Verführte der Dämmerung - Lara Adrian - E-Book

Verführte der Dämmerung E-Book

Lara Adrian

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Beschreibung

Der Atlantis-Krieger Zael ist ein Einzelgänger, der sich von seinem Volk abgewandt hat. Die Bedrohung durch einen grausamen Feind bringt ihn jedoch dazu, sich mit dem Orden der Vampire zu verbünden. So trifft er auf die Stammesvampirin Brynne, die all seine Sinne in Aufruhr versetzt. Doch Brynnes grausame Vergangenheit hat tiefe Narben in ihrer Seele hinterlassen. Wie kann sie einem Unsterblichen vertrauen, dessen Volk am Rande eines Krieges mit dem ihren steht?


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Inhalt

TitelZu diesem Buch1234567891011121314151617181920212223242526272829303132333435363738AutorinDie Romane von Lara Adrian bei LYXImpressum

LARA ADRIAN

Verführte der Dämmerung

Roman

Ins Deutsche übertragen von Firouzeh Akhavan-Zandjani

Zu diesem Buch

Der unsterbliche Krieger Zael hat die Intrigen des atlantischen Hofes vor mehr als einem Jahrhundert hinter sich gelassen. Er ist ein Einzelgänger zwischen den Welten, entschlossen, sich nicht mehr in die Schlachten zwischen den Völkern einzumischen. Doch das Schicksal hat andere Pläne: Als sich ein grausamer neuer Feind erhebt, verbündet Zael sich mit dem Orden der Vampire. So trifft er auf Brynne Kirkland – Stammesvampirin und Tagwandlerin –, eine Frau, die ihn vom ersten Augenblick an fasziniert. Doch obwohl Brynne ihm in einem schwachen Moment offenbart, dass sie sein Begehren erwidert, zeigt sie ihm schon kurz darauf wieder die kalte Schulter. Zael ist entschlossen, die Mauern zu durchbrechen, die die schöne Kämpferin um ihr Herz errichtet hat. Doch Brynne trägt tiefe Narben in ihrer Seele, die zu heilen bisher nichts und niemand vermochte. Und selbst, wenn sie bereit wäre, ihr Herz zu öffnen, würde das Geheimnis, das sie vor der Welt verbirgt, jedes Glück zunichtemachen …

1

London, England

Brynne legte den Kopf mit einem Ruck in den Nacken und stürzte den edlen Whisky auf einen Schluck herunter. Für eine Stammesvampirin wie sie war Alkohol nicht gerade das Lieblingsgetränk. Und so eine laute Bar in der Cheapside mit der im Rhythmus der Musik pulsierenden Beleuchtung auf der Tanzfläche war auch nicht das, wo sie normalerweise ihre Freizeit verbrachte. Bei den seltenen Gelegenheiten, wenn sie sich mal mit Leuten traf, entsprachen die ruhigen Bars und seriösen Clubs auf der anderen Seite der Themse mehr ihrem Geschmack.

Andererseits war das genau der Grund, weshalb sie hier war.

Sie musste sich entspannen, Luft ablassen.

Endlich mal ein bisschen über die Stränge schlagen.

Ach, zum Teufel mit dem Anstand. Nach diesem miesen Tag musste sie sich einfach betrinken und eine schnelle Nummer schieben.

Vorzugsweise auch in dieser Reihenfolge.

Außerdem musste sie Nahrung zu sich nehmen. Schon an einem guten Tag fiel es ihr schwer, die selbst auferlegte Abstinenz einzuhalten, und wie war das erst an einem Tag wie heute.

Sie stellte das Glas auf der verspiegelten Oberfläche der schlanken Bar ab, fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und stieß einen langen Seufzer aus. Der Barkeeper war sofort mit der Flasche Glenmorangie zur Stelle, als sie den Finger hob, um ihn zu sich zu rufen.

Mit dem vollen roten Haar, den breiten Schultern und den niedlichen Grübchen, die das freundliche Lächeln einrahmten, war dieser Mensch, der wohl so um die Mitte zwanzig sein mochte, keiner, den man von der Bettkante gestoßen hätte. Und angesichts seines festen, muskulösen Körpers, der offensichtlich durch jahrelange sportliche Betätigung gestählt war, bekam man durchaus den Eindruck, dass er einer intensiven kardiovaskulären Inanspruchnahme, der er sich aussetzte, wenn er mit einer Stammesvampirin ins Bett ging, gewachsen sein würde.

Das war mehr, als sich von den meisten anderen Männern, die heute Abend hier waren, behaupten ließ. Sie hatte bereits ein Dutzend potenzieller Kandidaten taxiert und im Geiste aus ganz unterschiedlichen Gründen wieder verworfen, wobei nicht zuletzt ihre Angst eine Rolle spielte, dass ein Mensch beim Sex mit ihr an schierer Erschöpfung sterben konnte. Sie hatte diese Woche bereits einen toten Menschen zu verzeichnen, und sie würde den Teufel tun, noch einen weiteren dazukommen zu lassen.

Der Barkeeper musterte die konservative, hochgeschlossene Bluse und die dunkelblaue Hose, die sie anhatte, als er ihr nachfüllte. Sie war direkt von der Arbeit hierhergekommen und hatte sich noch nicht einmal die Mühe gemacht, das Haar aus dem festen Knoten zu lösen, zu dem sie es hochgesteckt hatte.

»Ist heute wohl ’n anstrengender Tag gewesen, Honey, hm?«, fragte der Barkeeper und übertönte mit seiner tiefen Stimme das Dröhnen der lauten Musik.

Brynne zog angesichts der wenig originellen Bemerkung spöttisch eine Augenbraue hoch. »Da sagst du was.«

Die letzten zehn Jahre hatte Brynne an ihrer Karriere als Ermittlerin der Londoner Abteilung von JUSTIS gearbeitet – der Polizeitruppe der Regierung, die aus handverlesenen Vampiren und Menschen bestand –, die mit vollem Namen Joint Urban Security Taskforce Initiative Squad hieß. Sie hatte ihre ganze Kraft in die Arbeit gesteckt und sich ihr mit Leib und Seele verschrieben. Himmel, der Job war ihr Leben.

Oder zumindest war er das bis vor ein paar Stunden gewesen.

Alles, wofür sie die ganzen Jahre gearbeitet hatte, war in Flammen aufgegangen. Und das Schlimmste daran war, dass sie selbst die Schuld daran trug.

Vor zwei Nächten war sie insgeheim an einem verdeckten Einsatz unter Leitung von Lucan Thorne und dem Orden beteiligt gewesen und hatte ihren Kollegen und Vorgesetzten bei JUSTIS bewusst Informationen darüber vorenthalten, obwohl ihr klar gewesen war, dass sie damit ihre Karriere aufs Spiel setzte. Glücklicherweise war der Einsatz des Ordens von Erfolg gekrönt gewesen. Es war ein entscheidender Schlag gegen die Terrorgruppe Opus Nostrum gelungen, bei dem einer der Schlüsselfiguren in Dublin das Handwerk gelegt und ein Helfershelfer in London enttarnt worden war. Brynnes Mitarbeit hatte entscheidend zu diesem Erfolg beigetragen.

Leider sah JUSTIS das etwas anders.

Ihre Vorgesetzten machten kein Wesen darum, dass der Orden den Stammesvampir in Irland ausgeschaltet hatte. Fineas Riordan war als Verbrecher und zwielichtige Gestalt der Unterwelt bekannt, aber der Vertreter des Rates, der in London den Freitod gewählt hatte, um nicht dem Orden in die Hände zu fallen, war ein Skandal, den JUSTIS sich nicht leisten konnte.

Es spielte keine Rolle, dass Neville Fielding korrupt gewesen war und sich von Opus Nostrum hatte bestechen lassen. Es spielte keine Rolle, dass die beiden Männer mit dem Geheimbund, dem sie angehörten, dem Rest der zivilisierten Welt den Krieg erklärt hatten.

Und es spielte auch keine Rolle, dass Brynne meinte, das Richtige getan zu haben – und mit dafür gesorgt hatte, dass es nun zwei Probleme weniger gab, um die die Welt sich Gedanken machen musste.

All das spielte keine Rolle, denn indem sie dem Orden bei seiner Geheimoperation geholfen hatte, waren von ihr vorsätzlich strikte Anweisungen von JUSTIS missachtet worden. Sie hatte sich das Vertrauen ihrer Vorgesetzten verscherzt.

Zum allerersten Mal war sie ihrem Herzen gefolgt statt ihrem Verstand.

Leider musste sie dafür mit ihrer Karriere bezahlen.

Wenn das nicht nach ein paar Runden mit erstklassigem Whisky und einem heißen One-Night-Stand mit einem Mann rief, den sie nie wiedersehen würde, dann wusste sie nicht, was sonst als Rechtfertigung herhalten könnte.

Brynne griff nach dem Glas, das der Barkeeper großzügig gefüllt hatte, und stürzte den Inhalt mit einem Zug herunter. Sie spürte seinen feurigen Blick, spürte sein Begehren, das wie ein schwüles Kribbeln in der Luft lag, während er sie dabei beobachtete, wie sie den hochprozentigen Alkohol schluckte und sich dann mit dem Handrücken über die leicht geöffneten Lippen wischte.

»Noch einen, bitte.«

Er reagierte mit einem lasziven, charmant schiefen Lächeln, das von diesen entzückenden Grübchen eingerahmt wurde. »Immer sachte, Honey. Wenn du nicht einen Gang runterschaltest, lässt du mir keine andere Wahl, als dich nach Hause zu bringen.«

Meinte er das wirklich ernst? Sie sah ihn an und merkte, dass er keine Ahnung hatte, was sie war. Keiner, der sie jetzt sah, würde sie als Stammesvampirin erkennen, sondern meinen, nur eine hochgewachsene, athletisch gebaute Frau mit grünen Augen und dunkelbraunen, fast schwarzen Haaren vor sich zu haben.

Ihre Fänge traten nur hervor, wenn ihr Gemütszustand sich veränderte – sei es durch Hunger, Wut oder Verlangen. In diesen Momenten wurden auch die anderen Eigenschaften sichtbar, an denen man einen Stammesvampir erkannte. Ihre Augen begannen bernsteinfarben zu leuchten, die Pupillen verengten sich zu vertikalen Schlitzen, und die Färbung ihrer Dermaglyphen – Hautmuster, die die Körper aller Stammesvampire in unterschiedlicher Ausprägung bedeckten – intensivierte sich.

Jetzt spürte sie allerdings nur das angenehme Summen des Alkohols, der sich langsam in ihrem Blut ausbreitete. Na ja, und diesen nagenden, gegen sich selbst gerichteten Zorn. Ach, wäre es schön, wenn dieser Zorn ganz der angenehmen Benommenheit weichen würde, die sich langsam in ihr ausbreitete.

»Ich hätte gern noch einen, bitte.«

»Jamie«, sagte der Barkeeper, der immer noch die Flasche in der Hand hielt. »Und du bist?«

Brynne lächelte. »Durstig.«

Er lachte leise, als er näher rückte und ihr nachfüllte. »Na gut, aber sag nicht, dass ich dich nicht gewarnt hätte. Ich hab überhaupt nichts dagegen, so eine hübsche Lady wie dich nach Hause zu bringen. Ich würde es sogar als meine ritterliche Pflicht ansehen.«

Er flirtete. Himmel, er flirtete tatsächlich mit ihr. Oder versuchte es zumindest.

Sie hatte keine Erfahrung darin und wäre bis zu diesem Augenblick nicht einmal im Traum darauf gekommen, dass sie diese Fähigkeit eines Tages brauchen könnte. Sie fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und suchte krampfhaft nach einer schlagfertigen Antwort. Besser wäre noch eine Reaktion, mit der sie ihm zeigte, dass sie bereit war – willig –, ihn beim Wort zu nehmen und auf alles eingehen wollte, was er im Sinn hatte.

Aber sie konnte nicht.

Sie hatte einfach kein Interesse an ihm. So einfach war das.

Und das war wirklich eine Schande, denn die anderen Männer, die ihr in der Bar lüsterne Blicke zuwarfen, lösten nur gähnende Langeweile bei ihr aus.

Also bedankte sie sich nur etwas lahm bei Jamie und atmete erleichtert auf, als ihn Gäste am anderen Ende des Tresens zu sich riefen. Es war sehr voll in der Bar. Man stand praktisch Ellbogen an Ellbogen am Tresen oder an den mehr als zwanzig Jahre alten Kneipentischen im Raum hinter Brynne. Auf der Tanzfläche hüpften, wirbelten und wiegten sich die Leiber zum erbarmungslosen Dröhnen der Musik.

Während der Barkeeper alle Hände voll zu tun hatte, die bestellten Drinks zu servieren, nippte Brynne an ihrem Glas und versuchte sich einzureden, dass sie sich gerade ganz prächtig amüsierte. Sie mochte vielleicht nicht viel Erfahrung im Flirten und Verführen haben – und, okay, vielleicht war das arg vorsichtig ausgedrückt –, aber sie konnte es schaffen. Sie wollte es schaffen.

Bei Gott, sie brauchte heute Nacht irgendeine Art von Ventil, sonst würde sie noch den Verstand verlieren.

Mit dem Glas in der Hand drehte sie sich auf dem Hocker, um den Blick über die Menge schweifen zu lassen. Es dauerte nicht lange, und eine Kellnerin mit einem langstieligen Martiniglas näherte sich ihr von der anderen Seite der Bar. Der durchsichtige Cocktail, in dem eine auf einen Zahnstocher gespießte Olive schwamm, schimmerte hell.

Brynne zog verwirrt die Augenbrauen hoch, als die Kellnerin direkt vor ihr stehen blieb.

»Der ist von dem Herrn da drüben.«

Die Kellnerin deutete auf eine Gruppe junger Männer, von denen einige deutlich erkennbare Glyphen auf den Armen trugen. Bei den jungen Stammesvampiren handelte es sich um Zivilisten aus Dunklen Häfen in dieser Gegend, die bestimmt auf der Suche nach menschlichen Blutwirten waren, ehe die Sperrstunde die Jagd auf Nahrung für heute Nacht beendete.

Während die meisten von ihnen ungeniert Menschenfrauen ansprachen, sah einer Brynne direkt an. Der dunkelhaarige, ernst blickende Stammesvampir nickte bestätigend, als die Kellnerin ihr den Cocktail reichen wollte.

Brynne schüttelte den Kopf. »Bitte, richten Sie dem Herrn meinen Dank aus, aber nein danke. Ich ziehe Whisky vor und trinke auch lieber allein.«

Die Kellnerin zuckte mit den Achseln. »Meinetwegen.«

Ganz toll, Kirkland. Das sind schon zwei verpasste Gelegenheiten.

Kein Wunder, dass sie in Sachen Sex eine Niete war.

Ihr Unmut über sich selbst wurde immer größer. Sie drehte sich wieder zum Tresen um, stürzte ihren Drink herunter – ihren vierten heute Abend, aber wer wollte das schon so genau wissen? – und stellte das Glas ab.

Das war’s. Mit dem Vor-sich-Herschieben war jetzt Schluss.

Sie war hergekommen, um sich etwas Gutes zu tun und endlich mal das Chaos und die Leere, aus denen ihr Leben bestand, zu vergessen. Und das bedeutete, dass sie diese Bar nicht allein verlassen würde.

Es war an der Zeit, dass sie sich ihr Gewissen und ihre Ausflüchte heute Nacht sonst wohin steckte.

Während der Glenmorangie angenehm brennend durch ihre Kehle rann, gab Brynne sich selbst ein Versprechen.

Sie würde sich den ersten brauchbaren Mann schnappen, der sich ihr näherte.

Es dauerte nicht lange. Kaum hatte sie diesen lächerlichen Schwur getan, als eine heiße Woge sie traf. Ihre Sinne reagierten auf die Wahrnehmung, indem alle Nervenenden zu kribbeln anfingen, als würden sie unter Strom stehen, sodass sich die feinen Härchen auf ihren Armen und im Nacken aufstellten und sich die Spitzen ihrer Brüste zusammenzogen.

»Ist der Platz noch frei?«

Sie kannte die tiefe, ärgerlich selbstsichere Stimme.

Genau wie die unglaublich tiefblauen Augen, die ihren Blick gefangen nahmen und ihn nicht mehr losließen, als sie den Kopf drehte, um den Mann anzuschauen, der gerade zu ihr getreten war.

Ein Mann, aber kein Mensch.

Ein Unsterblicher.

Ein Atlantid.

Mit goldenem Haar. Gut aussehend. Arrogant ohnegleichen.

Und ganz gewiss der Letzte, den sie sehen wollte – besonders heute Nacht.

Er musterte sie mit einem Grinsen, und sein breiter, sinnlicher Mund ließ Wut – und etwas weit Beunruhigenderes – durch ihre Adern strömen.

»Hallo, Brynne.«

»Zael«, knurrte sie förmlich. »Was zum Teufel machen Sie denn hier?«

2

Ekizael wandelte schon seit Tausenden von Jahren auf diesem Planeten und jedes einzelne davon in vollem Bewusstsein, welche Wirkung sein schön geschnittenes, altersloses und gebräuntes Gesicht und sein perfekt geformter Körper auf das schöne Geschlecht hatten. Sein makelloses Aussehen, das allen Atlantiden gemein war, und seine übernatürliche Sinnlichkeit waren immer Teil seiner überwältigenden Ausstrahlung gewesen.

Zumindest hatte er das gedacht.

Bis er Brynne Kirkland kennengelernt hatte.

Wie schon vor einigen Tagen, als sie einander in D. C. das erste Mal begegnet waren, schien die atemberaubende, aber leider total verklemmte Stammesvampirin auch jetzt völlig unbeeindruckt von ihm zu sein.

Sie musterte ihn finster, als er sich auf den Barhocker neben ihr setzte. Vor einem Moment hatte er mit einem mentalen Befehl dafür gesorgt, dass derjenige, der eben noch hier gesessen hatte, aufgestanden und gegangen war.

»Was trinken Sie, meine Schöne?«

Sie antwortete nicht, und er wusste, dass sie der Kosename mindestens genauso sehr störte wie seine Gegenwart. Ihre schmalen grünen Augen durchbohrten ihn förmlich, als er nach ihrem leeren Glas griff. Am nussig-würzigen Aroma erkannte er den erstklassigen Whisky, den sie wie billigen Fusel einen nach dem anderen heruntergestürzt hatte.

»Sie müssen wissen, dass der wahre Genuss eines Single Malt in seinen feinen Nuancen besteht. Wie bei vielen anderen Vergnügungen verpasst man das Beste, wenn man sich dabei keine Zeit lässt.« Er lächelte. »Hat Ihnen das denn noch nie einer gesagt?«

Ärgerlich nahm sie ihm das Glas weg und stellte es vor sich auf die verspiegelte Oberfläche des Tresens. »Ich mach gern mein eigenes Ding.«

Zael lachte leise. »Ja, das hab ich mir schon gedacht. Sitzen Sie deshalb einsam und allein hier herum, kippen einen Drink nach dem anderen und machen alle Männer im Raum verrückt?«

Er sollte es wissen – schließlich war er einer von ihnen. Er hatte all seine Selbstbeherrschung aufbieten müssen, um nicht schon früher zu ihr zu treten und sein Revier abzustecken. Allerdings gab es gar kein Revier, das er in Bezug auf sie hätte abstecken können. Brynne könnte jeden Mann haben, der ihr gefiel, aber er war sich nicht sicher, ob ihr das auch bewusst war. In D. C. hatte sie ihm unmissverständlich klargemacht, dass er von Anfang an aus dem Rennen war.

Aber zum Teufel noch mal! Das steigerte Zaels Entschlossenheit nur noch, den Grund dafür herauszufinden.

Sie schnaubte ungehalten und drehte sich mit einem Ruck zu ihm herum. »Ich bin nicht einsam und allein. Ich habe versucht, den Abend zu genießen. Zumindest bis Sie hier aufgetaucht sind. Wie lange sind Sie schon da?«

»Lange genug, um mitzubekommen, wie Sie sich ein paarmal ziemlich ungeschickt verhalten haben.«

»Da hat mir wohl jemand nachspioniert, hm?«, schnaubte sie.

Zael grinste. »Sie sind im Hauptquartier des Ordens auch auf die Terrasse geschlichen, um mir im Gebüsch versteckt bei meiner Morgengymnastik zuzuschauen. Das ist dann ja wohl das Gleiche, hm?«

Sie sah ihn empört an. »Ich habe mich nicht angeschlichen, und versteckt habe ich mich schon mal gar nicht.«

»Aber Sie geben zu, dass Sie sich ein Bild von mir machen wollten?«

»Das müssen Sie wohl geträumt haben, Atlantid.«

Sie klang trotzig, aber ob das nun ihre Art war oder am Alkohol lag, konnte er nicht erkennen. Sie verschränkte die Arme vor der Brust und lenkte seinen Blick damit auf die festen Spitzen ihres Busens, die sich unter dem seidigen Stoff ihrer konservativen weißen Bluse abzeichneten. Ihre finstere Miene und die abwehrende Haltung mochten ihm zwar sagen, dass sie nicht interessiert war, doch die hübsche Röte ihrer Wangen – und das Blut, das er durch ihre Adern strömen hören konnte – ließ etwas ganz anderes vermuten.

Genau wie die bernsteinfarbenen Funken, die in ihren Augen aufblitzten.

Die sachlich-nüchterne Polizistin mochte vielleicht gern so tun, als gäbe es keine gegenseitige Anziehungskraft zwischen ihnen – so, wie sie es schon bei ihrer ersten Begegnung vor einer Woche getan hatte –, aber weder da noch jetzt ließ er sich täuschen. Ob Brynne es nun zugeben wollte oder nicht – die Wahrheit war nicht zu übersehen.

Sie räusperte sich und hob das Kinn. »Sie haben meine Frage nicht beantwortet, Zael. Was zum Teufel machen Sie hier in London? Und wo wir schon mal dabei sind – was machen Sie hier in diesem Club?«

»Nach Ihnen suchen.«

Nun, damit hatte er eindeutig ihre Aufmerksamkeit geweckt. Mit leicht verwirrter Miene starrte sie ihn an. Der angespannte Gesichtsausdruck, den sie kaum mehr abzulegen schien, verlor sich kurz.

»Nach mir suchen.« Sie klang überrascht, aber gleichzeitig wachsam. »Weshalb denn?«

Er wusste, dass er jetzt den Unbeteiligten spielen und seinen Charme und ihre körperliche Reaktion auf ihn – auch wenn sie gerade leicht beschwipst war – zu seinem Vorteil nutzen könnte. Er musste gestehen, dass der Gedanke verführerisch war.

Obwohl sie von den dezenten Absätzen bis hin zur Hochsteckfrisur, die ihre dunkle Lockenmähne bändigte, immer noch wie für einen Tag im Büro zurechtgemacht war, hatte wahrscheinlich nur ein Grund Brynne in diesen Club mit Fleischbeschau in Cheapside geführt. Anfangs hatte Zael sich gefragt, ob sie hergekommen war, um nicht allein nach Hause zu gehen, bis er beobachtete, wie sie jeden Mann, der sich ihr näherte, abblitzen ließ.

Der Frage, warum ihn das so sehr stören sollte, wollte er nicht auf den Grund gehen.

Auch er wäre nicht abgeneigt, sich der Herausforderung zu stellen, aber er war nicht nach London gekommen, um die kratzbürstige Tagwandlerin zu verführen. Zumindest war das nicht der einzige Grund, weshalb er hier war, denn eigentlich hatte ihn Sorge hierhergetrieben.

Er sprach mit leiser Stimme, auch wenn der Lärmpegel im Club sicherstellte, dass keiner ihr Gespräch belauschen konnte. »Ich habe gehört, was letzte Nacht hier in London vorgefallen ist, Brynne.«

»Frohe Botschaften verbreiten sich schnell«, meinte sie trocken. Sie warf ihm einen argwöhnischen Blick zu. »Mir war gar nicht klar, dass der Orden derartige Informationen für Sie freigibt, Atlantid.«

»Für was soll ein Bündnis denn gut sein, wenn Dinge verheimlicht werden?« Als Brynne mit grimmiger Miene zustimmend nickte, fuhr Zael fort: »Ich kann mir nicht vorstellen, dass Ihre Kollegen bei JUSTIS sonderlich angetan waren, als sich herausstellte, dass Sie heimlich mit dem Orden zusammenarbeiten.«

»Ihre emphatischen Fähigkeiten sind wirklich erstaunlich«, ätzte sie.

Als sie ihr leeres Glas hob, um den Barkeeper stumm aufzufordern, zu kommen und es nachzufüllen, griff Zael sanft nach ihrem Handgelenk und drückte ihre Hand wieder nach unten. Sie wirkte so schockiert, dass sie nicht einmal, als er seine Finger auf dem Tresen über ihre legte, in der Lage schien, wegen des Körperkontakts Einspruch zu erheben. Es dauerte einen Moment, ehe sie sich seinem lockeren Griff entzog.

»Ich weiß, was Sie opfern, wenn Sie sich bei dieser Sache mit dem Orden verbünden. Und ich weiß auch, wie es ist, hin und her gerissen zu sein zwischen den Leuten, zu denen Sie gehören, und jenen, von denen Sie wissen, dass sie das Richtige tun.«

Er kannte sich mit diesem Drahtseilakt aus, denn er bewegte sich auf dem gleichen dünnen Eis, seitdem Lucan Thorne ihn letzte Woche mit der Bitte nach Washington, D. C., gerufen hatte, sich seinen Truppen anzuschließen. Eigentlich war es nicht so sehr eine Bitte gewesen, sondern eher eine Aufforderung. Himmel, es war nichts weniger als ein Hilferuf gewesen – bestimmt der erste, den ein Mann wie Lucan je geäußert hatte.

Zael wich Brynnes skeptischem Blick nicht aus. »Ich wollte mich einfach davon überzeugen, dass es Ihnen gut geht.«

»Tja, mir geht’s gut.« Sie beendete den Blickkontakt mit einem höhnischen Schnauben. »Wenn Sie hergekommen sind, um aus der ersten Reihe zu beobachten, wie ich meine Karriere an die Wand fahre, sind Sie zu spät.«

»Was meinen Sie damit?«

»Ich bin heute Nachmittag entlassen worden.« In den ruhigen Worten schwang viel innere Anspannung mit. Trotz der Gelassenheit und des Selbstvertrauens, das die Frau ausstrahlte, merkte man ihr deutlich an, wie tief der Verlust ihres Jobs sie getroffen hatte.

»Mist. Kein Wunder, dass Sie versuchen, Ihren Kummer mit Whisky und anderen unklugen Dingen zu betäuben.«

Der Seitenblick, den sie ihm zuwarf, war genauso frostig wie der Klang ihrer Stimme. »Lassen Sie mich raten … Sie stellen sich dafür zur Verfügung?«

Zael sah sie mit hochgezogener Augenbraue fragend an. »Bitten Sie mich gerade darum?«

»Niemals.« Sie bedachte ihn mit einem so herablassenden Blick, dass er eigentlich darunter hätte eingehen müssen, doch stattdessen schoss ein heißer Blitzstrahl direkt in seine Lenden. »Aller Whisky dieser Welt würde nicht reichen, um mich dazu zu bringen.«

»Madam, Sie verletzen mich.«

»Oh, nette Vorstellung«, erwiderte sie, und ihre Lippen verzogen sich zu einem Lächeln.

Kein bisschen entmutigt lachte Zael leise. Er erhob sich von seinem Barhocker. »Kommen Sie, Brynne.«

Sie rührte sich nicht und sah mit gerunzelter Stirn auf seine ausgestreckte Hand. »Wohin soll ich kommen?«

Er nahm sie bei der Hand und war überrascht, dass sie von ihrem Hocker rutschte, ohne sich zu wehren. Danke, Glenmorangie.

Er nutzte die Chance, verstärkte seinen Griff und führte Brynne vom Tresen weg durch den vollen Club.

»Sie verschwenden Ihre Zeit bei mir«, erklärte sie, während sie sich durch die Gästeschar aus Menschen und Stammesvampiren schlängelten. »Sollten Sie sich nicht lieber nach einer Frau umschauen, der Ihr angeblicher Charme gefallen könnte?«

»Eigentlich nicht. Ich ziehe Herausforderungen vor.« Am Rand der vollen Tanzfläche blieb er mit ihr stehen. Die Musik ließ Wände und Boden beben und dröhnte mit einem pochenden Rhythmus, der in seiner Brust widerhallte. Bunte Laserstrahlen wirbelten in alle Richtungen, und die hell aufblitzenden Farben beleuchteten Brynnes argwöhnische Miene.

»Was haben Sie vor?«

Er deutete auf die Tanzfläche. »Ihnen dabei zu helfen, sich zu amüsieren. Sie sagten doch, dass Sie das wollten, ehe ich hier auftauchte, nicht wahr?«

Der Widerspruch, der ihr auf der Zunge lag, ließ ihren Mund schmal werden. »Ich habe kein Interesse daran zu tanzen, Zael.«

»Woran hätten Sie denn dann Interesse?«

Sie schwieg und sah ihn weiter an, während sich noch mehr Leiber an ihnen vorbei auf die Tanzfläche drängten. Der tiefe Bass hämmerte und pulsierte im Gleichklang mit Zaels Herz, während er darauf wartete, dass Brynne ihn wegstieß und die Anziehungskraft leugnete, die er so überaus deutlich knistern spürte.

Himmel, sie war wunderschön.

Farbe stieg ihr in die Wangen. Und während er das beobachtete, breitete sich die Röte an ihrem hübschen Hals entlang nach unten über der blassen Glätte ihrer Brust aus. Ihre Augen begannen noch heller zu glänzen – ein bernsteinfarbenes Feuer, das noch in Schach gehalten wurde, aber nichtsdestotrotz brannte. Und obwohl sie sich vorsah, wenn sie mit ihm sprach, hatte er bereits mehrmals die zarten Spitzen ihrer Fänge hinter ihren rosigen Lippen aufblitzen sehen.

Schließlich stieß sie einen resignierten Seufzer aus. »Na gut. Schön. Wenn Sie darauf bestehen, dann bringen wir es eben hinter uns.«

Zael lachte leise. »Das ist das erste Mal, dass eine Frau sich mir gegenüber in dieser Weise äußert.«

Brynne verzog die Lippen. »Ich bin froh zu hören, dass ich aus der Menge hervorsteche.«

Oh ja – die Untertreibung des Jahrhunderts. »Das tun Sie, Miss Kirkland, das tun Sie unbedingt.«

Er führte sie zur Mitte der Tanzfläche, wo er ein bisschen Raum zwischen den tanzenden Paaren, Gruppen und Singles fand, die den Club bevölkerten. Und dann stand sie plötzlich regungslos vor ihm. Die normalerweise gelassen selbstbewusste Stammesvampirin wirkte auf einmal so verloren und unsicher wie ein Kind.

»Was ist los?«

»Sie sollten wissen, dass ich …« Sie führte den Satz nicht zu Ende und schüttelte langsam den Kopf. Dann rückte sie näher, um die Musik zu übertönen. »Normalerweise tue ich – das hier nicht.« Ihr Geständnis strich warm über seine Haut. In ihrem Atem lag der süße Hauch des teuren Whiskys, den sie getrunken hatte. »Ich bin nicht gut darin, Zael. Nicht vor Publikum und schon gar nicht mit einem Partner.«

Wovon zum Teufel redete sie überhaupt? Sprach sie vom Tanzen? Einen Moment lang war er sich nicht sicher. Seine Fantasie hatte Purzelbäume geschlagen, während sie sprach, und jetzt strömte sein ganzes Blut auf einmal in südliche Richtung.

Er schluckte mit ausgetrockneter Kehle und fragte sich, ob ihr klar war, welche Wirkung ihre leise geraunten Worte auf ihn hatten. Er musste sich zwingen, still stehen zu bleiben und nicht die Kontrolle über sich zu verlieren, als sie leicht schwankte und eine Hand auf seine Schulter legte, um sich festzuhalten.

Ihr Körper stieß leicht gegen seinen und entflammte ihn in einem Maße, als wäre er ein Teenager und nicht ein schon ewig lebender Unsterblicher, dessen Lust auf Schönheit und Vergnügen fast schon legendär unter seinesgleichen war.

»Aus hundert verschiedenen Gründen ist es eine Schande, wenn Sie irgendetwas allein machen«, murmelte er. Das Verlangen, das er nicht verbergen konnte, ließ seine Stimme rau klingen.

Es schockierte ihn fast, dass sie sich zum Tanzen bereitwillig von ihm in die Arme ziehen ließ. Sie verkrampfte sich nicht und versuchte auch nicht, sich von ihm zu lösen, als er begann, sich in seinem eigenen Rhythmus zu bewegen, ohne auf den dröhnenden Schlag der Musik oder das Gedränge zu achten, das die anderen sich windenden Leiber um sie herum erzeugten.

Zu seinem großen Erstaunen klammerte sie sich an ihm fest und wiegte sich mit ihm, während ihr Busen über seine Brust strich und ihre Schenkel locker mit seinen Beinen verwoben waren. Ihr Kopf ruhte leicht an seiner Brust. Sie fühlte sich so warm in seinen Armen an – weicher, als er gedacht hatte. Bei jedem Atemzug stieg ihm Brynnes einzigartiger Duft in die Nase; eine Mischung aus Vanille, Regen und einer schwer fassbaren Süße, die im völligen Widerspruch zur taffen Fassade stand, die aller Welt zu präsentieren sie entschlossen war.

Oder vielleicht auch nur ihm.

Zael wusste es nicht. Aber in diesem Moment war es ihm auch egal.

Die Zeit verrann langsamer. Der Song dröhnte erbarmungslos laut aus der Anlage, doch der Lärm aus Musik und den Stimmen von Hunderten von Besuchern um sie herum rückte in weite Ferne, während Zael Brynne in seinen Armen hielt.

Mit nichts von alledem hatte er gerechnet, als er nach London gekommen war.

Aber Brynne Kirkland war nun einmal unberechenbar.

Undurchschaubar. Unvergesslich.

Und jetzt musste er der immer länger werdenden Liste ihrer Eigenschaften einen weiteren Superlativ hinzufügen.

Unwiderstehlich.

Er wollte sie küssen. Er wollte spüren, wie ihr Körper sich an seinen presste, ohne dass diese Sinnesempfindung durch Kleidung getrübt wurde. Er wollte sie so sehr, dass das übermächtige Verlangen ihn aufstöhnen ließ.

Sie wusste bestimmt, welche Wirkung sie auf ihn hatte. Allmächtiger, sie musste es spüren.

Und das tat sie auch. Er erkannte es an ihrem Blick, als sie den Kopf von seiner Brust nahm und ihn mit großen Augen ansah. Eine schmale Falte bildete sich zwischen ihren Augenbrauen.

Aber statt ihn von sich zu stoßen und sich durch die nächste Tür nach draußen zu stürzen, tat die wunderschöne, angeheiterte Brynne etwas, mit dem er nicht gerechnet hatte.

Sie legte die Arme um seinen Hals und zog ihn zu einem atemberaubend aufregenden Kuss an sich.

3

Sie wusste nicht, was über sie gekommen war.

Während ihr Mund mit Zaels in einem Kuss verschmolz, der sie anscheinend beide ins Taumeln brachte, hätte Brynne gern dem Whisky die Schuld für den überstürzten – um nicht zu sagen peinlichen – Impuls gegeben.

Es lag auf jedem Fall am Whisky.

Das musste es einfach.

Wie ließe es sich sonst erklären, dass das unliebsame Wiedersehen mit dem Atlantiden der Höhepunkt ihres Tages war?

Welche andere Erklärung sollte es sonst dafür geben, dass sie jetzt in den Armen eines Mannes lag, der sie vom ersten Moment des Kennenlernens aus dem Gleichgewicht gebracht und genervt hatte, und ihr das auch noch gefiel?

Der Himmel mochte ihr beistehen, aber es gefiel ihr über die Maßen.

Stöhnend schob sie die Finger tiefer in sein volles goldenes Haar, während sie ihn enger an sich zog und ihre Zunge weiter in seinen Mund eintauchte. Ihre Fänge traten hervor und wurden länger, als ihr Verlangen sich steigerte. Hinter ihren geschlossenen Augenlidern war alles in einen blutroten Schleier getaucht, und unter der Seidenbluse und der maßgeschneiderten Hose kribbelte ihre Haut, als ihre Dermaglyphen zum Leben erwachten.

Das Verlangen überwältigte sie, was zweifellos daran lag, dass sie den Bedürfnissen ihres Körpers – fleischlichen und anderen – so lange nicht nachgegeben hatte. Bestimmt war das der Grund.

Jede Faser ihres Körpers war von einem elektrisierenden Kribbeln erfasst worden, während ihre Zunge mit Zaels rang und sich wand. Glühende Hitze erfasste ihre Sinne und ließ bei jeder Berührung ihrer Lippen durch seinen Mund noch mehr Wärme durch ihre Adern strömen.

Nicht, dass sie noch nie einen Mann geküsst hätte. Das hatte sie – wenn auch zugegebenermaßen nicht besonders häufig. Sehr zu ihrem Leidwesen ließ Zaels Kuss die Erinnerung an diese früheren Begegnungen jetzt in Vergessenheit geraten.

Und obwohl Zael und sie von allen Seiten von anderen Gästen der Bar umringt waren, konnte Brynne nicht genug von ihm bekommen.

Wie viele Drinks hatte sie heute Abend eigentlich zu sich genommen?

Sie konnte sich nicht erinnern, und es war ihr auch egal. Während Zaels Mund sie so leidenschaftlich küsste, war ihr Verlangen sowieso das Einzige, was sie interessierte.

Das hatte sie sich doch gewünscht, oder? Sie hatte sich von ihren Problemen ablenken wollen … von ihrer gescheiterten Karriere.

Und ja, auch von ihrer Einsamkeit. Zael hatte damit ins Schwarze getroffen. Sie hatte der Leere in ihrem Leben entfliehen wollen.

Nur für einen kurzen Moment.

Nur für eine Nacht.

Mit jemandem, der sie nicht verurteilte und auch nicht geneigt war, lange genug zu bleiben, um zu erkennen, wie verkorkst sie in Wirklichkeit war. Sie war unter katastrophalen Umständen aufgewachsen und hatte keine Erfahrung mit emotionalen Bindungen. Nur zu ihrer Halbschwester, die sie erst vor einigen Jahren kennengelernt hatte, hatte sie eine Beziehung.

Und als ob es nicht schlimm genug war, dass sie die ersten zwanzig Jahre und sogar mehr nur damit verbracht hatte zu überleben, war sie auch mit einer Stoffwechselstörung gestraft, die sie allmählich zerfleischte. Sie war nicht gemacht für Beziehungen. Langjährige romantische Verpflichtungen waren in ihrer DNA im wahrsten Sinne des Wortes nicht vorgesehen.

Was einen Mann wie Zael zur perfekten Beute machte, um mit Sex einen Teil ihrer Anspannung loszuwerden.

Himmel, sie war bereits auf dem besten Wege dahin.

Das Blut floss wie Ströme geschmolzener Lava unter ihrer Haut. Das leise Dröhnen ihres Verlangens schoss in ihre Schläfen und verstärkte sich mit jedem schweren Schlag ihres Herzens. Keuchend riss Brynne sich von ihm los und sah zu seinen verhangenen blauen Augen auf, die ganz dunkel geworden waren.

»Lass uns von hier verschwinden. Meine Wohnung ist gleich gegenüber vom Fluss.« Sie fuhr sich mit der Zunge über die Lippen, was kein leichtes Unterfangen war, nachdem ihre Fänge komplett hervorgetreten waren und ihren Mund ausfüllten. »Ich will gehen. Jetzt sofort. Mit dir.«

Ihre Worte waren als Befehl gemeint, was ihm auch hätte klar sein müssen. Doch er stand regungslos da. Sein schönes Gesicht war vor Verlangen ganz angespannt, sein Mund weich von ihren Küssen. Jeder Zentimeter seines festen, goldenen Körpers strahlte sexuelles Begehren aus, welches sich am deutlichsten in der großen Wölbung zeigte, die sich gegen ihre Hüfte drückte.

Trotzdem schüttelte er langsam verneinend den Kopf.

»Was ziehst du hier ab, Brynne? Du hast zu viel getrunken. Ich bezweifle, dass du überhaupt weißt, was du da sagst.«

Sie streckte die Hand aus und packte ihn vorn am Hemd. »Ich sage, dass ich Sex mit dir haben will, Zael. Es sind keine Bedingungen daran geknüpft, und es besteht auch nicht die Notwendigkeit, mich am nächsten Tag anzurufen. Wir brauchen uns nie wieder zu sehen. Ich würde es sogar vorziehen, wenn wir uns nie wiedersehen.«

Sie war fest davon überzeugt, dass er sich das Angebot nicht entgehen lassen würde. Sie rechnete sogar damit, dass sie das selbstzufriedene Grinsen des Atlantiden ertragen müsste, während er einen seiner markigen, arroganten Kommentare von sich gab, ehe er sie wie der Neandertaler, für den sie ihn hielt, aus dem Club zerrte.

Doch stattdessen begegnete er ihrem leicht schwankenden Blick und sah sie mit entschlossener, unnachgiebiger Miene an.

Als er sprach, klang seine ruhige, leise Stimme ganz ernst. »Ich sollte mit dir ins Bett gehen, und sei es auch nur, weil du mir wie eine Frau vorkommst, der es noch nie einer richtig besorgt hat. Aber das werde ich nicht. Nicht so.«

Er löste ihre Finger von seinem Hemd und trat einen Schritt zurück.

Gütiger Himmel! War er etwa … beleidigt?

Brynne sah ihn böse an, während sie leicht schwankend vor ihm stand. Ihr ganzer Körper vibrierte vor unterdrücktem Verlangen. »Warst du nicht derjenige, der mich die ganze Zeit angemacht hat, seit wir uns kennengelernt haben? Ich dachte, du willst mich. Und eben fühlte es sich wieder verdammt deutlich danach an.«

Er reagierte mit einem sarkastischen Schnauben. »Ich kann jede Frau zu den Bedingungen haben, die du eben beschrieben hast. Und das habe ich auch.«

»Was ist denn dann das Problem?«

Er antwortete nicht, sondern ließ sie einfach stehen, als er sich umdrehte und ging. Brynne lief hinter ihm her und versuchte, sich nicht abhängen zu lassen, als er sich durch die Menge schob. Erst als sie den ganzen Club durchquert hatten und bereits dem Ausgang zustrebten, holte sie ihn ein.

»Zael, warte. Bitte.«

Er blieb im Eingangsbereich des Clubs stehen.

»Ich hätte nicht herkommen sollen.« Er sah so aus, als wollte er noch etwas sagen, aber dann änderte er seine Meinung. Er schüttelte den Kopf. »Wenn du jetzt nach Hause willst, begleite ich dich natürlich. Ich werde dich sogar zu Bett bringen, Brynne. Aber ich werde es dir nicht besorgen. Nicht so. Egal wie gern ich möchte.«

Seine tonlose Erwiderung traf sie so sehr, dass er sie genauso gut hätte schlagen können.

Sie schluckte die Demütigung, doch sie blieb ihr im Hals stecken, wo sie wie Säure brannte.

»Jetzt komm«, forderte er sie mit gepresster Stimme auf. »Ich rufe uns ein Taxi.«

Während sie aus dem Gebäude traten, lag Brynne schon eine Entschuldigung auf der Zunge. Die Verlegenheit, die sich ihrer bemächtigt hatte, schien allen Alkohol in ihrem Blut aufzulösen, sodass sie sich nur noch dumm vorkam und ihr allmählich kalt wurde.

Nie hatte sie sich einsamer gefühlt als in diesem Moment.

»Zael, ich …«

Sie wusste nicht, was sie sagen sollte, um die Situation wieder ins Reine zu bringen. Sie war sich nicht einmal sicher, ob das überhaupt möglich war.

Doch dann bemerkte sie in der Ferne der sternenklaren Nacht etwas Helles – etwas Beunruhigendes, das die Skyline auf der anderen Seite der Themse leuchten ließ.

Ein Feuer.

Nein, das war mehr als nur ein Feuer. Es war ein wogendes Flammenmeer mit dick waberndem, grauem Rauch. Vor dem Club versammelte sich eine Menge, um Zeuge des Spektakels zu werden.

Während alle in stummem Entsetzen das Inferno beobachteten, hallte ein dunkles, tiefes Dröhnen über das Wasser, dem das unbeschreibliche Brüllen und Krachen berstenden Metalls, Glases und Mörtel folgte.

»Oh mein Gott«, hauchte Brynne. Sie sah Zael an und spürte, wie ihr alles Blut aus dem Gesicht wich. »Das ist ein Regierungsgebäude bei Vauxhall Cross. Und das Haus, das da gerade eingestürzt ist … Zael, das war das Hauptquartier von JUSTIS.«

4

Hauptquartier des Ordens

Washington, D. C.

Lucan Thorne war schon zu lange Krieger und hatte zu viel gesehen, um sich noch von irgendetwas aus der Fassung bringen zu lassen. Doch als er jetzt vor der Wand aus Monitoren im großen Besprechungsraum des Hauptquartiers stand und mit einem Großteil seiner Stellvertreter und deren Partnerinnen beobachtete, wie es im Herzen des Londoner Regierungsbezirks brannte, konnte er die Bestürzung, die ihn gepackt hatte, nicht leugnen.

Das prägnante weiße Gebäude, in dem einst der berühmte britische MI6 beheimatet gewesen war und die letzten zwanzig Jahre das weltweit operierende Hauptquartier von JUSTIS … fort.

Nur noch Schutt und Asche. Die uneinnehmbare, moderne Festung, die nach den höchsten Standards abgesichert gewesen war, und alle, die sich heute Abend innerhalb des Gebäudes befunden hatten, waren ein Opfer der gewaltigen Wolke aus dunkler Asche und dem sengenden Feuer geworden, welches sich wie ein Vulkan über den Dächern von London erhob.

»Opus Nostrum hat keine Zeit verschwendet, sich zu dem Anschlag zu bekennen«, erklärte Gideon, der neben Lucan stand, verbittert. »Sie verbreiten es bereits über das Internet.«

Der IT-Spezialist des Ordens hielt ein Tablet in der Hand und suchte die einschlägigen Seiten im Internet ab, wo sich Hacker und gesellschaftliche Außenseiter tummelten, große Reden schwangen und sich wichtigmachten. Gideon war ein ebenso starker Krieger wie seine Kameraden, aber er verfügte auch über Fähigkeiten, mit denen er jeden kriminellen Hacker in den Schatten stellte.

Lucan stieß einen unterdrückten Fluch aus. »Damit hätten wir rechnen müssen.«

»Keiner hat damit gerechnet«, erwiderte Gideon. »Keiner hat darüber gechattet oder etwas gepostet. Es wurden keine Drohungen ausgestoßen. Es herrschte absolute Stille, bis es zu diesem Angriff kam.«

»Trotzdem hätten wir wissen müssen, dass sie nicht untätig zuschauen würden, als wir zwei ihrer Schlüsselfiguren ausgeschaltet haben.«

Sterling Chase, der Leiter der Bostoner Kommandozentrale, schüttelte nachdenklich den Kopf. »So eine Art von Angriff erfordert viel Vorbereitungszeit. Er musste geplant und koordiniert werden. Bei einem Gebäude, das nach modernsten Maßstäben abgesichert ist, fährt man nicht einfach vor und nimmt es unter Beschuss.«

Dante, ein anderes langjähriges Mitglied des Ordens, brummte zustimmend. »Man würde sofort im Kugelhagel untergehen, wenn man nur die Grundstücksgrenze überschreitet.«

»Es gab keinerlei Berichte über ungewöhnliche Aktivitäten in der Gegend«, meinte Tegan.

Der Hüne von Mann war genau wie Lucan ein Stammesvampir der Ersten Generation – beide mächtige Gen-Eins-Krieger, beide Gründungsmitglieder des Ordens, den es bereits seit Jahrhunderten gab. Sie waren Freunde gewesen, waren zu Feinden geworden und hatten schließlich in der langen Zeit, die sie sich kannten, wieder zueinandergefunden. Jetzt, da beide mit außergewöhnlichen Frauen verbunden waren, die ihnen tapfere Söhne geboren hatten, welche die gleiche Hingabe zum Orden beseelte, standen Lucan und Tegan einander so nahe wie Brüder.

»Keiner hat das kommen sehen«, meinte Tegan, »geschweige denn, wäre in der Lage gewesen, es zu verhindern.«

So gern Lucan das auch geglaubt hätte, verringerte das doch nicht die Last der Schuld, die er meinte als Anführer zu tragen.

»Wollen wir das der Öffentlichkeit erzählen, wenn man uns fragt, wie das passieren konnte? Dass wir nicht damit gerechnet hätten und jetzt wie begossene Pudel dastehen?«

»JUSTIS hat uns nie um Hilfe gebeten, Vater.« Darion, Lucans Sohn, sah ihn quer durch den Raum fest an. Der erwachsene Stammesvampir stand mit einer kleinen Gruppe Gleichaltriger zusammen, deren Väter ebenfalls Krieger waren und die es in den Besprechungsraum gezogen hatte, als die ersten Berichte aus London eintrafen.

Während er sprach, nickten mehrere der jungen Genossen zustimmend.

»Du kannst jeden von JUSTIS oder vom Rat der Vereinten Nationen fragen«, fuhr Dare fort. »Man traut uns nicht, und unsere Methoden werden auch nicht gebilligt. Das war von Anfang an so.«

»Bei der alten Garde der höchst ineffizienten ›Agentur‹ der Stammesvampire war es genauso«, rief Rio den anderen in Erinnerung. »Aber die haben wir auch überdauert.«

Der Hinweis des spanischen Kriegers wurde von seinen Kameraden Brock und Kade zustimmend aufgenommen. Sogar Hunter, der früher ein erbarmungsloser Auftragskiller gewesen war, stimmte dem zu.

Lucan richtete den Blick wieder auf das Bild der Verwüstung, das immer noch alle Bildschirme füllte. »Mir ist egal, was JUSTIS oder der Rat der Vereinten Nationen denkt oder all die Organisationen, die so schlau daherreden, bis wirklich etwas passiert und alles in die Luft geht. Mir geht es um Frieden. Mir geht es darum, das Leben derjenigen zu schützen, die selber dazu nicht in der Lage sind.«

»Das geht uns allen so, Lucan.« Seine Gefährtin, Gabrielle, trat näher und schmiegte sich an ihn. Trotz des Terroranschlags, mit dem sie es heute Nacht zu tun hatten, klang sie ruhig und vernünftig. Diese charakterliche Festigkeit hatte er immer bei ihr bewundert.

Aber sie klammerte sich förmlich an ihn, als sie sprach. Ob sie den Körperkontakt brauchte, um sich selbst zu beruhigen oder ihn, konnte Lucan nicht mit Sicherheit sagen.

Gabrielle sah Mathias Rowan an, der die Kommandozentrale in London leitete. »Wissen wir schon, wie viele Leute sich heute Abend in dem Gebäude befunden haben?«

Mathias wäre normalerweise auch in London gewesen, hätte er nicht mit seiner Stammesgefährtin Nova, die erst seit Kurzem schwanger war, seinen Freund Sterling Chase in Boston besucht.

Mathias, dessen Arm um Novas Schultern lag, während ihre Blicke gebannt an den entsetzlichen Bildern auf den Monitoren hingen, schüttelte verneinend den Kopf. »Man versucht immer noch, die genaue Zahl zu ermitteln. Angesichts der späten Stunde des Angriffs waren nur wenige menschliche Angestellte von JUSTIS im Gebäude.« Sein Blick war genauso ernst wie seine Stimme. »Meine Leute sind gerade vor Ort. Thane, der Leiter des Teams, sagt, dass es keine Überlebenden gäbe. So, wie es aussieht, meint er, müssten wir mit bis zu hundert toten Stammesvampiren rechnen.«

Die Krieger im Raum brüllten wütend auf. Die Reaktionen der Frauen waren leiser. Einige der Stammesgefährtinnen schnieften, während sie versuchten, die Tränen zurückzuhalten. Am stärksten betroffen wirkte Sterling Chase’ Gefährtin Tavia.

Ihre Halbschwester, Brynne Kirkland, arbeitete in London als Ermittlerin für JUSTIS. Tavia hatte schon mehrmals panisch versucht sie zu erreichen, seit das erste Mal von dem Anschlag berichtet worden war.

»Du hast immer noch nichts erfahren?«, fragte Gabrielle die junge Frau.

»Nein, nichts.« Vor Sorge waren Tavias Lippen ganz schmal. »Brynne hat mir heute Morgen, ehe sie zum JUSTIS-Hauptquartier ging, eine E-Mail geschickt. Sie rechnete damit, wahrscheinlich den ganzen Tag mit Nachbesprechungen wegen Fieldings Tod beschäftigt zu sein. Ich habe sie mehrmals angerufen und ihr E-Mails geschickt, aber …« Zitternd atmete sie tief ein. »Brynnes Wohnung befindet sich in der Nähe ihrer Arbeit. Wenn sie heute Abend nicht mehr im JUSTIS-Gebäude war, war sie höchstwahrscheinlich zu Hause, als …«

Wieder führte sie den Satz nicht zu Ende, weil ihr die Stimme versagte. Chase zog sie an sich und drückte ihr einen Kuss auf den Scheitel. Er versuchte nicht, sie mit falschen Hoffnungen zu beruhigen, sondern hielt sie einfach nur tröstend im Arm, während er mit grimmigem Blick Lucan ansah.

»Wir müssen Opus stoppen, ehe die noch dreister werden«, sagte der Leiter der Bostoner Zentrale.

Lucan nickte. »Ja, das müssen wir. Und das werden wir auch.«

Ihm war klar, dass dieser Anschlag nicht der letzte sein würde. Und angesichts der Erfahrungen, die sie mit der Geheimorganisation gemacht hatten, deren Hauptziel es zu sein schien, Angst und Schrecken auf der ganzen Welt zu verbreiten, würden sie mit noch weit Schlimmerem rechnen müssen. Ein Zündeln, das nie versagte, um einen Krieg anzuzetteln.

Und alle Männer und Frauen, die sich jetzt mit Lucan im Raum befanden, wussten auch, dass Opus Nostrum nur einer der Gegner war, mit dem sie fertigwerden mussten.

Die andere Macht, die sich zum Feind des Ordens erklärt hatte, war noch weit ernster zu nehmen, denn sie besaß kein Gesicht, sondern man kannte nur ihren Namen.

Selene.

Die im Exil lebende Königin eines im Verborgenen existierenden Volkes von Unsterblichen, um die sich Mythen und Legenden rankten – die Atlantiden.

Wenn man den Informationen trauen durfte, die dem Orden zugegangen waren, bereitete Selene selbst auch einen Angriff vor. Angeblich hatte sie bereits einen Plan ausgearbeitet und wartete jetzt nur noch darauf zuzuschlagen. Sie wussten nur nicht, wie oder wann der Angriff erfolgen würde. Andernfalls wären sie vielleicht in der Lage, sie irgendwie zu stoppen. Doch sollte das scheitern, würde Lucan und seinen Kriegern nichts anderes übrig bleiben, als sie zu vernichten.

Ehe sie die Gelegenheit bekam, das Gleiche mit ihnen zu machen.

Um dies zu erreichen, war der Orden bereit, jeden Vorteil zu nutzen, den sie gegenüber den Atlantiden und deren wahnsinniger Königin besaßen.

Während Lucan an all das dachte, was ihm und seinen Kriegern bevorstand, ließ ein eingehender Anruf sein Handy, dessen Nummer nur ein ganz kleiner Kreis kannte, vibrieren.

Die Leute, die ihn direkt erreichen konnten, ließen sich an einer Hand abzählen – und befanden sich jetzt fast alle hier im Raum.