Verschneite Weihnachten in Sharpewood Valley - Luise Klein - E-Book
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Verschneite Weihnachten in Sharpewood Valley E-Book

Luise Klein

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Beschreibung

Meggie träumt schon lange von dem perfekten Weihnachtsfest, aber dazu fehlt ihr noch Schnee und der passende Mann an ihrer Seite. Obwohl sie diesen eigentlich bereits gefunden hat, weigert sich Frank Harris bisher hartnäckig, ihre Gefühle zur Kenntnis zu nehmen. Doch in diesem Winter soll sich das endlich ändern. Wären da nicht die skurrilen Bewohner des kleinen Ortes Sharpewood, die ständig für Chaos sorgen, und eine ganze Menge Hundewelpen, die vor einem skrupellosen Züchter gerettet werden müssen. Kurzzeitig scheint das friedliche Weihnachtsfest in Gefahr zu sein. Aber es wäre nicht Sharpewood, wenn am Ende nicht alle glücklich unter dem Weihnachtsbaum sitzen würden. Es handelt sich um eine Weihnachtsgeschichte, die unabhängig von den anderen Büchern der Reihe gelesen werden kann. Allerdings gibt es ein großes Wiedersehen mit den vorherigen lieb gewonnenen Charakteren und einen Einblick, wie es nach ihrem Happy-End weitergegangen ist. Wer sich also nicht spoilern möchte, liest die Reihe besser von Anfang an.

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Inhalt

 

Meggie träumt schon lange vom perfekten Weihnachtsfest, aber dazu fehlen ihr noch Schnee und der passende Mann an ihrer Seite. Obwohl sie ihn eigentlich schon gefunden hat, weigert sich Frank Harris bisher hartnäckig, ihre Gefühle zur Kenntnis zu nehmen. Doch in diesem Winter soll sich das endlich ändern. Wären da nicht die schrulligen Bewohner des kleinen Ortes Sharpewood, die ständig für Chaos sorgen, und eine Schar von Hundewelpen, die vor einem skrupellosen Züchter gerettet werden müssen. Kurzzeitig scheint das friedliche Weihnachtsfest in Gefahr zu sein. Aber es wäre nicht Sharpewood, wenn am Ende nicht alle glücklich unter dem Weihnachtsbaum sitzen würden.

 

»Verschneite Weihnachten in Sharpewood Valley« ist der vierte Band der Sharpewood Valley Reihe.

 

Der Roman ist in sich abgeschlossen und kann unabhängig von den anderen Büchern der Reihe gelesen werden.

 

 

 

 

 

Copyright © 2023 Luise Klein

Coverdesign: Christin Giessel, Giessel Design,

www.giessel-design.de

Korrektorat: SW Korrekturen e.U.

 

Luise Klein

c/o autorenglück.de

Franz-Mehring-Str. 15

01237 Dresden

E-Mail: [email protected]

 

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf ohne Zustimmung der Autorin nicht wiedergegeben, kopiert, nachgedruckt oder oder anderweitig verwendet werden.

 

Sämtliche Personen und Ereignisse dieses Werks sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit tatsächlichen Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

Inhaltsverzeichnis

 

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Ein paar Worte zum Schluss ...

Über die Autorin

Weitere Bücher der Autorin

 

Kapitel 1

 

Ruhig und still lag der See da. Zufrieden schritt Frank über die Holzplanken des Stegs und atmete die kalte Winterluft ein. Er liebte diese Jahreszeit, wenn die Natur zur Ruhe kam und die meisten Menschen in der Wärme ihrer Häuser blieben. Dann hatte er den Nationalpark an vielen Tagen ganz für sich allein oder musste ihn nur mit den diversen Wildtieren teilen, die in der weiten Landschaft zu Hause waren. Diese Begegnungen waren jedes Mal aufs Neue etwas Besonderes, und er verspürte auch Jahrzehnte später ein Gefühl der Ehrfurcht, wenn er einem der Tiere über den Weg lief. Nie vergaß er, dass er sich in ihrem Lebensumfeld befand und versuchte, sein Eindringen in ihre Welt so respektvoll wie möglich zu gestalten.

Mit einem dumpfen Geräusch stellte er die Kühlbox auf den Boden. Die Temperaturen waren kalt und der morgendliche Nebel waberte über den See, doch er hatte sich bereits seit Tagen auf diesen Moment gefreut, wenn er endlich Zeit hatte, um in Ruhe angeln gehen zu können. Davon würden ihn auch die Minusgrade nicht abhalten können. Er hatte eine anstrengende Woche hinter sich und war täglich mehrere Stunden zu seinen Kunden gefahren, die verstreut in der Umgebung des Nationalparks lebten. Dadurch hatte er viel Zeit im Auto verbracht und die Landschaft nur durch die Windschutzscheibe betrachten können. Normalerweise nutzte er jede Möglichkeit, um an der frischen Luft zu sein, aber zum Ende des Jahres gab es viel zu tun, und er hatte sich über die Menge an Aufträgen gefreut. Obwohl es ihm finanziell gut ging, war er dankbar, dass es gut lief und er genügend Geld verdiente. Er führte ein zurückgezogenes Leben und hatte keine großen Ausgaben, doch je älter er wurde, desto wichtiger waren für ihn Stabilität und finanzielle Sicherheit geworden.

Für die meisten Menschen in Sharpewood war bis heute nicht ganz klar, welchen Beruf Frank Harris überhaupt ausübte. Er war schon immer zur Stelle gewesen, wenn jemand Hilfe brauchte, und dabei war es ihm völlig egal, ob er eine kaputte Heizung reparieren sollte oder das Dach eines Hauses neu gedeckt werden musste. Frank besaß viele Talente, und sein handwerkliches Geschick war bereits früh bemerkt worden, weshalb er sein Hobby später zum Beruf gemacht hatte. Falls es irgendetwas gab, das erledigt werden musste, rief man zuerst Frank an. Wenn er einem nicht selbst helfen konnte, war die Wahrscheinlichkeit hoch, dass er jemanden kannte, der diese Arbeit erledigen würde. So war es dazu gekommen, dass Frank Harris bei den meisten Menschen im Kurzwahlspeicher stand und sich großer Beliebtheit erfreute. Außerdem war er einfach eine nette und hilfsbereite Person, mit der man gerne Zeit verbrachte.

Frank packte die Thermoskanne aus und schenkte sich einen Schluck von dem dampfend heißen Kaffee ein. Tief atmete er den herben Geruch ein und seufzte zufrieden. An diesem Ort war er schon immer am glücklichsten gewesen. Das erklärte vielleicht auch, weshalb er seiner Heimat treu geblieben war. Mit seiner verstorbenen Frau hatte er in der Vergangenheit ein paar Urlaubsreisen unternommen, doch im Grunde hatte er das nur Joyce zuliebe getan. Er selbst wäre vermutlich nicht auf die Idee gekommen, dass es außerhalb des Nationalparks noch interessante Orte zu entdecken gab. Mit Sicherheit hätte er freiwillig nicht einmal das Land verlassen. Seiner Ansicht nach bot Kanada alles, was man sich nur wünschen konnte. Aber Joyce war unternehmungslustig gewesen und hatte stets versucht, ihren Mann mit ihrer Reiselust anzustecken. Allerdings waren ihre Bemühungen meistens gescheitert.

Auf ihrer letzten gemeinsamen Reise hatte Frank seiner Frau einen lang gehegten Traum erfüllt und war mit ihr nach Europa gereist. Im Nachhinein war er froh gewesen, dass Joyce diese Dinge erlebt hatte, bevor sie wenige Monate später verstorben war. Sie hatten gewusst, dass ihr früher Tod unausweichlich war, doch das hatte die Situation nicht einfacher gemacht. Am Ende war sie zu schwach gewesen, um das Bett zu verlassen, und Frank hatte Tag und Nacht an ihrer Seite verbracht, um keinen Moment mit ihr zu verpassen. Seitdem hatte Frank den kleinen Ort Sharpewood nicht mehr verlassen. Wozu auch? Seiner Ansicht nach hatte er das schönste Fleckchen Erde ohnehin bereits gefunden, und ohne Joyce gab es niemanden mehr, der ihn dazu brachte, seine Komfortzone zu verlassen.

Während er vorsichtige Schlucke von dem heißen Kaffee trank, ließ er den Blick über den See gleiten. Das Wasser lag ruhig da, und durch die Nebelschwaden konnte er die Oberfläche nur teilweise sehen. Er genoss die Stille, als plötzlich ein Geräusch erklang, das er nicht zuordnen konnte. Er dachte schon, er hätte sich das hohe Fiepen eingebildet, als er es erneut hörte. Irritiert schaute er sich um und versuchte, die Richtung auszumachen, aus der es gekommen war. Am wahrscheinlichsten war der Uferrand, denn auf dem Wasser konnte er nichts erkennen.

Nachdem er die Kaffeetasse abgestellt hatte, lief er suchend den Steg entlang. Seine Schritte hallten dumpf auf dem feuchten Holz. Der morgendliche Nebel hing tief über dem See und erschwerte ihm die Sicht. Vermutlich war es ein Wildtier gewesen und er sollte sich besser fernhalten, doch je näher er dem Ufer kam, desto lauter wurde das klägliche Jammern, und es klang auf seltsame Art vertraut. Beunruhigt beschleunigte er das Tempo und blickte sich nach allen Seiten um. Er lief mehrere Male auf dem breiten Uferstreifen entlang, bis er sich schließlich dem Waldrand näherte und die Laute deutlicher zu hören waren. Es dauerte einige Minuten, bis er das dichte Gebüsch gefunden hatte, aus dem die Geräusche kamen.

Langsam bog er die Zweige auseinander. Er musste vorsichtig sein. Wenn sich ein verletztes Tier in die Enge gedrängt fühlt, bestand die Gefahr, dass er angegriffen wurde. Das Knacken der Äste ließ das Geräusch abrupt verstummen, und Frank wusste, dass er bemerkt worden war. Unwillkürlich hielt er den Atem an, doch als er sah, was sich dahinter verbarg, entspannte er sich augenblicklich. Im ersten Moment war nur ein Bündel aus schwarzem Fell zu erkennen gewesen. Der kleine, struppige Hund hatte sich mit den Hinterbeinen im dichten Geäst verfangen und zappelte mit letzter Kraft, doch er hatte allein keine Chance. Die dornigen Ranken waren fest um sein Bein geschlungen, und bei dem Versuch, sich zu befreien, hatten sich die Zweige immer stärker zusammengezogen. Frank sah, dass das Fell nass und verklebt war und die Haut einige tiefe Schnitte hatte. Er musste versuchen, das Tier so schnell wie möglich freizubekommen. Mit leise gemurmelten Worten näherte er sich behutsam und bemühte sich, keine ruckartigen Bewegungen zu machen. Um den Hund nicht zu ängstigen, kniete er sich hin und redete beruhigend auf ihn ein. Das arme Tier zitterte vor Kälte und blickte ihn aus weit aufgerissenen Augen skeptisch an. Als er schließlich anfing, vorsichtig die Zweige zu entfernen, verharrte das Tier regungslos.

Während Frank das Bein befreite, ließ er das kleine schwarze Fellbündel keine Sekunde lang aus den Augen. Er befürchtete, dass der Hund die Flucht ergreifen würde, sobald er sich wieder bewegen konnte. Das würde er auf jeden Fall verhindern müssen. In dieser schlechten körperlichen Verfassung und bei den kalten Temperaturen hatte er keine Chance, im Wald zu überleben. Für die heutige Nacht waren Schneefälle gemeldet, weshalb Frank das Tier unbedingt einfangen musste. Er hatte jedoch keine Ahnung, wie er das anstellen sollte. Mit Wildtieren kannte er sich aus, doch er hatte nie ein Haustier besessen, und der einzige Hund, mit dem er regelmäßig zu tun hatte, war der Golden Retriever seines Freundes Nathan Scott. Allerdings war der Rüde menschenbezogen und sehr gut ausgebildet, was es einfach machte, sich mit ihm zu beschäftigen.

Frank hatte die Zweige beinahe vollständig entfernt, als das Tier plötzlich erneut zu zappeln anfing. Mit einer schnellen Bewegung hob er den Hund hoch und presste ihn an seine Brust. Das dünne Fellbündel war erstaunlich leicht und wog höchstens ein paar Kilogramm. Vermutlich war es noch ziemlich jung, trotzdem war er darauf bedacht, dass ihm das Maul nicht zu nahe kam. Er wusste nicht, welche Erfahrungen dieser Hund mit Menschen gemacht hatte. Doch wenn Frank sich den Zustand des Tieres ansah, waren es bestimmt keine guten gewesen. Der kleine Körper zitterte erbärmlich, und bevor er länger darüber nachdenken konnte, hatte Frank bereits den Reißverschluss seiner dicken Winterjacke geöffnet und drückte das Tier an seine Brust. Die Körperwärme und der Schutz der Jacke würden hoffentlich dazu beitragen, dass dem Hund schnell wieder warm wurde. Vorsichtig tätschelte Frank den zarten Kopf. Bisher hatte er keine Anstalten gemacht, ihn zu beißen, stattdessen wirkte er völlig verängstigt.

Langsam zog Frank den Reißverschluss zu, bis nur noch das verwuschelte Köpfchen zu sehen war, und vergewisserte sich, dass er genügend Luft bekam. Einen Arm hatte er unter den Körper geschlungen, um dem Tier Stabilität zu geben. In dieser seltsamen Position ging Frank ein paar Schritte, um zu testen, wie der Hund darauf reagieren würde. Er jammerte leicht, während durch seinen Körper immer wieder ein Zittern lief. Ansonsten schien er sich jedoch nicht unwohl zu fühlen. Vielleicht hatte er verstanden, dass dieser Mensch ihm nur helfen wollte. Frank war sich in diesem Punkt nicht ganz sicher.

Es war ziemlich umständlich, die Angelausrüstung in einer Hand zu transportieren, doch Frank hatte keine andere Wahl, wenn er die Sachen nicht zurücklassen wollte. Sein Auto hatte er auf dem kleinen Waldparkplatz einige hundert Meter entfernt abgestellt. Eigentlich eine kurze Strecke, die er trotz des Gewichts der Ausrüstung auf dem Hinweg mühelos bewältigt hatte. Für sein Alter von 52 Jahren war er außerordentlich gut in Form und war es gewohnt, viel Zeit draußen zu verbringen und ständig in Bewegung zu sein. Als er jedoch endlich am Parkplatz eintraf, war er außer Atem. Er verstaute die Ausrüstung im Kofferraum und überlegte unschlüssig, was er jetzt machen sollte. Konnte er sich wirklich mit dem Hund auf dem Bauch hinters Steuer setzen? Er wollte dem Tier nicht unnötig Stress bereiten und hoffte, dass diese etwas ungewöhnliche Fahrweise funktionieren würde. Zumindest war um diese Jahreszeit auf den Straßen deutlich weniger los als zur Hauptsaison, wenn die Touristen in zahlreichen Mengen den Nationalpark besuchten.

 

»Das wird eine ziemlich große Herausforderung. Bist du dir sicher, dass wir das hinbekommen werden?« Meggie blickte ihre Chefin fragend an. Beth Mitchell war in der Zeit, die Meggie bereits für sie arbeitete, eine gute Freundin geworden, und sie gab ihr Bestes, um sie bei der täglichen Arbeit im Café zu unterstützen. Vor einigen Monaten hatte Beth die Idee gehabt, neben der Bäckerei und dem angrenzenden Café zusätzlich einen Cateringservice zu eröffnen. Jetzt hatte sie einen Auftrag angenommen, für den ihr kleines Team eigentlich noch nicht bereit war. Die ganze Sache kam Meggie eindeutig eine Nummer zu groß vor. Besonders, da sie bisher nur ein paar kleinere Aufträge erledigt hatten und dabei einige Anlaufschwierigkeiten gehabt hatten.

Beth lächelte zerknirscht. »Ich war vielleicht etwas voreilig, als ich Carol spontan zugesagt habe. Doch ich konnte ihr diesen Gefallen einfach nicht abschlagen. Du kannst dir nicht vorstellen, wie schwer es ist, sich mit ihr anzufreunden. Sie hat mich auf ihre fordernde Art angesehen, und ich konnte nicht Nein sagen.«

Meggie seufzte. Sie hatte Verständnis für die Situation und konnte das Verhalten ihrer Chefin gut nachvollziehen. Beth war erst seit Kurzem in einer Beziehung mit Nathan Scott, in den sie bereits jahrelang verliebt gewesen war. Davor waren sie die meiste Zeit nur befreundet gewesen. Es war nicht verwunderlich, dass Beth Nathans Mutter beeindrucken wollte. Allerdings würde das nicht funktionieren, wenn der Cateringservice nicht Carol Scotts Erwartungen entsprach. Und wie man in Sharpewood wusste, war die Besitzerin der exklusiven Stonebridge Lodge bekannt für ihre hohen Ansprüche und erwartete stets, dass diese auch erfüllt wurden. Doch ohne diesen starken Willen hätte sie es vermutlich nicht geschafft, das Unternehmen nach dem Tod ihres Mannes fortzuführen. Mittlerweile hatte sie durch ihre Söhne eine größere Unterstützung bekommen, aber die Entscheidungen lagen noch immer bei ihr. Meggie bewunderte sie für ihre Stärke, hatte ansonsten jedoch nur wenig Kontakt mit Carol Scott gehabt und war nicht besonders begeistert von der Vorstellung, sich auf einer beruflichen Ebene vor der Frau beweisen zu müssen.

»Wir werden auch nicht für das Weihnachtsdinner zuständig sein«, versuchte Beth sie zu beruhigen. »Das Hotel wird zum ersten Mal an den Weihnachtstagen geschlossen haben, und Carol hat entschieden, dem Personal für diesen Zeitraum freizugeben. Deshalb benötigt sie jemanden, der sich um das Frühstück und die Zwischenmahlzeiten kümmert. Wir sollen uns kulinarisch um die Gäste kümmern und dafür sorgen, dass es ihnen an nichts fehlt. Es werden hauptsächlich Leute aus Sharpewood und der Umgebung eingeladen. Vermutlich werden wir alle von ihnen gut kennen. Am zweiten Tag, dem Weihnachtsabend, wird ein großes Dinner veranstaltet, für das sie einen Koch und ein zusätzliches Team engagiert hat. Sie wollte uns die Gelegenheit geben, dass wir ebenfalls daran teilnehmen können.«

»Oder sie traut uns diese Aufgabe nicht zu«, entgegnete Meggie. »Wessen Idee war es überhaupt, ein Weihnachtsfest auf der Stonebridge Lodge zu veranstalten? Offenbar haben die Scotts den halben Ort dafür eingeladen. Das wird eine ziemlich große Veranstaltung werden.«

Beth lächelte. »Ach, so viele sind es gar nicht. Ich schätze mal dreißig Personen. Die genaue Gästeliste habe ich noch nicht bekommen. Es war Seans Idee, doch seine Brüder haben ihn bei diesem Vorhaben unterstützt. Ansonsten hätte Carol sich vermutlich niemals darauf eingelassen. Immerhin ist es keine Kleinigkeit, die Lodge ausgerechnet an den Weihnachtstagen zu schließen. An diesen Tagen ist der Umsatz besonders hoch und sie sind völlig ausgebucht. Aber nach allem, was in den letzten Jahren passiert ist, hat sich die Familie diese Auszeit mehr als verdient. Es wird bestimmt ein wundervolles Fest, und alle werden die Zeit zusammen verbringen.« Beth strahlte.

Jetzt musste auch Meggie lächeln. Seit Beth davon erfahren hatte, war sie in ihrer Begeisterung kaum zu bremsen gewesen. Das Café sah aus, als würde der Weihnachtsmann persönlich hier jeden Morgen seinen Kaffee trinken. Sämtliche Oberflächen waren weihnachtlich dekoriert und die Ladentheke quoll über vor Gebäck und verströmte einen stetig anhaltenden Duft nach Zimt. Früher hatte Meggie diese Zeit des Jahres ebenfalls geliebt, doch dann war ihr Sohn erwachsen geworden und hatte sich ein eigenes Leben aufgebaut, weshalb sie sich nur noch gelegentlich sahen. In den vergangenen Jahren war sie in eine gleichmäßige und unaufgeregte Routine verfallen, bis ihr klar geworden war, dass sie so nicht dauerhaft weitermachen konnte. Was nach außen hin wie eine spontane Aktion gewirkt hatte, war jedoch eine monatelange Phase vorangegangen, in der sie geplant und all ihren Mut zusammengenommen hatte, um die Veränderung zu wagen. Sie war nach Sharpewood gezogen, hatte eine kleine Wohnung gemietet und angefangen, bei Beth im Café zu arbeiten.

Der Neuanfang war nicht leicht gewesen, doch die Bewohner des Ortes hatten sie mit offenen Armen empfangen und ihr dabei geholfen, sich einzuleben. Jetzt konnte sie mit absoluter Sicherheit sagen, dass es die richtige Entscheidung gewesen war. Sie hatte sich seit langer Zeit nicht mehr so wohl und gleichzeitig lebendig gefühlt. Hier hatte sie wieder eine Aufgabe, die ihr Spaß machte, und ein nettes Arbeitsumfeld. Vielleicht würde das diesjährige Weihnachtsfest ein wenig von dem alten Zauber wiederaufleben lassen, den sie so schmerzlich vermisst hatte. Aber bis dahin gab es noch jede Menge zu tun.

»In Ordnung, du hast mich überzeugt. Irgendwie werden wir das schon hinbekommen. Allerdings benötigen wir dafür jede Hilfe, die wir finden können. Zu zweit können wir das unmöglich schaffen, und du willst die Weihnachtstage schließlich auch noch genießen können.« Meggie zwinkerte ihrer Chefin zu.

»Das erste Weihnachten mit Nathan an meiner Seite.« Erneut bekam Beth diesen verträumten Gesichtsausdruck, an den sich alle in ihrer Gegenwart in der letzten Zeit schon gewöhnt hatten. Doch es war schön, sie so glücklich zu sehen. »Deshalb ist es mir umso wichtiger, dass alles reibungslos funktioniert und wir ein paar wundervolle Tage miteinander verbringen werden. Es wird bestimmt ein ganz besonderes Erlebnis, in einer so großen Runde zu feiern.«

Oder es hat das Potenzial für besonders viele Katastrophen, dachte Meggie insgeheim, behielt diesen Gedanken jedoch für sich. Sie wollte Beth ihre Vorfreude nicht verderben, und sie würde versuchen, ihren Teil dazu beizutragen, dass dieses Vorhaben ein Erfolg werden würde.

Kapitel 2

 

Frank hatte in der Arztpraxis von Sean Scott angerufen und Bescheid gesagt, dass er mit einem Notfall vorbeikommen würde. Er hatte vorsorglich verschwiegen, dass es sich bei dem Patienten um einen Hund handelte. Schließlich war Sean Allgemeinmediziner und würde alles andere als begeistert sein, wenn Frank mit einem Tier bei ihm auftauchen würde. Doch ihm war auf die Schnelle keine bessere Lösung eingefallen. Es gab einen Tierarzt in der Gegend, der jedoch hauptsächlich Großtiere behandelte und ständig unterwegs war. In der Arztpraxis waren die Chancen höher, dass dem Hund sofort geholfen werden konnte. Dort war immer jemand erreichbar, und schließlich hatte Sean Medizin studiert. Die Unterschiede zwischen Tieren und Menschen würden vermutlich nicht allzu groß sein, dachte sich Frank. Jetzt musste er es nur noch schaffen, den Arzt von dieser Sichtweise zu überzeugen. Seit Sean zuletzt eine trächtige Kuh beaufsichtigen musste, bei der jeden Moment die Geburt hätte losgehen können, stand er dem ganzen Thema skeptisch gegenüber und hatte deutlich zu verstehen gegeben, dass die Behandlung von Tieren nicht zu seinen Aufgaben gehörte. Er hatte mit dieser strengen Vorgabe verhindern wollen, dass die Bewohner des Ortes plötzlich alle mit ihren Haustieren vor seiner Tür standen, und die meiste Zeit hielten sie sich auch daran. Doch jeder wusste, dass Sean ein gutes Herz hatte und niemals jemanden abweisen würde, der seine Hilfe benötigte. Egal ob Tier oder Mensch.

Mit großen Schritten stürmte Frank in die Praxis und lief an der Anmeldung vorbei Richtung Behandlungszimmer. Obwohl er selbst nur selten zum Arzt ging und sich ungern behandeln ließ, kannte er sich in den Räumen des ehemaligen Wohnhauses bestens aus. Er hatte schon häufig bei Renovierungsarbeiten in dem alten Haus geholfen und alle möglichen Dinge repariert. Bis vor Kurzem war Dr. Wilson der behandelnde Arzt in Sharpewood gewesen. Nachdem er durch einen Unfall frühzeitiger als geplant in den Ruhestand gegangen war, hatte Sean die Praxis zumindest vorläufig übernommen. Das war bereits ein Jahr her, und es wurde dringend Zeit, dass Sean eine Entscheidung traf, wie es in Zukunft weitergehen würde. Auf Dauer war die unklare Situation keine Lösung, doch er hatte sich bisher schwer damit getan, sesshaft zu werden. Durch seine Beziehung mit der Arzthelferin der Praxis, Hailey Clarke, standen die Chancen jedoch ziemlich gut, dass er bleiben würde. Frank hoffte es sehr, denn er mochte den jungen Mann überaus gerne und war überzeugt davon, dass der Arzt in Sharpewood viel Gutes würde bewirken können.

»Es ist wirklich dringend. Kann ich direkt zu ihm gehen?«, rief er Marcy zu, die ihn von ihrem Platz an der Empfangstheke erstaunt anblickte. Er drehte sich so, dass sie die seltsame Ausbuchtung unter seiner Jacke nicht sehen konnte. Das würde zu viele Fragen aufwerfen, und er hatte jetzt keine Zeit, sie zu beantworten. Außerdem war er sich sicher, dass Tiere in einer Arztpraxis aus hygienischen Gründen nichts zu suchen hatten. Allerdings hielt sich der Kater Alfie häufiger auch nicht an diese Regel und nutzte jede Gelegenheit, wenn gerade niemand aufpasste, um in den Aufenthaltsraum zu schlüpfen und sich dort sein Essen zu erbetteln. Obwohl Marcy ihn gewissenhaft und regelmäßig fütterte, konnte der ehemalige Streuner nie genug bekommen und befand sich in einem dauerhungrigen Zustand. Seinem dicken Bauch war jedoch anzusehen, dass er eindeutig nicht am Verhungern war.

Frank blickte sich prüfend um, aber er konnte den Kater glücklicherweise nirgendwo entdecken. Er hatte keine Ahnung, wie Alfie auf das Fellbündel unter seiner Jacke reagieren würde. Schon jetzt fühlte Frank einen seltsamen Beschützerinstinkt gegenüber dem kleinen Hund, der ihn selbst irritierte. Auch wenn er einen großen Freundeskreis hatte, war er seit Joyce’ Tod darauf bedacht gewesen, niemanden zu nah an sich heranzulassen. Er hatte schmerzhaft zu spüren bekommen, wie es sich anfühlte, einen Menschen zu verlieren, den man über alles geliebt hatte. Seit dieser Erfahrung hatte er vermieden, wieder eine enge Bindung aufzubauen. Dadurch fühlte er sich manchmal einsam und vermisste das Gefühl der Nähe und Verbundenheit, doch es war kein Vergleich zu den Empfindungen, jemanden zu verlieren. Er war nicht bereit, dieses Risiko noch einmal einzugehen.

»Ja, du kannst reingehen. Er wartet schon auf dich«, rief Marcy ihm hinterher.

»Moment mal. Nicht so schnell, Mr. Harris«, ertönte plötzlich eine weitere Stimme.

Frank zuckte ertappt zusammen und fühlte sich wie ein Schuljunge, der bei einem unsinnigen Streich erwischt worden war. Als er sich umblickte, sah er Mrs. Tremblay, eine der Dorfältesten, wartend auf einem Stuhl sitzen. Anklagend deutete sie mit einer erhobenen Stricknadel auf ihn und schwang sie drohend hin und her.

»Glauben Sie wirklich, dass Sie sich einfach so unbemerkt an mir vorbeidrängeln können? Ich sitze hier bereits seit Stunden und warte darauf, dass der ach so viel beschäftigte Arzt endlich Zeit für mich hat. Wo kommen wir denn da hin, wenn jeder ohne einen Termin in die Praxis platzt und die armen alten Leute umgeht?« Damit meinte sie ganz offensichtlich sich selbst, da außer ihr niemand zu sehen war. »Schließlich könnte ich jeden Moment sterben, und das hätten dann Sie zu verantworten. Könnten Sie mit dieser Schuld für den Rest Ihres Lebens weiterleben?«

»Notfälle haben immer Vorrang, Mrs. Tremblay«, erinnerte Marcy die Frau. Anschließend nickte sie Frank aufmunternd zu. »Wie gesagt, du kannst reingehen«, forderte sie ihn auf.

Erleichtert öffnete Frank die Tür und schlüpfte eilig in den Behandlungsraum, bevor Mrs.

---ENDE DER LESEPROBE---