Von Vollmond zu Vollmond - Ingeborg Treml - E-Book

Von Vollmond zu Vollmond E-Book

Ingeborg Treml

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Beschreibung

Abenteuer einer Granny aupair mit 61 Jahren in Peking - ein Aupair-Mädchen im Großmutteralter.

Das E-Book Von Vollmond zu Vollmond wird angeboten von BoD - Books on Demand und wurde mit folgenden Begriffen kategorisiert:
Aupair Mädchen im Großmutteralter, Erlebnisse bei einer Familie in China, Erfahrungen in Fernost, Vier Wochen in Peking, Generation 50+ gehört noch nicht zum alten Eisen

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Seitenzahl: 101

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Vorwort

Als meine ältere Tochter nach dem Abitur nicht wusste, was sie studieren sollte, beschloss sie, zunächst eine au pair -Tätigkeit in Frankreich auszuüben. Da ich schon einiges – leider auch Unangenehmes – über das Verhältnis fremde Familie/au pair Mädchen gehört hatte, empfahl ich ihr, die Stelle nicht privat zu suchen, sondern über die Caritas in Regensburg.

Sie wählte die Stadt Marseille, wo ein junges Ehepaar einen einjährigen Sohn betreut haben wollte.

Um ihr den Einstieg zu erleichtern, verabredeten wir mit der Familie, dass ich sie begleiten und zwei, drei Tage dort wohnen dürfte. Als ich den Jungen sah, wäre ich am liebsten sofort selbst dort „eingestiegen“.

Nach einem Schicksalsschlag entschied ich mich, genau so etwas zu machen, aber nicht in Europa, sondern möglichst weit weg. Die Hamburger Agentur, die solche Stellen vermittelte, hatte damals gerade erst angefangen und noch nicht viele Angebote. Für mich blieb quasi nur Peking übrig. Und so begann ich einen E-Mail-Austausch mit der Familie, die zwei Kinder hatte und deren Mutter ein drittes erwartete.

Als ich im Dezember 2013 abreiste, war vereinbart, dass ich genau drei Monate bleiben sollte; ich hatte mir auch ausgebeten, jederzeit heimfliegen zu dürfen, sollte mein damals 86jähriger Vater schwer erkranken und meine Hilfe brauchen.

Wer immer sich für eine solche Tätigkeit entscheidet, sollte sich klar machen, dass das keine Art Urlaub ist, sondern eine sehr verantwortungsvolle Arbeit; gerade, wenn man ein weit entferntes Zeil wählt, ist man nahezu komplett abhängig von der Familie, denn die Agentur übernimmt nur die Vermittlung, nicht irgendeine Haftung oder Garantie. Auf alle Fälle braucht man eine Haftpflichtversicherung, die schützt, wenn unter der Aufsicht der Granny (Großmutter) den Kindern etwas passiert.

Inhaltsverzeichnis

Ni hao (hallo) aus Pe-Chinesien

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

6. Kapitel

7. Kapitel

8. Kapitel

9. Kapitel

10. Kapitel

11. Kapitel

12. Kapitel

13. Kapitel

14. Kapitel

15. Kapitel

16. Kapitel

17. Kapitel

18. Kapitel

19. Kapitel

20. Kapitel

21. Kapitel

22. Kapitel

23. Kapitel

24. Kapitel

25. Kapitel

26. Kapitel

27. Kapitel

28. Kapitel

29. Kapitel

30. Kapitel

31. Kapitel

32. Kapitel

33. Kapitel

Ni hao (hallo) aus Pe-Chinesien

1. Kapitel

‚Ich packe meinen Koffer und ….‘ komme fast nicht dazu, denn viele liebe Freunde wollen sich von mir verabschieden und mir Glück wünschen für meine Reise, die so ganz anders sein wird als alle vorhergehenden, und den vergleichsweise langen Auslandsaufenthalt im fernen China, ja mitten drin in der riesigen Metropole Peking. Die Stadt ist mir nicht unbekannt, da ich vor wenigen Jahren als Tourist mit einer Reisegruppe im Frühling dort war, aber das ist doch eine ganz andere Situation als wenn man als Kindermädchen im Großmutteralter dort hinkommt.

Als ich am späten Abend (der Flug von München nach Peking geht erst am nächsten Abend, aber bis wir ‚aus dem Woid‘ in der Landeshauptstadt ankommen, vergehen einige Stunden) doch fertig werde und glaube, alles unbedingt Nötige im Koffer zu haben, stelle ich beim Wiegen fest, dass es 27kg sind, d.h. 4kg zu viel! Ach Du Schreck, was soll ich jetzt herausnehmen? Bademantel, ein paar T-Shirts, zwei Hosen bleiben da – ein paar Sachen müssen ins Handgepäck, aber da siehts auch düster aus, denn hier ist mein riesiger Medikamentenvorrat verstaut.

Ich arbeite mich langsam, aber stetig auf 22,??kg zurück und hoffe, dass es am Check-in-Schalter der Lufthansa keine Probleme geben wird, denn man hat mir dringend geraten, das Limit von 23kg nicht zu überschreiten – man müsse nicht das überzählige Gewicht bezahlen, sondern gleich einen Pauschalpreis von über 100€.

2. Kapitel

Am Morgen bin ich überrascht, wie gut ich geschlafen habe. Eine liebe Freundin hat mir angeboten, mich bis zur ersten Umsteigestation zu fahren, damit ich meinen Monsterkoffer nicht oft heben muss. Nach nur einer Zugfahrt werde ich von den nächsten Freunden am Bahnsteig empfangen und zum Flughafen chauffiert. So einen Service gibts sonst nicht! Zu dritt ‚checken wir ein‘, d.h. versuchen wir, den vollautomatischen Check-in zu machen – nicht nur die Bordkarte mithilfe des Passes auszudrucken, sondern auch das Gepäck zu wiegen und aufzugeben. Die Waage zeigt 23kg! Na, ist das nicht klasse? Als Kai das Band ‚Peking‘ um den Koffergriff befestigt, hoffen wir alle, insbesondere ich, dass er auch mit mir dort landet. Etwas unheimlich ist dieses ‚unbemannte Einchecken‘ ja schon!

Es ist noch Zeit, also spazieren wir über den Wintermarkt, essen und trinken noch was Bayrisches, das es für mich ja lange nicht mehr geben wird, bis dann doch die Stunde des Abschieds schlägt.

Nach der Tragflächen-Enteisung beginnt der 9 ½ stündige Nachtflug. Obwohl das dem Tagesrhythmus entsprechen müsste, kann ich – wie immer – nicht einschlafen, sondern nur vor mich hin dösen. Auch das Fläschchen Wein zum Abendessen verfehlte seine gewünschte Wirkung. Der Zeitunterschied beträgt 7 Stunden, und so komme ich wie geplant gegen 13 Uhr Ortszeit in Peking an.

3. Kapitel

Nach den Einreiseformalitäten nehme ich ziemlich geschlaucht nach der langen Sitzerei - meinen Koffer vom Band und gehe in die Halle hinaus. Die Spannung wächst: werden sie da sein? Was mache ich, wenn nicht? Aber kaum habe ich die ersten Meter hinter mir, sehe ich die vier Familienmitglieder schon winken, sie stehen ganz vorn, damit sie mich nicht verpassen können. Ich bin sehr erleichtert, der Junge (Nico) kriecht unter der Absperrung durch und begrüßt mich gleich in aller-feinstem Hochdeutsch. Da bin ich erst mal platt! Drei Jahre hat er gelernt auf einer deutschen Schule und so ein Ergebnis – das kann sich sehen lassen! Was mich am meisten verblüfft, ist, dass er nicht mal einen ausländischen Akzent hat. Wow, das hätte ich nicht erwartet. Dann treffe ich die übrige Familie, Natalie – die russische Mutter, mit der ich schon monatelang E-Mails wechselte, Ting – den Vater, der Chinese ist und Katharina, das Küken mit 1 ¾ Jahren. Sie wurde mir schon als sehr scheu beschrieben, aber ich hoffe, dass wir uns bald aneinander gewöhnen und sie zutraulich wird.

Mit einem gemieteten Geländewagen fahren wir zu dem Haus, in dessen 19. Stock ich die nächsten drei Monate verbringen soll. Allerdings wird mir gleich erklärt, dass es eigentlich der 16. ist, weil Nr. 4, 13 und 14 fehlen, da es Unglückszahlen sind.

Ich bringe die Sachen auf mein Zimmer: großes Bett mit farbenfrohen Bezügen, Nachtkästchen, Schreibtisch mit PC und zwei Kleiderständer, einer mit Stange und einer mit Fächern – perfekt! Als ich ein bisschen einräume, legt Kathi sich in das unterste Fach, das sieht echt witzig aus! Nico nimmt mich gleich in Beschlag und will mit mir spielen, was nicht immer so einfach ist, denn kaum liegt etwas auf dem Tisch, kommt die kleine Schwester und schnappt sich einen Spielstein, den Würfel, die Karten ... Meistens muss die Mutter sie ablenken. Nico ist geschickt im Papierfalten, er kapiert die Anleitungen im Gegensatz zu mir meist auf Anhieb, beim Memory-Spiel ist er mir haushoch überlegen – noch dazu sind es lauter Autos; da kann ich ja keine Chance haben - für mich sehen die alle gleich aus!

Ich merke allerdings, dass mir die lange Reise einiges abgefordert hat und bin dankbar, als Natalie mir anbietet, mich etwas auf die Couch zu legen. Kathi kommt an und drückt ihre Nase an meiner platt – immerhin ein erster Annäherungsversuch! Trotz aller Geräusche um mich herum schlafe ich ein.

Am Abend gehen Mutter, Kinder und ich in das Restaurant im Compound (ein Zusammenschluss mehrerer Häuser mit einem Eingang, der von Sicherheitsbeamten bewacht wird). Natalie wählt verschiedene Gerichte aus - das Schöne für den Ausländer ist, sie sind alle bildlich erfasst, und man hat eine genaue Vorstellung von dem, was man später vorgesetzt bekommt. Auf einer Platte mit gebratenen Hühnerteilen ragt mir der dazugehörige Kopf entgegen – Natalie sagt, er wäre nur zur Dekoration da – tja, was weiß man denn? Im Restaurant werden Stäbchen gereicht – Natalie wundert sich, wie gut ich damit zurecht komme – aber das hat mir vor Jahrzehnten ein Student aus Taiwan beigebracht. Dieses erste chinesische Essen schmeckt mir, und wie sich herausstellen soll, vertrage ich es auch gut.

Nach diesem anstrengenden Tag bin ich froh, um 20 Uhr Ortszeit ins Bett fallen zu dürfen.

Als ich aus meinem Fenster schaue, sehe ich einen wunderbar gelben, verheißungsvollen Vollmond zwischen den Häuserschluchten.

4. Kapitel

Mein Zimmer ist durch das Bad vom Elternschlafzimmer getrennt, trotzdem höre ich Kathi in der Nacht ab und zu weinen, aber für alle Fälle habe ich Ohrenstöpsel dabei. Ich stehe auf, als ich die Kleine schon längere Zeit plappern höre; Nico muss in die Schule, ist aber noch in seinem Zimmer mit Stockbett. Alle drei stehen sie da herum und winken mich herein, ich setze mich auf die Kante des unteren Bettes, aber Natalie und Nico gestikulieren wild – hä? Was ist denn? Sie deuten auf das Bett, und ich schaue genauer hin: da liegt ja einer vergraben in der Zudecke und schläft noch! Wie von der Tarantel gestochen springe ich hoch – es ist der Herr des Hauses, der nach der Abholaktion gestern gleich wieder ins Geschäft gefahren ist und erst heimkam, als wir schon im Bett waren. Er hat nichts mitbekommen und schläft weiter.

Natalie muss Nico mit dem Auto zur Schule fahren, weil es zu weit zum Gehen ist, sie lässt Kathi da, die schreit gleich mal vorsichtshalber, kommt aber dann zu mir, als die Tür zufällt. Die Mutter hat sie schreien hören, kommt sofort zurück und nimmt sie doch mit. Was soll man dazu sagen?

Ich kann mir das erste Frühstück im fremden Land selbst machen: dazu hat Natalie Nescafé besorgt, der die nächsten drei Monate meine Kaffeemaschine ersetzen muss, dazu gibt es Toast, Butter und Marmelade von Schwartau, das Geschirr ist von Ikea – ich fühl mich ganz zu Hause! In einem rein chinesischen Haushalt sähe das wahrscheinlich anders aus. Das Wasser vom Hahn soll ich nicht nehmen, nicht mal zum Kochen, es gibt große Wasserkanister, die es liefern – daran muss ich mich erst gewöhnen.

Irgendwann verschwindet der Vater ohne Frühstück ins Geschäft (als Kathi das bemerkt, stellt sie ihm eilfertig die Schuhe hin – die ist vielleicht 'ne Nummer!), auch Natalie trinkt nur Tee, die Kleine kriegt was in den Mund geschoben, während sie auf dem Tablet spielt. So schnell kann ich gar nicht schauen wie ihre kleinen Fingerchen über die Oberfläche flitzen – und das mit 1 ¾ Jahren! Sprachlich hat sie von allem etwas drauf: am meisten Russisch, etwas Chinesisch, aber sie plappert auch englische und deutsche Wörter nach.

Es gibt sehr viel Spielzeug in der Wohnung, vieles läuft nur mit Batterie – mich, die ich das nicht so gewohnt bin, erschreckt manches: ich trete auf einen kleinen Kinderteppich und der beginnt plötzlich zu sprechen: ‚el‘ – ‚lion‘; es ist ein Buchstaben-Teppich, man tippt den Buchstaben an (oder tritt drauf wie ich), der Buchstabe wird ausgesprochen und ein Beispielwort genannt, das an der Stelle auf dem Teppich aufgedruckt ist. Da kann ich nur staunen! Vieles erzeugt Geräusche: der Reiskocher in der Küche, das Sicherheitsschloss, wenn es aufgeht, wieder anders, wenn es sich schließt – denn Schlüssel gibt es keinen für die Wohnungstür (was sich noch als fatal herausstellen wird), jedes Handy hat einen anderen Klingelton, das Festnetztelefon usw. usw.

Da Ting, der einzige ‚Vollblut-Chinese‘, nur ganz wenige Worte Englisch spricht, ich dagegen des Russischen und Chinesischen nicht mächtig bin, beschränken sich unsere Kontakte vorwiegend auf ein gegenseitiges Lächeln.

5. Kapitel

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