Vertrollt noch mal - Christine Stutz - E-Book

Vertrollt noch mal E-Book

Christine Stutz

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Beschreibung

Ruby Tanner leidet unter dem Zwang, alle Menschen in ihrer Umgebung zu beleidigen und zu vergraulen. Das macht sie einsamund traurig. Ihre enzige Freude ist es, auf Versteigerungen verloren gegangene Koffer und Taschen zu ersteigern. Dann ersteigert Ruby einen alten Koffer und findet dort drinnen, eine Menge "Spielzeughäuser". Ihr gut sortiertes Leben gerät vollkommen aus der Bahn, als sie rausfindet, dass diese Häuser bewohnt sind. Das Volk der Trellerbys wohhnt ab sofort bei Ruby und stellt ihn Leben gehörig auf den Kopf. Als dann noch der ehemalige Hüter der Trolle auftaucht, ist Ruby verzweifelt. Dieser ehemalige Hüter, Adam Mc Vallun, ist nicht nur gutaussehend, nein, auch frech und fordend. Ruby wünscht sich, die Zeit zurück zu drehen. Den Koffer nie ersteigert zu haben.

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Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Prolog

1 Kapitel

2 Kapitel

3 Kapitel

4 Kapitel

5 Kapitel

6 Kapitel

7 Kapitel

8 Kapitel

9 Kapitel

10 Kapitel

11 Kapitel

12 Kapitel

13 Kapitel

14 Kapitel

15 Kapitel

16 Kapitel

Epilog

Vorwort

Mein Name ist Ruby Tanner, letzte Fürstin Tanner, Besitzerin des gleichnamigen Schlosses. Welches ich jedoch noch nie gesehen habe. Und vielleicht nie sehen werde.

Eine junge Frau, dessen Leben mit knapp acht Jahren endete und die jetzt bereits vierundzwanzig Jahre alt ist. Doch jetzt wird dieser Fehler korrigiert. Jetz ist es an der Zeit, erneut zu sterben. Beraubt zu werden von der Energie, die mir geschenkt wurde. Unrechtmäßig geschenkt, wenn auch aus Liebe eines Großvaters zu seiner Enkelin. Man wird mir diese Energie, pure Zauberkraft, wieder nehmen, das bedeutet meinen Tod. Jetzt sitze ich hier in der Gefängniszelle und warte. Warte auf ein Wunder, oder meinen Tod.

Das hier ist meine Geschichte.

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Adam Mc Vallun stand erschüttert in seiner Küche. Hier hatten die Trolle wieder Mal ganze Arbeit geleistet. Seine Mutter hatte den Fehler begangen, den frisch gebackenen Kuchen stehen zu lassen. Das hatten die kleinen Trolle natürlich ausgenutzt, dachte er schmunzelnd. Nein, wütend konnte er den kleinen Wesen nicht sein. Dazu hatte das Volk zu lange auf solche Köstlichkeiten verzichten müssen. Adam hob lächelnd seine Hand und die Küche reinigte sich von selbst. Damit seine Mutter nicht schimpfen konnte, dachte er und schenkte sich Kaffee ein. Die Trolle waren seine letzte Errungenschaft der Fürstenfamilie Tanner, überlegte er schmunzelnd. Es war gefährlich gewesen, diese Trolle aus dem Museum zu befreien. Trotzdem würde er es immer wieder tun. Denn dank den langen Gesprächen mit dem Volk, hatte Adam eine Menge über die Familie Tanner erfahren können. Nur leider nicht, wohin sie nach dem verzerrenden Schlossbrand damals geflüchtet waren. Das war ein großes Rätsel, das noch niemand lösen konnte, überlegte er weiter.

„Meine Enkelin braucht deine Hilfe, Zauberer Adam Mc Vallun.“ Sagte jetzt eine dunkle Männerstimme besorgt. Adams Kaffeetasse schwankte bedrohlich, als sich jetzt ein Geist vor ihm materialisierte. „Und wer ist deine Enkelin?“ fragte Adam, als er sich endlich etwas gefasst hatte. Zum Glück war er hart in Nehmen. Und es war ja nicht erste Geist in seiner Küche. „Die letzte Fürstin Tanner. Und sie ist im Begriff, sich in den falschen Zauberer zu verlieben. Mehr oder weniger.“ Sagte der Geist seufzend. „Deswegen muss ich dem Schicksal etwas auf die Sprünge helfen. Meine Enkelin ist die Hüterin meiner Zauberkraft und darf sie nicht in falsche Hände geben.“ Erklärte der Geist wieder seufzend. „Man, ich könnte friedlich mit meiner geliebten Frau die Ewigkeit genießen, hätte ich in Rubys Erziehung nicht so viel verkehrt gemacht. Ich beneide dich nicht um deine Aufgabe.“

Prolog

„Zwanzig Dollar!“ rief ich laut in den Saal, bemüht, bei meiner Größe auch gehört zu werden. Mein unhöflicher, grantiger Ton, half mir, Gehör zu verschaffen. Schon rückten die Menschen neben mir ab. Das war ich gewohnt und es störte mich nicht mehr.

Ich wollte den alten Koffer unbedingt. Keine Ahnung, was mich an dem alten Teil faszinierte. Vielleicht verbarg er ja ungeahnte Schätze, überlegte ich und war froh, heute etwas früher Feierabend gemacht zu haben. „Einundzwanzig Dollar!“ rief jetzt eine andere Frau herrisch, gewiss, dass niemand mehr für das abgewetzte Ding bieten würde. Sollte ihr lauter Ton mich etwa einschüchtern? Ausgerechnet mich? Die Unhöflichkeit in Person? Sie kannte meine Entschlossenheit nicht, dachte ich und zählte im Kopf mein Bargeld zusammen. „Dreißig Dollar!“ rief ich jetzt mutig und betete still ein Ave-Maria. Hoffentlich kamen keine weiteren Gebote. Ich wollte den alten Koffer unbedingt haben. Und ich hatte mein Limit an Geld bereits überschritten. Zitternd hörte ich den Auktionator zählen. „Zum Ersten, zum Zweiten, zum Dritten. Der Koffer gehört der jungen Dame in Rot!“ rief der ältere Mann jetzt zufrieden. Das war eindeutig eine Anspielung auf meine roten Haare und meine feuerrote Jacke. Doch das störte mich nicht. Denn ich war glücklich, Siegerin zu sein. Mit den Ellenbogen schob ich mich grob durch die Menge. Ich ignorierte das leise Schimpfen der anderen Menschen.

Ich wollte nicht bis zum Ende der Auktion warten und begab mich umgehend zum Ausgabeschalter. Ich musste verrückt sein, so viel Geld für einen alten Koffer auszugeben, dachte ich schmunzelnd. Doch war meine Leidenschaft. Schon seit meiner Jugend trieb ich mich auf Kofferauktionen herum. An die Hundert Koffer hatte ich in den Jahren bereits ersteigert. Immer neugierig, was ich darinnen finden würde. Das meiste Zeug spendete oder verschenkte ich. Aber manchmal fand ich auch einen kleinen Schatz. Das war dann immer spannend, dachte ich lächelnd. Unglaublich, was die Menschen alles in ihren Koffern verschickten, oder auf ihren Reisen verloren. Alle diese Koffer wurden drei Monate aufbewahrt und danach kamen sie in die Versteigerung. So, wie meine neuste Ersteigerung. Ich war gespannt, was ich finden würde.

Halt!“ schrie ich wütend, als ich um die Ecke bog. Denn ich kam gerade rechtzeitig. Die ältere Frau, die ich überboten hatte, ließ sich gerade meinen Koffer aushändigen. „Das ist mein Koffer! Ich bin Nummer dreiundzwanzig!“ rief ich wütend und lief jetzt zum Schalter. Die ältere Frau sah mich panisch an, dann wollte sie mit meinem Koffer flüchten. Mutig stellte ich mich ihr in den Weg. „Das ist mein Koffer, Lady!“ sagte ich entschlossen, nicht nachzugeben. Jetzt war ich über meinen groben Ton dankbar. Endlich waar meine unhöfliche Art etwas nütze. Die Frau starrte mich verlegen an. Nicht wissend, was sie antworten sollte. „Sie verstehen nicht, Lady. Der Koffer gehört meinem Sohn und er braucht ihn dringend. Leider hatte ich nicht genug Geld eingesteckt, um sie zu überbieten. Doch der Koffer bedeutet meinen Jungen alles.“ Erklärte die Frau dann leise. Wahrscheinlich eingeschüchtert von meinem herrischen Ton. Sie konnte ja nicht ahnen, dass ices nicht so meinte. Ich konnte nur nicht anders.

„Nette Geschichte, gute Frau. Doch ich habe den Koffer ersteigert und er gehört mir. Also darf ich den Inhalt behalten. Ihr Sohn hätte besser auf sein Eigentum aufpassen müssen. Und jetzt geben sie mir den Koffer.“ Sagte ich für mich typisch hart. Die ältere Frau tat mir leid, sie konnte ja nicht ahnen, dass mein Ton Teil meiner „Krankheit“ war. „Mein Sohn hatte auf seiner letzten Reise einen Unfall und konnte sich deswegen nicht um sein Gepäck kümmern. Deswegen bin ich gezwungen, mich um den Koffer zu kümmern.“ Sagte die Frau dann beschämt. „Ich konnte alles wiederbekommen außer diesen Koffer. Er ist wirklich wichtig für meinen Sohn.“ Erklärte se dann weiter als ich betroffen schwieg.

Jetzt kam der Wachmann des Auktionshauses zu uns. Prüfend sah er von mir zu der anderen Frau. „Alles in Ordnung, Ruby? Ich habe alles gehört. Gehört der Koffer wirklich dir?“ fragte er dann ernst. „Ja, Sam. Ich habe den Koffer ersteigert.“ Sagte ich nur. Sam nickte. Er kannte mich gut genug, um zu schweigen. Er grunzte und nahm der anderen Frau den Koffer ab. Dann reichte er ihn mir. Zufrieden wollte ich mich abwenden, als sich mein schlechtes Gewissen meldete. „Hören sie Lady. Geben sie mir ihre Adresse. Ich werde mich vielleicht bei ihnen melden. Wenn der Inhalt mir nicht zusagt, werde ich ihn ihrem Sohn zurückgeben.“ Sagte ich halb versprechend. Diese Aussage war so untypisch für mich, dass ich zusammenzuckte. Seit wann konnte Ruby Tanner denn freundlich.

Sam ließ die Frau, die er gerade rausbringen wollte, los. Die Frau kam zu mir und reichte mir eine Visitenkarte. „Ich denke, sie werden sich sehr schnell bei meinem Sohn melden.“ Sagte ich jetzt geheimnisvoll lächelnd. Mit finsteren Gesicht wandte ich mich zum Ausgang.

1 Kapitel

Jetzt konnte ich es nicht mehr erwarten, nachhause zu kommen. Was war so Wertvolles in dem alten Koffer, dass die alte Dame dafür bereit war zu stehlen? Ich warf den Koffer in meinen Fahrradanhänger und stockte. Ich hörte leises Fluchen und Pöbeln. Verwundert sah ich mich um. Hatte ich richtig gehört? Wer hatte da so derbe geflucht? Ich war allein auf der Straße zugange. Ich musste mich verhört haben, dachte ich dann und schnallte den Koffer fest. Zum Glück hatte ich es nicht weit bis zuhause. Heute war ein ruhiger Tag in unserer Gegend, dachte ich schmunzelnd, während ich mich mit meinem Fahrrad den kleinen Hügel hochquälte. Jetzt, da ich wieder allein war, stieg meine Laune wieder. Das war schon immer so gewesen. Andere Menschen machten mich wütend. Besser, ich war wieder Zuhause. Meine Neugierde spornte mich an. Ich wollte wissen, was interessantes in dem alten Koffer war. Schon hatte ich mein kleines Haus, ein Erbe meiner Großeltern, erreicht. Es war mit Abstand das älteste Haus in der Stadt, das wusste ich natürlich. Mein Ur-Urgroßvater hatte es im vergangenen Jahrhundert erbaut. Damals war es hochmodern gewesen. Heute war es windschief und reparierbedürftig. Trotzdem liebte ich das kleine Haus. Ich hatte bereits einige gute Angebote, allein für das Grundstück erhalten. Ich hätte vermögend werden können. Doch die Vorstellung, das jemand das alte Haus abreißen würde und der riesige Garten mit Planierraupen verunstaltet wurde, machte mir Bauchschmerzen. Früher als Kind, hatte ich immerhin eine Herde Einhörner in der Nacht beobachten können. Ich hätte schwören können, meine geliebte Großmutter zu sehen, wie sie diese edlen Tiere fütterte. Natürlich war das nur ein Traum gewesen. Ein Wunschtraum eines achtjährigen, einsamen Waisenkindes. Meine Eltern waren ein Jahr zuvor verstorben. Und nach einigen Streitereien, durften meine Großeltern mich bei sich aufnehmen. Das war allerdings auch den zahlreichen Pflegefamilien zu verdanken, die mich nach nur wenigen Wochen wieder schnell ins Heim gebracht hatten. Allen war ich „zu Unheimlich“ gewesen. Mein stets und ständig grober, verletzender Ton, wenn ich sprach und meine immer schlechte Laune, schreckte ab. Ein Psychologe nannte es „Tourettesyndrom“. Ich konnte nicht anders, als jeden Menschen in meiner Nähe zu vergraulen. Meine Großeltern waren der letzte Ausweg gewesen. Auch wenn der Jugendamt sie für zu alt gehalten hatte, war ich hier glücklich aufgewachsen, dachte ich dankbar den alten Menschen gegenüber. Meine Großeltern besaßen ein kleines Vermögen, welches ich geerbt hatte. Davon bestritt ich den Unterhalt des Hauses. Meinen Lebensunterhalt verdiente ich mit Kreuzworträtseln, die ich entwarf und an bekannte Zeitschriften verkaufte. Ich hatte da bereits einen großen Kundenstamm, überlegte ich zufrieden. Jeder liebte meine ausgefallenen Rätsel, die Woche für Woche ein anderes Thema hatten. Und ich musste mich nicht mit anderen Menschen auseinandersetzen. Ich arbeitete von zuhause aus.

Ich stellte den Koffer auf den Küchentisch und befüllte die Kaffeemaschine. Das brauchte ich jetzt, einen heißen, starken Kaffee. Heute war ein guter Morgen, überlegte ich. Ich hatte niemanden beleidigt. Das war gut und verhinderte, dass ich laufend entschuldigen musste.

Dann widmete ich mich dem Koffer. Ich setzte mich und betrachtete das uralte Schloss. Es war merkwürdig, denn es sah aus als sei ein Wort der Schlüssel zum Öffnen. Grinsend freute ich mich auf die Herausforderung. Das war genau das richtige für diesen langweiligen Samstag, dachte ich gutgelaunt. Ein Wort mit fünf Buchstaben. Und es sollte international sein, überlegte ich. Denn ich hatte keine Ahnung, aus welchem Land der Vorbesitzer stammte. Nun, die alte Dame vorhin hatte meine Sprache perfekt gesprochen. Auch wenn ich einen leichten Dialekt herausgehört hatte, überlegte ich weiter. Ich versuchte einige sehr bekannte Worte, vergebens. Frustriert schenkte ich mir Kaffee ein und setzte mich wieder. Natürlich konnte ich den Koffer gewaltsam aufbrechen, doch das wäre sehr schade um das alte Teil. Der Koffer schien bereits über hundert Jahre alt zu sein. Dann schoss mir ein einziges Wort durch den Kopf. Ich zitterte als ich MAGIE eingab. Ein Wort, welches in fast jeder Sprache dieser Welt vorkam, dachte ich erregt. Das Wunder geschah, ich hörte winzige Zahnräder drehen und der alte Kofferdeckel hob sich. Schnell machte ich das Licht an, um nichts zu versäumen. Dann war der Koffer offen und ich starrte auf eine Anzahl alter Spielzeughäuser. Verwundert rieb ich mir die Augen. Spielzeughäuser und dann so alte? Dafür war die alte Dame bereit gewesen, zur Verbrecherin zu werden? Vorsichtig stellte ich ein Haus nach dem anderen auf den Küchentisch und staunte oft über die Detailgenauigkeit der Gebäude. Es waren dreiundzwanzig kleine Häuser, jedes unterschiedlich gebaut oder bemalt. Ein jedes einzigartig. Ich nahm jedes Haus hoch, um es genauer zu betrachten. Auch, wenn sie alt waren, so wirkten die Gebäude, als wären sie bewohnt, dachte ich still lächelnd. Dann fiel mir etwas ein. Im ehemaligen Schlafzimmer meiner Großeltern, stand etwas, das perfekt zu diesem Miniaturdorf passen sollte. Etwas, dass meine Großeltern immer wie einen Schatz behütet hatten. Schnell räumte ich die Häuser wieder in den Koffer und trug alles in das große Wohnzimmer. Dort, vor dem alten Kamin, stellte ich alle Häuser in einer Dorf Kulisse auf und erhob mich. Wie ein unartiges Kind, lief ich jetzt ins Schlafzimmer meiner Großeltern. Immer noch glaubte ich Großmutters Aura hier zu spüren. „Entschuldige, Grandma. Ich brauche eure alte Kirche. Ich werde damit gut umgehen.“ Sagte ich liebevoll und griff nach der kleinen Holzkirche. Die Schlafzimmertür schwang von allein auf. So als sei meine Großmutter mit meinem Tun einverstanden. Das verwunderte mich nicht mehr, ich hatte mich in den Jahren daran gewöhnt. Mein Haus hatte einen eigenen Willen und beschützte mich.

Vorsichtig trug ich die alte Holzkirche durch das recht verwinkelte Haus und erinnerte mich an die Geschichte, die Großvater immer darüber erzählt hatte. Er war noch ein sehr kleiner Junge gewesen als seine Familie damals flüchten musste. Verfolgt und gejagt von Menschen, die sie fürchteten und hassten. Seine Familie mussten ihren gesamten Besitz zurück lassen. Diese kleine Kirche war alles, was Großvater von seinem Spielzeugdorf damals geblieben war. Und er hatte das geliebte Teil gehütet, all die Jahre lang, dachte ich mit Tränen in den Augen. Ich kniete mich wieder vor den Kamin und schob die kleinen Häuser etwas weiter auseinander. Dann stellte ich die Holzkirche in die Mitte, auf den „Dorfplatz“. „Jedes Dorf braucht seine Kirche. Ich gebe euch die alte Kirche meines Großvaters. Mein Großvater hat dieses Gebäude geliebt und behütet. Ich hoffe, es erfreut euch.“ Sagte ich leise und kicherte verwundert über mein kindliches Verhalten. Ich war doch kein kleines Mädchen mehr, dachte ich. Trotzdem freute ich mich über das, nun komplette Dorf. Es sah ja niemand, dachte ich fröhlich. Ein Vorteil, wenn man oder Frau, allein lebte.

Mit meinen fast vierundzwanzig Jahren hatte ich noch nicht den Mister Perfekt finden können. Das lag vielleicht auch daran, dass ich zu wählerisch war. Oder meiner eigenbrötlerischen, oft beleidigende Art. Ich liebte meine Ruhe und mein fast einsames Leben. Ich kannte es nicht anders. Es gab immer nur meine Großeltern und mich. Wir hatten nie Besuch, und wenn sich doch einmal jemand hierher verirrte, verschwand Großvater mit demjenigen in sein Büro. Auch andere Kinder verirrten sich nie zu unserm Haus, erinnerte ich mich jetzt still. Ich vergraulte sie alle. Niemand mochte ein Mädchen, das stets schlecht gelaunt war.

Einen Mann gab es, der sich davon nicht abschrecken ließ. Mein Nachbar Ralf war sehr nett. Er wohnte seit etwa sechs Monaten neben mir, wenn man die Entfernung so nennen konnte und lief sich von meiner ursprünglich schroffen Art nicht abschrecken. Er ignorierte meine Sprüche schlicht. Ab und zu tranken wir zusammen Kaffee. Er mochte mich, das spürte ich. Doch das war einseitig und dass hatte ich Ralf auch klargemacht. Außer einer Freundschaft gab es nichts weiter. Er hatte es akzeptiert. Ein Klingeln an der Haustür riss mich aus meinen Gedanken. Das war garantiert Ralf, dachte ich schmunzelnd. Gerade hatte ich an den netten Mann gedacht, da erschien er auch schon. Ralf war bestimmt neugierig, was ich heute wieder ersteigert hatte. Der Mann mochte zwar keine Kofferauktionen, war trotzdem jeden Samstag hier um zu sehen, was es neues bei mir gab. Zufrieden schloss ich die Wohnzimmertür und ging durch den Flur. Ich war gespannt, was Ralf zu meinem alten Dorf sagen würde.

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„Du hattest den Koffer schon in deinen Händen und hast ihn dir wieder wegnehmen lassen, Mutter? Wie konntest du das tun? Du weißt doch, was passieren kann, Wenn ein falscher den Koffer öffnet, kann alles Mögliche passieren!“ schnauzte Adam Mc Vallun weiter. „Warum hast du es nicht verhindert und ein wenig gezaubert!“

Seine Mutter stand schweigend vor dem Bett. Sie kannte ihren Sohn gut genug, um zu wissen, dass man ihn besser ausschreien ließ. Das Temperament hatte Adam eindeutig von seinem Vater geerbt. Endlich schwieg Adam und Erika holte tief Luft. Sie schloss kurz ihre Augen und erinnerte sich an den schlimmen Unfall, der ihr einziges Kind seit Wochen ans Bett fesselte. Zum Glück hatte Adam überlebt, dachte sie wieder dankbar. „Ich konnte nichts tun, Sohn. Diese junge Frau hat einfach mehr geboten. Ich hatte nicht genug Geld in dieser Währung bei mir. Es ist alles sehr umständlich in diesem Land. Daran muss ich mich erst noch gewöhnen. Und dann war da noch etwas, dass mich irritiert hat. Die junge Frau kam früher als gehofft von dieser Auktion. So als habe sie gespürt, was ich vorhatte. Sie schien nicht überrascht zu sein, dass ich den Koffer stehlen wollte. Und sie hatte Hilfe von einem Wachmann, der sie kannte. Wie sollte ich da zaubern. Trotz allem war sie einigermaßen nett und ließ mich gehen. Ich meine, sie hätte die Polizei rufen können. Doch das tat sie nicht. Ich gab ihr deine Visitenkarte und spürte eine unglaublich starke Aura, die diese Frau umgab. Solche Macht habe ich seit Ewigkeiten nicht mehr gespürt.“ Sagte Erika Mc Vallun stockend. Wieder schien sie diese Macht zu spüren. Irgendetwas musste passiert sein, dachte sie still.

Auch Adam schloss jetzt kurz seine Augen. Er konzentrierte sich. Dann lächelte er endlich leicht. „Unsere Trolle sind alle glücklich. Irgendetwas erfreut sie alle außer Maßen. Keine Ahnung, was es ist. Aber es geht anscheinend keine Gefahr von