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Eine unvergessliche Nacht ...
Die junge Krankenschwester Imogen Pritchard verbrachte einst eine leidenschaftliche Nacht mit Cole Talmage. Jahre später trifft sie ihn als junge Witwe wieder und steht vor der Entscheidung, ob sie sich dem von Schmerz und Verlust gezeichneten Cole offenbaren soll. Denn obwohl die Anziehungskraft zwischen ihnen ungebrochen ist, erkennt Cole sie nicht wieder und macht ihr in seiner Verbitterung das Leben schwer. Doch Imogen begreift, dass er mit inneren Dämonen kämpft, die ihn zu zerstören drohen, und setzt alles daran, ihm zu beweisen, dass die Liebe die Dunkelheit seiner Seele besiegen kann.
"Dieses Buch hat alles, was das Herz begehrt - eine wunderbare starke Heldin, ein Geheimnis und brennende Leidenschaft." KIRKUS REVIEWS
Band 4 der "Victorian Rebels"
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Seitenzahl: 499
KERRIGAN BYRNE
Victorian Rebels
Das Versprechen einer Nacht
Roman
Ins Deutsche übertragen von Inka Marter
Jede Nacht wird die Krankenschwester Imogen zu »Ginny«, um die Schulden ihres Vaters als Bedienung in einem Freudenhaus abzuarbeiten. Sie kann es kaum fassen, als der Inhaber sie eines Abends an den Höchstbietenden verkauft. Die Nacht, die sie mit Collin Talmage, dem Duke of Trenwyth verbringt, verändert ihrer beider Leben. Imogen kann den Mann nicht vergessen, der ihr so unerwartet unvergessliche Momente der Leidenschaft geschenkt hat. Und für Cole, der wenig später im Dienst der Krone in Gefangenschaft gerät, ist die Erinnerung an Ginny das Einzige, was ihn am Leben hält. Als er schwer verwundet zurückkehrt, ist die Hoffnung, sie wiederzusehen, alles, was ihn antreibt. Er ahnt nicht, dass Ginny ihm bereits ganz nahe ist. Denn Imogen ist inzwischen eine reiche junge Witwe und residiert direkt im Anwesen nebenan. Aus Furcht, er könnte ihre Vergangenheit enthüllen, gibt sie sich Cole nicht zu erkennen, obwohl es ihr das Herz zerreißt, ihn so verbittert zu sehen. Die Anziehungskraft zwischen ihnen ist ungebrochen, und dennoch macht ihr Cole, der in ihr nur eine oberflächliche Aufsteigerin sieht, das Leben schwer. Aber dies stärkt nur Imogens Entschlossenheit, ihm zu beweisen, dass es Gutes in der Welt gibt und dass es sich lohnt, zu leben – und zu lieben.
Für Monique
Die den Wald trotz lauter Bäumen sieht.
Und weiß, wo sie alle hingehören.
London, Februar 1876
Imogen Pritchard erschauderte, die feinen Härchen ihres Körpers stellten sich warnend auf. Die sonst eher drückende Atmosphäre des Gin- und Tanzlokals Nacktes Kätzchen war plötzlich elektrisch aufgeladen, und sie spürte mit jedem Nerv, dass sich Gefahr näherte. Imogen stellte die leeren Ale- und Gingläser auf die Anrichte, nahm unbemerkt ein Messer aus der Schublade und barg es in den Falten ihrer Röcke, bevor sie sich umdrehte, um der Bedrohung gegenüberzutreten.
Ein Trupp rot gekleideter Soldaten kam durch die Tür marschiert, die schlanken, jungen Körper angespannt von männlicher Unruhe. In ihren Augen glänzte animalischer Hunger. Sie erinnerten Imogen an ein umherstreifendes Rudel Wölfe, das voller Vorfreude auf einen grausigen Festschmaus die scharfen Fangzähne bleckte.
Seit sie gezwungen war, im Nackten Kätzchen zu arbeiten, war Imogens Instinkt für Gefahr scharf geworden wie die Säbel, die die Soldaten an der Seite trugen. Diese Männer, diese jungen Wölfe, waren auf der Jagd nach Ärger. Sie warteten nur darauf – ungeduldig –, dass der Leitwolf sie mit einer einzigen Geste von der Leine ließ.
Aber auch wenn sie sich vielleicht als gefährlich herausstellen würden, Imogen wusste gleich, dass die jungen Soldaten, die sich jetzt zu einem Halbkreis formierten, nicht der Grund für ihre instinktive Furcht waren.
Es war ihr Anführer.
Er war die verstörende Ruhe inmitten ihrer richtungslosen Energie. Er überragte sie um Kopf und Schultern und blickte schon aufgrund seiner unglaublichen Körpergröße auf die anderen herab. Ihm gehörte die eiserne Faust, die sie in Schach hielt. Es war allein sein Wille, von dem ihr Leben oder ihr Tod abhing. Von ihm kam der Befehl, den sie ohne zu fragen ausführten.
Und das wusste er genau.
Imogen erinnerte sich nicht, jemals eine solch stolze Stirn gesehen zu haben, ein solch erstaunlich gut aussehendes Gesicht. Er hätte den griechischen Bildhauern als Modell dienen können. Sie hätten ihre präzisesten Werkzeuge benutzt, um seine fast perfekt symmetrischen, aristokratischen Züge aus dem wertvollsten Marmor zu hauen. Ihre Hand schloss sich fester um das Messer, obwohl sie lieber zu einem Malpinsel gegriffen hätte. Sie würde seinen aufragenden Körper mit strengen Linien und breiten, kühnen Strichen malen.
Dann streifte sie eine vage Erinnerung. Sie hatte ihn schon einmal gesehen, ganz sicher. Die einzigartige Farbgebung seines Aussehens schlummerte irgendwo tief in ihrem Gedächtnis. Es war, als hätte ein Gott ihn aus kostbaren Metallen geformt. Seine Haut war golden, das Haar glänzte in einem dunkleren Bronzeton, und seine Augen, zu strahlend, um einfach nur braun zu sein, leuchteten in dem schwachen Lampenlicht wie glühendes Kupfer, als er die dunklen Ecken und Winkel des großen Raums in Augenschein nahm.
Dann landete sein Blick auf ihr und verweilte dort für eine unbehaglich lange Zeit. Seine nüchtern prüfende Miene veränderte sich nicht. Aber die Falte zwischen seinen Augenbrauen und ein lockerer Zug um den Kiefer verwiesen auf Gefühle, die sie verwirrten.
War er … erschöpft? Oder traurig?
Als Imogen jetzt nach Luft rang, war sie sich ziemlich sicher, ihm niemals zuvor begegnet zu sein. Sie würde sich erinnern, wenn sie je in einem Raum mit ihm gewesen oder ihm gar vorgestellt worden wäre. Und doch hatte sie diese gerade, edle Nase schon einmal bewundert. Hatte die barbarischen Wangenknochen und den breiten, quadratischen Kiefer gesehen, der den perfekten Rahmen für den harten Strich seiner Lippen bildete.
Aber wo?
Unter dem Gewicht seines erbarmungslosen Blicks fühlte sie sich langsam wie ein Reh, das der Leitwolf ausgesucht hatte, um es von der Herde zu trennen und zu reißen. Sie trat zurück, machte auf dem Absatz kehrt und stieß beinahe mit Devina Rosa zusammen.
»Mierda, das wird eine lange Nacht«, klagte diese, warf die schwarzen Locken zurück und kippte einen Rest Gin hinunter, den jemand nicht ausgetrunken hatte. Imogen war sich nie sicher, ob Devina ihr richtiger Name war, oder ob die spanische Dirne sich nur so nannte.
»Aye, so sieht’s aus.« Heather, eine sommersprossige, vollbusige Schottin stimmte ihr zu, während sie ihr Mieder zurechtrückte, um ihre üppigen Brüste noch mehr zur Schau zu stellen. »Ich erkenn einen Mann mit Marschbefehl, wenn ich einen seh. Die werden heut versuchen, sich die Angst aus dem Leib zu vögeln.«
»Ich hole noch mehr Öl.« Devina seufzte.
»Und ich sorge dafür, dass sie betrunken sind«, bot Imogen an.
»Ach ja, bitte, Ginny.« Heather rief sie bei dem Spitznamen, unter dem sie in dem Freudenhaus arbeitete. »Dann machst du dich wenigstens ein kleines bisschen nützlich.«
Imogen hörte die Bitterkeit in ihren Worten kaum noch. Sie wusste, vielen der Mädchen gefiel die Abmachung nicht, die sie mit dem Besitzer des Etablissements getroffen hatte, denn sie musste die Beine nicht breit machen wie die anderen.
»Wenn wir Glück haben, kriegen ein paar von denen keinen mehr hoch, und wir bekommen trotzdem unser Geld«, überlegte Heather laut.
»Du meinst, del Toro bekommt unser Geld«, schimpfte Devina und warf dem Zuhälter und Besitzer des Nackten Kätzchens einen bösen Blick zu. Der Mann zwängte sich seitlich durch den Raum, um keine Stühle oder Gäste umzuwerfen, und begrüßte die Neuankömmlinge überschwänglich.
Die Frauen dämpften ihre Stimme, damit er sie nicht hörte.
»Warum sollten sie keinen hoch kriegen?« Imogen flüsterte Devina die Frage zu, und die lachte derb.
»Weil sie zu viel gesoffen haben, du dumme Kuh«, antwortete Heather an Devinas Stelle und verdrehte die Augen. »Wenn einer zu viel intus hat, isses, als wollte er dich mit ’nem Seil erstechen, kapiert?«
»Natürlich«, murmelte Imogen und wurde knallrot. »Deine Erklärung ist völlig ausreichend, danke.« Sie wagte einen Blick auf die Soldaten, die Ezio del Toros korpulenter Gestalt an einen für wichtige Gäste reservierten Tisch folgten. Imogen runzelte die Stirn und fragte sich, warum. Del Toro, ein italienischer Einwanderer, hatte nicht viel übrig für Männer in egal welcher Uniform, und besonders patriotisch war er auch nicht.
Weshalb also die Sonderbehandlung?
Del Toro schnappte sich Flora Latimer, als sie vorbeirauschte, und präsentierte stolz ihre üppigen Formen. Floras Augen wurden vor Erstaunen immer größer, als er ihr Anweisungen ins Ohr flüsterte. Als er sie danach Richtung Anrichte schob, wo Imogen und die anderen standen, sah sie aus wie eine große, blauäugige Eule.
»Ihr kommt nie drauf, wer sich grad hier rein verirrt hat«, kicherte sie, das Gesicht vor Aufregung gerötet. »Und ich hab keine Ahnung, was er in Soho will. Von der Sorte sieht man hier nicht oft welche.«
»Spuck’s schon aus, blöde Kuh, wir fangen jetzt nicht an zu raten«, sagte Heather.
»Seht ihr den da?« Flora zeigte auf den hochgewachsenen Offizier, der sich auf einen Stuhl am Kopfende des Tisches niederließ. »Der Große, der aussieht wie’n gefallener Engel?«
Alle nickten. Als könnte irgendjemand ihn übersehen, dachte Imogen.
»Nun, der hübsche Kerl is’ Collin Talmage, und er kommt direkt von der Beerdigung von seinem Vater und seinem Bruder. Del Toro sagt, er hat morgen seinen letzten Einsatz für die Krone, und danach nimmt er seinen Platz als Duke of Trenwyth ein.«
Natürlich. Deshalb kam er ihr so bekannt vor. Seine Geschichte war eine solche Sensation gewesen, dass man ihr unmöglich hatte entgehen können. Sein Vater, der letzte Duke of Trenwyth, seine Mutter, die Duchess, und der rechtmäßige Erbe, Robert, waren bei einem Zugunglück umgekommen. In der Nähe der Französischen Alpen war ihre Lokomotive entgleist, und so waren nur die zweitgeborene Harriet und der jüngste Sohn, Collin, übrig geblieben. Sein Konterfei war eine Woche lang auf allen Titelseiten gewesen. Gott, aber es war ihm nicht gerecht geworden, hatte das kraftvoll Männliche nicht einfangen können, das wie ein Königsmantel auf seinen breiten Schultern lag.
Und er gehörte tatsächlich fast zur Königsfamilie – als etwas entfernter Hannoveraner, verbandelt mit einer alten Familie aus Cornwall, war er direkt mit ihrer verehrten Queen Victoria verwandt. Es war nur logisch, dass er von diesen wilden Germanen abstammte, die Rom vor so langer Zeit auf Abstand gehalten hatten. Sie sah es an seinem Körperbau, an der Art, wie er seine Umgebung in Augenschein nahm, als hätte er sie bereits erobert.
Selbst sie hatte er so angesehen.
Und sie hatte recht gehabt. Sie hatte Trauer in seinen Zügen gesehen. Eine Trauer, die er tapfer verbarg.
»Keine Zeit zu trödeln.« Flora deutete auf den Tisch. »Del Toro sagt, alle packen mit an, und alle Männer am Tisch sollen mit dem Gefühl nach Hause gehen, sie hätten heut Geburtstag. Vor allem Seine Gnaden, weil er schließlich die Rechnung zahlt.«
Die Frauen drehten sich um und prüften ihr Aussehen in dem vergoldeten Spiegel über der Anrichte. Selbst Imogen schob ihre dunkle Perücke zurecht und vergewisserte sich, dass das Lippenrot frisch und gleichmäßig aussah. Eigentlich war nicht wichtig, wie sie aussah, solange sie schnell genug die Getränke servierte. Sie bediente nur, und man konnte sie anstarren, verspotten und begrabschen, aber nicht mehr als das.
So lautete die Abmachung mit del Toro. Sie arbeitete so lange nachts im Nackten Kätzchen, bis sie die Spielschulden ihres verstorbenen Vaters getilgt hatte – sie übergab dem widerlichen Mann sogar ihr Trinkgeld. Außerdem war sie tagsüber im St. Margarets Royal Hospital als Krankenschwester tätig. Mit dem, was sie dort verdiente, ernährte sie ihre Mutter und ihre jüngere Schwester Isobel.
»Du hast sie gehört.« Heather stieß Imogen so hart mit dem Ellbogen in die Seite, dass sie stolperte. »Hör auf zu trödeln, und füll sie ab.«
Imogen schnappte sich ein leeres Tablett von der Anrichte und presste es sich vor den Bauch, als könnte sie sich damit schützen.
Sie bahnte sich einen Weg zur Theke, wo Jeremy Carson schon einen Krug mit Ale fertig hatte und gerade den zweiten füllte. Mit seinen zwanzig Jahren war er nur etwas jünger als sie, und Imogen hatte ein schlechtes Gewissen, dass er für sie immer eher ein Junge war als ein Mann. Sein Gesicht – sauber, ernst und so jung, dass es wehtat – passte überhaupt nicht zu dem Akzent, der direkt von den Docks in Liverpool zu stammen schien. »An den Abend wird man sich noch erinnern, was, Ginny? Ein Duke hier und so.«
»Ich kann es selbst kaum glauben.« Sie stellte die Krüge und saubere Gläser auf das Tablett. Sie wusste wirklich zu schätzen, wie reinlich Jeremy war, und wie sehr er auf die Bedürfnisse der Kunden achtete.
»Was glaubst du, will ein Mann wie er trinken?«, überlegte der Barmann und warf ihr ein verschwörerisches Lächeln voller schiefer Zähne zu, mit dem er noch jünger aussah.
Selbst an den schlimmsten Tagen im Nackten Kätzchen war es Imogen unmöglich, Jeremy Carsons Lächeln nicht zu erwidern. »Das werde ich gleich herausfinden.«
»Aber pass auf in ihrer Nähe, Ginny«, warnte er sie mit untypischer Besorgnis. »Sie sagen, man muss Soldaten fürchten und respektieren, auch wenn sie einen eigentlich beschützen sollten.«
Imogen hatte keine Ahnung, wer das wohl gesagt hatte, sie hatte es noch nie gehört, aber als sie sich auf bleiernen Beinen zwischen den spärlich besetzten Tischen hindurch zu dem Duke und seinen ungehobelten Kameraden schlängelte, wurde ihr klar, dass es stimmte.
Trenwyth hatte eine Miene boshafter Belustigung aufgesetzt, nahm jedoch kaum an dem Gespräch zwischen den Männern teil. Obwohl sie sich ihm von der Seite aus näherte und noch weit von ihm entfernt war, hatte er aufgesehen, sobald sie sich in Bewegung gesetzt hatte, und ließ sie jetzt nicht mehr aus den Augen. Sein durchdringender Blick verwandelte den harmlosen Weg durch den Schankraum in einen gefährlichen Gang, bei dem ihr das Herz bis zum Hals schlug.
Kurz bevor sie bei den Männern ankam, stolperte sie, und das Tablett wäre fast umgekippt. Mit vor Scham brennenden Wangen stellte sie sich zwischen Trenwyth und einen schwarzhaarigen Schotten, der eigentlich recht gut aussah, wäre da nicht dieses grausame Leuchten in seinen schwarzen Augen gewesen. Vorsichtig schenkte sie das Ale ein und mied den Blick des Duke, der sie stumm betrachtete.
Als das geschehen war, machte sie den Mund auf, um die Männer – um ihn – anzusprechen, erstarrte und suchte in ihrer Erinnerung panisch nach der richtigen Anrede. Jede Bedienung, die die Stärke in ihren Röcken wert war, wusste, dass man zuerst die Person mit dem höchsten Rang am Tisch ansprach und sich dann nach unten durcharbeitete. Aber wie sollte sie Trenwyth anreden? Ein Duke war, abgesehen von der Königsfamilie, der hochrangigste Aristokrat im Land. Im Allgemeinen sprach man ihn mit »Euer Gnaden« an. Aber sobald jemand Uniform trug, ersetzte der militärische Rang oft den Adelstitel, nur hatte sie einen Uniformrock, wie Trenwyth ihn trug, noch nie zuvor gesehen. Er war vor allem schwarz, das traditionelle Rot schmückte nur die Ärmelaufschläge und den hohen Kragen. Er trug auch keine Kopfbedeckung, die ihr hätte weiterhelfen können. Die gestickte Litze an Ärmeln und Schultern war kompliziert und fein und ihr völlig unbekannt. Er konnte alles sein zwischen einem Hauptmann und einem Oberst, und sie hatte nicht die geringste Ahnung, was davon zutraf.
»Mach lieber den Mund zu, Schätzchen, oder soll das Reklame für deine Dienste sein?«, fragte der dunkle Schotte gedehnt. »In diesem Fall schätzen wir deinen Eifer, aber wenn es dir nichts ausmacht, würden wir zuerst gern etwas trinken.«
Imogen klappte den Mund so rasch zu, dass sie fürchtete, sich einen Zahn zerbrochen zu haben, als das gute Dutzend Männer um den Tisch auf ihre Kosten loswieherte. Ihr war furchtbar elend zumute, aber sie verjagte das Gefühl mit dem strahlendsten Lächeln, das ihr möglich war, und wandte sich an Trenwyth. Erwenigstens lachte nicht.
»Was – was hätten Sie gern?«, war alles, was sie herausbrachte.
»Was bieten Sie denn an?« Seine Frage landete in ihrem Bauch wie heiße Kohlen, die aus dem Kamin rollten. Sein Mund bewegte sich kaum, als er sprach, und seine Stimme war nicht lauter als ein Murmeln, aber so tief und hallend, dass sie in ihr vibrierte, und die Zweideutigkeit sie mitten in die Brust traf.
Wieder war sie atemlos und brachte kein Wort heraus.
»Im Nackten Kätzchen gibt es keinen Punsch, Sherry, Brandy oder Port«, antwortete der Schotte für sie. »Nur Gin, Absinth und Whiskey und das beste Ale auf dieser Seite der Themse. Ein Platz für einen richtigen Mann, nicht für einen Gentleman. Und die mangelnde Auswahl beim Alkohol wird durch das Angebot an anderen Lastern mehr als ausgeglichen. Stimmt’s, Mädchen?« Er kniff sie kräftig in den Hintern, und sie schnappte nach Luft. Tränen schossen ihr in die Augen.
Imogen stellte sich so, dass das Tablett zwischen ihr und dem Schotten war, zeigte ihm die zusammengebissenen Zähne und hoffte, del Toro würde das als Lächeln interpretieren. »In der Tat, Sir«, sagte sie steif und sah vorsichtig zu ihrem geschäftstüchtigen Arbeitgeber, der sie mit Blicken mahnte, sich zusammenzunehmen.
Das würde in einer Katastrophe enden, sie spürte es.
»Nenn mich Major Mackenzie, den Großen, und das ist ein Versprechen.« Er packte sich anzüglich in den Schritt, und der Tisch brach wieder in Gelächter aus. »Wenn du später nicht mehr gehen kannst, wird man sehen, dass ich es gehalten habe.«
Imogen stieß einen Laut der Überraschung aus, als sie plötzlich um die Taille gepackt, nach hinten und unten gerissen wurde und schließlich auf Trenwyths Knien landete.
Alle am Tisch schienen das unglaublich unterhaltsam zu finden, außer natürlich Major Mackenzie, dessen Gesichtszüge sich rebellierend verzogen. Imogen versteifte sich und machte sich bereit, wieder auf die Füße zu springen und sich hinter der Theke in Sicherheit zu bringen. Das hatte sie früher schon getan, sie musste sich nur schlaff und biegsam aus dem Griff des jeweiligen Betrunkenen herauswinden.
Aber keiner war bisher so groß wie dieser gewesen, keiner so massiv und unnachgiebig.
»Keine. Bewegung.« Der harte Befehl ließ Imogen erstarren. Sie drehte sich zu ihm um und blickte hoch, um einzuschätzen, ob Trenwyth eine Gefahr für sie war.
Seine Augen leuchteten mit bedrohlichem Feuer, Kupfer glühte in der Schmiede seines Zorns, aber er sah nicht sie an und sagte auch kein weiteres Wort. Sein unverwandter, herrischer Blick war auf Major Mackenzie gerichtet. Die Luft wurde dicker durch den stummen Zweikampf der Männer, drohte, Imogen zu ersticken. Sie spürte, wie der Duke seine Muskeln anspannte, und fürchtete fast, er könnte sie aus Versehen zerquetschen. Ganz regungslos und still blieb sie sitzen, um die Aufmerksamkeit der beiden Wölfe nicht auf sich zu lenken, damit sie sie nicht in zwei Stücke rissen.
Major Mackenzie wandte als erster den Blick ab und richtete ihn auf den Tisch.
Trenwyths Arm um ihre Taille entspannte sich, aber er ließ sie nicht los. »Ich nehme Whiskey.«
»Eine Kiste müsste genügen«, sagte ein junger Lieutenant mit einem dunklen, aber spärlichen Schnurrbart und lachte leise. »Er wird uns Appetit auf andere Vergnügungen machen, die die Nacht für uns bereithält.«
Imogen nickte und wollte aufstehen, aber der Duke zog sie fester an sich. Sie hielt sich mit den Beinen an seinem Knie fest und drückte den Rücken durch, um den Abstand zu seinem Oberkörper so groß wie möglich zu halten.
»Wenn ich Ihre Getränke holen soll«, sagte sie freundlich, »müssen Sie mich aufstehen lassen.«
Nach einem Moment der Stille gab er einen verächtlichen Laut von sich, und sie roch den süßen Apfelduft nach Brandy in seinem Atem.
Er hatte schon getrunken.
Anstatt sie loszulassen, winkte er del Toro, der in diskretem Abstand bereitstand und so schnell herbeigeeilt kam, wie seine kurzen Beine es ihm erlaubten.
»Wir nehmen Ihren besten Whiskey. So viele Flaschen wie nötig.« Seinen Männern entlockte das eine derbe Freude, und del Toro schien im Kopf schon seinen Profit auszurechnen.
»Wir haben gerade eine Kiste von Ravencrofts berühmtem Scotch geliefert bekommen.«
»Dann nehme ich Gin«, knurrte Major Mackenzie. »Ich würd lieber stinkendes Themsewasser trinken als noch einen einzigen Tropfen dieses Scotchs.«
»Aber, Hamish, ist Ravencroft nicht ein Mackenzie?«, fragte der schnauzbärtige Lieutenant den Major.
Dieser schwieg, auch wenn seine Fingerknöchel weiß waren vor Anspannung.
»Und ob, Thompson«, rief ein anderer Soldat dazwischen. »Der Marquess of Ravencroft, der Highlandteufel höchstpersönlich, ist Hamishs jüngerer Bruder.«
»Jüngerer Bruder?« Thompson hob überrascht die Augenbrauen. »Das hieße ja, Sie sind–«
»Ein Bastard«, beendete Hamish düster den Satz. »Wollen Sie herausfinden, was für ein Bastard ich sein kann?«
»Es reicht«, sagte Trenwyth ruhig. »Whiskey für den Tisch und Gin für meinen Freund, den Major.«
Hamish warf Trenwyth einen dankbaren, wenn auch grüblerischen Blick zu. Die Spannung zerstreute sich, und der mürrische Hamish Mackenzie vergaß Imogen.
»Leider können wir uns nur den jüngeren Whiskey leisten, aber der steht Ihnen natürlich zur Verfügung, genau wie alles andere, was mein Etablissement zu bieten hat.« Del Toro deutete mit einem Lächeln auf die Frauen, das routinierter und einladender war als ihr Lächeln, das den Männern galt.
»Hervorragend.« Imogen mochte Trenwyths brüske Art zu reden, auch wenn sie nicht sagen konnte, warum. »Die Jungs sind anscheinend ganz wild auf Gesellschaft.«
Leise aber begeisterte Zustimmung erklang am Tisch, als die berühmten »Kätzchen« der Lower St. James Street mit hörbarem Schnurren näher kamen. Zu Imogens Überraschung machte Heather einen weiten Bogen um Major Mackenzie. Sie sah ihn widerwillig an und beugte sich über einen jungen Mann auf der anderen Seite des Tisches. Imogen konnte sich nicht erinnern, dass die derbe Frau je Angst gehabt hätte. Major Mackenzie hatte über das Lokal gesprochen, als würde er hier häufiger verkehren. Imogen kannte ihn nicht, aber Heather vielleicht schon. Vielleicht hatte sie schlechte Erfahrungen mit ihm gemacht. Imogens eigene Instinkte schlugen in seiner Gegenwart schrill Alarm, warnten sie davor, dass dieser Mann zu den schrecklichsten Dingen fähig war.
Auch wenn das mit Sicherheit auch für Trenwyth galt.
»Du hast ihn gehört, Ginny«, sagte del Toro knapp und unterbrach ihre Gedanken. »Hol die Getränke.«
Imogen nickte und wollte gehorchen, aber der eiserne Griff Trenwyths hielt sie weiter fest.
»Sie bleibt, wo sie ist.« Trenwyths Äußerung – so freundlich sie auch klang – duldete keinen Widerspruch. Auch wenn sein Akzent die adlige Abstammung verriet, schnitt seine Stimme wie Stahl durch alle angeborene Vornehmheit. Er musste nicht laut werden, damit man ihm gehorchte. »Sie wird heute nur mich bedienen.«
Imogen spürte, wie ihre Augen sich weiteten und ihre Lippen sich alarmiert zusammenpressten, als Trenwyth das Serviertablett aus ihrer Hand befreite und träge del Toro übergab.
»Wie Sie wünschen, Euer Gnaden.« Ihr Arbeitgeber verbeugte sich, so gut es mit seinem dicken Bauch ging, und winkte nach einer anderen Bedienung. Dann wandte er sich ab, ohne Imogen eines weiteren Blickes zu würdigen.
Sie hatte gar nicht bemerkt, dass sie zitterte, bis Trenwyth sich vorbeugte und den Mund sehr dicht an ihr Ohr brachte.
»Ginny.« Das Wort rumpelte ihr das ganze Rückgrat hinab und jagte ihr über die Haut, bis jedes Härchen sich aufrichtete. »Ist das dein Name?«
»Ja, Euer Gnaden«, flüsterte sie die Lüge. Es war ihr Name im Nackten Kätzchen. Der Name der Person, zu der sie nachts in dem schummrigen, überdrehten und lärmenden Lokal wurde, wo arme Künstler, Soldaten und wohlhabende Kaufleute gleichermaßen ein- und ausgingen. Adlige kamen selten. Für Leute seines Schlags gab es Orte wie Madame Regina und andere Freudenpaläste, in denen es ganz sicher nicht nach Absinth und kaltem Tabakrauch stank.
»Lassen wir die Formalitäten, Ginny.« Sein Atem traf auf ihr Ohr, und sie musste sich auf die Lippe beißen, um die merkwürdigen und fiebrigen Empfindungen zu unterdrücken, die er dabei hervorrief. »Nenn mich heute Nacht nicht Euer Gnaden, alle anderen tun es auch nicht.«
Sie senkte das Kinn zu einem Nicken. »Wie soll ich Sie denn dann nennen?«, fragte sie und drehte unwillkürlich den Kopf zu ihm um, ohne sich bewusst zu sein, wie nah sich ihre Lippen dabei kämen, die sich jetzt fast berührten.
»Die mir nahe sind, nennen mich Cole«, ließ er ihren Mund wissen.
»Aber … ich bin Ihnen nicht nah.«
Er legte den Arm wieder fester um ihre Taille, packte mit der anderen Hand ihre Hüfte und zog sie in einer langsamen, wie selbstverständlichen Bewegung seinen erschreckend langen und muskulösen Oberschenkel hinauf, bis es nicht mehr weiterging. Selbst durch die Röcke und Unterröcke spürte sie die ungewohnte Reibung zwischen ihren Beinen, die eine beunruhigende, aber nicht unangenehme Empfindung hervorrief. Er hörte erst auf, als die Rundung ihres Pos an seinem Schoß lag und sie eine überraschend feste, zylindrische Form bemerkte, die sich an sie presste. Imogen arbeitete lange genug im Nackten Kätzchen, um ziemlich genau zu wissen, was das war.
»Es liegt mir fern, einer Lady zu widersprechen, aber ich bin anderer Ansicht. Wir sind uns in der Tat sehr nah.«
Imogen hatte ihre Anspannung nicht bemerkt, aber jetzt wurde das schmerzhafte Zittern ihrer Muskeln fast unerträglich. »Ich bin keine Lady.« Sie meinte es als Feststellung, aber es klang wie eine Klage.
»Genau deshalb habe ich dich ausgesucht.« Sanft strich er die Locken ihrer schwarzen Perücke zur Seite und drückte ihr einen beiläufigen Kuss auf die nackte Schulter, als eine Flasche Whiskey und zwei saubere Gläser vor sie hingestellt wurden.
Imogen spürte den Kuss in jedem Teil ihres Körpers.
»Deine Aufgabe ist heute, dafür zu sorgen, dass ich den Boden dieses Glases nicht sehe, und allem zu widersprechen, was ich sage. Würdest du das tun, Ginny?« Er äußerte seine Befehle in gutgelauntem Tonfall, aber darunter lag etwas anderes. Etwas Verzweifeltes, Düsteres.
»Ihnen widersprechen?«
»Ja«, murmelte er, sein Blick lag gebannt auf ihren Lippen. »Es wäre einmal eine Abwechslung, wenn nicht immer alle tun, was ich sage.«
»Natürlich, Euer–« Sie fing sich rechtzeitig. »Natürlich … Cole.« Seinen Namen auszusprechen, verlieh dem Moment noch mehr Intimität, also wandte sie sich ab und schenkte das Glas voll.
»Braves Mädchen«, rief der Lieutenant ihr zu. »Mach ihn so betrunken, dass er uns erzählt, wo er hingeht.«
»Es zu wissen, brächte Sie in Gefahr, nicht mich«, gab Trenwyth zurück und kippte den Whiskey in einem Schluck hinunter. »Ich darf nur sagen, dass Major Mackenzie mich begleitet.«
Der Lieutenant lachte. »Sie sind ein Spion, geben Sie es zu«, rief er gutmütig. »Geheime Missionen, die einmalige Uniform, und Sie dürfen nicht einmal jetzt zuhause bleiben, obwohl …« Der Mann konnte sich gerade noch zurückhalten, bevor er das Begräbnis erwähnte. »Trotz der Umstände. Ich meine, Sie sind jetzt ein Duke, zur Hölle.«
»Wir wollten doch nicht darüber reden.« Wieder war Trenwyths Tonfall täuschend sanft, aber der Lieutenant wurde blass. »Und es sind wohl kaum geheime Missionen, wenn offensichtlich jeder über sie Bescheid weiß«, fuhr der Duke trocken fort.
»Wir finden es immer erst hinterher heraus«, stellte ein anderer Offizier fest. »Sie sind weg, dann munkelt man, dass ein Warlord in irgendeiner Wüste ermordet wurde, und plötzlich kommen Sie braungebrannt zurück und behaupten, in den Ferien gewesen zu sein.«
»Nicht zu vergessen das Mal, als Sie weg waren und diese furchterregende Geschichte in den Alpen plötzlich geklärt war.« Der Lieutenant redete wieder mit, ermutigt durch Trenwyths rätselhaftes Grinsen. »Zufällig erzählte ein Freund, der in einem Militärhospital in der Schweiz war, dass man Sie zu eben dieser Zeit dort wegen Frostbeulen behandelt hat.« Er gab Laute von sich, als ob er einen sportlichen Wettkampf gewonnen und die Glückwünsche seiner Kameraden entgegennehmen würde.
»Ich hörte den Highlandteufel höchstpersönlich sagen, Sie seien so gefährlich wie er und doppelt so gut ausgebildet«, stichelte ein weiterer.
»Er war nur nett«, sagte Trenwyth bescheiden.
»Kennen Sie meinen Bruder?«, fragte Hamish über die Schulter der kichernden Devina, die es sich auf seinem Schoß bequem gemacht hatte. »Er ist nie nett.«
Trenwyth ließ einen Laut hören, der Freude oder Bitterkeit bedeuten konnte. Es war unmöglich zu sagen. Als er sich vorbeugte, um sein Glas nachfüllen zu lassen, hatte Imogen die Flasche schon in der Hand. »Du glaubst ihnen doch nicht, oder?«, flüsterte er ihr zu, während sie ihm wieder Whiskey eingoss.
»Kein Wort«, gab sie zurück und schenkte ihm das erste echte Lächeln des ganzen Abends.
»Ich wusste, dass du klug bist.« Sie versteifte sich nicht mehr halb so sehr, als er ihr erneut die Lippen auf die Schulter drückte, diesmal näher am Hals.
Im Verlauf der nächsten Stunde entspannte sich Imogen immer mehr. Irgendwann, als die Männer das Raten nach seinem nächsten Einsatz zu einem Trinkspiel machten, gestattete sie sich, sich an ihn zu lehnen. Da die großen Knöpfe seiner Jacke sie im Rücken drückten, richtete sie sich wieder auf. Sofort schob er sie mühelos etwas vor, knöpfte die Jacke auf und entledigte sich ihrer, dann zog er sie wieder an sich, als wäre dort ihr angestammter Platz. Seine Bewegung steigerte ihre Wahrnehmung seines Körpers um ein Tausendfaches. Außerdem, dachte sie, waren die meisten Männer in ihrer Bekanntschaft nicht halb so rücksichtsvoll, und ihre Meinung von ihm stieg enorm.
Seine Brust an ihrem Rücken war hart und warm. Bei jeder Bewegung spürte sie das Spiel seiner gestählten Muskeln. Sie ertappte sich sogar dabei, dass sie seinen Geruch genoss – nach der Zedernholztruhe, in der er zweifellos seine Uniform aufbewahrte, nach gutem, scharfem Whiskey und nach etwas, das sie nicht verorten konnte. Etwas, das sie nicht bestimmen oder beschreiben konnte, wie der Geruch von Regen oder einer vollkommen reifen Beere.
Die Männer einigten sich darauf, dass Afghanistan sein nächstes Ziel sein würde, aufgrund der Probleme, die sich dort zwischen Russland, England und dem Osmanischen Reich entwickelten. Dann wurden die Trinkspiele zu Saufgeschichten und dann zu einer abartigen Anzahl ausgebrachter Toasts. Sie tranken – natürlich – auf die Queen, und auf gefallene Kameraden, lebende Kameraden, Schlachten, die sie gewonnen hatten, Schlachten, die sie verloren hatten, auf Schiffe, mit denen sie gesegelt waren, und sehr leidenschaftlich auf Frauen, die sie geliebt hatten. Imogen fand es merkwürdig, dass sie nicht auf den neuen Duke of Trenwyth tranken, oder auf seine kürzlich verstorbene Familie. Andererseits schien er das Thema unbedingt vermeiden zu wollen.
Natürlich war es nicht an ihr, mitzureden, aber sie ertappte sich dabei, dass sie ihm über die Schulter verstohlene Blicke zuwarf. Er brachte keinen eigenen Toast aus, prostete aber jedes Mal allen zu. Er erzählte auch keine Geschichten, gab aber die entsprechenden Laute von sich, die ihn als aufmerksamen Zuhörer auswiesen. Er wirkte nachdenklich. In sich gekehrt. Aber sein umwerfend gut geschnittenes Gesicht war immer freundlich, wenn er sie anblickte, und seine Berührungen waren eher beiläufig sinnlich als fordernd oder geschmacklos.
Allein das war schon eine angenehme Abwechslung. Die meisten Männer waren plump, wenn sie tranken, kniffen, drückten oder betatschten Körperteile von ihr, bis sie sich wünschte, nichts Weibliches an sich zu haben, das ihre Aufmerksamkeit auf sich ziehen konnte. Aber Trenwyths Hände, obwohl ungewöhnlich groß, liebkosten sie, wenn sie gelegentlich ihre Kurven erforschten. Er legte sie über den Röcken auf ihre Oberschenkel oder ließ sie über die Taille hinaufwandern, und ihr Herz erbebte jedes Mal, auch wenn er kurz unter ihren Brüsten innehielt und sie nur leicht mit den Fingerspitzen berührte.
Trotzdem biss sie die Zähne zusammen, aber nicht vor Ekel. Es war … etwas vollkommen anderes.
Inzwischen war die Hälfte der Männer hinter dem Vorhang neben der Theke verschwunden, hinter dem sich ein langer Flur mit vielen Türen durch das ganze Gebäude zog. Wer mit einem Kätzchen durch eine dieser Türen ging, musste zuerst del Toro bezahlen.
Als Trenwyth seine Position veränderte, rieb sein Bein sie auf eine Weise, dass sie bei der Empfindung keuchte und die Muskeln ihrer Scham sich zusammenzogen.
Sofort spannte sein Oberschenkel sich unter ihr an, und einen Moment fürchtete Imogen, ihn gekränkt zu haben.
Bis er es wieder tat.
Sie musste sich am Tisch festhalten, so heftig war die sündige Lust, die sie durchfuhr.
Sein Geschlecht wurde wieder hart an ihrem Rücken, und er beugte sich vor und zog sie dichter an sich. »Du scheinst so leicht in Brand zu geraten wie Zunder.« Seine Worte klangen ein wenig verschliffen, aber seine Bewegungen waren ruhig, als eine Hand von der Taille hinunter-, die andere ihren Oberschenkel hinaufwanderte, als wollten sie sich in der Mitte treffen.
Imogen packte seine Handgelenke, und er ließ sich von ihr aufhalten, als hätte sie die Kraft dazu. »Ihre Anweisung zwingt mich, Ihnen zu widersprechen«, sagte sie rasch. Sie hatte keine Ahnung, was er meinte. Sein Mund erkundete eine Stelle hinter ihrem Ohr, glitt dann ihren Hals hinab, bis er an der sanften Kurve knabberte, die zu ihrer Schulter führte.
Köstliche Schauer liefen ihr über den ganzen Körper, und sie war unfähig, das unwillkürliche Zusammendrücken ihrer Schenkel zu kontrollieren, als eine beunruhigende Wärme sich zwischen ihren Beinen sammelte.
»Das ist mir gleich.« Seine Stimme war tiefer als vorher, rauer, und ihre Brustwarzen wurden hart als Reaktion darauf. »Nimm dir so viel Zeit, wie du willst.«
Imogen schluckte, ihr Mund war plötzlich trocken, und sie riss sich zusammen, um nicht zu keuchen, obwohl ihre Lungen sich wie eingezwängt fühlten. »Möchten Sie … noch etwas trinken?« Als das nicht funktionierte, reichte sie ihm, in der Hoffnung, ihn abzulenken, das halbvolle Glas, das er auf den Tisch gestellt hatte.
Er hielt inne und lehnte sich zurück, als würde er über die Frage nachdenken.
»Nein.« Er artikulierte das Wort mit der Vorsicht eines Mannes, der sich seiner Trunkenheit bewusst war.
»Dann … möchten Sie noch etwas anderes?«, fragte sie. »Ich müsste wirklich langsam wieder meinen … Pflichten nachgehen.«
»Ich habe dich eine Weile hier gehabt, ohne dich für deine Zeit zu entschädigen«, sagte er umständlich. »Das muss der Grund sein, weshalb dein … Arbeitgeber ständig hersieht.«
»Überhaupt nicht«, beeilte Imogen sich, ihn zu beruhigen. Del Toro hatte ihr mit warnenden Blicken zu verstehen gegeben, dass sie es zu spüren bekommen würde, wenn sie die Situation vermasselte.
Trenwyths Kraft erstaunte sie erneut, als er sie mühelos hochhob und auf der Bank neben sich absetzte. »Entschuldige mich«, murmelte er, dann stand er auf und ging wankend auf del Toro zu.
Imogen war überrascht, dass er überhaupt gehen konnte – er hatte genug Whiskey getrunken, um einen Elefanten darin zu ersäufen. Jeder Augenblick, den er und del Toro miteinander sprachen, bedeutete eine Ewigkeit der Anspannung für sie, aber die beiden schienen zu einer Übereinkunft zu gelangen, die ihnen zusagte. Trenwyth gab ihm Geld und verschwand ohne einen Blick zurück hinter dem Vorhang.
Imogen wunderte sich nicht lange über die plötzliche Enttäuschung, die sie empfand, sondern sie stand auf und ging zur Anrichte, um Tablett und Lappen zu holen und anzufangen, abzuräumen.
Del Toro trat ihr in den Weg, und als sie den Glanz in seinen Augen sah, regte sich ängstlich ein Verdacht in ihr, den er schnell bestätigte.
Sie unterbrach ihn. »Sie haben mir Ihr Wort gegeben, dass ich niemals …«
»Das war, bevor er mir eine Zwanzig-Pfund-Note gegeben hat«, sagte del Toro, noch immer fassungslos.
»Zwanzig Pfund?« Imogens Knie gaben nach, und sie sank auf einen leeren Stuhl. »Sie meinen sicher zwei.« Und selbst zwei Pfund waren ein unerhörter Preis an einem Ort wie diesem. Nur Covent Garden oder Madame Regina konnten so viel fordern.
Del Toro kratzte sich an seinem schütteren Haar, zeigte ihr den Schein, ließ sie ihn aber nicht anfassen. »Für zwanzig Pfund würde ich meine eigene Tochter verkaufen«, sagte er ohne die geringste Scham. »Denk doch mal nach. Das ist fast ein Drittel der Summe, die dein Vater mir schuldet.«
Imogen blickte zu den Männern an den Spieltischen und gab sich einer verzweifelten Hoffnung hin. Zwanzig Pfund war mehr als ein halber Jahreslohn im Krankenhaus. Im Nackten Kätzchen würde sie etwa ein Jahr brauchen, um so viel zu verdienen. Von den Schulden ihres Vaters musste sie noch einundsechzig Pfund zurückzahlen. Es würde ihr also ein Jahr ihres Lebens an diesem elenden Ort ersparen. Und ihr Urteil – so sah sie es inzwischen – von drei auf zwei Jahre verringern.
Aber es würde sie ihre Jungfräulichkeit kosten.
Auch wenn Trenwyth geradezu lächerlich gut aussehend und begehrenswert war, schüttelte Imogen schon den Kopf, bevor sie wirklich beschlossen hatte, sich zu weigern. Ihre Kindheitsträume von Reisen auf dem Kontinent auf der Suche nach künstlerischen Entdeckungen hatte sie bereits aufgegeben, weil sie sich um ihre Familie kümmern musste. Aber sie hatte noch nicht die Hoffnung verloren, irgendwann einmal ein normales Leben zu führen. Sie wollte heiraten. Ihr Vater war ein zwanghafter Spieler gewesen, aber auch ein wohlhabender und respektabler Tuchhändler. Ihre Familie hatte noch viele Verbindungen, und sie hatte immer gehofft, vielleicht einen Bankier oder Arzt zu heiraten, einen achtbaren Mann.
Aber wenn sie nicht mehr Jungfrau war …
»Ich kann nicht.«
»Du wirst.« Del Toro sprach im Allgemeinen in leisen Tönen, aber wenn sein Temperament mit ihm durchging, dann zeigte er seine dunkle, brutale Seite, und es wurde klar, wie wenig er sich um die Frauen scherte, die in seinen Diensten standen. Manchmal schlug er die, die aus der Reihe tanzten, und Imogen hatte sich immer vor dem Tag gefürchtet, an dem er die Hand gegen sie erheben würde.
»Sie verstehen nicht, wenn ich … in Umstände komme, verliere ich meine andere Stellung und kann mich nicht mehr um meine Familie kümmern.« Zusätzlich ein Kind zu ernähren, stand völlig außer Frage.
Del Toro zuckte mit den Achseln, sein Doppelkinn wabbelte abstoßend. »Dann werden meine Kätzchen dir ein paar neue Stellungen beibringen, und du kannst hier arbeiten.« Er lachte leise über sein eigenes, schreckliches Wortspiel, dann grinste er sie höhnisch an. »Oh, ich vergaß, du bist ja zu gut für uns, zu respektabel, um tagsüber mit uns gesehen zu werden.«
»Das habe ich nicht–«
»Ich frage mich, ob Isobel sich auch zu fein für dieses Lokal wäre. Ich könnte Bartolomeo und Giorgio losschicken, um sie zu holen. Genau, wie ich es mit dir gemacht habe.« Del Toro hielt sich die Banknote unter die Nase und schwelgte im Duft von so viel Geld.
»Sie ist erst fünfzehn«, keuchte Imogen, eine verzweifelte Angst nahm ihr den Atem. »Sie haben versprochen, sie nicht mit hineinzuziehen, und dass sie und meine Mutter nie erfahren werden –«
»Ich hatte früher schon so junge Mädchen hier. Und ich habe dieses Versprechen gegeben, bevor man mir zwanzig Pfund in die Hand gedrückt hat.« Er zuckte mit den Achseln. »Was glaubt deine Familie, tust du die ganze Nacht? Sind sie wirklich so dumm, nicht ohnehin schon den Verdacht zu hegen, dass du eine Dirne bist?«
»Ich habe ihnen gesagt, dass ich Nachtschichten im Krankenhaus mache und Ihnen das Geld zurückzahle.«
»Du oder deine Schwester.« Seine Stimme und seine Gesichtsfarbe wurden kräftiger, beides Vorboten seines gefährlichen Zorns. »Du bist ohnehin bald zu alt, vielleicht kann ich dich die zwei Jahre, die du hier arbeiten müsstest, gar nicht mehr gebrauchen. Isobel dagegen ist jung und biegsam … Ich könnte leicht etwas aus ihr machen, und du könntest nichts dagegen tun.«
Seine Worte legten sich schwer auf ihre Schultern und verschlimmerten noch den Druck, unter dem sie ohnehin schon lebte. Mit dreiundzwanzig war sie wirklich langsam zu alt für diesen Beruf. Und nicht nur das, sie war gefährlich nahe daran, eine ewige alte Jungfer zu werden.
Del Toro packte sie und riss sie vom Stuhl hoch, seine Finger gruben sich schmerzhaft in ihren Arm. »Jetzt rein da«, knurrte er und drängte sie Richtung Vorhang. »Du machst alles, was er will, und wenn er nicht als der zufriedenste Kunde geht, der je durch diese Tür gegangen ist, werden meine Männer dein Gesicht verunstalten, nachdem sie dir etwas Demut beigebracht haben – und dann nutzt du überhaupt niemandem mehr.«
Hölzern drehte Imogen sich zu dem Vorhang um. Die rot-schwarzen Ornamente waren verblasst und schmuddelig, nachdem so viele Männer ihn auf dem Weg zu den Zimmern beiseitegeschoben hatten.
»Zimmer siebzehn«, rief del Toro ihr nach.
Natürlich war es Zimmer siebzehn. Für den Duke of Trenwyth nur das Beste.
Zimmer siebzehn war eines der wenigen im Obergeschoss befindlichen des langen, schmalen Gebäudes, in dem das Nackte Kätzchen untergebracht war. Die Treppen hinaufzugehen war, wie den Kilimandscharo zu besteigen, und als Imogen oben ankam, war sie völlig außer Atem. Nicht, weil sie das Treppensteigen nicht gewöhnt war, sondern weil das Korsett und die Angst ihr gleichermaßen die Lungen abschnürten. Zimmer siebzehn hätte ebenso gut der Galgen sein können. Es war ja nicht so, dass ihr der Mann nicht gefiel, der darin wartete – seine Schönheit war unvergleichlich –, aber es bedeutete, dass wirklich aus ihr geworden war, was sie nie für möglich gehalten hatte.
Eine Prostituierte.
Sie ergriff die Klinke und hielt inne, legte sich eine Hand auf den Bauch, wo ein ganzer Schwarm Vögel im Rhythmus mit ihrer Angst mit den Flügeln zu schlagen schien.
Stumm schloss sie die Augen und bat einen Gott um Kraft, der sie für das, was sie gleich tun würde, verdammte. Dann trat sie ein und ließ ihre Unschuld draußen.
Trenwyth war schon nackt.
Vor Schreck drückte sie sich an die Tür und starrte ihn mit unverhohlener Verblüffung an. Als Krankenschwester und auch als Künstlerin hatte Imogen schon vorher nackte Männerkörper gesehen. Aber nichts, gar nichts, hätte sie trotz ihrer umfangreichen Erfahrung auf die Herrlichkeit Collin Talmages vorbereiten können. Nicht einmal, als er sie auf seinem Schoß gehalten hatte, hatte sie seine sehnige, rohe Kraft erahnt. Er stand mit dem Rücken zu ihr, und so konnte sie sich ein wenig an den Anblick seines perfekten, nackten Körpers gewöhnen.
Bevor sie gezwungen sein würde, ihn zu berühren.
Eine Öllampe flackerte trüb auf dem Nachttisch, wo er, ohne sich für seine Nacktheit zu schämen, ein Glas neben eine Karaffe stellte. Die Schatten, die die einsame Flamme in die Mulden seiner langen, straffen Muskeln warf, waren ebenso verlockend wie die beleuchteten Teile.
»Willst du etwas trinken?« Er deutete auf den golden schimmernden Whisky, den er zur Seite gestellt hatte. »Ich glaube, ich hatte genug.«
Er drehte sich um, und Imogen hätte nicht einmal schlucken können, wenn man ihr Flüssigkeit in den offenen Mund gegossen hätte. Irgendwie wusste sie, dass Collin Talmage, der Duke of Trenwyth, nie im Leben aufgrund von zu viel Alkohol versagt hätte. Sein Geschlecht erhob sich stolz vor den schönen, schlanken Hüften. Er sah etwas verlegen an sich hinunter und warf ihr einen auffordernden Blick voller Sünde zu.
Er wollte das … das da … doch sicher nicht in sie hineinstecken. Es würde, konnte nicht passen. Ihr Verstand schreckte zurück, aber ihr Körper … ihr Körper reagierte. Mit einem Mal fühlte sie sich wie eine Rosenknospe kurz vor der Blüte, erzitterte mit dem instinktiven Wunsch, sich zu öffnen. Sich zu entblößen. Dieser Drang flößte ihr eine solche Angst ein, dass sie in einem törichten Versuch, sich zusammenzuhalten, die Arme um sich schlang.
Sie blickte zu dem Stuhl hin, auf dem er seine Uniform abgelegt hatte, und bemerkte das metallische Glänzen eines wahren Waffenarsenals. Zwei Pistolen, sieben Messer unterschiedlicher Größe, der Säbel, eine merkwürdig aussehende Armschiene, die unter den Ärmeln gesessen haben musste, und … guter Gott, war das eine Spritze? Wie hatte er das alles bei sich tragen können?
Imogen blickte den Duke mit großen, aufgerissenen Augen an. Und wenn er wirklich ein Spion war?
Er erwiderte ihren wilden Blick mit Ruhe. Vorsichtig, ohne sie aus den Augen zu lassen, ließ er sich auf das Bett sinken, seine Knie fielen leicht auseinander, als er saß. Ein ruhender Löwe.
»Komm her«, sagte er und streckte die Hand nach ihr aus.
Imogen spürte kaum, wie ihre Beine sie zu ihm trugen, aber irgendwie durchquerte sie das dunkle, purpurrote Zimmer, bis sie wie versteinert vor ihm stand.
Aus dieser Nähe war es schwierig, sich nicht von seiner Schönheit überwältigen zu lassen. Seine gelassene Haltung war trügerisch, merkte sie, denn seine Muskeln waren angespannt wie die eines Raubtieres vor dem Sprung. Obwohl sein Gesichtsausdruck unergründlich blieb, lag eine Art gezügelter Gewalt in der Luft zwischen ihnen, auch wenn seine sanften, rätselhaften Züge nichts davon offenbarten.
Er stieß den Atem aus, den er zu lange angehalten hatte, seine Augen wurden schwer, und er befeuchtete seine trockenen Lippen mit der Zunge.
Er griff nach ihr und schien es sich dann anders zu überlegen. »Zieh das aus«, befahl er sanft.
Plötzlich unsicher geworden, glaubte sie nicht, dass ihre Hände dazu in der Lage wären.
»Sie könnten …«, bot sie zögernd an. »Sie könnten mich ausziehen, wenn Sie mögen.«
»Du würdest es aber vielleicht nicht mögen«, warnte er sie und wandte sich leicht von ihr ab.
»Es macht mir nichts. Ich soll tun, was immer Sie wollen.«
»Wenn ich dieses Kleid berühre, werde ich es zerreißen«, sagte er angespannt. »Und ich glaube nicht, dass du dafür bereit bist.« Sie verstand nicht, wie ein Mann brutal, niedergeschlagen und verführerisch zugleich sein konnte. Aber am Ende war es der quälende Schmerz hinter der nackten Begierde in seinen Augen, der sie dazu brachte, die Hände zu heben und die Knöpfe des skandalös tief ausgeschnittenen Mieders zu öffnen.
Sein ungezähmter Blick lag auf ihren zitternden Händen, und Imogen suchte nach Worten, als sie die Ärmel des Kleides hinunterschob.
»Zwanzig Pfund?« Sofort schloss sie vor Scham die Augen. Wie vulgär und dumm war es, über Geld zu reden, wenn man für eine Illusion bezahlt wurde.
»Mir hat es nicht gefallen, wie Mackenzie dich angefasst hat.« Seine Hände ballten sich zu Fäusten, als das Kleid zu Boden fiel, und sie nur noch in Korsett, Unterhose, Strümpfen und Schuhen dastand. »Dann habe ich gemerkt, dass ich dich selbst anfassen wollte. Und zwar nur ich. Den ganzen Abend konnte ich deine Wärme auf meinem Schenkel spüren.«
Die Erinnerung war anscheinend zu viel für ihn.
Er packte sie, und sie erschrak, aber die Arme, die sie zu ihm aufs Bett zogen, waren vorsichtig, wenn nicht gar zärtlich. Trenwyth war sich seiner Kraft bewusst. Er war es gewohnt, sie zu mäßigen, zu kontrollieren und nur gegen die zu entfesseln, die es verdienten.
Er spreizte ihre Schenkel über seinem Schoß, zerriss wie angekündigt mit seinen großen Händen ihre Unterhose und warf sie zu Boden. Sie war zu überrascht, um einen Laut von sich zu geben, kniete nur über ihm und hoffte, dass ihre zitternden, nackten Schenkel nicht nachgaben. Ohne nachzudenken, packte sie seine festen Schultern, um sich abzustützen.
Ihre Blicke trafen sich und ließen sich nicht los, ihr Gesicht war nur wenige Zentimeter von seinem entfernt. Sie wagte nicht, hinunterzusehen, versuchte, die kühle Luft an der Hitze ihrer intimsten Körperstelle zu ignorieren. Vor dieser Nacht hatte sie diese Stelle noch vor niemandem entblößt. Sie wollte nicht sehen, wie nah sie seinem erregten Geschlecht war.
Lieber Gott, dachte sie panisch, wie sollte sie das nur hinter sich bringen?
Seine Hände umfassten ihre Hüften, um sie zu stützen. Ihre Muskeln zitterten und bebten unter seinem Griff, und er strich beruhigend mit den Daumen über ihre Hüftknochen.
»Von allen Qualen, die ich erlebt habe, und es waren viele, war keine so köstlich, wie den ganzen Abend die Hitze deiner Spalte an meinem Bein zu spüren.« Die zügellose Verderbtheit seiner immer unklarer artikulierten Worte entlockte ihr einen erschrockenen Laut, den er mit einem Kuss erstickte.
Ihr Mund fühlte sich ungewöhnlich weich an unter seinen harten Lippen. Ihre Haut, ihre Gestalt so zart an seinem harten und schlanken Körper.
Er erinnerte sie daran, wie zerbrechlich sie war und doch … fühlte sie sich beschützt.
Begehrt.
Seine forschende Zunge drängte sich zwischen ihre Lippen, und ein Instinkt brachte sie dazu, ihn einzulassen. Er zog sie, noch in Korsett und Strümpfen, an sich und ließ ein Knurren hören, als seine feuchte Zunge ihren Mund erkundete. Der Laut vibrierte zwischen ihren Körpern und verlieh der Nacht einen noch dunkleren Ton. Hätte sie an einem anderen Ort ein solches Geräusch gehört, wäre sie weggelaufen und hätte um Hilfe geschrien. Aber jetzt, so, erfüllte es sie mit einem Schauder und löste tief in ihr einen weiteren dieser beunruhigenden Krämpfe aus. Und ihr Geschlecht schloss sich um seine eigene Leere.
Imogen glaubte, vorher schon geküsst worden zu sein, aber sie hatte sich ganz und gar geirrt. Er belagerte ihren Mund, hörte nicht auf, bis sie keine Luft mehr bekam und es ihr egal war. Ihre Gedanken stoben auseinander wie ein Schwarm panischer Vögel. Obwohl er betrunken war, war er mit dem Mund so geschickt, dass sie fast den Verstand verlor. Er schmeckte nach Scotch und Sünde, und Imogen fragte sich, ob Trunkenheit so ansteckend sein konnte wie Fieber, weil ihr irgendwie seltsam zumute war.
Gerade als sie glaubte, es sei keine Stelle ihres Mundes mehr übrig, die er nicht mit seiner Zunge berührt hatte, begann er zu saugen und zu zwicken. Zu kosten und zu genießen. Erst ihre Unterlippe, dann die obere, bevor er sanft ihre Zunge in Besitz nahm. Sie glaubte, verrückt zu werden von den vielen Empfindungen.
Irgendwann hörte er auf, zog seine Zunge zurück und fuhr mit breiten, sanften Bewegungen mit dem Mund über ihren, sodass seine abendlichen Bartstoppeln über ihre zarten Lippen rieben.
Seine Hände waren auch nicht müßig. Sie betasteten die Strumpfbänder, die die Strümpfe an ihren Oberschenkeln hielten. Sie umfassten ihre Hüften, schwelgten offensichtlich in diesem Teil ihrer Anatomie, strichen dann über die Rundung ihres Pos, bevor sie daruntergriffen und –
Imogen bog sich zurück und versuchte erfolglos, ihre Schenkel zusammenzupressen, als ein forschender Finger den Ursprung der Feuchtigkeit zwischen ihren Beinen fand.
»Halt still«, keuchte er zitternd.
Entsetzt und überreizt blinzelte Imogen ein paar Tränen der Verwirrung zurück. »Sie müssen nicht … Wir können einfach … es einfach tun.« Er sollte – nein – er musste aufhören, bevor sie die Nerven verlor. Eine heiße Neugier war in ihr erblüht und kribbelte auf ihrer Haut. Sie fühlte sich lüstern. Nicht wie eine Dirne, sondern wie eine Liebende. Und sie wusste, was er jetzt auch immer mit ihr tat, war gefährlich.
Gefährlich, weil sie nicht wollte, dass er aufhörte.
Er hatte etwas geweckt, ein sündhaftes Bedürfnis, und sie wusste, wenn sie etwas anderes als Widerwillen bei ihm empfand, würde die Scham hinterher nur umso schlimmer sein.
Er blinzelte, sah sie an, betrachte sie mit seinen für seinen Zustand irritierend klugen Augen, während seine Hände ihre Taille umfassten. »Ich nehme an, du hast nicht viele … Kunden, die dir Lust bereiten wollen.«
Imogen biss sich auf die vom Küssen wunden Lippen, bevor sie vorsichtig antwortete. »Eigentlich nicht.«
Seine Augen wurden warm, das Kupfer schmolz zu einer glühenden Flüssigkeit. Er drückte seine Nase an ihre, bevor er ihr einen leichten, zärtlichen Kuss gab, der sie beinahe aus der Fassung brachte.
»Willst du wissen, warum ich dich heute ausgewählt habe? Warum ich die zwanzig Pfund gezahlt habe? Ich meine, abgesehen von deiner exotischen Schönheit natürlich?«
Er schmeichelte ihr nur, aber Imogen konnte nicht verhindern, dass sie errötete.
»Deine Augen.« Er fuhr mit dem Daumen unter ihren Augen entlang, deren Form sie mit Kajal betont hatte. »Sie sind schön, aber müde. Erschöpft. Du siehst aus, als hättest du schwere Zeiten durchgemacht.«
Imogen senkte die Lider, beunruhigt, dass sie so viel preisgegeben hatte. Sie presste die Lippen aufeinander, unterdrückte die Tränenflut, die seine Freundlichkeit zu entfesseln drohte, und schluckte sie hinunter. Fast vergaß sie für einen Augenblick ihre intime Position.
»Meine Woche war eher aufreibend«, murmelte er. »Du hast sicher davon gehört.«
Sie nickte, Mitgefühl durchdrang ihren eigenen Kummer.
Seine Finger fuhren über ihre Wange zu ihrem Kiefer und über ihre nackte Brust. Er ermutigte sie, ihn anzusehen, jetzt, da sie sich wieder beruhigt hatte.
Gott, sie würde sich nie an die Schönheit gewöhnen, die auf sie einstürmte, sobald sie sein Gesicht sah.
»Ich wollte heute trinken, um vergessen zu können …« Seine Augen glänzten verdächtig, und er brauchte einen Moment, um sich zu sammeln. Seine Stimme war heiserer, als er fortfuhr, tiefer, wenn das überhaupt möglich war. »Ich will, dass wir beide diesen Moment genießen. Dieses Vergessen. Diese Nacht soll für uns eine Atempause sein … denn in der Morgendämmerung kommt alles zurück, nicht wahr? Die Pflicht denkt nicht an Sorgen oder Erschöpfung. Ich muss nach –« Er unterbrach sich rechtzeitig und presste die Lippen aufeinander. »Es ist egal, wo ich hingehe. Ich meine einfach, die Welt dreht sich weiter, egal, was wir verloren haben. Egal, was wir gewonnen haben … was wir wollen oder – nicht wollen.«
Imogen floss über vor Mitgefühl, als sie die nackte Trauer in seinen Augen sah. Sie umfing sein Gesicht und spürte sein hartes Kinn unter ihren Händen. Dieser Mann hatte seine Familie verloren, und selbst der kälteste Soldat oder Spion musste auf seine Weise trauern.
»Nimm dir, was du brauchst, Cole«, flüsterte sie. »Mach dir um mich keine Gedanken.«
Mit einem hatte er recht gehabt: Das tat auch sonst niemand.
Er atmete zitternd aus. »Hier.« Er packte ihre Hand, führte sie zwischen ihren Körpern nach unten und legte ihre Finger um seine überraschend heiße Erektion. Ihre kleine Hand konnte die samtweiche Haut um das stählerne Glied darunter kaum umfassen.
Ihr Blick weitete sich erschrocken. Was sollte sie damit tun?
»Siehst du?«, sagte er atemlos. »Es ist besser, ich sorge dafür, dass du kommst. Dass du bereit bist. Selbst die erfahrensten … Damen haben manchmal Schwierigkeiten.«
Imogen schluckte ihre Angst hinunter und zog ihre Hand weg. Allerdings wusste sie zu schätzen, dass er sich bemüht hatte, sie nicht Dirne zu nennen.
Er schlang die Arme um sie und zog sie an sich. »Lass mich«, befahl er und raubte ihr den Atem mit einem weiteren Kuss. »Lass uns die Lust gemeinsam erleben, als wären wir Liebende und nicht Fremde.«
Er liebkoste ihren Körper nicht noch einmal, legte einfach die Hand über das Nest feinen Haars zwischen ihren Beinen und tauchte mit unerbittlichen Fingern in ihr Geschlecht ein. Imogen keuchte und zitterte, und auch er sog schwer den Atem durch die zusammengebissenen Zähne ein.
Mit der anderen Hand hielt er sie fest, packte wieder ihre Hüften, während seine rauen Finger feucht wurden, als ihr Körper sie mit ihrem Verlangen überzog. Ein Lustgefühl durchbohrte sie wie ein Blitz, als er einen bestimmten Punkt berührte, aber er verweilte dort nicht, sondern glitt mit leichten, spielerischen Bewegungen durch und über die Falten ihres Geschlechts.
Ihr Bauch spannte sich an, als eine schmerzliche, pulsierende Sehnsucht in ihrem Inneren erwachte. Unwillkürlich folgten ihre Hüften seinen klugen Fingern, suchten mit fordernden Bewegungen diese erste, erregende Berührung. Er liebkoste und spreizte ihre Scham, neckte und lockte sie, während er gleichzeitig mit seiner forschenden Zunge ihren Mund beschäftigte.
Ihr Atem kam stöhnend, dann keuchend, dann stieß sie ein leises, wortloses Wimmern aus, als er endlich wieder den richtigen Punkt streichelte, und dann wieder, bis sie die Fingernägel in seine Schultern grub, und eine eindringliche, brennende Lust von ihr Besitz ergriff.
»Cole?«, wimmerte sie und hielt sich an ihm fest. Fast hatte sie Angst vor dem, was alle Muskeln unterhalb ihrer Brust in unkontrolliertes Pochen versetzte.
»Ja«, knurrte er in ihren Mund. »Komm. Tu es für mich, verflucht. So ist es gut.«
Der aufziehende Sturm ging mit einer Heftigkeit auf sie nieder, dass sie fast schrie. Tränen traten ihr in die Augen, als sie ihre Schenkel um seine schloss, als würde sie einen mächtigen Hengst reiten, anstatt Welle auf Welle unvorstellbarer Lust. Er hatte magische Hände, und sie machte den Mund auf, um es ihm zu sagen, aber nur ein leiser Schrei kam heraus. Oder vielleicht nichts. Sie konnte es nicht sagen. Sich nicht erinnern. Und es war auch egal.
Als es zu viel, zu intensiv wurde, biss sie ihn dort, wo sein Hals in seine Schulter überging, und er machte wieder dieses Geräusch. Diese dunkle, wilde Stöhnen, das in einer so breiten und tiefen Brust wie der seinen zu einem Knurren wurde.
Aber er schien zu begreifen, denn seine Liebkosungen wurden sanfter, bis er nur noch einmal ganz leicht über diese Knospe der Empfindungen strich und sie erzittern ließ, bevor er die Hand wegnahm.
»Gott, du bist betörend«, keuchte er, der Blick etwas unstet, die Haut gerötet und der Körper lang und angespannt. »Du bist bereit«, stieß er heiser hervor. »Jetzt.«
In einer geschmeidigen Bewegung hob er sie an und drehte sich mit ihr um, sodass sie auf dem Rücken zu liegen kam. Sein Körper war so groß auf ihr, ihre Beine wurden fast unbequem auseinandergedrückt. Sie wollte ihn bitten zu warten, ihr einen Moment zu geben, aber er lenkte sie mit einem tiefen Kuss ab.
Er sagte unverständliche Worte in ihren Mund, und Imogen wusste, dass sie brutal und schmutzig waren. Seine Augen waren jetzt völlig glasig, als wäre sein Verstand desertiert und hätte sie mit diesem Tier aus Lust und Verlangen alleingelassen.
Er hob den Körper an, beugte sich vor und war mit einem geschmeidigen, brutalen Stoß in ihr; zerriss den schwachen Widerstand ihrer Jungfräulichkeit, als würde dieser gar nicht existieren und drängte sich in ihr Inneres, das nicht an ein solches Eindringen gewöhnt war. Der Laut, den er von sich gab, war mehr ein Brüllen als ein Knurren und übertönte ihren wimmernden Protest. Tränen traten ihr in die Augen, und sie biss sich so heftig auf die Innenseite ihrer Wange, dass sie Blut schmeckte, als er seinen endlosen Vorstoß beendet hatte.
Da er so groß war, presste sie ihr Gesicht in seine Halsbeuge und gab sich Mühe, durch den Schmerz hindurch zu atmen. Sie wollte ihre Tränen verbergen, um ihn nicht zu verärgern.
»Verdammt«, fluchte er. »Eng.«
Er glitt aus ihr heraus und stieß wieder vor, diesmal etwas weiter, heiß und brennend an ihrem unerprobten Inneren. Sie spürte, wie ihr Körper versuchte, sich um ihn herum anzupassen.
»Zu … eng …«, keuchte er. Seine Bewegungen wurden weniger ausgreifend, waren hektischer und nicht mehr so anmutig. Ihr Geschlecht fühlte sich an wie ein Knoten aus Anspannung und Feuer, auch wenn sie bei all dem Unbehagen etwas an die Lust erinnerte, in die seine Hände sie eingeführt hatten. Als er nicht mehr so tief in sie eindrang und ihr Körper sich entspannte, fragte sie sich, ob diese unvergleichliche Glückseligkeit noch einmal zu ihr kommen würde.
Ob sie selbst noch einmal kommen würde.
Mit einem leisen Stöhnen krampfte sich sein Körper zusammen. Er zog sich aus ihr zurück, bewegte sein Geschlecht zwischen ihren Körpern ein paar Mal vor und zurück, bis ihn ein großes Zittern überkam, er den Kopf wie bei einem quälenden, fast schmerzhaften Anfall zurückriss und eine warme Flüssigkeit sich über ihren Bauch ergoss.
Imogen drehte sich weg, sie fühlte sich wie ein Eindringling in einem intimen Moment, auch wenn der Moment eigentlich ihr gehören sollte. Sie betrachtete die Muskeln des Arms, den er neben ihrem Kopf abgestützt hatte, wie sie sich wölbten und lebendige Venen an die Oberfläche seiner straffen Haut drängten. Sie hatte in ihrem ganzen Leben noch nichts so wundervoll Sinnliches gesehen.
Wie nach jedem heftigen Sturm herrschte nun eine schwere Stille, während beide ihren Körper wieder unter Kontrolle brachten. Er stützte sich über ihr auf, reglos bis auf die Brust, die sich hob und senkte. Sie glaubte, er hätte so etwas wie »Niemals« geflüstert. Aber das Wort hatte sich in der Dunkelheit verloren.
Es war getan. Was von ihrer Unschuld noch übrig war, war ihr genommen worden. Nein, nicht genommen.
Abgekauft.
Imogen beschloss, dass sich das Opfer ihrer Jungfräulichkeit letztlich gelohnt hatte. Ein paar Sekunden Schmerz für ein ganzes Jahr Freiheit. Ein Leben in Einsamkeit. Die Sicherheit ihrer Schwester.
Für zwanzig Pfund Sterling.
Zärtlich beugte Trenwyth sich vor zu ihr, um sie zu küssen, und einige der dunklen Gedanken zerstreuten sich. Da war auch Lust gewesen. Verbotene, unvorstellbare Lust, die diese brutalen, sanften, männlichen, erfahrenen Hände ihr bereitet hatten.
Mit einem Stöhnen erhob er sich und griff nach einem Handtuch, das am Waschtisch hing. Es war rot, wie alles andere in diesem Zimmer, und würde das Blut ihrer Jungfräulichkeit verbergen. Er machte sich sauber, ohne hinzusehen, dann gab er ihr ein zweites Tuch und achtete ihre Privatsphäre, als sie die Überreste seiner Lust von ihrem Bauch wischte, dankbar, dass er Vorsichtsmaßnahmen gegen eine Schwangerschaft getroffen hatte.
Es würde schließlich nicht angehen, dass das erste Kind des Duke of Trenwyth der Bastard einer Prostituierten wäre.
Sie erwartete, dass er sich jetzt anziehen, gehen und sie der Aufgabe überlassen würde, sich zusammenzureißen.
Stattdessen kam er völlig nackt wieder ins Bett, packte sie und hakte mit ein paar ruckartigen Bewegungen ihr Korsett auf.
»Was tun Sie?«, fragte sie und schlug halbherzig nach ihm.
»Das«, sagte er statt einer Erklärung und riss ihr das Hemd vom Leib.
»Nein … was … Sie … Oh!«
Plötzlich vollkommen nackt, legte sie die Arme über ihre Brüste, und er zerrte sie ungeschickt und flegelhaft die Kissen hinauf und legte sie auf den Rücken. In einem absurden Versuch, den Anstand zu wahren, winkelte sie ein Bein an und legte es quer über das andere.
Er kniete neben ihr, ganz nackte, sehnige Kraft, und betrachtet sie mit diesen heißen, matten Augen. Ein Laut der Befriedigung kam grollend aus seiner Kehle. Unbestreitbar männlich und doch merkwürdig animalisch, ein Schnurren und ein Knurren zugleich, dachte sie.
Er streichelte sie ohne Unterlass, seine forschenden Hände fanden kleine intime Stellen, die sie vorher nicht groß beachtet hatte. Die Grübchen unter ihren Knien, die zitternde Haut unter ihrem Bauchnabel, die empfindlichen Vertiefungen zwischen ihren sichtbaren Rippen. Stellen, die sie vorher nicht als sinnlich betrachtet hatte.
»Du solltest mehr essen«, mahnte er sie, seine attraktiven Gesichtszüge drückten Unmut aus.