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Dieses Buch ist eine Zumutung. Eine Zumutung in Form und Inhalt. Geschrieben in antiquierter Balladenform. Oden mit mal guten, mal schlechteren, mal glatten, mal holprigen Reimen (aber nie so schlecht wie Deutsch-Rap-Reime). Der Stoff: sagenhafter Klatsch und Tratsch aus der griechisch-römischen Antike, gründlich recherchiert und faktenbasiert wie bei Boulevardblättern und der Yellow Press. Die Schilderung: mal eng an den altehrwürdigen Vorlagen, getragen, ernst, seriös, dann aber auch respektlos abgewandelt, ausgeschmückt, persifliert, parodiert, karikiert (bis hin zu Slapstick und Klamauk). Der Stil: hin- und herspringend zwischen pathetisch-schwülstig, bieder-naiv, frech-ironisch, lustig-frivol. Triggerwarnung: Mitunter werden antike Götter und Helden arg gerupft, demontiert und vom Sockel gestoßen, dass es nur so kracht. Es wird aber auch reflektierend innegehalten, moralisiert, ermahnt, psychologisiert, freilich immer mit selbstironischem Augenzwinkern. Alles in allem also eine ziemlich kunterbunte, vielleicht auch krude Mischung. Neugierig geworden? Dann auf in den "Antikmarkt". Sie werden reichlich belohnt. Womit? Das erfahren und erleben Sie beim Lesen.
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Dieses Buch ist eine Zumutung. Eine Zumutung in Form und Inhalt.
Geschrieben in antiquierter Balladenform. Oden mit mal guten, mal schlechteren, mal glatten, mal holprigen Reimen (aber nie so schlecht wie Deutsch-Rap-Reime).
Der Stoff: sagenhafter Klatsch und Tratsch aus der griechisch-römischen Antike, gründlich recherchiert und faktenbasiert wie bei Boulevardblättern und der Yellow Press.
Die Schilderung: mal eng an den altehrwürdigen Vorlagen, getragen, ernst, seriös; dann aber auch respektlos abgewandelt, ausgeschmückt, persifliert, parodiert, karikiert (bis hin zu Slapstick und Klamauk).
Der Stil: hin- und herspringend zwischen pathetisch-schwülstig, bieder-naiv, frech-ironisch, lustig-frivol.
Triggerwarnung: Mitunter werden antike Götter und Helden arg gerupft, demontiert und vom Sockel gestoßen, dass es nur so kracht. Es wird aber auch reflektierend innegehalten, moralisiert, ermahnt, psychologisiert, freilich immer mit selbstironischem Augenzwinkern.
Alles in allem also eine ziemlich kunterbunte, vielleicht auch krude Mischung.
Verfasst bereits vor ca. 25 Jahren, aber erst jetzt den Mut gefunden zu veröffentlichen (aus Altersverblendung, -leichtsinn und -tollheit?).
Neugierig geworden? Dann auf in den „Antikmarkt“.
Sie werden reichlich belohnt. Womit? Das erfahren und erleben Sie beim Lesen.
Der Autor:
Jahrgang 1949,
1967 bis 1976 Studium Chemie, Theologie und Psychologie,
1987 Dissertation (Dr. rer. nat.),
tätig als Diplompsychologe, u. a. in einer Poliklinik, dann in der beruflichen Beratung und Diagnostik,
seit 2014 Rentner
Ἄνδρα μοι ἔννεπε, Μοῦσα, πολύτροπον …
Sage mir, Muse, die Taten des vielgewanderten Mannes …
(Beginn der Odyssee)
Πολλὰ ψεύδονται ἀοιδοί.
Vieles lügen die Dichter.
A . OLYMPISCHE SPIELE
Liebesspiele (Chefsache Zeus)
Schwanengesang (Leda)
Rinderwahnsinn (Ïo)
Schicksalhafter Goldregen (Danaë)
Rodeo invers (Europa)
Machtspiele der Olympier
Verwandlungen
Jägerlatein (Aktaion)
Kampfspiele (Atalante)
Spinnereien (Arachne)
Nachschuss-Lorbeeren (Daphne)
Schall und Rauch (Echo)
Höllenqualen
Hochmut kommt vor dem Fall (Tantalos, Sisyphos)
Teufelskreise (Ixion)
Bodenlose Gemeinheiten (Danaïden)
Ein tragischer Rückblick (Orpheus u. Eurydike)
„Milde“ Strafen
Der rote Faden (Minotauros, Daidalos)
Höhenflug (Daidalos und Ikaros)
Schwarzseherin (Kassandra)
Zankapfel (Paris)
Goldeseleien (Midas)
Sonnenbrand (Phaëton)
B . HALBGÖTTER UNDHEROEN
Folgenreiche Vergesslichkeit (Theseus)
Kraftakte (Herakles)
Der böse Blick (Perseus und Medusa)
Odyssneyland - ein Kindermärchen (Odysseus)
Die Odyssee – Der wahre Report
C . MENSCHLICH - ALLZUMENSCHLICHES
Beziehungsstress
Wasserspiele (Hero und Leander)
Szenen einer Ehe (Kephalos und Prokris)
Schein und Sein (Pyramos und Thisbe)
Die Geister, die ich rief (Pygmalion)
Jahrmarkt der Eitelkeiten
Mondsüchtig (Endymion)
Selbstbespiegelung (Narziss)
Delphinarium (Arion)
Frauenpower
Spannende Landnahme (Dido)
Überrumplungs-Taktik (Phryne)
Männer-Ehrgeiz
Ruinöse Siege (Pyrrhos)
Schwertstreiche (Damokles)
Geld allein macht nicht glücklich (Krösus)
Ein Stein des Weisen (Demosthenes)
Hundsgemein (Diogenes)
Auftrieb (Archimedes)
Ringparabel (Polykrates)
D . GLOSSAR: WIE ES „WIRKLICH“ WAR
LITERATUR
Als Zeus zur Erde nieder eilte,
weil er im Gottsein lang sich weilte,
erblickte er ein schönes Wesen,
von dem er bisher nur gelesen.
Auf dass man ihn nicht gleich erkenne,
wenn hier auf Erden rum er renne,
verwandelt er sich in ´nen Schwan
und kreuzet stolz der Schönen Bahn.
Er spricht verzückt: „Hoppla und heda,
bist du nicht diese schöne Leda,
von der ganz Griechenland so schwärmt
und mancher schon ganz abgehärmt?“
„Ja klar, ich bin die schöne Leda,
das weiß doch hier nun wirklich jeder.
Und wer bist du, mein lieber Schwan,
weil wir dich hier noch niemals sah´n?“
„Ich komme her, inkognito,
vom Göttersitz – ganz subito.
Dort bin, entgegen mancher Spötter,
ich allerhöchster Chef der Götter.
Doch wär, mein Kind, es wohl gescheiter,
du sagtest dies nicht auch noch weiter,“
fügt er geheimnisvoll noch an
und kehrt heraus den Lebemann.
„Dann bist in Wirklichkeit du Hera,
von der erzählt hat unser Lehrer,
dass sie auf dem Olymp regiert,
weil Zeus, ihr Gatte, nichts kapiert?“
„Dein Lehrer mag die Wahrheit sagen,
die Hera führt das Regiment.
Doch dieses kann ich nicht ertragen,
was hab ich deshalb schon geflennt!
Denn Zeus, verstehst du, der bin ich.
Komm her, mein Kind, und tröste mich.
Lass uns geschwind ein wenig kuscheln,
auch wenn die Götter später tuscheln.“
Mit solchen Worten der Charmeur
sucht zu erobern Ledas Coeur
und baggert, ohne dass erröt´ er
die Leda an, der Schwerenöter.
Und schmiegt sich schnell in ihren Schoß –
ach, sein Verlangen ist so groß!
„Was hast du nur, mein lieber Schwan,
du bist ja recht im Fieberwahn
und schnäbelst mit mir wie verrückt“,
spricht Leda, nicht ganz unentzückt.
Doch fängt sie ängstlich an zu ahnen,
dass hier so mancherlei passieret.
Es tut ihr sozusagen schwanen:
„Ich werd doch jetzt wohl nicht verführet?“
Zu spät, da war es schon geschehn,
9 Monat später kriegt sie Weh´n.
Und sie gebiert die Helena,
doch Zeus, der Vater, ist nicht da.
Statt dessen, dieser Taugenicht,
er wendet ab sein Angesicht
von seiner Leda und dem Kinde
und sieht nur zu, dass er verschwinde.
Er trällert, als er von ihr schied,
ein unverschämtes Schwanen-Lied.
Und deshalb spricht beim letzten Gang
man heute noch vom „Schwanensang“.
Zurück lässt Zeus sie äußerst schnöde
allein in griechischer Einöde.
Darob frohlockt nur der Tragöde,
weil es ihm neuen Stoff wohl böte.
Wir andern Leute sind verstört,
der Vater doch zum Kind gehört.
Und die Moral von der Geschicht?
Glaub auch dem reinsten Schwane nicht;
die weiße Weste ist oft Tarnung,
das diene dir, o Mensch, zur Warnung.
Sobald dir auch nur leise schwant,
was irgend jemand heimlich plant,
dann solltest du noch ganz schnell schalten,
um drohend Unheil aufzuhalten.
Doch blinder Eifer schadet meist;
darauf uns das Gedicht hinweist:
Mitunter kann, es klingt kurios,
es besser sein, zu legen
die Hände einfach in den Schoß,
als sich zu sehr erregen.
Wenn Sie wissen möchten, wie es „wirklich“ war, schauen Sie in´s Glossar auf Seite →.
Landauf, landab ist wohlbekannt,
dass Zeus den Frauen nachgerannt;
und dafür hat er in sein´n Kisten
ganz göttlich viele Tricks und Listen.
Bei Königstochter Ïo schleicht er
im Traum sich an, damit erreich´ er,
dass sie sich sehr nach ihm verzehre
und so das Feld bereitet wäre.
Der Plan geht auf, es braucht nicht viel,
schon hat er mit ihr leichtes Spiel.
Der weitaus schwierigere Part
ist da schon Heras Wesensart.
Damit sie nicht verdürb den Spaß,
wenn er grad bei der Ïo saß,
hüllt er den Argosschen Palast
mit einer Wolke zu ganz fast.
Das war nun freilich recht naiv,
weil grad erst dadurch abgrundtief
ward Heras Eifersucht und Misstraun:
„Der Zeus wird eben wieder Mist bau´n.“
Sie macht dem Mann gleich Riesenszenen,
schreit wild und schimpft, es fließen Tränen,
zieht alle die Register fein,
womit sie kriegt ihr´n Mister klein.
„Mit Hera ist ja kein Verhandeln,
drum muss ich Ïo gleich verwandeln“,
denkt Zeus und macht ganz schnell im Nu
aus ihr ´ne nachtschwarz-helle Kuh.
Doch Hera kennt den Ehegatten
und dass sie oft schon solches hatten,
drum fordert sie von Zeus partout,
dass er ihr überlass die Kuh.
Der willigt ein, des Friedens willen
und um der Hera Wut zu stillen.
Doch Hera lässt die Kuh bewachen,
zu hindern Zeus an krummen Sachen.
Und unter hämischem Gelächter
macht sie den Argus rasch zum Wächter,
weil der mit seinen hundert Augen
hierfür würd ganz besonders taugen.
Zumal er schläft nie ganz und gar,
nur leicht und partiell-okular,
das heißt, wenn 50 Augen dösen,
die andern 50 wach ablösen.
„Beim Zeus, wie soll zum Ruhestündchen
ich kommen zu mein´m Kuhemündchen?
Wenn hundert Argusaugen wachen,
was lässt sich denn da wohl noch machen?“
fragt Zeus sich ganz und gar betroffen
und wagt kaum noch auf Rettung hoffen.
Dann fällt ihm ein, wie Hermes neulich
auf dem Olymp zwar recht abscheulich,
doch sehr ermüdend spielte Flöte –
das ist es, was die Lösung böte!
„He, Hermes, komm mal her, mein Guter.
Begnadet bis du doch als Fluter.
Drum sei so gut und eil zur Erde
und spiel vor Heras Klein-Kuhherde.“
Der Hermes schaut zunächst entgeistert,
auch ob des Lobs, mit dem bekleistert
ihn Zeus, was so nicht dessen Art ist,
weil´s Flöten sonst nur führt zu arg Zwist.
„Warum soll ich vor Kühen spielen,
die sich nur wohl beim Sielen fühlen?
Da steckt bestimmt noch mehr dahinter“,
fragt Hermes sich, „oder jetzt spinnt er.“
„Ja, weißt du, deine Flötenmühen
die gelten nicht den blöden Kühen;
der eigentliche Sinn des Flötens
besteht im Ziel des Argus-Tötens.
Der nämlich wacht ohn´ Unterlass,
bleibt ständig dafür munter, dass
ich mich nicht meiner Lieblingskuh
mit Zärtlichkeiten wende zu.
Du weißt, von deinem Flötenklang
wir Götter schlafen stundenlang.
Probier es also auch bei Argus,
für einen Lohn, der wird nicht kargus.
Wenn Argus erst mal eingenickt,
wird rasch zum Hades er geschickt,
damit nicht nach gewisser Dauer
er wieder läge auf der Lauer.
Denn wenn die Lösung passager,
dann nützt mir das nicht gar so sehr.
Erst wenn sie wirklich permanent,
gibt es für mich ein Happy End.“
Dem Hermes schlägt dies aufs Gewissen,
er wirkt arg hin- und hergerissen.
„Das ist ein Missbrauch aller Kunst,
verstrickt in des Verbrechens Dunst“,
sagt er mit großer Künstlergeste,
doch Zeus der kontert nur ganz feste,
erhöht gleich seine Spötterquote:
„Du bist doch nur der Götterbote.
Wenn wir ´nen Auftrag dir erteilen,
dann musst gefälligst du auch eilen.
Ein Künstler bist du wahrlich nicht.
Woher nimmst du nur solche Sicht?“
Nachdem benannt er Ziel und Schlachtort
spricht Zeus zu Hermes nun das Machtwort:
„Nicht länger jetzt noch vor Zeus barme,
treib Argus in des Morpheus Arme!“
So muss der Hermes doch hernieder
und spieln vor Argus Flötenlieder.
Recht müde wird der nach und nach
und Aug um Auge wen´ger wach.
„Ach wärst du doch ein Musikfan,
dann würdest du jetzt nicht einpenn´n
und ich könnt Zeus davon berichten,
dass nicht geklappt die Mordabsichten.“
So hofft der Hermes noch auf Gnade,
doch Argus schläft, was wirklich schade.
Solang der Flöte Ton ergießt sich,
ein Auge nach dem andern schließt sich.
Als letztlich alle sind geschlossen,
haut Hermes ihm, nicht unverdrossen,
doch stark genug, schnell ab den Kopf,
drauf packt ihn Hera gleich beim Schopf:
„Was tust du hier, sorgst du als Bote
vielleicht jetzt grad auch noch für Tote?
Hinter solch intriganten Scheuß-
lichkeiten steckt doch sicher Zeus!
Na warte, alter Lotterbube,
ich bring dich in die Schlottergrube!
Du solltest deine Hera kennen,
vor Rache werd ich weg nicht rennen.
Mein Argus, wie ich seh, ist hin sehr,
die Augen machen keinen Sinn mehr.
Um Argus aber zu gedenken,
werd ich die Augen alle schenken
als Schmuck grad meinen Lieblingstieren,
im Schweife sollen sie die führen.“
Noch heute sind sie bei den Pfauen
recht bunt und schillernd anzuschauen.
Der Ïo hat´s nur Leid gebracht,
was Zeus mit ihr so hat gemacht:
Nach kurzem Eifer lässt der Stoffel
sie fall´n wie eine heiß´ Kartoffel.
Dabei hat er nicht mal gehandelt
und sie als Mensch zurück verwandelt.
Betrübt ist sie, ganz unerkannt,
als Kuh gezogen durch das Land.
Ihr Vater Inachos, der suchte
sie lang im ganzen Land und fluchte
auf Zeus und Hera, diese beiden,
als Ursach seiner Tochter Leiden:
„Was seid ihr nur für Eheleute,
für eure Streits nehmt ihr zur Beute
euch einfach was gerade passt –
kein Wunder, dass man euch oft hasst!
Statt dass ihr Streits direkt ausfechtet
und gegenseitig auf euch hechtet,
da werden andere entrechtet,
ja schlimmer noch: als Kuh geknechtet!
Wann zieht ihr endlich eure Bahn hin,
lasst ab von euerm Rinderwahnsinn?“
klagt Inachos sie grimmig an,
soweit er das noch stimmlich kann.
Als schließlich Ïo er gefunden,
mit Trauerblick, total zerschunden,
und er sie fragt nach dem Ergehn,
da kann sie ihn nur stumm ansehn.
Kein Wort kommt über ihre Lippen,
doch fängt sie bald schon an zu tippen
den Text der Story in den Sand rein,
mit Hilfe von dem linken Standbein.
Ob Inachos dies wohl versteht,
das erste Morsealphabet?
Man lässt uns hier im Ungewissen,
und somit her- und hingerissen.
Erwähnenswert in dieser Ode
ist noch ´ne kleine Episode:
Als Ïo nach recht langem Wandern
sich ausruht, sieht sie einen andern,
der auch ein Opfer ward von dem Zeus:
an Fels gekettet hängt Prometheus.
Nachdem zunächst sie ganz verzagt
ihr beider Schicksal hab´n beklagt,
beneidet sie Prometheus sehr,
dass sie könnt laufen hin und her.
Als Trost gemeint ruft sie ihm zu
(aufmunternd durch ein lautes „Muh“):
„He, Promi, lass dich nicht so hängen;
auch ich steh unter argen Zwängen.
Meinst du, ich mag das ew´ge Laufen,
Grasfressen, Wiederkäuen, Saufen?
Nur dusslig auf der Weide stehn,
mir Blumen und die Heid´ ansehn,
ständig und stets auf allen Vieren,
und Löcher in die Luft nur stieren?
Die Fliegen mit dem Schwanz verscheuchen,
die Luft durch mein´n Gestank verseuchen –
denkst du, das macht mir Spaß, du Trottel?
Da mach ich, dass ich weiterzottel.“
„Halt, halt, so war das nicht gemeint.
Denk doch mal dran, dass uns vereint
ein gleiches Schicksal, nämlich Opfer
zu sein von Zeus, dem Sprücheklopfer.“
Prometheus spricht mit Feuereifer
(dass dies ihm käme teuer, weiß er):
„Drum lass uns ´nen Verein begründen,
auf dass wir rächen all die Sünden,
die Zeus an uns hat einst begangen,
und dass er uns hier hält gefangen.
Auch fielen mir für den Verein
recht viele Kandidaten ein.“
Die Ïo stiert nur reichlich blöde,
dann sagt sie, unverzeihlich schnöde:
„Ach, Promi, gib dir keine Mühe,
Pol´tik is nu ma nich für Kühe.“
Und muht ein „Tschüss“ ihm kurz noch zu -
Prometheus denkt: „Du blöde Kuh!“ –
und wendet sich der Frage zu:
„Warum lässt mich ein jeder hängen
und in der Sonn zu Leder sengen?“
Auch wenn ihn dieses sehr empört –
sein´ Frage bleibt ganz unerhört.
Als Antwort für sein Aufbegehren
lässt Zeus den Adler zweimal zehren
pro Tag von des Prometheus Leber
und reduziert den Wassergeber.
„Erst tut er mir das Feuer klauen,
jetzt will er ´nen Verein aufbauen –
damit er nicht noch mehr hervor-
kramt, muss ich streng sein zu dem Tor“,
spricht Zeus in seinem Kämmerlein,
spielt weiter „Meister Hämmerlein“.
Zurück zur wahren Kerngeschichte,
die ich ein wenig noch berichte.
Mit Heras Rache, was ward draus,
gab Stunk es im Olympier-Haus?
Die Hera hat gerächt sich zwar,
doch (wie so oft) verächtlich war,
dass sie am Schwachen Rache nähme,
weil´s sonst mit Zeus zum Krache käme.
So bleibt als bittrer Beigeschmack:
sie meint den Esel, schlägt den Sack.
Anstatt dem Zeus zu sag´n „Adio“,
nimmt Rache sie nur an der Ïo.
Sie schickt ihr nach ´ne Riesenmücke,
dass die sie auf der Wiesen zwicke.
Davon wird Ïo ganz von Sinnen,
versucht sehr schnell, ihr zu entrinnen.
Sie rennt entlang am Ion´schen Meer
(sein Name rührt auch grad daher),
über den Bosporus ganz schnell
nach Asien – immer schon zur Stell
ist Heras große Riesenmücke,
die sie gleicht zwickt mit Hinter-Tücke.
So muss sie weit und weiter laufen,
ohn eine Pause zum Verschnaufen.
Die Ruhe hat sie erst gefunden,
als in Ägypten ganz zerschunden
sie ankam. Dort endlich gehandelt
hat Zeus und sie zurück verwandelt.
Und ohne zu beschönigen:
Gar sehr hat sie den Königen
Ägyptenlands danach gefallen –
geliebt, verehrt ward sie von allen.
Auch wird sie gleichgesetzt mit Isis –
so endet reich besetzt die Krisis.
Wenn man sich nach dem Sinn wohl frage
von der Geschicht für heutzutage,
dann soll man Aufmerksamkeit lenken
von Frau´n und Mädchen, dran zu denken:
Sobald mit euch ein Kerl anbandelt,
passt auf, dass dieser nicht verwandelt
euch in ´ne Kuh und ihr zuschandel
als Opfer kommt bei solch Kuhhandel.
Egal ob Männlein oder Weiblein –
ein jeder schneid sich ab ein Scheiblein
von dem, wie Argus es erging
durch Hermes´ langes Sing-sang-sing.
Wenn leere Worte niederprasseln
und man versucht euch zuzuquasseln
mit unendlichen Litaneien,
Nachplappern wie bei Papageien;
wenn jemand euch, ohn dass ihr bittet,
ununterbrochen überschüttet
mit großen Lobes-Hudeleien,
seichten Musike-Dudeleien;
wenn man versucht euch einzulullen
mit Flöten, Harfen, Wein und Stullen,
auch wenn es bill´ger Fusel sei
oder Gefühle-Duselei;
wenn ihr sehr lange Reden hört,
dass ihr dem Zuhörn ab schon schwört;
wenn Dinge, die euch eig´ntlich stören,
euch irgendwann nicht mehr empören;
dann solltet ihr mit Argusaugen
nachprüfen, was die Dinge taugen,
die man euch da so unterjubelt,
damit in Geld man um sie rubelt.
Oft steht dahinter nur Methode,
drum sagt am End uns diese Ode:
Wann immer übermannt euch Schlaf –
bleibt wach, denkt dran, wie´s Argus traf!
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Schon wieder gibt es zu berichten
von Zeus nichts als Skandalgeschichten –
´ne Spielart seiner Extratouren
von Abenteuern und Amouren.
Doch hat die Story mehr zu bieten
als nur des Zeus Verführungsriten.
Zuerst zeigt sie, wie unerbittlich
das Schicksal zuschlägt, ganz unsittlich.
Die Danaë ist Zeus´ Erwählte,
Akrisiossens unvermählte
und extra-schöne Königstochter,
die gleich beim ersten Blick gemocht er.
Nun hatte aber ein Orakel
mal angekündigt ein Debakel:
Akrisios der würde sterben
durch einen seiner Enkelerben.
Damit ein solches nicht geschähe,
durft nie in Danaëens Nähe
ein Mann gelangen, der sie schwängert,
weil sonst der Schicksalslauf anfängert.
Drum sperrt Akrisios die Maid
in einen Turm und hält gescheit
sich wegen dieses schlauen Tricks,
doch nützt ihm solches alles nix.
Vor ird´schen Männern hilft das zwar,
doch nicht vor einem Götter-Star,
der schon besitzt ein reiches Wissen
für´s Überspring´n von Hindernissen.
Er nähert sich der Danaë
in einer Form, die keiner seh
als kritisch oder ´fährlich an,
dass drin steckt gar ein richt´ger Mann.
Denn auf so ganz verschlungnen Wegen
gelangt er in den Turm als Regen
(dem Stand gemäß aus purem Gold) –
die Danaë zeigt sich ihm hold.
So wird aus diesem goldnen Regen
recht bald ein holder Kindersegen:
ohn dass die Unschuld sie verloren,
hat sie den Perseus dann geboren.
Akrisios sieht´s mit Erschrecken,
dass nichts genutzt das Turmverstecken.
Um den Orakelspruch zu bannen,
schickt beide einfach er von dannen.
Das heißt, er packt sie in ´ne Kiste
und setzt sie aus mit Hinterliste
auf´s große Meer, dass weg sie schippern,
am besten richtig unterklippern.
Wir finden solches mächtig schäbig,
doch wen´gstens sind die Götter gnädig,
geleiten beide wohlbehalten
durch maritime Sturmgewalten.
Und bei der Insel Seriphos
fragt Fischer Diktys: „Hör´ i wos?“
und schaut hinaus aufs weite Meer:
„Wo kommt denn nur die Kiste her?“
Er rettet dann so ganz geschwinde
die Mutter mit dem kleinen Kinde
und bietet ihnen Heim und Herd,
wo Perseus aufwächst unbeschwert.
Doch Diktys´ Bruder, Polydektes,
der Inselherrscher, der entdeckt es,
dass Danaë ein Frauenzimmer
von Schönheit ist, wie´s sah er nimmer.
Er nähert sich ihr und bedrängt sie,
dass sie sich reichlich eingezwängt fühl´.
Drum hilft der Sohn (inzwischen Mann),
ihn fernzuhalten, wie er kann.
Deshalb will Polydektes gerne,
dass Perseus endlich sich entferne.
Um ihn nicht selbst zu töten müssen,
schickt er ihn auf ´ne heikle „mission“.
Er ruft dem Perseus zu: „He, du da,
besorg das Haupt von der Medusa“,
wohlwissend, dass dies sehr gefährlich,
unlösbar quasi, wenn man ehrlich.
Wie dies dem Perseus doch gelungen,
wird erst an andrer Stell besungen. 1
Wir hangeln uns nun wieder lang
am eigentlichen Handlungsstrang.
Der Perseus kehrt samt seiner Mutter
nach Haus zurück mit einem Kutter.
Bei Opa hält sich Freud in Grenzen,
er zieht nur ab und Konsequenzen.
Noch immer treibt ihn Angst vor Tötung
durch seinen Enkel; gleich bei Rötung
des Morgenhimmels flieht ohn Rast er,
sucht Schutz im Lande der Pelasger.
Doch eben dort, nach längrer Zeit
da ist letztendlich es so weit,
dass der Orakelspruch ohn Gnade
vollendet die verschlungnen Pfade.
Akrisios bei Sport und Spielen
scheint sich im Stadion wohl zu fühlen,
kann ohne Sicherheitsbedenken
dem Wettkampf voll Beachtung schenken.
Daran hätt´ sich geändert was,
wenn er geahnet hätte, dass
auch Perseus war hierher gekommen,
und hat an Spielen teilgenommen,
auf dass die Gegner er bezwinge,
den Siegerlorbeerkranz erringe.
Als Perseus seine Kraft vergeudert
und eben seinen Diskus schleudert
(wer weiß, ob grad der Wind nicht stimmt),
dass der die falsche Richtung nimmt
genau auf den Akrisios,
der schon verspürt ´nen harten Stoß.
Nun traf auch leider Perseus´ Diskus
Akrisios nicht am Meniskus,
oh nein, er wird am Kopf erwischt,
worauf sein Leben prompt erlischt.
So ward vom Enkel er getötet,
wie´s der Orakelspruch geflötet.
Geschehen zwar ganz ohne Absicht –
doch vom Orakel her: das macht nichts.
Im Gegenteil: denn je kurioser
es sich erfüllt, desto furioser
vermehrt sich des Orakels Ruf,
was eben dies Debakel schuf.
Schaut man´s Akrisios-Spektakel
sich an, so grenzt es an Mirakel,
wie meisterhaft hier die Regie
und knallhart die Dramaturgie:
Auch wenn die Wege recht verschlungen
und Teilerfolge er errungen
(versteckt die Tochter tief im Turm,
setzt später aus sie Meer und Sturm,
flieht schließlich selbst in fernes Land),
dies alles ist nur eitel Tand –
aus heiterm Himmel kommt ein Diskus
und eh´ man sich versieht, da is Schluss.
Bei diesen göttlichen Usancen
wo blieb´n Akrisiossens Chancen?
Geraten hätt ein Architekt,
dass er beim Turm, wo er versteckt
die Tochter, sollt sein Streben richten
auf´s Fenster-, Türen-, Dach-Abdichten –
es hätte nichts genützt, mitnichten:
Zeus würd nicht auf Genuss verzichten.
Ein Seemann hätt´ den Rat gegeben,
dass er dem Enkel nähm das Leben,
indem er bohre kleine Löcher
in Kistenwände noch und nöcher –
es hätte nichts genützt, mitnichten:
Poseidon würd sie glatt abdichten.
Fragt er ´nen Reiseveranstalter,
wo ganz, ganz sicher auf sich halt er,
so würde der zur Flucht empfehlen,
doch eine Fernreise zu wählen –
es hätte nichts genützt, mitnichten:
auch Perseus hätt Fernweh-Absichten.
Ein Sicherheitsberater warnte,
dass er sich besser völlig tarnte,
wenn er mal ginge an ´nen Ort,
zu schau´n Theater, Spiel und Sport –
es hätte nichts genützt, mitnichten:
der Diskus würd ihn trotzdem sichten.
Worüber will uns dies belehren?
Man kann sich noch so kräftig wehren
und ganz geschäftig auch vorkehren,
was man auch tut, es kommt am Schluss
grad eben so, wie´s kommen muss.
Denn ist das Schicksal erst beschlossen,
dann schlägt es zu ganz unverdrossen;
mal früher, öfter auch erst später –
und niemand kennt zuvor den Täter.
Dies Thema zieht sich weit und breit
durch Dichtungen antiker Zeit.
Dort heißt es „Moira“ or´ginal,
doch das ist eigentlich egal.
Was „gottgewollt“ ist für die Alten,
wird (theokritisch) heut gehalten
für Selbsterfüllungs-Prophetie
und großenteils Psychologie.
Das heißt, dass jemand ängstlich wartet
auf das, was für ihn abgekartet
oder ihm anders prophezeit,
und wird so mehr und mehr bereit,
grad in das Unheil reinzuschlittern,
was er vermeiden will mit Zittern.
Gemessen an den prallen Bildern,
wie uns die Mythen solches schildern,
klingt dies prosaisch und anämisch –
stell´n wir am End noch fest ganz hämisch.
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1 im Gedicht „Der böse Blick“, S. → ff
Als letzte von des Zeus Amouren
wolln wir nun zu Europa touren,
Agenors Tochter, schön, famos;
so quasi wie „Phöniziens Rose“. 2
Schon lange hatte Zeus erkannt,
wie schön sie ist und auch gewandt.
Verliebt sich über beide Ohren
und hat fast den Verstand verloren.
„Wie stell ich´s diesmal denn bloß an?“
fragt sich der geile Gottesmann.
Und nach so manchem Ach und Weh
kommt ihm die zündende Idee:
„Erfolgreich wär, so scheint es mir,
ein Auftritt als ein weißer Stier.“
Kaum hat gefasst er den Gedanken,
schon sieht man ihn zur Erde wanken,
grad dorthin, wo Agenors Herden
gehütet und gehätschelt werden
und wo Europa nah dabei
mit Freundinnen beim Spielen sei.
Zeus schmuggelt sich im Nu als Stier
geradewegs ins Kuhgetier.
Und jede Kuh nimmt es gleich wahr:
Der hebt sich ab ganz wunderbar!
Reinweiß, mit kräftgem Körperbau,
was auch bei Kühen jeder Frau
sehr imponiert, das Feuer schürt.
Und manche wünscht, sie werd´ verführt.
Viel Küh´ umdrängen ihn in Menge
und bringen Zeus in arge Zwänge.
„He, komm zu mir und sei mein Stier“,
es muht um ihn in Liebesgier.
Und kaum kann er sich noch erwehren,
so dass er anfängt mit Beschweren:
„Lasst mich in Ruh, ihr blöden Kühe,
hört auf mit eurer öden Mühe.
Meint ihr vielleicht, ich wäre hier,
damit für euch ich spiel den Stier?
Ich bin der Vater, nicht der Opa
der Götter und such hier Europa.“
Nachdem geklärt, was in ihm steckt,
genießt er aller Küh´ Respekt.
Ganz stolz er sich darum gebärde,
fühlt sich als King der ganzen Herde
und hofft, dass endlich wird gewahr
Europa ihn, den Stier und Star.
Und wirklich, nach geraumer Zeit,
da ist es endlich dann soweit:
Europa blickt ihn staunend an,
verharrt, ob sie sich trauen kann.
Sie zögert noch als scheue Frau.
Doch wie er blickt mit treuem Blau,
da nähert sie sich mit Bedacht
und streichelt ihn ganz zart und sacht.
Er lässt sich´s gern und oft gefallen
und fängt schon an, ganz soft zu lallen.
Dann darf er ihre Hand liebkosen,
doch sagt ihm sein Verstand: „Keep frozen!
Sonst merkt Europa noch das Ziel
von diesem schönen Ringel-Spiel.“