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Von Zeit und Glück: Ein weises Buch zum Innehalten. Mit Texten von Christian Morgenstern, Elke Heidenreich, Jack Kornfield, Katharina von Siena und vielen mehr!
»Dem Glücklichen schlägt keine Stunde«, heißt es bei Schiller. »Keine Zeit!« - oft genug bei uns. Warum sind wir geizig mit unserem Geld, gehen aber verschwenderisch mit unserer Lebenszeit um?
Quint Buchholz plädiert für einen vertrauensvollen Umgang mit der Ressource Zeit.
Seine unverwechselbaren Bilder stehen in einer engen Verbindung zu den Texten, die sich rund um das Thema »Glück und Zeit« drehen. Nutzen wir also die uns geschenkte Zeit sinnvoll und beschäftigen wir uns mit würdigen Dingen.
Dieses Ebook enthält zahlreiche farbige Abbildungen und ist für die Darstellung auf Tablets optimiert.
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Seitenzahl: 39
Quint Buchholz
Vom Glück der
Langsamkeit
Mit einem Vorwort von Elke Heidenreich
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Umsetzung eBook: Greiner & Reichel, Köln
ISBN 978-3-641-24080-6V001
www.gtvh.de
Inhalt
Vorwort
1
Der Augenblick ist mein
2
Das Aufspringen neuer Quellen
3
Ich lebe von dem,
was ich nicht habe
4
Und gleich ist es Abend
5
Zeit hast du
die ganze Welt
6
Die tiefe Stille
Vorwort
Von Zeit und Glück
»Werd ich zum Augenblicke sagen:
Verweile doch! Du bist so schön!
Dann magst du mich in Fesseln schlagen,
dann will ich gern zugrunde gehn.«
Faust, der kein Glück empfinden kann, sagt das zu Mephisto, mit dem er einen Pakt schließt. Goethe wusste: Im Moment des höchsten Glückes sind wir am verwundbarsten, da gehen wir schier unter, weil das Glück kaum zu ertragen ist. Und festhalten lässt es sich auch nicht. Und manchmal ist man glücklich und merkt es erst hinterher, voller Wehmut. Ich erinnere mich an eine Geschichte der niederländischen Schriftstellerin Margriet de Moor, da kommt eine Frau zurück an einen Ort, an dem sie lange mit ihrer Familie gelebt hatte. Die Familie ist zerbrochen, das Haus verkauft, sie schaut von den Nachbarn aus hinüber in ihren ehemaligen Garten und denkt plötzlich verblüfft: da war ich glücklich. Ich habe es damals nicht gewusst.
Zeit und Glück – das hängt zusammen. Beide sind nicht greifbar, sind flüchtig, sie sind auch Widersacher: Will ich das Glück greifen, löst es sich auf, will ich die Zeit anhalten, hui, ist sie schon weitergeflogen. Wir können beidem nur mit Demut begegnen. Glück annehmen, Zeit ausfüllen oder aushalten, das Glück kämpft letztlich einen aussichtslosen Kampf gegen die Niederträchtigkeit der Zeit.
Ach, die Marschallin im Rosenkavalier, sie sagt es doch mit aller Wehmut: »Die Zeit, die ist ein sonderbares Ding. Wenn man so hinlebt, ist sie rein gar nichts. Aber dann auf einmal, da spürt man nichts als sie: sie ist um uns herum, sie ist auch in uns drinnen. In den Gesichtern rieselt sie, im Spiegel da rieselt sie, in meinen Schläfen fließt sie. Und zwischen mir und dir, da fließt sie wieder. Lautlos, wie eine Sanduhr.«
Und manchmal steht sie mitten in der Nacht auf und hält alle Uhren an … Die Zeit, das weiß sie, fließt trotzdem weiter und nagt an ihr, nagt an uns allen. Man muss es annehmen, um nicht verrückt zu werden und um dem Glück noch die Tür offen zu halten. Die Zeit heilt nicht alle Wunden, die Zeit ist die Wunde.
Immanuel Kant, der der Vernunft mehr zutraute als den Gefühlen, bestand darauf: Glück ist nur möglich, wenn wir uns auch unseres Verstandes bedienen. In der amerikanischen Verfassung ist das Recht auf Streben nach Glück sogar festgeschrieben, etwas, das mich immer sehr verwundert hat. Ich habe das Recht, nach Glück zu streben, das Recht, den Apfel am verbotenen Baum des Paradieses zu essen? Ach nein, das war ja schon wieder Erkenntnis, und wo Erkenntnis ist, schwindet das Glück. »Dumm sein und Arbeit haben«, sagt Gottfried Benn zynisch, »das ist das Glück.« Je mehr wir wissen, desto mehr geht uns das Paradies verloren. Ich halte es da eher mit Voltaire: »Ich habe mich entschieden, glücklich zu sein, das ist besser für die Gesundheit.«
Baudelaire fand seinen persönlichen kategorischen Imperativ: »Man muss ständig trunken sein. Darin liegt alles. Um nicht die furchtbare Last der Zeit zu spüren, die eure Schultern zerbricht und euch zur Erde niederdrückt, müsst ihr euch ohne Unterlass berauschen. Aber woran? Am Wein, an der Poesie oder der Tugend, wie ihr wollt. Aber berauscht euch.«
An den Bildern? An diesen ruhigen Bildern, die uns durch das Land der Phantasie geleiten, auch das ist ein Rausch. Ein Glück.