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Nun gibt es eine exklusive Sonderausgabe – Fürstenkrone Classic In der völlig neuen Romanreihe "Fürstenkrone" kommt wirklich jeder auf seine Kosten, sowohl die Leserin der Adelsgeschichten als auch jene, die eigentlich die herzerwärmenden Mami-Storys bevorzugt. Romane aus dem Hochadel, die die Herzen der Leserinnen höherschlagen lassen. Wer möchte nicht wissen, welche geheimen Wünsche die Adelswelt bewegen? Die Leserschaft ist fasziniert und genießt "diese" Wirklichkeit. Dolly wollte gerade ihr Kunst- und Antiquitätengeschäft in der Münchner Innenstadt schließen, als ein später Gast an die Tür klopfte. Draußen stand … ihr Vater. »Vater, du?«, fragte sie erstaunt. In der Tat war es höchst ungewöhnlich, dass ihr Vater, Fürst Heribert von Wylerberg, seine Tochter aufsuchte. »Ich muss mit dir sprechen, Dolores«, sagte er. »Kann ich reinkommen?« »Natürlich, Vater. Nur …, es ist nicht aufgeräumt. Wir haben heute neue Waren bekommen.« »Du brauchst dich nicht zu entschuldigen, Dolores. Ich kann mir denken, dass du nicht viel Platz hast. Ich werde deine Zeit auch nicht über Gebühr in Anspruch nehmen.« Der Weg ins Hinterzimmer führte über einen verwinkelten Gang, in dem sich Kisten und Kasten stapelten. Welch ein Unterschied zu Schloss Wylerberg, in dem sie früher einmal gelebt hatte! Auch ihrem Vater konnte das nicht verborgen bleiben. Mit rotem Kopf kramte Dolly Bücher und Prospekte von einem wunderschönen Louis Seize-Sessel fort und bat ihren Vater, darauf Platz zu nehmen. »Einen standesgemäßen Sessel kann ich dir zwar anbieten, Vater. Aber sonst hätte ich nur einen Cognac für dich«
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Seitenzahl: 116
Veröffentlichungsjahr: 2022
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Dolly wollte gerade ihr Kunst- und Antiquitätengeschäft in der Münchner Innenstadt schließen, als ein später Gast an die Tür klopfte. Draußen stand … ihr Vater.
»Vater, du?«, fragte sie erstaunt.
In der Tat war es höchst ungewöhnlich, dass ihr Vater, Fürst Heribert von Wylerberg, seine Tochter aufsuchte.
»Ich muss mit dir sprechen, Dolores«, sagte er. »Kann ich reinkommen?«
»Natürlich, Vater. Nur …, es ist nicht aufgeräumt. Wir haben heute neue Waren bekommen.«
»Du brauchst dich nicht zu entschuldigen, Dolores. Ich kann mir denken, dass du nicht viel Platz hast. Ich werde deine Zeit auch nicht über Gebühr in Anspruch nehmen.«
Der Weg ins Hinterzimmer führte über einen verwinkelten Gang, in dem sich Kisten und Kasten stapelten. Welch ein Unterschied zu Schloss Wylerberg, in dem sie früher einmal gelebt hatte! Auch ihrem Vater konnte das nicht verborgen bleiben. Mit rotem Kopf kramte Dolly Bücher und Prospekte von einem wunderschönen Louis Seize-Sessel fort und bat ihren Vater, darauf Platz zu nehmen.
»Einen standesgemäßen Sessel kann ich dir zwar anbieten, Vater. Aber sonst hätte ich nur einen Cognac für dich«, sagte sie mit leichtem Spott in der Stimme.
»Da sage ich nicht nein, vorausgesetzt, dass es ein alter französischer Cognac ist.«
Schweigend bediente Dolly ihren Vater. Das Herz schlug ihr bis zum Hals. Sie meinte, ihr Vater müsste den Herzschlag hören. Was wollte der Fürst von ihr? Noch nie hatte er sie in ihrem Laden aufgesucht.
»Dein Bruder Ortwin wird heiraten, Dolores.«
Überrascht schaute Dolly auf. Ortwin, ihr kleiner Bruder?
»Aber er ist doch erst … höchstens zweiundzwanzig.«
»Das weißt du also noch«, sagte Fürst Heribert und lehnte sich zufrieden in dem Sessel zurück und fuhr fort: »Es hat sich so ergeben. Seine Zukünftige ist eine Reichsgräfin aus dem Uradel. Wir sind sehr froh über diese Verbindung. Wir hoffen, dass du an der Hochzeit teilnehmen wirst.«
Dolly erschrak. Eine solche Hochzeitsfeier bedeutete für sie eine Rückkehr in die Vergangenheit, die sie schon längst hinter sich gelassen hatte. Sie würde den Pomp einer Fürstenhochzeit erleben, müsste alle uralten Tanten und Großtanten begrüßen, würde ihre Fragen über sich ergehen lassen müssen. Je mehr sie darüber nachdachte, umso weniger Lust verspürte sie dazu.
»Wann ist denn die Hochzeit?«, fragte sie vorsichtig.
»Im nächsten Mai. Dann ist es auf Schloss Wylerberg am schönsten«, erklärte ihr Vater.
Dolly war erleichtert, das zu hören. Jetzt war September, bis zur Hochzeit vergingen also noch acht Monate.
»Das sind ja noch Ewigkeiten«, meinte sie leichthin. »Ob ich kommen kann, kann ich jetzt noch nicht übersehen. Was kann in acht Monaten alles passieren. Nun gut, ich nehme es mir fest vor.«
»Ich habe es nicht anders von dir erwartet«, meinte der Fürst. »Aber da ist noch etwas, mein Kind.«
»Ja?«, fragte Dolly gespannt. Wenn Fürst Heribert »mein Kind« zu ihr sagte, dann musste sie wachsam sein. Meist folgte dieser Einleitung eine unangenehme Mitteilung.
»Als du dein Elternhaus und deine Familie vor einigen Jahren so Knall auf Fall verlassen hast, da hast du leider auch den Schmuck deiner Mutter mitgenommen«, sagte der Fürst in kühlem Ton.
Dollys Gesicht verschloss sich, ihretwegen war der Vater noch nie nach München gekommen. Wegen einiger Schmuckstücke erschien er jedoch und besuchte sogar die abtrünnige Tochter.
»Du sagst es, Vater«, antwortete sie. »Es war der Schmuck meiner Mutter. In ihrem Testament hat sie ihn für mich bestimmt. Er war mein Anfangskapital. Ich weiß nicht, warum ich ihn hätte zurücklassen sollen.«
»Weil er traditionsgemäß bei einer Fürstenhochzeit von der Braut getragen wird. Die Braut des Fürsten oder des Erbprinzen, wie in diesem Fall, trägt den Familienschmuck der Wylerberg. Deine Mutter hätte ihn dir gar nicht vererben dürfen.«
»Sie hat es aber getan, und niemand hat dagegen protestiert. Ihr Testament ist längst rechtskräftig. Ich habe es angenommen. Also, was soll das Ganze?«
»Wir brauchen den Schmuck, Dolores, und wenn es nur leihweise ist.«
»Ich habe ihn nicht mehr, Vater.«
Der Fürst starrte seine Tochter mit großen erstaunten Augen an. Er fasste es nicht. Eine Wylerberg gab den wertvollen Familienschmuck aus der Hand?
»Das ist doch nicht dein Ernst?«, fragte er ungläubig.
»Es ist die Wahrheit, Vater. Ich hatte dich um einen Teil meines Erbes gebeten, als ich mein Geschäft eröffnen wollte. Das hast du abgelehnt. Ich habe trotzdem angefangen. Finanziert habe ich es mit einem Bankkredit und mit dem kleinen Vermögen, das mir meine Mutter hinterlassen hat, und mit ihrem Schmuck. Den habe ich sehr effektvoll im Schaufenster ausgestellt und hatte sofort viele interessierte Kunden.«
»Als ich dir die Auszahlung deines Erbes verweigerte, hat mich nur die Fürsorge für dich geleitet«, sagte der Fürst würdevoll. »Ich wollte dir eine Enttäuschung ersparen, denn dass dieses Geschäft eine Schnapsidee ist, das liegt doch auf der Hand. Ich ahnte ja nicht, wie halsstarrig du sein kannst.«
»Dann nimm es wenigstens jetzt zur Kenntnis, Vater, dass ich genauso dickköpfig bin wie du. Das Geschäft ist auch keine Schnapsidee, sondern geht gut. Ich habe einen festen Kundenstamm und viele Gelegenheitskunden. In Fachkreisen habe ich mir einen Namen gemacht. In Zweifelsfällen sind sogar meine Gutachten schon sehr geschätzt.«
»Das mag ja alles sein«, antwortete der Fürst gereizt. »Doch wie bekomme ich nun den Schmuck für Ortwins Braut?«
»Ich fürchte, gar nicht, Vater. Die meisten Stücke, Ring, Collier und Diadem, sind nach Amerika gegangen. Ein reicher Amerikaner hat sie bei einem Europa-Urlaub gekauft. Nur den Armreif hat er nicht kaufen können. Der war gerade beim Goldschmied wegen einer Reparatur. Und da der Herr seinen Urlaub nicht verlängern konnte, blieb der Armreif zunächst in meinem Besitz.«
Der Fürst atmete auf.
»Dann kannst du mir wenigstens den Armreif überlassen, Dolores.«
»Das geht auch nicht, Vater«, sagte Dolly und lächelte spitzbübisch. »Der ist nämlich auch verkauft. Ein Warenhausinhaber wollte ihn seiner Tochter zum achtzehnten Geburtstag schenken. Doch leider hat der gute Mann noch vor diesem Fest Konkurs gemacht, und sein gesamter Besitz kam unter den Hammer. Seine Kunstsammlung, das Tafelsilber und der Schmuck werden am nächsten Montag im Auktionshaus Werner versteigert. Vermutlich ist der Armreif auch dabei. Wenn du willst, kannst du hingehen und mitsteigern«
»Ich denke nicht daran«, sagte der Fürst wütend. »Das solltest du für mich tun, Dolores.«
»Ist dies ein Auftrag, Vater?«, fragte Dolly. »Natürlich könnte ich für dich hingehen. Ich bin bei Werner & Co gut bekannt. Aber dazu müsstest du mir einen festen Auftrag geben, schriftlich natürlich. Und außerdem solltest du mir ein Limit nennen, bis zu dem ich für dich steigern darf.«
»Meinst du, zwanzigtausend würden genügen?«
Dolly zog die Augenbrauen hoch.
»Damit wäre nicht einmal das Material bezahlt, Vater. Die Arbeit ist unvergleichlich und wird bestimmt ihre Liebhaber finden. Die Rubine sind auf eine Art geschliffen, die seit zwei Jahrhunderten nicht mehr üblich ist. Die Fassungen sind ungewöhnlich schön.«
»Da soll ich ein Vermögen bezahlen für einen Armreif, der eigentlich uns gehört!«, schimpfte der Fürst.
»Der MIR gehörte, Vater«, entgegnete Dolly sanft. »Aber wie du willst. Ich hatte mich von dem Schmuck getrennt, weil ich mir eine Existenz gründen musste. Diesen Abschied habe ich verschmerzt, wie andere Trennungen auch. Mir wäre es lieb, den Armreif gar nicht erst wiederzusehen.«
»Da bin ich anderer Meinung«, erklärte der Fürst. »Du gehst zur Auktion, Dolores, und du wirst mir den Armreif ersteigern, koste es, was es wolle. Wie stehe ich sonst vor Ortwin, wie vor Regina da!«
»Wer ist Regina?«, fragte Dolly.
»Meine künftige Schwiegertochter. Sie ist eine reizende Person. Ich habe ihr versprochen, dass sie den Familienschmuck zur Hochzeit tragen darf. Schlimm genug, wenn nur noch ein Armreif vorhanden ist. Wie soll ich es ihr erklären, wenn auch der abhanden gekommen ist?«
»Sag ihr die Wahrheit, Vater. Sag ihr, dass deine ungeratene Tochter ihn verschachert hat.«
»Nein, nein, Dolores. Du gehst zur Versteigerung und beschaffst mir den Armreif wieder. Kein Aber mehr. Ich verlasse mich auf dich.«
Damit war das ungewöhnliche Gespräch zwischen dem Fürsten Heribert und seiner Tochter Dolly beendet. Mit Unbehagen dachte diese an die Aufgabe, die vor ihr lag. Sie würde ihr vermutlich nichts als neuen Ärger bringen.
*
Im letzten Augenblick erschien Dolly Wylerberg auf der Auktion. Als sie sich aufatmend auf einen der wenigen freien Plätze setzte, eröffnete der Auktionator gerade die Versteigerung. Mit Schrecken dachte sie daran, wenn sie zu spät gekommen wäre und wenn sie dann ihrem Auftraggeber, dem Fürsten von Wylerberg, hätte sagen müssen, dass der wertvolle Armreif, den er ersteigern wollte, schon verkauft worden war.
Und nun saß sie hier für ihren Vater, der seiner Schwiegertochter in spe den kläglichen Rest des Familienschmucks sichern wollte. Mit Müh und Not hatte sie vom Fürsten eine schriftliche Vollmacht erhalten, der in diesem Verlangen nur das Misstrauen seiner unmöglichen Tochter sah. Umständlich musste Dolly ihm erklären, dass sie diese Vollmacht bereits bei der Versteigerung vorlegen müsse, falls sie nicht gleich bar zahlen könnte.
Zum Glück hatte sie jetzt eine kleine Verschnaufpause, denn anfangs wurden nur Bilder und kleine Skulpturen versteigert. Dolly beteiligte sich nicht daran und hatte daher Gelegenheit, sich im Publikum umzusehen. Der Platz unmittelbar neben ihr war frei, aber auf dem nächsten saß ein junger Herr, der sich viele Notizen machte. Gut sah er aus, ganz anders als die vielen Herren mittleren Alters, die mit unbewegten Gesichtern der Versteigerung folgten. Dollys Nachbar war nicht nur jünger als die meisten Anwesenden, er nahm auch sehr lebhaft an dem Geschehen teil. Mal stieß er einen überraschten Pfiff aus, wenn ihm ein Gebot zu hoch erschien, dann wieder lachte er vergnügt, wenn einer der Käufer sich über einen vermeintlich guten Fang freute.
Er ist noch nicht lange in diesem Geschäft, dachte Dolly spöttisch, man wird ihn übervorteilen.
Eigentlich wäre das sehr schade, fand sie, denn er gefiel ihr. Er war sehr nett, so offen und spontan. Ein Gespräch mit ihm wäre sicher ein Gewinn. Gleich darauf verschwendete Dolly keinen Gedanken mehr an ihren Nachbarn, denn jetzt kamen die Schmuckstücke zur Versteigerung. Sie saß weit hinten im Saal und musste ihre Ohren spitzen, wollte sie nichts Wichtiges versäumen.
Der Armreif wurde mit einer besonderen Erklärung des Auktionators angemeldet.
Es herrschte große Nachfrage für dieses Schmuckstück, anfangs wurde lebhaft geboten und überboten. Doch dann verstummten die Interessenten einer nach dem anderen. Am Ende blieben nur noch Dolly und ihr Nachbar. Kaum hatte sie sich zu einem höheren Preis entschlossen, da überbot er sie auch schon. Sie schaukelten sich gegenseitig hoch, ein Ende war nicht abzusehen. Im Saal herrschte gespannte Stille. Jeder spürte, dass sich eine kleine Sensation anbahnte.
Als der Auktionator seinen Hammer wieder einmal erhob, zischte Dollys Nachbar ihr zu:
»Hören Sie doch endlich auf, mich hochzutreiben! Ich brauche den Armreif! Sie können ihn ja gar nicht bezahlen.«
Kühl musterte Dolly den Unverschämten und bot noch einmal fünftausend Euro mehr. Endlich erhielt sie den Zuschlag. Sie hatte den Schmuck für ihren Vater ersteigert. Aber zu welch einem Preis! Ihr Konkurrent warf ihr einen ratlosen Blick zu und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Dann verließ er kopfschüttelnd den Saal, während Dolly auf das Ende der Versteigerung wartete, um mit dem Auktionator zu sprechen. Sie vereinbarte mit ihm, den Armreif vorerst im Safe seiner Bank zu lassen, bis der Scheck des Käufers eingegangen sei.
*
Müde und erschöpft eilte Dolly nach Hause. Dieses Zuhause bestand aus einer recht engen Dreizimmerwohnung, die sie zusammen mit ihrer Freundin Sara Bergmann bewohnte. Sara war gleichzeitig ihre Mitarbeiterin in dem kleinen Kunst- und Antiquitätengeschäft, das Dolly in der Nähe des Viktualienmarkts unterhielt. Die beiden jungen Frauen kannten sich schon aus der gemeinsamen Internatszeit, sie hatten zur gleichen Zeit Abitur gemacht und waren zusammen zur Uni gegangen, um Kunstgeschichte zu studieren. Ein paar Jahre war das gut gegangen, dann hatte Dolly aufgegeben, während Sara ihr Studium weiterführte und die Uni erst nach der Magisterprüfung verließ. Warum Dolly so plötzlich einen Laden gründete, Elternhaus und Hochschule verließ, darüber sprach sie auch mit der besten Freundin nicht.
In dieser Zeit, als sich Dolly um ihre künftige Existenz kümmerte, hatten die beiden sich ein wenig aus den Augen verloren. Als Sara dann trotz bestandener Prüfung keine Stellung finden konnte, kam sie bei Dolly unter. Sie wurde Mitarbeiterin, Beraterin, Einkäuferin, kurzum, Mädchen für alles.
»Endlich, Dolly! Wo hast du nur so lange gesteckt?«, fragte sie erfreut.
»Im Auktionshaus Werner. Eine private Sammlung wurde versteigert. Ich bin bis zum Schluss geblieben«, erklärte Dolly der Freundin.
»Hat es sich gelohnt?«
»Vielleicht, vielleicht auch nicht. Ich hatte den Auftrag, ein bestimmtes Schmuckstück zu ersteigern. Das ist mir gelungen. Ob sich der Kauf für den Kunden lohnt oder nicht, das kann ich nicht beurteilen. Ich weiß nur, dass der Preis weit überhöht war.«
»Aber warum denn nur? Gab es viele Interessenten gerade für dieses eine Stück?«
»Allerdings. Ein junger Mann bot mit, gegen jede Vernunft. Er schien mir sehr unerfahren zu sein, jedenfalls was das Kaufen auf Kunstauktionen angeht.«
»Jeder fängt mal an«, meinte Sara achselzuckend. »Aber lass uns essen, der Tisch ist schon gedeckt.«
Als Sara das sagte, spürte Dolly, wie hungrig sie war. Dankbar folgte sie der Freundin in die Küche, wo ein kärgliches Abendessen vorbereitet war. Wie eine Vision stieg eine Erinnerung vor Dolly auf: Die lange festliche Tafel im Speisesaal von Schloss Wylerberg, die Lakaien in Livree, die mit weißen Handschuhen von silbernen Platten servierten. Leises Geplauder und Gläserklirren belebten den Saal.
»Schmeckt es dir nicht?«, fragte Sara besorgt. »Du bist so abwesend.«
»Mir geht die Auktion noch im Kopf herum, weißt du«, antwortete Dolly. »Natürlich schmeckt es mir gut. Wir waren ja übereingekommen, für eine Zeit lang recht mager zu leben.«
»Der Figur wegen. Manchmal frage ich mich, wie schaffen es die Leute nur, so schlank zu bleiben, wenn sie täglich zu einem anderen Festessen geladen werden«, meinte Sara.
»Denkst du dabei an meine Familie?«, fragte Dolly.
»Ja, auch.«
»Man hatte keine Gelegenheit, viel zu essen. Der Fürst wurde zuerst bedient, natürlich. Wir Kinder kamen als Letzte an die Reihe. Sobald der Fürst seine Mahlzeit beendet hatte, mussten auch wir aufhören. Wir hatten dadurch nur kurze Zeit zum Essen.«
»Die Gäste auch?«