenommen haben,

meine Lektorin Franziska für ihre Hartnäckigkeit,

Lina für ihre Rechercheunterstützung aus dem fernen Portugal,

Alex, Felix, Gregory, Hendrik, Klaus, Lu, Mira, Moritz, Monty, Olaf, Roland, Sarah und Tommy für hilfreiche und lustige Kommentare und ihre Einblicke in das Studentenleben,

und zuletzt an meine Weggefährten an der Uni Bayreuth, ohne die dieses Buch nie entstanden wäre.

1 EINLEITUNG

Du möchtest wissen, was Dich im BWL-Studium erwartet, welche Voraussetzungen Du mitbringen solltest und wie Du das Studium bestmöglich meisterst? Dann lohnt sich für Dich ein Blick in dieses Buch, denn es richtet sich an Abiturientinnen und Abiturienten, Studienanfängerinnen und Studienanfänger, die in Erwägung ziehen, ein Studium der Betriebswirtschaftslehre aufzunehmen.

Oder befindest Du Dich gerade mitten im BWL-Studium und freust Dich über den einen oder anderen Trick eines ehemaligen Studenten? Dann sei Dir die Lektüre dieses Buches ans Herz gelegt.

Hilfreich kann dieses Werk jedoch auch für diejenigen unter Euch sein, die BWLer1 im Arbeitsumfeld oder Freundeskreis haben. BWLer versuchen immer, alles strategisch zu erklären und erwecken gern den Eindruck, sie säßen an den Schalthebeln der Macht. Gehen Dir diese Personen des Öfteren auf die Nerven? Dann kann dieses Buch eine Hilfe sein, um zu verstehen, was in den Menschen vorgeht, die sich für ein BWL-Studium entschieden haben.

Es gibt jede Menge Vorurteile über BWL und dieses Buch ist voll davon. Es ist die Sichtweise eines ehemaligen BWL-Studenten, wenn auch bereichert durch Gespräche mit vielen aktuellen und ehemaligen BWLern, die meinen beschränkten Horizont erweitert und so ihren Teil zum Entstehen dieses Buches beigetragen haben.

In erster Linie soll das Buch aber ein Ratgeber sein. Wie findest Du die richtige Hochschule? Welche Lerntricks bringen Dich am besten durchs Studium? Welche Charaktere begegnen Dir? Auf welche Studienatmosphäre solltest Du Dich einstellen? Und warum sind Praktika und Auslandssemester so wichtig, um am Ende ein gut ausgebildeter BWL-Absolvent zu sein?

Meine eigenen Studienerfahrungen haben mir bei der Erstellung des Buches natürlich geholfen. Vor allem aber war ein gewisser Abstand zur Studienzeit von Nutzen, um zu erkennen, welche Bestandteile des BWL-Studiums für den späteren Berufsweg besonders wichtig sind.

Ich wünsche viel Spaß beim Lesen!

2 DAS STUDIENFACH BWL

Aktuell sind weit über 200.000 Hochschüler in Deutschland im Fach BWL eingeschrieben und machen es damit zum beliebtesten Studienfach Deutschlands. Kaum einer aber studiert BWL, weil es ihn oder sie so sehr interessiert. BWL ist Mittel zum Zweck. Die Motive für ein BWL-Studium sind klar: ein hohes Gehalt und bessere Jobchancen – nachvollziehbare Kriterien. Ich will ehrlich sein, auch mich haben die guten Jobaussichten zum BWLer gemacht. Und ich kann sagen: Ich habe die Wahl bis heute nicht bereut.

2.1 WAS IST BETRIEBSWIRTSCHAFTSLEHRE ÜBERHAUPT?

Bevor in diesem Buch das Studium und seine Besonderheiten beschrieben werden sollen, möchte ich den Begriff Betriebswirtschaftslehre erst mal erklären. Schließlich solltest Du wissen, was Du studierst. Folgender Satz bringt es auf den Punkt: »BETRIEBSWIRTSCHAFTSLEHRE IST DIE LEHRE DER FÜHRUNG UND ORGANISATION VON UNTERNEHMEN.«2

Dies klingt etwas hölzern, bröseln wir das Zitat daher in seine einzelnen Bestandteile auf:

LEHRE: Es ist kein Zufall, dass von Lehre und nicht von Wissenschaft die Rede ist; Kritiker halten die Betriebswirtschaftslehre für eine Schmalspurwissenschaft, die die Bezeichnung Wissenschaft nicht verdient hat. Tatsächlich geht es in den allermeisten Fällen nicht um bahnbrechende, wissenschaftliche Erkenntnisse, sondern schlicht darum den Studenten das nötige Handwerk zu lehren. BWLer konstruieren zwar keine Maschinen und erfinden keine Verfahren, dennoch sind sie oft das entscheidende Zahnrad des Erfolgs: Sie sorgen durch unternehmerische Führung und Organisation dafür, dass die Errungenschaften der Forschung eine breite Verteilung erlangen.

UNTERNEHMEN: Ein Unternehmen ist eine organisatorische Einheit zum Zwecke der Erstellung von Gütern oder Dienstleistungen. Ziel ist es, Waren oder Dienste anzubieten, die die Bedürfnisse von anderen Unternehmen oder Menschen abdecken. Eingenommenes Geld allein reicht jedoch nicht. Die Firma Henkel, zum Beispiel, möchte durch den Verkauf von Persil-Waschmitteln nicht nur Geld einnehmen, sondern damit Gewinne erzielen. Dafür bedarf es aber neben marktfähigen Produkten auch erfolgreicher Finanzierungs-, Führungs- und Organisationsformen.

FÜHRUNG: Der Begriff der Führung bedeutet »leiten« oder »in Bewegung setzen«. Es geht folglich darum, die Richtung eines Unternehmens zu bestimmen. Das BWL-Studium zeigt Dir die verschiedenen Bereiche auf, in denen Du Einfluss auf ein Unternehmen nehmen kannst, sei es auf die Produktion, die Finanzierung, auf die Mitarbeiter oder die Vermarktung der Produkte.

ORGANISATION: Ein Unternehmen muss in sich organisiert sein, um erfolgreich arbeiten zu können. Das BWL-Studium beantwortet unter anderem folgende Fragen: Wie kann ich ein Unternehmen strukturieren? Welche Zuständigkeiten sind sinnvoll und wie können die Arbeitsabläufe strukturiert sein?

2.2 WIE SCHWER IST DAS BWL-STUDIUM?

Auch ich habe vor meinem Studienstart häufiger zu hören bekommen, dass das BWL-Studium äußerst schwierig sei. Diese pauschale Aussage kann ich nicht unterschreiben. Der Schwierigkeitsgrad variiert von Universität zu Universität, von Fachhochschule zu Fachhochschule.

So soll der Prozentsatz an Einser-Examen ein Indikator sein. Es ist zwar richtig, dass Einser-Examen in BWL eher eine seltene Erscheinung sind. Richtig ist aber auch, dass sie in anderen Studiengängen zur Massenware geworden sind. Angehende Physiker starten zum Beispiel mit einer durchschnittlichen Uni-Abschlussnote von 1,5 ins Berufsleben. Physikgenie Albert Einstein, von den Prüfern seinerzeit mit »knapp gut« bewertet, wäre heute unter den Schlusslichtern seines Fachs.

Viele der Professoren halten ihr Fach für zu tiefgründig um es einer simplen Zahlenskala zu unterwerfen. Darüber hinaus wollen einige Professoren jungen Studenten mit mittelmäßigen Noten nicht die Berufschancen verbauen. Fächer wie Medizin, Jura und BWL widerstehen dagegen dem Trend und sorgen mit klar definierten Leistungsstandards und einem weitgehend anonymisierten Prüfungsverfahren für Notendisziplin. Die Abschlussnote sagt also wenig über den Schwierigkeitsgrad des Studiums aus.

Genauso werden Abbrecherquoten angeführt, wenn es um die Schwere des Studienfaches geht. Auch sie können aber nicht als Beweis herhalten, wenn auch die Abbrecherquote im Fach BWL überdurchschnittlich hoch ist. Diese hohen Prozentzahlen lassen sich einfach erklären: Ein großer Teil der Abbrecherquote resultiert daraus, dass viele Schulabgänger sich für ein BWL-Studium entscheiden, weil sie sich unsicher sind, was sie mit ihrer Zukunft überhaupt anfangen wollen. Aussagen wie »Mit BWL kannst Du später alles machen« und »Wer nichts wird, wird (Betriebs-)Wirt« spülen eine Vielzahl von Studienanfängern in die Hörsäle, die sich mit den Inhalten ihres Studiums im Vorhinein wenig oder gar nicht befasst haben. Auch die Abbrecherquote in einem Studiengang kann folglich kein Indikator für dessen Schwierigkeitsgrad sein.

Doch wie würde ich den Schwierigkeitsgrad von BWL bewerten? Eine Einschätzung ist kniffelig, denn bei der Beurteilung von Schwierigkeitsgraden unterschiedlicher Studienfächer spielen letztlich zu viele persönliche Faktoren eine Rolle. Es sind persönliche Vorlieben und individuelle Fähigkeiten, die für jeden Einzelnen ein Studium schwer oder einfach erscheinen lassen. Dennoch versuche ich mich an einer Verallgemeinerung und stufe das BWL-Studium als etwa mittelschwer ein. Gehen wir von dem deutschen Durchschnittsabiturienten aus, der durchschnittlich begabt, durchschnittlich fleißig und durchschnittlich ehrgeizig ist, so ist das BWL-Studium von diesem in der Regel gut zu bewältigen. Wie jedes andere Studium hat das Fach BWL aber ganz bestimmte Anforderungen, die es zu beachten gilt und die im Folgenden beschrieben werden.

2.3 WAS MUSST DU FÜR DAS BWL-STUDIUM MITBRINGEN? UND WAS MUSST DU ENTGEGEN ALLEN VORURTEILEN NICHT MITBRINGEN?

Bevor wir uns auf die BWL-spezifischen Anforderungen stürzen, sollen zwei grundlegende Dinge angesprochen werden, ohne die kein Studium funktioniert. Sie gelten sozusagen als K.-o.-Kriterien, dürften aber für jeden Studenten selbstverständlich und erfüllbar sein:

1) BEREITSCHAFT ZUM VERZICHT: Es wird im Studium Zeiten geben, in denen Du bis zum Morgengrauen feiern kannst. Es kommen aber auch Wochen auf Dich zu, in denen Dein Schreibtisch, Deine Bücher und Dein Kühlschrank zu Deinen einzigen Freunden zählen werden. Wenn Du nicht zwei Tage auf die drei großen Fs (Freunde, Feiern und den heißgeliebten Fernseher) verzichten kannst, bist Du im Studium fehl am Platz.

2) FLEIß: Wer sich selbst motivieren kann, hat die größte Hürde des Studiums bereits genommen. Das Studium verlangt in vielen Fällen von Dir, dass Du Deinen inneren Schweinehund überwindest. Fluchen gehört für Studenten zur Grundausstattung, genauso wie die gelegentliche Nachtschicht. Die Mehrheit der Studienabbrecher scheitert an mangelnder Selbstmotivation und fehlendem Fleiß, schiebt es jedoch mit Vorliebe auf Mathekram oder widrige Umstände bei der Prüfungsvorbereitung.

Diese Grundvoraussetzungen sind eine Sache, jedoch hat das BWL-Studium auch ganz besondere, studienspezifische Anforderungen. Vorweg: Von BWL-Studenten werden keine Wunderdinge erwartet. Ein außergewöhnlicher Intelligenzquotient ist genauso wenig vonnöten wie Detailkenntnisse der Wirtschaftsgeschichte der letzten zweihundert Jahre. Dennoch gibt es eine Reihe von Fähigkeiten und Charaktereigenschaften, die BWL-Studierende mitbringen sollten, um möglichst sorgenfrei durchs Studium zu kommen:

EIN GUTES MATHEMATISCHES VERSTÄNDNIS: Keine Sorge, es müssen nicht die 15 Punkte im Mathe-LK in Bayern sein. Weil so oft nach Punktegrenzen gefragt wird: Auch sieben bis neun Punkte im Fach Mathematik hindern einen nicht am erfolgreichen Bestehen. Aber: Wenn Du in der Schule eine Vollniete in Mathe warst oder bist und keine Motivation hast, dies zu ändern, solltest Du die Finger vom BWL-Studium lassen. Mathematik – als Einzelklausur und versteckt in verschiedensten Prüfungen wie Rechnungswesen oder Statistik – kann sehr schnell zum Stolperstein werden (siehe auch Kapitel 7.3 – die ersten Semester).

ENGLISCHKENNTNISSE: Englisch wird in der Geschäftswelt immer mehr zur Standardsprache. Das kann man missbilligen, aber ändern können wir daran nicht viel. Im BWL-Studium ist die englische Sprache omnipräsent. Vorlesungen sind dabei weniger das Problem, denn aktuell werden nur die wenigsten Vorlesungen oder Seminare auf Englisch gehalten. Die Hürde stellt eher die Literatur dar, die fürs BWL-Studium unverzichtbar ist. Da die renommiertesten BWL-Forscher aus dem angelsächsischen Raum kommen, sind die relevanten Artikel und Bücher in Englisch verfasst. Fachbegriffe prägst Du Dir zwar schnell durch »Learning by Doing« ein. Aber: Ein gutes Englisch-Grundgerüst sollte bei der Masse an Stoff, die im Studium zu lesen ist, vorhanden sein. Falls nicht, plane am besten noch vor dem Studium einen Sprachurlaub ein!

TEAMFÄHIGKEIT: In der Schule wurde man zum Einzelkämpfer erzogen. Arbeiten in Gruppen wurde nur selten gefordert. Immer wurde suggeriert, dass es sinnlos sei, wenn die vermeintlich Schlauen ihre Energie investierten, um den vermeintlich Dümmeren etwas zu erklären. An der Hochschule ist das anders, denn Gruppenarbeit wird hier zu Recht gefordert (siehe auch Kapitel 8­­ Das richtige Lernen). Du sitzt einen nicht unbedeutenden Teil Deiner Studienzeit in Lerngruppen zusammen oder bastelst im Team an Präsentationen. Deshalb sollte der Teamgedanke tief in Dir verankert sein. Du wirst feststellen, dass das gemeinsame Erarbeiten von Texten und Lösen von Klausuraufgaben alle in der Gruppe voranbringt. Denn das Zitat von Aristoteles gilt hier definitiv: »Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile.«

KOMMUNIKATIONSSTÄRKE: Du wirst während Deines Studiums und vor allem später im Berufsleben viel präsentieren müssen, egal ob Du die Richtung Finanzen, Marketing oder Steuern einschlägst. Du solltest also keine Scheu haben, vor anderen zu reden. Wer gern mit dem Tankwart zum Small Talk ansetzt, wer Reden nicht nur als notwendiges Übel zum Äußern von Bedürfnissen versteht, der hat – zumindest was diesen Aspekt betrifft – mit der Studienwahl BWL ins Schwarze getroffen.

EIN UNVERKRAMPFTES VERHÄLTNIS ZUM KAPITALISMUS: Sind Gewinnstreben, ungerechte Güterverteilung und hohe Gehaltsdifferenzen zwischen Angestellten und Chef für Dich ein Graus? Dann solltest Du besser einen großen Bogen um das BWL-Studium machen. Zum einen wirst Du Dich theoretisch mit diesen Themen befassen müssen, zum anderen erlebst Du Kommilitonen, die genau in diesen Themenbereichen aufgehen. Du kannst versuchen, unsere kapitalistische Welt zu verändern, das BWL-Studium ist dafür aber nicht der passende Ort.

SELBSTORGANISATION: Ein BWL-Student – gerade an deutschen Universitäten – braucht viel Eigeninitiative. Aufgrund der Masse an Studierenden ist eine intensive Betreuung jedes Einzelnen heute nicht mehr möglich. Wochenpläne müssen selbst zusammengestellt und Informationen über Prüfungszeiten und -inhalte mühsam zusammengesucht werden. Wem dies nicht liegt und wer klar organisierte Studienverlaufspläne bevorzugt, muss dennoch nicht auf sein BWL-Studium verzichten. Fachhochschulen und private Hochschulen bieten gute Alternativen mit durchorganisierten Stundenplänen und kleineren Gruppen (siehe auch Kapitel 4 Die Wahl der rich-tigen Hochschule) .

EINSATZ AUßERHALB DES STUDIUMS: Um am Arbeitsmarkt bestehen zu können, reicht ein abgeschlossenes BWL-Studium nicht mehr aus. Praktika sind heutzutage Pflicht, Auslandssemester beziehungsweise Auslandspraktika Standard. Stell Dich also besser darauf ein, dass Du die Semesterferien nicht am Badesee, sondern in klimatisierten Büros verbringen wirst, wo Du mit Kopieren, Analysieren und Auswerten beschäftigt sein wirst. Semesterferien sind keine Ferien; es ist die Zeit, das während der Vorlesungszeit theoretisch erworbene Wissen praktisch anzuwenden (siehe auch Kapitel 10 Auslandssemester und Kapitel 11 Praktika) .

Nach dem Lesen der Anforderungen fragst Du Dich nun sicherlich, wo die klassischen Vorurteile geblieben sind: Was ist mit dem vermeintlichen Reichtum der BWL-Studenten und wo sind die Internet-Jungunternehmer geblieben, die angeblich die deutschen Hochschulen überfluten? Mit diesen Vorurteilen soll an dieser Stelle aufgeräumt werden. Denn es gibt auch vieles, das man als angehender BWL-Student nicht sein, haben oder können muss:

DU MUSST KEIN KIND REICHER ELTERN SEIN: Das BWL-Studium ist nicht teurer als andere Studiengänge. Die Studiengebühren sind die gleichen, die Materialkosten sind ebenfalls vergleichbar. Auch die Preise auf BWLer-Studentenpartys bewegen sich in einem humanen Rahmen. Wundere Dich aber nicht, wenn in der verrauchten Studentenkneipe jemand eine Flasche Schampus bestellt. Ja, es gibt sie tatsächlich: Jeder Studienjahrgang hat ein paar Superreiche vorzuweisen. Diese Spezies fährt im ersten Semester einen 7er-BMW, trägt eine Moncler-Winterjacke für sechshundert Euro und düst über Weihnachten nach Sankt Moritz zum Skifahren. Aber das sollte Dir egal sein. Das Geld kommt von Papa und Champagner wird in den Studentenbars der Republik ohnehin selten angeboten. Und überhaupt: Der Longdrink zum Studenten-Powerpreis von zwei Euro schmeckt sowieso besser als dieser Schaumwein.

DU MUSST KEINE EIGENE FIRMA HABEN: Unternehmer unter den Erstsemestern sind in Wirklichkeit eine absolute Seltenheit. Natürlich gibt es vereinzelt Jungunternehmer an der Uni. Die Studienwahl BWL ist für sie auch durchaus sinnvoll, denn das BWL-Studium hilft, betriebswirtschaftliche Gesamt-zusammenhänge besser zu verstehen, wenn es um das Führen und Organisieren von Unternehmen geht. Aber Start-up-Gründer von Online-Kuscheltiershops oder McDöner-Ketten sind absolute Ausnahmen in der Studentenschaft. Das Gros der Kommilitonen kennt Firmengründer nur aus dem Fernsehen. Allerdings will nahezu jeder während des BWL-Studiums seine eigene Firma gründen und irgendwann Firmenchef werden.

DU MUSST KEINEN PLAN HABEN, WIE DIE WIRTSCHAFT FUNKTIONIERT: Ich würde sogar noch weitergehen und behaupten, dass die wenigsten Studienanfänger im Fach BWL sich vor Studienbeginn überhaupt detailliert mit dem Thema Wirtschaft auseinandergesetzt haben. Nicht die Inhalte des Fachs, sondern die guten Berufsaussichten und hohen Gehälter spülen die zahlreichen Studenten an die Hochschulen. Das Interesse an wirtschaftlichen Themen kommt dann ganz von allein, je länger man sich mit dem Thema BWL im Studium befasst. Und wenn Dich auch nach Deinem Studium nur ein Bruchteil der Wirtschaftsnachrichten interessiert, ist das völlig in Ordnung. Denn wer sich später auf den Teilbereich Finanzen spezialisiert, muss nicht zwangsweise bei jedem Werbespot die versteckte Marketingbotschaft hinterfragen.

Wenn Du nun zum Schluss dieses Kapitels immer noch nicht weißt, ob BWL das richtige Studium für Dich ist und ob Du dieses Buch weiterlesen sollst, solltest Du eine Pause einlegen und das BORAKEL befragen. Das Online-Beratungstool der Ruhr-Universität Bochum ist ein kostenloser Selbsttest, dauert neunzig bis hundertzwanzig Minuten und gibt Auskunft, welche Berufsfelder am besten zu Dir passen.

www.ruhr-uni-bochum.de/borakel

Solltest Du die hundertzwanzig Minuten durchgehalten haben und sollte das Ergebnis immer noch BWL lauten, freu Dich und lies die kommenden Kapitel umso aufmerksamer.

3 DAS LIEBE GELD – DIE FINANZIERUNG DES STUDIUMS

Herzlichen Glückwunsch, Du hast Dich anscheinend entschieden, das Abenteuer BWL zu wagen. Bevor Du mit der Auswahl der Hochschule startest, sollest Du Dir bewusst sein, dass ein Studium teuer ist. Miete, Bücher, Semesterbeitrag, Lebensmittel, Kleidung und natürlich die lieben Freizeitaktivitäten fressen kräftig Kohle. Viele Studenten haben, gerade zum Ende des Monats, Geldsorgen.

Der gemeine BWL-Student soll diese Probleme angeblich nicht haben. Spendable Geldgeber in Form der Eltern, Großeltern oder des reichen Onkels aus Amerika überweisen den Gerüchten nach monatlich über Gebühr Geld auf das Konto des BWLers. Für einen Teil der BWLer mag dies stimmen. Die Zahl wohlhabender Studenten ist unter BWLern tatsächlich höher als bei den Naturwissenschaftlern oder Germanisten. Schließlich studieren in Deutschland immer noch viele Studenten das, was auch schon die Eltern studiert haben. So schicken viele gut situierte Diplom-Kaufmänner oder –frauen ihre Kinder zum BWL-Studium.

Der überwiegende Teil jedoch muss wie die Masse der Studenten jeden Cent umdrehen und sich gegebenenfalls etwas dazuverdienen. Doch wie viel Geld brauchst Du pro Monat? Und wie kommst Du an ausreichend Geld, um Dir Dein Studium zu finanzieren? Antworten auf diese Fragen sowie einige konkrete Tipps findest Du auf den folgenden Seiten.

3.1 WIE VIEL GELD BRAUCHST DU MONATLICH FÜRS BWL-STUDIUM?

Wie bereits erwähnt ist BWL per se nicht teurer als andere Studiengänge. Und dennoch reicht ein klassisches Taschengeld zum Studieren nicht aus. Nach einer Erhebung des Deutschen Studentenwerks werden die Lebenshaltungskosten für einen Studenten im bundesweiten Schnitt auf 762 Euro pro Monat beziffert.

Quelle: Isserstedt, Wolfgang u.a.: Die wirtschaftliche und soziale Lage der Studierenden in der Bundesrepublik 2009, S. 252

Bevor Du nun aber zu Deinen Eltern rennst und sie um monatliche 762 Euro anflehst, solltest Du lieber einen Puffer einrechnen. In diesen Kosten sind mögliche Studiengebühren nicht enthalten, auch wird der Faktor »Spaß« lediglich mit 63 Euro pro Monat eingerechnet.

Darüber hinaus stellt die Zahl den Bundesschnitt dar. Die Kosten – gerade für Wohnungen – variieren stark von Bundesland zu Bundesland und von Stadt zu Stadt. Studenten in den alten Bundesländern haben zum Beispiel im Schnitt um etwa einhundert Euro höhere Lebenshaltungskosten als Studenten in den neuen Bundesländern. Die teuersten Städte für Studenten sind Hamburg, München und Köln, in kleineren Städten im Osten wie Freiberg, Illmenau oder Zittau kommst Du am günstigsten weg. Wenn Du es genau wissen willst, findest Du auf der Webseite des Studentenmagazins Unicum ein detailliertes Ranking: www.unicum.de/studienzeit/service/lebenskostenrechner.

Kosten von siebenhundert bis eintausend Euro können die wenigsten Familien pro Monat aufwenden, um Tochter oder Sohn ein Studium zu finanzieren. Wenn Deine Eltern Dich nicht oder nur teilweise unterstützen können, musst Du die Flinte aber noch nicht ins Korn werfen. Schau Dich vielmehr nach den vielfältigen Möglichkeiten um, wie Du unabhängig von der Unterstützung der Eltern Geld auftreiben kannst. Selbst der Staat ist hier fleißig und hat zahlreiche Förderprogramme ins Leben gerufen.

3.2 WAS GIBT DER STAAT DAZU? KINDERGELD, BAFÖG UND CO.

Man mag es kaum glauben, aber Vater Staat hilft. Um das BWL-Studium auch finanziell schwächer ausgestatteten (Fach-)Abiturienten zu ermöglichen, gibt der Staat mit mehreren Programmen etwas dazu. Zwar kannst Du auch dann nicht in Saus und Braus leben, aber so manche Geldsorgen dürften gelindert sein. Die wichtigsten Förderprogramme sind im Folgenden aufgeführt.

KINDERGELD

Auch wenn Du Dich nicht mehr so fühlst, Studenten sind Kinder, zumindest in der Definition der staatlichen Förderung Kindergeld. Deshalb können Deine Eltern für Dich, auch als Student und wenn Du noch keine 25 Jahre alt bist, Kindergeld beantragen. Das Geld steht jedem Kind unabhängig vom Einkommen der Eltern zu, auch der Vorstandsvorsitzende mit Millionengehalt kann also Kindergeld beantragen.

Das Geld muss nicht zwangsweise an Deine Eltern überwiesen werden, sondern kann auch direkt an Dich gezahlt werden. Ausgezahlt wird das Kindergeld monatlich, der Betrag variiert:

Für das erste und zweite Kind gibt es jeweils 184 Euro,

für das dritte Kind 190 euro

ab dem vierten Kind 215 euro pro Monat.

Die ersten 184 Euro wären also schon mal in der Tasche. Weitere Infos dazu findest Du auf der Seite des Ministeriums mit dem längsten Namen aller Ministerien, dem Ministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend www.bmfsfj.de.

BAFÖG

BAföG, ist das nicht die Unterstützung für arme Langzeitstudenten? Können BWLer überhaupt BAföG beantragen? Das Programm ist eine gute Einrichtung und die Säule der Studentenförderung in Deutschland. Fast eine Million Schüler und Studenten in Deutschland bekommen aktuell BAföG. BAföG steht für Bundesausbildungsförderungsgesetz und hat das Ziel, die Chancengleichheit zu erhöhen und Schulabgänger einkommensschwächerer Schichten an die Hochschulen zu bringen.

Das Prinzip funktioniert folgendermaßen: Der Staat fördert Dich während des Studiums, wenn Du kein oder wenig Geld verdienst. Dafür musst Du fünfzig Prozent der Förderung nach Deinem Studium wieder zurückbezahlen. Um Unterstützung im Rahmen von BAföG aber überhaupt zu bekommen, sind strikte Voraussetzungen zu erfüllen:

Dein Einkommen beziehungsweise das Einkommen Deiner Eltern darf gewisse Sätze nicht übersteigen. Ob Dir BAföG zusteht, lässt sich über den BAföG-Rechner schnell ermitteln: www.bafoeg-rechner.de.

Du musst Deinen Bachelor vor Vollendung des dreißigstenLebensjahres beginnen.

Du musst dauerhaft in Deutschland wohnen, BAföG steht also auch in Deutschland lebenden Ausländern zu.

Du musst beweisen, dass das Studienziel auch erreicht werden soll. Dafür musst Du eine gewisse Anzahl von Punkten nach dem vierten, in Ausnahmefällen auch schon nach dem dritten Semester, nachweisen. Ansonsten hast Du keinen Anspruch mehr auf Förderung.

Erfüllst Du die Bedingungen, berechnet sich die BAföG-Förderung aus zwei Beträgen, dem Grundbedarf von 373 Euro pro Monat und der Wohnpauschale. Wenn Du allein wohnst, bekommst Du 224 Euro pro Monat; wohnst Du noch bei deinen Eltern, wird dies mit 49 Euro gefördert. Hinzu kommt der Versicherungszuschlag, falls Kranken- und Pflegeversicherung selbst gezahlt werden müssen.

Tipp: Informiere Dich umfassend und beantrage BAföG gegebenenfalls so früh wie möglich. Die Bearbeitungszeit bei der BAföG-Stelle kann bis zu sechs Monate dauern. Damit es jetzt aber nicht zu trocken wird und um zu verhindern, dass Du das Buch in die Ecke schmeißt, soll nun keine Anleitung zum Ausfüllen des BAföG-Antrags folgen. Unter www.bafoeg.bmbf.de findest Du alle Formblätter und Details zu Bemessungsgrenzen, Ausnahmen und Förderzeiträumen.

DER BILDUNGSKREDIT

BAföG allein wird nicht zur Finanzierung Deines BWL-Studiums ausreichen. Vom Staat gibt es deshalb das Angebot eines günstig verzinsten Darlehens. BWL-Bachelorstudenten können es ab dem dritten Semester beantragen. Zwei Semester nur in der Studentenkneipe abhängen und dann an günstiges Geld vom Staat kommen ist aber nicht möglich; für das Darlehen musst Du Leistungsnachweise aus den ersten beiden Semestern vorzeigen. Der Kredit beträgt zwischen einhundert und dreihundert Euro im Monat, hat niedrige Zinsen und wird maximal 24 Monate lang gezahlt. Eine Einmalzahlung ist möglich, was sinnvoll sein kann, wenn Du eine größere Anschaffung (Beispiel Computer) tätigen musst. Infos findest Du auf der Webseite des Kreditgebers, der Kreditanstalt für Wiederaufbau, www.kfw.de.

3.3STIPENDIEN UND PRIVATE KREDITE – NUR ETWAS FÜR OBERSCHLAUE?

Nicht nur der Staat, auch die Privatwirtschaft ist in die Studentenförderung eingestiegen. Allerdings sind die Anforderungen höher, weshalb diese private Förderung oft als »Elitenkohle« verschrien wird. Doch keine Sorge, Du musst nicht Schweinchen Schlau mit einem Einser-Abi-Schnitt sein. Auch Aspekte wie Förderungsbedürftigkeit oder soziales Engagement können Gründe sein, Stipendien zu erhalten.

STIPENDIEN

Stipendien sind eine tolle Sache. Du erhältst Geld fürs Studium und musst nichts zurückzahlen. Verständlicherweise sind die Hürden hier besonders hoch und die Zahl an Stipendien begrenzt. Es finden sich zwar auch studienfachunabhängige Stipendien, teilweise werden aber ausschließlich BWL-Studenten oder gar nur Studenten bestimmter Hochschulen gefördert. Erkundige Dich genau, welche Förderangebote es für BWL an Deinem Studienort oder speziell an der von Dir anvisierten Hochschule gibt.

Auch die Vergabekriterien sind von Stipendium zu Stipendium unterschiedlich. Mal ist die Bedürftigkeit entscheidend, mal sind gute Leistung oder soziales Engagement das ausschlaggebende Kriterium. Vielfach sind alle drei Aspekte Grundvoraussetzung. Fast immer brauchst Du ein Motivations- und Empfehlungsschreiben.

Der Aufwand aber lohnt sich, denn die Förderungshöhen reichen von circa dreihundert bis zu eintausendfünfhundert Euro im Monat. Speziell für BWL seien hier das Schmalenbach-Stipendium oder das Zonta International Foundation genannt, welche Frauen in den Wirtschaftswissenschaften fördert.

Gute Links zum Thema Stipendien sind www.mystipendium.de mit einer umfassenden Stipendiendatenbank und Tipps für die Bewerbung oder die Webseite www.stipendienlotse.de. Dort kannst Du aus sieben Kriterien auswählen und so Licht in das Stipendiendunkel bringen.

STUDIENKREDITE

Wenn Du bei der Stipendienvergabe nicht erfolgreich warst oder gar mehr Geld für Deinen verschwenderischen Lebenswandel brauchst, kannst Du einen Studienkredit beantragen. Die Höhe des Kredits – meist zwischen dreihundert und sechshundertfünfzig Euro pro Monat – bestimmt generell der Student, zurückgezahlt wird nach Studienabschluss. Auch dieser Kredit wird aber nur unter bestimmten Bedingungen gewährt, denn die Kreditgeber haben natürlich ein Interesse daran, Studenten zu fördern, die den Kredit später zurückzahlen können. »Jung« und »talentiert« sind deshalb hier die Schlüsselwörter. Die Anfrage oder der Antrag erfolgt in den meisten Fällen online, danach können noch Bewerbungs- und Auswahlverfahren folgen.

Als gute Webseite mit Hintergrundinformationen sei Dir www.studienkredite.de ans Herz gelegt. Dort findest Du nicht nur Übersichten zum Thema Finanzierung und Kredite, sondern kannst über den Budgetrechner die benötigte Kredithöhe berechnen. »Zehn goldene Regeln« vereinfachen zudem den Abschluss eines Studienkredites.

3.4 WAS BRINGT DER NEBENJOB?