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Wie entstehen authentische, lebensverändernde Gemeinden? Viele christliche Gemeinschaften kämpfen heute ums Überleben. Grund dafür ist weniger eine schlechte Planung, sondern dass nicht das richtige Fundament gelegt wurde, weil der Plan und die Absichten Gottes für seine Gemeinde nicht verstanden worden sind. In diesem umfassenden Leitfaden zur Gründung und dem Aufbau organischer Gemeinden stellt Frank Viola zunächst das ursprüngliche Design für die Gemeinde Jesu vor. Danach zieht er sowohl biblische Aussagen als auch eigene Erfahrungen heran, um daraus praktische Grundsätze abzuleiten, wie wir heute zu lebensverändernden Gemeinden kommen – echten Gemeinschaften, die nicht nur wachsen, sondern blühen und sich auf natürliche Weise vermehren. Was ist eine organische Gemeinde? Eine Gemeinschaft von Menschen, die durch ein gemeinsames Leben in Christus geprägt ist, und nicht durch religiöse Programme und Veranstaltungen; eine Gemeinschaft, die von Gott ins Leben gerufen wurde – nicht mittels menschlicher Methoden; eine lebendige Familie von Jesus, in der echte, authentische Beziehungen gepflegt werden.
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Seitenzahl: 343
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FRANK VIOLA
Ur-Praxis
GRÜNDUNG UND AUFBAUORGANISCHER GEMEINDEN
GLORYWORLD-MEDIEN
© 2009 by Frank Viola
David C. Cook, 4050 Lee Vance View, Colorado Springs, Colorado 80918 U.S.A.
Originaltitel: „Finding Organic Church. A Comprehensive Guide to Starting and Sustaining Authentic Christian Communities“
1. Auflage 2011
© der deutschen Ausgabe 2011 GloryWorld-Medien, www.gloryworld.de
Alle Rechte vorbehalten
Bibelzitate sind, falls nicht anders gekennzeichnet, der Schlachter-Bibel, Fassung von 1951, entnommen.Weitere Bibelübersetzungen:[NGÜ]: Neue Genfer Übersetzung, 2009[Elb]: Elberfelder Bibel, Revidierte Fassung von 1985[LU84]: Lutherbibel, Revidierte Fassung von 1984
Das Buch folgt den Regeln der Deutschen Rechtschreibreform. Die Bibelzitate wurden diesen Rechtschreibregeln angepasst.
Übersetzung: Ivo Carobbio / Dr. David PoystiLektorat / Satz: Manfred MayerUmschlaggestaltung: Kerstin & Karl Gerd Striepecke, www.vision-c.deFoto: istockphoto
ISBN (epub): 978-3-95578-159-0
ISBN (Druck): 978-3-936322-59-0
Vorwort
Einleitung
TEIL 1: DIE SAAT AUSBRINGEN – BIBLISCHE PRINZIPIEN DER GEMEINDEGRÜNDUNG
1 Gemeindebildung nach Gottes Vorbild
2 Die Rückkehr zum reisenden Arbeiter
3 Gottes Plan für Gemeindegründung
4 Apostolische Abdeckung oder apostolische Hilfe?
5 Die moderne Hauskirchenbewegung
6 Wiederherstellung oder Revolution?
TEIL 2: DEN BODEN BEARBEITEN – ANTWORTEN AUF GRUNDSATZFRAGEN
7 Ist das neutestamentliche Vorbild heute noch anwendbar?
8 War Paulus die Ausnahme?
9 Ist Gemeindegründung elitär?
10 Kann nicht jeder eine organische Gemeinde gründen?
11 War Paulus nicht der letzte der Apostel?
12 Wirken Apostel nicht Zeichen und Wunder?
TEIL 3: DEN BODEN KULTIVIEREN – PRAKTISCHE SCHRITTE FÜR DEN ANFANG
13 Organische Gemeinde entdecken
14 Fünf unverrückbare Grundsätze
15 Lernen, wie man sich versammelt
16 Gemeinschaftliches Singen
17 Gemeinschaft bauen
18 Zwölf unverzichtbare Elemente
TEIL 4: DAS UNKRAUT JÄTEN – GESUNDHEIT UND ENTWICKLUNG
19 Die Wachstumsstufen einer organischen Gemeinde
20 Die Jahreszeiten einer organischen Gemeinde
21 Die Krankheiten einer organischen Gemeinde (Teil 1)
22 Die Krankheiten einer organischen Gemeinde (Teil 2)
23 Der Dienst des apostolischen Arbeiters
24 Die vor uns liegende Reise
Dank
Literaturverzeichnis
Über den Autor
Allen Gemeindegründern der Vergangenheit,
die die Kosten überschlagen,
den Weg gebahnt
und die Richtung gewiesen haben …
und einer künftigen, von Gott berufenen
Generation junger Männer und Frauen,
die – auf den Schultern der Altvordern stehend –
noch weiter in die Zukunft blicken werden.
Seit ich über organische Gemeinde schreibe, werden mir immer wieder zwei Fragen gestellt. Erstens: „Wo finde ich die Art Gemeinde, von der Sie schreiben?“ Zweitens: „Wie gründet man eine organische Gemeinde?“ Mit diesem Buch versuche ich beide Fragen ausführlich zu beantworten.
Die hier vorgestellten Prinzipien stellen keine ungeprüften Theorien dar. Ich betreibe weder Stammtischphilosophie noch gebe ich in diesem Buch blutlose Abstraktionen zum Besten.
Die Grundsätze, die ich hier beschreibe, sind auf dem Amboss der Erfahrung geschmiedet worden – positiver wie negativer Erfahrungen. Sie sind das Ergebnis eines Lernprozesses mit vielen Fehlern (von denen eine ganze Reihe auf mein eigenes Konto gehen), verdanken sich aber auch manch glücklicher Fügung. Außerdem finden sie die Unterstützung der Heiligen Schrift.
Ich habe mich selbst oft als beobachtenden Biologen bezeichnet. Seit mehr als zwanzig Jahren studiere ich, wie organisches Gemeindeleben Wurzeln schlägt. Ich habe gesehen, wie es funktioniert, welche Faktoren es fördern und wodurch es erstickt wird.
Ich gebe unumwunden zu, dass ich nicht im Besitz sämtlicher Antworten bin. Noch immer bin ich am Lernen und Ausprobieren und beobachte die Höhen und Tiefen organischen Gemeindelebens. Ich glaube nicht, dass es auf diesem Gebiet Experten gibt – lediglich eine Liste von Erfolgen und Misserfolgen.
Mit diesem Buch versuche ich eine Theologie organischer Gemeindegründung vorzulegen, zusammen mit einigen praktischen Anregungen für alle, die diesen Weg einschlagen wollen.
Seit ich Christ bin, habe ich eine ganze Reihe von Beobachtungen zu den Problemen der heutigen Gemeinden gemacht – der traditionellen wie der nicht-traditionellen. Aus diesen Erfahrungen heraus bin ich zu folgenden Schlüssen gelangt:
1. Die meisten Gemeinden, darunter eine Vielzahl von Hauskirchen und einfachen Gemeinden, sind weit davon entfernt, das zu erleben, was Leib Christi ist. Schuld daran ist, dass wir großenteils außer Acht gelassen haben, was die Schrift zum Thema Gemeindegründung sagt.
2. Viele Grundprobleme sowohl traditioneller als auch nicht-traditioneller Gemeinden könnte man durch eine Rückkehr zum biblischen Muster für Gemeindegründung und -aufbau lösen.
Zugegeben: Meine Schlussfolgerungen basieren auf pragmatischen Beobachtungen, lassen sich aber auch biblisch begründen. Und sie sind der Anlass für das vorliegende Buch.
Ich habe vor diesem Buch vier weitere Titel über radikale Wiederherstellung von Gemeinde verfasst: Ur-Christen1 erzählt die Geschichte der neutestamentlichen Gemeinde in chronologischer Reihenfolge. In Heidnisches Christentum?2 untersuche ich (gemeinsam mit George Barna) die Ursprünge unserer modernen Gemeindepraxis und komme darin zu dem Ergebnis, dass die meisten unserer traditionellen Gemeindepraktiken jeder biblischen Grundlage entbehren und mit der organischen Natur von Gemeinde unvereinbar sind.
In Ur-Gemeinde3 zeichne ich ein buntes Bild neutestamentlichen Gemeindelebens für das einundzwanzigste Jahrhundert.4 Das Buch bietet eine zeitgemäße und ausführliche Theologie organischen Gemeindelebens. In Ur-Schrei5 beschäftige ich mich mit Gottes ewigem Ratschluss – jener großen Mission, die unser Gemeindeleben und unseren geistlichen Dienst prägen sollte. Ich entfalte darin das weitgreifende Epos von Gottes höchster Leidenschaft.
Das vorliegende Buch knüpft dort an, wo Ur-Schrei, Ur-Gemeinde, Heidnisches Christentum? und Ur-Christen aufhören. Es untersucht detailliert die Voraussetzungen für die Entstehung und Aufrechterhaltung organischer Gemeindeformen.
Zusammen mit diesem Buch empfehle ich unbedingt die Lektüre der vier oben genannten Titel, weil sie viele Fragen zu organischer Gemeinde bereits im Vorfeld klären. Dieses Werk bildet das fünfte in der Reihe.
Ich verwende die Begriffe Gemeindegründer, Apostel, christlicher Arbeiter, reisender Arbeiter und apostolischer (Mit)arbeiter in diesem Buch synonym. Warum ich das tue, erkläre ich später. Wenn ich von Aposteln spreche, dann sage ich der Einfachheit halber „er“ – nicht weil ich der Ansicht wäre, nur Männer kämen für diesen Dienst in Frage, sondern weil es einfacher ist, „er“ statt ständig „er oder sie“ zu schreiben. (Ich habe kein Problem mit der Auffassung, dass sich auch Frauen am apostolischen Werk beteiligen. Wir lesen in Römer 16,7 von Junia als weiblichem Apostel, und auch Priscilla und Phöbe waren dem apostolischen Dienst von Paulus von großer Hilfe.)6
So viel dazu. Dieses Buch habe ich für drei verschiedene Lesergruppen geschrieben:
Zunächst richtet es sich an jene, die den Wunsch haben, sich in organischer Weise zu versammeln und sich dazu einige praktische Tipps wünschen.
Zweitens spreche ich eine Vielzahl von Menschen in missionalen, inkarnatorischen und relationalen (beziehungsorientierten) Gemeinden sowie sogenannten „emerging churches“7, Hauskirchen, einfachen und sogar organischen Gemeinden an. (Diese Begriffe bedeuten nicht das Gleiche, unterscheiden sie sich doch voneinander.)
Drittens richte ich mich an jeden, der sich berufen fühlt, selbst eine Gemeinde (egal welchen Typs) zu gründen.
Das Buch gliedert sich in vier Teile. Teil 1 untersucht die geistlichen Prinzipien, die der neutestamentlichen Gemeindegründung zugrunde liegen. Teil 2 geht auf allgemeine Einwände ein, die aufgrund meiner Ausführungen in Teil 1 vorgebracht werden. Teil 3 ist eine praktische Anleitung zur Gründung einer organischen Gemeinde, und in Teil 4 geht es schließlich um Fragen der Gesundheit und Entwicklung organischer Gemeinden. Die Fußnoten bieten neben Quellenangaben detaillierte und weiterführende Informationen zu meinen Schlussfolgerungen. Ich bin mir durchaus bewusst, dass der Paradigmenwechsel, zu dem dieses Buch auffordert, für viele Vertreter des traditionellen Denkens schwer zu verdauen sein wird. Ich berufe mich aber auf die Heilige Schrift, auf die Erfahrung und auf die neutestamentliche Wissenschaft, um meine Sichtweise zu stützen. Dabei hoffe ich, dass sich der Leser ernsthaft mit meinen Ausführungen auseinandersetzen wird.
In diesem Zusammenhang bin ich davon überzeugt, dass die meisten Christen in den vorherrschenden Paradigmen gefangen sind, die das religiöse Denken heute dominieren.8 Lassen Sie mich dies anhand eines geschichtlichen Beispiels veranschaulichen.
Bis zur Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts hatten sich die Schweizer Uhrmacher den größten Weltmarktanteil für Armbanduhren gesichert. Das änderte sich, als einer ihrer eigenen Landsleute einen revolutionären Einfall hatte: Die Quarzuhr.
Die Vorstellung dieser Erfindung konnte den Schweizer Uhrenherstellern lediglich ein abschätziges Lächeln entlocken. Sie meinten, eine solche Uhr könne niemals funktionieren, und weigerten sich, die Idee zu patentieren. Anders dagegen die japanische Seiko-Uhrenmanufaktur: Sie sah sich den Vorschlag genauer an – der Rest ist Geschichte.
Die Schweizer Uhrmacher waren so sehr von dem traditionellen Paradigma beherrscht, dass sie das neue Konzept einer Quarz-Armbanduhr einfach nicht begriffen. Weil die Quarzuhr keine Zahnräder, keine Antriebsfeder und dergleichen hatte, lehnte man sie ab. Das seinerzeit vorherrschende Paradigma mochte der neuen Erfindung keine Chance geben. Die Folge war, dass die Schweizer ihre Vormachtstellung auf dem Markt für Armbanduhren einbüßten und tausende Arbeiter entlassen mussten – nur weil die Quarzuhr nicht in ihr Weltbild passte. Sie ließ sich nicht mit ihrem Paradigma vereinbaren. Weil sie sich auf ihrem herkömmlichen Weg völlig verrannt hatten, hatten sie für neue Wege nichts übrig.
Deshalb bin ich überzeugt: Soll der Leib Christi zur ursprünglichen Absicht Gottes zurückgeführt werden, brauchen wir sowohl in Bezug auf die Praxis der Gemeinde als auch die Praxis der Gemeindegründung einen Paradigmenwechsel. Beachten Sie bitte: Ich spreche von der Wiederherstellung der Gemeindepraxis und der Gemeindegründungspraxis. Man darf die beiden Elemente nicht voneinander trennen. Roland Allen hat es so ausgedrückt:
Man hat sich Fragmente der paulinischen Arbeit herausgepickt und versucht, sie fremden Systemen einzuverleiben. Die daraus resultierenden Fehler hat man danach als Argumente gegen die paulinische Vorgehensweise gebraucht.9
Damit wirklich neutestamentliche Gemeinden entstehen, müssen wir die neutestamentlichen Prinzipien der Gemeindegründung wiedergewinnen. Anders ausgedrückt: Wir benötigen eine Wiederherstellung der göttlichen Prinzipien für Gemeindegründung, damit organische Gemeinden entstehen können. Deshalb muss ein gänzlich neues Paradigma verinnerlicht werden – sowohl was die Praxis als auch die Gründung von Gemeinden angeht. Noch einmal Roland Allen:
Es dürfte schwierig werden, ein besseres Modell für Gemeindegründung zu finden als das des Apostels [Paulus]. Eines ist sicher: Genau da, wo unsere Methoden versagt haben, war die paulinische Vorgehensweise erfolgreich.10
Die Wiederentdeckung des biblischen Ansatzes zur Gemeindegründung entfaltet eine explosive Dynamik mit der Kraft, traditionelles Denken und herkömmliche Praxis zu sprengen. Aus diesem Grund bete ich, dass meine Leser ihr Herz weit öffnen, um einen neuen Weg zu erkennen. Ein Weg, der in Wirklichkeit ein alter, von Gott selbst entworfener Weg ist.
Frank Viola
Gainesville, Florida
Februar 2009
1Ur-Christen – Eine außergewöhnliche Chronologie der Ereignisse des Neuen Testaments, GloryWorld-Medien, 2011.
2Heidnisches Christentum? – Über die Hintergründe mancher unserer vermeintlich biblischen Gemeindetraditionen, GloryWorld-Medien, 2010.
3Ur-Gemeinde – Wie Jesus sich seine Gemeinde eigentlich vorgestellt hatte, GloryWorld-Medien, 2010.
4 Beachten Sie, dass ich den Begriff Gemeinde durchweg im neutestamentlichen Sinn verwende. „Gemeinde“ ist kein Gebäude, keine Konfession („Kirche“ / „Denomination“) und meint auch nicht den „Gottesdienst“. Der Ausdruck „Gemeinde“ (gr. ekklesia) beinhaltet zweierlei: Gemeinschaft und Zusammenkunft (Versammlung). Das Neue Testament versteht die Gemeinde als eine verbindliche Gemeinschaft, deren Glieder Gottes Leben teilen und regelmäßig zusammenkommen.
5Ur-Schrei – Gottes Herzensanliegen seit ewigen Zeiten, GloryWorld-Medien, 2010.
6 Eldon Jay Epp, Junia: The First Woman Apostle. Minneapolis, MN: Fortress, 2005. Vgl. Kap. 11, dazu Apg 18,2-3 u. 18-19.24 ff.; Röm 16,1-4.7; 1 Kor 16,19.
8 Ein Paradigma ist ein allgemeines Verständnis oder Deutungsmuster, das von einer Gemeinschaft geteilt wird. Ein Paradigmenwechsel bedeutet eine grundlegende Veränderung dieses Verständnisses oder Modells.
9 Roland Allen, Missionary Methods: St. Paul’s or Ours? Grand Rapids, MI: Eerdmans, 1962, 5.
10 Ebd., 147.
Institutionen und Bewegungen, die entstehen, um dem Leben Ausdruck zu verleihen, ersticken durch die ihnen innewohnende Verderbtheit am Ende oft gerade dieses Leben. Sie bedürfen daher ständig einer kritischen Überprüfung und müssen immer wieder zum ursprünglichen Geist und Zweck zurückgeführt werden. Die christliche Gemeinde bildet da keine Ausnahme. Im Gegenteil: Sie ist ein Paradebeispiel für diesen Tatbestand.
E. Stanley Jones
Der Zweck dieses Buches ist einfach: Es will darlegen, was wir in der Bibel zum Thema Gemeindegründung finden, und es für die heutige Zeit wieder nutzbar machen.
Die Bibel legt großen Nachdruck auf Ursprünge, denn in geistlichen Dingen bestimmt der Ursprung das, was am Ende herauskommt. Deshalb sind auch Geschick und Qualität einer Gemeinde von ihrem Ursprung her bestimmt. Anders ausgedrückt: Wie eine Gemeinde gegründet wird, hat tiefgreifende Auswirkungen auf ihren Charakter, ihre Effektivität und ihre Zukunft. Bedenken Sie, was Paulus schreibt:
Ich habe gepflanzt, Apollos hat begossen, Gott aber hat das Wachstum geschenkt. Auf wen kommt es denn nun an? Doch nicht auf den, der pflanzt, oder auf den, der begießt, sondern auf den, der das Wachstum schenkt, auf Gott.Und was ist mit dem, der pflanzt, und mit dem, der begießt? Ihre Aufgaben, so unterschiedlich sie sind, dienen demselben Ziel, und beide werden von Gott ihren Lohn bekommen – den Lohn, der ihrem persönlichen Einsatz entspricht.Es ist also Gottes Werk, an dem wir miteinander arbeiten, und ihr seid Gottes Ackerfeld; ihr seid Gottes Bauwerk. Die Gemeinde ist Gottes Tempel – das Fundament, das Baumaterial und die Bauleute.Weil Gott mich in seiner Gnade dazu befähigt hat, habe ich als ein kluger und umsichtiger Bauleiter das Fundament gelegt; andere bauen jetzt darauf weiter. Aber jeder soll sich sorgfältig überlegen, wie er die Arbeit fortführt. Das Fundament ist bereits gelegt, und niemand kann je ein anderes legen. Dieses Fundament ist Jesus Christus.Wie nun aber jemand darauf weiterbaut – ob mit Gold, Silber, Edelsteinen, Holz, Schilfrohr oder Stroh –, das wird nicht verborgen bleiben; der Tag des Gerichts wird bei jedem ans Licht bringen, welches Material er verwendet hat. Denn im Feuer des Gerichts wird das Werk jedes Einzelnen auf seine Qualität geprüft werden (1 Kor 3,6-13; NGÜ).
Hier verwendet Paulus zwei Bilder, um das Werk der Gemeindegründung zu beschreiben: die Bepflanzung eines Feldes und die Konstruktion eines Hauses. Gemeindegründer sind nach Paulus vergleichbar mit „Bauern“ und „Bauleuten“: Sie „pflanzen“ und „bauen“ Gemeinden.
Ein Gemeindegründer (oder Gemeindepflanzer) ist jemand, der den Samen des Evangeliums „aussät“, woraus – in der Folge – Gemeinde entsteht. Dazu schreibt Charles Brock:
Die Vorstellung, dass jemand Gemeinden „pflanzt“, ist für viele eher ungewohnt. Ein Gemeindegründer ist jemand, der – ob in seiner Heimat oder im Ausland – den Samen des Evangeliums so ‚aussät‘, dass eine neutestamentliche Gemeinde entsteht und wächst.1
Paulus bezeichnet die Gemeinde als Ackerfeld. Er sieht sie aber auch als lebendigen Bau. Spricht er vom Ackerfeld, dann hat er kein brachliegendes, sondern ein bebautes Feld vor Augen, auf dem zum Beispiel Weizen gedeiht.2 Beide Bilder bezeugen das organische Wesen von Gemeinde. Die Gemeinde ist ein lebendiger Organismus.
In diesem Abschnitt nennt Paulus drei Grundvoraussetzungen für die Gründung gesunder Gemeinden:
1. Die Kompetenz dessen, der Gemeinden pflanzt oder baut:
Weil Gott mich in seiner Gnade dazu befähigt hat, habe ich als ein kluger und umsichtiger Bauleiter das Fundament gelegt (1 Kor 3,10a).
2. Die Baustoffe:
Wie nun aber jemand darauf weiterbaut – ob mit Gold, Silber, Edelsteinen, Holz, Schilfrohr oder Stroh –, das wird nicht verborgen bleiben; der Tag des Gerichts wird bei jedem ans Licht bringen, welches Material er verwendet hat. Denn im Feuer des Gerichts wird das Werk jedes Einzelnen auf seine Qualität geprüft werden (1 Kor 3,12-13).
3. Die Bauweise:
Aber jeder soll sich sorgfältig überlegen, wie er die Arbeit fortführt (1 Kor 3,10b).
Leider haben heute viele Christen die naive Vorstellung, die Gründung einer Gemeinde gleiche dem Zusammensetzen von Legosteinen. Man stecke seine Nase in die Bibel, untersuche die Praktiken der Urgemeinde, ahme diese möglichst getreu nach, und – siehe da! – schon hat man eine funktionierende „neutestamentliche Gemeinde“ geschaffen. Diese mechanische Methode der Gemeindebildung nenne ich „biblisches Blaupausentum“.
Biblisches Blaupausentum ist auf eine ziemlich dürftige Ekklesiologie und ein Missverständnis vom organischen Wesen des Gemeindelebens zurückzuführen. Deshalb ist es höchst mangelhaft.
Eine authentische Gemeinde kann nicht allein von Menschenhand entstehen – genauso wenig wie menschliche Nachahmungskunst und Einfallsreichtum eine Frau erschaffen können. Eine Frau muss geboren und danach so lange ernährt werden, bis sie sich von selbst weiterentwickelt.
Verzeihen Sie mir einen krassen Vergleich: Das Verschnüren von ein paar Armen und Beinen und einem Kopf mit einem weiblichen Rumpf ergibt noch kein Mädchen. Dem bloßen Auge mag es zwar so vorkommen und einem menschlichen Wesen zum Verwechseln ähnlich ausschauen. Nur fehlt diesem „Wesen“ das zum Menschsein Wesentliche: Leben. Leben entsteht durch Geburt. Dieses Prinzip gilt auch für die Gründung von Gemeinden.
Biblisches Blaupausentum rührt von der Vorstellung, das Neue Testament sei ein Regelwerk vergleichbar einem neuen 3. Buch Mose. Verfechter dieser Methode gehen an die Bibel heran wie Ingenieure an ein Lehrbuch: Analysiere und kapiere die Strukturprinzipien und wende sie dann an.
Gemeindegründung ist aber keine Technik für Ingenieure. Und das Neue Testament ist weder ein Regelwerk noch ein Handbuch, sondern ein Bericht über DNA der Gemeinde in Aktion. T. Austin-Sparks sagt dazu:
Tatsache ist, dass – obwohl sich die Gemeinden im Neuen Testament durch einige gemeinsame Merkmale auszeichnen – das Neue Testament uns kein komplettes Muster an die Hand gibt, nach dem Gemeinden zu gestalten wären. Es gibt im Neuen Testament keine Blaupause für den Bau von Gemeinden. Wer dennoch den Versuch unternimmt, neutestamentliche Gemeinden zu bilden, läuft Gefahr, ein neues System zu schaffen, das am Ende genauso gesetzlich, sektiererisch und tot ist wie alle anderen. Gemeinden sind, wie die Gemeinde als Ganzes auch, Organismen, die aus dem einen Leben geboren werden, das dem Kreuz Christi entspringt und in jeden Gläubigen hineingepflanzt worden ist. Ohne Gläubige, die nicht selbst gekreuzigte Menschen sind, kann es echte Gemeinde nicht geben.3
Der menschlichen Spezies ist Familie in die Erbanlagen gelegt worden. Es wird immer Väter, Mütter und Kinder geben. Das gehört selbstredend zur unverbrüchlichen Schöpfungsordnung.
In gleicher Weise gehört organisches Gemeindeleben – die Erfahrung des Leibes Christi – zum Erbgut der christlichen Spezies. Es steckt dem Universum sozusagen im Blut. Sobald bestimmte Grundvoraussetzungen gegeben sind, bricht das organische Leben des Leibes Christi inmitten einer Gruppe von Christen spontan hervor.
Heute stehen wir vor der Herausforderung, allen Ballast abzuwerfen, damit dieses Leben des Leibes auf natürliche Weise wachsen und gedeihen kann. Dies bringt uns auf Konfrontationskurs mit vielen traditionellen Gemeindegründungsprinzipien.
Wie schon an anderer Stelle ausgeführt, verwende ich diesen Begriff schon seit über fünfzehn Jahren. Inzwischen ist er zu einer Knetmasse verkommen. Jeder meint, er könne ihn nach Belieben formen und gestalten, und er wird ganz unterschiedlich gedeutet.
Unter organischer Gemeinde verstehe ich eine Gemeinschaft, die aus geistlichem Leben gezeugt wurde und weder das Produkt menschlicher Institutionen ist, noch durch religiöse Programme zusammengehalten wird. Organisches Gemeindeleben ist für jeden Christen erfahrbar und zeichnet sich durch persönliche, beziehungsorientierte Gemeinschaft, aktive Mitarbeit aller Mitglieder, offene Beteiligung aller an den Zusammenkünften (im Gegensatz zu pastoralen „von vorne“ geleiteten Gottesdiensten) sowie eine nicht-hierarchische Leiterschaft aus. Dabei nimmt Christus die zentrale und unangefochtene Stellung ein und bestimmt als Leiter und Haupt das Geschehen in der Versammlung.
Im Gegensatz dazu gilt: Immer wenn wir von Sünde gezeichnete Sterbliche versuchen, eine Gemeinde wie ein Geschäft aufzuziehen, verleugnen wir die organische Natur des Gemeindelebens. Organische Gemeinde entsteht ganz natürlich dort, wo eine Gruppe von Menschen Jesus Christus wirklich begegnet ist (äußerliche, kirchliche Requisiten sind dazu nicht nötig) und die DNA der Gemeinde ungehindert wirken kann. Der Kontrast ist vergleichbar dem Unterschied zwischen einem Luftzug, der durch einen Ventilator erzeugt wird und einem Wind auf freiem Feld.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass organische Gemeinde kein Theaterstück ist, das nach einem vorgegebenen Drehbuch abläuft. Vielmehr ist sie ein Lebensstil – eine authentische Reise mit dem Herrn Jesus und seinen Jüngern.
Den Unterschied zwischen einer organischen und einer nicht-organischen Gemeinde kann man vergleichen mit dem Unterschied zwischen einem Industriekonzern und Gottes Schöpfung. Das eine wurde von Menschen gegründet, das andere von Gott geschaffen; das eine ist künstlich, das andere lebendig und organisch.
Deshalb sind Gemeindegründer wie Landwirte und Hebammen.
1 Charles Brock, The Principles and Practice of Indigenous Church Planting. Nashville, TN: Broadman, 1981, 12-13.
2 Der griechische Begriff bedeutet wörtlich „bebautes Feld“. Das Neue Testament verwendet zur Bezeichnung Christi und dessen Volk interessanterweise stets Weizen (Joh 12,24; 4,35; Mk 4,29; Lk 10,2).
3 T. Austin-Sparks, Words of Wisdom and Revelation. St. Charles, MO: Three Brothers, 1971, 62.
Wenn wir den Willen Gottes für seine Gemeinde kennenlernen wollen, müssen wir bis zur „Schöpfungsgeschichte“ der Gemeinde zurückkehren, um festzustellen, was er damals sagte und tat. Hier finden wir den klarsten Ausdruck seines Willens. Die Apostelgeschichte ist die „Genesis“ der Kirchengeschichte, und die Kirche zur Zeit des Apostels Paulus ist die „Genesis“ des Wirkens des Heiligen Geistes. Die Verhältnisse in den heutigen Kirchen sind weit entfernt von den damaligen. Aber die heutigen Verhältnisse können uns niemals Beispiel und zuverlässige Führung sein. Wir müssen zum „Ursprung“ zurückkehren. Als Vorbild darf uns nur dienen, was Gott am Anfang als seinen Willen kundgetan hat.1
Watchman Nee
In den letzten fünfzig Jahren sind fast einhundert Bücher zum Thema „Gemeindegründung“ erschienen. Manche dieser Bücher haben aus diesem Thema eine regelrechte Wissenschaft gemacht. Erstaunlicherweise gehen aber nur wenige dieser Werke darauf ein, wie die ersten Gemeinden gegründet wurden.
Ich halte es für einen schwerwiegenden Fehler, die Berichte in der Apostelgeschichte über die Geburt der christlichen Gemeinden im ersten Jahrhundert außer Acht zu lassen. Watchman Nee schreibt:
Lasst uns nie auf den Gedanken kommen, die ersten Kapitel der Apostelgeschichte seien heute nicht mehr anwendbar. Wie das erste Buch Mose, so offenbart uns auch die Apostelgeschichte den Anfang der Wege Gottes. Sein Vorgehen damals setzt ein für alle Zeit gültiges Muster für sein Wirken.2
Im Neuen Testament finden wir vier Wege, wie im ersten Jahrhundert Gemeinden gegründet wurden. Diese waren weder kulturell bedingte Modeerscheinungen noch raffinierte Einfälle besonders intelligenter Menschen. Ich bin davon überzeugt, dass sie auf Gott selbst zurückgehen.
Der erste dieser Wege trat in Jerusalem auf. Zwölf Apostel gründeten eine Gemeinde, indem sie Jesus Christus predigten (Apg 2,14–8,3). Nach einer gewissen Zeit vermehrte sich die Gemeinde durch „Verpflanzung“ oder „Migration“.3
Wir nennen dies das Jerusalemer Modell, weil es in Jerusalem seinen Anfang nahm. Das Neue Testament berichtet, dass der Samen der Jerusalemer Gemeinde nach vier Jahren in ganz Palästina ausgestreut und verpflanzt (umgebettet) wurde.4 Aufgrund der Verfolgung zogen die Gläubigen von Jerusalem aus an andere Orte, wo sie ihren Glauben bezeugten und in der Folge neue Gemeinden entstanden (Apg 8,1-8; 11,19-21). Die zwölf Apostel blieben noch eine Zeit lang in der Stadt.5
Zu den besonderen Merkmalen der Jerusalemer Zerstreuung zählt die Tatsache, dass sämtliche Christen in Jerusalem bereits organische Gemeinde erlebt hatten, bevor sie woanders hinzogen, um neue Gemeinden zu gründen. Mit anderen Worten: Sie brachten ihre Erfahrungen mit Christus und der Gemeinde in den neuen Regionen ein. Wie wir noch sehen werden, ist dies ein entscheidender Faktor.
Bezeichnenderweise nahmen die neu entstandenen Gemeinden in Palästina die Hilfe der Apostel in Anspruch – obwohl sie nicht unmittelbar von diesen gegründet worden waren. Die zwölf Apostel besuchten die neuen Gemeindepflanzungen, begossen den Samen und jäteten das Unkraut (Apg 9,32–11,30). Zwar unterstützten die Apostel die neuen Gemeinden, festigten und ermutigten sie, doch lebten sie nicht dort und regelten auch nicht deren Angelegenheiten.
Die klassische Gemeindegründungsmethode im ersten Jahrhundert nahm in Antiochia in Syrien ihren Anfang. Dieses Gründungsmodell tritt am deutlichsten in Apostelgeschichte 13,1–20,38 zutTage. Paulus wurde mit seinen Mitarbeitern von Antiochia ausgesandt, um Gemeinden in Südgalatien, Griechenland und Kleinasien zu gründen. Man kann diese Methode der Gemeindegründung als das Antiochia-Modell (oder auch „Neusaat“-Modell) bezeichnen.6
(Übrigens lassen sich die Reisen des Paulus besser als „Gemeindegründungstour“ oder „apostolische Reisen“ bezeichnen. Der geläufige Ausdruck Missionsreise ist eine Erfindung des neunzehnten Jahrhunderts und wird dem Wesen und Zweck des paulinischen Dienstes kaum gerecht.7 Dazu jedoch später mehr.)
Das Antiochia-Modell kann folgendermaßen beschrieben werden: Ein Apostel kommt mit leeren Händen in eine Stadt, um Jesus Christus zu verkündigen. Er predigt keine „vier geistlichen Gesetze“, keine „Schritte zur Bekehrung“, keinen „Heilsplan“ oder irgendwelche christlichen Glaubenssätze. Auch verkündigt er nicht sich selbst (2 Kor 4,5). Stattdessen verkündigt er eine Person – Jesus Christus.8
Aufgrund der Christus-Verkündigung bekehren sich eine Anzahl von Menschen. Einige mögen religiös sein und schon eine Beziehung zu Gott haben (die Juden). Andere sind Gott noch nie begegnet (die Heiden).
Nachdem der Apostel die Menschen zu einer echten Begegnung mit Gott in Christus geführt hat, zeigt er der jungen Gemeinde, wie man aus diesem innewohnenden Leben des neuentdeckten Herrn heraus lebt. Er offenbart den Gläubigen den ewigen Ratschluss Gottes, und diese Schau ergreift die Gemeinde.
(Beachten Sie, dass Gottes ewiger Ratschluss, seine große Mission, Gott und nicht den Menschen zum Mittelpunkt hat.) Kurzum: Der Apostel pflanzt in den Geist der Gläubigen die gleiche „himmlische Vision“ hinein, die er selbst erhalten hat (Apg 26,13; Gal 1,15-16).
Der Apostel vermittelt der neuen Gemeinde auch die apostolische Überlieferung, die ihren Ursprung in Jesus hat (1 Kor 11,2; 2 Thess 2,15; 3,6). Er offenbart den Herzen der Gläubigen die unausforschlichen Reichtümer und die Größe Christi und dass Christus alles ist, was sie brauchen (Eph 3,8). Das heißt es, eine Gemeinde auf Jesus Christus als dem einzigen Fundament zu gründen (Mt 7,24 ff.; 16,16-18; 1 Kor 3,11; Eph 2,20). Jesus Christus als Fundament zu haben, bedeutet, dass die Gemeinde lernt, sich ganz auf Christus zu verlassen, in ihm zu ruhen und aus ihm zu leben.
Das Evangelium, das die Apostel im ersten Jahrhundert predigten, war: Christus ist der Herr und in ihm haben wir Gottes unverfälschte und wirksame Gnade. Paulus von Tarsus schmiedete die Menschen nicht mit irgendwelchen Regeln, religiösen Pflichten oder Gesetzlichkeit zusammen. Er verkündete stattdessen das Evangelium der Gnade mit solcher Vollmacht, dass es die Pforten der Hölle niederriss und die Juden aus ihren religiösen Zwängen und die Heiden aus ihrer Verderbtheit befreite. Es war ein doppelt mächtiges Evangelium.
In der Folge war die neugegründete Gemeinde gesättigt mit der Herrlichkeit, der Freude und der Freiheit in Jesus Christus (Apg 13,52; 2 Kor 1,24; 3,17). Beachten Sie, dass die frühen Apostel eine herrliche, atemberaubende Offenbarung Christi erhalten hatten, von der ihr Geist erfüllt war und die sie verströmten, ehe sie diese Offenbarung an andere weitergeben konnten. Hören wir Paulus:
Als er mir nun seinen Sohn offenbarte – mir ganz persönlich –, gab er mir den Auftrag, die gute Nachricht von Jesus Christus … zu verkünden (Gal 1,16 NGÜ).
Die unmittelbare und nachhaltige Frucht dieser himmlischen Schau war, dass die Gläubigen sich in ihren Herrn und ineinander verliebten.
Das heißt: Paulus und seine Mitarbeiter zeigten den neuen Christen praktisch, wie sie aus diesem Christus heraus leben konnten, der nun in ihnen wohnte. Sie zeigten ihnen, wie man in Gemeinschaft und als Einzelne Gemeinschaft mit dem Herrn pflegt. Sie rüsteten das Volk Gottes zu, sodass die Menschen gemeinsam unter der direkten Führung des Herrn zusammenarbeiteten – ganz ohne amtliche Leitung. Die Apostel bereiteten die Gläubigen auch auf die Prüfungen und Schwierigkeiten vor, die nun auf sie warteten (Apg 14,22; 20,31; 1 Thess 3,4). Der Dienst der Apostel war daher nicht nur geistlich, sondern auch sehr praktisch ausgerichtet.9
Nachdem Paulus die Neubekehrten mit der Offenbarung Christi gesättigt hatte, tat er das Undenkbare: Er übergab die Gemeinde in die Hände des Herrn. Sanft schob er die Gläubigen aus ihrem Nest und überließ sie sich selbst. Er tat dies, ohne einen Pfarrer oder Pastor anzustellen oder Älteste mit der Gemeindeaufsicht zu betrauen. Mehr noch: Er überließ die Gemeinde noch im Säuglingsalter sich selbst – und dies angesichts unmittelbar bevorstehender Verfolgung.
Beim Antiochia-Modell verwendet der Apostel in der Regel zwischen drei und sechs Monate auf das Legen der Fundamente, bevor er die Gemeinde verlässt. Das heißt: Paulus und seine Mitarbeiter verließen eine Gemeinde, als sich diese noch im Kleinkindalter befand. Mit der Zeit wuchsen dann in vielen Gemeinden Älteste heran, die öffentlich anerkannt wurden. Aber das kam erst später. Und zu keiner Zeit fiel den Ältesten die Aufgabe zu, die Gemeinde zu lenken oder über sie zu bestimmen. Auch rissen sie nie die Dienste der Gemeinde an sich. (Auf dieses Thema bin ich andernorts eingegangen.10)
Hatte der Apostel die Gemeinde verlassen, kehrte er erst nach geraumer Zeit (zwischen sechs Monaten und zwei Jahren) wieder zurück.
Paulus demonstriert uns dieses Gemeindegründungsmodell nach seiner Aussendung aus Antiochia. Welch mächtiges, feuerfestes Evangelium musste Paulus doch diesen Neubekehrten weitergegeben haben! Welch tiefes Vertrauen in den auferstandenen Christus musste er gehabt haben, etwas so „Unvernünftiges“ zu tun und eine Gemeinde allein zu lassen, während sie noch in den Windeln steckte! Roland Allen beobachtet scharfsinnig:
Das sind die Fakten: Paulus predigte fünf bis sechs Monate lang an einem Ort und ließ dann eine Gemeinde zurück, die zwar noch einer gewissen Führung bedurfte, aber schon des Wachstums und der Ausbreitung fähig war … Nun stellt sich uns die Frage: Wie konnte er die neuen Gläubigen so zurüsten, dass er sie nach nur kurzer Zeit mit einer gewissen Sicherheit allein lassen konnte, dass sie festbleiben und wachsen würden? Auf den ersten Blick erscheint so etwas unglaublich … Was mag er sie in fünf oder sechs Monaten gelehrt haben?11
Unterm Strich: Das Evangelium des Apostels wurde schonungslos bis auf seinen Kern auf die Probe gestellt. War das Evangelium, das er predigte, wirklich Christus – mit Paulus’ Worten: „Gold, Silber und Edelsteine“ –, dann konnte die Gemeinde auch Krisen durchstehen (1 Kor 3,6-15). Bestand das Evangelium des Apostels jedoch aus Verbrennbarem – „Holz, Heu, Stroh“ –, verbrannte es in der Hitze des Feuers.12
Setzt ein Apostel unverwüstliche Stoffe zum Bau einer Gemeinde ein und rüstet er sie fachmännisch zu, dann wird sich alles, was sie benötigt, spontan und von innen heraus entwickeln. Zu gegebener Zeit werden aus ihr Propheten, Hirten, Evangelisten, Aufseher usw. auf ganz natürliche und organische Weise hervorgehen – genauso natürlich und organisch, wie sich die Gliedmaßen und Organe am und im Körper eines Kindes entwickeln. T. Austin-Sparks spricht von dieser Erfahrung:
Nachdem wir sämtliche Systeme der verfassten Christenheit aufgegeben hatten, verpflichteten wir uns dem organischen Prinzip. Wir stellten keine „Gemeindeordnung“ auf und setzten auch keine Ämter und Geistlichen ein. Wir überließen es ganz dem Herrn, uns durch die „Gaben“ und die Salbung zu zeigen, wen er für die Aufsicht und für die Dienste auserwählt hatte. Ein Ein-Mann-System ist dabei nie herausgekommen. Die „Aufseher“ sind nie gewählt oder bestimmt worden, schon gar nicht auf den ausdrücklichen Wunsch eines Leiters. Es gab weder Ausschüsse noch eine öffentliche Körperschaft – in keinem Teil unserer Arbeit. Nahezu alles ist aus dem Gebet hervorgegangen.13
Solche organische Entwicklung ist die Grundlage aller Lebensformen. Der Same einer Rose enthält schon im Keim Stängel, Blätter und Blütenknospen. Wird der Same gesät und angemessen gepflegt, bilden sich diese Merkmale zu gegebener Zeit auf ganz natürliche Weise aus. So bilden sich auch die erforderlichen Merkmale und Dienste der Gemeinde Jesu Christi ganz natürlich aus, wenn diese einmal auf richtige Weise gepflanzt und gepflegt wird, denn das ist Teil ihrer DNA.
Biblisch gesehen ist eine Gemeinde ein geistlicher Organismus, keine menschliche Organisation.14 Sie ist sozusagen ein biologisches Gewächs. Als solches entwickelt sie sich auf ganz natürliche Weise weiter, wenn sie der, der sie gegründet hat, sich selbst überlässt. Selbstverständlich sollte der Gärtner von Zeit zu Zeit nach ihr schauen, sie „bewässern“, „düngen“ und „von Unkraut befreien“, das sie zu ersticken droht. Deshalb gehört es zu den vorrangigen Aufgaben eines Apostels, Fremdkörper von der Gemeinde fernzuhalten, sodass sie auf natürliche und organische Weise heranwachsen kann. (Doch dazu später mehr.)
Diesem Verständnis von Gemeindeentwicklung steht das vorherrschende Modell gegenüber, wonach man versucht, verschiedenen Dienste und Gaben (etwa Älteste, Propheten und Lehrer) einzusetzen und dabei scheinbar dem „neutestamentlichem Muster“ folgt. Solch eine technische Methode der Gemeindebildung wird lediglich ein erbärmliches, papierenes Bild von Gemeinde erzeugen. Es ist, als wollte man eine reife Rose schaffen, indem man Stängel, Blätter und Blütenkelch mit einem Nylonfaden zusammenbindet. Damit würde man die organische und inhärente Natur der Gemeinde leugnen und sich über den biblischen Tatbestand, dass die Ekklesia in Wirklichkeit ein lebendiger Organismus ist, hinwegsetzen.
Das Antiochia-Modell geht also letztlich davon aus, dass Gemeinde ein organisches Wesen ist, dass sie durch die Verkündigung Jesu Christi ins Leben gerufen wird und dass sie organisch weiterwächst, wenn der Gründungsapostel sie sich selbst überlassen hat. Freilich hat es eine Gemeinde nötig, dass der Apostel von Zeit zu Zeit zurückkehrt, um nach ihrem Wachstum zu schauen und fremde Elemente, die ihr Leben zu ersticken und zu zerstören drohen, zu entfernen (Apg 13–20). Dazu stellt Howard Snyder fest: „Die Gemeinde wächst in dem Maße, wie man alles ausräumt, was Wachstum beeinträchtigt. Wird sie nicht durch unbiblische Barrieren behindert, entwickelt sie sich auf ganz natürliche Weise.“
Das Antiochia-Modell („Ausbringen neuen Samens“) ist die klassische Weise, nach der im ersten Jahrhundert Gemeinden gegründet wurden. Dazu Roland Allen treffend:
In nur wenigen Jahren baute er [Paulus] die Gemeinde auf einer so festen Grundlage auf, dass sie im Glauben und im praktischen Dienst leben und wachsen konnte und dass sie sich um ihre eigenen Angelegenheiten kümmern und allen Gefahren und Hindernissen von innen und außen begegnen konnte.15
Während beim Jerusalemer Modell die Gemeinde den apostolischen Mitarbeiter verlässt, verhält es sich beim Antiochia-Modell umgekehrt: Der apostolische Mitarbeiter verlässt die Gemeinde. Im Ergebnis ist es dasselbe: Sobald ein apostolischer Mitarbeiter das Fundament einer Gemeinde gelegt hat, bleibt das Volk Gottes sich selbst überlassen und verzichtet auf Hilfe von außen. Zum Vergleich beider Modelle schreibt Watchman Nee:
Wir sehen hier, dass es zwei verschiedene Arten der Verkündigung des Evangeliums und der Gemeindegründung gibt, zwei unterschiedliche Methoden, veranschaulicht an den Beispielen Jerusalem und Antiochia. Von Antiochia gehen Apostel aus, von Jerusalem gehen Heilige in die Zerstreuung aus. Im einen Fall ziehen die Apostel in Teams aus, wie z. B. Paulus und Barnabas, Paulus und Silas oder Paulus und Timotheus, um das Evangelium von Ort zu Ort zu verkündigen, Gemeinden zu gründen und danach zurückzukehren. Im anderen Fall wandern die Gläubigen in Städte und Länder aus, verkündigen den Herrn Jesus, wohin sie kommen, und überall dort, wo sie sich ansiedeln, entstehen Gemeinden.16
Eine dritte Art der Gemeindegründung begann in der Stadt Ephesus. Wir nennen sie daher das Ephesus-Modell. In seinen späteren Jahren reiste Paulus nach Ephesus. In den sieben Jahren zuvor hatte er etwa acht Gemeinden gegründet.
Was Paulus in Ephesus erreichte, war ebenso einzigartig wie genial: Er machte Ephesus zum Trainingszentrum, von dem aus sich das Evangelium verbreitete und wo junge Männer als Gemeindegründer geschult wurden. Paulus mietete einen Versammlungsort – die „Halle des Tyrannus“ –, wo er täglich von 11:00 Uhr vormittags bis 16:00 Uhr nachmittags predigte und lehrte.17 Diese Ausbildung dauerte zwei ganze Jahre. Paulus nennt folgende Männer, die dort zugerüstet wurden:
• Titus aus Antiochia
• Timotheus aus Lystra
• Gaius aus Derbe
• Aristarch aus Thessalonich
• Secundus aus Thessalonich
• Sopater aus Beröa
• Tychikus aus Ephesus
• Trophimus aus Ephesus
Auch Epaphras aus Kolossä dürfte dazu gerechnet werden. Offenbar hat Paulus ihn während seiner Zeit in Ephesus zum Herrn geführt.18 Etwas später gründete Epaphras drei Gemeinden im Lycos-Tal in Kleinasien: je eine in Kolossä, in Laodicea und in Hierapolis (Kol 1,7; 4,12-13). Der Neutestamentler Donald Guthrie merkt an:
Die Gemeinden Kolossä, Laodicea und Hierapolis im Lycos-Tal sind vermutlich in dieser Zeit entstanden, obwohl Paulus sie nie persönlich besucht hat. Männer wie Epaphras und Philemon – wohl Bekannte des Paulus – dürften in der Halle des Tyrannus unter seinen Einfluss gekommen sein.19
So schreibt auch F. F. Bruce:
Dann kam Paulus in diese große Stadt … wo er fast drei Jahre blieb und die Evangelisation von Ephesus und der gesamten Provinz leitete. Offenbar wurde er dabei von etlichen Mitarbeitern unterstützt, etwa von Epaphras, der die phrygischen Städte des Lycos-Tals evangelisierte (Kolossä, Laodicea und Hierapolis). Ihr Einsatz war so erfolgreich, dass, wie Lukas berichtet, „…alle, die in Asia wohnten, das Wort des Herrn hörten, Juden und Griechen“.20
Obwohl die Ausbildung dieser acht Männer durch Paulus in Ephesus nicht ausdrücklich erwähnt wird, lässt sich diese durchaus aus dem Neuen Testament herleiten. Beachten Sie folgende Punkte:
• Alle acht Männer waren bei Paulus in Ephesus während dessen längeren Aufenthalts dort.21 Wie die zwölf Jünger dreieinhalb Jahre mit Jesus zusammen waren, so verbrachten auch die Paulusschüler eine ähnlich lange Zeitspanne mit Paulus. In gewisser Weise duplizierte Paulus in Ephesus den Dienst, den Jesus in Galiläa getan hatte.
• Alle acht Männer brachten als Abgeordnete ihrer Gemeinden finanzielle Unterstützung nach Jerusalem. Statt jedoch mit ihren Gaben direkt nach Jerusalem zu reisen, trafen sie in Ephesus mit Paulus zusammen und blieben drei Jahre bei ihm. Timotheus und Gaius waren aus Galatien, das sehr viel näher bei Jerusalem als bei Ephesus liegt.
• Zwei Jahre lang lehrte Paulus täglich fünf Stunden lang in der Halle des Tyrannus. Die Intensität seines Dienstes trägt alle Merkmale einer Ausbildung.
• Paulus kam persönlich für seinen eigenen Unterhalt und den der Männer auf (Apg 20,34). Wieso sollte er sie unterstützen, wenn er sie nicht ausbildete?
• Nach seinem Einsatz in Ephesus sandte Paulus diese Männer aus, die von ihm gegründeten Gemeinden zu unterstützen und darüber hinaus in noch unversorgten Gebieten weitere Gemeinden zu gründen. Ganz ähnlich hatte Jesus die zwölf Jünger probeweise ausgesandt (Mk 6,7).
David Shenk und Ervin Stutzman haben das Ephesus-Modell so zusammengefasst:
Als Paulus Ephesus verließ, nahm er eine Gruppe von Leuten mit sich, um einige Gemeinden zu besuchen, die er in Mazedonien und Griechenland gegründet hatte. Wir dürfen davon ausgehen, dass es Leiter waren, die er in Ephesus selber ausgebildet hatte. Sie sollten die Gemeinden kennenlernen, von denen er im Unterricht erzählt hatte. Zu den Männern zählten Sopater, Aristarch, Secundus, Gaius, Timotheus, Tychikus und Trophimus. Nach seinem Willen sollten diese in Gemeindeaufbau erfahrenen Leiter aus Kleinasien auch die in europäischen Gemeinden gelebte christliche Gemeinschaft kennenlernen. Dies war eine interkulturelle Gemeindegründungstour für die bei Paulus in Ausbildung stehenden Leiter.22
Weil die Paulusschüler aus verschiedenen Gemeinden und Regionen (Galatien, Mazedonien, Achaia und Kleinasien) stammten, konnten sie zweifellos voneinander lernen, indem sie einander von ihren Erfahrungen in organischem Gemeindeleben aus jeweils unterschiedlicher kultureller Perspektive erzählten. In einer späteren Phase ihrer Ausbildung in Ephesus sandte Paulus seine acht Schüler nach Kleinasien aus, um das Evangelium Christi zu verkünden und neue Gemeinden zu gründen. Einige dieser Gemeinden begegnen uns in Offenbarung 2 und 3. Dazu schreibt F. F. Bruce:
Während Paulus in Ephesus blieb, missionierten einige seiner Kollegen in den Nachbarstädten. In dieser Zeit scheint sein Mitarbeiter Epaphras die Städte im Lycos-Tal gelegenen Städte Kolossä, Laodicea und Hierapolis evangelisiert zu haben – Städte, die Paulus offenbar nie persönlich besucht hat (Kol 1,7-8; 2,1; 4,12-13). Möglicherweise sind alle sieben Gemeinden, wie wir sie in der Offenbarung des Johannes finden, während dieser Zeit entstanden. Die ganze Provinz wurde intensiv evangelisiert und zählte über viele Jahrhunderte zu den führenden Zentren der Christenheit.23
Die acht Paulus-Schüler kann man in gewisser Weise mit den zwölf Jüngern Jesu vergleichen. Die zwölf Apostel brachten das Evangelium der jüdischen Welt; die jungen Mitarbeiter des Paulus trugen es in die heidnische Welt.
Das vierte und letzte Modell entfaltet sich am Beispiel der Gemeinde in Rom. Ich nenne es die „umgekehrte Verpflanzung“. Hatte sich beim Jerusalemer Modell eine Gemeinde auf mehrere Städte ausgebreitet, so fanden sich im römischen Modell Christen ganz unterschiedlicher Herkunft in einer Stadt zur Gründung einer neuen Gemeinde ein. So geschehen in Rom.
Die Indizien, die dafürsprechen, dass es in Rom so gewesen ist, liegen auf der Hand. Einige Neutestamentler sind der Meinung, Römer 16 sei gar nicht an die Gemeinde in Rom adressiert, sondern an die in Ephesus, weil Paulus noch gar nicht in Rom gewesen war, als er den Römerbrief verfasste. Allerdings kannte er alle, die er im 16. Kapitel erwähnt, persönlich, und einige von ihnen waren davor mit ihm in Ephesus gewesen.
Andere haben behauptet, jene, die Paulus in Römer 16 grüßen lässt, seien zufällig nach Rom gezogen und in derselben Gemeinde aufgetaucht. Beide Hypothesen sind eher unwahrscheinlich.
Die Gemeinde in Rom bestand ursprünglich wohl hauptsächlich aus Juden. Lukas berichtet von Besuchern, die zu Pfingsten aus Rom nach Jerusalem gekommen waren, wo sie das Evangelium aus Petrus’ Mund hörten (Apg 2,10). Etliche von ihnen kehrten offensichtlich nach Rom zurück und begannen sich dort zu versammeln. Möglicherweise gehörten auch Priscilla und Aquila dazu. Im Jahr 49 n. Chr. ließ der Kaiser Claudius die Juden jedoch per Edikt aus Rom vertreiben (Apg 18,2).
Als Paulus 54 n. Chr. seinen Brief an die Römer schreibt, sind viele Judenchristen bereits zurückgekehrt. Der Gemeinde gehörten auch etliche Heidenchristen an. In Römer 16 grüßt Paulus 26 Personen und fünf Haushalte. Er kannte diese Menschen alle persönlich. Fast alle waren aus Gemeinden, die Paulus über die Jahre gegründet hatte.
Zu den uns vorliegenden Berichten passt es am ehesten, dass Paulus Priscilla und Aquila zurück nach Rom sandte, nachdem das Edikt des Claudius im Jahr 54 n. Chr. wieder aufgehoben worden war. Einen Beleg dafür könnte man darin sehen, dass Priscilla und Aquila Paulus bei der Gemeindegründung in Ephesus halfen. Vier Jahre bevor Paulus seinen berühmten Römerbrief verfasste, brachte er dieses bemerkenswerte Ehepaar nach Ephesus. Sie sollten dort seine Gemeindegründung, die er später in Angriff nahm, vorbereiten (Apg 18,18-19). Die Neutestamentler William Sanday und Arthur Headlam stellen fest: