Glaube, Liebe, Hoffnung, Tod - Christoph Brechtel - E-Book

Glaube, Liebe, Hoffnung, Tod E-Book

Christoph Brechtel

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Beschreibung

Christoph Brechtel ist Diplompsychologe, Psychotherapeut und Coach. In seinen Sachbüchern beschäftigt er sich mit Themen der Menschenkenntnis, Stressbewältigung, Persönlichkeitsentwicklung, Führungsverantwortung und Psychosomatik aus psychologischer Perspektive. Dieses Mal macht er den Glauben zum Thema. Die Religionen der Welt, aufgelistet in der Reihenfolge ihrer Entstehung vom Beginn der Geschichte bis heute, übersichtlich und kompakt: So präsentieren sich hier die Glaubenshaltungen, Lehren und Rituale der Menschheit. Der Autor beschreibt anschaulich, überlässt aber die Bewertung dem Leser: Als Hilfestellung finden sich hierzu jeweils die Unterpunkte: "Die Entstehung der Welt" und "Was geschieht nach dem Tod?", um die wichtigsten Religionen miteinander vergleichen zu können. Ausführlich beschrieben sind die fünf Weltreligionen. Einen besonderen Schwerpunkt setzt der Autor beim Vergleich des Christentums mit dem Islam.

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Was alle Religionen dieser Welt wollen, ist Friede, Freiheit und Liebe unter allen Menschen. Dieses Projekt ist offensichtlich gescheitert. Schon immer.

Christoph Brechtel

Glaube

Liebe

Hoffnung

Tod

Religion und Gewalt

© 2018 Christoph Brechtel

Autorenfoto: Laura Brechtel

978-3-7469-0431-3 (Paperback)

978-3-7469-0432-0 (Hardcover)

978-3-7469-0433-7 (e-Book)

Verlag und Druck: tredition GmbH,Halenreie 40-44, 22359 Hamburg

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Die Wiege der Menschheit

Die ethnischen Religionen

Die Maya

Die Inka

Die Azteken

Voodoo

Schamanen und Medizinmänner

Der ägyptische Totenkult

Die Entstehung der Welt

Was geschieht nach dem Tod?

Die antiken Griechen und Römer

Die Entstehung der Welt

Was geschieht nach dem Tod?

Die Jesiden

Die Entstehung der Welt

Was geschieht nach dem Tod?

Die germanische Mythologie

Die Entstehung der Welt

Was geschieht nach dem Tod?

Der Kampf der alten Götter

Die aktuellen 5 Weltreligionen

Judentum (ca. 1800 v.Chr.)

Die Entstehung der Welt

Was geschieht nach dem Tod?

Hinduismus (ca.1200 v.Chr.)

Die Entstehung der Welt

Was geschieht nach dem Tod?

Buddhismus (ca. 500 v.Chr.)

Was geschieht nach dem Tod?

Christentum (30 n.Chr.)

Die Entstehung der Welt

Das Neue Testament

Die grausamen Kreuzzüge

Die Inquisition

Die Spaltung

Die Protestanten

Die Sakramente

Was geschieht nach dem Tod?

Weitere christliche Gemeinschaften

Christenverfolgung heute

Islam (610 n.Chr.)

Die Entstehung der Welt

Die 5 Grundpfeiler des islamischen Glaubens

Was geschieht nach dem Tod?

Die Unterschiede

Mohammed und Jesus Christus

Allah und Gott

Koran und Bibel

Scharia und Gebote

Die Aleviten (ca. 1100 n.Chr.)

Die „jungen“ Religionen

Sikhismus (16. Jahrhundert)

Bahá'í (19. Jahrhundert)

Kirche des fliegenden Spaghetti Monsters

Beyism

Ähnlichkeiten aller Religionen

Religion und Politik

Gefährliche Sekten

Aleph (früher Aum)

Raelianer („Ufo-Sekte“)

Boko Haram

Scientology

Peoples Temple

Villa Baveria (früher „Colonia Dignidad“)

Bhagwan-Sekte

Wiederherstellung der Zehn Gebote

Zwölf Stämme

Fundamentalistische Kirche Jesu Christi …

Die physikalische Theorie

Die Ungläubigen

Die Agnostiker

Warum ist Toleranz so schwer?

Stichwortverzeichnis

Literaturverzeichnis

Der Autor

Vorwort

„Wenn die Menschen nur über das sprächen, was sie begreifen, dann würde es sehr still auf der Welt sein.“ Albert Einstein (1879 -1955)

Warum gibt es überhaupt Religionen?

Menschen haben schon immer versucht, die Welt, in der sie leben, zu begreifen oder zumindest zu erklären: Das Geschehen in der Natur, auf der Erde, im Himmel mit den Sternen, sowie der Umgang mit Tieren, Pflanzen, der Zeit, den Gezeiten und dem Tod: Das alles wollte ja irgendwie verstanden werden!

In erster Linie aber waren die Menschen der Frühgeschichte in Vollzeit damit beschäftigt, zu überleben. Dazu mussten sie lernen, mit den Naturphänomenen zurechtzukommen. Und am liebsten wollten sie in die Zukunft sehen und auch wissen, was nach dem Tod geschieht. Sehr viele erhofften sich von der Religion, von Gott oder den Göttern ganz triviale Unterstützung im Alltagsleben (zum Beispiel beim Abschluss von Geschäften) oder die Vorhersage zum Ausgang einer Schlacht.

Zunächst waren es die Philosophen, die versuchten, den Code des Lebens zu entschlüsseln. Physiker, Astrologen, Astronomen und andere Gelehrte kamen hinzu. Trotzdem blieben viele Fragen offen, nämlich alles, was sich durch Beobachten, Erfahrungswissen und logisches Schlussfolgern nicht erklären, bzw. – wortwörtlich – nicht begreifen ließ.

So kam es zu Theorien über die Entstehung der Welt, zu Schöpfungsgeschichten, zu übernatürlichen Erklärungen und zu religiösen Anekdoten. Dies half, alles, was man nicht beweisen konnte, zumindest irgendwie zu erklären: Glaube ersetzte Wissen!

Und -das müssen wir auch feststellen – haben die meisten Religionen dieser Welt das Update vergessen! Damit meine ich, dass der Abgleich mit wissenschaftlichen Erkenntnissen nicht erfolgt ist.

Aus den jeweiligen (teilweise sehr abenteuerlichen und lehrreichen) Religionsgeschichten konnte man aber auch Regeln für das Leben in einer Gemeinschaft ableiten. Man wollte im Leben einen höheren Sinn sehen, den einen oder anderen Gott, Propheten oder Heiligen verehren oder zum Vorbild nehmen.

Alle Religionen haben nicht nur Kulte geschaffen, sondern auch hochentwickelte Kulturen: Architektur, Bildhauerei, Literatur, Musik, Malerei; Große Kunst also, die die Jahrhunderte überdauerte. Die Darstellung der religiösen Geschichten erhält durch die Künste große Verbreitung und auch eine weitere Interpretation der jeweiligen Schriften.

Ob das nun die imposanten Bauwerke der Mayas sind, die griechischen und römischen Skulpturen und Tempel, die Malereien und Pyramiden der alten Ägypter, die hinduistischen und buddhistischen Statuen und Tempel, die jüdischen Gebetsstätten, die christlichen Kirchen, Klöster, Statuen und Gemälde, bis hin zu den islamischen Moscheen: Das alles prägt eine Region für Jahrhunderte. Unsterblich bleiben auch die vielen und berühmten Musikkompositionen von den Klängen der Schamanen bis zu den klassischen Messen der Christenheit.

Das große Dilemma aller Religionen ist aber, dass sie die Welt in Gläubige und Nichtgläubige aufteilen. Schon als Kind werden wir dazu erzogen, unsere Religion als die einzig wahre zu begreifen und auf die anderen Religionen herabzuschauen. Das gilt für die Christen, die Juden und die Moslems gleichermaßen.

Glaube und Überzeugung sind Mächte, die Menschen dazu bringen, Unglaubliches zu tun. Bis hin zu brutalem Fanatismus, den man „Missionierung“ nennt. Die mittelalterlichen „Kreuzzüge“ der Christen oder der langjährige Terror des sogenannten „Islamischen Staates“ sind nur zwei Beispiele für unzählige Glaubenskriege in der Geschichte der Religionen.

Die Wiege der Menschheit

Wenn wir nun einmal die Religion außen vor lassen (in diesem Fall die „Suche nach dem Paradies“) und stattdessen nachforschen, wo die allerersten Spuren der Menschheit gefunden wurden, dann ist das die Gegend um Euphrat und Tigris.

Nach den neuesten Forschungen stammen die „Vorläufer“ des Menschen jedoch nicht aus diesem Gebiet (wie früher von der Wissenschaft angenommen! Sie wurden stattessen jüngst auf den griechischen Inseln gefunden). Jedoch sind die ersten Anzeichen von Zivilisation hier entdeckt worden: Das Land, welches die großen Flussysteme Euphrat und Tigris umschließt, heißt Mesopotamien (=Zweistromland). Es zählt zu den ältesten und wichtigsten Hochkulturen des Alten Orients. Hier wurde die Schrift erfunden, der Ziegelstein, die Keramik, das Bier und die erste Rechtsordnung (1750 v.Chr. -der „Codex Hammurabi“ – eines babylonischen Königs der ersten Dynastie). Und eine Religion gab es auch schon.

Der Euphrat (ca. 3.000 Kilometer lang) entspringt im inneren Taurusgebirge (Türkei) und markiert die historische Grenze zwischen Kleinasien und Mesopotamien. Er fließt dann weiter durch Syrien und den Irak und mündet (nach der Vereinigung mit dem Tigris) im persischen Golf.

Der Tigris (ca. 1.900 km lang) entspringt im Osten der Türkei, bildet auf einer kurzen Strecke die Grenze zu Syrien und fließt dann ebenfalls durch den Irak, bis er sich mit dem Euphrat vereint; ab da heißt der Fluss „Schatt al-arab“.

Hier gab es schon eine Religion mit vielen Göttern. Der Hauptgott war Marduk, der Stadtgott von Babylon (lag ca.100km vom heutigen Badgad entfernt). Entsprechend der mesopotamischen Mythologie sind Euphrat und Tigris aus den Augen der Urgöttin Tiamat entsprungen; Flüsse aus Tränen also.

Die Geschichte Mesopotamiens zieht sich über Jahrtausende hin. Die Mythen wurden in dieser Zeit mehrfach immer wieder neu erzählt und verändert. Trotz unterschiedlicher Sprachen in dem Gebiet waren die religiösen Geschichten bei Babyloniern, Akkadern, Assyrern und Sumerern sehr ähnlich. Sie hatten im Wesentlichen dieselben Götter. Da man schon über eine Schrift verfügte, liegen bis heute noch entsprechende Dokumente vor. Sie sind zwar unvollständig, aber – im Gegensatz zu Religionen, die nur mündlich weitergegeben wurden – immerhin vorhanden.

Die Schlussfolgerung ist eindeutig: Religionen gibt es also seit Zivilisationen existieren. Eine nahezu unüberschaubare Anzahl von Religionen, die überall auf der Welt entstanden sind, nicht nur hier in der „Wiege der Menschheit“.

Die ethnischen Religionen

Vor den aktuellen fünf Weltreligionen gab es (und gibt es teilweise noch) immer schon viele andere. Die wichtigsten beschreibe ich in den folgenden Kapiteln.

Kurz abzuhandeln sind die „Natur-Religionen“, manchmal auch „Stammesreligionen“ genannt, die man inzwischen den „ethnischen Religionen“ zurechnet. Sie existieren immer noch in vielen tropischen, afrikanischen, südostasiatischen und indonesischen Staaten (laut Wikipedia sind es über 140 Staaten). Diese „Gläubigen“ machen allerdings weniger als 4% der Weltbevölkerung aus und eine künftige Weiterverbreitung gilt als unwahrscheinlich.

Es handelt sich dabei aber nicht um ausgestorbene Religionen (wie z.B. die antiken ägyptischen, griechischen, römischen oder germanischen Religionen) und sie unterscheiden sich vor allem durch drei Punkte:

•   es gibt keine „Heilige Schrift“,

•   keinen Religionsstifter und

•   keine Missionierung

In diesen Religionen wird ursprünglich die Natur selbst verehrt. In einigen späteren ethnischen Religionen wird die Natur durch viele Götter personifiziert, die oft menschliche Charakterzüge tragen.

 

Die Maya

(ca. 3.000 v.Chr. – heute)

Maya, Azteken und Inka sind allesamt Indianerstämme. Zu ihrer jeweiligen Blütezeit waren sie anderen Völkern weit überlegen. Sie verfügten über profundes Wissen z. B. über Mathematik und Astronomie. Die Maya-Religion ist die älteste der indigenen Religionen und existiert – in abgewandelter Form – heute noch. Azteken und Inka kamen erst im 13.– 14.Jahrhundert dazu. Diese drei benachbarten Indianerstämme beherrschten die Halbinsel Yucatán, Mexico, Guatemala, Belize, Honduras und El Salvador.

Grundsätzlich haben die jeweiligen Götter mit Ereignissen in der Natur zu tun, z.B. mit dem Wetter, mit der Einfuhr der Ernte und auch mit dem Tod. Die Religion war eng verbunden mit dem ewigen Kreislauf der Natur. Durch sorgfältige Beobachtung der irdischen und „himmlischen“ Vorgänge entstand der weltberühmte Kalender der Maya, der auch künftige Ereignisse bis in unser Jahrtausend vorausberechnete. Da der Mayakalender im Jahr 2012 endete, glaubten viele, dass er damit das Ende der Welt vorhergesagt habe.

Aber das ist schließlich nur einer von vielen Terminen, die unsere Welt überlebt hat.

Ihre Götter hatten menschliche Gestalt und Charaktereigenschaften. Priester befragten sie bei wichtigen Ereignissen oder Vorhaben. Hierzu errichteten die Maya ihre berühmten sakralen Bauwerke im Tropenwald. Über die Mythologie selbst gibt es leider keine so profunden Zeugnisse. Es gab – wie bei vielen anderen Religionen auch – Himmel, Erde und Unterwelt. Das Weltbild hat etwas mit einem Baum zu tun, der Stamm ist die Erde mit den Menschen, die Äste stützen den Himmel, die Wurzeln führen ins Totenreich.

Der Hauptgott der Maya ist Hunab, der Schöpfer von Himmel und Erde. Obwohl von ihm nie ein Abbild geschaffen wurde, war er allgegenwärtig. Was die Religion aber so gewalttätig macht, sind Menschenopfer, die den Göttern dargebracht wurden.

Dabei wurden die Opfer in einem sehr grausamen Ritual und auf vielfältige Weise umgebracht. Wichtig waren dabei vor allem die Opferung des Herzens und des Blutes (das war übrigens bei den Azteken auch so). Die Opfer waren nicht nur Gefangene, sondern oft auch Kinder, Sklaven und Mitglieder der Gemeinde. Sie wurden nackt mit blauer Farbe bemalt, an den Altar gefesselt und trugen Kopfschmuck. Der Brustkorb wurde von einem Priester rituell geöffnet, das noch schlagende Herz entnommen und damit die jeweilige Gottheit mit Blut bespritzt. Darauf folgte ein ritueller Tanz.

Auch wenn das sehr grausam war: Die Menschenopfer kamen direkt ins Paradies und lebten dort komfortabel weiter. Das galt ebenso für die Adligen und die Priester. Auch wer im Krieg fiel, im Kindbett starb oder Selbstmord beging, kam in den Himmel. Allen anderen, die eines „normalen“ Todes starben, drohte die dunkle Unterwelt.

Die Maya hatten eine Vorstellung von besonderen Kräften im Körper, eine immaterielle Substanz, die den Körper bei Schlaf oder beim Tod verlässt. Dies hat Ähnlichkeit mit der Vorstellung einer Seele, aber die „immaterielle Substanz“ ist komplizierter. Die Azteken und die Inka (siehe dort) haben eine Vorstellung von der Seele, die der europäischen Vorstellung eher entspricht.

Die Maya-Religion ist nicht ausgestorben, sie hat sich nur verändert und ist heute eine Mischung aus Christentum und Maya-Ritualen. Laut „indianerwelt.de“ leben heute ca. sechs Millionen Maya in Mexico, Belize, Guatemala, Honduras und El Salvador. Opfergaben gibt es immer noch, allerdings keine Menschenopfer mehr (stattdessen Hühner, Gewürze, Räucherwaren und Kerzen).

 

Die Inka

(ca. 1300 – 1600)

Obwohl die Ureinwohner von Amerika (Maya, Azteken und Inka) ziemlich eng aufeinandersaßen, haben sich diese Naturvölker bis heute nicht vermischt. Auch ihre Religionen zeigen deutliche Unterschiede. Vom sagenhaften Reichtum der damaligen Indianerstämme ist nichts geblieben, aber die verschiedenen Kulturen schon.

In der Religionsgeschichte der Inka gibt es zwei Phasen. Bis zum Sieg im 15. Jahrhundert über die Chanca (ein Indianerstamm im heutigen Peru) dominierte Viracocha die Religion. Er war der Gott, der alles erschaffen hatte (nicht nur die Welt und die Menschen, sondern auch alle anderen Götter). Aber er war eher der Gott der Priester und Adligen, weniger der des Volkes. Als das Volk der Chanca dem Inkareich einverleibt wurde, änderte sich alles. Daher wurde der siegreiche König der Inka „Pachakutiq Yupanki“ (= der Weltveränderer) genannt.

Von nun an gewann der Sonnengott Inti einen größeren Einfluss zusammen mit seiner Gemahlin Mamaquilla (Göttin des Mondes). Der Sohn der beiden heißt übrigens Inka. Auch der Gewittergott Illapa und die Erde Pachamamma erfuhren höchste Verehrung. Ansonsten wurden Götter verehrt, die als Personifizierung verschiedener Naturkräfte zu verstehen sind. Und Huaca. Das ist unter anderem eine Bezeichnung für den Ort des Gebetes, aber auch für alles, was heilig ist (Gegenstände, Orte, Tiere, Menschen oder Tempel).

Die Inka hatten wesentlich weniger Menschenopfer als die Maya und Azteken. Oft begnügten sie sich mit verschiedenen Tieren, die zu Ehren von Inti und Inka geopfert wurden. Nur in Ausnahmefällen (wie z.B. bei großen Katastrophen, Dürre, Überschwemmung, Vulkanausbrüche, Erdbeben) wurden Kinder geopfert oder auch lebendig begraben.

Bei den Inka bedeutet der Tod, dass die Seele sich vom Körper trennt. Beide leben aber nach dem Tod weiter und haben auch die jeweils gleichen Bedürfnisse wie vorher. Wie später die Ägypter, glaubten auch die Inka, dass ein Leben nach dem Tod ohne Körper nicht möglich sei, selbst wenn nun beide getrennt sind. Deshalb gab es keine Leichenverbrennungen, sondern man tat alles, um den Körper möglichst gut zu erhalten.

Die Herrscher der Inka wurden (nach einer bis heute immer noch unbekannten Methode) mumifiziert, in edle Kleider gehüllt und in aufwändigen Grabmälern beigesetzt. In der Beisetzung wurde das Herz separat behandelt (dies erinnert sehr stark an die Mumifizierung im alten Ägypten). Bei Feierlichkeiten und Festen wurden sie – wie Lebende – mitgeführt und von Dienern begleitet.

Die „einfachen“ Menschen wurden in Hockstellung (in Höhlen, Felsnischen oder unterirdischen Grabkammern) beigesetzt. Die heiße Luft trocknete die Leichen aus, sodass eine Balsamierung nicht erforderlich war (das war in Ägypten bei „einfachen“ Menschen auch so).

In Landteilen, in denen es feucht oder kalt war, wurden Felshöhlen vermauert oder die speziell balsamierten Toten in Mumienbündel verschnürt. Wie auch in Ägypten wurden den Toten wichtige Gegenstände aus dem Alltag, Speisen und Chicha (Bier) mitgegeben. Die Angehörigen hielten nach der Beisetzung eine Nacht lang die Totenwache und sangen Lobes- und Trauerlieder für die Verstorbenen.

Als Nachfahren der Inka wurden die Qero-Indianer ausgemacht, die heute in entlegenen Dörfern der schneebedeckten Vilcanota-Berge (Peru) auf über 4.000 Meter Höhe leben. Dort hausen etwa 2.000 Menschen in einfachsten Verhältnissen. Dieser Stamm gilt als „Meister des alten Wissens“ und kann seine Wurzeln bis zum ersten Inka-König Inkarri zurückverfolgen.

Diese alte Religion wird heute nicht mehr praktiziert und hat sich sehr stark an die christliche Religion angepasst.

 

Die Azteken

(ca. 1400 – 1600)

Der Begriff Azteken heißt auf Deutsch etwa „jemand, der aus Aztlán kommt“. Sie nannten sich selbst übrigens „Mexica“. Auch in der aztekischen Religion gibt es viele Götter. Etwas verwirrend ist dabei allerdings, dass einige mit demselben Namen ganz unterschiedliche Funktionen haben oder dass ein und derselbe Gott verschiedene Namen trägt.

Konkret: Es gibt 13 Hauptgötter und 200 untergeordnete Götter in 3 Gruppen:

•    Götter des Himmels (Schöpfer und Sonne sowie bestimmte Zuständige für tote Krieger und Frauen, die im Kindbett starben),

•    Götter der Fruchtbarkeit (Wasser, Regen, Lebensunterhalt) und

•    Götter der Unterwelt (Feuer- und Erdgötter).

Einer der wichtigsten Götter, der die Sonne verkörperte, Huitzilopchtli, war gleichzeitig auch Kriegsgott. Seine Schwester, Coyolxauqui, war die Mondgöttin. Der wichtigste Fruchtbarkeitsgott heißt Tláloc, der Regengott (den kannten übrigens auch die Maya, dort hieß er Chac).

Die Religion ist zudem vom Prinzip der Dualität durchdrungen, d.h. es gibt immer eine männliche und eine weibliche Version. Zum Beispiel: Der Herr der Zweiheit (der sich übrigens selbst erschuf) heißt Ometecuhtli. Die weibliche Version Omecihuatl, die männliche Ometeoth.

Die Schöpfungsgeschichte der Azteken ist ziemlich chaotisch: Immer wieder wurden von Göttern, die gegeneinander Kriege führten, neue Sonnen erschaffen, die auch immer wieder zerstört wurden. Bis eine Sonne übrigblieb: Die fünfte Sonne ist die, mit der wir heute leben.

Bei den Azteken war nicht der Mensch das Maß aller Dinge (wie es z.B. bei den Griechen der Fall war), sondern er stand den Geschehnissen und Ereignissen der Welt machtlos gegenüber. Alle unerklärlichen Phänomene (z.B. Naturkatastrophen) waren Zeichen der Götter, die es zu besänftigen galt (z.B. mit Menschenopfern).

Wie auch bei den Maya bestimmte die Religion das ganze Leben. Am Tag der Geburt waren es die Wahrsager, die den künftigen Lebensweg mit Hilfe eines Wahrsagekalenders bestimmten. Alle wichtigen Ereignisse (Bau eines Hauses, Bestellung eines Feldes, Beginn eines Krieges, von denen es sehr viele gab) erforderten ein entsprechendes Ritual. In großen Zeremonien wurden Menschen geopfert. Aber anders als bei den Maya wurden diese einige Zeit vor den Opferzeremonien als diejenigen Götter angesehen (und auch so verehrt), denen sie geopfert werden sollten. Sie wurden sorgfältig ausgesucht: Besonders tapfere Kriegshelden (vorzugsweise von im Krieg besiegten Nachbarvölkern) oder schöne Sklavinnen und Sklaven. Dabei war (wie bei den Maya) Herz und Blut das Wichtigste. Meist wurde mit einem speziellen rituellen Messer die Brust geöffnet und das Herz herausgerissen. Herz und Blut wurden in einen speziellen Opferstein gegeben. Nach ihrem Glauben enthielt das menschliche Blut eine Flüssigkeit (chalchihuatl), die als die einzige gottgemäße Nahrung galt. Es fanden auch Kinderopfer statt, vorwiegend für die Regengötter, da die Kindertränen an Regentropfen erinnerten.

Obwohl alle drei Indianerstämme Menschenopfer brachten, betrieben die Azteken diesen Kult am umfangreichsten. Allein aus diesem Grund – so lautete die „offizielle“ Begründung – führten sie so viele Kriege mit ihren Nachbarn, damit sie viele Opfer bringen konnten.

Auch sie glaubten an ein Weiterleben nach dem Tod. Wie auch die Maya nahmen sie an, dass der Ort für die Seele nach dem Tod des Körpers nicht durch die Lebensführung, sondern allein durch die Todesursache festgelegt wurde.

Soldaten (auch die gegnerischen), Priester und Menschenopfer kamen ins „Haus der Sonne“. Nach vier Jahren wurden sie als Vogel oder Schmetterling wiedergeboren und kamen auf die Erde zurück. Frauen, die im Kindbett starben, kamen ins „Maishaus“ (das zum Sonnenhaus gehörte) und konnten nach vier Jahren als Gespenster zur Erde zurückkommen, um die Menschen vor Unglück zu warnen. Durch Blitzschlag oder durch Wasser verstorbene Personen kamen in den „Garten der Fruchtbarkeit“ von Tláloc (Regengott). Dies war ebenfalls ein sehr angenehmer Ort.

Alle anderen, die einen ruhmlosen (=natürlichen)