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Für eine bessere Abwehrkraft der Seele Manche Menschen lassen sich nicht unterkriegen. Krisen bewältigen sie. Aus Niederlagen scheinen sie gestärkt hervorzugehen. Wie kommt das? Das entscheidende Stichwort und Trendthema heißt "Resilienz", die Abwehrkraft der Seele. Der renommierte Seelsorger Reinhold Ruthe gibt viele hilfreiche Anregungen, wie Sie Ihreeigene Widerstandsfähigkeit stärken und Lebensqualität erhöhen können. Dabei schöpft er nicht nur aus den psychologischen Erkenntnissen, sondern setzt entscheidende Impulse aus christlicher Sicht. Ein bereichernder Ratgeber für alle, die dem Leben mit Selbst- und Gottvertrauen erfolgreich begegnen möchten. Resilienz (von lat. resiliare - abprallen / zurückspringen, bzw. engl. resilience - Widerstandskraft / Elastizität) beschreibt in der Psychologie die Fähigkeit eines Menschen, Krisen und Schicksalsschläge ohne langfristige Beeinträchtigung zu meistern, Belastungen standzuhalten und Niederlagen als Entwicklungsmöglichkeit zu nutzen. Sie wird auch als Widerstandsfähigkeit, Abwehrkraft oder Immunsystem der Psyche bezeichnet. In Psychologie und Unternehmensführung ist Resilienz schon lange als wesentlicher Aspekt präsent. In den letzten Jahren hat sie sich aber auch im Bereich Work-Life-Balance als echtes Trendthema etabliert und bereits mehrere Bestseller hervorgebracht. Reinhold Ruthe hat über Jahrzehnte die Entwicklung von Seelsorge, Therapie und Psychologie im christlichen Bereich entscheidend mitgeprägt. In "Was die Seele stark macht" bringt er viele Erkenntnisse der Psychologie ein und bereichert die Debatte um wichtige und bisher weitgehend vernachlässigte Impulse zur Thematik aus christlicher Sicht. Wie in seinen weit über 100 vorangegangenen Publikationen bleibt er dabei immer leicht verständlich und lebensnah. So ist ein praktischer und hilfreicher Ratgeber für ein breites Publikum entstanden.
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Seitenzahl: 126
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© 2014 Kawohl Verlag, 46485 Wesel
Alle Rechte vorbehalten
Titelfoto: Getty Images / R. McVay
Lektorat, Satz und Umschlaggestaltung: Kawohl Verlag / J. Dörr
Printausgabe:
ISBN 978-3-86338-003-8
Bestell-Nr.: RKW 5003
E-Book:
eISBN 978-3-86338-995-6
www.Kawohl.de
Reinhold Ruthe
Mit Resilienzdas Leben meistern
Was ist Resilienz? Ein Vorwort
Strategie Nr. 1: Vorsätze realisieren – Prävention praktizieren
• Vorbeugen ist besser als Heilen
• Unser Leib ist ein Tempel des Heiligen Geistes
• Warum werden gute Vorsätze oft nicht realisiert?
• Hinweis Nr. 1: Die Erwartungen sind zu hoch
• Hinweis Nr. 2: Wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg
• Hinweis Nr. 3: Die Begriffe „müssen“ und „sollen“ sind problematisch
• Weitere Hindernisse
• Tägliche Vorsätze
Strategie Nr. 2: Gelassenheit einüben
• Von der Wiege bis zur Bahre geht es ums Loslassen
• Gelassenheit können wir uns nicht abzwingen
• Wozu sind wir hektisch und angespannt?
• Die Kunst der Passivität
Strategie Nr. 3: Zufriedenheit praktizieren
• Zufriedenheit umfasst drei Bereiche
• Wie entsteht Unzufriedenheit?
Gesichtspunkt Nr. 1: Durch hohe Anforderungen
Gesichtspunkt Nr. 2: Durch überdurchschnittlichen Ehrgeiz
Gesichtspunkt Nr. 3: Durch Überkompensation
Gesichtspunkt Nr. 4: Durch Versagen
Gesichtspunkt Nr. 5: Durch Vergleichen
Gesichtspunkt Nr. 6: Durch Multitasking
• Zufriedenheit und Hormone
Unsere Urteile über Dinge
Die „Salutogenese“
Strategie Nr. 4: Bitterkeit ablegen
• Was ist Bitterkeit?
• Was sind die Folgen der Bitterkeit?
• Ein Beratungsbeispiel
• Depression und Bitterkeit
• Saul versinkt in Bitterkeit – ein biblisches Beispiel
• Bitterkeit darf nicht zugedeckt werden
• Bitterkeit überwinden durch Vergebung
1. Schritt: Bitterkeit rauslassen
2. Schritt: Verbitterung und Schuld bekennen
3. Schritt: Die Verletzer loslassen
Strategie Nr. 5: Geduld trainieren
• Was bedeutet Geduld?
• Festigkeit braucht Zeit und Geduld
• Geduld hat nichts mit Resignation zu tun
• Geduld ist eine Lebensstilfrage
1. Anlagen und Vererbung
2. Erziehung, Umwelt und Sozialisation
3. Schlüsse, die ich aus Anlage, Erziehung und Sozialisation gezogen habe
• In der Arbeit liegt die Belohnung – nicht im Erfolg
• Welche Einstellungs- und Verhaltensmuster machen uns ungeduldig?
• Hinweis Nr. 1: Erkennen Sie, welche Motive hinter Ungeduld, Unruhe und Nervosität stecken
• Hinweis Nr. 2: Der wirklich Geduldige kann Nein sagen
• Hinweis Nr. 3: Beginnen Sie mit einem Punkt
• Hinweis Nr. 4: Geduld ist eine Frucht des Heiligen Geistes
Strategie Nr. 6: Krisen bewältigen – Leid überstehen
• Die Polarität kennzeichnet unser Leben
• Wie können Krisen im Leben entstehen?
• Jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Lebensprobleme
• Die optimistische und die pessimistische Persönlichkeit
• Leiden führt zur Standhaftigkeit
• Was bleibt, wenn nichts mehr bleibt
• Hinweis Nr. 1: Nehmen Sie sich selbst an
• Hinweis Nr. 2: Immer wieder den positiven Blick trainieren
• Hinweis Nr. 3: Haben Sie den Mut zur Unvollkommenheit
• Hinweis Nr. 4: Belastungen machen belastbar
• Hinweis Nr. 5: Wir benötigen Rückgrat
• Hinweis Nr. 6: Meinem Gott ist nichts unmöglich
• Hinweis Nr. 7: „Alles vermag ich durch Christus, der mich stark macht“ (Philipper 4,13)
Strategie Nr. 7: Lebenslügen aufgeben
• Nicht die bewussten Lügen sind die schlimmsten
• Ein Psychiater erklärt die Entstehung von Lügen
• Das autobiographische Gedächtnis
„Im Garten haben doch Bäume gestanden!“
• Die „selbstdefinierenden Erinnerungen“
• „Das Gedächtnis ist ein unzuverlässiger Geselle“
• Das Bewusstsein, der „Pressesprecher des Gehirns“
• Sind wir Menschen „Marionetten unter der Fuchtel des Gehirns?“
• Lebensstil und Lügen
Ein Beratungsbeispiel
• Denkanstoß Nr. 1: Lebenslügen ablegen bedeutet, ehrlich zu werden
• Denkanstoß Nr. 2: Wir entschuldigen unsere Mängel
• Denkanstoß Nr. 3: Jeder von uns trägt eine Brille
Strategie Nr. 8: Das krank machende Prinzip „Ganz oder gar nicht“
• Der Mensch und sein Gottähnlichkeitsstreben
• Wie kann sich ein Alles-oder-nichts-Syndrom entwickeln?
• Welche anderen Einstellungsmuster können das Ganz-oder-gar-nicht-Denken beeinflussen?
Muster Nr. 1: Ich bin ein ganz besonderes Kind
Muster Nr. 2: Ich bin ein diktatorisches Kind
Muster Nr. 3: Ich bin ein unzuverlässiges Kind
Muster Nr. 4: Ich bin ein Kind, das die Wünsche und Erwartungen der anderen erfüllen muss
• Das verstiegene Ideal
• Das Überforderungssymptom
• Entweder schwarz oder weiß
• Petrus und das Alles-oder-nichts-Prinzip
• Hilfe Nr. 1: Einsicht ist der erste Schritt zur Veränderung
• Hilfe Nr. 2: Reif werden heißt, kindliche Verhaltensweisen abzulegen
• Hilfe Nr. 3: Wir korrigieren unsere überhöhten Ansprüche
• Hilfe Nr. 4: So, wie du bist, bist du gut genug
Strategie Nr. 9: „Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig“
• Welche Probleme rauben uns die Kraft?
• Was verleiht uns Kraft?
• Paulus steht zu seinen Schwächen
• Was sind die Schwächen bei uns Christen?
• Wir wollen vollkommen sein
Was die Seele wirklich stark macht Ein Schlusswort
• In ihm und aus ihm gewinnen wir Kraft
Literaturhinweise
Enttäuschungen, Misserfolge und Krisen gehören zu unserem Leben. Nicht alles kann glatt laufen. Misserfolge, Pleiten und Enttäuschungen können uns umwerfen, bedrohen oder entmutigen. Entscheidend aber sind unsere Bewertungen, Wahrnehmungen und Reaktionen.
Erleben wir Enttäuschungen und Konflikte als Katastrophen? Überfallen uns unüberwindliche Ängste und Befürchtungen? Verlieren wir unser emotionales Gleichgewicht? Peinigen uns Ohnmachtsgefühle? Fühlen wir uns ausgeliefert und in einer Sackgasse?
Zweifellos gibt es Menschen, die anlagebedingt pessimistischer und befürchtender reagieren, die es schwerer haben, mit neuem Mut, mit neuen Ideen und mit innerer Stärke daran zu gehen, so genannte „Schicksalsschläge“ und Misserfolge erfolgreich zu überwinden.
Wer aber die Krisen als Herausforderungen oder als Prüfungen Gottes versteht, wird ganz sicher mit neuem Mut, mit neuem Vertrauen und mit gewonnener Zuversicht daran gehen, die Widrigkeiten zu meistern.
In Psychologie, Therapie und Seelsorge werden die Fähigkeiten, erfolgreich Stolpersteine zu überwinden, mutig soziale Fertigkeiten zu entwickeln und mit neuer Energie Rückschläge zu verarbeiten, mit Resilienz bezeichnet.
Der Chefredakteur von „Psychologie heute“, Heiko Ernst, kommentiert die Resilienzforschung folgendermaßen:
„Die betroffenen Kinder sehen ihre Probleme als Herausforderung. Schwierigkeiten spornen sie zu besonderen Anstrengungen an, sie können das Negative teilweise ausblenden und positive Gegengewichte finden, indem sie die Unterstützung wenigstens eines bewunderten oder geliebten Menschen suchen und finden. (…) Die Formel muss im Lichte der neueren Ergebnisse lauten: Resiliente können sehr wohl verwundet werden, aber nicht besiegt.“ 1
Resiliente, also innerlich starke Kinder und Erwachsene sind dann besonders „unverwundbar“, wenn sie einen bewunderten und geliebten Menschen kennen, der sie als Vorbild begleitet. Wie viel besser sind Menschen dran, die Christus nicht nur bewundern, sondern ihn lieben, sich von ihm anspornen und das Rückgrat stärken lassen. Forschungen in vielen Ländern der Welt belegen, dass der Glaube ihnen hilft, besser und effektiver mit Krisen, Konflikten, Rückschlägen und Enttäuschungen fertigzuwerden.
Wer
-sich von emotionalen Belastungen trennen kann,
-realistische Ziele ansteuern möchte,
-die Opferrolle verlassen will,
-das Positive sieht und wachsen lässt,
der verfügt über typische Fähigkeiten, die mit Resilienz umschrieben werden.
Menschen mit Resilienz verstehen Krisen als Barrieren, die übersprungen werden wollen, die mit Gottes Hilfe Erfolg versprechende Lösungsmöglichkeiten entwickeln, die Verantwortung übernehmen und mutig neue Wege suchen.
Diese Resilienz, diese innere Stärke, haben wir weitgehend nicht geerbt. Wir können sie aufbauen, wir können sie pflegen, wir können sie von Gott erbitten und trainieren. Diese Seelenstärke ist ein positiver Gestaltungsfaktor.
Der Glaube an Christus spielt dabei eine besondere Rolle. Glauben wir, dass Gott führt, dass alles an ihm vorbei muss, dann gehen wir zuversichtlich an die Arbeit, vertrauen seiner Führung und seinem Beistand. Dann ist der Glaube ein unentbehrliches Lebensmittel und eine notwendige Vertrauenszufuhr.
Resilienz oder seelische innere Stärke beinhaltet,
-selbstverantwortlich Probleme und Konflikte in die Hand zu nehmen,
-nicht die Schuld bei anderen Menschen oder Einrichtungen zu suchen,
-nicht zu resignieren, zu verzweifeln und aufzugeben,
-mit Mut, mit Selbst- und Gottvertrauen an die Analyse der Konflikte und ihre Bewältigung heranzugehen.
In der Psychologie hat es einen Blickpunktwechsel gegeben. Die Frage war plötzlich nicht mehr: „Was macht einen Menschen krank?“ oder „Was führt dazu, dass ein Mensch scheitert?“, sondern: „Was erhält einen Menschen auch unter sonst ungünstigen Bedingungen gesund?“
Wichtig: Die Blickrichtung hat sich geändert. Weg von der Pathologie, von der Lehre der Krankheiten, hin zur Prävention, zum vorbeugenden Verhalten.
Ich wünsche allen Lesern, dass sie ein paar Anregungen aufgreifen und im Leben umsetzen. Sie können innere Aufbaukräfte mobilisieren, wenn Sie wirklich wollen, wenn Sie mit Gottes Kraft neue Wege und Lösungsmöglichkeiten wagen.
Im Vorwort wurde es deutlich: Die Blickrichtung in der Psychologie, in der Therapie, auch in der Seelsorge hat sich geändert. Wir wollen nicht warten, bis das Kind in den Brunnen gefallen ist, bis sich seelische Krankheiten und seelische Störungen ausbreiten, bis der Arzt oder Therapeut dringend gerufen werden muss.
Es geht mehr denn je um Vorsorge. Prävention hat heute Vorfahrt, auch in Form gesundheitlicher Vorsorge in Betrieben.
Der Vorbeugegedanke gehört zum uralten Weltwissen der Menschen. Darum schrieb der Arzt und Therapeut Dr. Till Bastian:
„Zu keiner Zeit der Menschheitsgeschichte wurde dieses ‚Prinzip Prävention‘ derart gröblich – und zum langfristigen Schaden aller! – vernachlässigt wie in der Gegenwart der technokratischen Industriegesellschaften, die in einer globalisierten Weltwirtschaft rücksichtslos miteinander konkurrieren. Prävention, also vorbeugende Verhinderung, findet kaum Aufmerksamkeit in der Politik und ebenso wenig – allen Lippenbekenntnissen zum Trotz – im Umweltschutz.“ 1
kein Zubehörteil, das wir verkümmern und vernachlässigen dürfen, kein Gegenstand, der lediglich die ewige Seele beherbergt. Paulus hat es uns Christen ins Herz geschrieben:
„Wisst ihr denn nicht, dass euer Körper der Tempel des Heiligen Geistes ist? Gott hat euch seinen Geist gegeben, der jetzt in euch wohnt.“
1. Korinther 6,19
Der Heilige Geist will nicht in einer Bruchbude wohnen oder in einer Rumpelkammer. Unser Körper, unser Leib soll ein Tempel sein. Halten wir diesen Tempel sauber?
Junge und alte, gläubige und nicht gläubige Menschen haben gute Vorsätze. Besonders zu Silvester, aber auch zu anderen Gelegenheiten werden hehre Vorsätze und wohlklingende Absichten geäußert. Die meisten Menschen gehen skeptisch mit diesen „guten Vorsätzen“ um. Warum ist das so?
Gute Vorsätze sind Beruhigungspillen für die Seele. „Eigentlich müsste ich das Rauchen aufgeben.“ „Eigentlich sollte ich mindestens 20 Kilo abnehmen.“ „Eigentlich sollte ich jeden Tag meine stille Zeit halten.“
Gute Vorsätze sind Weichspüler für unser Gewissen. Ich befriedige meine Ansprüche mit Absichten, die leicht und locker vor mir her geschoben werden. Das Wort „eigentlich“ drückt eine Absicht aus, die mehr als fragwürdig ist.
Der irische Schriftsteller und Lyriker Oscar Wilde, der vieles frech und gekonnt formuliert hat, schrieb boshaft: „Gute Vorsätze sind Schecks, auf eine Bank gezogen, bei der man kein Konto hat.“ Mit anderen Worten: Gute Vorsätze sind nur dann etwas wert, wenn ich sie auch umsetzen kann.
Das Sprichwort kennen wir alle: „Der Weg zur Hölle ist mit guten Vorsätzen gepflastert.“ Ich beruhige mich mit edlen Gefühlen. Der gute Wille ist lobenswert. Die guten Absichten werden von vielen Menschen anerkannt.
Der Dichter Wilhelm Raabe kommentierte dieses Laster so: „Der schwierigste Weg, den ein Mensch zurückzulegen hat, ist der zwischen Vorsatz und Ausführung.“ Gute Vorsätze hingegen sind preisgünstig; gute Absichten sind billig.
Das Ganze hat einen christlichen Anstrich, aber bei Licht besehen, ist alles Fassade. Wir narkotisieren unser Gewissen, aber es passiert nichts. Der gute Wille ist vorhanden – jedenfalls sieht es so aus –, aber die Tat lässt auf sich warten.
Wie lauten die versteckten Motive? Sind die gesteckten Ziele zu hoch? Oder hat der Mensch nur einen schwachen Willen?
Schauen wir uns einige Hinweise an, die sich mit „guten Vorsätzen“ beschäftigen. Sie verdeutlichen, wo Denk-, Einstellungs- und Planungsfehler liegen.
Je höher die Erwartungen, desto tiefer und bitterer die Enttäuschungen. Das ist eine herbe Wahrheit. Hohe Erwartungen und hohe Ansprüche sind nicht falsch, aber sie verleiten zur Resignation, wenn sie nicht erfüllt werden. Hohe Erwartungen lähmen die Aktivität, sie dämpfen die Motivation. Hohe Erwartungen sind immer mit großen Befürchtungen verbunden. Schon auf dem Wege der Planung, auf dem Wege der Vorbereitung schleichen sich Zweifel und pessimistische Gedanken ein. Erfüllen sich dann die Erwartungen nicht, gewinnt die Versuchung die Oberhand, alles hinzuwerfen.
In seinem Buch „Alles oder nichts“ beschreibt der Psychoanalytiker Wolfgang Schmidbauer die Folgen einer zu hohen Erwartungshaltung:
„Die Trotzreaktion ist ein Ausdruck der narzisstischen Wut, die dann entsteht, wenn idealisierte Erwartungen nicht erfüllt werden. Der Jähzorn der Erwachsenen lässt sich in den meisten Fällen auf ganz ähnliche Weise mit der Enttäuschung narzisstisch besetzter Idealvorstellungen verknüpfen. (… ) Ein Beispiel dafür sind sehr häufig die heftigen, verletzenden Auseinandersetzungen in Partnerbeziehungen, in denen beide Teile den anderen rachsüchtig bestrafen, dass er ihre Ideal-Vorstellungen nicht erfüllt.“ 2
Schon bei kleinen Kindern finden wir diese idealisierten Erwartungen. Sie wollen einen Turm bauen, der stehen bleibt. Sie wollen stolz auf ihre Baukunst sein. Sie wollen nicht nur spielen, sie wollen sich auch zeigen. Fällt der Turm schon nach wenigen Lego-Lagen um, packt sie der Zorn. Schreiend und enttäuscht werfen sie alles um und fegen es vom Tisch.
Das war Hinweis 1:
Die Erwartungen sind zu hoch.
Das Sprichwort kennen wir alle. Doch der verstorbene große Psychotherapeut und Psychiater Viktor E. Frankl hat dieses Sprichwort in Frage gestellt. Denn es bedeutet im Umkehrschluss: Wo kein Wille ist, da ist auch kein Weg. Menschen benötigen aber nicht in erster Linie einen starken Willen, sondern positive Ziele. Er hat das Sprichwort so abewandelt: „Wo ein Ziel ist, ist immer auch ein Wille.“ Wer Ziele ansteuert, der hat auch den entsprechenden Willen, wer Ziele ansteuert, der findet euch die richtigen Wege.
Der seelisch Beeinträchtigte, redet sich gern mit seiner Willensschwäche heraus. Das kommentiert Frankl so:
„Aber beim Neurotiker ist es typischerweise ebenso: Was er an sich selber feststellt – auf das legt er sich immer auch schon fest; was er in sich vorfindet, damit findet er sich auch schon ab. Denn es ist typisch neurotisch, sich auf seine Komplexe und auf seinen Charakter auszureden und so zu tun, als ob man sich von sich selbst alles gefallen lassen müsste.“ 3
Wir glauben, wir können nicht aus unserer Haut.
Wir reden uns ein, dass wir zu schwach sind.
Wir bilden uns ein, dass unsere Ressourcen zu klein sind.
Die Autorin Alexandra Rigos formuliert in ihrem Beitrag „Die innere Stärke wecken“ die typischen Fähigkeiten des resilienten Menschen so:
„Tatsächlich zeigten viele Studien, dass spirituell ausgerichtete Menschen die Tiefschläge des Lebens oft besser verkraften als eher nüchterne Zeitgenossen. Spiritualität hilft ihnen, Sinn selbst angesichts schrecklicher Erfahrungen zu finden. Denn in resilienten Menschen erwacht irgendwann der Wille, sich nicht dauerhaft unterkriegen zu lassen.“ 4
Wer einen Sinn im Leben kennt, verfolgt auch Ziele. Wenn dieser Sinn im Glauben an den lebendigen Gott gelebt wird, haben Verzweiflung und Resignation weniger Raum.
Viele feine Christen sind von einem falschen Pflichtbewusstsein motiviert. Sie putzen ihre Wohnung, oder erleben andere Zwänge, weil sie glauben, sie müssten ihr Haus sauber halten, sie müssten