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Den Märchenerzählern ins Handwerk gefuscht und eine andere Betrachtungsweise aufgezeigt, wie es auch hätte sein können. Die Brüder Grimm haben die Märchen sicher auch nur zum Vorwand genommen, um Missstände aufzuzeigen, die sie nicht offen aussprechen konnten.
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Veröffentlichungsjahr: 2013
Trotzköpfchens Zeitvertreib
Es war einmal eine verwöhnte Göre, deren Mutter ihr von Geburt an eingeredet hat, daß sie eine Prinzessin sei. Die Mutter war so vernarrt in ihr Kind, daß sie ihr alles nachräumte, von den Spielsachen bis zu den Klamotten, die Klein Elise überall hin schmiß, und beseitigte auch sonst jedes Steinchen vor ihren schmalen Füßchen, damit ihr Prinzeßchen sich nicht die Fingerchen schmutzig machen mußte oder die kleinen reizenden Füßchen sich nirgendwo wundstoßen konnten. Und wenn die schöne Elise keine Lust hatte, ihre Schulaufgaben zu machen, erledigte das die Mamma für sie und wenn Elise behauptete, sie hätte Bauchweh und könne nicht zur Schule gehen, schrieb sie ihr eine Entschuldigung. Keine Frage, das Kind durfte sich nicht überanstrengen und wurde in Watte gepackt.
Und wenn die Mutter wirklich mal müde war vom ewigen Verwöhnen ihres Balges, dann stampfte Elis'chen trotzig mit den Füßchen auf, holte ihr Tränenkrüglein hervor, das sie dann heftig und reichlich mit ihren Trotztränen füllte und schon war wieder alles Paletti, Mütterchen spurte wieder und schön Elis'chen bekam ihren Willen.
Das gefiel dem Vater natürlich ganz und gar nicht, und er versuchte, mit Strenge seine Tochter auf Kurs zu bringen, ihre ganz offensichtlich vorhandenen Talente zu fördern, damit sie im Leben einmal ihren Platz finden und etwas darstellen würde. Aber die Mutter wußte die Bemühungen des Vaters stets zu sabotieren, indem sie nicht müde wurde, auf die anfällige Gesundheit des Kindes hinzuweisen und, wenn es hart auf hart ging, spielte sie Lysistrata und verweigerte eben ihrem Gatten die ehelichen Pflichten und ließ ihn auf der Couch versauern.
Der hatte bald die Nase gestrichen voll, auch wenn er bedauerte, daß seine an und für sich intelligente Tochter ihre Gaben nicht zur Entfaltung bringen wollte, sondern aus Faulheit verkümmern ließ und kratzte mehr als verbittert die Kurve, um sich bei einer anderen Frau zu trösten, die es nicht darauf anlegte, ihn mit ständigem Liebesentzug trocken zu legen.
Die tödlich beleidigte Mutter befand nun, daß alle Männer Schweine sind und sowieso immer nur das eine wollten und impfte ihrer Tochter diesen Leitsatz fürs Leben ein. Schön Elis'chen verinnerlichte den Glauben an ihr Prinzessinnentum -steter Tropfen höhlt den Stein- und die Ansicht ihrer Mutter über die Männer und da sie nichts vernünftiges gelernt hatte, als sich von ihrer Mutter bedienen zu lassen, wartete sie jetzt auf den Prinzen in schimmernder Rüstung, der sie auf seinen Schimmel hob und mit ihr in den siebten Himmel davon ritt, natürlich mit lieb Mütterlein auch noch in der Satteltasche. Und der dann in Zukunft die natürlich üppige und standesgemäße Versorgung für die Prinzessin und Queenmum übernahm.
Elise hatte Glück und fand so einen Blödmann, der viel zu spät merkte, daß an seiner geliebten Gattin auch noch die Mutter wie eine Klette hing und als dann auch noch der Sohn geboren wurde, hatte er restlos verspielt. Die beiden Weiber kümmerten sich nur noch um den Kronprinzen, den sie nun wie gehabt in Watte wickelten, von allem fern hielten, was ihm angeblich schaden könnte, und dem stolzen Papa die Federn stutzten und ihn ins Ausland schickten, damit er ordentlich Geld verdiente, damit nun das Knäblein zu einem edlen Prinzen heranwachsen konnte. Damit hatten sie dann drei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Der lästige Vater war aus dem Weg und konnte sich nicht in die Erziehung seines Sohnes mischen, er verdiente gutes Geld für Privatschule, Internat und Studium und Queenmum klebte weiter an ihrer Tochter und machte sich unentbehrlich, indem sie ganz stolze Großmama auf den kleinen Kronprinzen aufpaßte, damit seine Mutter auch mal wieder auf Trallafitti gehen konnte.