Von der Banalität des Lebens eines Menschen - Lisa Smolinski - E-Book

Von der Banalität des Lebens eines Menschen E-Book

Lisa Smolinski

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Beschreibung

Dieses Buch ist eine Sammlung meiner drei beliebtesten Bücher, die an einem Selfpublishing-Wettbewerb teilgenommen und meine Leidenschaft zum Schreiben wieder entfacht haben. Es geht um mein Arbeitsleben als Sozialpädagogin in einer Maßnahme mit Langzeitarbeitslosen. Außerdem geht es um meinen autistischen Sohn und die An- und Überforderungen des Alltags. Den letzten Teil bildet eine Reise in die Herausforderungen des Erwachsenenwerdens. Viel Vergnügen beim Lesen!

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Dieses Buch ist eine Sammlung meiner drei beliebtesten Bücher, die an einem Selfpublishing-Wettbewerb teilgenommen und meine Leidenschaft zum Schreiben wieder entfacht haben.

Viel Spaß!

Außerdem ist dieses Buch für alle Traumtänzer, Glückpilze, Trauerklöße und besonderen Menschen.

Für meine Unterstützer und Freude.

Für Mich.

Und für dich, wenn dich die Themen Autismus, Muttersein, Arbeit als Sozialpädagogin und Erwachsenwerden interessieren.

Inhaltsverzeichnis

Von einem Menschen-, aber nicht Menschheitsfreund bei der Arbeit

Menschenfreund

Der Kern meiner Arbeit

Menschen-, aber nicht Menschheitsfreund

Inspirationen

Fällt vom Himmel

Die Radikalisierung

Gegen die Einsamkeit

Hinter deinen blauen Augen ein tiefer Ozean

Der Beginn

Von der Langeweile zur Schnelllebigkeit

Zwischen großen Sätzen und Wutausbrüchen

Die Anderen

Blaue Augen, tiefer Ozean

Bittersüße Wahrheit I

Bittersüße Wahrheit II

Überforderung

Manchmal I

Manchmal II

Für die Kinder I

Für die Kinder II

Dankbarkeit

Besondere Unterstützer

Zum Abschluss

Lachen

Von der Banalität des Erwachsenwerdens

Alles ist alles wert

verRÜCKT sein und bleiben

Erwachsen sein, Kind bleiben

Die Freiheit der Kinder

Karussell I

Karussell II

Stürmische Überfahrt

Veränderungen I

Veränderungen II

Dankbar, aber nicht glücklich

Erwachsen werden durch die Schule?

Die Freiheit der (jungen) Erwachsenen

Frei

Von einem Menschen-, aber nicht Menschheitsfreund bei der Arbeit

Menschenfreund

Die Sonne geht auf

und sie geht auch wieder unter.

Manchmal zieht mich das runter,

manchmal ist es wunderschön,

besonders wenn mir Menschen mit spannenden

Geschichten begegnen –

die brachte bisher jeder mit.

Aber nicht alle berichten gern davonvon den außergewöhnlichen Höhen des Lebens

und von den tiefsten Tälern,

der Hölle gleich.

Manchmal wird mir ganz warm ums Herz,

manchmal lacht man zusammen

und manchmal da weint sogar der gestandenste

Mann und dann und wann reißt es mich mit.

Oft ist es zu viel, ich geb‘ zu wenig,

geb‘ zu viel, weiß doch selbst oft nicht,

was ich noch vom Leben will.

Abstand halten fällt mir selbst manchmal schwer,

die meisten der Menschen auf Arbeit mag ich sehr,

doch da ist noch so viel mehr.

Zwischen Empathie und Konzeptionen

bin ich schon oft verzweifelt.

Für mich sind es Menschen,

keine Nummer.

Ich sehe den Kummer

und spüre ihn mitunter zu sehr,

da fällt das Runterfahren schwer.

Sie erweitern meinen Horizont jeden Tag,

mit Ihrer Sicht auf die Welt,

zum Beispiel auch zum lieben Geld.

Bei den meisten ist es knapp,

bei manchen nie vorhanden

und andere kommen zu Rande.

Es ist eine spannende Bande,

schon immer gewesen,

auch bei anderen Maßnahmepaketen.

Manche sind echte Raketen

und die meisten stillen Wasser sehr tief.

Und die Arbeit mit den Menschen

ist das, was ich lieb,

wo es dann manchmal Tage gibt:

krass, dass mir dafür einer Geld gibt.

Doch längst nicht alle Tage sind so.

Oft genug bin ich auch einfach froh,

wenn endlich Feierabend ist.

Denn es mitunter ist es viel zu viel.

Zu viele Dinge gleichzeitig,

zu viel Papier,

Unsicherheit und Zukunftsangst.

Doch überwiegend ist die Arbeit schön

und irgendwie krieg’ ich's hin.

Verdränge alles was nicht stimmt

und freue mich am Sinn.

Der Kern meiner Arbeit

So zumindest in der Kurzzusammenfassung. Meine Arbeit gibt mir viel, aber sie verlangt mir auch viel ab. Immer wenn man mit Menschen zusammenarbeitet, geht es auch um Verantwortung.

Manchmal hat man Menschen in solchen Maßnahmen für (Langzeit-)Arbeitslose, die stehen an einem ganz sensiblen Punkt in ihren Leben. Und man strengt sich dann echt an, dort möglichst viel zu geben, zuzuhören, zu unterstützen, irgendwie und irgendwo helfen zu können. Denn das Leben ist eben oft auch unheimlich komplex und Lösungen sind schwer zu finden. Man darf ja auch nicht vergessen, dass in dem Moment, wo wieder ein neuer Teilnehmer in so eine Maßnahme startet, von diesem mehr oder weniger erwartet wird, dass er sich erstmal nackig macht. Nackig nicht im Sinne der Kleiderlosigkeit, sondern der teilweise schonungslosen Offenlegung seiner Persönlichkeit, seiner Probleme und Laster, seines sozialen Umfeldes. Und das ist für jeden wohl eine unangenehme Sache, die auch erstmal Vertrauen braucht.

Manchmal frage ich mich selbst, was ich da so implizit verlange. Aber es ist eben jetzt, wo Unternehmer händeringend Angestellte suchen oftmals auch so, dass große Probleme vorliegen, wenn keine Arbeit gefunden oder aufrechterhalten werden kann. Und diese Probleme sind eben komplex, vielschichtig und für die Lösungssuche muss man das Problem kennen und dann Ziele finden, auf deren Weg eben auch mal was ausprobiert wird. Schnell ertappe ich mich selbst dabei, wie ich davon spreche, dass jemand eine Komfortzone verlassen müsse und finde die meisten Veränderungen zunächst einmal selbst unangenehm.

Es ist nicht so leicht, Dinge zu ändern, Verhaltensweisen zu reflektieren und trotz allen möglichen ressourcenzentrierten Ansätzen doch immer wieder auf seine Schwächen und Unzulänglichkeiten hingewiesen und teils reduziert zu werden. Da habe ich selbst wenig Lust darauf. An blöden Tagen versuche ich mir das vor Augen zu halten und frage mich immer mal wieder, wie es mir gehen würde, wenn ich hier nicht als Mitarbeiter, sondern Teilnehmer sitzen würde. Und das muss manchmal echt beschissen sein.

Deshalb haben die Menschen, die hier (an)kommen meinen Respekt. Und deshalb denke ich auch nicht, dass ich irgendwie besser bin, ein besserer Mensch gar. Ich habe nur das Glück gerade in einer, trotz aller Meckereien, ganz angenehmen Position zu sein.

Und wie gesagt, manchmal ist es krass, dass ich für das Quatschen mit den Menschen bezahlt werde und dann komme ich mir schlecht vor. Aber ein anderes Mal denke ich, dass ich für die Verantwortung, teilweise den Kampf mit Windmühlen viel zu schlecht bezahlt werde.

Wie wahrscheinlich überall, gibt es wirklich Tage, da fühle ich mich ausgebrannt und leer, zweifle an irgendeiner Zukunft und an anderen denke ich, dass die Welt, die Menschheit und Jeder zu retten ist. Ich weiß nicht, ob jeder gerettet werden will, aber Fakt ist, dass ich eigentlich niemanden retten kann, der sich nicht selbst schon um seine Rettung bemüht. Denn auch wenn ich manches gerne mal in die eigenen Hände nehmen möchte, langfristig hilft es nicht, es schiebt Probleme nur weiter raus. Auch wenn es mir selbst manchmal schwerfällt: die sozialpädagogische Arbeit ist (in meinem Kontext) immer eine Hilfe zur Selbsthilfe, keine komplette Abgabe von Verantwortung.

Menschen-, aber nicht Menschheitsfreund

Es ist sicherlich arg befremdlich, wie ich einerseits behaupten könne Menschenfreund zu sein, wenn ich doch andererseits sehr kritisch über die Menschheit denke. Für mich liegt der Unterschied im Punkt der Betrachtung.

Menschen - das sind einzelne Individuen, das bist du, er, sie, es - auch ich. Ja klar sind wir ein Teil der Menschheit, aber die Menschheit ist viel größer als wir, als die, die hier und jetzt leben, als jeder mit dem ich ins Gespräch komme oder an dem ich in der Stadt vorbeigehe.

Die Menschheit hat eine lange Geschichte, du und ich sind dagegen ein kleiner Fliegenschiss, der kaum, dass er geboren wurde, schon wieder verschwindet. Die Menschheit ist mehr als die Summe ihrer Einzelteile und ich versuche mich immer wieder daran, das zu verstehen. Seit ich denken und schreiben kann, sehe ich die Menschheit kritisch, sehe was sie anrichtet - überall wo sie sich ausbreitet. Wie sie Müll überall verteilt. Bis in die tiefsten Tiefen des Ozeans, bis auf die höchsten Gipfel der Welt ist alles voll mit Plastikteilchen. Und selbst um uns herum - im Weltall - ist alles voller Müll, von unseren Bestrebungen viel mehr als nur unsere Heimat zu entdecken.

Voll von Satelliten, die das Leben, wie wir es kennen und zugegebenermaßen lieben, erst ermöglichen. Das ist bitte nicht falsch zu verstehen, ich bin alles andere als unfehlbar und genieße diese Möglichkeiten und den Kapitalismus wohl mehr als ich sollte, der Grundstein für diese Entwicklung ist aber schon vor langer Zeit gelegt worden.

Es ist schon unfair und sicherlich weltfremd, diese Trennung vorzunehmen, aber die schützt auch meine Psyche. Ich kann mich nicht schon am frühen Morgen den Schuldgefühlen darüber hingegeben, was für ein privilegiertes und umweltzerstörendes Leben ich lebe. Das würde ich auf Dauer kaum verkraften. Ebenso wenig kann ich mich nicht den ganzen Tag mit den Krisen auf der Welt, den Kriegen, den Jahrhunderte, vielleicht Jahrtausende überdauernden Konflikten auseinandersetzten. Davon gibt es Anflüge, aber die führen zumindest bei mir eher zu Lähmung als Aktionismus.

Ich lebe hier in meiner kleinen Blase und lasse da gerade einmal so viel von den ungelösten Problemen der Menschheit hinein, wie ich gerade vertragen kann und das ist meist nicht sehr viel. Dennoch ist mir das Thema z.B. in der Wissensvermittlung im Rahmen der Maßnahmen wichtig. Weil es dennoch alle betrifft und weil ja dennoch jeder irgendwie gefragt ist.

Aber kein Mensch allein löst diese Probleme, wenn sie überhaupt zu lösen sind, dann ist das eine Aufgabe für die Menschheit. Aber es schadet ja keinesfalls, das Wissen in allen zu stärken und zu hoffen, dass die Suche nach der Lösung die Generationen überdauert und somit wieder der Kreis zur Menschheit geschlossen wird...

Und so denke ich, dass ich beides sein kann: ein Menschenfreund, der kein Menschheitsfreund sein muss. Ich liebe viele Menschen um mich herum und sie bedeuten mir die Welt und sind meine Welt, aber von uns als Spezies generell bin ich weniger begeistert.

Fast allen Menschen, die ich näher kennenlernen durfte, wünsche ich vom tiefsten Grund meines Herzens nur das Beste, ein erfülltes und glückliches Leben - ob da nun ein (Traum-)Job dazugehört oder nicht, aber der Menschheit kann ich das nur schwer wünschen...

Wir haben so viel schon verbockt.

Was mache ich da überhaupt?

Maßnahme, Teilnehmer, Sozialpädagogin... Was heißt das eigentlich alles? Was ist eine Maßnahme, wer sind da die Teilnehmer und wozu braucht es Sozialpädagogen und wer ist noch beteiligt?

Eins vorweg: meine Arbeitsjahre reichen erst bis September 2017 zurück, also noch eine sehr überschaubare Zeit. Die besonderen und spannenden, augenöffnenden Erlebnisse sind aber so zahlreich, dass es sich manchmal anfühlt wie ein ganzes Leben.

Angefangen habe ich als Berufseinsteigerin mit der Tätigkeit des Berufseinstiegsbegleiters - wenn man so darüber nachdenkt, ist das schon irgendwie witzig. Die jungen Schüler und Schülerinnen der 8. Klasse mehrerer Hauptschulen durfte ich dabei auf den Berufseinstieg vorbereiten. Dazu mussten wir erstmal gemeinsam rausfinden, was den jungen Menschen so liegt und der Fokus lag auf Berufsorientierung. Die Arbeit war wohl die schönste Arbeit, die man sich zum Berufseinstieg vorstellen kann und mit den jungen Leuten bin ich selbst in meiner Arbeit angekommen.