Was sollen wir tun? - Karl-Heinz Risto - E-Book

Was sollen wir tun? E-Book

Karl-Heinz Risto

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Beschreibung

Wie entscheide ich in Konfliktsituationen? Welchen Wertmaßstäben fühle ich mich als Altenpfleger/in verpflichtet? Wer sich in der Pflege alter Menschen engagiert, wird immer wieder mit diesen Fragen konfrontiert. Fachliche Standards, gesellschaftliche Normen und ganz persönliche Überzeugungen treffen aufeinander. Nicht selten führt dies zu Konflikten, die nicht nur auf der rein rechtlichen oder fachlichen Ebene zu lösen sind. Hier unterstützt die ethische Reflexion über die Pflegepraxis. Mediator und Fachautor Karl-Heinz Risto stellt eine Fülle konkreter Fallbeispiele aus der Pflege vor. Sie laden ein, die ethische Reflexion zu üben, die eigene Position zu klären oder zu entwickeln. Als Orientierungshilfe dienen verschiedene philosophisch-ethische Konzepte. Ausführlich vermittelt der Autor die Methodik und Technik der Ethischen Fallbesprechung. Ein wichtiges Hilfsmittel, um alle von einem Konflikt Betroffenen an einer tragfähigen Lösung zu beteiligen. Ein hervorragendes Arbeitshandbuch für PDLs und Pflegekräfte, die mehr Sicherheit im Umgang mit Konfliktsituationen suchen.

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Seitenzahl: 150

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Über den Autoren

Foto: Fotomania

Karl-Heinz Risto, Evangelischer Theologe und Supervisor, Master Angewandte Ethik (Univ. Münster), Langjährige Erfahrung in der Weiterbildung von Mitarbeitern in der Altenpflege, Ethikbeauftragter der Evangelischen Altenhilfe Gesundbrunnen (EAG).

Buchinformationen

Schwierige Situationen zu lösen, diese Aufgabe stellt sich in der Altenpflege häufig. Wie sich alle Beteiligten über ein ethisch begründetes Vorgehen verständigen können und wie jeder seine eigene Position dazu findet, zeigt dieses Buch. Es bietet zahlreiche Beispiele aus der Pflegepraxis und lädt damit ein, ethische Reflexion zu üben. Dabei wird klar, dass es nicht die eine Lösung gibt, wohl aber Methoden, die zu tragfähigen Lösungen führen.

Dazu stellt das Buch ethische Konzepte vor, die Orientierungen bieten, und es beschreibt die ethische Fallbesprechung als einen Weg auf, dem alle an einem Konflikt Beteiligten an einer Lösung arbeiten.

Impressum

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Sämtliche Angaben und Darstellungen in diesem Buch entsprechen dem aktuellen Stand des Wissens und sind bestmöglich aufbereitet.

Der Verlag und der Autor können jedoch trotzdem keine Haftung für Schäden übernehmen, die im Zusammenhang mit Inhalten dieses Buches entstehen.

© VINCENTZ NETWORK, Hannover 2012

Besuchen Sie uns im Internet: www.altenpflege.vincentz.net

Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwendung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Dies gilt insbesondere für die Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Warenbezeichnungen und Handelsnamen in diesem Buch berechtigt nicht zu der Annahme, dass solche Namen ohne Weiteres von jedermann benutzt werden dürfen. Vielmehr handelt es sich häufig um geschützte, eingetragene Warenzeichen.

ISBN 3-86630-210-X

978-3-86630-210-5

Vorwort

Die Professionalisierung der Altenpflege ist in den vergangenen Jahren rasant vorangeschritten. Die Erkenntnisse der Pflegewissenschaft finden ihren Niederschlag in Expertenstandards, die ausführen, was fachlich richtig ist. Gleichzeitig ist die Versorgung alter Menschen Dauerthema in den Medien. In einer älter werdenden Gesellschaft sind viele direkt oder indirekt mit der Frage beschäftigt, wie sie sich ein „gutes Alter“ vorstellen.

Bewusst wurden nach Bürger- und Patientenrechten inzwischen auch die Rechte pflegebedürftiger Menschen formuliert und in einer Charta veröffentlicht.

Dazu kommen fürsorgliche Regungen und allzu oft auch Schuldgefühle erwachsener Söhne und Töchter, was das Beste oder zumindest das Richtige für ihre alt gewordenen Eltern sei. Jeder hat zu diesem Thema eigene moralische Vorstellungen und Überzeugungen. So ist es kein Wunder, dass es auf der Webseite www.das-tut-man-nicht.de häufig um alte Eltern und Pflege geht.

All dies, fachliche Standards, gesellschaftliche Normen und ganz persönliche Gefühle und Überzeugungen treffen in der Altenpflege aufeinander und führen nicht selten zu Konflikten.

So war es dringend an der Zeit, ethische Konzepte für die Altenpflege zu bearbeiten und ein Verfahren zu entwickeln, das in schwierigen Situationen allen Beteiligten, den professionell an der Pflege Beteiligten wie den Angehörigen, hilft, sich über ein ethisch verantwortetes Vorgehen zu verständigen. Das vorliegende Buch übernimmt diese Aufgabe.

Schon durch die kurz skizzierte Komplexität der Themen, Interessen und Intentionen dürfte deutlich geworden sein, dass es keine schematischen Lösungen für ethische Probleme in der Altenpflege geben kann. Es macht die Besonderheit dieses Buches aus, dass eine Fülle von Fallbeispielen, die in anonymisierter Form aus der realen Pflegepraxis stammen, dazu einlädt, die ethische Reflexion zu üben und auf diese Weise eigene Positionen zu entwickeln. Philosophisch-ethische Konzepte werden referiert, um Orientierungshilfen zu geben. Schließlich wird die Ethische Fallbesprechung in der Altenpflege als Möglichkeit vorgestellt, wie alle von einem Konflikt Betroffenen an einer Lösung beteiligt werden, die dann auch tragfähig sein kann.

Dieses diskursive Verfahren entspricht zutiefst einer Auffassung von Pflege, die sich an den Bedürfnissen und der Selbstbestimmung der Pflegebedürftigen orientieren will. Es nimmt alle Betroffenen ernst, führt so zu einer Entlastung der Mitarbeitenden in Pflegesituationen und fördert die Kommunikation mit Angehörigen und Ärzten. Insofern geht es nicht nur darum, Lösungen zu erarbeiten, die aus Sicht der Beteiligten richtig sind. Schon die Methode, die gemeinsame Beratung von Beteiligten, die einander ernst nehmen und die geäußerten Überzeugungen wertschätzen, erweist sich als angemessen und richtig.

Diese Form der ethischen Reflexion und Beratung kann entscheidend zum besonderen Profil der Altenpflege beitragen.

Barbara Heller

Leitende Pfarrerin der Evangelischen Altenhilfe

Gesundbrunnen Hofgeismar

1 Einführung: Rote Beete hat sie schon immer gehasst – Zusammenhänge zwischen Altenpflege und Ethik

Rote Beete hat sie schon immer gehasst. Deshalb kann Petra Wagner gut verstehen, dass Frau D. ihr Mittagessen – Schweinemedaillons, Kartoffelpüree und Rote-Beete-Gemüse – mal wieder ausgespuckt hat.

Ob Frau D. auch keine Rote Beete mag? Sicher liegt es nicht daran, dass die Pflegekräfte sich keine Zeit zum Essen reichen nehmen. Darauf achtet sie als Pflegedienstleitung (PDL). Das gibt es bei ihr nicht: Demenziell erkrankte Bewohner, die um 11.15 Uhr noch vor dem Frühstück sitzen und dann um 12.00 Uhr den Mittagsteller hingestellt bekommen. Und das Mittagessen wird ebenso unberührt abgeräumt: „Na, Sie haben aber heute gar keinen Appetit!“ Petra Wagner kennt all die kleinen Nachlässigkeiten. Ihren Beruf hat sie von der Pike auf gelernt. Aber bei Frau D. gehen ihr allmählich die Ideen aus. Da würde wohl auch eine Änderung des Speiseplans nichts helfen.

Angefangen hat Petra Wagner in der Hauswirtschaft – schon damals im Haus St. Anna. Dann wechselte sie in die Pflege, als angelernte Helferin. Sie hat sich hochgearbeitet. Berufsbegleitende Weiterbildung zur examinierten Pflegekraft. Danach in Abendkursen die PDL-Schulung. In dieser Zeit ging ihre Ehe in die Brüche. Jetzt ist sie seit zwei Jahren geschieden. Lebt zusammen mit Sohn Maik, der gerade überlegt, seine Kochlehre – wegen der ungünstigen Arbeitszeiten – zu schmeißen. PDL ist sie seit drei Jahren. Im Haus St. Anna, einem 80-Betten-Heim in M., einer Fachwerkkleinstadt in der Mitte von Deutschland.

Ihre Vorgängerin wechselte zum Medizinischen Dienst der Krankenkassen, kurz MDK. Dort könne sie nun durch die Prüfungen mehr Qualität in die Heime bringen. Sie sei es leid, sagte sie. Dauernde Änderungen am Dienstplan, Langzeitkranke, die nicht besetzten Wochenenddienste, nörgelnde Angehörige…

Petra Wagner sieht das anders. Die alten Menschen stehen für sie im Mittelpunkt. Für Mitarbeiter, die sich nicht engagieren, nicht mitdenken wollen und nur Dienst nach Vorschrift machen, hat sie kein Verständnis.

Ausgleich findet die hoch gewachsene, dunkelhaarige Mittvierzigerin im Sport. In ihrer Freizeit fährt sie Rollerskates – seit einer Meniskusquetschung vor einigen Monaten liegen die Skates allerdings unbenutzt in der Garderobe. Plötzlich kann man Sachen nicht mehr, die man vorher immer konnte. Manchmal fragt sie sich: „Ist das mit dem Altwerden genauso?“

Trotz aller bürokratischen Auflagen empfindet sie ihren Beruf als kreative Herausforderung. Täglich neue Situationen und Begegnungen. Da kann man selber nicht auf der Stelle stehen bleiben. Im letzten Herbst hat sie sich – nach einer Eingangsprüfung – zu einem Bachelor-Studium ,Management im stationären Pflegebereich’ angemeldet. An Wochenenden an einer Berufsakademie. Dabei hält sie sich gar nicht für eine kopflastige Theoretikerin, sondern versteht sich als Bauchmenschen. Im Studiengang ,löchert’ sie die Dozenten stets mit Fragen nach der praktischen Relevanz. Viele Konzepte erscheinen ihr zu abgehoben.

Auch das Thema Pflegeethik – wieder so eine Modeerscheinung. Was denn noch alles! Der Dozent zog das Thema historisch auf, aber Petra Wagner verstand nicht, was die Probleme der alten Griechen mit ihrem Arbeitsalltag zu tun hätten. Zum Beispiel mit Frau D, der 98-jährigen Bewohnerin, die ihre Rote Beete nicht essen will.

1.1 Entscheidungen

Ihr Essen spuckt Frau D. immer wieder komplett aus. Sie trinkt nur geringe Mengen, schüttet die Getränke ins Waschbecken und sagt: „Der liebe Gott hat mich vergessen.“

Frau D. bekommt Psychopharmaka verabreicht, weil ihr eine bipolare Störung diagnostiziert wurde. Sie ist manisch-depressiv.

Ein Teil des Pflegeteams akzeptiert ihren Willen, die Nahrung abzulehnen. Der andere Teil des Pflegepersonals und die Angehörigen, die auch die rechtliche Betreuung wahrnehmen, möchten, dass Frau D. wieder „aufgepäppelt“ wird und an Gewicht zunimmt.

Die Angehörigen sind der Meinung, dass die Aussagen und Verhaltensweisen nur „Launen der Erkrankung“ seien und möchten, dass Frau D. mit „allen Mitteln“ zur oralen Nahrungsaufnahme gebracht wird. Eine Magensonde durch die Bauchdecke – in der Fachsprache Perkutane Endoskopische Gastrostomie (PEG) genannt – lehnen sie aber ab.

Der Hausarzt dagegen sagt: „Lasst sie doch gehen!“

Was sollen die Pflegenden jetzt tun?

Woran sollen sie sich orientieren? Was ist richtig und was falsch? Wer trägt wofür die Verantwortung?

1.2 Wege aus dem Dilemma

Die Situation, in der sich das Pflegepersonal befindet, nennt man ein ,Dilemma’. Dilemma bedeutet, dass es bei einer Entscheidung zwei Handlungsmöglichkeiten gibt. Beide wären richtig, schließen sich jedoch gegenseitig aus. Oder häufiger noch in der negativen Version: Wenn man einen Fehler vermeiden will, muss man einen anderen begehen. Negative Dilemmasituationen werden sprichwörtlich als ,Wahl zwischen Pest und Cholera’ bezeichnet, man kommt dabei ,vom Regen in die Traufe’.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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