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Als das Schuljahr endet, ist Marc darüber sehr froh: Er war eine Niete im Sport und in Mathe und der Schulausflug wurde zur Katastrophe, weil er nicht schwimmen kann. Übertroffen wurde dieses Elend nur durch Kenny Williamson, der sich selbst zum König des Klettergerüsts erklärt hatte. Doch Rettung naht in Form von Onkel Jake. Der ist ein echter Navy SEAL und hat einen Plan: Er will Marc zu einem Kämpfer machen. In diesem illustrierten Kinderbuch zeigt der ehemalige Navy SEAL Jocko Willink Kindern von 8 bis 12 Jahren, wie man lernt, sich durchzusetzen und seine Ziele zu erreichen: mit Ehrgeiz, Disziplin, Mut und dem festen Willen, über sich hinauszuwachsen. Die Botschaft ist: Nicht jedes Kind wird als Kämpfer geboren, aber jedes Kind kann dazu werden.
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Seitenzahl: 116
US-Elitesoldat Jocko Willink
US-Elitesoldat Jocko Willink
Wie mein Onkel Jake mir half, vom Außenseiter zum Kämpfer zu werden
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie.
Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://dnb.de abrufbar.
Für Fragen und Anregungen
2. Auflage 2014
© 2019 by riva Verlag, ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbH
Türkenstraße 89
80799 München
Tel.: 089 651285-0
Die amerikanische Originalausgabe erschien 2017 bei Feiwel and Friends unter dem Titel Way of the Warrior Kid: From Wimpy to Warrior the Navy SEAL Way. © 2017 by Jocko Willink.
All rights reserved.
WAY OF THE WARRIOR KID
Text copyright © 2017 by Jocko Willink
Published by arrangement with Feiwel and Friends, an imprint of Macmillan Publishing Group, LLC. All rights reserved.
Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden. Wir behalten uns die Nutzung unserer Inhalte für Text und Data Mining im Sinne von § 44b UrhG ausdrücklich vor.
Übersetzung: Martin Rometsch
Redaktion: Ulrike Reinen
Umschlaggestaltung: Laura Osswald
Umschlagabbildungen und Illustrationen im Innenteil: Jon Bozak
Layout: Pamela Machleidt
Satz: Müjde Puzziferri, MP Mediien, München
Druck: GGP Media GmbH, Pößneck
eBook: ePubMATIC.com
ISBN Print 978-3-7423-0816-0
ISBN E-Book (PDF) 978-3-7453-0443-5
ISBN E-Book (EPUB, Mobi) 978-3-7453-0444-2
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www.rivaverlag.de
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Dieses Buch ist Marc Lee, Mike Monsoor und Ryan Job vom SEAL Team Three, Task Unit Bruiser, gewidmet, die als Krieger lebten, kämpften und starben.
KAPITEL 1: Das schlimmste Jahr
KAPITEL 2: Der schlimmste Tag
KAPITEL 3: Beginn der Sommerferien
KAPITEL 4: Zimmergenossen
KAPITEL 5: Warrior Kid
KAPITEL 6: Das Programm beginnt
KAPITEL 7: Der Krieger-Kodex
KAPITEL 8: Ein starkes Geschenk
KAPITEL 9: Die verrückte Acht
KAPITEL 10: Jiu-Jitsu
KAPITEL 11: Wasserscheu
KAPITEL 12: Disziplin ist Freiheit
KAPITEL 13: Klimmzug Nummer eins
KAPITEL 14: Einmaleins-Profi
KAPITEL 15: Abgeklopft!
KAPITEL 16: Kraftstoff für die Maschine
KAPITEL 17: Wie ein Fisch im Wasser
KAPITEL 18: Rekordjagd und Überwindung eines Plateaus
KAPITEL 19: Präsidenten, Hauptstädte und Gettysburg
KAPITEL 20: Auf der Matte: Marc gegen Goliath
KAPITEL 21: Superman springt!
KAPITEL 22: Zehn!
KAPITEL 23: Auf mich allein gestellt
KAPITEL 24: Zurück in der Schule – die ersten Tage
KAPITEL 25: Ein Brief an Onkel Jake
Morgen ist der letzte Schultag. Ich kann ihn kaum erwarten. Dieses Schuljahr war das schlimmste aller Zeiten! Leider kann ich mir nicht vorstellen, dass es nächstes Jahr besser wird. Die fünfte Klasse war grauenhaft und ich fürchte, die sechste wird noch schlimmer. Warum sie so schrecklich war? Wo soll ich anfangen?
Die fünf Hauptgründe, warum die fünfte Klasse furchtbar war:
Die Schule selbst! Ich muss den ganzen Tag an einem Pult sitzen.
Ich habe erfahren, dass ich doof bin! Und es stimmt. In allen anderen Schuljahren hielt ich mich für schlau. Aber dieses Jahr war ein Reinfall! Ich beherrsche das Einmaleins immer noch nicht! Wie zum Teufel soll ich das nächste Jahr überstehen?
Das Mittagessen in der Schule. Sie nennen es »Pizza«. Keine Ahnung, warum. Seit wann zählt Weißbrot als Pizzaboden?
Der Sportunterricht. Die meisten Schüler lieben ihn. Aber an meiner Schule gibt es »Tests«, und da versage ich kläglich. Besonders bei den Klimmzügen. Rate mal, wie viele ich schaffe. Null! Ich schaffe null Klimmzüge! Das ist eine Schande für alle Zehnjährigen – und die ganze Klasse weiß es. Sogar die Mädchen. Vor allem diejenigen, die mehr Klimmzüge hinkriegen als ich!
Schulausflüge. Die meisten Schüler mögen nicht nur Sport, sondern auch Ausflüge. Unsere haben immer nur ein Ziel: den Mount Tom. Dahin wandern wir im Herbst, ehe es zu kalt ist, und im Frühling, wenn es langsam warm wird. Das Verrückte dabei: Der Mount Tom ist gar kein Berg, sondern ein See. Und das Problem: Ich kann nicht schwimmen! Während unseres Herbstausflugs konnte ich das ziemlich gut verheimlichen. Aber in diesem Frühjahr haben die anderen es gemerkt. »Kommst du nicht mit ins Wasser?« und »Warum bleibst du am Ufer?« fragten sie, oder: »Warum springst du nicht vom Brett?« Welcher Junge kann denn nicht einmal schwimmen? Ich. Ich bin so ein Junge. Auweia!
Ich weiß, ich habe von fünf Gründen gesprochen, aber es gibt noch einen und der ist wahrscheinlich der wichtigste:
Kenny Williamson. Er ist groß und stark und fies. Er regiert das Klettergerüst und nennt sich sogar »König der Kletterburg« oder »König Kenny«! Wenn andere auf das Gerüst klettern wollen, müssen sie entweder seine Freunde sein oder seine »Regeln« befolgen.
Alle Lehrer behaupten, unsere Schule sei »mobbingfrei«. Wir hatten sogar einen Anti-Mobbing-Tag, an dem wir über die Ausgrenzung anderer Schüler gesprochen haben – wie schlimm das sei und dass wir es den Lehrern melden müssen. Weißt du was – Kenny ist ganz bestimmt ein Mobber, und er geht auch ganz bestimmt in meine Schule. Aber niemand sagt den Lehrern etwas davon.
Das sind die wichtigsten Gründe dafür, dass die fünfte Klasse schrecklich war und dass die sechste nicht besser wird! Ich kann es kaum erwarten, dass die Schule morgen aus ist. Dann muss ich nicht mehr leiden und die Ferien können beginnen!
Dieser Sommer wird fantastisch! Ja, es ist toll, dass ich nicht in die Schule gehen muss – aber was noch viel cooler ist: Mein Onkel Jake kommt zu Besuch und bleibt den ganzen Sommer lang da!
Er war acht Jahre lang ein Navy SEAL, also ein Elitesoldat, und wird die Marine verlassen, um zu studieren. Und vorher kommt er zu uns. Ein Navy SEAL! Echt! Bei mir zu Hause!
Onkel Jake ist der Beste. Erstens ist es supercool, dass er ein Navy SEAL ist. Er hat schon in echten Kriegen gekämpft. Mama sagt, er sei »an vorderster Front« gewesen. Das bedeutet, er hat den bösen Jungs in die Augen geschaut. Mann! Aber Onkel Jake ist auch deshalb so cool, weil er das genaue Gegenteil von mir ist. Ich bin schwach – er ist stark. Ich bin doof – er ist schlau. Ich kann nicht schwimmen – er sogar mit einem Rucksack auf dem Rücken! Ich hab Angst vor Schlägertypen – aber die haben Angst vor ihm!
Trotzdem habe ich Onkel Jake bisher noch nicht oft gesehen, weil wir in Kalifornien leben und er lange in Virginia stationiert war. Ich hoffe, er hält mich nicht für ein solches Weichei, dass er gar keine Lust hat, sich mit mir abzugeben! Aber vielleicht merkt er es auch gar nicht?
Was solls – natürlich merkt er es. Schließlich ist er ein knallharter Typ! Und ich bin ein Verlierer. Na ja, ich werde es bald herausfinden.
Heute war der absolut schlimmste Tag meines Lebens. Ich weiß, der letzte Schultag sollte eigentlich Spaß machen, aber ich kann dir sagen, er war ätzend, grauenvoll, schrecklich und krass. Wieso? Wo soll ich anfangen?
Erstens hatten wir unser Sportfest – und das sollte doch eigentlich Spaß machen, oder? Wir waren den ganzen Morgen im Schulhof und es gab eine Menge Spiele, Wettkämpfe und so weiter. Nicht nur Fußball und Basketball, sondern auch Dreibeinlauf, Apfelfischen (nur mit den Zähnen!) und Sackhüpfen. Wir blieben eine Weile bei jedem Spiel, bis die Lehrer »Wechseln« riefen, dann gingen wir zum nächsten. Anfangs war es gar nicht so schlecht. Niemand nahm es wirklich ernst und alle hatten irgendwie Spaß.
Darum merkte auch kaum jemand, wie schlecht ich bin bei Sport und Spiel. Schon deshalb, weil Fred Turner in meiner Gruppe war. Er ist in allem noch schlechter als ich. Also war ich eigentlich gar nicht soo übel.
Aber dann kamen die Klimmzüge. Ja, Klimmzüge, Liegestütze und Übungen am Klettergerüst gehörten auch zum Sportfest. Und alle schauten zu! Also tat ich, was jedes schlaue, schwache Kind tun würde: Ich versteckte mich! Ich ging ganz nach hinten und verschmolz sozusagen mit der Menge. Als die anderen zur Klimmzugstange hochsprangen, zählten alle mit. Mike Swearington schaffte achtzehn, Billy Hacke zweiundzwanzig! Jennifer Phillips, die Turnerin, sogar siebenundzwanzig!
Und ich stand ganz hinten, schaute zu, versteckte mich und wartete darauf, dass es vorbei war.
Dann war Kenny Williamson, der König der Kletterburg, an der Reihe. Er machte nur elf Klimmzüge, was aber eigentlich ziemlich gut ist, wenn man berücksichtigt, wie schwer er ist. Es schien ihm auch gar nichts auszumachen, bis jemand aus der Menge schrie: »Er ist gar nicht so stark, wie er aussieht!« Einige lachten, und ich sah, dass Kenny immer wütender wurde. Er wusste nicht, was er tun sollte – bis er merkte, dass ich ihn anstarrte. Unsere Blicke trafen sich. Langsam hob er einen Finger und zeigte auf mich.
»Was ist mit dem da?«, bellte er. Auf einmal wurde die Menge still, während Kenny immer noch auf mich deutete.
»Er war noch nicht dran! Mal sehen, was Marc drauf hat!«
Jetzt saß ich in der Klemme. Kenny wusste genau, dass ich keinen einzigen Klimmzug schaffte. Er hatte im vergangenen Jahr im Sportunterricht gesehen, wie ich es immer wieder vergeblich versucht hatte. Ich schlich mich noch weiter nach hinten. »Komm schon, Marc! Rauf mit dir!«, schrie Kenny.
In diesem Moment schubste mich jemand von hinten und zwang mich, nach vorn zu gehen. Jetzt konnte ich mich nicht mehr verstecken.
Mr Maguire, der die Aufsicht hatte, drehte sich um und sah mich an. »Warst du schon dran, Marc?«, fragte er.
»Nein, Mr Maguire. Aber ich ...« Ich suchte nach einer Ausrede. Bin ich vielleicht krank? Nein, schließlich habe ich gerade an allen anderen Spielen teilgenommen. Oder verletzt? Aber wie kann man sich verletzen, wenn man nur zuschaut, wie die anderen Klimmzüge machen? Hat der Hund meine Klimmzüge gefressen?
»Dann spring rauf, Marc«, sagte Mr Maguire mit strengem, aber aufmunterndem Blick. »Zeig uns, was du kannst.«
»Okay«, sagte ich. Langsam ging ich zur Klimmzugstange. Die ganze Schülerschar starrte mich an. Ich sah überall nur Augen.
»Fang an, Marc. Rauf mit dir«, fuhr Mr Maguire fort.
»Ja«, schrie Kenny. »Zeig uns, was du kannst!«
Endlich stand ich unter der Stange und schaute hinauf. Ich wünschte mir so sehr, dass mir dieses eine Mal ein paar Klimmzüge gelingen würden. Oder dass ich einfach im Erdboden versinke. »Auf gehts, Marc!«, forderte Mr Maguire.
Ob diese Stange weiß, dass sie gleich mein Leben ruinieren wird?
»Ja, Marc, auf gehts«, wiederholte Kenny und äffte Mr Maguire nach.
Die Menge wurde ganz still, als ich die Hände nach oben streckte. Ich beugte die Knie, sprang hoch und packte die Stange. Dort blieb ich hängen. Dann versuchte ich, mich hochzuziehen. Nichts passierte. Ich zog stärker. Wieder nichts. Schließlich brachte ich so viel Kraft auf wie nie zuvor in meinem Leben. Ich zog mich etwa fünf Zentimeter hoch – mehr schaffte ich nicht. Ich versuchte es weiter, kam aber kein bisschen höher. Langsam zog mich die Schwerkraft zurück nach unten. Ich ließ die Stange wieder los.
»Null!«, schrie Kenny aus voller Brust. »Eine große, fette Null.«
Die anderen stimmten ein: »Null! Null! Null! Null!«
Ich ließ den Kopf hängen und versuchte, unsichtbar zu werden.
»Schon gut, schon gut«, sagte Mr Maguire und versuchte, die Kids zu beruhigen. »Nicht jeder schafft einen Klimmzug.«
Dann platzte jemand, der ganz hinten stand, heraus: »Schwimmen kann er auch nicht!« Alle lachten. Obwohl ich weiß, dass ich kein schlechter Mensch bin, weil ich keinen Klimmzug schaffe und nicht schwimmen kann, hatte ich langsam die Nase voll. Ich spürte, dass sich meine Augen mit Tränen füllten, und weil ich nicht wollte, dass mich jemand weinen sah, lief ich weg. Ich lief über den Schulhof und hinter die Bibliothek, wo niemand je hingeht. Dort setzte ich mich hin, und das wars. Ich heulte wie ein Baby.
Das war mein letzter Schultag.
»Was ist los?«, fragte meine Mutter, als ich mich an den Frühstückstisch setzte. Nach dem gestrigen Tag fiel es mir schwer, wenigstens so zu tun, als hätte ich gute Laune. Aber ich versuchte es.
»Nichts. Mir geht‘s gut«, antwortete ich mit einem gezwungenen Lächeln.
»Komm schon, Marc. Was hast du denn?« So ist das eben mit Mama. Sie merkt es, wenn ich unglücklich bin; doch selbst wenn ich ihr erzählt hätte, was los war, hätte sie nichts dagegen tun können. Sie konnte mich nicht stärker machen. Und Kenny Williamson nicht zwingen, mich in Ruhe zu lassen. Was also würde es nützen, ihr alles zu beichten? Sie hätte ja doch nur gesagt: »Ach, der Junge ist doch nur neidisch, weil du klüger bist als er« oder »Wenn du ein wenig älter bist, wirst du stärker« oder »Kümmere dich nicht darum, was andere sagen. Ich weiß, dass du etwas ganz Besonders bist.« Ich weiß ja, dass Mama es gut meint. Aber Tatsache ist, dass Kenny Williamson mich nicht beneidet. Es spielt auch keine Rolle, dass ich in ein paar Jahren vielleicht stärker werde. Denn jetzt bin ich schwach! Und natürlich hält meine Mutter mich für etwas Besonderes – sie ist eben meine Mutter. Deshalb war es wirklich sinnlos, ihr zu erzählen, was mit mir nicht stimmte.
»Ich werde meine Freunde in den Ferien vermissen«, erklärte ich.
»Ach so«, antwortete sie. »Dann sorgen wir eben dafür, dass ihr diesen Sommer möglichst oft zusammen spielen könnt.«
»Danke, Mama«, sagte ich und hoffte, dass sie mich jetzt in Ruhe ließ. Mama ist wirklich lieb, aber sie arbeitet viel und ist immer in ihrem Büro. Ich habe oft das Gefühl, dass sie mich nicht wirklich versteht. Mein Papa ist ebenfalls nett, aber er ist meist unterwegs, weil er in seinem Beruf viel reisen muss.
»Weißt du was?«, fügte sie hinzu. »Dein Onkel Jake kommt in ungefähr einer Stunde an. Wollen wir ihn zusammen abholen?«
»Ja!«, schrie ich. Ich hatte ganz vergessen, an welchem Tag Onkel Jake kommen sollte. Aber jetzt fiel es mir wieder ein: Heute! »Ja, das ist toll!«