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Alte Sage in neuem Gewand: Die bezaubernde Nixe Undine hat nicht nur mit der Liebe, sondern auch mit der Umweltverschmutzung zu kämpfen. Sie entschließt sich, ihr Zuhause unter Wasser zu verlassen, um in der Menschenwelt die Zerstörung ihrer Heimat zu verhindern.
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Seitenzahl: 80
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Undine
oder
Der Kampf einer Nixe
von Isolde Heinrich
UNDINE – Halbnixe FEDOR – Wassermann, Undines Vater SINA – Wasserfrau, Undines Mutter POLLY & MOLLY – Undines Schwestern, genannt „Die Schollenbabys” PAULA – ein Fischmädchen TRIXI – eine Seerose HANS – ein Fischer HERMINE – die Frau des Fischers Hans PIET – Fischerjunge, im Nachspiel „Der Graue” JOE & BERND – Piets Freunde, Mitglieder des Clubs „Seenot 2” DER WEISSE – ehemaliger Schleusenwärter /Grenzgänger GITTE, GUNDI, GINA – Die drei großen G’s, Internats-Schülerinnen und Mitglieder des Clubs „Seenot 2” FRAU KRUSE – Schuldirektorin STEFAN NOVAT – Diplomchemiker, Fabrikantensohn
(11 weibliche, 7 männliche Rollen, Doppelbesetzung möglich)
Vorschläge zu Bühnenbildern, Requisiten, Tonkulisse
Bild I: Auf einem Schild „Unterwasserwelt UWW” Ein Seeboden mit Kinderbett, Giftlaugentonne, großem Spiegel, viel Müll aller Art, Felsvorsprung, grünes Licht. Bild I b: noch mehr Müll, trüb. Rückprojektion: Unterwasserlandschaft Geräusche: Wasserrauschen, Musik Bild II: Alte Fischerhütte (könnte vor Bild I geschoben werden), Tür, Bank, gelbe Regentonne, Kahnspitze Rückprojektion: See mit Yachthafen Geräusche: Motorrad, Motorboot, Transporter Bild III: Schul-Korridor mit Schild „Direktorat”, offene Tür zu Frau Kruses Büro (Könnte Rückseite der Hütte Bild II sein) Rückprojektion: Bürowand Bild IV: Seeufer, Schilf, Bretter, Felsen im Vordergrund (der See ist im Zuschauerraum vorzustellen), umgefallenes Schild „Schutzzone für Reptilien”) Rückprojektion: Balkonseite des mehrstöckigen Internatsgebäudes, durch Bäume zu sehen Geräusche: Wellen, Regen, Wind Bild V: Schlossgarten, Teich mit Mauer, Liegestuhl, Tischchen Rückprojektion: Schlossfassade, halb von Bäumen verdeckt Geräusche: Rasenmäher, Sportwagenmotor Bild VI: Unterwasserwelt. Grotte mit Zugang von hinten, Lampe, fantastische technische Geräte, Computer usw., viele Sitzgelegenheiten, Kinderbadewanne, Ginas Porträt Rückprojektion: Tropfsteinhalle Geräusche: Discomusik, Plätschern einer Quelle, TV-Sound, leiser Motorenlärm
P.S. Es ist auch eine einfache Bühnengestaltung mit weniger Dekoration und Requisiten möglich. Andererseits ist eine filmische Gestaltung (von Teilen) des Spiels denkbar.
Erster Akt Erste Szene
Unterwasserwelt UWW, Bild I. Fedor, Sina, Undine, Trixi, Paula, Polly & Molly FEDOR putzt seinen Dreizack mit Wasserpflanzen: Das Zeug hier nützt nichts. Sina, wo hast du denn die Silberlauge von er Firma Novat? Damit wurde der Dreizack glänzend, wie neu! SINA: Du musst nicht weit suchen, das Fass da drüben ist noch halbvoll. Aber woher die Begeisterung? Du wolltest doch chon eigenhändig den Abfluss der Firma mit Geröll zuschütten! FEDOR: Inzwischen leiten sie ja schon ihre ganzen Abwässer durch zwei geheime Kanäle in den Mondsee. Da kann ich nichts mehr machen. SINA: Du hast zu früh aufgegeben! Angenehmes Wohnen – das war mal! FEDOR: Die machen bestimmt bald Pleite. UNDINE: Frommer Wunsch, Papa! Sie zahlen die Strafen und wenn’s keiner mehr glaubt, machen sie weiter. Der Umsatz steigt! FEDOR: Undine, Kind, woher willst du das denn so genau wissen? Du bist doch noch viel zu jung und unerfahren. UNDINE: Ich hab die gelbe Brühe mit eigenen Augen ...
FEDOR unterbricht: ... Bist du an der Fabrikmauer geschwommen oder gar den Kanal raufgetaucht? Ich habe s dir streng verboten! Solltest du ungehorsam gewesen sein? Fedor wirkt wütend und droht mit dem Dreizack UNDINE: Reg dich doch nicht auf. Ich bin kein Kind mehr wie die Schollenbabys. Da weiß ich schon, was ich tue. Man merkt es bereits am Ufer, lauter Schaum! SINA: An welchem Ufer? Du hättest dort auch nicht auftauchen sollen. UNDINE: Bei den Weiden, am Badestrand! Das Wasser brennt auf der Haut. Auch die Badegäste haben schon das Schlimmste befürchtet. FEDOR: Auch dort hättest du dich nicht herumtreiben sollen! SINA: Hat dich jemand gesehen? UNDINE: So blöd bin ich nicht, dass ich mich sehen lasse. Alle haben sie doch Sonnenbrillen auf und sehen nichts, wenn das Wasser in der Sonne glitzert! SINA: Aber dein Fischschwanz sollte auch nicht an die Sonne kommen! Du bekommst Hitzebläschen darunter. UNDINE: Ich hab ihn doch hier sie weist auf die Wand, wo er hängt! Die Badegäste gehen sowieso nie ins Schilf, weil es a doch Schlangen geben soll. Aber die sind schon längst weg. SINA: Und deine nackte weiße Haut? Die Leute sehen gut! UNDINE: Ich habe doch meine langen grünen Haare um mich. Außerdem habe ich ja jetzt das da! Sie wirft das Haar zurück, steht in einem modischen Bikini wie ein Model da PAULA entzückt: Sie hat sich einen Georgi-Bikini geklaut! TRIXI neidisch: Mir würde so was nicht gefallen. SINA: Und das hat die Besitzerin nicht gemerkt? UNDINE: Erst als ich schon wieder im Wasser war. Sie war ganz außer sich und sprang mit dem Handtuch herum. Und alle riefen: „Patricia, kauf dir doch ‘nen neuen!” Aber sie konnte sich gar nicht beruhigen. Er sei aus Amerika. SINA: Sie hat ihn ausgezogen, weil heute alle nahtlos braun werden wollen! FEDOR: Wie hässlich! – Du bringst das Ding sofort zurück! UNDINE: Aber ich soll doch nicht dorthin! FEDOR: Dann soll Paula ... UNDINE: Nein, Paula soll nicht, ich brauche den Bikini, dann falle ich bei meinen Landgängen nicht so auf. Ich kann ich ungezwungener bewegen. Sie knotet die Haare zusammen PAULA bewundernd: Wirklich eine Super-Figur. Sieht sie nicht umwerfend aus? UNDINE: Hörst du, Mama? Paula hat Geschmack! Sie kennt die Bademode seit Jahren. FEDOR: Auf mich hört wieder mal niemand. Und außerdem: Das ist mir hier viel zu viel Mode. Ich verschwinde besser. Geht ab UNDINE: Typisch Mann ... TRIXI: Ja, ja. Trotzdem: Paula soll sich mal einen schlankmachenden Einteiler schnappen! Ein Fisch im Bikini! Igitt! PAULA ungerührt: Ich finde Schuppenkleider bleiben immer in Mode, im Sommer kühl, im Winter warm! TRIXI: Es ist einfach langweilig hier! Für mich käme wirklich nur noch Hydro-Kultur in Frage. UNDINE: Du musst nicht alles aus der Werbung glauben, Seerosen gehören nicht in einen Topf! TRIXI: Aber mir wird ganz schlecht von dem trüben Wasser hier. Und wenn ich mal auf der Wasseroberfläche ausruhen will, dann bekomme ich einen Schwall von den Motorbooten ab. PAULA: Du hast halt einen zu großen Kopf! Sie stößt daran TRIXI: Und du ein zu großes Maul! PAULA: Ich kann’s wenigstens halten! TRIXI: Dann tu’s auch. UNDINE: So wie ihr reden die Badegäste auch daher! Ich glaube, ihr habt euch schon von den ewigen Sticheleien anstecken lassen. SINA: Ganz gut, wenn diese beiden sie zeigt auf Paula und Trixi mal eine Zeitlang unten bleiben! UNDINE setzt sich zu Sina: Mama, du weißt doch, wie’s oben zugeht? Du warst doch früher oft bei den Menschen ... SINA: Das ist lange her. Aber wir Nixen haben nie etwas gestohlen, wir wurden bestohlen. Und wenn ein Mensch böse war, dann ist es ihm schlecht ergangen. Aber du kennst doch die alten Geschichten ... UNDINE: Du erzählst immer nur Bruchstücke, Mama! Einmal hast du von einem Ritter erzählt, der sich in dich verliebt hat! SINA verträumt: Ach, Leo, der mit den komischen Lederstrümpfen! Er wollte nicht mit mir kommen. Immerzu at er von einem Kaiser Karl erzählt. Der war der Größte! UNDINE: Und du – hast du sehr gelitten? SINA: Ich habe ein schlechtes Gedächtnis. Ich glaube, anfangs schon, aber Fedor hat mir ein Plätzchen versprochen, an dem ich gut leben kann. UNDINE: Doch du hast dich erst nach zweihundert Jahren dafür entschieden! Dazwischen gab es noch genug assermänner und auch andere Ritter, Fischer – Menschen eben ... SINA: Ich finde, es steht dir nicht zu, so mit deiner Mutter zu sprechen. Aber irgendeine Liebe hat wohl ausgereicht, dass ich Beine und Füße habe und trotzdem nicht tot bin. Und du hast sie sogar seit deiner Geburt! UNDINE: Gott sei Dank! Und von wem ist eigentlich deine goldene Krone? Du trennst dich nie von ihr ... SINA: Nun, die Krone ... Sie versinkt schweigend in Erinnerungen
Es ist eine Weile ruhig, dann rühren sich die Schollenbabys POLLY & MOLLY: Undine, spiel doch mit uns! Paula und Trixi streiten immer! Undine, bitte! UNDINE: Gut spielen wir! Wo ist denn der Gameboy schon wieder? POLLY: Paula hat ihn genommen! MOLLY: Trixi hat ihn. Sie gibt ihn nicht her. UNDINE: Gut, dann schaukeln wir ein wenig. Das macht mehr Spaß. Sie schaukeln heftig, schreien und lachen, auch Paula macht it, während Sina sich unter die Felsen zurückzieht
2. Szene Bild II, vor der Fischerhütte, Regentonne, Bank, Bootsspitze. Piet, Hans und dann Hermine
PIET zeigt auf zwei Fische im Korb: Hans, was soll ich nun für die beiden – vielleicht letzten? – Hechte verlangen? HANS: Nun, das Übliche. Fürs Wochenende zahlen Novats gern auch mehr, aber frag erst im Fischerstüble, mag sein, die haben schon Vorbestellungen. PIET: Sie haben kaum mehr Bedarf, weil sie umbauen. Der neue Besitzer richtet sich nach dem neuesten Trend im Geschmack: Pizza mit Meeresfrüchten! Die fischen wir hier nicht. HANS: Dann geh gleich zum Seewirt, sag, wir fahren nochmals raus. Sieht nach Regen aus, da beißen sie an – vielleicht. PIET: Hoffentlich! Ich komme gleich wieder. Piet geht ab, man hört das Starten eines Motorrads HANS: Hermine! Sie kommt aus der Tür HERMINE: Schon zurück? Habt ihr was gefangen? HANS: Zwei Hechte! Piet bringt sie gerade weg. HERMINE: Mit dem Geld könnte ich ja auf dem Markt etwas Gemüse holen. Eigentlich bin ich froh, dass wir heute für uns keinen Fisch haben. HANS: Aber die Lage ist wenig erfreulich. So kann ich Piet bald nicht mehr bezahlen und wir kommen auch dann kaum über die Runden. HERMINE: Wenn ich doch wenigstens arbeiten könnte. Aber seit der Operation bin ich so schwach. HANS: Ist schon in Ordnung! Das wird bestimmt wieder. HERMINE klagend: Ich fühle mich auch sonst so schrecklich unausgefüllt und einsam, wenn du nicht da bist – du bist ja mmer mit der Fischerei beschäftigt – und ich? So ohne Kinder! HANS: Du solltest nicht immer darüber nachdenken. HERMINE: Aber Hans, ich denke darüber nach! Gestern war der Weiße da, du weißt, der Alte vom Wasserfall. Er wüsste eine Tochter für uns. HANS: Das ist ja Wahnsinn! Was redet der Alte da? Er ist nicht mehr ganz bei Trost. HERMINE: Alt ist er, mehr als hundert, sagen die Leute. Aber er ist ganz da und weiß mehr als wir alle zusammen. HANS: Und woher will er dann ein Kind für uns nehmen? Jetzt, wo wir kaum noch Geld verdienen ...?