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Die Welt gibt es nicht. Aber das bedeutet nicht, dass es überhaupt nichts gibt. Mit Freude an geistreichen Gedankenspielen, Sprachwitz und Mut zur Provokation legt der Philosoph Markus Gabriel dar, dass es zwar nichts gibt, was es nicht gibt – die Welt aber unvollständig ist. Wobei noch längst nicht alles gut ist, nur weil es alles gibt. Und Humor hilft durchaus dabei, sich mit den Abgründen des menschlichen Seins auseinanderzusetzen.
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Seitenzahl: 290
Markus Gabriel
Warum es die Welt nicht gibt
Ullstein
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ISBN: 978-3-8437-0510-3
© der Illustrationen: Peter Palm, Berlin 2013© Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin 2013
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eBook: Pinkuin Satz und Datentechnik, Berlin
Für Steffi
Philosophie neu denken
Schein und Sein
Der Neue Realismus
Die Vielzahl der Welten
Weniger als nichts
I. Was ist das eigentlich, die Welt?
Du und das Universum
Der Materialismus
»Die Welt ist alles, was der Fall ist«
Der Konstruktivismus
Philosophen und Physiker
II. Was ist Existenz?
Der Supergegenstand
Monismus, Dualismus, Pluralismus
Absolute und relative Unterschiede
Sinnfelder
III. Warum es die Welt nicht gibt
Der Supergedanke
Nihilismus und Nichtexistenz
Außenwelt und Innenwelt
IV. Das naturwissenschaftliche Weltbild
Naturalismus
Monismus
Das Buch der Welt
Subjektive Wahrheiten
Holzwege
Wissenschaft und Kunst
V. Der Sinn der Religion
Fetischismus
Das Unendliche
Religion und Sinnsuche
Die Funktion Gottes
VI. Der Sinn der Kunst
Ambivalenzen
Über Sinn und Bedeutung
Der Dämon der Analogie
Reflexivität
Vielfalt
VII. Nachspann: Fernsehen
A show about nothing
Die Sinne …
… und der Sinn des Lebens
Glossar
Fangen wir also wieder von vorne an! Was soll das Ganze? Dies ist die philosophische Grundfrage schlechthin. Eines Tages sind wir zur Welt gekommen, ohne zu wissen, woher noch wohin. Dann haben wir uns durch Erziehung und Gewöhnung in die Welt hineingefunden. Und sobald wir uns einmal an die Welt gewöhnt hatten, vergaßen wir meist zu fragen, was das Ganze soll. Was ist das eigentlich, die Welt?
In unserem Leben ergeben unsere Begegnungen, unsere Hoffnungen und Wünsche in der Regel Sinn. Ich sitze beispielsweise gerade in einem Zugabteil in Dänemark. Neben mir schreibt jemand eine SMS, der Schaffner geht auf und ab, und hin und wieder höre ich eine Durchsage auf Dänisch. All dies ergibt Sinn: Denn ich reise nach Århus, eine Stadt im Norden Dänemarks, dabei benutze ich einen Zug und erlebe auf der Fahrt, was nun einmal zu einer Zugfahrt gehört. Nun stellen wir uns aber vor, ein außerirdisches Wesen, das sieben Meter zwanzig groß ist und aus einer grünen Flüssigkeit besteht, kommt auf die Erde und steigt in denselben Zug ein. Diesem Wesen erschiene alles wohl sehr merkwürdig, vermutlich sogar völlig unverständlich. Es kriecht durch die engen Gänge meines Abteils und wundert sich über all die neuen Eindrücke (und ganz besonders über die haarigen Tiere, die in den Nischen sitzen und verstört mit den Fingern über einen kleinen Bildschirm wischen).
Philosophen betrachten die Welt gewissermaßen wie Außerirdische oder wie Kinder. Alles ist immer wieder völlig neu. Sie misstrauen fest verwurzelten Urteilen, ja, sie misstrauen sogar den Wissensansprüchen von Experten. Philosophen glauben zunächst einmal überhaupt nichts. Darin folgen wir dem Vorbild eines großen philosophischen Helden: Sokrates. In seiner berühmten Verteidigungsrede vor einem Athener Gericht hat Sokrates erklärt: »Ich weiß, dass ich nichts weiß.«6 Daran hat sich zumindest für die Philosophen nichts geändert.