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Neueste Forschungsergebnisse beweisen: Geist wirkt auf Materie ein. In einem neuen Weltbild können quantitative und qualitative Aspekte gleichermaßen beschrieben werden.Damit erscheinen Berichte über Alchemie, Magie und Mystik in einem neuen Licht. Die Wissenschaft sieht sich mit einem physikalischen Weltmodell konfrontiert, in dem "übernatürliche" Phänomene eine natürliche Erklärung finden.Magie als Wissenschaft des Bewusstseins ist eine Definition, die sich aus Untersuchungen von Bewusstseinsvorgängen in einer sechsdimensionalen Theorie ergibt. Mit der Erkenntnis, dass die 5. und 6. Dimensionen die organisierende und die teleologische Weltausrichtung beschreiben, ist die Möglichkeit gegeben, dass Ideen-Komplexe bei ihrer Wechselwirkung mit Materie Wahrscheinlichkeitszustände ändern und damit paranormale Reaktionen auslösen können, sofern sie aus (metaphorisch) hohen Stufen der 5. und 6. Dimensionen kommen. In diesem Kontext erscheinen "Vorstellung" und "Wille", als Eigenschaften dieser Trans-Strukturen, die mit Quantenphänomenen allein nicht zu beschreiben sind.Illobrand von LudwigerDer 1937 geborene Astrophysiker war 30 Jahre lang in der Raumfahrt-Industrie tätig, schreibt seither als Sachbuchautor über wissenschaftliche UFO-Forschung und Burkhard Heims Quantenfeldtheorie.
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Seitenzahl: 528
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(1) Die sechsdimensionale Welt – eine allegorische Darstellung.
Rechts: der physikalische Raum; die Zeit verläuft von unten nach oben, links: der imaginäre Raum der Ideen. Menschen (z. B. Plato, da Vinci, Kopernikus, Newton, Planck, Lee und Yang) sehen und erkennen das Räumliche. Einstein blickt nach unten und erkennt die Zeit als Anteil der Welt; Heim sieht nach links; er erkennt die 5. und 6. Dimension als zur Welt gehörend. In der Ideenwelt befinden sich geistige (janusköpfige) Wesen, die besonders mit altägyptischen Priestern die dreidimensionale Welt beeinflussten.
Bildnachweis: gemalt von Illobrand v. Ludwiger: „Die 6-dimensionale Welt“
© Verlag KOMPLETT-MEDIA GmbH
2012, München/Grünwald
www.der-wissens-verlag.de
ISBN: 978-3-8312-0390-1
Lektorat: Alvo von Alvensleben, Freiburg
Veronika Mayer, München
Design Cover: Heike Collip, Pfronten
Satz: Pinsker Druck und Medien, Mainburg
Dieses Werk sowie alle darin enthaltenen einzelnen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen schriftlichen Zustimmung des Verlages. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen sowie für das Recht der öffentlichen Zugänglichmachung.
eBook-Herstellung und Auslieferung: HEROLD Auslieferung Service GmbHwww.herold-va.de
Illobrand von Ludwiger
UNSERE 6 DIMENSIONALE WELT
WISSENSCHAFTSVERSTÄNDNIS VON MAGIE, MYSTIK UND ALCHEMIE
Inhaltsverzeichnis
I. Magie als Herausforderung der Wissenschaft
1. Wissenschaft und die unverstandenen psycho-physischen Wechselwirkungen, demonstriert am Fall Uri Geller
2. Das magische Weltbild in vorindustriellen Gesellschaften
3. Wie Schamanen, Medien und Magier ihr Wissen begründen
4. Magische Bewirkungen durch Fernsuggestionen
5. Belege für die Wirkungen echter Magie
6. Angeborene, erworbene und von Transpersonen verliehene magische Fähigkeiten
(1) Magier, die mit ihrer Gabe geboren werden
(2) Magier, die ihre Fähigkeiten erlernt haben
(3) Magier, die von einer außerpersönlichen Instanz geleitet werden
7. Afrikanische und indische Magie
(1) Zauberpraktiken in Afrika
(2) Zauberei in Südamerika
(3) Magische Riten in Indien, Tibet und in der Mongolei
II. Systeme der Ritualmagie
1. Die abendländische Magie – Theorie und Praxis
2. Die jüdische Kabbala als Grundlage von Mystik und Magie
3. Die Magie des Abramelin von Worms
4. Das System der Henochischen Magie von Dr. John Dee
5. Große Magier (Levi, Crowley, Bardon)
III. Systeme der praktischen Magie
1. Die Sigillen-Magie nach Austin Osman Spare
2. Die Chaos-Magie von Pete Carroll
IV. Psychologische Wirkungsweise magischer Manipulationen
V. Magie als Möglichkeit 6-dimensionaler Wesen
1. Bewusstseinsmodelle (Leib-Seele-Problem)
2. Die Dimensionen der 6-dimensionalen Welt
3. Die Syntrometrie
4. Ideen-Komplexe – Aktivitäten (x5, x6) – als Ursache der „Vitalenergie“ (Prana, Od..)
(1) Definitionen geistiger Prozesse
(2) Definitionen in der Syntrometrie (der Synthese physikalischer und geistiger Vorgänge)
(3) Paranormales Geschehen in der 6-dimensionalen Syntrometrie
VI. Mystik
1. Christliche Mystik
2. Jüdische Mystik
3. Der Sufismus
4. Dao – die chinesische Mystik
5. Zen-Buddhismus
VII. Alchemie als Gegensatz zur Chemie
1. Belege für die Realität historischer Transmutationen
2. Das philosophische Weltbild der königlichen Kunst
3. Die Herstellung des „philosophischen Steins“
4. Deutung des alchemistischen Prozesses im 6-dimensionalen Weltbild
Literatur
Personenregister
Sachregister
In den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts erschütterte ein junger Israeli, namens Uri Geller, die theoretischen Grundmauern der Wissenschaft als er behauptete, Gesetze der Physik allein durch seinen Willen aus den Angeln heben zu können, was er dann auch in vierzehn der renommiertesten wissenschaftlichen Instituten der Welt (beispielsweise im Stanford Research Institute, SRI) unter Beweis stellte. (Nature 1974) Wissenschaftler, die dies verfolgten, waren entsetzt. Im wissenschaftlichen Weltbild ist es ausgeschlossen, dass der menschliche Geist irgendeinen Einfluss auf physikalische Prozesse ausüben kann. Für die weltweit millionenfach bezeugten Beeinflussungen materieller Objekte durch den quirligen Entertainer, der nachgewiesenermaßen auch Gedanken anderer lesen konnte, gab es keine rationale Erklärung.
Glücklicherweise kamen der Wissenschaft in ihrer Notsituation Gralsritter der reinen Lehre zu Hilfe, professionelle Leute-Täuscher, wie der Bühnenzauberer James Randi, die einige dieser Phänomene als Tricks erklären konnten. Geller wurde sogar als „Betrüger“ diffamiert, weil er zu behaupten wagte, dass er bei seinen Vorstellungen keine der üblichen Bühnentricks verwende. Diese Freiheit zur Denunziation ist bei Skeptikern üblich. Man versucht, durch Rufmord am Verursacher, die Phänomene aus der Welt zu schaffen.
Andreas Hergovich, der die paranormal erzeugten und mit physikalischen Messapparaturen registrierten Phänomene als Glaubensprozesse in seinem Buch „Der Glaube an PSI – Die Psychologie paranormaler Überzeugungen“ (2001) erklären möchte – als wäre das Ablesen von Messinstrumenten eine Glaubenssache – nennt Geller gleich fünfmal einen Betrüger (Seiten 138, 140, 143, 148) und einmal einen Schwindler (Seite 139), freilich ohne auch nur ein einziges Mal eine Quelle für einen nachgewiesenen Betrug anzugeben!
Hergovich behauptet auch, dass Geller „alles versucht“ hätte, „um Skeptiker bzw. Zauberkünstler von seinen Darbietungen fernzuhalten“. Das ist aber nicht die Wahrheit, wie ein Blick in die Literatur zeigt. Immerhin haben mindestens acht Bühnenzauberer bzw. Straßenmagier, darunter drei Mitglieder der Society of American Magicians, zu Protokoll gegeben, dass Geller nicht mit normalen Tricks arbeitet. Die Angriffe und Unterstellungen kommen nur von Trickkünstlern, die Geller nicht persönlich getestet haben, sondern ihre Urteile „von weitem“ abgegeben haben.
Dass Geller den „Scharlatan, Lügner, Dieb und gemeinen Fälscher“ Randi (Randi über Randi), zitiert in Margolis (1998), S.191) nicht zu Tests eingeladen hat, ist nach allen den Beschimpfungen durch Mr. Zwinge (alias „Randi“) allzu verständlich. Randi wurde immer dann geholt, wenn Forschungsinstitute etwas zu merkwürdige Anomalien entdeckt hatten. So hat Randi 1988 „nachgewiesen“, dass die Wissenschaftler an einem Pariser Forschungsinstitut ihre Experimente (Davenas et al. 1988) „betrügerisch“ vorgenommen hätten (Maddox, Randi, Steward 1988). Jede Richtigstellung durch den Forschungsleiter Benveniste im Wissenschaftsmagazin Nature wurde vom Herausgeber Maddox untersagt. (Schiff 1997). Zum ersten Mal hatte ein professioneller Leutetäuscher eine Gruppe seriös arbeitender Wissenschaftler als Betrüger denunziert.
Der wissenschaftliche Mainstream duldete das, weil es gegen eine Entdeckung auf dem Gebiet der homöopathischen Vorgänge ging, die von vornherein als „unwissenschaftlich“ deklariert wurde und wird.
Auch die wissenschaftlichen Parapsychologen hat Geller verwirrt. Denn nach allen Erfahrungen gilt die Timmsche „Unwahrscheinlichkeitsregel“, nach welcher hohe stabile PSI-Leistungen der allgemeinen Erfahrung widersprechen und den Verdacht auf Betrug nahe legen (Timm 1981). Gellers paranormale Leistungen waren einfach zu gut, so gut, wie sie nur ein professioneller Bühnenzauberer hervorbringen kann!
Die meisten Wissenschaftler, die Geller in ihren Labors untersuchten, nahmen daher auch die Hilfe von Bühnenmagiern in Anspruch. Die Anwendung eines Tricks oder Betrug wurde Geller niemals nachgewiesen! Weil die Trickkünstler jedoch die meisten von Geller öffentlich zur Schau gestellten Darbietungen (Verbiegen von Gegenständen, Gedankenlesen, blindes Autofahren u.a.m.) mittels Tricks nachahmen können, wird behauptet (Kurtz 1985), so und nicht anders hätte es Geller ebenfalls angestellt, ohne dass man sich von der Richtigkeit dieser Annahme wirklich überzeugt hätte.
Daher findet man in der Literatur die Behauptung, Geller verwende Tricks, bei neun Bühnenmagiern, die Geller nur auf Videos gesehen, aber ihn nicht selbst überprüft haben: Eytan Ayalon aus Israel (Christopher 1975), James Randi, USA (Randi 1972/82), Roni Schachnaey, Israel (Puharich 1975), Guy Bavli, USA, und Ian Rowland und David Berglas, England (Margolis 1999), G. Majax, Paris und D. Marx & A. Kammann (Hergovich 2001) sowie Don Coolican, London (Christopher 1975).
Einzig Don Coolican, der den „Biegetrick“ Gellers öffentlich „entlarvte“, suchte Geller auf, um seine Theorie des Löffelbiegens mit Geller zu überprüfen. (Dazu musste Geller sich bis auf die Unterhose entkleiden, sich abduschen und an Körperöffnungen untersuchen lassen. Sodann sollte er die mitgebrachten Objekte mit Gedankenkraft physikalisch beeinflussen, was auch gelang). Unter diesen Bedingungen hätte das kein professioneller Trickkünstler zustande gebracht. Seither war Coolican von der Echtheit des „Geller-Effekts“ überzeugt, wie auch andere zunächst skeptische Zauberkünstler, die mit Geller experimentiert haben: Leo Leslie aus Dänemark, der Geller 16 mal testete, David Blain und Ben Robinson, USA (Margolis 1999), Artur Zorka, Abb Dickson und William E. Cox, USA (Panati 1976).
William Cox lernte ich anlässlich der Parascience Conference 1977 in London kennen, wo er uns berichtete, dass Geller Dinge zustande brachte, die nicht mit Tricks bewirkt werden können. Übrigens war Russell Targ, der Geller am Stanford Research Institute untersuchte, ebenfalls Amateurzauberer. Er wusste, worauf man bei den Experimenten zu achten hatte. Man sollte meinen, dass das Urteil der Zauberkünstler, die mit Geller persönlich experimentiert hatten, jeden überzeugen müsste, dass Geller keine Tricks anwendet. Doch weil zu viel auf dem Spiel steht, glaubt die Öffentlichkeit und der wissenschaftliche Mainstream eher den Zauberkünstlern, die Vermutungen äußern, als den Untersuchern, weil deren Behauptungen in das Weltbild passen.
In einer feindlichen Atmosphäre gelang Geller nichts Außergewöhnliches (beispielsweise bei Jonny Carson in einer NBC Tonight-Show 1975), was die Skeptiker vermuten ließ, dass die strengen Kontrollen Schuld daran waren, dass er „seine Tricks“ nicht ausspielen konnte. Die Parapsychologen, die wissen, dass paranormale Leistungen auch durch die Psyche der Teilnehmenden mit beeinflusst werden, sehen dies geradezu als eine Bestätigung von Gellers Gabe an.
Randi nutzte diese Kenntnis aus, um Geller 10.000 $ anzubieten, wenn er seine „angebliche“ Fähigkeit vor ihm demonstrieren würde, wohl wissend, dass seine Anwesenheit jeden paranormalen Effekt erstickt.
Dieses Missverständnis bei vielen Wissenschaftlern zieht sich durch die gesamte Geschichte der Parapsychologie: Skeptiker fordern strenge Kontrollen, unter denen erfahrungsgemäß gerade keine Phänomene produziert werden können. Es gibt ein Unschärfeprinzip, wonach das Produkt aus Phänomenstärke und Kontrollbedingung eine Konstante bilden. Der Wert diese Konstante richtet sich nach dem Grad des Wohlwollens aller Teilnehmer.
Uri Geller hatte niemals vor, sich in wissenschaftlichen Instituten untersuchen zu lassen. Er wollte, wie er sagte, nur Geld machen und berühmt werden. (Geller 1975) Ob man ihm seine paranormale Begabung glaubte oder nicht, spielte für ihn keine Rolle. Wissenschaftler beurteilen Gellers Verhalten allerdings anders. Prof. Taylor vom Kings College der Universität London, der ein begeisterter Verteidiger der Geller-Phänomene gewesen war (Taylor 1975), wurde einer seiner Feinde, weil er sich nicht nochmals in seinem Institut untersuchen lassen wollte. Gellers Verhalten wird verständlich, wenn man weiß, dass er sich im Jahre 1974 in 14 Instituten untersuchen ließ, die ihm seine Auslagen für Anreise und Unterkunft nicht immer bezahlten und ihre Untersuchungsergebnisse für sich behielten. Erst im Jahre 1976 wurden deren Untersuchungen in den „Geller Papers – Scientific Observations on the Paranormal Powers of Uri Geller“ (Panati 1976) veröffentlicht. Wie der Titel bereits erkennen lässt, bestätigt dieses Buch die paranormalen Fähigkeiten Gellers. Kaum jemand kümmert sich allerdings um die Meinung der Wissenschaftler. Wenn es um Anomalien in der Wissenschaft geht, glaubt man viel lieber den professionellen Täuschern als den Wissenschaftlern.
Um einmal vorzuführen, welche Institute Geller damals eingeladen hatten und durch wen er untersucht wurde, sollen sie kurz genannt werden (Panati 1976):
Stanford Research Institute (SRI), 8 Wochen 1973: Dr. H. Puthoff & Dr. R. Targ
Naval Surface Weapon Center, Silver Spring, Maryland; 1974: Dr. Eldon Byrd
Kent State University, Ohio, 1974: Dr. Wilbur Franklin
Lawrence Livermore Laboratory, California; 1974: Dr. Ronald S. Hawk
University of California, Los Angeles; 1974: Prof. Thelma Moss
Western Kentucky University, Bowling Green, 1974: Dr. Thomas P. Coohill
Birkbeck College, University of London, 1974: Prof. J. Hasted & Prof. D. Bohm
Kings College, University of London, 1975: Prof. John G. Taylor
Cambridge University; 1975: Dr. Ted Bastin
Institute for Parapsychology, Durham, NC; 1974: William E. Cox
Occult Investigators Committee, Atlanta GA; 1974: Artur Zorka
New Horizons Research Foundation, Toronto, Kanada; 1975: Dr. A.R.G. Owen
Institute of Noetic Sciences, Palo Alto, CA; 1974: Dr. B. O’Regan
South African Institute for Parapsychology, Johannesburg; 1974: Dr. E. A. Price
Inst. f. Grenzg. d. Psych. u. Psychohygiene, Freiburg, 1976: Prof. Hans Bender & Prof. Hans Betz
(2) Im Jahre 1973 wurde Uri Geller von mehreren Instituten (hier in den INSERM Telemetrie Laboratorien in Suresnes, Frankreich) mit allen zur Verfügung stehenden Kontrollinstrumenten getestet und verursachte auch dann noch paranormale Effekte. Kein professioneller Zauberkünstler kann unter solchen Bedingungen „Tricks“ zeigen, um den „Geller-Effekt“ nachzuahmen.
Bildnachweis: Margolis, J., 1998: Uri Geller – Magician or Mystic? S. 117; New York: Welcome Rain Publishers
Die lauten Vermutungen und Unterstellungen durch professionelle Zauberkünstler der Skeptiker-Vereinigung SCICOP über „Gellers Tricks“ konnten das physikalische Weltbild wieder etwas zurechtrücken. Das unter Mitwirkung großer Zeitschriften wie dem Time Magazine, in dem der Leser-Täuscher Leon Jarov das Buch von Randi „The Magic of Uri Geller“ (1974) vorstellte, als einen „vernichtenden Schlag gegen die Pseudowissenschaft Parapsychologie“ überhaupt. Jarov hatte zwar die Ergebnisse der Untersuchungen von Wissenschaftlern über den Wundermann nicht gelesen, war sich jedoch seiner Verantwortung gegenüber den Lesern bewusst, dem irrationalen Glauben einen Riegel vorschieben zu müssen. Denn dieser führe, so argumentierte er, zu Faschismus und Holocaust!
Martin Gardner, Berufszweifler und Mitglied der Skeptikervereinigung CSICOP, begründete die Ablehnung Gellers in „Scientific American“ folgendermaßen: „Der Glaube an den Okkultismus schafft ein Klima für Demagogen. Ich denke, genau das ist in Nazi-Deutschland passiert, bevor Hitler an die Macht kam.“ Und Stefan Kanfer pflichtete Gardner in der Märzausgabe 1974 der Time bei: „Das Stanford Research Institute (SRI) gehört zerbombt, denn es hat paranormale Forschungen angestellt. Genau so begann der Faschismus.“
Der Soziologe O‘Keefe meint: „Der Enthusiasmus der Wissenschaftler kühlte sich ab, als Behauptungen publik wurden, dass einige der involvierten Wissenschaftler auch Scientologen waren (Wilhelm 1976), und dass das Institut [gemeint ist das SRI] für seinen „this-gun-for-hire“-Think Tank bekannt ist, das „blackmoney“-Forschungsaufträge erhält.“
Ein einziger, Dr. Hal Puthoff, war tatsächlich eine kurze Zeit bei den Scientologen gewesen und wieder ausgetreten. Er ist als fähiger Physiker und Leiter des Institute for Advanced Studies in Austin, Texas, international bekannt. Am SRI wurden auch Experimente mit Remote Viewing durchgeführt, was nichts Ehrenrühriges ist. Die Arbeiten der anderen Institute erwähnt O‘Keefe mit keiner Silbe! Dies kennzeichnet die Vorgehensweise der Skeptiker recht deutlich.
Die Wissenschaftler am SRI halten Videofilme, welche einige unglaubliche Phänomene mit Geller bestätigen (Materialisation einer Stoppuhr), wohlweislich unter Verschluss, „um nicht vom Campus vertrieben zu werden“ (wie mir Hal Puthoff 1997 erklärte). Denn der Wissenschaft geht es nicht in erster Linie um Wahrheit, sondern um Gewissheit. Dazu gehört das theoretische Verständnis einer Sachlage. Diese ist natürlich bei paranormalen Fakten zurzeit nicht gegeben.
In der ersten Ausgabe der CSICOP-Zeitschrift The Skeptical Inquirer fragte sich dessen Herausgeber: „Sind wir im Begriff, von den wissenschaftlichen Grundvorstellungen der Rationalität, der leidenschaftslosen Untersuchung anhand der Beweismittel und seriöser Experimente abzurücken, die unsere moderne Zivilisation zu dem gemacht haben, was sie ist?“
Den SRI-Forschern wurde damit unseriöses Experimentieren unterstellt. Dabei wollten die Wissenschaftler im SRI zunächst nur die Fakten mit wissenschaftlichen Methoden feststellen, aber keinesfalls das Phänomen selbst gleich wissenschaftlich untersuchen. Dies ist nach dem Kanon der Wissenschaft auch gar nicht möglich. Wissenschaftliche Experimente mit Phänomenen müssen nicht nur wiederholbar, sondern auch objektivierbar sein, also von jedem Menschen gleich ausgeführt oder erzeugt werden können und gleiche Ergebnisse liefern.
Alle paranormalen Phänomene hängen aber von den Fähigkeiten eines Subjektes ab, was der Wissenschaftlichkeitsforderung widerspricht. Es gibt zwar auch eine Geisteswissenschaft. In ihr wird jedoch der physikalische Bereich nicht beeinflusst und Experimente werden sowieso nicht gemacht. Bei Phänomenen, die psychosomatisch oder paranormal sind, wo scheinbar Geist auf Materie einwirkt, wird der rein geisteswissenschaftliche Bereich verlassen.
Bei paranormalen Phänomenen kann es sich – sollten deren Fakten einwandfrei erwiesen sein – nur um „Kunst“ handeln und nicht um wissenschaftliche Fakten, so wie Produkte von Künstlern beispielsweise im optischen oder akustischen Bereich (Malerei, Musik) immer nur einen subjektiven Wert haben, obwohl sie im Physikalischen wirken.
Der „Geller-Effekt“ (Geller & Playfair 1986) ist inzwischen vergessen. Doch es ist zu erwarten (bzw. zu befürchten), dass demnächst ein „next Uri Geller“ auftaucht, der unsere rationale Weltvorstellung wiederum durcheinander würfeln wird! Tatsächlich gibt es heute viele Kinder überall in der Welt, die ebenfalls in der Lage sind, Metallstäbe – selbst hinter Glasscheiben (!) – allein durch ihren Willen zu verbiegen. Die Ergebnisse der Untersuchungen am Birkbeck College in London durch Prof. Hasted (1981) werden allerdings von der Presse nicht mehr wahr- oder ernstgenommen. Das paranormale Metallbiegen ist seither kein sehr seltenes Phänomen mehr. Aber es wird, wie bei PSI-Gegnern üblich, als Zaubertrick bezeichnet oder absichtlich übersehen.
Uri Geller hat übrigens mit paranormaler Gold- und Öl-Suche Millionen verdient und taucht gelegentlich in Fernseh-Shows mit albernen Darbietungen auf, um sein unstillbares Geltungsbedürfnis zu befriedigen. Er will tatsächlich nur einfach Geld machen und berühmt bleiben. Was die Wissenschaft und Trickkünstler von ihm halten, interessiert ihn nicht.
Inzwischen sind begabte echte Magier bekannt geworden, die weit wirkmächtigere Begabungen besitzen als Geller. Nur war Geller derjenige, der seine Fähigkeiten immer wieder öffentlich demonstriert hat. Kaum jemandem in Europa ist der Name Thomas Green Couthinho bekannt. Der 1946 geborene Brasilianer wurde unter streng kontrollierten Laborbedingungen vom Präsidenten der Parapsychologischen Vereinigung Brasiliens, Dr. Mario Machado und von dessen Frau, der Physikerin Dr. Gloria Machado, sowie dem Physiker Dr. Vaz Carvalho untersucht.
Couthinho kann nicht nur Metalle verbiegen, sondern er verwandelt die Materialien auch noch allein durch seinen Willen (beispielsweise einen Baumwollgürtel in einen metallischen). Er lässt Gegenstände schweben, lädt Batterien ohne Anschluss ans Stromnetz auf und lässt Gegenstände in Früchten verschwinden. Beispielsweise hat er unter Kontrollbedingungen eine Münze in einer Zitrone verschwinden lassen, ohne eine Öffnung des Eindringens zu hinterlassen, die dann auf natürlichem Weg von Institutsangehörigen wieder heraus geholt wurde. Er verwandelte eine Orangenschale in eine Münze, zwei Streichhölzer in Nägel und ein Stück Karotte in eine Olive. Dr. Carvalho bestätigt, dass er gesehen hätte, wie Couthinho eine gewöhnliche Münze in der Hand seiner Frau in eine Goldmünze verwandelt hatte usw. (Esotera 1979)
Der Sanitätskaufmann Claus Rahn aus Bremerhaven verbiegt und bewegt Gegenstände, ohne sie zu berühren. Allerdings sind seine Fähigkeiten nicht so zuverlässig abrufbar wie bei Geller. Rahn wurde 1976 vom Freiburger Institut für Parapsychologie und im physikalischen Institut der Universität München untersucht, worüber der Spiegel am 12.07.1976 positiv berichtete. Gegenstände hinter der Glaswand einer Vitrine begannen unter seiner gedanklichen Wirkung zu rotieren, Löffel hüpften vom Labortisch usw. Der professionelle Zauberkünstler Robert Mayr bestätigte schriftlich, dass er „bei der PK-Bewegung des Löffels keinerlei Täuschung und Betrug feststellen konnte“ und „das Treffen mit Rahn gibt mir keine Veranlassung, den Besitz seiner PK-Kräfte in Frage zu stellen.“ (Crevoisier 2012)
Es gibt keine Theorie, die Gellers oder Couthinhos Phänomene zulassen würde. Nach einem eisernen Grundsatz, der Einstein zugeschrieben wird, bestimmt die Theorie, was beobachtet werden kann. Dieser Grundsatz wäre vollkommen richtig, wenn wir bereits alle Phänomene beobachtet hätten, und wenn die Wissenschaft schon alles erklärt hätte, was allgemeines Wissen ist, beispielsweise Bewusstsein, Kugelblitze, runde Irrlichter – von paranormalen Erscheinungen ganz zu schweigen.
Für diese Beobachtungen gibt es jedoch keine Theorie; trotzdem existieren sie. Wissenschaft kann daher nicht für alles zuständig sein, was existiert. Für qualitative Belange im menschlichen Leben, Gefühle, Liebe, Hoffnung, will sie das auch gar nicht sein. Anders verhält es sich, wenn physikalische Wirkungen keine physikalische Ursache haben, sondern von der menschlichen Psyche auszugehen scheinen. Sollen Beobachtungen physikalischer Wirkungen, für die es keine physikalischen Ursachen zu geben scheint, und die scheinbar von der menschlichen Psyche ausgehen, verworfen werden, weil eine Theorie fehlt? Man sollte es wie Galilei halten, der alle Beobachtungen für wichtiger hielt als die sie erklärenden Theorien. Denn Fakten gehören zur Wirklichkeit, Theorien sichern nur deren Kausalitätszusammenhänge ab.
Wenn die zur Zeit noch unverstandenen Phänomene ernstgenommen werden, bedeutet das nicht, dass auch das magische Weltbild mit all seinem Aberglauben übernommen werden soll, sondern nur Berichte über Wirkungen als Ergebnis von magischen Handlungen, die als Fakten gesammelt eine Phänomenologie der Eigenschaften liefern, und uns zur Erweiterung des wissenschaftlichen Weltbildes zwingen könnten. Mit der pragmatischen Entwicklung der Phänomenologie wird versucht, die wesentlichen und unterliegenden Strukturen oder Konstituenten zu ermitteln, welche die Art der Erfahrungen charakterisieren.
Skeptiker unterstellen einem pragmatischen Wissenschaftler, der paranormale Phänomene vorurteilsfrei studiert, dass er auch gleich ein „magisches Weltbild“ vertreten würde (Zunse 1985). Sie schließen von sich auf andere, nämlich, dass sie keine anormalen Phänomene akzeptieren, weil sie in ihrem weltanschaulich gebundenen scientistischen Modell nicht vorkommen dürfen. Skeptiker sind theoriegeleitet, pragmatische Wissenschaftler Phänomen-orientiert.
Paranormale Phänomene, behauptet James McClenon, seien „Phänomene mit niedrigem ontologischen Status“, sie hätten eine relativ niedrige Realität. Außerdem würden sie einige der metaphysischen Fundamente der Wissenschaft verletzen (McClenon 1982). Na und? Die Entdeckung des Atomkernzerfalls hatte seinerzeit auch wissenschaftliche Fundamente ins Wanken gebracht. Nach McClenon sollte man solche Phänomene, nach guter alter Tradition menschlichen Verhaltens, einfach vergessen.
Neue physikalische Phänomene seien anders zu bewerten als neue paraphysikalische, meinen viele Wissenschaftler. Darin äußert sich eine metaphysische Angst, meint der Psychiater Stanislaw Grof:
Sie „beruht auf der Tatsache, dass solche Erfahrungen grundsätzliche Glaubenssätze über die Natur der Wirklichkeit in Frage stellen und untergraben. Wenn die Grundannahmen, die unser tägliches Handeln bestimmen, bedroht werden, ist es meist sehr viel leichter, die Existenz der Wahrnehmung zu leugnen, als dem zu vertrauen, was wir erlebt haben und es anzunehmen. Wenn wir uns also entscheiden müssen, ob wir eine neue Weltsicht annehmen oder unsere Ängste beschwichtigen wollen, wählen wir oft letzteres.“
(Grof & Bennett 1997)
Wir wollen versuchen, die wirklich auftretenden, nachweisbaren Prozesse in „abergläubischen Handlungen“ herauszufiltern, um nicht „das Kind mit dem Bade“ auszuschütten.
Das magische Weltbild beherrschte die Vorstellungen der Menschen bis hinein ins Mittelalter und bestimmt noch heute die Religionen vieler Nationen in den Drittweltländern.
Seit der Mensch begann, sich über seine Umwelt Gedanken zu machen, versuchte er, die Naturgewalten mit seinem Schicksal durch Magie zu versöhnen. Über die magischen Vorstellung der alten Ägypter, Israeliten und Orientalen sowie der Griechen, Römer und Germanen haben die Enzyklopädisten Joseph Ennemoser 1844 und Karl Kiesewetter 1896 umfangreiche Bücher geschrieben (Ennemoser 1844/1966), (Kiesewetter 1896/1976). Wir wollen an dieser Stelle nicht weiter darauf eingehen.
Von der vulgären Volksmagie, die in diesem magischen Weltbild ausgeübt wird, muss die hohe oder zeremonielle Magie unterschieden werden, die sehr wohl unabhängig vom magischen Weltbild ausgeübt wird, und mit der wir uns später einzig befassen werden.
Über die Volksmagie äußert sich der Ethnologe und Präsident der Wissenschaftlichen Gesellschaft zur Förderung der Parapsychologie (WGFP) Klaus Müller wie folgt (Müller 1998/1999):
„Eine Kluft tut sich auf zwischen empiriegesättigter Rationalität und dem Sumpf von Dummgläubigkeit, Zauberwahn und ‚Dreckapotheke‘, der uns schaudern macht.“
Magie stellt ein phylogenetisches Relikt aus der Frühzeit der menschlichen Geistesgeschichte dar.
Als der Mensch die kausalen Zusammenhänge der Naturphänomene noch nicht begriff, bildete er diese durch „symbolische Verknüpfungen“ ab, was im krassen Gegensatz zur naturalistischen Weltsicht der Moderne steht, die von streng rationalen, kausallogischen Schlussfolgerungen geleitet wird.
Die Auffassung von der Reliktnatur und Rückständigkeit magischen Denkens (Lehmann 1908) wird von nahezu allen Wissenschaftlern geteilt.
„Magie erfüllt psychische und soziale Entlastungsfunktionen: In kritischen bedrohlichen Situationen entängstigt sie die Verzweifelten, täuscht ihnen die Lösungsmöglichkeit vor, stärkt so das Vertrauen in die eigene Kraft, stiftet Optimismus und Hoffnung. Der Wunsch ist dabei der Vater der Zuversicht.“
(Ahrend-Schulte & Hoffmann 1996)
Für Sigmund Freud ist das magische ein neurotisches Weltbild, ein neurotischer Spross des Mythos, was man an den magischen Texten der alten Hochkulturen, besonders der altägyptischen und griechisch-ägyptischen ablesen könne. „Für Wilde und Zwangsneurotiker ist nicht die Realität des Erlebens, sondern das Denken ausschlaggebend“, meinte er in „Totem und Tabu“ (Freud 1913/1974). Als Hauptquelle für seine Auffassung nennt er den Juristen James Georg Frazer (1854-1941), der beginnend im Jahre 1915 eine monumentale Studie über Magie und Religionen verschiedener Völker in unterschiedlichen Zeiten erarbeitet hat (Frazer 1915/1977).
Wie Freud so war auch Frazer der Ansicht, dass Religion das große Hindernis einer lückenlosen Wissenschaftlichkeit sei. Diese „Illusion“ wollten Frazer und Freud zerstören. In Frazers Augen sind jegliche magischen Handlungen unnütz und Dummheiten. Erfolgreiche Aktionen werden von Frazer nicht erwähnt geschweige denn diskutiert. Er schreibt:
„Jene negativen Regeln, welche wir Tabu nennen, sind genauso unnütz und wertlos, wie jene positiven, die wir Zauberei nennen. Beides sind nur entgegengesetzte Seiten oder Pole eines großen verhängnisvollen Irrtums, eine irrige Auffassung von der Ideenassoziation. Wenn wir dem gesamten falschen System den Namen Magie geben, und zwar theoretische als auch praktische Magie unterscheiden, so lässt sich das Tabu definieren als die negative Seite der praktischen Magie.“
(Frazer 1915, S. 26, Bd.I)
Magie sei die Ausgeburt einer „niedrigen Stufe von Geistesentwicklung“ aus der „Kinderstube der menschlichen Gesellschaft.“
Bronislav Malinowski meint allerdings, dass nur wenige von Frazers theoretischen Ergebnissen „so wie sie da stehen“, aufrechterhalten werden können. (Malinowski 1954)
Der Philosoph Ludwig Wittgenstein (1889-1951) kritisiert Frazers Werk „Der goldene Zweig“ ebenfalls „...dass alle diese Gebräuche sozusagen als Dummheiten dargestellt werden“ und die „Anschauungen als Irrtümer erscheinen“, das werde nie eigentlich plausibel und bleibe unbefriedigend. Magisches Denken generell als Dummheit zu bezeichnen, wäre nicht unproblematisch, da jeder von uns gewisse irrationale Momente aufweise und wir somit alle zu „Patienten“ würden.
Magie sei der Boden normaler Vorstellungsbildung und Verhaltenssteuerung, von dem sich rationales Denken und Handeln eher schaumkronenförmig abhebt. Ihre Beständigkeit könnte ebenso gut neurologisch bedingt sein wie auf immer wieder bewährter Erfahrung beruhen. (Wittgenstein 1979)
Nach Claude Lévi-Strauss schließen sich Wissenschaft und Magie einander nicht aus. Sie ließen sich eher als zwei qualitativ verschiedenartige, einander jedoch stetig durchdringende „strategische Ebenen“ der Erkenntnis begreifen. Und sie seien mit gleichem Recht zeitgemäß. (Lévi-Strauss 1989)
Eine ontogenetische Parallele zum magischen Denken stellt das kindliche Denken dar. Der Philosoph Jean Gebser (1905-1973) zeigt, wie die Phylogenese des menschlichen Bewusstseins bei der Entwicklung eines jeden Menschen kurz wiederholt wird.
Aus einer archaischen Phase, in der das Kind sich noch völlig eins mit seiner Umgebung und mit seiner Mutter erlebt, entwickelt sich die magische Weltsicht. Das Kind bezieht jedes Ereignis in seiner Umgebung auf sich, empfindet alle Dinge als belebt und glaubt, dass sein Wollen sich unmittelbar erfüllt. Nach dieser Phase, mit rd. 5 Jahren, geht das Bewusstsein über in die mythische Phase. Die Dinge werden als völlig vom Ich getrennt erfahren. Das Kind glaubt sich von einer unsichtbaren Welt umgeben, in der Engel, Dämonen und märchenhafte Gestalten leben. Die Welt wird noch überwiegend als zweidimensional empfunden. Die perspektivische Sicht und das Bewusstsein für die dreidimensionale Räumlichkeit setzen erst mit dem rationalen Denken auf einer „mentalen“ intellektuellen Ebene ein, was sich jeweils in zeichnerischen Darstellungen der Umgebung erkennen lässt. Magisches Denken sei demnach als Stammesentwicklung der Psyche für den Menschen unvermeidlich. (Gebser 1953)
Der frühe Mensch erfand für Naturvorgänge Verursacher im Unsichtbaren, um allem Umweltgeschehen eine Bedeutung zuzuteilen. Er glaubte, dass er durch Anrufen unsichtbarer Kräfte, Ahnen und Götter die Geschicke seiner Stammesgesellschaft und sein eigenes Schicksal beeinflussen könne.
„Magie hat die Funktion, den Optimismus der Menschen zu ritualisieren und seinen Glauben an den Sieg der Hoffnung über die Furcht zu stärken.“
(Malinowski 1954)
Im magischen Denken existieren drei Grundkräfte: die Lebenskraft oder Vitalseele, die allen belebten Wesen (Pflanzen, Tieren Menschen) innewohnt, die Naturkräfte Feuer, Wasser, Wind und harte Materialien, sowie spirituelle Kräfte in Gestalt von „Freiseelen“ und Geistmächten. Freiseelen sind spirituelle Mächte, die sich kraft gedanklicher Konzentration vom Körper lösen können und (im Todesfall) lösen müssen. Lebens- und Naturkräfte können ineinander überführt werden (krafthaltige Materialien, Quellen oder besondere Orte können die Lebenskraft des Menschen stärken; Blut und Knochen werden als Düngemittel verwendet...)
Die Wirkungsweise magischen Handelns beruht auf folgenden Prinzipien:
1) Herstellen von Kausalitätsbeziehungen durch Verknüpfen von Ähnlichem oder Verwandtem, um eine möglichst nahtlose Kontinuität zu stiften. Frazer definiert „Kontaktmagie“:„Dinge die einmal in Berührung standen (etwa ein Kleidungsstück und der Mensch, der es trug), bleiben miteinander verbunden und wirken, auch wenn der Kontakt unterbrochen ist, über beliebige Distanzen hinweg aufeinander ein. Ähnliches bewirkt Ähnliches bzw. eine Wirkung ähnelt ihrer Ursache.“ (Frazer 1963)
2) Imitation und Annäherung durch Nachahmung des Verhaltens, der Gesten, der Sprache und der Namenswahl des „Vorbildes,“ um Ähnlichkeit und Verträglichkeit zu erzeugen. Frazer bezeichnet dies als „imaginative“ oder „Analogmagie“.
3) Auseinander- bzw. Fernhalten von Nicht-Zusammengehörigem (Distinktionsprinzip) (beispielsweise das Verbot der Heirat fremder Stammesangehöriger).
Die Annahme, dass Systeme Energie und Information allein aufgrund ihrer Ähnlichkeit oder Beziehung in Raum und Zeit austauschen könnten, widerspricht natürlich den Erkenntnissen der Wissenschaft. (Zunse & Jones 1989) Vielleicht sollte man besser sagen, der „heutigen“ Wissenschaft. Das entscheiden allein die physikalisch nachweisbaren Wirkungen.
Die Vielfalt der Wahrnehmungen wird reduziert durch die vereinfachte Darstellung einzelner prägnanter Eigenschaften eines Komplexes, um es anschaulicher und fassbarer erscheinen zu lassen (Fixierung durch Formalisierung als geometrische Zeichen, magische Redefiguren, Tänze...)
Magie wurde immer dann angewandt, wenn Ereignisse mit unsicherem Ausgang bevorstanden (Jagden, Vermählungen, Kriege...), um Ängste abzuwehren und den Erhalt sowie die Identität der Gruppe zu sichern.
Zur erfolgreichen Gestaltung der Riten, mussten besondere Voraussetzungen erfüllt werden. Der Schamane, Magier oder Medizinmann musste sich in einen „überalltäglichen“ Zustand versetzen, wie ihn Klaus Müller (1998/99) bezeichnet. Er musste fasten, sexuell enthaltsam sein und sich konzentriert auf das Vorhaben ausrichten. Die Vorbereitungen mussten an speziellen Orten erfolgen (in Höhlen, auf Kreuzwegen, bei Heiligtümern...) und wenn möglich, zu besonderen Zeiten vorgenommen werden (Mitternacht, Dämmerung, Neujahr...). Bei der Zeremonie wurden Mittel überalltäglicher Art verwendet (Blut, Körpersekrete, mineralische und tierische Substanzen und Hölzer mit eingeritzten bedeutsamen Zeichen...) Außerdem musste der Zauberer seinen Wunsch kundtun - durch Sprechen von Formeln, Pantomimen, Gestik, Tanz und Gesang.
Der magisch denkende Mensch war überzeugt, dass die übergewöhnliche Wirkkraft des magischen Handelns qualitative Veränderungsprozesse zur Folge hätte. Das wird wohl auch häufig der Fall gewesen sein, sonst hätte man das vergebliche Handeln bald eingestellt. (Beispielsweise Versuche, in kriegerischen Auseinandersetzungen feindliche Kämpfer allein durch Magie auszuschalten).
Was uns interessiert, ist das Hervorbringen von paranormalen Phänomenen durch magisches Handeln. Der Skeptiker Leonhard Zunse lehnt – wie alle seine Gefolgsleute - die Existenz paranormaler Phänomene ganz ab, mit folgender Begründung:
„Argumente und Gegenargumente über die Wiederholbarkeit von Experimenten, Betrug, die Natur des Dekline-Effekts, den Einfluss des Experimentators auf die experimentellen Ergebnisse und die Notwendigkeit für eine kongeniale Atmosphäre um Psi-Demonstrationen erfolgreich zu machen, sind viele Male wiederholt worden, ohne zu irgendeiner Lösung des Streitfalles geführt zu haben.“ (Zunse 1985)
Der Glaube daran, dass sich paranormale Prozesse tatsächlich ereignen, ist für Zunse krankhaft:
„Der psychopathologische Zustand kann den Denkprozess in einem Grade entstellen, wo Phantasie und damit magisches Denken kausales Denken ersetzt.“
Magie, Okkultismus, Spiritismus und Anomalistik werden gleichgesetzt, und jede weitere Beschäftigung damit abgelehnt. (Zunse & Jones 1989)
Klaus Müller erkennt dagegen in der rigorosen Verachtung magischen Denkens die Haltung eines Eurozentrismus:
„Wir haben die bislang höchste Stufe der Erkenntnis erklommen; neue Theorien sind empirisch wohlbeständig, sie bilden die Wirklichkeit zutreffend ab. Was davon abweicht oder ihm widerspricht, muss atavistisches Sperrgut aus den Tiefenschichten frühzeitlich magischen ‚prälogischen‘ Naturverständnisses sein, wie es heute daher nur mehr bei Wilden, Kindern, Ungebildeten und Geistesgestörten fortlebt, oder ist schlichtweg falsch, die Schattenfrucht des Irrationalismus.“ (Müller 1998/99)
Die Menschen, die in Gesellschaften mit überwiegend magischem Denken leben, haben in der Regel keine eigenen Erlebnisse, die ihnen das Weltbild bestätigen. Sie glauben den wenigen exponierten Gestalten ihrer Gemeinschaft, welche besondere Kräfte zu haben scheinen, mit denen sie hexen und heilen können und die vorgeben, ihre Fähigkeiten von Fremdseelen oder „Freiseelen“ zu erhalten, also von unsichtbaren Wesen (Verstorbene, Geister oder Götter), die dem Schamanen oder Medizinmann paranormale Kräfte übertragen und Botschaften übermitteln.
Menschen, die keinerlei magische Handlungen vornehmen möchten, aber ebenfalls Botschaften von Unsichtbaren erhalten, werden, da sie zwischen den Unsichtbaren und den Menschen vermitteln, seit der Aufklärung in Europa als „Medien“ bezeichnet. In den USA hat sich die Bezeichnung „Channel“ durchgesetzt und „Channeling“ für die Übermittlung der bewusst gehörten oder im Trance-Zustand bei Bewusstlosigkeit empfangenen Ansprachen. David Siegel meint, dass Channeling eine Art Selbsthypnose sei:
„Die betreffenden Menschen befinden sich in einem hypnotisch veränderten Zustand, der ihnen aufgrund interner oder externer Störungen Zugriff auf Botschaften eines Transmitters oder Operateurs erlaubt, zu denen sie unter normalen mentalen Bedingungen nicht Zugriff hätten. Hypnotisch induzierte Halluzinationen können Dinge erzeugen, die Andere nicht sehen können, oder Dinge verschwinden lassen, die Andere sehen.“
(Siegel 1978)
Es ist nicht einfach festzustellen, wer die unsichtbare Quelle der Informationen ist. Die Meinungen gehen darüber weit auseinander und reichen von Geistesgestörtheit über aufsteigende Persönlichkeitsinhalte des Unterbewusstseins der Medien bis hin zu Fremdpsychen (Verstorbene, Dämonen, Engel, Götter, Außerirdische...). Zunächst soll untersucht werden, inwieweit die psychiatrische Interpretation das Channeling erklären kann.
Nach Auffassung der Psychiater handelt es sich bei Channels oder Medien definitionsgemäß um pathologische Personen.
Im Handbuch mentaler Abweichungen „Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders“ DSM, das von der American Psychiatric Association in Washington herausgegeben wird, ist definiert, welche Eigenschaften eine Person aufweisen muss, um als nicht normal bezeichnet zu werden. (DSM 1986, 1994)
Wahnvorstellungen und Halluzinationen:
„Falscher Glaube, basierend auf unrichtiger Schlussfolgerung über die äußere Realität, der gegen das, was alle anderen glauben aufrechterhalten wird und gegen das, was sich unstrittig und offensichtlich als Gegenteil erwiesen hat.“
„Wahnvorstellung, kontrolliert zu werden und dass Gefühle, Impulse, Gedanken oder Aktionen erfahren werden als seien sie unter der Kontrolle einer externen Macht und nicht unter eigener Kontrolle.“
Nach Definition im DSM III (1986) wird jedoch eingeschränkt, „...dass dies nicht die Überzeugung einschließe, man handle als ein Agent Gottes.“
Dieser Widerspruch ist wohl einigen Psychiatern aufgefallen. Daher wurde – wie John Klimo feststellte - der Bezug auf Gott im DSM IV (1994) ausgelassen. Weiter wird im DSM IV definiert:
Größenwahn:
„Diese Haltung äußert sich in geistigem Selbstwertgefühl, Macht, sowie Kenntnis, Identität oder spezieller Beziehung zu einer Gottheit oder zu einer berühmten Person.“
„Überzeugung, dass man ein großes spezielles (aber von Anderen unbemerktes) Talent besitzt oder eine Einsicht oder eine große Entdeckung gemacht hätte... etwa mit einem religiösen Inhalt. Die Person glaubt, dass sie eine spezielle Botschaft von einer Gottheit bekäme.“
Halluzination:
„Sinneswahrnehmung, die den zwingenden Eindruck macht, von einer wirklichen Wahrnehmung zu stammen, die aber ohne eine äußere Stimulation des relevanten Sinnesorgans erscheint...dies schließt die Wahrnehmung von Schall – meistens Stimmen – ein.“
Schizophrenie:
„Bizarre Wahnvorstellungen, körperlicher, größenwahnsinniger, religiöser oder anderer Wahn; Gehörhalluzinationen, Störungen der Wahrnehmung, Gedankenverwirrung oder Sinnesstörungen des Selbst.“
„Schizophrene Individuen können eine Vielfalt von ungewöhnlichen oder sonderbaren Ansichten ausdrücken, die nicht von wahnhaften Ausmaßen sind (z.B. Ideen im Zusammenhang mit magischem Denken). Sie können auf ungewöhnlichen Wahrnehmungserfahrungen beruhen (z.B. Wahrnehmung der Anwesenheit einer unsichtbaren Person oder der Macht bei Abwesenheit von geschaffenen Halluzinationen).“
Schizotype Persönlichkeitsstörung:
Von neun Merkmalen seien drei genannt: „Sonderbarer Glaube oder magisches Denken, das das Verhalten beeinflusst und mit Subkulturnormen inkonsistent ist (z.B. Aberglauben, Glauben an Hellsehen, Telepathie oder an den‚ 6. Sinn‘...).“
„Ungewöhnliche Wahrnehmungserfahrungen, einschließlich körperlicher Illusionen...“
„Sonderbares Denken und Sprechen (z.B. vage, umständlich, metaphorisch, überkompliziert oder stereotyp).“
Nach diesen Definitionen werden Medien bzw. Channels von vornherein und völlig undifferenziert von Mainstream-Psychiatern als pathologische Personen angesehen, auch wenn sie sonst völlig normale, mental gesunde, angesehene und im Berufsleben stehende Menschen sind! Auch berühmte und als völlig normal empfundene Menschen wie Luther, Theresa von Avila und Churchill, C.G. Jung haben innere Stimmen gehört. (Alschuler 1987) Diese Personen erleben etwas, das andere nicht erfahren und werden gelegentlich von externen geistigen Mächten kontrolliert. Weil sie sich diese Phänomene erklären möchten, haben sie selbstverständlich abweichende, gelegentlich auch sonderbare Gedanken zu deren Erklärung, glauben auch, einen sechsten Sinn zu haben.
Den Glauben an die Existenz paranormaler Phänomene in das Gebiet mentaler Störungen einzuordnen, gelingt nur solchen „Wissenschaftlern“, die nicht zu einer Differenzierung imstande sind und die deren gelegentliches Auftreten ausschließen.
„Man muss in der Tat wissenschaftlich sein,“ schreibt William James, (1909) „um so völlig blind und ignorant zu sein, solche Möglichkeit überhaupt nicht in Erwägung zu ziehen.“
Der Psychiater Stanislaw Grof weiß um die Relativität des Begriffs „Normalität“. Die Kriterien für mentale Gesundheit und Normalität sind relativ und kulturgebunden.
Bei spiritistischen Handlungen, wie dem Channeling, kommt es häufig zu mentalen Störungen in Form von Besessenheiten, die das Ich „bekämpfen.“ Das Medium leidet dann unter einer „mediumistischen Psychose.“
Es handelt sich nach Bender (1936) dabei jedoch keineswegs um schizophrene Zustandsbilder einer Ich-Störung, sondern eher um psychogene hysterische Ich-Störungen. Die beim Channeling häufig auftretenden pathologischen Formen sind keine Spaltungsformen der Persönlichkeit, sondern allenfalls mediumistische Psychosen.
Gefühle und Ideen tendieren dazu, sich spontan in symbolischer Form zu repräsentieren. Dieser Prozess des Autosymbolismus, der Fluss unbekannten Materials in symbolischen Manifestationen ist nach Silberer (1971) ein ganz normaler nichtproblematischer Prozess und kein pathologischer, wie Freud meinte. Die auftretende Transpersönlichkeit bildet sich nach Jolande Jacobi aus den symbolischen Wirkungsformen archetypischer Gegebenheiten nach C.G. Jung.
Das Symbol kann „als Ausdruck eines gleichsam hinter ihm verborgenen Komplexes, sich dem Ich-Bewusstsein als fremdes Gegenüber feindlich entgegenstellen, sich von ihm abspalten und eine Dissoziation in der Psyche hervorrufen. Damit wird es zu einer autonomen Teilpsyche, die sich in Form von ‚Geistern‘, Halluzinationen usw., d.h. in neurotischen und psychotischen Symptomen aller Art bemerkbar macht.“ (Jacobi 1957)
Das hat alle Merkmale einer hysterischen, jedoch nicht einer schizophrenen Ich-Störung. Allerdings können bei Patienten auch Mischformen beider auftreten.
„Bei vielen, völlig gesunden Menschen kann man mittels der spiritistischen Praktiken ‚automatische‘ intelligente Produktionen erzielen, die als ichfremd und der willkürlichen Steuerung unzugänglich erlebt werden. Es äußert sich ein verselbständigtes, unterbewusstes‘ Denken.“
(Bender 1966)
Diese „dissoziierten“ psychischen Bereiche (nach Pierre Janet) haben eine Tendenz zur Personifikation, die als Geister, Dämonen und Engel erfahren werden können. Eine Einordnung dieser ‚Sinnestäuschungen‘ in die hysterischen Störungen ist nach R. Henneberg nur mit Zwang möglich, weil die meisten unter einer „mediumistischen Psychose“ Leidenden keine hysterischen Symptome im engeren Sinne aufweisen und für den Anfall von Geistesstörung auch keine Amnesie besteht. (Henneberg 1919)
Schizophrenien und mediumistischen Psychosen sind – phänomenologisch betrachtet – die Erscheinungen einer „gestörten Selbstführung“ gemeinsam.
Bei der Schizophrenie kommt es aber „zu einer tiefgreifenden Wandlung des Daseins im Sinne einer Selbstentmachtung und Unterwerfung unter eine fremde Macht“ einer Person (Binswanger 1957). Die „Entmachtung des Willens-Ichs“ ist bei Schizophrenen organisch pathologisch bedingt; bei mediumistischen Psychosen hingegen hat sie hysterische Ursachen.
Die von mediumistischen Störungen Heimgesuchten haben eine „verständliche, ableitbare, reversible funktionelle Desintegration der Persönlichkeit.“ (Bender 1966) Ein Medium sucht Zuschauer, ist nach außen gekehrt und zeigt geistige Kontaktbereitschaft. Der Schizophrene ist dagegen in sich gekehrt, autistisch und kapselt sich ab.
Nur bei Besessenheiten kann man von psychogenen (hysterischen) Ich-Störungen reden.
Bei automatischen Produktionen bei erhaltenem und tätigem Wachbewusstsein kann von einer „Vergewaltigung des Ich“ keine Rede sein. Diese medial begabten Personen zeigen, nach Bender, völlig gesunde Züge, sie sind lebhaft, zeigen übersteigerten Kontakt, unfestgelegte Persönlichkeitswerte, starke Suggestibilität und Nachahmungsbereitschaft bis zur unbewussten Identifikation.
In besonders schlimmen psychischen Ausnahmesituationen (z.B. Missbrauchs-Fällen), kann es zur Aufspaltung der Persönlichkeit kommen, Multiple Persönlichkeitsstörung (Multiple Personality Disorder, MPD, oder neuerdings Dissociative Identity Disorder, DID). Verschiedene Persönlichkeiten mit unterschiedlichen Charakteren, Interessen und Kenntnissen halten das Ich des betreffenden Menschen besetzt. Wenn es erforderlich ist, können Menschen andere Persönlichkeiten erzeugen, um sich selbst gegen Traumata zu verteidigen und somit dem kulturellen Druck nachzugeben oder um die Erwartungen des Psychologen, der Medien oder des Exorzisten zu erfüllen.
95% aller dieser Fälle haben eine Geschichte mit Kindheitstrauma, gewöhnlich eine Kombination von emotionalem, physischem und sexuellem Missbrauch. (Findings 1985) MPD-Patienten im Alter von unter 12 Jahren besitzen zu 75% mindestens eine Teilpersonalität.
Einige Psychologen meinen nun, dass channelnde Personen unter einer Persönlichkeitsspaltung leiden. John Klimo gibt jedoch zu bedenken:
„Solange die Mehrheit der Channels in jeder Hinsicht normal funktional sind und stark definierte Egos besitzen, sollte man sie nicht als psychotisch oder weniger formal als gestört, geisteskrank oder verrückt bezeichnen.“ (Klimo 1998, S.264)
Übrigens ist auch keine der gechannelten Quellen unter 12 Jahren alt, im Gegensatz zu MPD-Patienten. (Royers 1989)
Medium zu sein ist also keine Geisteskrankheit. Diese Personen leiden i.a. auch nicht unter einer Psychose oder Persönlichkeitsspaltung, sondern sie besitzen die seltene Gabe, andere als die normalen Bewusstseinsinhalte aktivieren zu können und Informationen aus anderen Bewusstseinsschichten zu bekommen. In seiner Dissertation 1990 untersuchte Charles Millar 139 mentale Medien. In 91% der Fälle fühlten sich diese von inneren Stimmen geleitet und mehr als 90% von ihnen erklärten, diese Stimmen wären positiv und nützlich für ihr Leben gewesen. (Klimo 1998, S. 289)
Einem Menschen im besonderen Bewusstseinszustand der Trance offenbaren sich, wie erwähnt, im Allgemeinen unterbewusste Gedächtnisinhalte, die nicht als eigenes Erleben, sondern als die einer anderen Persönlichkeit, der Trancepersönlichkeit, interpretiert werden. Es ist schwierig, unbewusste Manifestationen der eigenen Psyche von Manifestationen einer Fremdpsyche zu unterscheiden.
Nicht alle Medien sind der Überzeugung, dass die von ihnen wahrgenommenen „Geist-Führer“ Fremdpsychen sind. Eileen J. Garrett (1892-1970) beispielsweise war ein sehr gutes Medium. Sie schrieb vier Novellen medial, gründete 1951 die Parapsychology Foundation in den USA. Ihre „Kontroll-Geister“ nannten sich Abdul Latif, Uvani, Tahoteh und Ramah. Doch sie glaubte niemals, dass es sich bei den Geistern um etwas anderes handele als um Projektionen von verselbständigten Personen aus ihrem eigenen Unterbewusstsein. (A. und J. Berger 1991)
Im Jahre 1959 untersuchte A. van Kaam neun Jahre lang 500 Menschen mit der Fähigkeit zur außersinnlichen Wahrnehmung menschlicher Gestalten, die für andere unsichtbar waren. (van Kaam 1959) Er stellte charakteristische Eigenschaften der untersuchten Sensitiven zusammen:
Alle Medien oder Sensitiven, die er untersucht hatte, waren davon überzeugt, die Quelle für ihre Wahrnehmung seien separate autonome Wesen und sie selbst Empfänger von Informationen dieser Quelle. Alle Sensitiven sprachen über positive Gefühle nach einem Kontakt mit der Quelle, d.h. sie fassten dies als einen hilfreichen Dienst für andere und für sich selbst auf.
Eine erste wichtigste Konsequenz wäre die Möglichkeit, dass Bewusstseinsvorgänge nicht unbedingt an die Gehirnaktivität gekoppelt sein müssten, so dass eine leibfreie Existenz der Persona fortgesetzt werden könnte. Alle Religionen der Welt, jegliche Erfahrung sämtlicher Kulturen sind von dieser Möglichkeit überzeugt. Von philosophischer Seite wird dieses Wissen von Gerda Lier auf 1.400 Seiten ausführlich bestätigt (Lier 2010). Die gesammelten Erfahrungsberichte des Arztes Dr. Emil Mattiesen liefern auf 1.280 Seiten derartig viele Berichte (Erscheinungen Verstorbener, Nahtoderlebnisse, außerkörperliche Wahrnehmungen, orts- und personengebundener Spuk) in kritischer Darstellung, dass den Leser die Beweisführung nicht nur sehr schnell überzeugt, sondern in ihrer Ausführlichkeit zunehmend lästig wird (Mattiesen 1936 und 1939).
Neuere Untersuchungen von Kardiologen über Nahtoterlebnisse besonders von Patienten, die sich trotz völliger Einstellung jeglicher Gehirnstromaktivität (die Definition für den klinischen Tod) nach einer Reanimation wieder an Erlebnisse während diese Zustands erinnern konnten, zwingen zu der Annahme, dass das Bewusstsein trotz einer Todesphase wach erhalten bleibt. (van Lommel 2011) (Servaty & Nicolay 2010)
Nahtoderlebnisse ähneln sehr stark außerkörperlichen Erfahrungen (AKE). Diese seit langem als „Astralreisen“ bezeichneten außerkörperlichen Erfahrungen des Bewusstseins wurden schon früh wissenschaftlich untersucht. Hornell Hart bestätigte 1954 an der Duke University 165 Fälle echter Exkursionen. Er stellte fest, dass es sich dabei nicht um Projektionen oder um Halluzinationen handelte, wie Louisa Rhine glaubte, diese verwickelten Prozesse kurzerhand erklären zu können (Rhine 1961). Hart ist der Ansicht, dass es sich bei dem „Astralkörper,“ der sich vom Körper entfernt und der dessen Bewusstsein trägt, um ein geistiges Ich handelt, das von einer „feinstofflichen Hülle“ umgeben ist. (Hart 1954)
In der Zwischenzeit ist die Zahl der Menschen mit außerkörperlichen Erfahrungen und Berichte darüber explosionsartig angestiegen. AKEs wurden beispielsweise von Robert A. Monroe (1972), Sylvan Muldoon (2000) und William Buhlman (2010) beschrieben und werden an speziellen Instituten vielen Schülern beigebracht. Diese bewussten Erfahrungen der Trennung des Bewusstseins vom Körper, die mit dem Dämmerbewusstsein des Schlafzustands nichts zu tun haben, führen bei allen Astralreisenden zu einer persönlichen Bestätigung ihrer Unsterblichkeit.
Buhlman hat zwischen den Jahren 1996 und 2001 aus mehr als 30 Ländern rd. 16.000 Berichte von Menschen mit einer AKE erhalten. In 24% der AKEs sind die Personen dabei verstorbenen Angehörigen begegnet – vorbei an den Verboten der Wissenschaft, den Vorschriften der Kirchen und den ewig zu spät kommenden Erklärungen der Philosophen und heraus aus dem einkerkernden vierdimensionalen Gefängnis der Raumzeit und ihren Wärtern, den professionellen Skeptikern. (Buhlman 2001)
Dass es sich bei außerkörperlichen Erfahrungen nicht nur um vom Unterbewusstsein ausgehende Halluzinationen handelt, wie dies Morton Price vermutete (Price 1910), beweisen beispielsweise die bereits im Jahre 1909 durchgeführten Experimente von Prof. Baraduc in Paris. Er arbeitete mit zwei mentalen Medien, von denen das eine in seinem Institut blieb und das andere sich in einer eine halbe Stunde Fußweg entfernten Wohnung befand, umgeben von einer Gruppe von Wissenschaftlern. Baraduc erteilte seinem mentalen Medium unter Hypnose den Auftrag, seinen Körper zu verlassen und in die Wohnung des anderen zu gehen und dort die Schale einer Waage herabzudrücken. Das dort befindliche mentale Medium sollte beobachten, was passiert. Kurz nach 10 Uhr sah dieses Medium eine Gestalt durchs Fenster ins Zimmer kommen. Alle anderen Anwesenden sahen sie nicht, bemerkten aber, wie plötzlich die Waagschalen lebhaft zu schwanken begannen. (Baraduc 1909) Ähnliche Experimente werden noch heute am Monroe-Institut durchgeführt.
Das Austreten des „Astralkörpers“ ist auch schon von sensitiven Beobachtern bemerkt worden.
So wurde H. Crossen von einem Freund berichtet, er hätte einmal in Weimar gemeinsam mit einem Fremden in einem Zimmer übernachtet und sei aufgewacht, weil der Wind einen Fensterladen gegen die Wand scheppern ließ. Dann hätte er zu seinem Zimmernachbarn hinübergesehen und eine schwach leuchtende Wolke über dessen Gestalt wahrgenommen, die sich zum Kopf und zu den Füßen hin auszubreiten begann. Schließlich nahm sie eine grauschimmernde, menschliche Gestalt an, erhob sich und eilte durch die geschlossene Tür hinaus. Der Zeuge ging zum Bett des Zimmernachbarn und fand diesen schlafend, starr, wie tot. Nach etwa 20 Minuten, in denen der Zeuge kein Auge zugetan hatte, erschien die helle Gestalt wieder und verschwand über dem Körper des Schlafenden. Am folgenden Tag erklärte der Fremde, dass er eine bewusste außerkörperliche Reise angetreten hatte. (Crossen 1926)
Erscheinungen Verstorbener (Osis & Haraldsson 1977) werden von manchen Parapsychologen als Halluzination der Zeugen gedeutet, wenn das Unterbewusstsein die Gestalt des Verstorbenen „in die Lücke des nicht mehr vorhandenen geliebten Menschen“ im Wohnraum projiziert. Das soll nur im Falle des Vermissens eines Angehörigen durch dessen Tod, nicht aber bei Vermissen eines in weite Ferne gezogenen erfolgen. Warum der Verlust des Angehörigen, der fortgezogen ist, nicht ebenfalls zu Halluzinationen führen sollte, wird nicht begründet. In der Tat gibt es aber auch Phantome Lebender, die bewusst in einer außerkörperlichen Projektion oder unbewusst als Astralwanderer Zeugen erscheinen können (Gurney, Myers & Podmore 1890).
Aus dieser Untersuchung soll ein Beispiel zeigen, dass der Doppelgänger bzw. Astralkörper eines Menschen auch von mehr als einer Person gesehen werden kann.
An einem Sonntagabend in London, im November 1881 entschloss sich ein gewisser Herr S. B., der über den starken Einfluss den der menschliche Wille auszuüben vermag, die ihm bekannten jungen Mädchen L. und E. Verity (25 und 11 Jahre alt) in Gedanken aufzusuchen, die 3 Meilen von ihm entfernt wohnten. Er legte sich gegen 1 Uhr schlafen und konzentrierte sich auf die Beiden. Am kommenden Donnerstag besuchte er sie, ohne noch an seinen Versuch gedacht zu haben. Die ältere Dame erzählte ihm, dass sie vergangenen Sonntag nachts gegen 1 Uhr sehr erschreckt gewesen wäre, weil sie ihn an ihrem Bett stehen gesehen hätte. Sie hätte laut aufgeschrien, als die Erscheinung nähergekommen wäre und hätte dadurch ihre jüngere Schwester geweckt, die die Erscheinung ebenfalls gesehen hätte. Dieser Fall ist gründlich recherchiert worden. Mr. S. B. war ganz überrascht, hatte er doch nicht an einen Erfolg seines Versuchs geglaubt. Er schreibt:
„Außer der höchsten Anspannung meiner Willenskraft bot ich hier noch eine andere Anstrengung auf, die ich nicht mit Worten beschreiben kann. Ich verspürte so einen geheimnisvollen Einfluss, der meinen ganzen Körper erfasste, und fühlte klar, dass ich mit Hilfe irgendeiner mir bis jetzt noch unbekannten Kraft arbeitete, die ich seit jener Zeit in gewissen Fällen auf Wunsch wirken lassen kann.“ (S. 88)
Damit deutet S.B. das Gefühl einer außerkörperlichen Erfahrung an, die er nur kurz vor dem Einschlafen aktivieren konnte. Out-of-Body-Erfahrungen (OOBE) sind ein deutlicher Hinweis darauf, dass das nicht nur das Wahrnehmungsvermögen, sondern auch der Astralkörper vom Körper unabhängig agieren kann. Damit wird auch der Fortbestand des körperlosen Bewusstseins wahrscheinlich.
Botschaften Verstorbener, die ihren Angehörigen über mentale Medien ihre Identität übermitteln, sind für die Betroffenen subjektiv hinreichende Beweise.
Die professionellen Parapsychologen erklären jedoch einfach, dass es nur unterbewusste Produktionen der mentalen Medien gäbe. Denn gelegentlich meldet sich eine noch lebende Person, die von den Anwesenden als ein Verstorbener gedeutet wird. Beispielsweise hat S.G. Soal in seinen Sitzungen mit Blanche Cooper Kundgebungen des ihm bekannten Gordon Davis erlebt, der sich als verstorben ausgab, sich aber in Wirklichkeit bei bester Gesundheit befand. (Dessoir 1966) Parapsychologen erklären dies mit hellseherischen Fähigkeiten des Mediums oder eines der Anwesenden.
Bei „Drop-in“-Kommunikatoren handelt es sich um Kundgebungen von Fremdpsychen, die dem Medium und niemandem der Anwesenden zu deren Lebzeiten bekannt waren. Daher scheidet die telepathische Hypothese aus. Wenn sich die Angaben zur Person bestätigen lassen, scheint der Beweis für die Existenz dieser Fremdpsyche als Quelle der Information erbracht zu sein.
Eine gründlich recherchierte Sammlung solcher Fälle wurde von Dr. Alan Gauld, einem ehemaligen Präsidenten der Society for Psychical Research (SPR) veröffentlicht. (Gauld 1971) Er berichtet von 240 Kommunikatoren, die sich in einem Kreis von Medien während 470 Sitzungen gezeigt haben. In 37 Fällen handelte es sich um Personen, die allen Anwesenden unbekannt waren. Einige Angaben, die gemacht wurden, konnten nicht verifiziert werden, doch der überwiegende Teil dieser Drop-ins lieferte überzeugende Identitätsbeweise.
Wenn auch vieles dafür spricht, dass die Drop-in-Persönlichkeit ein Verstorbener ist, so kann die Identität noch immer durch falsche Aussagen erfunden sein. Fälle von lügenden Drop-ins wurden von Joe Fisher diskutiert. (Fisher 2001)
Es ist daher unerlässlich, einen lückenlosen Identitätserweis einer vermeintlichen Fremdpsyche zu verlangen, wenn man sichergehen will, nicht betrogen zu werden. Dessoir war der Ansicht, dass in medialen Durchgaben ausschließlich minderwertige Informationen zutage gefördert werden. (Dessoir 1917/1931) Inzwischen liegen aber sehr viele intelligente und künstlerische Produktionen vor, welche die Kenntnisse und Fähigkeiten des Mediums bei weitem übertreffen. Parapsychologen meinen, es in diesen Fällen mit einer „Super-ASW“ zu tun zu haben, also mit ganz außergewöhnlichen außersinnlichen Wahrnehmungen. Das Medium holt sich besondere Fähigkeiten (wie Klavierspielen, fremde Sprachkenntnisse, künstlerische Begabungen) „kryptemnestisch,“ d.h. durch Stehlen dieser Fähigkeiten von Anderen oder von einem globalen kosmischen Gedächtnis (Akashachronik) durch das klauende Unterbewusste.
Kann das aber Leistungen wie die des brasilianischen Psychologen Luiz Antonio Gasparetto erklären, der viele Bilder in sehr kurzer Zeit im Stile verstorbener großer Maler anfertigt, noch dazu im Dunkeln und mit beiden Händen (oder mit seinen Füßen) gleichzeitig zwei Bilder malend? Die Bilder gleichen den Stilrichtungen von Picasso, Rembrandt, Dürer, van Gogh Lautrec und anderen berühmten Malern, und sind von allerhöchster künstlerischer Qualität. (Grof 2008) In einer Fernsehsendung der BBC malte Gasparetto 1978 innerhalb von 75 Minuten 21 „alte Meister“ auf Leinwände.
In England fertigte Matthew Manning ebenfalls viele Bilder im Stil alter Meister an. (Manning 1974)
Die Engländerin Rosemary Brown (1916-2001) hat, ohne ausreichende Fähigkeiten im Klavierspielen zu haben, circa 1.000 zum Teil schwierige Kompositionen nach Diktat berühmter verstorbener Komponisten niedergeschrieben. Selbst die Skeptiker des „Spiegel“ hatte das verblüfft.
(Spiegel, Nr. 28, vom 6. Juli 1970, S. 138). Leonard Bernstein spielte von ihr nach gechanneltem Diktat niedergeschriebene Klavier-Kompositionen. Ihre Musik wurde in Konzerten aufgeführt. Viele Stücke wurden als schön, manche als sehr schwierig zu spielen bewertet. (Zsolnay 1971)
Brasiliens berühmtester medialer Schreiber Francisco Candido („Chico“) Xavier hat in den 1970er Jahren rund 130 Bücher geschrieben, die er von 56 verstorbenen Literaten portugiesischer Sprache erhalten haben will. Sein bekanntestes Buch „Nosso Lar“ (Unser Heim) umfasst allein 2.459 Seiten, und die 421 Seiten dicke „Gedichtesammlung aus dem Jenseits“ enthält 259 Gedichte. (Salomon 2004, 2005)
In Deutschland hat das voll bewusst schreibende Dichter- Medium „Aglaja Salomon“ von ihrem 15. Lebensjahr an neun Jahre lang mehr als 4.000 Gedichte und mehr als 500 philosophische Essays berühmter deutsche Dichter zu Papier gebracht (z.B. Salomon, A. 2004, 2005).
Die einfache Hausfrau Pearl Curran aus St. Louis begann in den 1920er Jahren Bücher einer angeblich 1649 in Dorsetshire, England, geborenen Frau namens Patience Worth zu schreiben, die behauptete, nach Amerika ausgewandert und dort von Indianern getötet worden zu sein. Sie schrieb sechs historische Novellen und 2500 Gedichte medial, in denen eine erstaunlich tiefe Kenntnis historischer Fakten zutage trat, was das Wissen von Mrs. Curran bei weitem übertraf. (Prince 1927, Roy 1996)
Der britische Psychologe Alan Gauld, Herausgeber des Journal und der Proceedings of the Society for Psychical Research und Autor des Buches „Mediumship and Survival“ (nach Ian Stevenson das beste Buch zum Thema der Unsterblichkeitsfrage) stellt fest:
„Die bemerkenswerteste Tatsache über den Beweis für das Überleben, der von dem Phänomen der mentalen Medien gebracht wird, ist vielleicht deren Menge. Das Material, das zu diesem Thema allein in den Proceedings der SPR publiziert wurde, würde ein oder zwei Dutzend dicke Bände füllen. Es muss natürlich darauf hingewiesen werden, dass auf diesem Gebiet Qualität bei weitem mehr zählt als Quantität.“ (Gauld 1977)
Den eindrucksvollsten Beweis für das Überleben des Todes stellen die Kreuz-Korrespondenzen dar. (Fontana 2005) Wen diese Phänomene nicht überzeugen, den wird auch kein anderes überzeugen können (weder Erscheinungen, Materialisationen, Nahtoderlebnisse, außerkörperliche Wahrnehmungen, Reinkarnationserlebnisse oder Stimmen der Instrumentalen Transkommunikation). (Senkowski 1983 und 1989)
Der Mitbegründer der SPR im Jahre 1882, Frederick Myers (1843-1901), hatte die Hauptaufgabe der SPR in der Untersuchung der Frage nach der bewussten Fortexistenz des Menschen nach seinem Tode gesehen, wie er in seinem Hauptwerk “Human Personality and its Survival of Bodily Death“ (1903) ausführt. Gemeinsam mit weiteren führenden Mitgliedern der Londoner SPR, Henry Sidgwick (1838-1900) und Edmund Gurney (1850-1888) wollten sie den SPR-Mitgliedern nach ihrem Tode den Beweis für ihre Fortexistenz liefern und erdachten sich ein Puzzle aus komplexen poetischen Texten, das von verschiedenen guten Medien in Indien, in den USA und in England aufgenommen werden sollte, die sich nicht kannten. Die Textbruchstücke waren für jede der sieben weiblichen Medien unverständlich und ergaben erst einen Sinn, als die Teile von Mitgliedern der SPR in London zusammengesetzt wurden. Aber auch dort waren die in Griechisch und Latein gehaltenen Texte nur den wenigen Leuten verständlich, die sich in griechischer Mythologie auskannten, was zu Meyers Studiengebiet gezählt hatte. Als 1910 und 1912 die Professoren Henry Butcher und A.W. Verrall verstarben, gesellten sich auch diese zur Gruppe der korrespondierenden verstorbenen Klassizisten. Die Durchgaben erfolgten über drei Jahrzehnte hindurch (ab 1901 bis 1930).
Bei den Medien handelte es sich um Margaret Verrall und deren Tochter Helen Verrall, Alice Kippling („Mrs. Holland“) in Indien, der Friedensrichterin Mrs. Coombe-Tennant („Mrs. Willett“), Edith Lyttelton („Mrs. King“), Rosalie Thompson und Leonora Piper. Zwar diskutierte Frank Podmore, dass Verrall bestimmte Dinge, mit denen sie sich selbst ausführlich beschäftigt hatte, unbewusst in die Texte einfließen ließ (Podmore 1910), doch als nach deren Tod die betreffenden Begriffe weiterhin in den Texten auftraten, war Podmores Einwand nicht mehr aufrechtzuerhalten.
Betrug und Telepathie waren somit ausgeschlossen und Super-ASW im höchsten Grade unwahrscheinlich. (Saltmarsh1938) (Roy 1996) Aber auch Kreuzkorrespondenzen konnten nicht alle Wissenschaftler von der Unsterblichkeit der Seele überzeugen. Es scheint ein Gesetz zu gelten, das nach dem großen Psychologen William James benannt ist. Das „James-Gesetz“ lautet (Wilson 1985):
„Uns wird gerade so viel und genug offenbart, um die Überzeugbaren zu überzeugen, aber die Skeptiker noch Skeptiker bleiben zu lassen.“
Oder
„Zweifel und Gewissheit müssen sich die Waage halten“.
Die Foundation for Mind-Body Research in Los Altos, Kalifornien, rief im Sommer 1986 das „Challenger Research Project“ ins Leben. Am 28. Januar 1986 waren sieben Menschen an Bord der Challenger beim Reentry-Manöver durch eine Explosion ums Leben gekommen. Über gute mentale Medien (Jennie Love und Regina Ochoa) wollte eine Gruppe von Wissenschaftlern (William C. Gaugh, John Klimo, Robert L. Shacklett) mit den verunglückten Mitgliedern der Besatzung Kontakt aufnehmen, um die näheren Umstände ihres Todes und Einzelheiten ihres ehemaligen Privatlebens zu erfahren. Das gelang auch und die Besatzungsmitglieder erklärten recht deutlich, dass sie nicht durch die Explosion getötet wurden, sondern erst beim Aufprall auf die Wasseroberfläche, was im Gegensatz zur ersten Verlautbarung der NASA stand, wonach alle bei der Explosion getötet wurden. Das Vertrauen in die medialen Durchgaben wuchs, als anlässlich einer NASA-Pressekonferenz in Washington D.C. die Nachricht bekanntgemacht wurde, die am 29.07.1986 im „San Francisco Chronicle“ verbreitet wurde, wonach die Challenger-Crew die Explosion noch überlebt hätte. (Klimo 1998, S. 284)
Im 20. Jahrhundert konnte noch niemand daran denken, die Frage nach dem Fortleben mit wissenschaftlichen Methoden an Universitäten untersuchen zu wollen. In dem vorherrschenden Materialismus-Konzept war ein Fortleben nach dem Tode von vornherein ausgeschlossen. Da gab es nichts mehr zu untersuchen. Erst um die Jahrtausendwende gelang es dem Psychologen und Neurologen Prof. Gary E. Schwartz, dieses Problem an die Universität von Arizona zu holen und experimentell zu untersuchen. (Schwartz 2002)
Es ist zwar nicht möglich, physikalische Beweise für das Überleben der bewussten Persona zu liefern. Doch Schwartz analysierte die Qualität der medialen Informationen, die von fünf begabten amerikanischen mentalen Medien einigen Probanden („Sittern“) übermittelt wurden, indem er die Inhalte formalisierte, zusammenstellte, auf Richtigkeit hin bewerten ließ und sie solchen gegenüber stellte, die von nicht medial begabten Kontrollpersonen unter gleichen Bedingungen geliefert wurden.
Die mentalen Medien und die Sitter wurden an Geräte zur Aufnahme von Elektroenzephalogrammen und der Herztätigkeit angeschlossen. Optisch wurden sie durch einen Wandschirm voneinander getrennt. Auf alle Fragen der Medien durften die Sitter nur mit „ja“ oder „nein“ antworten, um rückwirkende Informationen zu vermeiden. Schließlich wurden auch Sitzungen veranstaltet, bei denen die Sitter anwesend waren, aber völlig stumm blieben.
Als Ergebnis wurden bei der Kontrollgruppe im Mittel 36% zutreffende Informationen über Lebende und Verstorbene gegeben. Bei den Medien lag die Trefferquote allerdings bei 83%. Die statistische Wahrscheinlichkeit dafür, dass die Abweichung der Werte der Kontrollgruppe gegenüber denen der Medien rein zufällig ist, beträgt eins zu zehn Millionen. (Schwartz, Russeck, Nelson & Barentsen 2001)
Schwartz und seine Arbeitsgruppe sehen dies als ersten „wissenschaftlichen Beweis für das Leben nach dem Tode“ an. Doch müssen noch weitere Experimente diese Aussage in den kommenden Jahren bestätigen, was nur eine Frage der Zeit sein dürfte!
Diese medialen Leistungen legen die Überzeugung nahe, dass der bewusste kreative Geist den physischen Tod überlebt und einen Willen zu geistiger Betätigung besitzt.
Es wird unter wissenschaftlichen Parapsychologen aber weiter darüber gestritten, ob die Trance-Botschaften allein aus dem Unterbewusstsein eines Mediums stammen, also animistisch zu verstehen sind, oder ob darüber hinaus auch fremdpsychische Entitäten auftreten können, was die Ansicht der Spiritisten bzw. Spiritualisten ist. Die scheinbaren Fremdpsychen werden von Animisten mit einer Super-ASW erklärt, die dem Occamschen Einfachheitsprinzip widerspricht. (Das Unterbewusste soll dieser Ansicht nach seine Informationen telepathisch aus den Gedächtnisinhalten irgendwo lebender Personen, die ihnen nicht bekannt sind, über Verstorbene abgreifen und als eigenständige Persönlichkeiten vorspielen...).
Weltanschaulich macht es natürlich einen enormen Unterschied, zu wissen, ob die Stimmen ausschließlich aus dem eigenen Unbewussten im Verbund mit Super-ASW kommen oder ob die menschliche Psyche von leibfreien bewussten Wesen besetzt werden kann. Der Psychologe Charles Tart äußert sich aufgrund langer Erfahrungen mit transpsychologischen Zuständen dazu wie folgt:
„Ich befinde mich in diesen zwei Extremen: Ich würde weder sagen, dass der Beweis zeigt, alles sei Unsinn und es ist alles nur das Unbewusste, noch würde ich sagen dass man die Existenz irgendeiner dieser Wesen bestätigen könnte.“ (Tart 1975)
Aber das sagte er vor mehr als 30 Jahren, als es die Experimente von Schwartz noch nicht gab!
Schon C.G. Jung war der Ansicht, dass die „Geister-Hypothese“ in der Praxis bessere Ergebnisse liefern würde als alle anderen. (Jung 1973)
Die meisten Wissenschaftler, die sich mit transpersonaler Psychologie beschäftigt haben, wissen, dass viele Phänomene auf die Existenz von Fremdpsychen hinweisen. Dies offen auszusprechen bedeutet jedoch, dass es leibfreie Strukturen mit Bewusstsein geben muss, was aber in der physikalischen Raumzeit allein nicht denkbar ist. Daher kann ein vierdimensionales Weltbild nur eine animistische Theorie paranormaler Phänomene gestatten. Es sei denn, man ist Psychiater, dann wird überhaupt nichts dergleichen für objektiv wahr gehalten. Sinnvolle Informationen mentaler Medien gibt es ihrer Meinung überhaupt nicht. Die Protokolle werden daher nicht zur Kenntnis genommen.
Leibfreie Fremdpsychen setzen mindestens eine weitere Existenzebene oder Dimension neben der Raumzeit voraus. Vor einer solchen Erweiterung unseres Weltbildes fürchten sich die meisten Menschen, weil das Unbekannte immer unheimlich ist und die neue Erkenntnis unabsehbare Konsequenzen für alle Lebensbereiche hätte.
Wie Channeling zustande kommt, ist theoretisch noch nicht geklärt. Erzeugen lässt sich dieser Zustand beispielsweise durch LSD-Einnahme. Das hat der Psychiater Stanislaw Grof zu Therapiezwecken verwendet. „Das LSD-Subjekt kann z.B. in einen Zustand einer mediumistischen Trance geraten, automatische Texte schreiben und in fremden Sprachen reden“, so Grof. (Grof 1976)
Grof fand unter seinen LSD-Subjekten einige, die Begegnungen mit Astralkörpern von Verstorbenen hatten und solche, die alle Anzeichen einer Geister-Besessenheit zeigten.
Leider wird das Channeln nicht von wissenschaftlich geschulten Menschen überwacht. Jede Hausfrau kann sich durch automatisches Schreiben oder „Oui-ja-Board“-Praktiken zum Medium entwickeln. Doch das unvorsichtige Experimentieren birgt die Gefahr in sich, dass die veränderten Bewusstseinszustände zu mentalen Störungen bis zum totalen Zusammenbruch führen können.
„Durch Oui-ja-Board-Praktiken wird der unbekannte geistige Abschaum angezogen“, weiß Stoker Hunt (Hunt 1985) Außerdem besteht nach Arthur Hastings immer das Risiko, dass die gechannelte Information ungenau, irreführend und trügerisch ist. (Hastings 1991)
Das Medium Jessica Lansing channelte den ehemaligen Physikprofessor Oliver J. Lodge (1851-1940), der 1894 eine Art Radioempfänger entwickelt hatte und 1902 in den Adelsstand erhoben wurde. Unter anderem warnte er Novizen vor der hohen Wahrscheinlichkeit, dass das eigene Unterbewusste und die Wunscherfüllungs-Aktivität durch automatisches Schreiben und Oui-ja-Board wirken. Wie auch vor ihm schon andere, warnt er außerdem vor der Anwesenheit negativer, gefährlicher Geister, die durch die Suche nach Channeling-Erfahrungen herangezogen werden können. (Leichtman 1979)
Der bedeutende schwedische Ingenieur-Wissenschaftler Emanuel Swedenborg (1688-1772), Herausgeber der ersten schwedischen wissenschaftlichen Zeitschrift (1715) war der erste Wissenschaftler, der Einsicht in die geistige Welt erhalten hat. Swedenborg sprach neun Sprachen, veröffentlichte 20 wissenschaftliche Werke und war in ganz Europa hoch geschätzt. Seit seinem 46. Lebensjahr verkehrte er mit Verstorbenen und war somit der eigentliche Begründer des Spiritismus.
Er besaß hellseherische Fähigkeiten und machte außerkörperliche Erfahrungen. Auch er warnte bereits vor der Beschäftigung mit Geistern und deren Informationen, wenn deren Identität nicht feststehen sollte.
„Nehmen Sie sich in Acht, “ antwortete Swedenborg seinem