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Nächtlicher Besuch für Veyron Swift! Der nicht besonders begabte Vampirjäger Bernie Trapstone ist auf der Flucht. Er wird von Vampiren gejagt! Bald hat Veyron auch einen der Blutsauger zu Gast, der auf Mord aus ist. Trapstone hat eine mächtige Vampirfürstin ermordet und deren Anhänger wollen Rache. Schnell findet Veyron heraus, dass einiges an den Geschichten seiner ungewöhnlichen Klienten nicht zusammenpasst...
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Seitenzahl: 61
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Tobias Fischer
Veyron Swift und die Todeszwei
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Inhaltsverzeichnis
Titel
Veyron Swift und die Todes-Zwei
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Impressum neobooks
Tobias Fischer
Veyron Swift
und die Todeszwei
Tom Packard sollte nicht dazu kommen, seinen Hunger zu stillen. Es war ein schneereicher Tag und das Jahr 2013 gerade einmal achtzehn Tage alt, als er die Haustür hinter sich schloss.
»Unterricht ist zum Kotzen«, maulte er, warf seinen Rucksack mit den verwünschten Heften und Büchern in die Ecke. Endlich Wochenende! Wie wahrscheinlich jeder gesunde Sechzehnjährige dachte er nach einem so langen – vor allem langweiligen – Tag erst einmal ans Essen. Er wusste ja, dass Mrs. Fuller, die stets umsorgende und wohlmeinende Nachbarin, sicherstellte, dass im Hause Veyron Swift die Nahrungsmittel nie ausgingen. Schnurstracks schlug er den Weg in die Küche ein. Aus dem Vorratsschrank nahm er eine Packung Stapelchips. Jemand hatte auf dem Deckel einen Zettel mit geschwungener Schrift angebracht.
Finger weg – ungesund!
Es war nicht Mrs. Fullers Handschrift, das erkannte Tom gleich.
»Ach, Veyron. Als wenn mich das aufhalten würde«, lachte er über den vergeblichen Versuch seines Patenonkels, ihn zu gesünderer Ernährung zu erziehen. Von jemanden, der selbst unregelmäßig aß, würde sich Tom ganz bestimmt nicht umerziehen lassen. Er zog an der Deckellasche, doch die Packung ging nicht auf. Er sog weiter und fester. Nichts tat sich.
»Ich dachte mir schon, dass du meine Warnung ignorieren würdest.«
Die dunkle Stimme Veyron Swifts ließ Tom herumwirbeln. Obwohl es bereits später Nachmittag war und die Sonne allmählich hinter dem Horizont versank, stand Veyron Swift tatsächlich im Morgenmantel vor ihm, unrasiert und das schwarze Haar fettig. Mit dunklen Augenringen, die seine schmale, gebogene Raubvogelnase einrahmten, wirkte er regelrecht furchterregend.
»Aha. Haben wir mal wieder einen faulen Tag eingelegt, was?« entgegnete Tom frech. Frustriert stellte er die Chips auf die Anrichte. Was sollte er jetzt essen? Wie es aussah, müsste er sich tatsächlich ein Brot streichen oder sogar etwas kochen. Wie furchtbar. Für alles was länger als fünf Minuten Zubereitungszeit benötigte, fehlte Tom ganz ehrlich die Geduld.
»Seit unserem letzten Fall und seines niederschmetterten Ausgangs gab es nichts mehr zu tun. Deshalb habe ich mich mit zahlreichen häuslichen Angelegenheiten beschäftigt«, versuchte sich Veyron zu rechtfertigen.
»Ja, ich seh’s«, knurrte Tom. »Was haben Sie mit den Chips gemacht, Mann?«
»Ich habe den Deckel mit Verbundklebstoff verleimt. Der geht nie wieder ab. Wenn du an die Chips willst, musst du die Verpackung schon zerstören. Dann bleiben Sie nicht frisch und knusprig, sondern werden mit der Zeit weich und ...«
»Bäh«, machte Tom. »Sie Unmensch, Sie Monster! Ihretwegen muss ich jetzt verhungern!«
Er hatte es kaum ausgesprochen, als es an der Haustür klingelte. Wer immer dort draußen stand, er wollte auf keine Reaktion warten. Noch ehe Veyron oder Tom reagieren konnten, läutete es wieder und wieder. Jemand hämmerte mit der Faust gegen die Tür.
»Ah, endlich Arbeit«, seufzte Veyron. Anstatt sich zu wundern oder gar zu ärgern, begann er zu grinsen und rieb sich voller Vorfreude die Hände. Es hämmerte und klingelte weiter. Der ungestüme Besucher rief irgendetwas, das Tom durch das dicke Holz nicht verstehen konnte.
»Führe den Gentleman bitte ins Wohnzimmer; in exakt dreißig Sekunden«, wies Veyron Tom an. Schnell wie ein Fuchs huschte er aus der Küche, durch den engen Flur und verschwand ins Wohnzimmer. Tom atmete entnervt durch. Ein letztes Mal ging sein sehnsüchtiger Blick zu den Chips.
»Egal«, knurrte er. »Sour Creme. Die Sorte mag ich eh nicht.« Er ballte kurz die Fäuste und stapfte zur Haustür, wo der Jemand noch immer sturmläutete. »Ja, ja, ja. Deshalb geht’s auch nicht schneller«, schimpfte Tom.
»Aufmachen, aufmachen! Um Gottes Willen, machen Sie endlich auf!«, hörte er die panische Stimme rufen. Es hämmerte wieder gegen die Tür.
»Verdammt! Gleich, Mann!«, plärrte Tom zurück. Er zählte die Sekunden. Eins … zwei … drei … Er öffnete.
Die Tür schwang auf, knallte gegen das Mauerwerk und ein hochgewachsener, korpulenter Mann stolperte herein. Tom musste zurückweichen, als der Kerl ausgestreckt zu Boden stürzte. Ein großer, schwarzer Cowboyhut fiel ihm dabei vom Kopf und Tom direkt in die Hände. Tom stieg über den beleibten Körper hinweg, der sich ungeschickt hin und her wandte und wieder auf die Beine zu kommen versuchte. Kopfschüttelnd schloss Tom die Haustür, hängte den Hut des Besuchers an den nächstbesten Kleiderhaken.
»Aalter. Immer mit der Ruhe. Alles okay bei Ihnen?«`
»Trapstone, Bernie Trapstone. Das bin ich«, stellte sich der Besucher vor. Endlich gelang es ihm, sich aufzusetzen. Sein dünnes, rötliches Haar bedeckte nur mehr die hintere Hälfte seines runden Kopfs, der lange, geflochtene Bart unter dem Kinn besaß dagegen mehr Volumen. Auf groteske Weise sah Mr. Trapstone fast wie ein Zwerg aus; nur wesentlich größer. Unter einem martialisch wirkenden Ledermantel wölbte sich ein wohlgenährter Bauch und dicke, mit Totenkopf-Ringen verzierte Wurstfinger streckten sich nach Tom aus. Er ergriff sie und half Trapstone auf die Beine.
»Ich muss zu Veyron Swift. Sofort!«
»Er erwartet Sie bereits, Mr. Trapstone.« Tom deutete in Richtung Wohnzimmer. Der große Mann nickte eifrig mit dem Kopf und eilte durch den Flur, trat ins Wohnzimmer und stellte sich Veyron erneut vor.
Wie ein strenger Schuldirekter saß Veyron in seinem großen Ohrensessel, die Beine übereinandergeschlagen, so dass man deutlich seine Filzpantoffeln sehen konnte – der linke von anderem Design als der rechte. Die Hände aneinander gefaltet, der Blick streng, die schmalen Lippen ausdruckslos, musterte Veyron Trapstone einen Moment, bevor er etwas sagte. Nach einem kurzen Moment deutete er auf die alte Couch gegenüber.
»Setzen Sie sich, Mr. Trapstone. Ich bin Veyron Swift. Meinen Assistenten, Tom Packard, kennen Sie ja bereits. Ich bedauere, dass wir nicht schnell genug waren, Sie sofort hereinzulassen. Immerhin haben Sie Ihr Leben riskiert, um zu mir zu kommen und können von Glück sagen, dass Sie es überhaupt unbeschadet überstanden haben. Keine Sorge, hier sind Sie sicher und gut beschützt. In dieses Haus kann man nicht so einfach einbrechen.«
Trapstone wischte sich Schweiß von der Stirn und atmete tief durch. Einen Moment hielt er inne.
»Sie wissen bereits, was los ist? Wie ist das möglich?«
»Ihre Augen sind geweitet, Ihr Atem rast wie auch Ihr Puls, Sie zittern. Dennoch ist Ihr Gesicht kreidebleich und Sie schwitzen mit deutlicher Ausdünstung, und die kommt nicht vom Leder. Mr. Trapstone, Sie stehen Todesängste aus, und das nicht erst seit ein paar Minuten.«
»Sie sind hinter mir her«, bestätigte Trapstone. »Sie jagen mich seit letzter Nacht, belagern mein Haus. Nichts hilft, um sie abzuwehren. Knoblauch macht ihnen nichts aus und über das Kruzifix lachen sie nur.«
Zitternd holte Trapstone ein kleines Kettchen unter seinem Mantel hervor; ein Rosenkranz samt angebrachten Kreuz aus Silber.
»Vampire«, erkannte Veyron nüchtern und hob eine Augenbraue.
Trapstone nickte wieder, hustete kurz.
»Ich bin Vampirjäger, Mr. Swift.«
Stille im Wohnzimmer. Tom spürte zunächst eine gewisse Aufregung; doch die verflog schlagartig, als Veyron einen einzelnen Lacher ausstieß und sofort wieder ernst wurde. »Vampirjäger? Sie?«
»Ja, allerdings.« Trapstone verzog keine Miene, er meinte es vollkommen ernst. »Ich wurde von Eldor Coolidge ausgebildet, dem vielleicht größten Vampirjäger unserer Zeit.«
»Ah, Mr. Coolidge mal wieder. Vampirjagd ganz einfach, Online-Kurs, drei Jahre lang für hundertfünfzig Pfund pro Monat, im Abo um zehn Prozent günstiger.«
Trapstone machte große Augen. »Sie kennen das?«
»Ich kenne Mr. Coolidge, Mr. Trapstone.«
»Nennen Sie mich Bernie.«