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Agrippa führte in seinem bekannten Buche "Von der Ungewißheit und Eitelkeit des menschlichen Wissens" den volksmäßigen Grundsatz durch, daß alles Wissen eitel sei, daß die Gelehrsamkeit leicht zur Narrheit führe und daß es nichts Verderblicheres gebe, als einen eitlen Gelehrten. Man sieht, es ist dies derselbe Grundsatz, welcher in exzentrischer Weise zuerst bei den Hussiten, dann bei den Wittenberger Unruhen hervorgetreten war, und sich auch in manchen mystischen Sekten, namentlich bei den schwärmerischen Wiedertäufern erhalten hat. Diesem Satz liegt offenbar sine tiefere Bedeutung zu Grunde, welche gerade in der damaligen Zeit sich geltend machen'mußte, wo die Religion als auch die Wissenschaft durch unnatürliche geschraubte Systeme aller Art ihr eigentliches Wesen verloren, wo unter dem Druck geistloser Pedanterie Natur und' gesunder Menschenverstand elend zu.verkümmern drohten.
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Seitenzahl: 607
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Ungewissheit und Eitelkeit aller Künste und Wissenschaften
-auch wie selbige dem menschlichen Geschlecht mehr schädlich als nutzlich sind
Agrippa von Nettesheim
Inhalt:
Agrippa von Nettesheim – Biografie und Bibliografie
Ungewissheit und Eitelkeit aller Künste und Wissenschaften
Vorrede
Kapitel I. De scientiis in generali oder Von den Wissenschaften insgemein
Kapitel II. De literarum elementis, oder Von Ursprung und Erfindung der Buchstaben und Sprachen
Kapitel III. De grammatica oder Von der Sprachenkunst oder Grammatica
Kapitel IV. De poesi oder Von der Dichterkunst
Kapitel V. De historia oder Von der Geschichtschreiberei
Kapitel VI. De rhetorica oder Von der Redekunst
Kapitel VII. De dialectica oder Von der Vernunft-und Disputierkunst
Kapitel VIII. De sophistica oder Von der betrüglichen Weltweisheit
Kapitel IX. De arte lullii oder Dass man von allen Dingen zu diskurieren weiss
Kapitel X. De arte memorativa oder Von der Gedächtnisskunst
Kapitel XI. De mathematica in genere oder Von derjenigen Wissenschaft, die von der Grösse der Dinge handelt und sonst Mathesis genannt wird
Kapitel XII. De arithmetica oder Von der Rechenkunst
Kapitel XIII. De geomantia oder Von der Weissagung aus astronomischen Figuren
Kapitel XIV. De aleatoria oder Von der Würfelspielkunst
Kapitel XV. De sorte pythagoriga oder Vom pythagorischen Lose
Kapitel XVI. Adhuc de arithmetica oder Wiederum von der Rechenkunst
Kapitel XVII. De musica oder Von der Musik
Kapitel XVIII. Ue saltationibus et choreis oder Vom Springen und Tanzen
Kapitel XIX. De gladiatoria oder Von der Fechterkunst
Kapitel XX. De histrionca oder Von der Gaukler-und Komödiantenkunst
Kapitel XXI. De rhetorismo oder Von Gebärden und Bewegungen beim Reden
Kapitel XXII. De geometria oder Von der Feldmesskunst
Kapitel XXII. De optica vel perspectiva
Kapitel XXIV. De pictura oder Von der Malerkunst
Kapitel XXV. De statuaria et plastica oder Von der Bildhauereikunst
Kapitel XXVI. De specularia oder Spiegelkunst
Kapitel XXVII. De cosmimetria oder Von der Weltbeschreibung
Kapitel XXVIII. De architectura oder Von der Baukunst
Kapitel XXIX. De metallaria oder Von der Bergwerkswissenschaft
Kapitel XXX. De astronomia oder Von der Sternseherkunst
Kapitel XXXI. De astrologia iudiciaria oder Von der Wahrsagerkunst
Kapitel XXXII. De divinationibus in genere oder Von den Wahrsagungen insgemein
Kapitel XXXIII. De physiognomia oder Von der Weissagung aus der äusserlichen Statur des Leibes
Kapitel XXXIV. De metoposgopia oder Von der Weissagung aus dem Gesichte
Kapitel XXXV. De chiromantia oder Von Weissagung aus den Händen
Kapitel XXXVI. Iterum de geomantia oder Wieder von der Weissagung, davon wir im XII. Kapitel gehandelt haben
Kapitel XXXVII. De aruspigia oder Von der Weissagung aus dem Vogelgeschrei
Kapitel XXXVIII De speculatoria oder Von Weissagung aus dem Donner
Kapitel XXXIX. De somnispicia oder Von Traumdeutungen
Kapitel XL. De furore oder Von Weissagung der Unsinnigen und Rasenden
Kapitel XLI. De magia in genere oder Von der Zauberei insgemein
Kapitel XLII. De magia naturali oder Von der Wunderkunst durch natürliche Mittel
Kapitel XLIII. De magia mathematica oder Von der gleichen Kunst durch mathematische Mittel
Kapitel XLIII. De magia venefica oder Von eben dieser Kunst, vermittelst den Arzneien oder Vergiftungen
Kapitel XLV. De goëtia et necromantia oder Von der Teufelsbannerei und Schwarzkünstlerei
Kapitel XLVI. De theurgia oder Von göttlicher Reinigungs-Befleissigung
Kapitel XLVII. De cabala oder Von der jüdischen Auslegung der Wörter durch gewisse Zahlen, oder durch Versetzung der Buchstaben
Kapitel XLVIII. De praestigiis oder Von der Verblendung und Gauklerei
Kapitel XLIX. De philosophia naturali oder Von der Wissenschaft natürlicher Dinge
Kapitel L. De principiis rerum naturalium oder Vom Ursprung der natürlichen Dinge
Kapitel LI. De mundi pluralitate, et ejus duratione oder Von der Vielheit der Welt, und deren Dauer und Währhaftigkeit
Kapitel LII. De anima oder Von der Seelen
Kapitel LIII. De metaphysica oder Von der Wissenschaft hoher und übernatürlicher Dinge
Kapitel LIV. De morali philosophia oder Von der Sitten-und Tugendlehre
Kapitel LV. De politica oder Von der weltlichen Klugheit
Kapitel LVI. De religione in genere oder Von der Religion insgemein
Kapitel LVII. De imaginibus oder Von Bildern
Kapitel LVIII. De templis oder Von den Kirchen
Kapitel LIX. De festis oder Von Festtägen
Kapitel LX. De ceremoniis oder Von den Zeremonien und Gebräuchen
Kapitel LXI. De magistratibus ecclesiae
Kapitel LXII. De sectis monasticis oder Von Orden der Mönche
Kapitel LXIII. De arte meretricia oder Von der Hurenkunst
Kapitel LXIV. De lenonia oder Von der Hurenwirtschaft oder Kupplerei
Kapitel LXV. De mendicitate oder Von der Bettelei
Kapitel LXVI. De oeconomia in genere oder Von der Haushaltung insgemein
Kapitel LXVII. De oeconomia privata oder Von der bürgerlichen Haushaltung
Kapitel LXVIII. De oeconomia regia sive aulica oder Von fürstlicher Haushaltung zu Hofe
Kapitel LXIX. De nobilibus aulicis oder Von adelichen Hofleuten
Kapitel LXX. De plebejis aulicis oder Von gemeinen Hofschranzen
Kapitel LXXI. De mulieribus aulicis oder Von Hofdamen
Kapitel LXXII. De mercatura oder Von der Kaufmannschaft
Kapitel LXXIII. De quaestura oder Vom Schösser-Dienst
Kapitel LXXIV. De agricultura oder Von dem Ackerbau
Kapitel LXXV. De pastura oder Von der Weide
Kapitel LXXVI. De piscatione oder Von der Fischerei
Kapitel LXXVII. De venatica et aucupio oder Vom Jagen und Vogelstellen
Kapitel LXXVIII. De agricultura residuum oder Von dem Ackerbau das Übrige
Kapitel LXXIX. De arte militari oder Von der Kriegeskunst
Kapitel LXXX. De nobilitate oder Von dem Adelstand
Kapitel LXXXI. De arte heraldica oder Von der heraldischen Kunst in Erfindung sonderlicher Zeichen und Farben in Schilden und Wappen
Kapitel LXXXII. De medicina in genere oder Von der Medizin insgemein
Kapitel LXXXIII. De medecina operatrice oder Vom Gebrauch der Arznei
Kapitel LXXXIV. De pharmacopolia oder Von der Apothekerkunst
Kapitel LXXXV. De chirurgia oder Von der Wundarzneikunst
Kapitel LXXXVI. De anatomistica oder Von der künstlichen Zerteilung menschlicher Gliedmassen
Kapitel LXXXVII. De veterinaria oder Von der Vieharzneikunst
Kapitel LXXXVIII. De diaetaria oder Von Vorschreibung des Verhaltens im Essen und Trinken
Kapitel LXXXIX. De arte coquinaria oder Von der Kochkunst
Kapitel XC. De alcumistica oder Von der Goldmacherkunst
Kapitel XCI. De jure et legibus oder Vom Rechte und Gesetzen
Kapitel XCII. De jure canonico oder Vom päpstlichen Recht
Kapitel XCIII. De arte advocatoria oder Von Advokaten und ihrer Kunst
Kapitel XCIV. De arte notariatus et procubatoria oder Von der Kunst der Notarien oder Prokuratoren
Kapitel XCV. De jurisprudentia oder Von der Rechtsgelehrsamkeit
Kapitel XCVI. De arte inquisitorum oder Von den papistischen Aufsehern in der Religion
Kapitel XCVII. De theologia scholastica oder Von der päpstlichen Schullehrertheologie und Wissenschaft von Gott
Kapitel XCVIII. De theologia interpretativa oder Von Auslegung der heiligen Schrift
Kapitel XCIX. De theologia prophetica oder Von der weissagerischen Theologie
Kapitel C. De verbo dei oder Vom Worte Gottes
Kapitel CI. De scientiarum magistris oder Von den Meistern der Wissenschaften
Kapitel CII. Ad encomium asini digressio oder Ein Zusatz vom Lobe des Esels
Dieses Werkes Schlussrede
Ungewissheit und Eitelkeit aller Künste, Agrippa von Nettesheim
Jazzybee Verlag Jürgen Beck
Loschberg 9
86450 Altenmünster
ISBN: 9783849603755
www.jazzybee-verlag.de
Frontcover: © Vladislav Gansovsky - Fotolia.com
Eigentlich Heinrich Cornelius von Nettesheim, Schriftsteller, Arzt, Philosoph und berühmter Schwarzkünstler, geb. 14. Sept. 1486 in Köln, gest. 18. Febr. 1535 in Grenoble, führte ein abenteuerliches Leben. Wegen seines Lobes der Kabbala erfuhr er schwere Verfolgungen, wurde später im Heere Kaiser Maximilians Hauptmann und erhielt schließlich bei der Mutter König Franz' I. von Frankreich die Stellung eines Leibarztes, ward jedoch, weil er Luthers Partei gegen die Mönche genommen hatte, abermals von diesen angefochten und zur Flucht genötigt. Als Philosoph hat sich A. hauptsächlich durch die Schrift »De incertitudine et vanitate scientiarum« (Köln 1527), in der er die Wissenschaft für trügerische Vorspiegelung der Schlange und den schlichten Glauben an das Wort Gottes als einzigen Weg zur Wahrheit erklärt, sowie durch sein Hauptwerk: »De occulta philosophia« (zuerst Köln 1510, umgearbeitet 1533), bekannt gemacht, in dem er eine Platonisch-christliche Theosophie lehrt. In der Kunst, sich in den Besitz der Kräfte der höheren Welt zu setzen und durch diese die niedere zu beherrschen, besteht nach ihm die Magie oder die erhabenste Philosophie und vollendetste Weisheit, die als Herrschaft über die irdischen Dinge natürliche. über die Gestirnwelt himmlische und über die Geister- und Dämonenwelt religiöse Magie ist. Seine Schriften erschienen zu Lyon 1550,2 Boe., und 1600 (deutsch, Stuttg. 1856). Vgl. H. Morley, Life of Cornelius A. (Lond. 1856, 2 Bde.); Sigwart, Kleine Schriften, Bd. 1 (Freiburg 1881).
»Unter Göttern Momus, der keinen ungeneckt lässt; Unter Heroen Herkules, der alle Ungeheuer verfolgt; Unter Dämonen, der König der Unterwelt wütet gegen alle Schatten; Unter Philosophen, Demokritos lacht über alles; Entgegen steht Heraklitos, der über alles weint; Nichts weiss Pyrrho Und alles glaubt Aristoteles zu wissen; Alles verachtet Diogenes. All das vermag hier Agrippa: Verachtet, weiss und weiss nicht, weint, lacht, wütet, verfolgt und neckt, Er selbst ein Philosoph, ein Dämon, Heros, Gott und Alles.«
Mein, sage mir, lieber Leser, scheinet dir dieses mein Vorhaben nicht eine kühne und rechtschaffene, freche, ja weit über Herculis Kräfte sich erstreckende Tat zu sein, indem ich mir jetzo vornehme, wider den grossen und allgemeinen Riesen-Krieg aller Künste und Wissenschaften die Waffen zu ergreifen, und diese starken und mächtigen Jäger aller Gelehrsamkeit rauszufordern? Ich kann mir wohl einbilden, dass der stolze Haufe aller Doktoren, die grosse Gelehrsamkeit aller Lizentiaten, die Autorität und das gravitätische Ansehen aller Magister, die unterfangende Einbildung aller Baccalaurien und der grausame Eifer aller Schulfüchse, wie auch der Aufstand aller Künstler und Handwerksleute auf mich unerhört schänden und lästern werden. Denn, wenn ich diese anjetzo antaste, so wird es ebensoviel und noch mehr sein, als wenn ich mich unterstünde, den grausamen Nemeischen Löwen mit der Keule totzuschlagen, die Lernäische Schlange mit Feuer zu töten, das grosse Erymanthische Schwein zu fällen, den Hirsch, der in dem Mänalischen Walde güldene Hörner trägt, zu fangen, die Stymphalidischen Vögel in der Luft zu schiessen, den Antäum mit den Ellenbogen zu erdrücken, Grundsäulen in der offenbaren See aufzurichten, den dreiköpfigen Geryonem zu überwinden, starke Ochsen zu bezwingen, über den Acheloum im Duell Meister zu werden, des Diomedis Pferde zu entführen, den Höllenhund Cerberum bei der Kette herumzuführen, die güldenen Hesperidischen Äpfel wegzunehmen, und was dergleichen Sachen mehr sind, welche von dem Hercule mit grosser Arbeit und nicht geringer Gefahr sind verrichtet worden: fürwahr nicht weniger Arbeit werde ich hier brauchen und grösserer Gefahr befinde ich mich unterworfen zu sein, wenn ich diese akademischen Riesen, und diese grossen Schulenungeheuer zu überwinden mich anjetzo unterfange.
Denn es deucht mich schon, und ich sehe allbereit für Augen den blutigen und gefährlichen Krieg, in welchen ich mich anjetzo einlasse, indem ich mit einem mächtigen und schrecklichen Heer vielwissender Leute umgeben bin, ei, mit was für Rüstungen werden sie mir entgegenkommen, wie werden sie auf mich lästern und schmähen? Da werden erstlich die superklugen Grammatici herfürtreten und mir Widerpart halten, auch mit ihren Etymologien meinen ehrlichen Namen vergessen; da werden die frechen Poetenmich für ein Lästermaul oder Ägyptischen Bock halten, und mich in ihren Versen durchziehen; die fabelhaftigen Historienschreiber werden mich über Pausaniam und Herostratum entheiligen und ausschreien; die grosssprecherischen Rhetores oder Redner werden mit zornigen Augen, schrecklichem Gesichte, markschreierischer Stimme und üblen Gebärden mich einer Verletzung der Majestät beschuldigen; die wundersame Memoriographi oder Gedächtnisschreiber werden mir mein Gehirne mit einer überzogenen Larve suchen stumpf zu machen; die zänkischen Dialectici oder Vernunftkünstler werden unzählige syllogistische Pfeile auf mich schiessen.
Die hin und wieder sich kehrenden Sophisten oder Weltweisheitskünstler werden mich mit Wort -Stricken zu binden und mir ein Gebiss ins Maul zu legen suchen; der ungeschliffene Lulliste, oder der von allen Dingen was herzuschwatzen weiss, wird mit groben, ungehobelten Reden mir den Kopf wüste machen; die Mathematici oder diejenigen, so von der Grösse einer Sache Wissenschaft geben, werden mich im Himmel und auf Erden in die Acht erklären; die verwirrten Rechenmeister werden mit ihren wucherischen Konzepten mich zur Rechnung zwingen; der hartnäckige Spieler wird mir den Strick an den Hals wünschen; der unverschämte Pythagorista oder Weissager des Pythagorischen Loses wird mir unglückliche Zahlen vorlegen.
Der künstliche Geomanticus oder Weissager aus der Erden wird mir alles Böse weissagen und allen Dampf antun; bei den vieltonigen Musicis werde ich in allen Schenken die gemeine Fabel sein; sie werden mir mit ihren knarrenden Pfeifen, Posaunen und Waldhörnern mehr als sie auf den Verlöbnissen und Hochzeiten zu tun pflegen, den Kopf vollpfeifen. Die stolzen und prächtigen Weiber werden mich wohl nicht zum Tanze bitten, und die jungen Mägdlein mir schwerlich ein Mäulchen geben; die verwaschenen Mägde werden ein Gespötte aus mir machen, der springende Gaukler und lasterhafte Komödiant wird mich in ein Nach-und Possenspiel mit hineinbringen.
Der hunderthändige Fechter wird mich linkisch und rechtisch anfallen; der verwirrte Geometra oder Feldmesser wird mich mit seinem Triangel und viereckigen Zirkeln, gleich als mit dem Gordischen Knoten in Verwirrung bringen und gefangen nehmen; der vorgebliche Bildschnitzer und Maler wird mich garstiger als einen Affen und hässlicher, als der Thersites gewesen, schnitzen und abmalen; der herumschweifende Weltbeschreiber wird mich über die Sauromatas und das glazialische Meer relegieren; der kunstreiche Baumeister mit seinen trefflichen Maschinen und Werk-zeugen mir heimlich den Fuss unterschlagen und mich vieler Irrtümer bezichtigen.
Der teuflische Bergmann wird mich in die Goldgruben hinunterstossen, dass ich weder Sonn' noch Mond werde zu sehen bekommen; die wahrsagerischen Astrologi oder Sterngucker werden mir den Galgen an den Hals prognostizieren und mit ihrer rumdrehenden Sphära den Weg zum Himmel verwahren; die drohenden Wahrsager werden mir alles Böse prophezeien; der unerträgliche Physiognomus, oder, der von der äusserlichen Statur des Leibes judizieret, wird mich hin und wieder austragen, und der närrische Metoposcopus, oder der es einem am Gesichte ansehen kann, wird mich für einen gehirnlosen Esel ästimieren; der wahrsagerische Chiromantes oder der aus der Hand judizieret, wird mir nicht viel Gutes wahrsagen; der zuvorsagende Aruspex oder, der aus dem Vogelgeschrei seine Taten beweist, wird mir einen traurigen Anfang in meinen Sachen prognostizieren; der wundersame Spekulator oder Spiegelkünstler wird mir des Jupiters Blitz und Flammen zuschicken; der finstere Oniropola oder Gespenstvertreiber wird mich mit Nachtgespenstern erschrecken.
Der wütende Vates oder Wahrsager wird mich mit einem zweideutigen Orakel betrügen; der zauberische Magus wird mich entweder wie den Apulejum, oder wie den Lucianum in einen Esel, jedoch nicht wie jener, der von Golde gewesen, suchen zu verwandeln; der schwarze Goetius oder Teufelsbanner wird mich mit lauter Nachtgeistern verfolgen.
Der kirchenräuberische Theurgus, oder der göttliche Reinigungsbefleissiger wird mir den Kopf in die Kloake hineinstecken; der abgemessene Kabbalista oder jüdische Ausleger der Wörter durch gewisse Zahlen, oder durch Versetzung der Buchstaben wird mir meinen Abgang wünschen; der altväterische Prästigiator oder Verblender wird mir den beschnittenen Acephalum vor die Augen malen. Und, mein, wie werden doch die zänkischen Philosophen mit ihren wider sich selbst streitenden Meinungen in mich wüten und toben; die landstreichenden Pythagorici werden mich zwischen dem Hund und Krokodil gehen heissen.
Die schändlichen und bissigsten Cynici, oder Philosophi, deren Obermeister der Antisthenes gewesen, werden mich gar in ein Fass einschliessen wollen; die pestilenzischen Academici werden mir eine böse Frau an den Hals wünschen; die verschwelgerischen Epikureer werden mich mit ihrem Verschwelgen zu Tode saufen; die grundlosen Peripatetici werden mir nach der Seele stehen und mich aus dem Paradies zu verstossen suchen; die ernsthaftigen Stoiker werden mir alle menschlichen Affekte benehmen und mich in einen Stein verwandeln; die vergeblich redenden Metaphysici oder die Sitten-Tugendlehrer werden mir mit ihrem demogorgonischen (?) Chaos, der doch niemals gewesen ist und auch nicht werden wird, meinen Sinn ganz verkehrt zu machen suchen.
Der politische Legislator oder Gesetzgeber wirdmir alle Ämter versagen; der wollüstige Fürst wird mich vom Hofe wegschaffen, und die Grossen daselbst werden mich von ihrem Tische verjagen; das verhärtete Volk wird mich auf den Gassen mit lauter Scheltworten plagen, und der grausame erschreckliche Tyrann wird mich zu wilden Tieren einschliessen; die zusammengerotteten Regenten werden mich ins Exilium verjagen; der ungestüme gemeine Mann, der wie eine Bestia mit vielen Köpfen ist, wird mich ungehört ins Verderben jagen; die Republik oder das gemeine Wesen wird mich einer Verräterei beschuldigen.
Die geizigen Pfaffen werden mir den Altar und Beichtstuhl verbieten; die verfluchten Heuchler, nämlich die Kutten-und Mönchskappenträger, werden mich von ihrem Predigtstuhl und Kanzel runterwerfen; die allmächtigen Päpste werden mir meine Sünde zum Fegfeuer behalten; die geilen Hurer werden mir die Franzosen an den Hals wünschen; der räuberische Hurenwirt und die versoffene Kupplerin werden mir meinen Beutel suchen zu fegen; die voller Schwären rumstreichenden Bettler werden das Armenhaus vor mir verschliessen; die da mit Indulgentien handeln und die Sünde um Geld vergeben, werden mir den heiligen Brand wünschen; der ungetreue Haushalter wird mich in der Garküche verarrestieren. Der gotteslästerliche Schiffmann wird mich in Scyllam und Charybdin hineinführen; der leichtfertige und gewissenlose Kaufmann wird mich mit seinem Wuchern selbst verpfänden.
Der diebische Schösser wird mir nach meinem bisschen Brot trachten; die harten Ackersleute werden mir den Garten und das Feld verbieten; die müssigen Hirten werden mir, dass ich dem Wolf möchte in seine Klauen kommen, wünschen; der wasserschwärmerische Fischer wird mir eine heimliche Angel unterlegen; der schreiige Jäger wird den Stossvogel und Hunde über mich schicken; der streitbare Soldat wird mich plündern und berauben und mir eine Kugel schenken; die purpurfarbigen Edelleute werden mich ganz degradieren wollen; die schön uniformierten Heraldi werden mir meine sechzehn Ahnen disputierlich machen und die ritterlichen Exerzitia versagen; auch mich für einen verlaufenen Bauer schelten.
Die dreckfressenden Medici werden mir das Harnglas oder den Binkelscherben auf den Kopf giessen; einer, welcher von der Krankheit viel vergeblich Disputierens macht, wird mir alle Mittel versagen, und der verwegene Empiricus alle gefährlichen Experimente an mir versuchen, dass er mich gleich darüber ad Patres liefern möge; und der betrügerische Methodicus wird mir meine Krankheit zu seinem höchsten Nutzen fein lange aufhalten; der unflätige Apotheker wird mich mit seinem garstigen Klistieren besudeln; die knabenverderberischen Barbiere werden mir den Kopf mit scharfer Lauge waschen; die greulichen Anatomici werden mich zu sezieren begehren.
Der unflätige Postillon wird mir die Post versagen und mit Fuhrmannsstaub die Augen zu verblenden suchen; der, welcher andern eine Diät vorschreibt, wird mich Hunger sterben lassen, und der versoffene Koch wird mir einen ungesalzenen Bissen ins Maul stopfen.
Der vertuliche Goldmacher wird mir von seinem Reichtum nichts zukommen lassen und mich in seinen Brennofen stecken; der unüberwindliche Jurist wird mich mit einem Haufen Glossen belästigen, und der unverschämte Zungendrescher wird mich einer Beleidigung der hohen Majestät beschuldigen.
Der prahlende Gesetzlehrer des geistlichen Rechtes wird mich exkommunizieren; der zänkische Kausenmacher wird mir unzählige Schmach antun; der betrügerische Prokurator wird mit meinem Gegenteil kolludieren; der nichtswürdige Amts-oder Gerichtsbote wird Falschheit gegen mich brauchen; der unerbittliche Richter wird mir ein schlecht' Urteil sprechen und mir bei der Appellation die Apostel, wie man sie nennt, versagen; der gebietende Erzschreiber, der Kanzler, wird mir keinen Befehl auswirken lassen; der halsstarrige Bibellehrer wird mich einer Ketzerei beschuldigen; unsere hochtrabenden Magistri und Lehrer werden von mir einen Widerruf begehren, und die grossen Sorbonnischen Doctores und Atlasträger werden mich mit grossen Siegeln in die Acht erklären.
Siehst du nun nicht, mein lieber Leser, mit wem ich anjetzo zu tun habe, und was für grosser Gefahr ich entgegengehe? Aber ich habe gute Hoffnung, allen diesen Anfallen zu entgehen, wenn du nur der Wahrheit zum Besten Geduld haben und alle Parteilichkeit und Missgunst ablegen und mit rechtschaffenem, aufrichtigem Gemüte dasjenige, was ich allhier geschrieben, zu lesen dich bequemen wolltest. Überdies habe ich für mich Gottes Wort, womit ich mich wehre; das brauche ich unerschrocken für meinen Schild und. Schirm, und wenn es ja sein soll, will ich (indem desselben wegen ich so viel Feinde gegen mir erweckt) gar gerne und viel lieber leiden, als von dieser Sache abstehen.
Und ich wollte, lieber Leser, dass du es vor allen Dingen wüsstest, dass ich dieses zu schreiben weder aus Hass noch aus Ehrgeiz, noch aus einem bösen Vorsatz, noch aus Antrieb eines Irrtums bin bewegen worden. Es hat mich auch nicht eine leichtfertige Begierde, noch ein Ansehen dadurch zu erwecken, sondern die gerechte und wahrhafte Sache dazu getrieben, indem ich erfahren und genugsam gesehen habe, und noch immer sehe und erfahre, dass ihrer viel durch diese irdischen Wissenschaften so stolz und indolent werden, dass sie die Sprache der heiligen Schrift und in derselben die Aussage des heiligen Geistes nur deswegen, weil in denselben keine zierlichen Reden, keine anmutigen Beredsamkeiten und keine neue philosophische Erudition, sondern nur eine einfältige Operation der Tugend und des Elendes zu finden, als eine bäurische Unwissenheit vernichten und gänzlich verächtlich halten.
So sehen wir auch andere, die sich ein wenig gottesfürchtiger zu sein dünken, und zwar Christi heilige Gebote zu billigen sich angelegen sein lassen, jedoch, anderer Gestalt nicht, als wenn sie mit den philosophischen Menschensatzungen können behauptet werden, und teilen also denselben mehr zu, als Gottes heiligen Propheten, Evangelisten und Aposteln, da doch diese von jenen mehr als Himmel und Erde entfernt sind.
So ist auch über dieses fast in allen Schulen so ein verkehrter und leichtfertiger Gebrauch und so eine verdammte Gewohnheit, dass die lernenden Discipul gleichsam durch einen Eidschwur ihren Lehrmeistern zusagen müssen, dass sie dem Aristoteli, oder dem Boëthio, oder dem Thomae, oder dem Alberto als ihrem Schulgott in Ewigkeit nicht widersprechen wollen, ja, welcher nur einen Nagel breit von ihnen dissentieret -den halten sie gleich für einen ärgerlichen Ketzer, und damit durch denselben züchtige Ohren nicht beleidiget werden möchten, so suchen sie ihn gleich auf den Scheiterhaufen zu werfen.
Sieh nun, lieber Leser, mit diesen kühnen Riesen habe ich jetzo zu schaffen, und mit diesen Feinden der heiligen Schrift muss ich mich in einen Kampf einlassen, ihre Schlösser und Festungen muss ich dartun und erweisen, wie gross der Menschen Blindheit sei und wie sie mit so vielen ihren Lehrmeistern und Erfindern aller Wissenschaften und Künste allezeit von der Erkenntnis der rechten Wahrheit abweichen.
Denn, mein! was ist es doch für eine grausame Unbesonnenheit und für eine stolze Einbildung, die philosophischen Schulen den Kirchen Christi vorzuziehen, und den Menschentand und ihre ungegründeten Satzungen Gottes heiligem Worte gleich zu achten? Fürwahr, es ist eine unchristliche Tyrannei, die Ingenia der Studierenden gefangen zu nehmen und den Discipuln die Freiheit, der Wahrheit nachzuforschen, zu entziehen.
Welches, weil es alles so klar und offenbar ist, dass es nicht geleugnet werden kann. Also werdet ihr mir für diesmal auch verzeihen, wenn ich etwas freier und vielleicht etwas zu scharf auf eine oder die andere Disziplin, oder auf ihre Professoren meine Rede ergehen lasse. Gehabe dich wohl.
Es ist eine alte und fast aller Weltweisen einhellige Meinung, dass jedwede Wissenschaft dem Menschen, er mag sein, wer er will, etwas Göttliches bringe, also, dass er durch dieselbe oftmals unter der Götter Zahl ist gerechnet worden, dahero sind unterschiedlich, ja fast unzählige Lobsprüche der Wissenschaften an Tag gekommen, mit welchem ein jedweder die seinige, so er geübet, hoch herausgestrichen und fast bis an den Himmel erhoben hat. Ich aber, der ich anders unterrichtet worden bin, halte dafür, dass nichts Schädlicheres, nichts Giftigeres, auch dem menschlichen Leben und dessen Wohlfahrt nichts Nachteiligeres erfunden werden könne, als eben die Künste und Wissenschaften, daher bin ich der Meinung, dass man diese Sache ganz umgekehret und mit andern Augen ansehen, und die Wissenschaften nicht mit Lob erheben, sondern vielmehr durch Verachtung guten Teils niederschlagen solle, indem keine auf der Welt ist, sie mag so gross sein als sie wolle, welche nicht tadelnswert, oder für sich einiges Lobes würdig wäre, es sei denn, dass solche von des Besitzers Aufrichtigkeit hergenommen werden könnte. Jedoch sehe ich gerne, dass diese meine Meinung von euch mit solcher Bescheidenheit aufgenommen werde und ihr nicht glauben möchtet, dass ich dadurch andere, die dieser Meinung nicht sind, zu verachten oder mich etwas Sonderliches zu dünken suchte; derohalben werdet ihr mir, der ich mit den andern diesfalls nicht übereinstimmen kann, hoffentlich solange verzeihen, bis ich mit einer sonderlichen Ordnung und Bescheidenheit meine Meinung antreten, und vielleicht nicht mit geringen Argumenten, sondern mit festgesetzten Beweisgründen solche behaupte. Nicht zwar will ich hier des Demosthenis oder des Chrysippi arglistiger Beredsamkeit gebrauchen, noch dem schmeichelnden Liebhaber in etwas nachsehen, denn, wer Gottes Wort nachfolgen will, der muss recht und nach der Wahrheit, nicht aber nach blosser Redenszierlichkeit oder Schmeichelei einem unter die Augen treten. Denn nicht in der Zunge, sondern im Herzen trifft man den Sitz der Wahrheit an; auch ist nicht viel daran gelegen, wie man redet, wenn man nur wahr redet, denn die Lügen darf Beredsamkeit und angestrichener Worte, die Wahrheit aber, wie Euripides schreibet, ist ohne Schminke und Gleissnerei. Dannenhero, wenn ich jetzo mein vorgesetztes Werk schlecht und ohne Beredsamkeit (welche zwar vor mir nicht verdammet wird) antreten und etwa eure zarten Ohren beleidigen möchte, so bitte ich, ihr wollet es mit solcher Bescheidenheit und Geduld vertragen, und es also machen wie jener römische Kaiser, der mit seinem ganzen Kriegsheer stille stand und ein altes Weibchen anhörte; oder, wie der König Archelaus (?), welcher unterweilen rauhe und unberedsame Leute gerne hörte reden, damit er hernach desto mehr Vergnügungen und Ergötzlichkeiten von einem beredten Munde haben möchte. Gedenket an die Meinung des Theophrasti, dass auch bisweilen mitten unter den Gelehrten und vortrefflichsten Leuten Grobe und Ungeschickte etwas Fruchtbarliches reden können, wenn sie nur wahre und der Vernunft ähnliche Sachen vorbringen. Damit ich euch aber nicht lange aufhalte, so muss ich vor allen Dingen bei euch eins erinnern, nämlich dieses, dass ihr glaubt, dass alle irdischen Wissenschaften sowohl böse als gut sind, und dass sie nach menschlicher Art und Weise uns keine andere Wohlfahrt und Seligkeit bringen können, als vielleicht diese, welche die alte Schlange unsern ersten Eltern versprochen, wenn sie gesagt: Eritis sicut Dii, scientes bonum et malum; das ist: ihr werdet sein wie die Götter, Gutes und Böses wissen; derowegen mag sich dieser Schlange rühmen, der sich rühmete, dass er was wisse. Die Ophitischen Ketzer haben dieses wohl praktiziert, welche die Schlange in ihren Kirchen geehrt und vorgegeben haben, dass dieselbe im Paradies die Tugend eingeführt hätte. Diesen pflichtet bei die Platonische Geschichte, welche dafür hält, dass Theutus, ein dem menschlichen Geschlechte schädlicher Teufel, die Wissenschaften sowohl nützliche als schädliche zuerst erfunden habe, wie hiervon der Ägyptier König Thamus von Erfindern der Buchstaben sehr weislich redet. Dahero kommt, dass die meisten Grammatici die Teufel für die besten Kenner der Wissenschaften halten. Aber es mag sein! Wir wollen diese Fabeln den Poeten und Philosophis lassen und unseres Orts auch dafür halten, dass keine anderen Erfinder der Wissenschaften sind als die Menschen. Wir wissen aber, dass dieselben böser Art Kinder, nämlich Kinder des Kains sind, von welchen recht gesagt wird: Filii hujus seculi prudentiores sunt filiis lucis in generatione hac; das ist: die Kinder dieser Welt sind klüger, denn die Kinder des Lichts in diesem Geschlechte. Sind nun diese die Erfinder der Wissenschaften, so sind sie ja nichts als Lügner, denn es heisst: Omnis homo mendax, nec est qui faciat bonum, usque ad unum: alle Menschen sind Lügner und ist keiner, der Gutes tue, bis auf Einen. Aber lass es sein, dass auch etliche Gute unter den Menschenkindern gefunden würden, so haben sie doch ihre Wissenschaft nirgends anders her als von ihren Erfindern und Besitzern erborgt. Nun bedenke doch, wenn die Wissenschaften auf einen bösen Menschen fallen, so tut er Schaden, und machen ihn noch viel ärger als zum Exempel: auf einen verirrten Sprachenlehrer oder Grammaticum, auf einen fabelhaften Poeten, auf einen verlorenen Historienschreiber, auf einen schmeichelnden Oratorem oder Redner, auf einen prahlenden Gedächtniskünstler, auf einen zänkischen Dialecticum oder Vernunftmeister, auf einen verführerischen Sophistam oder Verwirrungslehrer, auf einen waschhaften Lullisten, oder der von allen Sachen was herzuschwätzen weiss, auf einen verzauberten Arithmeticum oder Rechenmeister, auf einen geilen Musicum, auf einen unzüchtigen Tänzer, auf einen ruhmredigen Feldmesser, auf einen irrigen Weltbeschreiber, auf einen schädlichen Baumeister, auf einen räuberischen Schiffmann, auf einen betrüglichen Kalenderschreiber, auf einen schelmischen Wahrsager, auf einen leichtfertigen Kabbalisten, oder auf einen durch verblümte Art und mit sonderbaren Geheimnissen untreuen Ausleger der Wörter, auf einen träumenden Naturkündiger, auf einen abenteuerlichen Metaphysicum oder Erforscher übernatürlicher Dinge, auf einen bäurischen oder unhöflichen Ethicum oder Sittenlehrer, auf einen falschen Politicum oder Weltmann, auf einen tyrannischen Fürsten, auf eine unterdrückende Obrigkeit, auf einen aufrührerischen Untertan, auf einen schismatischen Priester, auf einen abergläubigen Mönch, auf einen verschwenderischen Haushalter, auf einen falschschwörigen Kaufmann, auf einen geizigen und diebischen Schösser, auf einen faulen Ackermann, auf einen viehdiebischen Hirten, auf einen lästernden Fischer, auf einen mausenden Jäger, auf einen räuberischen Soldaten, auf einen scharfen Exactoren oder Mahner, auf einen tötenden Medicum, auf einen vergiftenden Apotheker, auf einen verschwenderischen Koch, auf einen betrügerischen Goldmacher, auf einen listigen Rechtsgelehrten, auf einen vertrackten und leichtfertigen Zungendrescher, auf einen unwahrhaften Postträger, auf einen ums Geld feilen Richter oder auf einen ketzerischen und verführerischen Pfaffen. Nichts aber ist unseliger als eine von Gottlosigkeit herrührende Kunst und Wissenschaft. Denn je grösser der Künstler, je ärger der Schalk. Wenn aber eine Wissenschaft nicht sowohl auf einen bösen als närrischen Menschen fällt, so ist nichts Stolzeres und Unerträglicheres als dieses, denn, was ihm die Narrheit noch etwa übrig gelassen, das will er mit seiner stolzen Vielwissenheit bemänteln, da er sonst als ein einfältiger Narre bei weitem nicht so töricht täte; Plato sagt: Quo erit ineptior atque indoctior, hoc plura narrabit, imitabitur omnia, nihilque indignum se existimabit; das ist: je unverständiger und ungelehrter einer ist, je mehr Plapperns wird er von einer Sache machen, er wird alles wollen nachäffen und meinet nicht, dass ihm etwas unverständig sein könne. Dahero ist nichts schädlicher, als mit der Vernunft unsinnig sein. Wenn aber ein Frommer und Vernünftiger die Wissenschaften besitzt, welche vielleicht auch dem gemeinen Wesen gut und nützlich sein möchten, so werden sie doch den Besitzer nicht frömmer und seliger machen, denn viel wissen bringt keinem keine Seligkeit (wie Porphyrius und Jamblicus dafürhalten); ja wenn dieses wäre, so müsse folgen, dass diejenigen, so fast alle Wissenschaften gefressen hätten, vor anderen die Seligsten wären, und dass ein loser Weltweiser einem frommen Priester in diesem Stück vorgezogen werden müsste. Aber die wahre Seligkeit besteht nicht in blosser Erkenntnis des Guten, sondern in einem guten untadelhaften Leben: es heisst nichts verstehen, aber mit Verstande leben. Denn nicht die Wissenschaft, sondern der gute Wille vereinigt den Menschen mit Gott, und die Wissenschaften, die äusserlich gebraucht werden, tun nichts anderes, als dass sie uns etlichermassen Gelegenheit zu einem besseren Leben geben. Nun ist dieses nicht vollkommen, wenn uns nicht das Leben und die Natur dazu führt und anleitet. Denn man hat es zum öftern erfahren, wie Cicero pro Archia saget, dass die Natur ohne Gelehrsamkeit mehr zum Lobe und Tugend diene, als die Gelehrsamkeit ohne die Natur. Dannenhero ist nicht vonnöten, mit so langem und schwerem Nachgrübeln (wie die Averroisten dafür halten) die Wissenschaften sich zu irnprimieren, wenn man nur Gott vor Augen hat.
Wo ist nun die Glückseligkeit der Wissenschaften? Wo ist der Weisen Lob und Seligkeit, womit alle Schulen voll sind? Wohin geht der Ruhm derjenigen, die längst zur Hölle gefahren? Dieses hat Augustinus gesehen und gefürchtet, wenn er mit Paulo ausruft: surgunt indocti et rapiunt coelos, et nos cum scientia nostra mergimur in infernum. Das ist: die Ungelehrten kommen und reissen uns den Himmel weg, und wir fahren mit unserer Wissenschaft in die Hölle. Aber darf ich mich erkühnen, die rechte reine Wahrheit zu sagen, so muss ich frei bekennen, dass alle Wissenschaften sind eine gefährliche und allgemeine Menschensatzung, also dass es weit sicherer ist, nichts wissen, als was wissen. Adam wäre aus dem Paradies der Seligkeit nicht verstossen worden, wenn nicht die kluge Lehrmeisterin, die Schlange, ihn hätte lehren wollen, was gut oder böse sei. So hält auch Paulus dafür, dass diejenigen aus der Kirche zu treiben, die da mehr wissen wollen, als sichs gebühret; Sokrates, als er in allen Künsten und Disziplinen nachgegrübelt hatte, ist allererst von dem Oraculo für den Weisesten gehalten worden, da er öffentlich bekannte, dass er nichts wüsste. So ist auch aller Wissenschaften Erkenntnis so schwer und fast unmöglich, dass eher das ganze menschliche Leben, als einer einzigen Wissenschaft nachdenken, aufhören kann; welches der Prediger Salomo bestätigt, wenn er spricht: Intellexi, quod omnium operum Dei nullam possit homo invenire rationem eorum, quae fiunt sub Sole, et quanto plus laboraverit ad quaerendum, tanto minus inveniat, etiamsi dixerit, sapiens se nosse, non poterit reperire. Das ist: ich merkte auf alle Werke Gottes, aber ein Mensch kann das Werk nicht finden, das unter der Sonne geschieht, je mehr der Mensch arbeitet zu suchen, je weniger er findet, wenn er gleich spricht: ich bin weise und weiss es, so kann er es doch nicht finden. Auch kann einem Menschen nichts schädlicher sein als die Wissenschaften; diese sind die rechten Gifte, welche das ganze menschliche Geschlecht auf einmal übern Haufen werfen, welche alle Unschuld verjagen und zu vielen schweren Sünden uns Anlass geben, ja den Tod selbst uns zuwege bringen, das Licht des Glaubens bei uns auslöschen und unsere Seelen in die tiefe Finsternis hinunter stossen, die Wahrheit verdammen und die Lügen und Irrtümer hoch emporheben. Warum sollte derowegen der Kaiser Valentianus, von welchem man saget, dass er der grösste Feind der Wissenschaften gewesen, wie auch der Kaiser Licinius, der dafür gehalten, dass sie ein Gift und allgemeine Pest in der Welt wären, deswegen Scheltens wert sein? Es berichtet uns Valerius, dass Cicero, der Brunnen der Gelehrsamkeit selbst, endlich die Wissenschaften verachtet habe. Die Wahrheit aber ist allein so gross und frei, dass sie mit keinem Nachgrübeln der Wissenschaft, mit keiner menschlichen Vernunft und Nachsinnen, mit keinen Beweistümern der künstlichen Redensarten oder scheinbaren Beibringungen, sondern allein mit dem Glauben kann begriffen werden; wer nun diesen hat, der ist, wie von dem Aristoteles gesaget wird, besser geschickt als wenn er alles wüsste; welches auch Philoponus zu verstehen gibt, wenn er schreibet: Id esse melius cognoscentem, quam per demonstrationem, quae per causam fit. Das ist: es sei besser, etwas von sich selbst durch den Glauben lernen und erkennen, als durch Beweistümer und gewisse Ursachen. Und der Theophrastus in seinem Buch von übernatürlichen Sachen spricht: Usque ad aliquid quidem possumus per causam speculari, principia a sensibus sumentes, quando autem ad ipsa extrema et prima transierimus, non amplius possumus scire, sive, quia non habemus causam, sive propter intellectus nostri infirmitatem. Das ist: wir können zwar durch gewisse Ursachen einem Dinge, so weit es menschliche Sinnen und Verstand zulassen wollen, etwas nachdenken, wenn wir aber auf das Äusserste und den ersten Anfang desselben kommen, so müssen wir nachlassen und können nichts ausrichten, entweder weil wir die recht gründlichen Ursachen nicht verstehn, oder weil unser Verstand zu unvermögend dazu ist. Ja, Plato beim Timaeo hält dafür, dass man mit dem Glauben mehr ausrichte als unsere Kräfte ertragen können. So sind auch diejenigen akademischen Weltweisen in sonderlichem Werte gewesen, welche gesagt haben, dass auf der Welt nichts könnte bejahet oder bekräftiget werden; die Pyrrhonici und andere mehr haben dafür gehalten, dass nichts Gewisses in der Welt könnte statuiert werden; sie selbst auch haben nichts Gewisses statuieret, und hat die Wissenschaft vor dem Glauben keinen Vorzug, wo nämlich die Güte des Erfinders den Discipul zu einem freien Willen zu glauben anmahnet. Dahero haben die Pythagorici diese Präsumption von ihrem Lehrmeister gehabt, dass wenn sie ihrer Antwort wegen Rechenschaft geben sollten, haben sie dieses geantwortet: Ipse dixit: er hat's gesagt. Auch die Peripatetici haben dieses gemeine Sprichwort gehabt: unicuique perito in arte sua credendum est. Das ist: Einem jedweden Erfahrenen muss man in seiner Kunst Glauben beimessen.
Also glaubt man dem Sprachkünstler oder Grammatiko seine Reden von der Bedeutung der Wörter. Der Disputierkünstler oder Dialektikus entlehnt die Worte seiner Oration von dem Grammatico, der Redner seine Argumente von dem Dialectico, der Poet seine Mensur von dem Musico, der Messkünstler seine Proportion vom Arithmetico, der Sternseher aber muss beiden Glauben geben. Die widernatürlichen Dinge gebrauchen sich der Mutmassung der natürlichen, und ein jeder Künstler urteilt recht von des andern Entscheidung. Denn jede Wissenschaft hat ihre sonderlichen Pincipia, welchen man beipflichten muss, ob sie gleich nicht können demonstriert werden; mit welchen, wenn er solche negieren wollte, die Philosophi nichts zu tun haben, sondern bald sagen würden: der die Prinzipien negiert, mit dem ist nicht zu disputieren; ja sie würden ihn wohl gar wo anders hinweisen. Als wenn einer, sagen sie, leugnen wollte, dass das Feuer warm sei; den sollte man nur hineinstossen und ihn dann fragen, was er davon hielte. Also werden aus den Philosophis Leute, welche uns mit Gewalt zwingen, dasselbe zu bekennen, welches sie erstlich mit Vernunft uns hätten lehren sollen.
Derohalben ist einer Republik nichts schädlicher als die Wissenschaften, denn, findet man bei einem gemeinen Wesen solche Leute, die mit Wissenschaften und Gelehrsamkeiten ein wenig begabt sind, so muss alles nach ihren Köpfen und nach ihrem Willen dirigieret sein, und gebrauchen sich wegen des gemeinen Volks Einfalt aller obrigkeitlichen Autorität, allein daher kommt's, dass eine solche Republik in Oligarchiam sich verwandelt, und auf die letzte, wenn sie sich in gewisse Factiones verteilet, zu einer rechten Tyrannei gar leicht hinausschlagen kann, welches, dass es geschehen sei, man niemals an so einem Orte, da keine Wissenschaften im Schwange gegangen, wahrgenommen hat; ohne von dem einzigen Sylla Dictatore lesen wir, dass derselbe allein eine Republik, darin die Wissenschaften nicht in Wert gehalten worden, eingenommen habe; dabei aber doch ein gut Teil dem Mangel an Wissenschaften hernach beigemessen worden, dass er endlich seine Tyrannei vonsich selbst abgelegt habe. Überdies sind ja alle Künste und Wissenschaften nichts als Menschensatzungen und dererselben einbildische Gedanken, welche sowohl schädlich als nützlich, sowohl vergiftet als heilsam, sowohl böse als gut, niemals aber vollkommen, sondern allzeit zweifelhaft und aller Irrtümer und Zänkerei voll sind. Welches ich jetzo bald durch jedwede Disziplin der Wissenschaften ferner erweisen und insonderheit dartun will.
Denn, wer sieht nicht vielfältig, dass die Arten zu reden, vornehmlich verstehe ich die Grammatica, Logica und Rhetorica, welche der Eingang und die Türen zu den Wissenschaften, an sich selbsten aber keine Wissenschaften sind, oftmals mehr Verdruss und Schaden, als Lust und Nutzen zuwege bringen, bei denen doch keine einzige Regul der Wahrheit zu finden ist, als die blosse Nachahmung und Meinung des ersten Einsetzers und Erfinders, unter welchen die ersten die Chaldäer und ihr vornehmster Erfinder der Abraham, wie Philo uns berichtet, gewesen; die Chaldäer, die Assyrier und die Phönizier haben diese Schrift gebraucht und hochgehalten. Wiewohl, wie andere sagen, Rhadamanthus ihnen am ersten die Buchstaben, welche hernach Moses den Juden, obzwar vielleicht nicht mit solchen Charakteren wie sie heutiges Tages gebraucht werden, gegeben hätte, welche Erfindung dem Esrae will beigemessen werden. Zwar hält man dafür, dass Linus Chalcides die Buchstaben aus dem Phönice auf die Griechen gebracht, bis Cadmus, des Agenoris Sohn, ihnen auf eine andere Art neue und zwar an der Zahl sechzehn, zu welchen der Palamedes zur Zeit des trojanischen Krieges noch vier hinzugesetzt, und hernach wieder soviel der Simonides Melicus vorgeschrieben hat.
Den Ägyptern aber hat die Kunst und Wissenschaft zu schreiben am ersten der Memnon, und zwar durch der Tiere Bildnisse, wie in den Obeliscis zu sehen, gewiesen. Die Buchstaben aber haben sie am ersten vom Mercurio, hingegen die Lateiner von einem Weibe Nicostrata, mit dem Zunamen Carmenta genannt, bekommen. Sieben Schriften aber waren für alters in Estime und Gebrauch: Hebräisch, Griechisch, Lateinisch, Syrisch, Chaldäisch, Ägyptisch und Gotisch, von welchen, wie Crinitus berichtet, in einem sehr alten Buch diese Verse gelesen werden:
Moyses primus Hebraicas exaravit literas,
Mente Phoenices sagaci condiderunt Atticas,
Quas Latini scriptitamus, edidit Nicostrata.
Abraham Syras, et idem repperit Chaldaicas.
Isis arte non minore protulit Aegyptias,
Gulfila prompsit Getarum quas videmus ultimas.
Das ist: Moses hat zuerst die hebräische Sprache an Tag gebracht, und die scharfsinnigen Phönizier die griechische; die Nicostrata hat die lateinische erfunden und Abraham ist ein Urheber der syrischen, chaldäischen, wie auch der ägyptischen, Gulfila aber der gotischen als der letzten unter diesen. Andere Völker und barbarische Nationes aber haben bei jungem Zeiten neue Sprachen erfunden. Denn Cardanus, ein Bischof, hat den Goten die Sprachen gelehrt, und die alten Franken, welche unter dem Marcomiro und Pharamundo die Gallier überwunden, haben ihre gewissen Charaktere, welche mit den griechischen übereingekommen, gehabt, mit welchen der Wastaldus ihre Historien beschrieben hat.
So sind auch noch andere, und von des Wastaldi Charakteren ganz abgesonderte Buchstaben der Franken, welche von dem Doraco sollen erfunden sein, wie auch noch andere von dem Hicho Franco, welcher mit dem Marcomiro aus Scythien auf die Mündung des Rheins gekommen ist, massen denn auch Beda etlicher der Normandier Buchstaben und Sprachen gedenkt. Und also sind noch viel andere Völker, welche neue Charakteres der Buchstaben sich gemachet, oder von den Alten gewisse angenommen, welche sie zum Teil verändert, oder zum Teil verfälscht haben. Also haben die Dalmatier die griechischen, die Armenier die chaldäischen, die Goten und Longobardier aber die lateinischen gleichsam verunehret. Hingegen sind noch viel andere altertümliche Schriften wiederum untergegangen, nämlich gewisser Völker in Italien, wie die der Etrusker zum Exempel, welche doch vor alters, wie Plinius und Livius bezeugen, bei den Römern in grossem Wert sind gehalten worden, wie solches noch heutiges Tages auf den alten, wiewohl uns fast ganz unleserlichen Grabschriften zu sehen ist. Denn von den alten Römern, welche bald die ganze Welt verwüsteten, wurde überall ihre Schrift eingeführt. Ebenso ist die hebräische Sprache unter der babylonischen Gefängnis verderbet und von den Chaldäern verfälschet worden; auf solche Art auch ist der alten Deutschen, der Spanier und anderer Völker Sprachen, nachdem die Römer andere eingeführt, korrumpieret worden. Hingegen sind wiederum der Römer Buchstaben und Sprache von den Goten, Longobarden, Franken und andern barbarischen Völkern verändert und verfälscht worden. Denn gewiss ist es, dass die lateinische Sprache heutiges Tages nicht so ist, als wie sie vor alters gewesen; so ist auch von der hebräischen unter den Talmudisten kein geringer Streit, und spricht Rabbi Jehuda, dass Adam Arameisch geredet, Marsutra aber sagt, dass Moses ein Gesetz gegeben, welches mit hebräischen Buchstaben wäre geschrieben, hernachmals aber von Esdra in die arameische und assyrische Sprache verwandelt worden, und diese hätten sie als eine heilige damals angenommen und behalten. Andere hingegen sagen, dass die Gesetze Mosis alsobald anfangs mit den heutigen Charakteren sollten geschrieben worden sein, welche zwar wegen Betruges hernachmals verändert, aber nach geschehener Bereuung wieder in den vorigen Stand gesetzt worden wären. Rabbi Simon, des Eleazaris Sohn, hält dafür, dass dieser Sprache wegen niemals keine Veränderung wäre vorgegangen. Also kann man von dieser heiligen hebräischen Sprache, von den Hebräern selbst nichts Gewisses haben, ja also verändern sich die Zeiten, dass kein Buchstabe oder keine Sprache heutiges Tages, welche der Art und Form der Alten mehr ähnlich wäre, zu finden sei.
Aus diesen so unbeständigen und stets veränderlichen Principiis der Buchstaben ist die erste die Sprachenkunst oder Grammatica; denn aus dieser entspringen die andern Künste, wohl zu reden. Aber weil es wenig Nutzen bringet, wenn man nur die Buchstaben, dieselben aber nicht mit einer sonderlichen Art und Weise zusammenzusetzen, und aus den Buchstaben Silben, aus den Silben ganze Worte und Reden zu formieren weiss, so haben die Erfinder sich unterstanden, gewisse Reguln und Konstructiones zu geben, dass was nämlich nach denselben geredet, wohl geredet sei, und haben diese Kunst Grammaticam genannt; deren erster Erfinder ist gewesen bei den Griechen der Prometheus; welche hernachmals der Grates Mallotes, der von dem Attalo zum römischen Rat, zur Zeit des andern und dritten punischen Kriegs geschicket worden, in Rom eingeführt; und ist diese Kunst hernachmals mit einem grossen Gepränge von dem Palämo profitieret worden, dergestalt, dass sie solche die palämonische Kunst genannt haben; welcher aber so ein ruhmrediger Mann gewesen, dass er gesaget, mit ihm wären die Buchstaben geboren und mit ihm würden sie auch wieder sterben und untergehen. Dieser hat alle gelehrten Leute zu seiner Zeit verachtet, auch den M. Varronem ein Schwein zu nennen sich unterstanden.
Aber es ist und bleibet wahr, dass die lateinische Grammatica so arm und der griechischen Sprache so unterworfen ist, dass, wer von dieser keine Wissenschaft hat, sich unter die Zahl der Sprachkünstler nicht zählen darf; derowegen bleibet's wohl dabei, dass alle dergleichen grammatikalische Vernunft aus nichts anders, als aus unserer Vorfahrer Gebrauch und Autorität herkomme, denen es gefallen, eine Sache so oder so zu nennen, so zu schreiben, die Worte so zusammensetzen, befohlen und gutgeheissen haben. Es rühmet sich die Grammatica, dass sie eine Kunst recht zu reden sei, aber ganz falsch, weil wir dieses viel besser von unsern Müttern und Säugammen, als von denen Grammaticis lernen können. Die Sprache der Gracchen, die für die beredtesten sind gehalten worden, haben die Söhne von der Mutter Cornelia gelernt. So ist auch bekannt, dass in vielen Ländern auswärtiger Nationen, wenn Kolonien hingebracht worden, die Kinder ihre Muttersprache behalten, daher Plato und Quintilianus gelehret haben, dass man vor allen Dingen bei Auferziehung der Knaben um gute Ammen sich bekümmern sollte.
Derowegen sei es ferne von uns, dass wir die Vernunft, recht zu reden, den Grammatikschreibern beimessen wollen, welche, indem sie nur die Grammaticam profitieren, desto weniger wissen; welche auch Priscianus in seinem ganzen Leben nicht hat lernen können, und wird für gewiss vorgegeben, dass Didymus von der Grammatica viertausend oder, wie andere wollen, sechstausend Bücher soll geschrieben haben. Wir lesen, dass der Kaiser Claudius der griechischen Sprache so ergeben gewesen, dass er noch drei Buchstaben erfunden, welche er als Kaiser beibehalten hat, und Karl der Grosse hat bei Einführung der deutschen Grammatica den Monaten und Winden neue Namen gegeben. So wird auch noch heute zu Tag und Nacht in dieser Sache gearbeitet; es werden Commentaria, Observationes, Scolia und andere Sachen geschrieben und ans Licht gebracht, und kommen auf solche Art soviel Grammatiken, als Grammatici sind, an den Tag, und ist doch wohl fast keiner unter ihnen, er mag ein Grieche oder Lateiner sein, der die rechte Ursache und Ordnung in der Konstruktion anzuführen und die rechte Principia zu zeigen weiss. Ob fünfzehn Pronomina, wie der Priscianus, oder mehr, wie der Diomedes und Phoca dafür hält, sein sollen, ob das Partizipium allezeit oder nur bisweilen ein Partizipium bleibe, ob die Gerundia Nomina sind oder Verba, warum die Nomina pluralia, welche bei den Griechen neutrius generis sind, mit dem Verbo singularis numeri können konjugiert werden. Auch dass etliche gewisse lateinische Wörter mit einem griechischen Diphthongo schreiben, etliche aber nicht, als zum Exempel Foelix, Qaestio, auch ob auf Lateinisch die Diphthongi æ und oe nur geschrieben, nicht aber ausgesprochen, oder ob beide Vocales, wie sie geschrieben, nur mit einer Syllaba exprimieret werden sollen. Gleicher Gestalt, warum bei den meisten lateinischen Wörtern gar viel den griechischen Buchstaben y, viel aber nur das lateinische i brauchen, wie in dem Wort considero. Gleicher Gestalt machen manche bei etlichen Wörtern einen doppelten Buchstaben, manche aber nicht, wie in Caussa, Relligio; also auch, ob die Seele des Aristotelis soll geschrieben werden Endelechia durch ein Delta oder Entelechia durch ein Tau. Ich will jetzt vorbeigehen und nicht berühren den vielen und nimmer aufhörenden Zank von dem Akzent, von der Art recht zu schreiben, von der Aussprache der Wörter und Buchstaben, von den Figuren, Regeln und anderen Bedeutungsarten, von Veränderung der Fälle und Zeiten, der Personen, der Zahlen und viel anderer Sachen mehr.
Ob bei den Lateinern H ein Buchstabe sei oder nicht, und viel dergleichen; also streiten sie auch zum öftern über die Buchstaben, Silben und Wörter, und kommen selten miteinander überein. Dergleichen Streit hat Lucianus Samosatensis von den Buchstaben S und T in einem absonderlichen Buche artig belacht. Ein Exempel kann uns das Wort Thalassa und Thalatta geben; einer auch, Andreas Salernitanus genannt, hat eben von dieser Sache einen grammatischen Krieg mit sonderlicher Beredsamkeit beschrieben.
Dieses alles sind nur kleine Sachen; von mehreren und die von grösserer Wichtigkeit sind, könnten wir gedenken als von bösen und verfälschten Auslegungen und ungleichen Verdolmetschungen, derer die ganze Welt voll ist, aus welchen einer Republik nicht geringer Schaden entsteht, nämlich, wenn sie sagen, den Gesetzen sich zu unterwerfen ist eine Sklaverei und Servitut; dieses aber sei eine recht bürgerliche Freiheit, da einem jedweden alles vergönnet ist, und das nennen sie eine Isonomiam oder rechte Gleichheit und Billigkeit, da ohne Unterscheid ein jedweder gleiches Recht und gleiche Belohnung hat.
Auf dergleichen Art, sagen sie, wäre das die allergeruhigste Regierung, wenn alles dem Fürsten zu seinem Belieben stünde, die allerglückseligste, wenn die Untertanen und das Volk mit Pracht und Verschwendung und mit guten müssigen Tagen ihre Zeit zubrächten. Solchen und dergleichen andern Auslegungen mehr sind auch unterworfen die Medizin und die weltlichen und göttlichen Gesetze, mit welchen sie machen, dass die Heilige Schrift und Christus selber von ihnen dissentieret, indem sie solche Deutungen nicht nach des Heiligen Geistes Meinung und zu Erhaltung gemeiner menschlicher Wohlfahrt, sondern nur zu ihrem eigenen Nutzen auslegen, aus welcher Sache oftmals viele Gefährlichkeiten sich ereignet haben, wie gemeiniglich ein Irrtum, so nur in einem Worte besteht, einen grossen Irrtum in der Sache selbst verursachen kann. Auf solche Weise ist betrogen worden der erste König der Hebräer, der Saul, mit dem Wort sackar, welches heisst ein Mannsbild und auch das Gedächtnis. Als nun Gott sagte: Delebo memoriam Amalech, das ist: ich will auslöschen das Gedächtnis Amalech, da meinete Saul, wenn er diesen Geboten genug tun wollte, dürfe er nur die Mannsbilder wegnehmen; dergleichen Irrtum hat sich auch bei den Griechen und Welschen zugetragen, mit dem Worte phos, welches ein Mensch bedeutet und auch ein Licht. Daher haben etliche Beehrer des Saturni wegen des Wortes Zweideutung sich betrügen lassen und haben dem Saturno jährlich einen Menschen geopfert, da sie denselben mit einem angezündeten Lichte hätten besänftigen können, und ist dieses närrische Volk erstlich durch ihren Lehrmeister, den Herculem, klug worden.
Endlich haben auch die Geistlichen und Brüder mit weiten Ärmeln, die sich in dieses grammatikalische Wesen mit eingemischet, von Bedeutung der Wörter mit vielen ketzerischen Anhängen gestritten, und durch diese Gelegenheit die Heilige Schrift anders ausgeleget, auch durch diese Sprachenkunst sich selbst verblendet, und das Licht der Wahrheit vorbeigangen; denn indem sie allzusehr der Bedeutung der Wörter nachgegrübelt, so haben sie den wahren Inhalt der Heiligen Schrift nicht verstehen wollen, und also das wahre Wort verkehret und verloren. Wie von einem, es mag nun wahr oder eine Fabel sein, erzählt wird, der, als er viele Hostien zu konsekrieren gehabt, damit er aber nicht anstosse und wider die Grammatica impingieren möchte, hat er mit solchen Worten: Haec enim sunt corpora mea, nicht, das ist mein Leib, sondern in Plurali, das sind meine Leiber, konsekriert. Daher ist entstanden die abscheuliche Ketzerei, der Antidicomarianitarum oder Elvidianorum, welche der heiligen Mutter Christi stets währende Jungfernschaft geleugnet haben, und nur aus diesem einzigen Worte Donec oder Bis, wenn in dem Evangelio gelesen wird: Qoniam Joseph non cognoscebat eam, donec peperit suum primogenitum; das ist: Joseph erkennete Mariam sein Gemahl nicht, bis sie ihren ersten Sohn gebar.
Aber was hat die lateinische und griechische Kirche für Zank erweckt aus den beiden Wörtlein ex und per, da die Lateinischen behaupten wollen, der Heilige Geist ginge aus aus dem Vater und dem Sohn; die Griechischen aber, aus dem Vater durch den Sohn.
Was für Trauerspiele hat das Wort Nisi in dem Basilienischen Concilio den Böhmen zuwege gebracht, dass sie die Kommunion unter beiderlei Gestalt statuiert haben: Nisi manducaveritis carnem filii hominis et biberitis ejus sanguinem, non habebitis vitam in vobis, das ist: wo ihr nicht esset den Leib des Menschensohnes und trinket sein Blut, so werdet ihr das Leben nicht bei euch haben. Woher kommt der Waldenser und anderer nachfolgender Ketzerei wegen Gebrauch des heiligen Abendmahls, aus nichts anders als aus dem Worte est. Es sind auch noch viel andere schädliche grammatische Ketzereien, aber so verborgen und subtil, dass, wenn sie nicht von den scharfsinnigen englischen Geistlichen zu Oxfurt und von den Sorbonnischen Lehrern zu Paris beizeiten wären wahrgenommen und mit grossen Siegeln verdammet worden, so hätte man sich vor denselben schwerlich hüten können.
Fürwahr, wenn dieses Ketzereien genannt werden sollten, so müsste der Prophet Esaias und Maleachi Ketzer sein. Der erste sagt ad Ezechiam mit diesen Worten: Ecce ego addet super dies tuos, das ist: Siehe, ich will deinen Tagen zulegen. Er sagt nicht addam, sondern addet. Der andere: Et si Domini ego, ubi est timor meus? Bin ich euer Herr, wo fürchtet man mich? An welchem Ort Gott in Plurali sich einen Herrn nennt. Aber noch mehr würden diejenigen alle Ketzer sein, welche durch den ganzen römischen Erdboden für Geistliche gehalten, sofern sie die allgemeine Lehre der wahren Kirchen mit einer neuen Pronuntiation, wider aller Grammaticorum Kunst und Redensart sich vorgetan und unterstanden haben.
Unzählige dergleichen Händel gibt es, und ist zu beklagen, was bei unsern Zeiten für unnötigen Streit und Irrtum die stolzen Grammatici und Sophisten mit ihren verkehrten Wortauslegungen erwecket, indem etliche aus den Worten die Meinungen, etliche aus den Meinungen die Worte erzwingen wollen. Daher entstehen in der medizinischen Kunst sowohl auch in beiden Rechten, als in der Theologie und Philosophie, und dergestalt aus allen Fakultäten täglich unzählige Streit und Irrtümer. Denn die Grammatici beweisen nichts, sondern gründen sich nur allein auf ihre Autorität, welche oftmals unter ihnen so variabel und strittig ist, dass es nicht fehlen kann: es müssen die meisten unter ihnen Lügner sein. Es bestehet ja richtiges Reden nicht bei den Grammaticis, sondern bei dem Volke, und durch die gemeine Gewohnheit wird die Art zu reden eingeführet.
Aber der lateinischen Sprache beste Zierat, nachdem sie bei den barbarischen Völkern abgenommen, muss man nicht von den Grammaticis, sondern von den geschickten und gelehrten Skribenten, als von dem Cicerone, Catone, Varrone, den beiden Plinio, Quintiliano, Seneca, Suetonio, Quinto Curtio, Tito Livio, Sallustio und von andern mehr hernehmen, bei welchen allein die Zierat der lateinischen Sprache noch übrig ist, nicht aber bei diesen Buchstabschreibern, welche mit ihren Reguln und Kompositionen der Latinität viel aufbürden wollen, und oftmals solche Worte zusammensetzen, die ein Mensch, welcher Lateinisch kann, nicht zu gebrauchen befugt ist, es wäre denn, dass die Parisische Sorbonne solche unter ihre Artikul mit gesetzet.
Und wenn man recht hievon reden wollte, so sollte man den Grammatikenschreibern keinen Glauben beimessen, da diese doch zu Richtern und Judizierern sich aufwerfen, und sich vor andern hervortun wollen; es wird niemals einer so klugen Verstandes gefunden worden sein, der über ihre Zunge nicht hätte springen müssen, oder den sie nicht getadelt und gescholten hätten. Sie lästern auf den Platonem, dass er so konfus und keine Ordnung gehalten hätte, von dessen Mangel der Georgius Trapezuntius ganze Bücher geschrieben hat. Bei dem Aristotele suchen sie mehr Erleuchtung und geben vor, er wäre gar zu obskur gewesen, und nennen ihn Sepiam, das heisset, einen alles trübenden Tintenfisch. Sie taxieren Virgilium, dass er eines schlechten Ingenii gewesen, und dass er nur von andern das Seinige zusammengetragen und erborgt hätte. Demosthenes gefällt dem Tullio nicht, und der grösste lateinische Redner wird von den Griechen eines gelehrten Diebstahls bezichtiget und auf allerhand Arten angeklaget, dass er furchtsam, weitläuftig in Wiederholung, kalt in guten Scherzreden, langsam im Anfang, träge und faul im Fortgang, sparsam im rechtmässigen Eifer wäre befunden worden. Ja, er wird auch von den Unsrigen karpieret, nämlich von M. Capella, dass er nicht ordentlich geredet, und von dem Apollinari, dass er faul und verdrossen gewesen sei. Der Trogus hält des Livii Orationes für Fabeln und ein erdichtetes Werk; dem Horatio hat der Plautus nicht gefallen, und dieser verdammt auch den Lucilium wegen seiner übel zusammengesetzten Verse; es wird gesagt, dass Plinius zu solcher Verwirrung viel Ursache gegeben und der Ovidius sehr zärtlich gelebet hätte. Von dem Asinio Pollione wird der Sallustius für einen, der voller Affektation gewesen, angegeben, von dein Labione und dessen Helfer, dem Scipione, wird dem Terentio beigemessen, dass er Diebstahl und andere Sachen begangen. Der Seneca wird calx sine arena genannt, welchen der Quintilianus mit diesen Worten tadelt: Si nullum aequalium contempsisset, si partem non concupisset, si non sua omnia amasset, si pondera rerum minutissimis sententiis non fregisset, consensu potius eruditorum, quam puerorum amore comprobaretur. Das ist: Wenn er vor seinesgleichen niemand verachtet hätte und wäre nicht auf alles so begierig gewesen; wenn er nicht nur das Seine allein hochgehalten, und die Wichtigkeit anderer Sachen nicht so sehr niedergeschlagen, so wäre er vielmehr von hohen verständigen Leuten, als nur von unverständigen Kindern geehrt und hochgehalten worden.
Aber der M. Varro ist ein Schwein, und der h. Ambrosius ein Krählein und Fabeldichter genannt worden; Macrobius, einer von den Gelehrtesten, ist eines unverschämten und undankbaren Gemütes gescholten von Laurentius Valla, und der, der Allergelehrteste unter den Grammatisten, ist von dem Mancinello über die Bank gehauen worden. Wie auch der Servius von dem Beroaldi, und diesen haben die neuen Grammatici als einen Barbarum gänzlich gehasset.
Also haben die Grammatici einer in den andern gleichsam zu wüten im Gebrauch gehabt, ja endlich ist's durch ihr Tun dahin gekommen, dass die Heilige Schrift aus Prätext einiger Korrektion etliche Male geändert, und durch ihre Zensur von der Offenbarung Johannis des Apostels, von der Epistel Pauli an die Hebräer, von der Epistel Judä und andern Kapituln Neues Testamentes gezweifelt worden. Sie haben die Evangelia selber ad problemata zu revozieren, oder zweifelhafte Fragen daraus zu machen, sich unterstanden. Nun aber wollen wir uns zu den Poeten wenden.
Die Dichterkunst ist an sich selbst, wie Quintilianus lehrt, das andere Stück der Sprachkunst, aber sie prahlt für sich so sehr, dass vor alters die Theatra, Amphitheatra und schönsten Weltgebäude, so unter der Sonne haben können gefunden werden, nicht den Philosophis oder Weltweisen, nicht den Rechtsgelehrten, nicht den Medicis, nicht den Rednern, nicht den Mathematicis und Geistlichen, sondern poetischen Fabelerdichtern mit grossen Unkosten sind aufgebauet worden.
Ist eine Kunst, die zu nichts anders erfunden worden ist, als dass sie mit leichtfertigen Reimen und vorgeblichen Wortzusammensetzungen den Ohren närrischer Leute schmeichle und mit viel tausend Lügen und Fabeln die Gemüter betrüge; daher sie billig die Erfinderin der Lügen und Beehrerin aller nicht tauglichen Grundsätze kann genannt werden. Aber, gleichwie wir einem Unsinnigen seine Kühnheit und Raserei gerne vergeben, also wollen wir auch die Lügen der Poeten mit Geduld vertragen; sie lassen keinen Winkel leer, den sie nicht mit ihrem unnützen Geschrei und nichtswürdigen Gedichten anfüllen sollten.
Ja sie fangen vom Chaos, oder ersten Weltklumpen ihre Fabeln an, erzählen des Himmels Abteilung, der Veneris Geburt, der Titani Streit, des Jupiters Wiegen, der Rheae Betrug, des Saturni Banden, der Riesen Rebellion, des Prometheus Diebstahl und Strafe, des Deli Irrfahrten, der Latonae Schmerzen, des Pythonis Ermordung, des Tyri Arglistigkeit, des Deucalionis Überschwemmung, der Menschen Ursprung aus den Steinen, des Jacchi Zerreissung, der Iunonis Betrug, der Semelis Verbrennung, des Bacchi Herstammung, ja unterschiedene Sachen von der Minerva, vom Vulcano, vom Erichthonio, vom Borea und Orithia, vom Theseus, vom Aegeo, vom Castor und Pollux, vom Raub der Helenae, von dem Tod des Hippolyti, und dieses alles in den Attischen Fabeln. Erzählen ferner den Irrweg Cereris, die Entführung Proserpinae, und anderes mehr von dem Minoë, von Cadmo und Niobe, von Pentheo, Atreo und Oedipode, von der Arbeit des Herculis, von der Sonnen und Neptuni Streit, von der Unsinnigkeit des Athamantis, von der Jo, wie sie in eine Kuh verwandelt, und ihrem Hüter, dem Argo, wie der von dem Mercurio getötet worden.
Von dem güldenen Vlies, vom Peleo, von Jason, von der Medea, von dem Tode des Agamemnonis,
und Strafe der Klytaemnestrae, von der Danaë, Perseo, Gorgone, Cassiopea, Andromeda, Orpheo, Oreste, von Aeneae und Ulyssis Irrfahrten, von der Circe, Thelagonio und Aeolo, Palamede, Nauplio, Ajace, Daphne, Ariadne, Europa, Phädra, Pasiphaë, Daedalo, Icaro, Glauco, Atlante, Geryone und Tantalo, von Pan, Centauris, Satyris und Syrenibus und von andern berühmten Lügen, wer hat mit den nichtswürdigen Fabeln den Menschen die Gemüter angefüllt, als eben die Poeten? Ja sie sind nicht mit irdischen Dingen zufrieden, sondern sie bringen die Götter selbsten in ihre Fabeln mit ein. Beschreiben ihren Ursprung, ihren Untergang, ihren Streit, Hass, Zorn, Krieg, Verwundung, Beklagung, Liebe, böse Lüste, Hurerei, Ehebruch und Zuhaltung mit Menschen und Viehe und andere Absurditäten und schändliche Sachen mehr, mit welchen sie nicht allein die Gegenwärtigen betrügen, sondern auch die Nachwelt durch solche ihre leichtfertigen Redensarten infizieren, dass sie gleichsam als durch eines rasenden Hundes Biss solcher leichtfertigen Lügen und Randen von denselben zur Unsinnigkeit dergestalt angereizt werden, dass sie hernachmals stets darinnen verharren müssen.