Unzähmbare Cowboys - unzähmbare Leidenschaft - Ruth Jean Dale - E-Book

Unzähmbare Cowboys - unzähmbare Leidenschaft E-Book

Ruth Jean Dale

0,0
8,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

DIESEN COWBOY MUSS ICH KÜSSEN

Dana hat es nicht leicht. Erst die Scheidung, dann die Sorge um ihre Tochter Callie, die wegen ihrer Taubheit in verschiedenen Internaten untergebracht werden musste. Doch jetzt will Dana der Kleinen einen Herzenswunsch erfüllen: Sie meldet Callie zum Reitunterricht an, und es ist eine glückliche Fügung, dass ausgerechnet Cowboy Will Baker die Gebärdensprache beherrscht. Ganz selbstverständlich beginnen Dana, Callie und Will immer mehr Zeit miteinander zu verbringen. Doch erst Danas leidenschaftlicher kuss löst in dem zurückhaltenden Cowboy den Wunsch aus, dass sie alle zusammen für immer eine kleine Familie werden...

IN DEN ARMEN DES FREMDEN

Sturm über Texas, na wunderbar! Während des ungeplanten Aufenthalts begegnet Kitty Biedermann einem sexy Cowboy, der sie mit heißen Küssen verführt und ihr die Nacht versüßt … Nie hätte Kitty damit gerechnet, ihm Monate später in New York plötzlich wieder gegenüberzustehen! Und erst recht nicht damit, dass Ford Langley keineswegs Cowboy, sondern ein millionenschwerer Unternehmer ist - der es auf ihre Firma abgesehen hat! Wütend sieht Kitty ihn an. Nie und nimmer wird sie verkaufen, und wenn er noch so viel Charme einsetzt! Doch der Millionär lässt nichts unversucht …

LIEBE OHNE TABU

Pure Begierde sieht Elizabeth in Jakes Augen. Und sie, die sonst immer so beherrschte Mathematiklehrerin, kann an nichts anderes mehr denken als an heißen Sex und alle Zeit der Welt, um diese verrückte Liebe zu genießen. Aber dann zwingt sie sich, wieder ihren Verstand einzusetzen. Sie kennt diesen muskulösen Cowboy kaum. Könnte sie als Großstädterin hier im tiefsten Texas je mit ihm glücklich werden? Entschlossen bucht sie ihren Rückflug nach Hause. Doch so einfach entflieht sie Jakes überwältigender Anziehungskraft nicht...

STILLE MEINE SEHNSUCHT

Dani hatte gehofft, zusammen mit ihren Schwestern die geerbte Ranch bewirtschaften zu können. Doch in Texas angekommen, stellt sie fest, sie den heruntergekommenen Besitz nur mit fremder Hilfe in Schwung bringen werden. Genau diese Meinung vertritt auch der Cowboy Jack Burke, der ihr tatkräftig unter die Arme greift. Aber nicht nur bei der Arbeit beginnt Dani seine zupackende Art zu schätzen -auch seine wilden Küsse genießt sie. Heiße Sehnsucht, von diesem starken Mann geliebt zu werden, erwacht in ihr. Soll sie ihm zeigen, dass sie sich nur zu gern von ihm verführen lassen möchte?

HEIßE KÜSSE IN AMARILLO

Wildromantisch ist der Dinnerabend, zu dem der fantasievolle Cowboy Cooper die zierliche Faith auf seiner verfallenen Ranch in Amarillo einlädt: Ein Pappkarton dient als Tisch, ein paar Kerzen sorgen für Licht... Eigentlich wollte Faith gleich wieder abreisen, als sie die renovierungsbedürftige Ruine sah. Doch Cooper hat sie mit seinem Charme total verzaubert. Können seine Küsse sie dazu verführen, für immer bei ihm zu bleiben?

WIE EIN WOLF IN DER NACHT

Es ist dunkel in dem kleinen Zelt - Lexie kann kaum Cashs Gesicht erkennen. Nur seine strahlend blauen Augen leuchten verführerisch in der Finsternis. Jetzt ist die Gelegenheit für Lexie, ihre sinnlichen Träume Wirklichkeit werden zu lassen. Seit sie auf Cashs Ferienranch Urlaub macht, kann sie an nichts anderes mehr denken: dieser unglaublich athletisch gebaute Cowboy soll sie lieben. Doch Cash rührt sich überhaupt nicht. Worauf wartet er denn noch? Lexies Gedanken überschlagen sich - soll etwa sie die Initiative ergreifen? Noch nie in ihrem Leben hat sie einen Mann verführt - wie macht man das eigentlich?

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Seitenzahl: 1204

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Kristi Gold, Emily Mckay, Kristine Rolofson, Ruth Jean Dale, Kathie Denosky, Jennifer Greene

Unzähmbare Cowboys - unzähmbare Leidenschaft

Kristi Gold

Diesen Cowboy muss ich küssen

IMPRESSUM

Diesen Cowboy muss ich küssen erscheint in der Harlequin Enterprises GmbH

Redaktion und Verlag:

Postfach 301161, 20304 Hamburg

Telefon: 040/60 09 09-361

Fax: 040/60 09 09-469

E-Mail: [email protected]

Geschäftsführung:

Thomas Beckmann

Redaktionsleitung:

Claudia Wuttke (v.l.S.d.P.)

Produktion:

Christel Borges

Grafik:

Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

©

2000 by Kristi Goldberg Originaltitel: „Cowboy for Keeps“ erschienen bei: Silhouette Books, Toronto in der Reihe: DESIRE Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

©

Deutsche Erstausgabe in der Reihe Baccara Band 1130 Harlequin Enterprises GmbH, Hamburg Übersetzung: Susanne Albrecht Fotos: Harlequin Books S.A.

Veröffentlicht im ePub Format im 12/2012 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

eBook-Produktion: readbox, Dortmund

ISBN 978-3-86494-807-7

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.

CORA Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:

ROMANA, BIANCA, BACCARA, TIFFANY, MYSTERY, MYLADY, HISTORICAL

CORA Leser- und Nachbestellservice

Haben Sie Fragen? Rufen Sie uns an! Sie erreichen den CORA Leserservice montags bis freitags von 8.00 bis 19.00 Uhr:

CORA Leserservice

Telefon

01805 / 63 63 65*

Postfach 1455

Fax

07131 / 27 72 31

74004 Heilbronn

E-Mail

[email protected]

* 14 Cent/Min. aus dem Festnetz der Deutschen Telekom, abweichende Preise aus dem Mobilfunknetz

www.cora.de

1. KAPITEL

Als Dana Landry ihre eigensinnige Tochter Callie im Reitstall endlich eingeholt hatte, war ihre erste Reaktion Erleichterung. Doch ihre nächste Reaktion war Irritation - eine höchst weibliche Irritation, hervorgerufen von dem Mann, der vor ihrer achtjährigen Tochter hockte und sich lebhaft mit ihr unterhielt.

Callie hatte einen Cowboy entdeckt - und was für einen!

Seine breiten Schultern und das markante Profil verrieten Stärke und Energie; die hautengen abgetragenen Jeans unterstrichen seine männliche Ausstrahlung.

An sich hätte es Dana beruhigen müssen, dass es Callie gut ging. Stattdessen schlug ihr Herz wie verrückt, und das nur wegen dieses Mannes. Nicht etwa, weil er gefährlich aussah. Auch nicht deshalb, weil Callie normalerweise niemals mit Fremden sprach, da sie fast nie eine Antwort erhielt. Dieser typisch texanische Cowboy schien sich sogar gern mit ihr zu unterhalten. Ein Lächeln erhellte seine Züge, ein aufrichtiges Lächeln, kein mitleidiges wie sonst immer. Und Callie hing an jedem seiner Worte oder genauer gesagt, an jeder seiner Gesten.

Denn Callie war taub.

Der Mann sprach mit seinen großen Händen in flüssigen, rhythmischen Bewegungen.

Callie schien vollkommen hingerissen von ihm zu sein. Ein strahlendes Lächeln lag auf ihrem pausbäckigen Gesicht, und ihre blauen Augen leuchteten, während sie sich auf das lautlose Gespräch konzentrierte.

Eine Weile stand Dana wie gebannt da, bevor sie zu den beiden ging. Sie legte ihrer Tochter die Hände auf die Schultern und drehte sie zu sich herum. “Callie Renee Landry, du hättest nicht ohne mich hier hineingehen sollen.”

Der Cowboy richtete sich zu seiner vollen Größe auf, die ebenso beachtlich war wie alles andere an ihm.

“He, ist schon okay”, meinte er. “Ich hab sie gefunden, als sie auf den Bretterverschlag geklettert ist. Sie wollte nur einen Blick auf Pete hier drinnen werfen. Ist ja nichts passiert.”

Der Klang seiner vollen Stimme verblüffte Dana. Sie hatte angenommen, er sei ebenfalls gehörgeschädigt. “Bitte verzeihen Sie”, erwiderte sie lächelnd. “In ihrer Begeisterung bringt meine Tochter sich öfter mal in Schwierigkeiten.”

Sie blickte nach unten, da Callie ihr unaufhörlich auf die Hüfte tippte. Heftig die Hände bewegend, sah ihre Tochter sie stirnrunzelnd an.

Dana sprach ganz deutlich, sodass Callie die Worte von ihren Lippen ablesen konnte. “Du sollst nicht ohne mich loslaufen.”

Der Mann lächelte Callie zu und fuhr ihr durch die roten Haare. “Deine Mom hat recht. Du willst doch nicht, dass sie sich in ihren Reithosen verheddert, nur weil du plötzlich verschwunden bist, oder?”

Er vollführte dabei so flink die entsprechenden Gebärden, dass Dana ihm nicht hätte folgen können, wenn sie ihn nicht zugleich sprechen gehört hätte. Denn sie konnte die Zeichensprache nicht, die er vollkommen zu beherrschen schien.

Callie fand seinen Scherz offenbar sehr komisch und lachte unhörbar. Dana hingegen fand die Situation überhaupt nicht lustig, was jedoch mehr mit ihrer so ungemein weiblichen Reaktion auf diesen Cowboy zu tun hatte als damit, dass Callie weggelaufen war.

Callie machte einige Gebärden und deutete dann auf den Mann.

“Tut mir leid, Süße”, sagte Dana. “Aber du musst ein bisschen langsamer sprechen, damit ich dich verstehen kann.”

Der Cowboy nahm den Hut ab und reichte Dana die Hand. “Ich habe meine guten Manieren vergessen und mich noch gar nicht vorgestellt. Ich bin Will Baker.”

Bei seinem Lächeln zeigten sich zwei tiefe Grübchen in den Wangen, und seine weißen Zähne leuchteten in dem gebräunten Gesicht. Das zusammen mit dem sonnengebleichten Haar verlieh ihm einen jungenhaften Charme, aber die dunklen Augen hatten eine Anziehungskraft, die absolut die eines erwachsenen Mannes war.

Dana blinzelte unwillkürlich. “Oh Will …” Es hörte sich seltsam vertraut an, als würde sie ihn bereits kennen. Ein wenig verlegen schaute sie zur Seite, bevor sie ihn anlächelte und seine Hand nahm. “Ich bin Dana Landry.”

“Freut mich, Sie kennenzulernen, Dana.”

Sein Lächeln wurde eine Spur breiter, und auch wenn Dana es nicht wahrhaben wollte, etwas in seinem Blick ließ ihr Herz noch schneller schlagen, und bei der Berührung mit ihm prickelte ihre Haut.

Nachdem er ihre Hand losgelassen hatte, kniete Will sich erneut hin, um mit Callie zu reden. “Willst du mal irgendwann auf dem alten Pete reiten?”

Sofort machte Callie das Zeichen für Ja, obwohl das nicht nötig gewesen wäre. Ihr glücklicher Gesichtsausdruck sagte alles.

“Gut. Dann lass dich bald mal von deiner Mom herbringen. Möchtest du Pete Auf Wiedersehen sagen?”

Energisch nickte Callie mit dem Kopf. Will richtete sich auf und setzte seinen Hut wieder auf, holte einen grünen Eimer, stellte ihn umgekehrt auf den Boden vor der Pferdebox und hob Callie darauf.

Er drehte sich wieder zu Dana. “Nimmt sie hier Reitstunden?”

“Ich wollte sie gerade anmelden, als sie verschwunden ist.”

“Oh. Ich dachte, wegen ihrer Reitkleidung hätte sie schon einige Stunden hinter sich.”

“Sie ist ein wenig geritten. Die Kleidung ist von mir. Callie will sie unbedingt tragen.”

Will hob die Brauen. “Sie reiten also auch?”

“Ich hatte mal Reitunterricht, als ich ungefähr in Callies Alter war. Aber das ist schon mehr als zwanzig Jahre her, und ich habe alles längst vergessen.”

Er musterte sie rasch und lächelte. “Das bezweifle ich.”

Dana verschränkte die Arme und unterdrückte damit das Bedürfnis, den Saum ihres engen dunkelblauen Rocks herunterzuziehen. Obwohl sie ein schlichtes Kostüm trug, fühlte sie sich unter Wills sinnlichem Blick wie nackt, und ihre Haut glühte, als hätte er sie berührt.

Augenzwinkernd meinte er: “Das nächste Mal sollten Sie sich vielleicht etwas Bequemeres anziehen. Es wäre doch schade, wenn Sie hier Ihre schönen Sachen ruinieren.”

Sie überspielte ihre Befangenheit und hob Callies Reitkappe und die Peitsche auf. “Ich werde versuchen, daran zu denken.”

Immer noch spürte sie seinen Blick. Als sie aufschaute, lehnte er lässig an der Box und hatte die Arme gekreuzt, sodass man gut seine muskulösen Unterarme und die goldblonden Härchen darauf sehen konnte.

“An welchen Tagen wird Callie zum Reiten kommen?”, fragte er.

Dana zupfte etwas Heu von der schwarzen Samtkappe. “Donnerstags, falls es klappt.”

“Wieso sollte es das nicht?”

Sie sah ihn an. “Callie hat an einem Reitlehrgang in der Schule teilgenommen. Einer der Lehrer hat ihr empfohlen, jetzt im Sommer noch mehr Stunden zu nehmen, weil sie sich wirklich dafür begeistert. Sie ist so … lebhaft, und es scheint sie zu beruhigen. Aber hier gibt es kein Programm für behinderte Kinder, deshalb wird sie den anderen gegenüber im Nachteil sein.”

Will sah zu Callie, die das Maul des kastanienbraunen Pferdes streichelte, das seinen Kopf ein Stück durch die Eisenstangen schob. “Sie kommt bestimmt gut klar”, erwiderte er. “Und wenn sie lebhaft ist, ist daran doch nichts verkehrt.”

“Ich möchte, dass sie die Grundlagen des klassischen englischen Reitstils erlernt. Schritt und Trab. Unterrichten Sie auch?”

“Nein, Ma’am. Ich habe nur einen Teil des Geländes gepachtet, um Pferde für Rodeos zu trainieren.”

Ein Pferdetrainer. Dana war etwas enttäuscht. Mit einem Reitlehrer, der in der Lage war, sich mit ihr zu verständigen, hätte Callie sofort einen großen Vorteil gehabt. “Arbeiten Sie ausschließlich als Trainer?”

“Außerdem nehme ich noch an Rodeos teil, Lassowerfen im Team.”

Auf ihre verständnislose Miene hin erklärte er: “Zwei Cowboys zu Pferd, die einen Stier jagen. Einer wirft ihm das Seil um die Hörner, der andere um die Beine. Dann legt man das Tier flach. Das schnellste Team gewinnt.”

Dana hätte am liebsten gefragt, weshalb man einem armen Tier so etwas überhaupt antat, sagte dann aber nur: “Klingt interessant.”

“Eigentlich ist es für die Zuschauer ziemlich langweilig.” Will stieß sich vom Zaun ab, hob Callie vom Eimer und stellte sie neben Dana auf die Füße. “Jetzt geh mal mit deiner Mom, damit ihr dich zum Reiten anmelden könnt.” Er zwickte ihr sanft in die Nase. “Und lauf nicht wieder weg.”

Dana setzte Callie die Kappe auf und gab ihr die Peitsche zurück. “Vielen Dank, dass Sie auf sie aufgepasst haben, Mr. Baker.”

“Kein Problem. Und nennen Sie mich doch bitte Will.” Mit der Fingerspitze tippte er sich an den Hutrand. “Bis dann, Mrs. Landry.”

“Nur Dana bitte.”

Callie winkte Will zum Abschied und zog sie zum Ausgang.

Doch Dana wandte sich noch einmal zu ihm um. “Woher können Sie die Gebärdensprache?”

In Wills dunklen Augen flackerte etwas auf. War es Schmerz oder Traurigkeit? Jedenfalls verschwand sein Lächeln.

“Von meiner Familie”, erwiderte er, drehte sich um und ging davon.

Während Callie sie zum Reitplatz zog, kreisten Danas Gedanken um Will Baker und seine knappe Antwort auf ihre Frage. Vielleicht hatte er auch ein gehörgeschädigtes Kind oder seine Frau war taub. Allerdings trug er keinen Ring. Doch das musste ja nichts heißen.

Als sie sich für die Anmeldung zum Reiten anstellten und unter dem Zeltdach warteten, blickte Dana sich um und sah Will nun an der Stalltür lehnen. Die Daumen in die Gürtelschlaufen gehängt, ein Seil über der Schulter, hatte er ein Bein angewinkelt und stützte sich mit dem Stiefel an der Holztür hinter ihm ab. Er bot das Bild eines typischen Cowboys aus dem legendären Wilden Westen. Eines fantastisch aussehenden Cowboys, der ganz und gar nicht ihr Typ war.

Trotzdem stieg eine plötzliche Hitze in Dana auf, die nichts mit der glühend heißen Junisonne zu tun hatte.

“Ihr Scheck bitte. Ma’am?”, sagte die Frau an der Anmeldung.

“Entschuldigen Sie”, murmelte Dana und riss den Blick von Will los. Sie reichte der Frau den Scheck und behielt Callie im Auge, während sie die Formulare unterzeichnete.

Callie stand ein paar Meter entfernt bei einem Jungen von etwa neun Jahren.

Besorgt beobachtete Dana die beiden.

“Wie heißt du?”, fragte der Junge.

Callie zögerte kurz und buchstabierte dann mit den Fingern ihren Namen.

“Ich habe gefragt, wie du heißt”, wiederholte der Junge.

Dana ging hinüber zu ihrer Tochter und legte ihr eine Hand auf die Schulter. “Sie heißt Callie.”

Der Junge zog seine Stupsnase kraus. “Warum hat sie’s mir dann nicht gesagt? Ist sie blöd oder was?”

Danas erster Impuls war es, ihn wegen seiner Unwissenheit zu schelten. Da er es vermutlich jedoch nicht besser wusste, sagte sie nur: “Sie kann dich verstehen, wenn du langsam sprichst.”

“Oh.” Der Junge zuckte die Achseln und lief davon.

Callies niedergeschlagene Miene schnitt Dana ins Herz. Was mochte ihrer Tochter durch den Kopf gehen, wenn sie so unaufmerksamen Menschen begegnete, die es nicht einmal versuchten, sie zu verstehen? Litt sie sehr darunter? Lebte ihre Tochter vielleicht zu abgeschirmt von den Härten der Realität, seitdem sie im Internat war?

Alles, was Dana bisher getan hatte, hatte sie für Callie getan. Nun, da sie eine neue Arbeitsstelle hatte, konnte sie endlich eine größere finanzielle Unabhängigkeit von Rob erlangen. Sobald sie sich an den Ausbildungskosten für Callie beteiligte, würde sie dabei auch mehr zu sagen haben. Aber am meisten wünschte sie sich, mit ihrer Tochter wirklich kommunizieren zu können.

Nicht dass sie es nicht versucht hätte. Aber gleichgültig, welche Form der Kommunikation sie vorgeschlagen hatte, Rob war nicht damit zufrieden gewesen. Er mochte es nicht, wenn Callie die Gebärdensprache verwendete, weil das in der Öffentlichkeit zu sehr auffiele, wie er meinte. Doch das lautsprachliche Konzept lehnte er ebenfalls ab, weil Callies Sprechen sich seltsam anhörte. Im Grunde wollte er nichts anderes als ein normales Kind.

Dennoch hatte Callie die Zeichensprache gelernt, um die anderen Kinder im Internat zu verstehen. Und sie hatte sie so rasch gelernt, dass Dana in der begrenzten Zeit, die sie miteinander verbrachten, nicht mehr mit ihr hatte Schritt halten können.

In diesem Moment lächelte Callie sie liebevoll an. Dann hob sie die Hand, knickte Ring- und Mittelfinger ein und formte das Zeichen, das sie jeden Abend vor dem Schlafengehen gemeinsam machten: “Mom, ich hab dich lieb.”

Zärtlich erwiderte Dana das Lächeln und formte mit den Lippen lautlos die Worte: “Ich hab dich auch lieb.”

Daraufhin drückte Callie sie ganz fest, so als hätte ihre Mutter den Mond für sie vom Himmel geholt.

Dana wurden die Augen feucht. Sie würde alles für ihre Tochter tun, die ihr so viel Liebe und Freude schenkte, und sie nahm sich vor, ab Montag ihre Arbeitszeit zu reduzieren, um mehr mit Callie zusammen sein zu können, solange sie jetzt in den Sommerferien zu Hause war. Und mehr denn je war sie entschlossen, Unterricht in der Zeichensprache zu nehmen.

Sie nahm Callie in die Arme und wirbelte sie herum. Auf einmal fühlte sie sich heiter und beschwingt, bereit, es mit jedem aufzunehmen, der sich dem Glück ihrer Tochter in den Weg stellte. Rob eingeschlossen. Sie wollte Callie ein erfüllteres Leben bereiten. Heute war erst der Anfang. Und vielleicht würde sie ja auch Will Baker davon überzeugen können, ihr dabei zu helfen.

Will musste grinsen, als er Dana am Donnerstagabend aus ihrem schicken Wagen steigen sah. Offenbar entsprach ihre Vorstellung von Freizeitkleidung nicht ganz dem, woran er gedacht hatte. Ein ärmelloses Seidentop und eine schwarze Seidenhose waren für knietiefen Dreck nicht sonderlich geeignet. Nicht dass sie nicht gut ausgesehen hätte, im Gegenteil. Vermutlich würde sie sogar in einem Futtersack gut aussehen.

Will spürte ein vertrautes Ziehen in den Lenden.

Vergiss es, sagte er sich. Diese Frau spielt nicht in deiner Liga. Ihre Welt sind Derbys und Partys. Eine Frau, die es geschafft hatte. Wahrscheinlich führte sie ein perfektes Leben.

In diesem Augenblick kam Callie den Hügel hinuntergerannt, was Will ein Lächeln entlockte. Nein, die kleine Callie würde sich mit ein wenig Schritt und Trab sicher nicht zufrieden geben. Wenn dieses Mädchen seine Tochter wäre, würde er dafür sorgen, dass sie mit dem Lasso umgehen lernte und nicht wie ein Püppchen im Sattel posierte.

Aber im Grunde ging sie ihn ja nichts an.

Callie stürmte an dem Reitplatz vorbei, wo sich die übrigen Schüler schon versammelt hatten, und auf Will zu, wobei ihre Hände sich ebenso schnell bewegten wie ihre Füße. Vor ihm kam sie abrupt zum Stehen und warf die Arme um seine Hüften.

“Wow!” Er schob sie etwas von sich. “Wohin denn so eilig?”

Aufgeregt machte sie die Gebärde für Pferd.

Mit missbilligender Miene kam Dana den Hügel heruntermarschiert und deutete auf Callie. “Wenn du noch einmal wegläufst, ist das das Ende deiner Karriere als Reiterin.”

Callie nickte, doch ihre gerunzelte Stirn zeigte, dass es ihr keineswegs gefiel, auf diese Weise eingeengt zu werden. Will konnte es ihr nicht verdenken. Er hatte auch manchmal das Bedürfnis wegzulaufen. So wie jetzt zum Beispiel.

“Callie scheint Sie ins Herz geschlossen zu haben”, sagte sie mit einer Stimme, die so sanft war wie ihr Lächeln und bei der ihm noch heißer wurde.

Kein Zweifel, diese Frau war attraktiv, mehr als das, sie war sexy. Und sie hatte Klasse. Wahrscheinlich jemand für eine dauerhafte Beziehung. Der Typ Frau, dem er bisher immer aus dem Weg gegangen war. Doch irgendwie hatte er das Gefühl, dass es leichter gesagt als getan war, Dana Landry zu ignorieren.

Anstatt die Flucht zu ergreifen, solange es noch ging, erklärte er: “Da ich für heute fertig bin, werde ich Sie der Lady vorstellen, die Callie unterrichten wird.”

Auf dem Weg zum Reitplatz schob Callie ihre kleine Hand in seine. Ohne sich seine Verblüffung anmerken zu lassen, lächelte er sie an. Das offensichtliche Vertrauen des Kindes bereitete ihm etwas Unbehagen, ähnlich wie ihre viel zu attraktive Mutter.

Er warf einen raschen Seitenblick auf Dana. Sie hatte keine Sommersprossen auf der Nase wie Callie, aber ihre Augen waren von dem gleichen tiefen Blau. Das kastanienbraune Haar hatte sie wie beim letzten Mal zu einem langen Pferdeschwanz zusammengebunden, und er fragte sich, wie sie wohl aussähe, wenn sie es offen tragen würde, und ob es nach einer langen Liebesnacht wild und zerzaust wäre.

Nein, diese Frau hatte nichts Wildes an sich, und er hatte bei ihr etwa genauso viel Chancen, wie den Mond mit dem Seil einzufangen.

Außerdem lebte er seit zwölf Jahren allein, und so sollte es auch bleiben. Keine festen Bindungen, keine dauerhaften Verpflichtungen. Ebenso wenig hatte er die Absicht, sich irgendwo niederzulassen, obgleich er sich gelegentlich danach sehnte. Aber er konnte es nicht. Noch nicht. Und vielleicht würde er das sogar niemals können.

Sie näherten sich Marge Golden, die neben dem Reitplatz stand und einer Mutter zuhörte, die die Talente ihres kleinen Phillip mit einer Stimme pries, die Tote hätte wecken können. Will fing Marges Blick auf und grinste, weil sie nun so tat, als müsste sie husten, sich abwandte und dabei die Augen verdrehte.

Nachdem die Frau ihre Rede beendet hatte, brachte er Callie und Dana zu Marge. “Madam, das ist die Schülerin, von der ich dir schon erzählt habe.” Er ließ Callies Hand los, um Zeichen in die Luft zu malen. “Callie, das ist die Chefin hier, aber du kannst Marge zu ihr sagen.”

Marge wandte sich an Dana und erklärte in ihrer rauchigen Stimme: “Will ist der Einzige, der mich Madam nennt. Klingt, als würde ich ein Bordell führen.” Sie lächelte Callie an. “Will, Sag Miss Callie, dass ich mich freue, sie kennenzulernen.”

“Callie kann von den Lippen ablesen”, warf Dana ein.

“Na wunderbar.” Marge drehte sich wieder zu dem Mädchen. “Freut mich, dich kennenzulernen, Callie. Wir können gleich anfangen.”

Dana verkrampfte die Hände. Will nahm an, dass sie nicht wusste, was sie von Marge halten sollte, mit ihrem langen, graubraunen Zopf, der ihr bis zur Taille hing; dem fadenscheinigen Flanellhemd und den verwaschenen Jeans, die aussahen, als würde selbst die Heilsarmee sie nicht mehr annehmen. Aber Marge war die beste Reitlehrerin für Kinder, die er sich vorstellen konnte.

Als Marge Callie nun bei der Hand nahm und sie durchs Tor führte, machte Dana unwillkürlich einen Schritt vorwärts. Will legte ihr die Hand auf den Arm, wobei ihn bei der Berührung mit ihrer bloßen Haut ein eigenartiges Gefühl durchzuckte.

Er räusperte sich. “Kommen Sie mit rüber an den Zaun. Da können Sie zusehen.”

Schweigend folgte Dana ihm. Sobald sie den weißen Zaun erreicht hatten, umklammerte sie das oberste Brett und fragte: “Wohin gehen sie?”

Will zeigte ans andere Ende des Platzes, wo mehrere Pferde angebunden waren. “Dort kriegen sie ihre erste Lektion - das Aufsatteln. Sie sind gleich wieder da.”

Dana war immer noch besorgt. “Ich hoffe, die Lehrerin passt auf sie auf. Callie ist sehr klein für ihr Alter. Ich hätte Marge sagen sollen, dass sie sie im Auge behalten soll, falls …”

“Entspannen Sie sich. Marge weiß, was sie tut. Außerdem reitet Callie eine fünfundzwanzig Jahre alte Stute, die kaum größer ist als ein Pony.”

Nach etwa zehn Minuten kamen zwei andere Schüler auf ihren Pferden auf den Platz geritten, ein Junge und ein Mädchen, schick gekleidet in englischem Reitdress und auf englischem Sattel. Will fand, dass sie in Jeanshemden und Jeans sehr viel besser aussehen würden. Und diese verdammten englischen Sättel hielt er ohnehin für nutzlos. Dann lieber gleich auf dem bloßen Pferderücken sitzen, dachte er.

“Da ist sie”, rief Dana leise.

Callie saß im Sattel auf der grauen Stute, die Füße in den Steigbügeln, die Zügel in beiden Händen.

“Sie sieht gut aus”, erwiderte Will. “Callie wird das schon schaffen.”

“Hoffentlich.” Doch Dana klang wenig überzeugt.

Callie passte konzentriert auf, bis sie näher an den Zaun herangekommen war, dort, wo Dana und Will standen. Sie nahm die Zügel zwischen die Zähne, um ihnen mit den Händen zu sagen: ‘Schaut mich an.’

Das Pferd begann sich wegen der verwirrenden Signale zu drehen. Dana schnappte entsetzt nach Luft, und Will entschied, dass er wohl besser eingreifen sollte.

Er stieg ein paar Latten auf den Zaun, um gut sichtbar zu sein, und erklärte in Gebärdensprache: “Nimm die Zügel aus dem Mund und halt deine Hände ruhig, Callie.”

Callie nickte und nahm wieder die korrekte Haltung ein.

Sobald Will wieder herabgestiegen war, meinte Dana aufgeregt: “Vielleicht müssen wir ihr die Zügel um die Hände binden. Sie liebt die Gebärdensprache so.”

Will lehnte sich mit der Hüfte an den Zaun und sah Dana an. “Warum sprechen Sie nicht in der Gebärdensprache mit ihr?”

“Das tue ich”, entgegnete sie scharf, “jedenfalls etwas. Seit zwei Jahren ist sie in einem Internat für Gehörgeschädigte, und davor hatten wir sie für kurze Zeit in einer Gehörlosenschule, wo sie gelernt hat, von den Lippen abzulesen.”

“Hat sie jemals Sprechen gelernt?”

“Nicht viel. Und inzwischen versucht sie’s gar nicht mehr. Jetzt, da sie die Gebärdensprache kann, scheint sie glücklich zu sein.”

“Kann ihr Vater die Gebärdensprache?”

“Nein. Rob benutzt die Gebärdensprache überhaupt nicht.” Danas Tonfall verriet Missbilligung.

“Und wenn Sie alle zu Hause sind, wie verständigt er sich dann mit ihr?”

“Er lebt nicht bei uns.”

“Sie sind also geschieden?”

“Ja.”

Danas Gesicht wirkte wie versteinert, woraus Will schloss, dass sie die Trennung noch nicht überwunden hatte. Vermutlich trauert sie dem Kerl noch immer nach, dachte er.

“Er erwartet von ihr, dass sie von seinen Lippen abliest”, fuhr Dana fort.

“Und wie soll sie antworten?”

“Indem sie es aufschreibt, durch Zeigen, wie auch immer. Sie stehen sich nicht sehr nah.”

Wills Meinung nach war dies die Untertreibung des Jahres. Wie konnte jemand seinem Kind nahestehen, wenn er nicht mit ihm sprechen konnte? “Und in wieweit beherrschen Sie die Gebärdensprache?”

Dana senkte den Blick. “Nicht besonders gut. Callie ist sehr geduldig mit mir, und ich bemühe mich. Es ist nicht so einfach, wie es aussieht. Aber das wissen Sie ja wohl selbst.” Sie sah ihn an. “Wie lange haben Sie gebraucht, um es zu lernen?”

Wegen seiner Eltern war Will seit seiner Geburt mit der Gebärdensprache aufgewachsen. Ihm war gar nichts anderes übrig geblieben, als sie zu erlernen. Doch das war etwas, was er lieber für sich behielt. Nicht weil er sich dessen schämte, sondern weil er das Mitleid und die Entschuldigungen hasste, mit denen die meisten Leute darauf reagierten.

“Ich hatte viel Übung. Ich finde es am einfachsten, mit dem Mund und den Händen gleichzeitig zu sprechen, wenn Sie so wollen, und beide Welten zusammenzubringen. Es braucht nur etwas Zeit und Übung.”

“Ich weiß, und ich will ja auch versuchen, Unterricht zu nehmen. Allerdings habe ich meinen neuen Job gerade erst angetreten, und deshalb bleibt mir nur wenig Zeit.”

“Hört sich nach einem harten Job an”, meinte er.

Dana lächelte. “Das könnte man so ausdrücken.”

“Was machen Sie denn genau?”

“Ich bin Wirtschaftsprüferin.”

Verdammt, fluchte Will innerlich. Sie verdient wahrscheinlich einen Haufen mehr Geld, als ich je gehabt habe. Noch ein Grund, weshalb sie garantiert nicht an einem Cowboy interessiert ist. Umso besser. So eine Frau kann ich sowieso nicht gebrauchen. Ich kann gar keine Frau gebrauchen.

“Verstehe”, sagte er.

Sie war erstaunt “Was denn?”

“Ihre Kleidung, das Auto. Es passt alles zusammen.”

Dana schien über seinen Kommentar erstaunlicherweise ungehalten zu sein. Dabei verkörperte sie doch genau das Bild der erfolgreichen Karrierefrau.

Ein plötzlicher Windstoß wirbelte Staub und Sägespäne auf. Will rieb sich die Augen und konnte gerade noch rechtzeitig seinen Hut festhalten.

“Oh, mein Gott!” Dana stürzte an ihm vorbei.

Will fuhr herum. Er hörte die erschreckten Schreie der Kinder, dann sah er die graue Stute vorbeitraben. Und in der Mitte des Reitplatzes lag eine kleine Gestalt auf dem Boden.

Callie.

Eltern eilten an den Zaun. Pferde wieherten und tänzelten auf der Stelle. Die meisten Kinder starrten auf Callie, und der kleine Phillip fing an zu weinen. Dana versuchte vergeblich, das Tor zu entriegeln. Doch ehe Will Callie zu Hilfe kommen konnte, hatte Marge ihr bereits aufgeholfen, während ein Mitarbeiter die Stute einfing.

“Sie ist okay”, rief Marge. “Es ist nichts passiert. Die Stute hat sich bloß erschreckt, als eins der Ponys in sie hineingelaufen ist.”

Dana war wie erstarrt. “Ich bringe sie nach Hause.”

“Lassen Sie sie wieder aufsitzen”, erklärte Will.

“Nein! Auf gar keinen Fall!”

“Jeder, der mit Pferden zu tun hat, weiß, dass man nach einem Sturz am besten sofort wieder aufsteigt.”

Sie schaute weg. “Das habe ich nie getan.”

“Sie sind runtergefallen und nie wieder aufgestiegen?”

“Meine Mutter hat es nicht zugelassen.”

“Machen Sie bei Callie bloß nicht den gleichen Fehler. Lassen Sie sie wieder aufs Pferd.”

Unterdessen war Callie schon längst von sich aus wieder in den Sattel gestiegen.

“Ich gehe da hinein”, presste Dana zwischen den Zähnen hervor.

“Wenn Sie das tun, wird sie unglaublich wütend auf Sie sein.”

“Marge ist mir egal.”

“Ich spreche von Callie.”

Callie sah keineswegs entmutigt aus. Tatsächlich lächelte sie sogar, als sei das Ganze lediglich ein großes Abenteuer gewesen.

Tolles Mädchen, dachte Will. Die Kleine gefiel ihm immer besser, und so ungern er es sich eingestand, auch ihre Mutter gefiel ihm weit mehr, als gut für ihn war.

Staunend blickte Dana zu ihrer Tochter. “Wie kann sie nur ruhig sein? Sie hätte sich sonst was brechen können. Oder noch schlimmer.”

“Ich bin schon mehr als einmal vom Pferd gefallen und hab mir noch nie was dabei gebrochen.” Aufgeschürfte Knie und geprellte Rippen, die hatte er häufig gehabt, aber das sagte er Dana nicht.

“Aber Sie wissen, was Sie tun.”

“Mit der Zeit wird Callie das auch wissen.”

“Falls sie mitkommt.” Dana zeigte auf Callie, die gerade versuchte, sich Marge verständlich zu machen. “Marge sieht nicht so aus, als ob sie sie versteht.”

Will musste zugeben, dass sowohl Callie als auch Marge ein wenig verwirrt wirkten.

Mit ihren großen blauen Augen sah Dana ihn fest an. “Darf ich Sie um einen Gefallen bitten?”

“Fragen kostet nichts”, antwortete er, obwohl er ein ungutes Gefühl dabei hatte.

“Könnten Sie vielleicht mitreiten und helfen? Nur für heute.”

Verflixt, dachte Will. Er hatte einer hübschen Frau noch nie etwas abschlagen können, und Dana Landry war hübscher als die meisten.

“Okay”, brummte er und ging mit langen Schritten zum Stall. Er hätte sich dafür ohrfeigen können, dass er sich darauf einließ, denn er ahnte, dass dies erst der Anfang war, falls Dana noch öfter hier auftauchte.

2. KAPITEL

Angespannt schaute Dana zu, als Will durch das gegenüberliegende Tor auf Pete hereinritt, ein langes Nylonseil über der Schulter. Nach einem kurzen Wortwechsel mit Marge band er seine Zügel an seinen Sattelknauf, nahm das Seil und befestigte es an den Zügeln der grauen Stute.

Dann ritt er neben Callie her, wobei er seinen Wallach lediglich mit den Beinen lenkte. Dana vermutete, dass er das häufiger tat und deshalb so muskulöse Oberschenkel besaß, die sich deutlich unter den abgetragenen Jeans abzeichneten.

Er blieb einen Moment lang stehen, um Callie etwas mitzuteilen, streifte nun sein verwaschenes Arbeitshemd ab und warf es an den Rand des Reitplatzes. Dana, deren Blick zwischen ihm und ihrer Tochter hin- und herwanderte, beobachtete aufmerksam, wie er mit dem Seil die Stute kontrollierte.

Als er sich abwandte, blieb Danas Blick unwillkürlich an dem weißen T-Shirt hängen, das Will als Unterhemd trug und das sich straff über seinen Rücken spannte, sodass jeder Wirbel und die durchtrainierten Muskeln zu sehen waren. Durch und durch ein Mann, dachte Dana. Aber in seinen dunkelbraunen Augen hatte vorhin eine Sanftheit gelegen, die die raue Fassade Lügen strafte.

Will lächelte Callie zu und schaute dann grinsend zu ihr hinüber, als wollte er sagen: Sehen Sie, sie kann’s.

Wieder einmal hatte Callie ihrer Mutter bewiesen, dass diese im Unrecht gewesen war, und am Ende der dreißigminütigen Reitstunde ihrer Tochter unter der Anleitung von Will Baker hatte auch Dana sich beruhigt. Als sie jedoch sah, wie kraftvoll und mit welcher Geschmeidigkeit Will sich vom Pferd schwang, begann ihr Puls erneut zu rasen.

Nachdem Will Callie vom Pferd heruntergeholfen hatte, überließ er Pete und die Stute einem der Stalljungen. Gemeinsam mit Callie kam er zu Dana herüber. Die beiden schwatzten wie alte Freunde miteinander, und Callie strahlte ihn an, als sei er ein Held. Noch nie hatte Dana gesehen, dass Callie in dieser Weise zu ihrem Vater aufblickte.

Rasch schob Callie den Riegel hoch, an dem Dana zuvor gescheitert war, und stürmte durchs Tor. Sie schlang beide Arme um ihre Mutter, ließ sie wieder los, legte dann die Fingerspitzen an die Lippen und warf ihr eine Kusshand zu.

“Bitte sehr, gern geschehen”, erwiderte sie.

Dana wünschte, sie könnte das Entzücken ihrer Tochter über ihre erste Reitstunde teilen, aber die Furcht um sie war größer. Marge war nicht in der Lage, mit Callie zu sprechen. Durfte sie ihr also wirklich die Sicherheit ihres Kindes anvertrauen?

Will hingegen konnte sich mit Callie gut verständigen.

“Entschuldigen Sie, Will”, begann Dana vorsichtig.

Er schob seinen Hut nach hinten. “Ja, Ma’am?”

“Wären Sie eventuell bereit, Callie zu unterrichten?”

Mit finsterer Miene trat er einen Schritt zurück. “Auf gar keinen Fall. Es hat mich nicht gestört, heute auszuhelfen, aber ich mag den englischen Reitstil nicht.”

“Aber Sie wissen, wie’s geht.”

Die Hände in den Gesäßtaschen vergraben, hielt er den Blick zu Boden gerichtet. “Ja, schon.”

Sein offensichtliches Unbehagen belustigte Dana, was sie sich jedoch nicht anmerken ließ. “Und ich bin sicher, Sie beherrschen ihn auch.”

Er bohrte eine Stiefelspitze in die Erde. “Ja, aber ich habe ziemlich viel zu tun, mit dem Rodeo und meinen Stammkunden und all dem.”

“Ach so. Nun, ich kann verstehen, wenn Sie nicht noch mehr Zeit von Ihrer Familie getrennt sein wollen”, meinte Dana, in der Absicht, etwas mehr über ihn zu erfahren.

Mit düsterem Ausdruck schaute er auf. “Ich habe hier keine Familie. Ich lebe allein.”

“Oh. Sie sind also nicht verheiratet?”

“Nein.”

“Keine Kinder?”

“Nein.”

Also hatte er weder eine gehörgeschädigte Frau noch ein solches Kind. Vielleicht einen Elternteil?

Callie, die ihre Mutter intensiv beobachtet hatte, zog an Wills Hand. Sobald er sie ansah, vollführte sie mit der Hand einen Kreis entgegen dem Uhrzeigersinn um ihr Herz und buchstabierte dann seinen Namen.

“Du hast ja richtig gute Manieren”, antwortete er und tippte ihr auf die Nasenspitze. “Aber Süße, du kannst den ganzen Tag lang Bitte sagen, und ich werde trotzdem kein so guter Lehrer sein wie Marge.”

“Ich würde Sie auch bezahlen”, fügte Dana hinzu. “Nennen Sie mir Ihren Preis.”

Will warf ihr einen strengen Blick zu. “Ich brauche Ihr Geld nicht.”

Anscheinend hatte sie ihn damit in seinem Stolz gekränkt. “Was müsste ich denn tun, um Sie dazu zu bringen, Ja zu sagen?” Ihre unschuldig gemeinte Frage hörte sich irgendwie zweideutig an, und Dana wurde rot.

“Können Sie kochen?”

“Das ist eins meiner Hobbys.”

“Welche anderen Hobbys haben Sie denn noch?”

Bei dem sinnlichen Unterton in seiner Stimme lief ihr ein Schauer über die Haut, aber achselzuckend antwortete sie nur: “Ich habe nicht viel Zeit für Hobbys.”

Will strich sich mit der Hand übers Kinn. “Ein gutes, selbst gekochtes Essen klingt für mich sehr verlockend. Gegen eine solche Bezahlung hätte ich nichts einzuwenden.”

Und sie fand sein Lächeln sehr verlockend. “Darüber ließe sich reden. Aber ich würde Sie trotzdem gern bezahlen.”

Wieder zerrte Callie an Wills Hand und sprach dann mit eifrigen Gebärden auf ihn ein.

Er lächelte Callie zu. “Also schön, Cowgirl, wenn du unbedingt willst. Aber ich muss zuerst Marge fragen.”

“Und wenn Marge einverstanden ist, dann machen Sie’s?”, fragte Dana erfreut.

“Ich schätze, ja.”

“Und ich zahle Ihnen dasselbe, was ich Marge sonst zahlen würde.”

Er runzelte die Stirn. “Wenn Sie darauf bestehen.”

“Gut.” Sie reichte ihm die Hand, um die Abmachung zu besiegeln.

Will nahm sie, ohne zu zögern. Doch anstatt sie zu schütteln, hob er ihre Hand an die Lippen und streifte sie mit einem leichten Kuss. Augenzwinkernd erklärte er: “Will Baker zu Ihren Diensten, Ma’am.”

Dana war gleichzeitig erleichtert und aufgeregt. Sie versuchte, so gut es ging, das Prickeln zu ignorieren, das sie dort spürte, wo seine Lippen sie berührt hatten. Als sie merkte, dass Will noch immer ihre Hand festhielt, entzog sie sie ihm sanft. “Also, dann nächsten Donnerstag?”

“Freitag. Da können wir den Platz ganz für uns haben. Und kommen Sie um halb sechs.” Mit gespielt ernster Miene wandte er sich an Callie. “Und du, kleine Lady, bring ein Paar Knie- und Ellbogenschützer mit, falls du beschließt, noch mal abzutauchen.”

“Oh nein!”, stöhnte Dana.

Er grinste jungenhaft, was ihr Herz sofort schneller schlagen ließ. “Ich habe Sie doch nur aufgezogen, Mama Bär.”

Da stieß Callie, die in den letzten paar Jahren kaum einen Laut von sich gegeben hatte, ein Lachen aus. Ein Lachen, das seltsam, aber wunderbar klang. Es war beinahe ebenso wunderbar wie damals, als Dana ihre neugeborene Tochter zum ersten Mal hatte schreien hören, ohne zu wissen, wie schwer der Weg sein würde, der vor ihnen lag.

Voller Staunen schaute sie Callie an, schluckte und blickte dann zu Will. “Sie hat schon lange nicht mehr so gelacht.”

Sein Blick war warm und wissend. “Vielleicht müssen wir einfach dafür sorgen, dass sie etwas zu lachen hat.”

Als Dana am Freitag vor dem Reitstall in Willowbrook hielt, verfluchte sie die Laufmasche in ihrer Strumpfhose und den Kaffeefleck auf ihrem Kragen. Andererseits, weshalb sollte es ihr etwas ausmachen, was Will Baker von ihrer Aufmachung dachte? Doch es machte ihr etwas aus, obwohl er sie vermutlich in verblichenen Jeans und einem ebenso verblichenen Arbeitshemd empfing.

Noch bevor Dana ausgestiegen war, war Callie bereits aus dem Wagen gesprungen. Als Dana die Hügelkuppe erreicht hatte, die zum Reitplatz hinunterführte, erblickte sie Will. Aber anstatt eines Arbeitshemdes trug er heute ein ärmelloses schwarzes T-Shirt, das seinen ausgeprägten Bizeps zur Geltung brachte. Er trug keinen Hut, sodass sie einen guten Blick auf sein sonnengebleichtes Haar hatte. Der nach frisch gemähtem Gras duftende Sommerwind wehte ihm eine Locke in die Stirn. Abwesend strich er sie zurück.

Als Will sich nun umdrehte und ihr zuwinkte, durchströmte sie ein Schauer. Wie albern, dachte Dana und wurde rot. Sie richtete den Blick auf den Boden und ging vorsichtig durchs Gras, blieb mit ihren hohen Absätzen aber dauernd in der feuchten, gerade gesprengten Erde stecken, sodass sie nur langsam vorankam.

Als sie endlich bei Callie und Will ankam, schmunzelte Will und meinte: “In der Aufmachung würde es Ihnen sicher verdammt schwer fallen, in den Sattel zu steigen.”

Sie zupfte an dem schmalen schwarzen Rock herum, konnte jedoch nicht anders, als sein Lächeln zu erwidern. “Keine Sorge. Das habe ich auch nicht vor.”

Er betrachtete sie nachdenklich. “Nur heute nicht oder nie?”

“Nie.”

“Das werden wir ja sehen.” Will schien überhaupt nicht daran zu zweifeln, dass er sie eines Tages dazu bringen würde, auf ein Pferd zu steigen.

Nur über meine Leiche, dachte Dana.

Callie fing nun an, Will an ihr vorbei und zum Reitplatz zu ziehen. Dana bemühte sich, nicht zu bemerken, dass seine Jeans sich hauteng um die Hüften schmiegten und damit seine männlichen Attribute betonten oder dass sich bei jedem seiner langen Schritte sein knackiger Po unter dem Stoff abzeichnete.

Das heutige Pferd war nicht die graue Stute vom letzten Mal, sondern Pete. Wie sollte Callie den klassischen Reitstil auf einem Mammutross lernen, das normalerweise Rinder zusammentrieb?

Durch die knöcheltiefe lockere Erde stapfte Dana zu Will hinüber. “Warum reitet Callie nicht wieder auf der Stute?”, fragte sie, während sie sich den Schmutz von den Pumps schüttelte.

Ungerührt fuhr Will fort, den Sattelgurt zu befestigen. “Weil ich jetzt für Sie arbeite. Also muss ich nehmen, was ich habe, und Pete ist der Einzige, der für Kinder geeignet ist.”

“Das heißt, es sind schon Kinder auf ihm geritten?”

Er ließ die Steigbügel herunter und klopfte dem Wallach mit der flachen Hand auf die Flanke. “Der alte Pete war früher mal eins von den feinen Pferden. Aber immer nur im Kreis rumlaufen, hat ihn schnell gelangweilt. Deshalb habe ich ihn zu einem wendigeren Pferd gemacht und ihn bei Rodeos geritten. Er ist ein vielseitiger Bursche.”

“Und er ist auch klassisch geritten worden?”

“Klassisch im Westernstil, und er ist sogar ein paarmal gesprungen.”

Die Vorstellung, dass Pete womöglich auf die Idee kommen würde, mit ihrer Tochter auf dem Rücken über den Zaun zu springen, behagte Dana ganz und gar nicht. “Können Sie mir garantieren, dass er wirklich sicher ist?”

“Absolut. Er hat überhaupt keine wilde Ader.” Will sah sie an. “Anders als sein Besitzer.”

Darauf wäre Dana jede Wette eingegangen. Will Baker war vermutlich so wild wie ein Texastornado und mit seinem Cowboycharme der absolute Champion weit und breit, besonders bei den Frauen. Seltsamerweise versetzte dieser Gedanke ihr einen Stich der Eifersucht. Halt dich von ihm fern, sagte sie sich, wenn du weißt, was gut für dich ist.

Will zeigte Callie, wie sie aufsteigen sollte, und sobald sie im Sattel saß, machte er ein langes Nylonseil am Zügel des Wallachs fest und schickte sie los.

“Moment mal”, meinte Dana. “Werden Sie nicht neben ihr herreiten wie letzten Donnerstag?”

Er ließ Callie nicht aus den Augen. “Nein. Sie hat mein Pferd.”

“Haben Sie kein anderes?”

Grinsend warf er ihr einen Blick zu. “Ich hätte zwei nicht eingerittene Zweijährige. Ich könnte sie ja auf einen von denen setzen.”

“Oh nein. Ist schon okay.”

“Vertrauen Sie mir. Ich habe sie unter Kontrolle. Außerdem ist Callie ein Naturtalent. Schauen Sie sie an.”

Er hatte recht. Callie strahlte über das ganze Gesicht.

Nach ein paar Runden bedeutete Will ihr, in die Mitte des Platzes zu kommen. “Steig ab.”

Er verlängerte die Riemen der Steigbügel so weit wie möglich, entfernte das Seil und zog sich dann in den englischen Sattel, der viel zu klein war für ihn. Callie schlug die Hand vor den Mund; in ihren Augen stand ein ausgelassenes Lachen. Dana hätte selbst fast losgelacht.

“Ich warne euch”, sagte Will.

“Was haben Sie vor?”, fragte Dana.

“Ich zeige ihr, wie ihre Haltung im Sattel sein soll. Und wenn ich auch nur das kleinste Kichern höre, komme ich sofort runter und gehe nach Hause.” Doch obwohl er einen strengen Ton anschlug, funkelten seine Augen voller Belustigung. Ehe Will losritt, wies er Callie an, ganz genau zu beobachten, was er tat. Dann begann er, um den Platz zu reiten.

Dana sah zu ihrer Tochter. Callie hatte ihren Blick unverwandt auf Will gerichtet, die feinen Augenbrauen vor lauter Konzentration zusammengezogen. Nach einigen Runden stieg er wieder ab und hob Callie erneut in den Sattel. Verblüfft sah Dana, dass ihre Tochter sich genau an Wills Beispiel hielt.

“Gut”, bedeutete er ihr, als sie zu ihm herüberschaute. “Ganz recht, lass ihn weiterlaufen, und setz dich ruhig hin.”

Um Callie nicht unnötig nervös zu machen, verließ Dana den Platz und schaute vom Zaun aus zu, bis die Stunde zu Ende war. Danach zeigte Will Callie, wie man ein Pferd absattelte und wies sie an, Pete an die Waschstelle zu führen, um ihn abzuspritzen. Dana folgte ihnen. Will drehte den Wasserhahn auf, gab Callie den Schlauch in die Hand und überließ Pete dann ihr.

Er trat zu Dana und blickte sie eindringlich an. “Haben Sie gesehen, wie gut sie reiten kann?”

Der Stolz in seiner Stimme entging ihr nicht. “Ja. Sie mussten es ihr nur ein einziges Mal vormachen. Callie ist schon immer so gewesen, wenn es um etwas geht, was sie wirklich will.”

“Prima, dass sie eine so rasche Auffassungsgabe hat. Ihre Augen ersetzen das Gehör.” Er drehte den Wasserhahn ab und strich Callie über die Wange. “Was ich ihr nicht sagen kann, zeige ich ihr eben.”

Schweigend gingen sie zum Stall, wobei Callie Pete hinter sich herzog. Als Dana verkündete, dass es Zeit sei zu gehen, betrachtete Callie den Wallach so sehnsüchtig, als hätte man von ihr verlangt, ihren besten Freund zu verlassen. Dana musste sie zweimal antippen, ehe Callie sich von Pete losriss. Zu Will gewandt machte Callie einige Zeichen, die Dana nicht verstand, und Will antwortete mit Ja.

Dana nahm Callie bei der Hand und sah ihn an. “Vielen Dank für heute. Ich finde, sie hat große Fortschritte gemacht.”

“Also wann ist das Abendessen?”, fragte er.

“Wie bitte?”

Will wirkte leicht verwirrt. “Callie hat gesagt, dass Sie gesagt hätten …” Er schaute zu Callie, die sich wieder Pete zugewandt hatte. “Ich schätze, ich bin einem vorlauten kleinen Rotschopf auf den Leim gegangen.”

“Schon gut. Ich habe Ihnen ja ein Essen versprochen.”

Mit einem kleinen Lächeln musterte er sie. “Ich könnte um sieben dort sein. Ich muss nur schnell duschen.”

“Wollen Sie denn wirklich, dass ich für Sie koche?”

Er rieb sich übers Gesicht. “Sagen sie jetzt nicht, dass Sie mich wegen Ihrer Kochkünste angeschwindelt haben und dass ich eine Pizza mitbringen muss.”

“Nein, nein, ich habe nicht geschwindelt.”

“Also dann, wie viel Uhr?”

Nervös warf Dana einen Blick auf ihre Armbanduhr. “Ich müsste noch etwas einkaufen. Das wird noch ein bisschen dauern.”

Will nahm seinen Hut von einem Haken an der Stalltür. “Ich hab’s nicht eilig. Wir können auch acht Uhr sagen.”

“Bitte, Mom”, malte Callie in die Luft.

Dana hatte nicht bemerkt, dass Callie das Gespräch verfolgt hatte. Sie blickte von Will zu ihrer Tochter, die sie beide erwartungsvoll ansahen. Überstimmt. “Gut, dann um acht.”

Callie hüpfte am Arm ihrer Mutter fröhlich auf und ab.

“Wir gehen jetzt lieber”, meinte Dana zu Will, “sonst wird es zu spät.”

Als sie losgehen wollte, hielt Will sie zurück. “Ich weiß nicht, wo Sie wohnen.”

“Nördlich von Dallas.”

“Das ist eine etwas vage Beschreibung. Nördlich von Dallas ist ein ziemlich großer Bereich.”

Dana kramte einen Zettel aus ihrer Handtasche und kritzelte ihre Adresse darauf. “Es ist eine recht ländliche Gegend. Ich schreibe Ihnen auch meine Telefonnummer auf, falls Sie sich verirren sollten.”

Will betrachtete den Zettel einen Moment lang, schaute dann auf und hielt ihren Blick fest. Sie war wie gebannt, seine dunklen Augen schienen bis auf den Grund ihrer Seele zu sehen.

Um sich der fast magischen Anziehungskraft zu entziehen, die er auf sie ausübte, wandte Dana sich ab, hörte Will aber noch sagen: “Keine Angst, ich werde Sie finden.”

Unterwegs fragte sie sich, ob das Essen mit Will tatsächlich eine so gute Idee war. Seit ihrer Trennung von Rob hatte sie außer von Verwandten keinen Besuch mehr von einem Mann gehabt. Sie war gern allein. Und sie wollte, dass es so blieb. Zumindest war das bisher der Fall - bevor sie Will Baker getroffen hatte.

Will fuhr ein zweites Mal durch die gleiche Straße und murmelte dabei einen unterdrückten Fluch. Nicht weil er das Haus nicht finden konnte - er hatte das unübersehbare Herrenhaus auf dem Hügel natürlich sofort bemerkt -, sondern weil er sich keineswegs sicher war, weshalb er eigentlich gekommen war.

Ein gutes Essen konnte er jederzeit entweder bei Marge oder im Café am Ort bekommen. Nein, ums Essen ging es hier nicht. Es ging um Dana Landry. Irgendetwas an ihr zog ihn an, nicht nur ihre gute Figur. War es ihr Verhalten ihm gegenüber? Dass er sie nicht total kalt ließ, hatte er bemerkt, aber er hatte den Eindruck, dass sie ihm nicht wirklich traute, was aus irgendeinem Grund an ihm nagte.

Dana Landry war eine Herausforderung, und zwar in einer anderen Weise, als er es in Bezug auf Frauen sonst gewohnt war.

Schließlich bog er in die Einfahrt ein, hielt an und stieg aus seinem Pick-up, ehe er es sich womöglich noch anders überlegen würde. Callie riss die Tür auf, bevor er überhaupt die Hand an der Klingel hatte. In Jeans-Shorts und T-Shirt, das rote Haar auf und ab wippend, sah sie wie ein ganz normales Kind aus und nicht wie eine kleine Primadonna.

Will betrat die Eingangshalle und stieß einen lautlosen Pfiff aus. Er betrachtete die geschwungene Treppe mit dem kunstvoll geschnitzten Eichengeländer und den gefliesten Boden, der vor Sauberkeit blitzte, und schüttelte den Kopf. Eine völlig andere Welt, dachte er.

“Das ist ein großes Haus, Callie. Wie viele Leute wohnen hier?”

Kichernd berührte sie mit dem Daumen ihr Kinn und wackelte mit den Fingern.

“Bloß deine Mom und du?”

Callie nickte lächelnd.

Er packte sie um die Taille, hob sie hoch und wirbelte sie durch die Luft. “He, Kleine, ist das Essen fertig? Ich bin so hungrig wie der alte Pete.” Da hörte er Schritte, und auf einmal waren alle seine Sinne angespannt.

Dana kam durch die riesige Halle auf ihn zu, und er ließ Callie langsam wieder herunter.

Der Pferdeschwanz war fort. Stattdessen fiel Dana das lange Haar, dessen warmer, dunkler Rotton ihn an Mahagoni und Kastanien erinnerte, lose um die Schultern. Der weiße, ärmellose Stehkragenpullover betonte ihre vollen Brüste. Dazu trug sie eine weite Hose, die ihre schlanken Beine umspielte.

Sie legte Callie eine Hand auf die Schulter und fragte ihn: “Haben Sie das Haus gut gefunden?”

Er räusperte sich. “War kein Problem.”

Sie drehte sich um und warf ihr Haar zurück. “Kommen Sie.”

Dana führte ihn ins Wohnzimmer und erklärte, dass er es sich gemütlich machen sollte. Nachdem sie wieder hinausgegangen war, ließ Callie sich auf ein weißes Ledersofa fallen und bedeutete Will, sich zu ihr zu setzen.

Will schaute sich um. Nirgendwo lagen verknitterte Zeitungen oder schmutzige Socken auf dem dicken Teppich, auf dem polierten Couchtisch gab es keine Feuchtigkeitsringe, und erst recht standen keine alten Stiefel neben dem riesigen gemauerten Kamin. In einer Ecke jedoch lag etwas Spielzeug herum, ein Zeichen, dass Dana es lediglich ihrer Tochter gestattete, ihre Ordnung zu stören.

Der Duft von Knoblauch zog aus der Küche herein, woraufhin Will sich auf den Bauch klopfte und Callie lächelnd antippte. “Da drinnen ist ein Bär.”

Callie legte ihm die Hand auf den Bauch. “Ein großer Bär!”

Wills Lächeln schwand, als er plötzlich ihre Stimme hörte. Er verstand die Worte ohne Schwierigkeiten. Einem ungeübten Ohr wäre Callies Stimme merkwürdig erschienen, doch ihm war der Klang so vertraut, als sei er in die Vergangenheit versetzt worden oder wieder nach Hause zurückgekehrt. Seine Verblüffung war ihm wohl anzusehen, denn Callie senkte den Kopf, als sei sie beschämt über das, was sie getan hatte.

Er hob ihr Kinn, damit sie ihn ansah. “Weiß deine Mom, dass du sprechen kannst?”

Callie schüttelte den Kopf. “Sag es ihr nicht”, bat sie durch Zeichen.

“Dann sag du es ihr”, antwortete er stirnrunzelnd und mit energischen Gebärden. “Heute Abend.”

“Nein.” Diesmal sprach sie es aus, und mit Nachdruck.

“Warum nicht?”

Der Ausdruck von tiefem Schmerz, der jetzt in Callies Augen trat, schnitt ihm ins Herz.

Weil es komisch klingt. Sie brauchte es nicht auszusprechen, er wusste genau, was in ihr vorging. Die Erinnerungen waren ihm noch frisch im Gedächtnis. Er schwieg.

Im nächsten Moment kam Dana mit einer Platte Käsecracker herein. Sie schien etwas zu spüren, denn beunruhigt sah sie von einem zum andern. Nachdem sie die Platte auf den Tisch gestellt hatte, fragte sie: “Was ist denn los mit euch beiden?”

Callie warf ihm einen flehenden Blick zu.

“Callie ist müde”, sagte er.

Dana schaute ihre Tochter an. “Dann gehst du heute bald ins Bett.”

Callie nickte und kauerte sich auf dem Sofa zusammen, als erwarte sie ein Donnerwetter. Will nahm ihre Hand in seine. Es war nicht seine Aufgabe, es wäre sogar sehr unaufmerksam, Dana Callies Geheimnis zu erzählen. Aber er wollte einen Weg finden, das Mädchen davon zu überzeugen, dass sie es von sich aus tat.

3. KAPITEL

Dana hatte alles nur Callies Lieblingsgerichte gekocht - Hühnchen mit Parmesankruste, dazu Vermicelli und zum Nachtisch Schokoladenpudding. Dennoch stocherte Callie lustlos mit der Gabel in ihren Nudeln herum und hatte den Blick gesenkt.

Will dagegen aß mit großem Appetit, obgleich er ungewohnt still war. Schließlich legte er die Serviette beiseite und schob seinen Stuhl etwas zurück. “Das war wirklich gut, Ma’am.”

Dana lächelte. “Danke. Freut mich, dass es Ihnen geschmeckt hat.” Sie berührte Callie an der Hand, um sie auf sich aufmerksam zu machen. “Bist du fertig?”

Callie nickte, nahm ihren noch halb vollen Teller und trug ihn in die Küche.

Sobald sie den Raum verlassen hatte, fragte Dana: “Wissen Sie, was mit ihr los ist?”

Wills Miene war ernst. “Ich sag’s Ihnen später, wenn sie im Bett ist.”

Der Gedanke, mit ihm allein zu sein, nachdem Callie schlafen gegangen war, beunruhigte Dana etwas, und sie bestand darauf, dass Will ihr nicht beim Aufräumen half, sondern mit Callie ins Wohnzimmer ging. Bald hörte man von dort den Fernseher. Nachdem sie die Küche wieder in Ordnung gebracht hatte, kehrte sie ins Wohnzimmer zurück und war erstaunt, dort nur Will vorzufinden. Den Hut hatte er vor dem Essen abgenommen. Aber in dem weißblau gestreiften Hemd und den Jeans, auch wenn diese etwas weniger abgetragen waren, war er immer noch ganz der Cowboy.

“Wo ist Callie?”, fragte sie.

Rasch stand Will auf, den Hut in der Hand. “Sie ist schon nach oben gegangen. Sie möchte, dass Sie ihr nachher noch gute Nacht sagen.”

“Setzen Sie sich doch wieder.”

Er hockte sich auf die Sofakante und knetete seine Hutkrempe. “Dies ist ein sehr schönes Haus.”

“Danke, aber ich habe nicht vor, hier noch lange wohnen zu bleiben. Es ist viel zu groß für Callie und mich.” Als Rob und sie sich dieses Haus gebaut hatten, hatten sie noch mehr Kinder haben wollen. Doch dieser Traum war vorbei. Außerdem konnte sie sich ein Haus von dieser Größe nicht mehr lange leisten.

Sie ließ sich neben Will aufs Sofa fallen, allerdings mit einigem Abstand zwischen ihnen. “Also, was ist los mit Callie?”

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!