Veyron Swift und die drei Dolche - Tobias Fischer - E-Book

Veyron Swift und die drei Dolche E-Book

Tobias Fischer

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Beschreibung

Veyron Swift wird von der Polizei zur Hilfe gerufen, nachdem ein mysteriöser Mord geschehen ist. Als Täter kommen eine misshandelte Ehefrau, ein eifersüchtiger Bediensteter oder eine Schar Kleinkinder in Frage. Zurückgelassen haben die Mörder einen gelochten Dolch - einen von dreien, die überall im Land gefunden wurden. Für Veyron steht fest: Mächte aus einer anderen Welt stecken hinter diesem Verbrechen. Er braucht all seine Tricks, um die wirklichen Mörder zu überführen und die Hintergründe der Tat aufzudecken...

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Tobias Fischer

Veyron Swift und die drei Dolche

 

 

 

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Veyron Swift und die drei Dolche

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Impressum neobooks

Veyron Swift und die drei Dolche

Bisher war das Londoner Dezemberwetter scheußlich gewesen, nass und kalt, mit wenig Schnee, aber viel Regen. Zum Glück blieb es heute Nacht einigermaßen ruhig. Tom Packard war froh darum, denn in seinem Dachbodenzimmer bekam er den Regen stets als erster zu hören und konnte oft die halbe Nacht nicht schlafen. Zumal der Regen auch jeden Versuch verhinderte sich zu konzentrieren.

Gerade zermarterte er sich das Gehirn an einigen besonders kniffligen Matheaufgaben, als es unten im Erdgeschoss wie verrückt zu läuten begann. Tom schreckte hoch und warf einen hastigen Blick auf seinen kleinen Wecker. Es war ja mitten in der Nacht! Wieder klingelte es. Da sich im ganzen Haus nichts rührte, schwang er sich widerwillig von der Couch und eilte die Stufen nach unten – barfuß. Eigentlich sollte er ja längst im Bett sein. Wo um alles in der Welt war Veyron und warum machte er nicht auf?

Die Räumlichkeiten seines Paten lagen ein ganzes Stockwerk tiefer und er wäre vermutlich viel schneller an der Tür gewesen. Andererseits würde es Tom auch gar nicht wundern, wenn es am Ende Veyron war, der auf die Klingel drückte. Angesichts seiner zahlreichen Aktivitäten in der letzten Zeit, lag die Wahrscheinlichkeit dafür sogar recht hoch.

Ohne einen Blick durch den Türspion zu werfen, riss Tom die Haustür auf.

»Haben wir wiedermal den Schlüssel vergessen, Meister Swift?«, fragte er mit gespieltem Tadel, nur um gleich darauf zurückzufahren. »Oh.«

Vor der Tür standen drei Personen, die unterschiedlicher nicht sein könnten: Zwei hochgewachsene Männer, der eine zaunlattendürr und der andere so dick, dass er sich rollend wohl leichter fortbewegen könnte, als auf seinen kurzen Beinen. Zu seiner Rechten stand eine dünne, junge Frau mit blassem Gesicht, nur halb so alt wie ihre beiden Begleiter; mindestens.

»Mr. Swift, gottseidank sind Sie noch auf«, keuchte der Dicke los, zwängte sich durch die Tür herein ohne um Erlaubnis zu fragen. Der Dünne folgte und zog dabei die junge Frau mit. Verstört und sichtlich verunsichert suchte sie irgendetwas auf dem Boden.

»Ich bin Charles Melvin Pureberry, das ist mein Chauffeur Lucas und meine Frau, Linda«, stellte sich der Dicke und seine beiden Begleiter vor. Er schnaufte schwer, sah sich hastig im engen Flur um, als suchte er nach Anzeichen von Gefahr. Tom wurde sofort klar, dass dieser Mann sich vor etwas fürchtete – oder vor jemanden. Der Chauffeur schloss die Haustür und erst jetzt kam Pureberry etwas zur Ruhe. Der Blick seiner kleinen, grauen Äugelein blieb an Tom kleben. Ungläubig runzelte er die Stirn.

»Ehrlich gesagt, hatte ich Sie mir größer und wesentlich älter vorgestellt. Verzeihen Sie, Sir, aber Sie sind ja noch ein regelrechtes Kind!«, schnappte er aufgebracht. Tom wollte soeben antworten und die Sache richtig stellen, als sich gerade ein böser Streich in seinen Gedanken manifestierte. Der Fettsack wusste wohl nicht, wen er da vor sich hatte. Tom war alles andere als ein Kind, stand kurz vor seinem sechzehnten Geburtstag und hatte sich bereits mit allerhand Dämonen herumgeschlagen. Das konnte man von kaum einem anderen Jugendlichen in London behaupten.

»Ja, das höre ich oft. Meine Ergebnisse sprechen jedoch für sich, wie Sie sehen werden. Also bitte, folgen Sie mir ins Wohnzimmer, Gentlemen«, gab er mit scharfer Stimme zurück, Veyrons Sprechweise so gut nachahmend, wie er konnte. Pureberry schien er sofort überzeugt zu haben, sein Chauffeur hingegen grunzte nur verächtlich. Dennoch folgte er seinem Boss und Tom, Linda im Schlepptau. Das Verhalten der jungen Frau gefiel Tom gar nicht. Irgendetwas stimmte nicht mit ihr. Vielleicht war sie der Grund für Pureberrys späten Besuch?

Im Wohnzimmer angelangt, schaltete Tom das Licht an, nur um gleich darauf fast zu Tode zu erschrecken. Auch Pureberry und seiner Frau entfuhr ein Ausruf des Schreckens.

»Willkommen in der Wisteria Road, Mr. Pureberry!«, rief eine dunkle Stimme.

In seinen weinroten Morgenmantel eingewickelt, thronte Veyron Swift im großen Ohrensessel. Hochgewachsen, das Gesicht hager, die stechenden, eisblauen Augen auf seine Besucher gerichtet, faltete er die Fingerspitzen aneinander.

»Wo zum Teufel kommen Sie denn jetzt her?«, schimpfte Tom seinen Patenonkel.

Veyron lächelte amüsiert ob dieser scheinbar einfältigen Frage. »Ich war die ganze Zeit hier, Tom.«

»Warum zum Teufel machen Sie dann nicht auf? Es ist Ein Uhr nachts, Mann!«

»Ich habe das Klingeln durchaus gehört. Allerdings war ich anderweitig beschäftigt.«

»Mit was?«

»Mit Nachdenken. Nun denn … Kommen Sie herein, Gentlemen und setzen Sie sich. Mr. Pureberry, bitte auf die Couch, und Ihre reizende junge Frau gleich daneben. Und Mr. Lucas – oder wie immer Sie auch heißen, bitte setzen Sie sich auf …«

»Ich bleibe lieber stehen. Das hier ist doch der reinste Circus«, grummelte der Chauffeur verächtlich. Pureberry und seine Frau taten dagegen wie angewiesen. Die Federn der Couch quietschten entsetzlich und Tom befürchtete fast, sie könnte unter dem enormen Gewicht des Fettsacks zusammenbrechen. Zum Glück hielt sie jedoch stand.

»Verzeihen Sie den Auftritt meines jungen Assistenten, Mr. Pureberry. Aber seien Sie versichert, er hätte mich in meiner Abwesenheit sicher hervorragend vertreten. Wenn Sie also soweit sind, erzählen Sie mir, welches Problem Sie beschäftigt, dann will ich sehen, ob und wie ich Ihnen helfen kann«, bat Veyron seinen neuen Klienten.

Für gewöhnlich zögerten die Leute immer, wenn es um mysteriöse Vorkommnisse ging, wenn sie von Kobolden oder Geistern heimgesucht wurden. Tom kannte das inzwischen.

Pureberry zeigte jedoch keinerlei Zurückhaltung. »Sie sind genau der Mann, den ich brauche, Mr. Swift. Ich fürchte um mein Leben – und um das meiner geliebten Frau. Wir werden bedroht, Sir. Von Kobolden oder noch schrecklicheren Monstern.«

Lucas Wieauchimmer gluckste leise und schüttelte kaum merklich den Kopf. Doch sein Dienstherr bekam es dennoch mit. Pureberrys feiste Backen liefen knallrot an.

»Du wartest draußen beim Wagen, Lucas«, knurrte er, sichtlich darum beherrscht, nicht laut loszubrüllen. Die geballten Fäuste des Dicken verrieten Tom, dass Pureberry kein Mann von Gemütlichkeit schien, wohl eher ein tyrannischer Choleriker.

Mit einem letzten abfälligen Blick in Tom und Veyrons Richtung, verschwand er wieder durch die Haustür – ohne sich zu verabschieden. Tom gefiel dieses Benehmen gar nicht. Veyron schien sich dagegen nicht daran zu stören.

»Kobolde, sagten Sie? Sind Sie da auch ganz sicher?«, fragte er, ohne sich mit weiteren Floskeln aufzuhalten.

Pureberry wirkte noch immer zornig, seine Stimme klang gereizt laut. Seine arme Frau schaute die ganze Zeit in eine andere Richtung.

»Natürlich, Sir! Ich habe diese kleinen Monster selbst gesehen. Scheußliche Gesichter, eine grauenhafte Sprache und Mordinstrumente in jeder Hand. Sie stellen mir schon seit Wochen nach, seit Wochen! Sie lauern nachts im Garten, einmal sind Sie sich sogar ins Haus eingedrungen und haben meine Frau erschreckt. Meine arme Linda, sie ist seitdem total verstört. Verstehen Sie das? Wir glaubten bislang nicht an solchen Unfug, aber seit dieser einen Nacht, seit dieser einen Nacht, nun, seitdem ist alles anders. Es waren wahrhaftig Kobolde, Mr. Swift, mordgierige, glotzäugige Kobolde!«

Veyron studierte die beiden Pureberrys für einen kurzen Moment.

»Wie ich sehe, sind Sie vor kurzer Zeit zu großem Wohlstand gekommen. Davor waren Sie harte Arbeit gewohnt, Schweißer, wenn ich mich nicht irre. Jetzt verlassen Sie Ihr Anwesen jedoch nur noch selten. Ob das an den Problemen liegt, die Ihnen Ihr rechtes Bein bereitet? Eine alte Verletzung, die Sie sich im Ausland zugezogen haben, vielleicht in der Dritten Welt« sagte er, die Fingerspitzen konzentriert aneinandergelegt.

Pureberrys Augen weiteten sich überrascht. Eine neue Röte stieg in seine Pausbacken. »Woher wissen Sie das? Wer hat ihnen das gesagt?« Sein Ton klang giftig.