Verurteilt und vertrieben - Frank Callahan - E-Book

Verurteilt und vertrieben E-Book

Frank Callahan

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Beschreibung

Der Autor steht für einen unverwechselbaren Schreibstil. Er versteht es besonders plastisch spannende Revolverduelle zu schildern und den ewigen Kampf zwischen einem gesetzestreuen Sheriff und einem Outlaw zu gestalten. Er scheut sich nicht detailliert zu berichten, wenn das Blut fließt und die Fehde um Recht und Gesetz eskaliert. Diese Reihe präsentiert den perfekten Westernmix! Vom Bau der Eisenbahn über Siedlertrecks, die aufbrechen, um das Land für sich zu erobern, bis zu Revolverduellen - hier findet jeder Westernfan die richtige Mischung. Lust auf Prärieluft? Dann laden Sie noch heute die neueste Story herunter (und es kann losgehen). Man hatte ihn verurteilt für eine Tat, die er nicht begangen hatte. Vier Männer hatten sich damals gegen ihn verschworen und ihn für sieben Jahre hinter Gitter gebracht. Nun kehrte Dean Savage zurück und mußte feststellen, daß man seine Frau und seinen Sohn aus der Stadt vertrieben, ausgestoßen hatte. Ihn selbst mied man wie einen Aussätzigen. Dean Savage wußte, daß hinter allem nur jene vier Männer stecken konnten. Doch er verhielt sich friedlich, wollte keinen neuen Ärger. Bis man ihm die zwei Revolvermänner schickte. Da schlug Savage zurück… Dean Savage reißt sein Pferd zur Seite und will den Reitern ausweichen, doch sie lassen ihn nicht vorbei. Er blickt in harte und gefühllose Gesichter, sieht funkelnde Augen und zusammengebissene Zähne. »Halt, Savage!« ruft einer der Männer und reitet dicht an ihn heran. Dean Savage hält sein Pferd an, und seine blauen Augen sind lauernd auf den Mann gerichtet, der den Sheriffstern auf seiner Weste trägt. »Sie mögen mich nicht, Sheriff, was?« entgegnete Dean schleppend und fährt sich über das verschwitzte Gesicht. Die beiden Männer mustern sich kühl. »Wir wollen uns doch nicht mit unnötigen Kleinigkeiten aufhalten, Savage«, entgegnet Sheriff Rod Taylor spöttisch. »Kommen wir gleich zur Sache.« Dean sieht ihn müde an, und sein zusammengekrümmter Körper richtet sich leicht auf. Er schiebt seinen verbeulten Stetson in den Nacken, sein dunkelblondes, sehr kurz geschnittenes Haar schimmert. »Wollen Sie mich daran hindern, die Stadt zu betreten?« fragt Dean. »Sie gehen entschieden zu weit, Sheriff!« Rod Taylors Gesicht verzieht sich zu einem spöttischen Grinsen. »Wir wußten, daß Sie zurückkommen, Mister Savage. Deshalb hat Ihnen

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Die großen Western – 214 –

Verurteilt und vertrieben

Frank Callahan

Man hatte ihn verurteilt für eine Tat, die er nicht begangen hatte. Vier Männer hatten sich damals gegen ihn verschworen und ihn für sieben Jahre hinter Gitter gebracht. Nun kehrte Dean Savage zurück und mußte feststellen, daß man seine Frau und seinen Sohn aus der Stadt vertrieben, ausgestoßen hatte. Ihn selbst mied man wie einen Aussätzigen. Dean Savage wußte, daß hinter allem nur jene vier Männer stecken konnten. Doch er verhielt sich friedlich, wollte keinen neuen Ärger. Bis man ihm die zwei Revolvermänner schickte. Da schlug Savage zurück…

Dean Savage reißt sein Pferd zur Seite und will den Reitern ausweichen, doch sie lassen ihn nicht vorbei. Er blickt in harte und gefühllose Gesichter, sieht funkelnde Augen und zusammengebissene Zähne.

»Halt, Savage!« ruft einer der Männer und reitet dicht an ihn heran.

Dean Savage hält sein Pferd an, und seine blauen Augen sind lauernd auf den Mann gerichtet, der den Sheriffstern auf seiner Weste trägt.

»Sie mögen mich nicht, Sheriff, was?« entgegnete Dean schleppend und fährt sich über das verschwitzte Gesicht.

Die beiden Männer mustern sich kühl.

»Wir wollen uns doch nicht mit unnötigen Kleinigkeiten aufhalten, Savage«, entgegnet Sheriff Rod Taylor spöttisch. »Kommen wir gleich zur Sache.«

Dean sieht ihn müde an, und sein zusammengekrümmter Körper richtet sich leicht auf. Er schiebt seinen verbeulten Stetson in den Nacken, sein dunkelblondes, sehr kurz geschnittenes Haar schimmert.

»Wollen Sie mich daran hindern, die Stadt zu betreten?« fragt Dean. »Sie gehen entschieden zu weit, Sheriff!«

Rod Taylors Gesicht verzieht sich zu einem spöttischen Grinsen.

»Wir wußten, daß Sie zurückkommen, Mister Savage. Deshalb hat Ihnen die Stadt auch eine Abordnung entgegengesandt. Ich bin nur der Sprecher. Wir möchten nicht, daß Sie sich in der Town herumtreiben. Warning-Town ist eine saubere Stadt, und für Leute wie Sie ist dort kein Platz!« Nun ist es heraus, und der Sheriff sieht ihn gespannt an, wartet auf Dean Savages Reaktion.

Dessen Gesicht ist zu einer Grimasse erstarrt. In seinen Augen ist ein unstetes Glimmen. »Geht mir aus dem Weg, Leute«, sagt er dann gefährlich ruhig. »Es liegt nichts gegen mich vor. Ich habe meine Gefängnisstrafe verbüßt und bin wieder ein freier Mann. Meine Vergangenheit geht euch nichts an.«

Er will weiterreiten, doch der Sheriff greift ihm in die Zügel. Über Dean Savages Gesicht huscht ein verzerrtes Lächeln.

»Nehmen Sie die Finger weg«, zischt er drohend. »Sie werden mich nicht aufhalten, Sheriff. Ich will zu meiner Frau und zu meinem Sohn.«

Hart sehen sie sich in die Augen. Rod Taylor senkt schließlich den Blick. »Sie laufen in eine Hölle, wenn Sie Ihren Willen durchsetzen wollen. Sie sind in Warning-Town unerwünscht, und man wird es Ihnen dort deutlich zeigen. Nehmen Sie Vernunft an und versuchen Sie erst gar nicht ihr Glück.«

Ein leichter Schenkeldruck, und Dean Savages Pferd reagiert wie gewohnt. Es schnellt aus dem Stand durch den Ring der Reiter, die nicht so schnell reagieren können. Dean hat sofort einige Yards Vorsprung gewonnen.

Die Männer sehen sich betreten an. Dann wenden sie ihre Pferde und reiten Dean Savage nach, der in diesem Moment die Stadt erreicht hat und zwischen den ersten Häusern verschwindet.

*

Dean Savages Gesicht ist wieder zur undurchdringlichen Maske erstarrt. Langsam reitet er die staubige Main Street entlang.

Er achtet nicht auf die vielen Menschen, die stehenbleiben und ihn anstarren.

Elastisch springt er vor einem kleinen Haus aus dem Sattel. Er rückt seinen Revolvergürtel zurecht und klopft sich den Staub aus den Kleidern.

Dann geht er mit festen Schritten auf das Haus zu und klopft mehrmals an die Tür.

Es haben sich immer mehr Bürger der Stadt angesammelt, sie umgeben Dean Savage und betrachten ihn erwartungsvoll. Kein Laut ist zu hören, nur irgendwo in der Ferne jault ein Hund.

Dean Savage klopft wieder.

Die Tür bleibt verschlossen, und auch nach mehrmaligem Klopfen wird ihm nicht geöffnet.

Dean Savage wendet sich den Menschen zu, und wie auf ein geheimes Kommando drehen sie sich um, verschwinden in ihren Häusern oder in den Saloons.

Sekundenbruchteile später ist die Straße wie leergefegt.

Savage fühlt den Schweiß, der sich auf seiner Stirn bildet. Er fährt sich mit dem Halstuch über das Gesicht.

Wieder klopft er an die Tür.

Breitbeinig und leicht vornübergebeugt steht er da. Er macht einen einsamen und verlassenen Eindruck. Der leichte Wind, der aufgekommen ist, spielt mit seinen Haaren.

Dean Savage starrt auf seine staubigen Stiefel. In seinem Gesicht ist ein bitterer Ausdruck. Als er Hufschläge vernimmt, blickt er auf.

Der Sheriff und seine Männer kommen in die Stadt geritten. Langsam nähern sie sich ihm.

Wenige Meter vor Savage hält Sheriff Rod Taylor sein Pferd an. Er beugt sich weit über den Pferdehals, und seine Augen suchen die von Dean Savage.

Sekundenlang starren sie sich an.

Dean blickt in die harten Augen des Mannes, der ihn vor sieben Jahren verhaftet hat.

»Wo sind meine Frau und mein Sohn?«

»Ihre Frau wohnt nicht mehr hier, Mister Savage«, antwortet der Sheriff. »Sie konnte die Miete nicht bezahlen und mußte die Stadt verlassen!«

Deans Gesicht färbt sich blutrot.

»Wo ist meine Familie?«

»Reiten Sie einige Meilen in südliche Richtung. Am Creek befindet sich eine alte Weidehütte. Dort werden Sie Ihre Familie finden.«

Rod Taylor winkt den Männern des Aufgebotes zu, und schweigend reiten sie weiter. Vor dem Saloon springen sie aus den Sätteln.

Allein steht Dean auf der Straße.

Irgend etwas in seinem Magen zieht sich zusammen, und er spürt sein Herz hart gegen die Rippen pochen.

Dean Savage tritt auf sein Pferd zu und klettert in den Sattel. Er schlägt dem Tier auf die Hinterhand, dieses bäumt sich auf und galoppiert nervös, eine Staubwolke hinter sich lassend, davon. Eine innere Unruhe hat ihn gepackt und peitscht ihn vorwärts. Mit einer fahrigen Geste wischt er sich über das schmale Gesicht. Die fingerbreite Narbe auf der rechten Schläfe brennt in einem feurigen Rot.

Meile um Meile legt er zurück, und er reitet, als wäre ein halbes Dutzend Verfolger hinter ihm her.

Als er den kleinen Bach erreicht, verhält er für einige Augenblicke, um sich zu orientieren.

Er lenkt sein Pferd durch den Creek und sieht die windschiefe, halb zerfallene Weidehütte.

Wieder verkrampft sich sein ganzer Körper. Er fühlt den Schmerz, der tief in seinem Innern sitzt.

Mary, denkt er, gleich werde ich dir gegenüberstehen, und es ist der Augenblick, den ich in all den langen Jahren am meisten herbeigesehnt und doch auch gefürchtet habe.

Wieder läßt er seinen Wallach langsamer laufen. Schrittweise nähert er sich der kleinen Hütte.

Er sieht einige Wäschestücke, die an einer Leine zwischen zwei Bäumen hängen. Er erkennt auch die Frau, die über einen Waschtrog gebeugt steht und versucht, eine zerschlissene Hose sauber zu bekommen.

Dean Savage springt aus dem Sattel.

Erst jetzt scheint sie die Geräusche vernommen zu haben, denn sie blickt auf.

Ihr verhärmtes Gesicht mit den traurig blickenden Augen wird bleich, und sie lehnt sich gegen den Wäschetrog, der polternd von einem Felsbrocken fällt.

Sie starrt Dean hilflos an, und dann ist es so, wie er es sich in den langen Jahren der Gefangenschaft erträumte und doch nicht zu hoffen wagte: Sie eilt auf ihn zu, und er schließt sie in seine weitgeöffneten Arme. Er preßt sie fest an sich, und so stehen sie lange Minuten. Er fühlt das Beben, das durch ihren Körper geht, und als er ihren Kopf hebt, sieht er die Tränen, die ihr die Wangen herunterlaufen.

Stumm sehen sie sich in die Augen. Wieder drückt er sie an sich. »Nicht weinen, Mary«, sagt er leise. »Du darfst nicht weinen, Darling. Nun wird alles wieder gut…«

Sie tritt einen Schritt zurück und wischt sich die Tränen aus dem Gesicht.

Er versucht, die richtigen Worte zu finden.

»Komm«, sagt sie gefaßt und reicht ihm die Hand. »Komm, Dean. Ich habe sehr lange auf dich warten müssen. Doch nun bist du da, und es wird alles gut werden. Du sollst wissen, daß ich immer zu dir gehalten habe.«

Sie sagt es mit einfachen Worten. Er ergreift ihre Hand, und gemeinsam gehen sie auf die Hütte zu.

»Ich habe alles verloren, Dean. Man hat mir in Warning-Town keine Chance gegeben. Doch das werde ich dir später erzählen. Komm herein. Sicherlich bist du müde und vom langen Ritt erschöpft. Ich werde dir Kaffee kochen und ein Essen bereiten.«

Sie wischt sich mit den Händen über ihre Schürze. Er sieht ihre ärmliche, doch sehr saubere Kleidung, und wieder wird ihm bewußt, wie jämmerlich er versagt hat.

Sie treten in die alte Weidehütte.

Auch hier sieht es sauber und aufgeräumt aus. Müde läßt er sich auf einen harten Hocker fallen.

Dean Savage streckt die Beine weit von sich und legt seinen Stetson auf den Tisch. Als er aufsieht, erkennt er ihren prüfenden Blick und lächelt ihr zu.

Ihr Gesicht ist ernst, und er sieht den tiefen Kummer, der in ihren Augen liegt.

Sie lächelt jetzt ebenfalls, und plötzlich ist dieses verhärmte Gesicht von einer frischen Fraulichkeit.

»Du bist schön«, sagt er zärtlich. »In all den langen Jahren habe ich immer dein Bild vor Augen gehabt. Du hast dich nicht verändert.«

Sie schüttelt den Kopf.

Sie will etwas sagen, doch dann wendet sie sich dem Herd zu und setzt Wasser auf. Er erhebt sich und tritt hinter sie.

Wieder bemerkt er das Zittern, das durch ihren Körper läuft, und besorgt legt er seinen Arm um ihre Hüfte.

»Mary«, sagt er leise. »Was haben sie dir angetan? Was ist geschehen…?«

Sie wirbelt herum, und hängt ihm dann am Hals. Eine wahre Tränenflut bricht aus ihren Augen.

Behutsam führt er sie an das alte Sofa, und sie setzen sich.

Er legt seinen Arm um ihre Schulter, und sie drückt den Kopf fest an seine Brust. Liebevoll streicht er über ihr langes schwarzes Haar, und in seinen Augen ist ein besorgter Ausdruck.

Und dann beginnt sie zu erzählen.

»Kurz nachdem man dich weggebracht hatte, gingen die Schikanen schon los. Dein Sohn Cliff wurde von den anderen Jungens gemieden und beschimpft. Er hatte bald keine Freunde mehr. Ich schneiderte für die Frauen der Stadt, doch schon nach wenigen Tagen bekam ich keine Arbeit mehr. Mein letztes gespartes Geld war bald aufgebraucht…« Sie macht eine Pause und sieht ihn ruhig an. Und doch merkt er, wie es in ihr arbeitet. Mary Savage fährt fort. »Bald konnte ich die Miete des kleinen Hauses nicht mehr bezahlen. Einer wollte mir helfen. Chuck Donovan, der Bankier. Doch bald merkte ich, daß seine Absichten nicht so ganz uneigennützig waren. Er wollte mich. Ich sollte seine Geliebte werden, und er glaubte leichtes Spiel mit mir zu haben.«

Sie hat die Augen geschlossen, und es scheint, als erlebe sie nochmals diese schrecklichen Minuten.

»Als ich auf sein gemeines Spiel nicht einging, trieb er es so weit, daß ich die Stadt verlassen mußte. Ich wußte nicht mehr ein noch aus.«

Sie sieht ihn wieder ängstlich an, und er lächelt ihr zu. Sie erkennt das Funkeln in seinen Augen. Beruhigend drückt sie seine Hand.

»Aber es gab doch einen Menschen, der mir wirklich half. Dein Freund Stuart Campell. Seine kleine Ranch läßt ihm zwar nur das Nötigste, doch ich konnte in der alten Weidehütte umsonst wohnen, und er versorgte mich auch mit Lebensmitteln. Dafür hielt ich seine Ranch sauber und wusch seine Wäsche. Sie haben es natürlich in der Stadt nicht gern gesehen, und so wurde auch Stuart Campell ein Ausgestoßener.«

Dean Savage hält es auf dem Sofa nicht mehr aus. Er springt auf und wandert mit unruhigen Schritten in dem kleinen Raum hin und her.

»Warum nur…?« stößt er erregt hervor. »Mich haben sie ins Jail gebracht, und dort habe ich sieben lange Jahre unschuldig gesessen. Warum ließen sie nicht wenigstens dich mit ihrem grausamen Haß in Frieden…!«

Er steht vor ihr. Lange sehen sie sich an. »Nun bist du zurück, Dean«, sagt sie leise, und er sieht das beglückte Aufatmen in ihrem Gesicht.

»Wo ist mein Sohn? Wo ist Cliff…?«

Er stellt diese Frage zögernd, denn noch mehr, als vor der Begegnung mit seiner Frau, fürchtet er sich vor dem Zusammentreffen mit seinem Sohn.

Sie scheint es ihm anzusehen.

»Ich habe ihm alles erzählt, Dean. Und ich glaube, er hat es verstanden. Du bist sein Vater, und Cliff wird immer zu dir aufsehen.«

Er nickt.

»Er ist bei Stuart Campell, der aus ihm einen richtigen Cowboy machen will.«

»Aber…« meint er hilflos.

Wieder lächelt sie. »Er ist ein richtiger junger Mann geworden. Im nächsten Monat wird er sechzehn.«

Dean fährt sich nervös über die Stirn. Sieben Jahre, hämmern seine Gedanken. Sieben Jahre unschuldig hinter Gittern. Er würde jetzt nicht einmal mehr den eigenen Sohn erkennen.

Mary tritt an die Kochstelle und sieht nach dem Wasser, das im Kessel sprudelt. »Setz dich an den Tisch. Du wirst eine Tasse Kaffee gut vertragen können!«

Dean Savage nickt.

Mit einer fast mechanischen Handbewegung schnallt er seinen Revolvergürtel ab. Für Sekundenbruchteile bleibst sein Blick an den abgenutzten Colts hängen. Die Colts des einst so berühmten Revolvermannes Savage, denkt er, und ein spöttisches Lächeln liegt auf seinem Gesicht.

*

Sie haben sich im Hinterzimmer des Saloons getroffen. Es sind vier Männer, und sie blicken sich ernst an. Unberührt stehen die vollen Whiskygläser vor ihnen.

Vier Männer!

Chuck Donovan, der Bankier. Sein bleiches schwammiges Gesicht ist von schwarzen Haaren umrahmt. Er hat den Kopf in die Hände gestützt und die Augen halb geschlossen.

Jube Sullivan, der Saloonbesitzer. Er fährt sich mit der Hand über seinen kurzen Schnurrbart, und seine listigen Augen blicken spöttisch auf die Männer. Er hat die Hände vor seinem stattlichen Bauch verschränkt.

Donald Ascott, der Besitzer des General-Store. Voller Nervosität reibt er sich die fleischigen Finger. Er hat ein gerötetes Gesicht mit eng beieinanderliegenden Augen, die auf sein Whiskyglas starren.

Walt Miller, der Arzt. Er streicht sich über seinen spiegelblanken Kopf und zupft sich an seinem Backenbart. Auch er ist reichlich nervös.

Jube Sullivan ergreift das Wort. »Nun reißt euch zusammen, Freunde. Savage ist zurückgekehrt, und mit dieser Tatsache müssen wir uns abfinden. Wir haben gewußt, daß dieser Tag einmal kommen wird.«

Seine drei Freunde schauen ihn nachdenklich an. Walt Miller, der Doc, greift nach seinem Whiskyglas und trinkt es in einem Zuge aus.

Der Saloonbesitzer fährt fort: »Es ist alles halb so schlimm, Jungs. Sa­vage­ hat nicht die geringste Ahnung, und wenn wir uns nicht selbst verraten, wird er es auch niemals erfahren. Es gilt jetzt nur die Nerven zu behalten. Unser Tagesablauf wird sich nicht ändern.«

Donald Ascott schaut sehr skeptisch drein. Sein Gesicht ist noch immer gerötet.

»Und wenn er es doch erfahren sollte? Was dann?«

Sie blicken ihn schweigend an.

»Vielleicht sollten wir ihn…«, beginnt Chuck Donovan, und auf seiner Stirn stehen Schweißperlen.

Walt Miller, der Doc, meldet sich zu Wort. Nervös fährt er sich über den schon leicht angegrauten Backenbart.

»Wir sollten dieses Spiel nicht zu weit treiben«, sagt er warnend. »Einmal ist es uns gelungen, diesen Savage hereinzulegen. Damals war er unvorbereitet – heute ist er gewarnt.«

Sie sehen ihn zynisch lächelnd an.

»Ich bin für Donovans Vorschlag«, ruft Jube Sullivan. »Dieser Savage wird nicht eher ruhen, bis er seine Unschuld bewiesen hat. Und was das für uns bedeutet, könnt ihr euch denken.«

Sie unterhalten sich immer erregter, und die einzelnen Meinungen prallen hart aufeinander.

Walt Miller wird schließlich überstimmt. Resignierend zuckt er mit den Achseln.

»Allright, Gentlemen«, räuspert er sich. »Ich werde mich natürlich der Mehrheit fügen, doch ich bitte euch, diesen Plan nochmals genau zu überdenken.«

*

Als Dean Savage die Hufschläge hört, richtet er sich auf. Noch verschlafen fährt er sich über die Augen.

Er blickt auf Mary, die in diesem Moment die Hütte betritt. Sie sieht seinen fragenden Blick und lächelt ihm zu.

»Es ist Cliff – dein Sohn!«