8,99 €
Lisa träumt von einer Karriere als Schauspielerin. Um sich ihr Studium zu finanzieren, arbeitet sie in einer Bar in Manhattan. Dort macht sie eines Abends die Bekanntschaft eines faszinierenden, aber rätselhaften Mannes: Arthur Costello. Der junge Arzt hat eine ungewöhnliche Bitte: Lisa soll ihm dabei helfen, als Krankenschwester verkleidet seinen Großvater aus der Psychiatrie zu befreien. Se lässt sich auf das Abenteuer ein. Zwar gelingt die nächtliche Aktion, doch verliert sie Arthur dabei aus den Augen. Erst ein Jahr später soll sie ihm wieder begegnen, aber diesmal ist sie es, die seine Hilfe braucht. Aus den beiden wird ein Liebespaar. Bald stellt sich heraus, dass Arthur kein Mann ist wie jeder andere. Er offenbart ihr sein schreckliches Geheimnis, und von nun an kämpfen beide gemeinsam gegen einen unerbittlichen Feind - die Zeit ...
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Mehr über unsere Autoren und Bücher:
www.piper.de
Für meinen Sohn.
Für meinen Vater.
Übersetzung aus dem Französischen von Eliane Hagedorn und Bettina Runge, Kollektiv Druck-Reif
ISBN 978-3-492-97348-9
Juni 2016
© XO Éditions, Paris 2015
Die Originalausgabe erschien 2015 unter dem Titel »L’instant présent« bei XO Éditions, Paris.
© der deutschsprachigen Ausgabe:
Pendo Verlag in der Piper Verlag GmbH, München/Berlin 2016
Covergestaltung: ZERO Werbeagentur, München
Covermotiv: Leuchtturm: FinePic® München, Frau: Plainpicture/Glasshouse/J.Calvo
Datenkonvertierung: Kösel Media GmbH, Krugzell
Sämtliche Inhalte dieses E-Books sind urheberrechtlich geschützt. Der Käufer erwirbt lediglich eine Lizenz für den persönlichen Gebrauch auf eigenen Endgeräten. Urheberrechtsverstöße schaden den Autoren und ihren Werken. Die Weiterverbreitung, Vervielfältigung oder öffentliche Wiedergabe ist ausdrücklich untersagt und kann zivil- und/oder strafrechtliche Folgen haben.
In diesem E-Book befinden sich Verlinkungen zu Webseiten Dritter. Wir weisen darauf hin, dass sich der Piper Verlag nicht die Inhalte Dritter zu eigen macht.
Die Liebe hat Zähne, sie beißen, die Wunden schließen sich nie.
Die Geschichte unseres Lebens
ist die Geschichte unserer Ängste.
»Hab keine Angst, Arthur. Spring! Ich fang dich auf.«
»Bist du ... bist du sicher, Dad?«
Ich bin fünf Jahre alt. Mit baumelnden Beinen sitze ich auf der oberen Matratze des Stockbetts, das ich mir mit meinem Bruder teile. Die Arme weit geöffnet, sieht mein Vater mich wohlwollend an.
»Los, mein Großer!«
»Aber ich hab Angst ...«
»Ich fang dich auf, das hab ich dir doch gesagt. Du vertraust doch deinem Dad, was, mein Großer?«
»Na klar ...«
»Dann spring, Champion!«
Einen kurzen Moment zögere ich noch. Dann stürze ich mich mit einem breiten Lächeln ins Leere, bereit, meine Arme um den Hals des Mannes zu schlingen, den ich am meisten auf der Welt liebe.
Im letzten Augenblick weicht mein Vater, Frank Costello, bewusst einen Schritt zurück, und ich schlage der Länge nach auf dem Boden auf. Mein Kopf prallt schmerzhaft auf das Parkett. Benommen versuche ich, mich aufzurappeln. Alles dreht sich um mich herum, mein Kiefer tut höllisch weh. Bevor ich in Tränen ausbreche, erteilt mir mein Vater eine Lektion, die ich niemals vergessen werde.
»Im Leben darfst du niemandem vertrauen, verstehst du, Arthur?«
Ich starre ihn entsetzt an.
»Niemandem!«, wiederholt er, sein Ton ist eine Mischung aus Traurigkeit und Wut auf sich selbst. »Nicht einmal deinem eigenen Vater!«
Ich frage mich, was das Schicksal für uns bereithält.
Am ersten Samstag im Juni kreuzte gegen zehn Uhr morgens mein Vater unerwartet bei mir auf. Er hatte Mandelkuchen und Zitronen-Cannoli mitgebracht, die seine Frau für mich gebacken hatte.
»Weißt du was, Arthur? Wir könnten den Tag zusammen verbringen«, schlug er vor und betätigte die Espressomaschine, als wäre er bei sich zu Hause.
Ich hatte ihn seit Weihnachten nicht mehr gesehen. Die Ellenbogen auf die Küchentheke gestützt, betrachtete ich mein Spiegelbild im glänzenden Chrom des Toasters. Mein Gesicht verschwand fast unter dem Bart, das Haar war struppig, der Blick umschattet von Schlafmangel und übermäßigem Konsum an Apple Martinis. Ich trug ein altes Blue-Öyster-Cult-T-Shirt, das ich noch als Schüler erstanden hatte, und eine verwaschene Bart-Simpson-Unterhose. Am Vorabend hatte ich, nach achtundvierzig Stunden Bereitschaftsdienst, ein paar Gläser zu viel in der Zanzi Bar gekippt, zusammen mit Veronika Jelenski, der aufreizendsten und willigsten Krankenschwester des Massachusetts General Hospital.
Die schöne Polin hatte einen Teil der Nacht mit mir verbracht, dann aber vor zwei Stunden die gute Idee gehabt, das Feld mitsamt ihrem Päckchen Gras und dem Zigarettenpapier zu räumen, was ihr eine Kollision mit meinem Vater ersparte – einem hohen Tier in der chirurgischen Station des Krankenhauses, in dem wir beide arbeiteten.
»Ein doppelter Espresso, die beste Energiespritze, um den Tag zu beginnen«, verkündete Frank Costello und stellte eine Tasse vor mich.
Er öffnete die Fenster, um frische Luft in das Zimmer zu lassen, in dem es noch immer unverkennbar nach Shit roch, verzichtete allerdings auf jeden Kommentar. Ich biss in ein Stück Mandelkuchen und beobachtete ihn dabei aus den Augenwinkeln. Er hatte vor zwei Monaten seinen fünfzigsten Geburtstag gefeiert, doch wegen seiner grauen Haare und der Falten in seinem Gesicht wirkte er leicht zehn bis fünfzehn Jahre älter. Trotz allem war er immer noch attraktiv mit seinen ebenmäßigen Zügen und blauen Augen à la Paul Newman. An diesem Morgen hatte er seinen Markenanzug und seine maßgefertigten Mokassins gegen eine alte kakifarbene Hose, einen abgetragenen Troyer und schwere Outdoorschuhe aus dickem Leder eingetauscht.
»Ruten und Köder sind im Pick-up«, erklärte er und trank seinen Espresso. »Wenn wir sofort aufbrechen, sind wir vor Mittag am Leuchtturm. Dort essen wir schnell einen Happen und haben dann den ganzen Nachmittag Zeit zum Angeln. Wenn die eine oder andere Dorade angebissen hat, fahren wir nach Hause und kochen uns den Fisch in Folie mit Tomaten, Knoblauch und Olivenöl.«
Er redete mit mir, als hätten wir uns erst am Vortag gesehen. Es klang ein wenig unecht, aber nicht unangenehm. Während ich mit kleinen Schlucken meinen Espresso trank, fragte ich mich, woher seine plötzliche Lust rührte, Zeit mit mir zu verbringen.
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!