Von der Figur zum Charakter - Linda Seger - E-Book

Von der Figur zum Charakter E-Book

Linda Seger

3,9

Beschreibung

In 'Von der Figur zum Charakter' setzt sich Linda Seger mit einem essentiellen Bereich des Filmemachens auseinander, dem Erschaffen glaubwürdiger und spannender Filmfiguren. Mit ihrer bewährten Mischung aus Beispielen, Anekdoten, Interviews und Anleitungen erklärt und betont sie die Bedeutung der Recherche, des Dialogs, des persönlichen und konkreten Hintergrunds und der Psychologie, um unvergeßliche Figuren zu erschaffen.Linda Seger: "Die Gespräche mit erstklassigen Schriftstellern haben mir deutlich gemacht, welcher Kenntnisse und Kunstfertigkeiten es bedarf, großartige Figuren zu schaffen. Am meisten beeindruckte mich, daß jeder dieser Schriftsteller den Eindruck erweckte, daß er seine oder ihre innere Stimme gefunden hatte. Durch meine Arbeit als Drehbuchberaterin weiß ich, daß Schriftsteller lernen können, an diese persönliche Stimme zu glauben und sie weiterzuentwickeln. Talent ist mit Sicherheit ein wichtiger Teil des Schreibens, doch es fliegt kaum jemandem zu. Zum Talent müssen harte Arbeit hinzukommen, eine gewisse Ausbildung, viel Übung, und man muß lernen, an den eigenen Standpunkt zu glauben und ihn zu formulieren.""Fazit: 'Von der Figur zum Charakter' und 'Das Geheimnis guter Drehbücher' sind wichtige Arbeitshilfen für Anfänger, immer wieder mit Beispielen untermauert. Aber auch erfahrene Autoren können sich hier Techniken aneignen, die ihnen in Problemfällen weiterhelfen." (Jean-Paul Raabe, Film & TV Kameramann, 48. Jg., Nr. 11/1999)Linda Seger arbeitete als Drehbuch-Beraterin (script consultant) bereits an mehr als 1500 Drehbüchern und über 70 Filmen mit. Über das Drehbuchschreiben hat sie mehrere Bücher verfaßt, darunter den internationalen Bestseller 'Making a Good Script Great'.

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Linda Seger

VON DER FIGUR ZUM CHARAKTER

Überzeugende Filmcharaktere erschaffen

Aus dem Amerikanischen von

Christine Schreyer

Alexander Verlag Berlin

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Die vorliegende Übersetzung folgt der 11. Auflage von CREATING UNFORGETTABLE

CHARACTERS, erschienen 1990 als Owl Book bei Henry Holt and Company, New York.

© 1990 by Linda Seger

© für die deutsche Ausgabe by Alexander Verlag Berlin 1999

© für die E-Book-Ausgabe 2011

Alexander Wewerka, Fredericiastr. 8, 14050 Berlin

www.alexander-verlag.com

info@alexander-verlag.com

Alle Rechte, auch der auszugsweisen Vervielfältigung – gleich welcher Form –, vorbehalten.

Satz Marc Berger

Made in Germany (December) 2011

ISBN 978-389581-240-8

 

 

Von Linda Seger liegt Alexander Verlag Berlin ebenfalls vor:

DAS GEHEIMNIS GUTER DREHBÜCHER

(Making a Good Script Great)

DANKSAGUNG

Mein herzlicher Dank geht

an meine Herausgeberin Cynthia Vartan,

die mit mir an meinen beiden Büchern gearbeitet hat und deren Wissen

und Ermutigung eine Atmosphäre schaffen, in der die Kreativität sich

entfalten kann;

an meine Agentin Martha Casselman

für ihre Ausdauer und ihre Klarheit;

an meine Freundin und Kollegin Dara Marks,

die mir mit ihren guten Ratschlägen, ihrer klaren, unbestechlichen

Auffassung und durch emotionale Unterstützung bei diesem Projekt

eine große Hilfe war;

an Lenny Felder

für den Titel, seine Professionalität und seine guten Ideen;

an Cathleen Koeser und David Oates,

die mit mir ein Brainstorming durchführten und mir dadurch halfen,

Kapitel 4 und 8 zu Ende zu bringen;

an die Leser (und Drehbuchautoren) Lee Batchler und Janet Scott

Batchler, Ralph Phillips, Lindsay Smith und Lynn Rosenberg

dafür, daß sie mein Buch gelesen haben, mir halfen, das Konzept zu

überprüfen und zu analysieren, und dafür, daß sie viele Stunden ihrer

Zeit geopfert haben, um dem Manuskript den letzten Schliff zu geben;

an Dr. Alan Koehn

vom C. G. Jung Institute dafür, daß er Kapitel 4 gelesen hat;

an die Bühnenautoren Paul Carter Harrison und Dianne Piastro

vom Media Access Office dafür, daß sie Kapitel 10 gelesen haben;

an Susan Raborn

für die Recherche, für stundenlanges Transkribieren von Bändern und

dafür, daß sie immer zur Verfügung stand, wenn ich sie brauchte;

an die Leute im Friendly Computer Store in Santa Monica

für die technische Unterstützung;

und an meinen Ehemann Peter Hazen Le Var,

der mir zuhörte, wenn ich laut nachdachte, mir beim Brainstorming

half und mich immer liebevoll unterstützte.

INHALT

Vorwort

1. Figuren recherchieren

2. Die Figur definieren: Beständiges und Widersprüchliches

3. Die Backstory

4. Die Psychologie der Figur

5. Beziehungen zwischen den Figuren

6. Hinzufügen von Nebenfiguren und kleinen Rollen

7. Dialoge

8. Nichtrealistische Figuren

9. Jenseits von Stereotypen

10. Das Lösen von Figurenproblemen

Epilog

Frauen im Film – Die Kriterien des Luminas Award

Anmerkungen

VORWORT

Vor einigen Jahren wurde ich von einer Fernsehproduzentin um Rat gebeten, die in einem Drehbuch Probleme mit einer Figur hatte. Die Rolle war bereits mit einem bekannten und beliebten Schauspieler besetzt, bewegte sich aber in einem sehr eng gesteckten Rahmen. Während des Beratungsgesprächs forschten wir gemeinsam nach einem erweiterten Gefühlsspektrum, nach Möglichkeiten, die Figur vielschichtiger zu gestalten, nach denkbaren Weiterentwicklungen. Später wurde der Schauspieler für seine Darstellung für den Emmy nominiert.

Einige Monate später wurde ich gebeten, die Produzenten einer Serie zu beraten, die in Schwierigkeiten steckte. Die Einschaltquoten waren niedrig, und der Sender drohte, die Serie abzusetzen. Obwohl die Darstellung ausgezeichnet und die Figuren im großen und ganzen gut gezeichnet waren, entwickelten sie sich kaum weiter. In einem Abendseminar durchforsteten wir mögliche Konfliktsituationen: Themen, die das Spektrum der Figuren erweitern würden, wechselseitige Beziehungen, die bereits Teil der Serien waren, über die aber keine eingehende Untersuchung angestellt worden war, sowie die Gründe, warum ein Publikum Interesse daran haben sollte, Woche für Woche am Schicksal dieser Figuren Anteil zu nehmen. Die Produzenten waren begeistert und machten sich daran, die Serie umzukrempeln. Es war zu spät. Der Sender hatte bereits beschlossen, sie abzusetzen. Seitdem hat der vielseitig begabte und beliebte Schauspieler trotz einer Reihe von Erfolgen in der Vergangenheit kein neues Serienangebot gefunden.

In beiden Situationen waren die Figuren der Schlüssel zu einer funktionierenden Geschichte. Großartige Figuren sind ausschlaggebend für eine großartige Erzählung. Wenn die Figuren nicht geglückt sind, reichen Inhalt und Handlung nicht aus, um das Interesse von Zuschauern oder Lesern wachzuhalten. Erinnern wir uns an die einprägsamen Figuren in den Romanen VOM WINDE VERWEHT (GONE WITH THE WIND), WER DIE NACHTIGALL STÖRT (TO KILL A MOCKINGBIRD), JANE EYRE und TOM JONES. Oder in den Theaterstücken AMADEUS, GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN (LES LIAISONS DANGEREUSES) und DIE GLASMENAGERIE (THE GLASS MENAGERIE); in den Filmen CASABLANCA, DER STADTNEUROTIKER (ANNIE HALL) und CITIZEN KANE. Oder in den Fernsehserien I LOVE LUCY, ALL IN THE FAMILY und THE HONEYMOONERS. Selbst Action-/Abenteuerfilme wie NUR 48 STUNDEN (48 HOURS), ZWEI STAHLHARTE PROFIS (LETHAL WEAPON) und STIRB LANGSAM (DIE HARD) und Horrorfilme wie NIGHTMARE ON ELM STREET verdanken ihren Erfolg starken, gut gezeichneten Figuren.

Unvergeßliche Figuren zu schaffen beruht auf einem bestimmten Verfahren. Obwohl manche Schriftsteller behaupten, daß man dieses Verfahren niemandem beibringen kann, habe ich als Drehbuchberaterin die Erfahrung gemacht, daß es Strategien und Techniken gibt, um die Figuren zu verbessern. Durch Gespräche mit vielen von der Kritik gepriesenen Schriftstellern lernte ich die Techniken und Methoden kennen, die große Schriftsteller verwenden, um großartige Figuren zu schaffen.

Ich weiß auch, daß die Probleme, mit denen Schriftsteller konfrontiert sind, die gleichen sind, denen Produzenten, Regisseure, Assistenten und Schauspieler gegenüberstehen. Das sind die Leute, die die Probleme mit der Figur definieren, die richtigen Fragen stellen und den Weg zu einer machbaren Lösung aufzeigen müssen.

Die Techniken in diesem Buch lassen sich auf die Entwicklung aller Prosafiguren anwenden und basieren auf den Prinzipien, die ich als Professorin für Schauspielkunst, als Theaterregisseurin und, in den letzten zehn Jahren, als Drehbuchberaterin entdeckt habe. Ich habe für dieses Buch über dreißig Schriftsteller interviewt, die diese Techniken formuliert und bestätigt haben; darunter Romanschriftsteller und Autoren für Film, Fernsehen, Bühnenstücke und Werbung. Da sich meine Tätigkeit auf Drehbücher konzentriert, stammen die meisten Beispiele aus Film und Fernsehen. Die meisten der literarischen Beispiele sind Romanen und Theaterstücken entnommen, die verfilmt wurden, da wahrscheinlich den Lesern entweder der Film oder der Roman bekannt ist. Romanschriftsteller bestätigten bei unseren Gesprächen, daß alle Konzepte für Figuren, die ich im Hinblick auf Film und Fernsehen besprochen habe, auch auf Romane anwendbar sind.

Da mein letztes Buch – DAS GEHEIMNIS GUTER DREHBÜCHER (MAKING A GOOD SCRIPT GREAT) – davon handelt, wie die Figuren in Beziehung zur Story und zur Struktur stehen, möchte ich diese Fakten nicht noch einmal wiederholen. Statt dessen werde ich mich auf die Technik konzentrieren, mit der man vielschichtige Einzelfiguren sowie ihre Beziehungen zueinander entwickelt. Wenn Sie als Schriftsteller noch unerfahren sind, können Ihnen diese Techniken weiterhelfen in Zeiten, da die Inspiration zu versiegen scheint. Auch als erfahrener Schriftsteller haben Sie bestimmt schon erlebt, daß eine Ihrer Figuren einfach nicht stimmt. Die hier dargestellten Techniken zu studieren hilft Ihnen, das, was Sie instinktiv tun, zu verstehen.

Figuren entstehen durch eine Mischung aus Wissen und Phantasie. Dieses Buch soll Ihre schöpferische Entwicklung anregen und Sie durch einen Entwicklungsprozeß begleiten, der in starken, vielschichtigen und unvergeßlichen Figuren gipfelt.

1. FIGUREN RECHERCHIEREN

Vor einiger Zeit kam eine meiner schreibenden Klientinnen mit einem wunderbaren Entwurf für ein Drehbuch zu mir. Seit mehr als einem Jahr hatte sie es immer wieder überarbeitet. Ihre Agentin wartete gespannt auf die neue Geschichte.

Obwohl sie füher schon öfter dafür kritisiert worden war, daß manche ihrer Drehbücher für den kommerziellen amerikanischen Markt nicht stark genug seien, war dieses hier spannend und kraftvoll. Es war jene Art von Geschichte, die viele Produzenten als »erstklassigen Entwurf« bezeichnen – mit einem starken Aufhänger und einer originellen Herangehensweise an die Geschichte, mit einem eindeutigen Konflikt und klar umrissenen Figuren.

Ihr erster Film war gerade fertiggestellt worden, und sie rechnete damit, mit diesem Drehbuch Neuland zu erschließen. Sie mußte schnell fertig werden – doch die Figuren funktionierten nicht. Sie war vollkommen ratlos.

Als ich das Drehbuch analysierte, erkannte ich, daß sie nicht genug über das Milieu wußte – über die Welt der Figuren. Einige Szenen spielten in einer Obdachlosenunterkunft. Sie hatte zwar einige Zeit in der Unterkunft Suppe ausgegeben und mit den Obdachlosen gesprochen, doch sie hatte nie die Erfahrung gemacht, was es heißt, dort zu übernachten oder auf der Straße zu leben. Aus diesem Grund mangelte es an Detailarbeit und Gefühlen. Es gab nur eine Möglichkeit, die Probleme mit ihren Figuren zu überwinden – sie mußte die Recherche wiederaufnehmen.

Der erste Schritt bei der Erschaffung jeder Figur ist die Recherche. Da Schreiben zumeist das persönliche Vordringen in unerforschtes Terrain ist, sind Recherchen notwendig, um sicherzugehen, daß die Figur und ihr Kontext plausibel und wahrheitsgetreu klingen.

Viele Schriftsteller lieben das Recherchieren. Sie schildern es als Abenteuer, als Entdeckungsreise, als Gelegenheit, etwas über andere Welten und andere Menschen zu lernen. Sie lieben es, wie ihre Figuren lebendig werden, nachdem sie viele Tage damit verbracht haben, mehr über deren Welt zu erfahren. Wird durch ihre Recherche etwas bestätigt, was sie intuitiv wußten, sind sie überglücklich. Jede neugewonnene Einsicht gibt ihnen das Gefühl, daß sie bei der Erschaffung einer spannenden Figur einen Riesenschritt vorangekommen sind.

Andere schüchtert der Gedanke an Recherche ein, und sie betrachten sie als den schwierigsten Teil der Arbeit. Viele Schriftsteller lehnen das Recherchieren ab und sträuben sich dagegen, stundenlang Telephongespräche zu führen oder in Bibliotheken nach Informationen zu stöbern. Recherchen können frustrierend und zeitaufwendig sein. Sie können in zahlreichen Sackgassen landen, bevor Sie irgend etwas erreichen, und womöglich haben Sie keine Ahnung, wie Sie es anfangen sollen, einen bestimmten Aspekt der Figur zu recherchieren: Die Recherche ist jedoch der erste Schritt in dem Prozeß, eine Figur zu formen.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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