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Christoph Brechtel ist Diplompsychologe, Psychotherapeut, Verhaltens-Trainer und Coach. Er hat sich viele Jahrzehnte lang unter anderem mit den Folgen andauernder Stressbelastungen beschäftigt. Zunächst in der psychosomatischem Therapie in einer Fachklinik für Innere Medizin und später im Rahmen von Führungskräfte-Trainings für tpm (Team für Psychologisches Management GmbH). Seit 1977 veröffentlicht er Fachartikel, Broschüren, Anleitungen, Bücher und CDs zum Thema. Wie in seinen früheren Veröffentlichungen bringt er auch in seinem aktuellen Buch: "Was Stress und Burnout mit uns machen und was wir dagegen tun können" eine Vielfalt praktischer und nachvollziehbarer Alltagsbeispiele ein, die auch komplexe Zusammenhänge in unterhaltsamer Weise verständlich machen. Dennoch sind seine Schilderungen über die weitgreifenden Veränderungen und Prozesse bei Stress und Burnout sehr systematisch und bis ins Detail ausgeführt. Dies gilt sowohl für die Entstehung von Stress und Burnout und den Konsequenzen, als auch für die Maßnahmen zur frühzeitigen Wahrnehmung, Vorbeugung, Bewältigung und Abbau von Stressfolgen. Dabei setzt er sich nicht nur mit den psychologischen, sondern auch mit alltäglichen, historischen, biologischen, medizinischen und sozialen Zusammenhängen auseinander und bindet auch die Erkenntnisse der Sport- und Ernährungswissenschaften mit ein. Bei den Stressbewältigungstechniken listet er mehr als 20 beispielhafte Methoden auf und bringt immer wieder anschaulich seine persönliche Stellungnahmen und Erfahrungen ins Spiel. Am Ende des Buches gibt es ein umfangreiches Stichwortverzeichnis, mit dessen Hilfe jeder seine interessantesten Themen schnell wiederfindet.
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Seitenzahl: 175
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Mein herzlicher Dank gilt Eva Vornberger und Bernd Schätzle, die beide viel Zeit für das Lektorat investiert und mir darüber hinaus viele inhaltliche Anregungen
Christoph Brechtel
Was Stress und Burnout mit uns machen und was wir dagegen tun können
www.tredition.de
© 2014 Christoph Brechtel
Umschlaggestaltung: Sarah Brechtel
Foto: Laura Brechtel
Lektorat: Bernd Schätzle, Eva Vornberger
Verlag: tredition GmbH, Hamburg
978-3-8495-9127-4
(Paperback)
978-3-8495-9232-5
(Hardcover)
978-3-8495-9233-2
(e-Book)
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.
Inhaltsverzeichnis
Zu diesem Buch
Historisches: Von der Belastung zum Burnout
Stress
Das Stress-Modell
Die Orientierungsreaktion
Die Aktivierungsreaktion
Die Anpassungsreaktion
Die Überforderungsreaktion
Die Erschöpfungsreaktion
Burnout
Stressbewältigung
Wahrnehmen
Vorbeugen
Stabilisieren
Maßnahmen
Veränderung der Stressoren
Die somatischen Methoden
Allgemeine medizinische Hinweise
Tai-Chi
Qigong
Eutonie
Muskuläres Tiefentraining
Yoga
Die kognitiven Methoden
Positive Selbstinstruktion
Umstrukturierung negativer Gedanken
Vorstellung positiver Verhaltensweisen
Autogenes Training
Meditation
Fantasiereisen
Mindmachines
Cyberspace
Die emotionalen Methoden
Emotionaler Ausgleich
Empathie-Training
Emotionale Therapie
Emotionale Körpertherapie
Rational emotive Therapie
Ganzheitliche Therapie
Nachsorgen
Schlussbemerkungen
Literaturverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Stichwortverzeichnis
Über den Autor
Zu diesem Buch
Stress gehört zum Leben, war schon immer da und wird es immer geben.
Das Thema, das Reden und Schreiben darüber, gibt es auch schon einige Jahrzehnte. Als „Vater der Stressforschung“ gilt der Endokrinologe Hans Selye, der sich mit den physiologischen Auswirkungen von Stress schon 1936 beschäftigte. 1976 wurde Frederick Vester (Biochemiker und Umweltexperte) zum Bestsellerautor („Phänomen Stress“) und 2008 beschäftigten sich TV-Sender mit dem „neuen“ Thema. Ich selbst habe 1979 über die psychologischen Auswirkungen von Stress geschrieben („Bio-Relax“) und mich 2011 („Burnout Prevention“) mit den Zusammenhängen von Persönlichkeitsmerkmalen und Burnout beschäftigt. Auch 2013 habe ich in meinem Buch „Wer wir sind und wie andere uns sehen“ ein ausführliches Kapitel über Stress und Burnout eingefügt.
Es ist also ein Thema, das immer wieder „hochkommt“. Besonders in den letzten Jahren, als der Begriff „Burnout“ aufkam, was eine Art „Endstadium“ langfristiger und multipler Überforderung durch Stress darstellt. Seit sich Prominente offen zur Diagnose „Burnout“ bekannten, wird das Thema unter großer Beteiligung aller Medien auch in der breiten Öffentlichkeit diskutiert.
Obwohl in der Medizin stetig (vor allem technologische) Fortschritte erzielt werden, scheint sich Stress eher auszubreiten als abzumildern. Wie kommt das? Wieso bekommt man diese „Epidemie“ nicht in den Griff?
Weil es nicht ausreicht, den „Patienten“ zu kurieren. Es handelt sich nicht nur um ein „inneres Geschehen“ des Individuums, sondern wird durch vielfältige und andauernde äußere Anforderungen des Alltags ausgelöst, die man als unvermeidbaren Anspruch akzeptiert, dem man genügen will oder muss.
Burnout ist der Endzustand einer langen Entwicklungslinie, die mit Frust und Desillusionierung beginnt und schlimmstenfalls mit dem Tod endet. Dabei wird Burnout nicht einmal als Krankheit gesehen, sondern gilt im ICD-10 („International Code of Deceases“) als ein „Problem der Lebensbewältigung“. Häufig wird die Diagnose „Burnout“ mit Depression verwechselt, da einige Symptome (z.B. Apathie) ähnlich sind.
Tatsächlich handelt es sich um ein sehr komplexes Syndrom, das nicht nur den gesamten Menschen betrifft (Körper, Geist und Psyche), sondern man muss dabei auch sozialpolitische Aspekte der „modernen“ Leistungsgesellschaft sowie die persönlichen Einstellungen berücksichtigen, um das Problem an der Wurzel zu packen.
Stattdessen sprießen „Burnout-Kliniken“ wie Pilze aus dem Boden, die die Symptome behandeln und die weitreichenden und komplexen Ursachen vernachlässigen. Das wäre genauso, als ob man entlang der Autobahn Unfallkliniken errichten würde, statt die Autobahnen und Fahrzeuge sicherer zu machen.
Burnout ist (wie übrigens „normaler Stress“ auch) ein gesellschaftliches Problem, nicht nur ein individuelles. Da sehr oft die „Leistungsträger“ unserer Gesellschaft davon betroffen sind, hat man dies in den Medien schönfärberisch die „Krankheit der Sieger“ genannt. Als ob das ein Trost wäre oder etwas Besonderes!
In Wirklichkeit ist es die dramatische Konsequenz eines langwierigen Überforderungsprozesses, welcher ursprünglich durch äußere und innere, meist alltägliche und oft unterschätzte Stressfaktoren ausgelöst wird.
Wie sich dieses Phänomen entwickelt, wie es unseren Organismus verändert und was wir dagegen tun können, ist Gegenstand dieses Buches.
Stress
Ich schildere Ihnen eine alltägliche „Mini-Stress-Situation“, aber in Zeitlupe. Alles, was hier beschrieben ist, geschieht in wenigen Sekunden.
Stellen Sie sich bitte folgende Situation vor: Sie befinden sich hinter dem Steuer Ihres Autos und nähern sich bei starkem Verkehr einer Ampel. Die Ampel zeigt Rot. Sie halten, hinter Ihnen bildet sich rasch eine Autoschlange. Die Ampel schaltet auf Gelb, Sie legen den Gang ein, die Ampel zeigt Grün - und nun würgen Sie Ihren Motor ab! (…zugegeben: Bei einem Automatikgetriebe wäre das wahrscheinlich nicht passiert…)
Hinter Ihnen ist wütendes Hupkonzert. In Ihrem Körper beginnt die Stressreaktion: Die nervöse Spannung erhöht sich, die Muskulatur verspannt. Das Herz schlägt schneller und kräftiger, die Atmung wird flacher. Veränderungen im Blut treten auf, die Blutverteilung des Organismus wird verändert: Blut fließt aus den Bauchorganen in die Muskulatur, dadurch erhöht sich Ihre Hauttemperatur. Die Muskelspannung nimmt weiter zu. Gleichzeitig steigert sich Ihre Aufmerksamkeit und Reaktionsfähigkeit. Die Pupillen sind geweitet. Hormone wie z.B. Adrenalin und Noradrenalin werden ausgeschüttet. Kohlenhydrate werden mobilisiert, aus der Bauchspeicheldrüse wird Insulin freigesetzt usw.
Diese biologische Reaktion ist entwicklungsgeschichtlich bedingt und stellt sich bei Mensch und Tier gleichermaßen ein, wenn ein Reiz zum Stress wird. Damit werden wir uns noch ausführlich beschäftigen.
Diese Reaktion stellt dem Organismus sämtliche Energie in Sekundenschnelle zur Verfügung, die er braucht, um entweder zu kämpfen oder zu fliehen. Eine archaische Reaktion des Überlebenstriebs! In der geschilderten Situation aber völlig sinnlos. Was nützt es Ihnen, dass Sie jetzt „aufgeladen“ genug sind, um zu kämpfen? Und gegen wen? Das Auto zerstören? In dieser Stimmung könnten Sie das. Vielleicht hätten Sie sogar Lust dazu. Macht aber keinen Sinn. Und fliehen? Das Auto stehen lassen? Schnell abhauen? Macht auch keinen Sinn. Wenn Sie aber weder das eine noch das andere tun, werden diese Anspannungen, die sich aufgebaut haben, nicht oder nur ganz allmählich abgebaut. Was machen Sie? Sie starten das Auto neu und kommen sich blöd vor.
Wird Ihnen diese Reaktion bewusst?