Wawar und der Feuervogel - Christa Zeuch - E-Book

Wawar und der Feuervogel E-Book

Christa Zeuch

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Beschreibung

Die Kiliane der Vogelinsel Taki ähneln alle einander. Nur einer ist ganz und gar aus der Art geschlagen: Wawar, der Jüngste von Papa Ka und Mama Liane. Großvater Kili Kilian findet, er verderbe die Tradition. Deshalb will er den Feuervogel Sumanta, einen mächtigen Zauberer, um Hilfe bitten. Dieser nimmt Wawar mit. Doch das Herz des Zauberers ist aus Stein. Für den kleinen Kilian beginnt eine ungeahnt dramatische Zeit, deren Unberechenbarkeit sogar seine Familie zu spüren bekommt. Wird Wawar seine Lieben retten können? Wird ihn seine Freundin Kiki noch mögen, wenn er zurück kehrt? Kann er Atnamis, der Tochter des Zauberers, trauen? Und aus welchem Grund lacht die Möwe Legata an den unpassendsten Stellen? Ein märchenhaftes Vogelabenteuer.

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Christa Zeuch

lebt und arbeitet in der Nähe von Eckernförde/Ostsee. Seit 1984 ist sie freie Schriftstellerin. Ihr Werk umfasst über 50 Kinder- und Jugendbücher mit Erzählungen, Kurzgeschichten, Liedern und Gedichten. Mit diesem Vogelmärchen legt sie den vierten Titel in der Edition Gegenwind vor.

Gabriele Elsler

ist in Bonn am Rhein zu Hause. Sie arbeitet als freie Grafikerin und Künstlerin. In der Edition Gegenwind hat sie bereits Christa Zeuchs 'Der Frosch hat einen Frosch im Hals' sowie das Cover zu 'Moonskaters Traum vom Fliegen' illustriert.

… in einem verborgenen Landstrich, lag der geheimnisumwitterte Tatakikisee.

Aus seiner Mitte ragten zwei Inseln empor. Die kleinere hieß Taki, die andere trug den Namen Oki.

Taki erhob sich sanft und grün wie ein Smaragd aus der Tiefe des Wassers. Dort standen die Wiesen voller Murubäume mit roten Früchten. Solche Bäume gab es sonst nirgends auf der Welt.

Nur eine einzigartige Vogelart wusste von ihnen und ernährte sich von den Murubeeren: die schwarz und weiß gestreiften Kiliane mit den tomatenroten Schnäbeln.

Die Nachbarinsel Oki war aschgrau und trostlos. Takis Bewohner nannten sie TOTE INSEL, denn dort traf man weder Mensch noch Tier. Wiesen, Pflanzen und Bäume waren seit Jahren vergilbt und verdorrt.

Von der Toten Insel erzählten sich die alten Vögel rätselhafte Schauergeschichten. Angeblich hatte ein schreckliches Unglück alles Lebendige vertrieben. Doch darüber wurde nur geflüstert.

Auf der grünen Insel Taki ging es friedlich zu. Weder hungrige Katzen noch Schlangen, Greifvögel, Stinktiere, Füchse oder Krokodile betrachteten Kiliane als leckere Mahlzeit. Vor räuberischen Angreifern brauchten sie sich nicht in Acht zu nehmen.

Nur EINEN fürchteten sie: den Feuervogel Sumanta. Er war ein Zauberer und hielt angeblich seine Tochter Atnamis in einem Käfig gefangen.

Eines Tages erhielten die Kiliane Besuch von einem fremden Vogel: der Lachmöwe Legata. Sie musste zwar an höchst unpassenden Stellen kichern, war jedoch klug und besaß mütterlichen Instinkt. Das sollte sich als Glück für die Bewohner Takis erweisen.

Alle Kiliane ähnelten einander, mit einer Ausnahme: Wawar. Für den Jüngsten von Papa Ka und Mama Liane hatte sich die Natur etwas Ungewöhnliches ausgedacht.

Und damit fängt seine Geschichte an.

Inhalt

Der Grünschnabel

Freundin Kiki

Der Feuervogel

Wawars Abschied

Atnamis

Der Wasserfall

Zwei Trauervögel

Sumantas Geschichte

Krummschnäbel

Die Flucht

Kikis Mut

Flug ins Ungewisse

Wawars Kampf

Gutzbrummis

Die Möwe Legata

Reise übers Meer

Der Murubaum

Fremdes Flugobjekt

Legata beim Zauberer

Der Kapitän

Wieder zu Hause

Der große Regen

Wawar blinzelte aus seinem Nest in der Spitze des Murubaums.

„Ganz nah sieht sie heute aus, die Tote Insel“, sagte er zu sich selber. „Eigentlich könnte ich schnell mal rüber fliegen.“

Ja, SOFORT wollte er Okis Geheimnis erforschen. Ohne um Erlaubnis zu fragen. Klammheimlich. Das heißt… vielleicht erwarteten ihn dort überaus gefährliche Abenteuer. Vorsichtshalber würde er seine Freundin Kiki mitnehmen.

Wawar breitete die schwarzen Schwingen aus. „Tschü-hüs, bin bei Kiki!“

„Halt!“, pfiff ihn Mama Liane zurück. „So schwirrst du nicht ab. Zuerst bringst du dein Nest in Ordnung. An der Seite hat es ein Loch, das reparierst du mit Grashalmen.“

„Kiki wartet aber schon“, behauptete Wawar.

„Krrr - hörst du schlecht?“ Das war Großvater Kili Kilian, der eine Etage tiefer von seinem Schaukelast krächzte. „Jetzt kannst du sowieso nicht weg.“

„Und warum nicht?“

Kili Kilian stellte die einzige Feder aufrecht, die seinen kahlen Kopf noch zierte, was nichts Gutes ahnen ließ. „Kommt auf meinen Ast! Ich habe ein WÖRTCHEN mit euch zu reden.“

Was war denn jetzt im Busch? Wawar erinnerte sich nicht, etwas ausgefressen zu haben. Seine Abenteuerlust schlug um in schlechte Laune. Am liebsten hätte er dem Großvater auf die Glatze gespuckt.

Doch er musste gehorchen. Jeder musste Großvater Kili Kilian gehorchen: Wawars Bruder Jan und sogar Mama Liane und Papa Ka. Denn obwohl der Großvater schrumpelalt und wunderlich war, hatten sie ihn als Familienoberhaupt zu respektieren.

Gleich darauf hockte die ganze Familie auf Großvaters Ast. Gespannt sahen sie auf den greisen Vogel mit dem zerknitterten schwarz-weiß gestreiften Federkleid und den zerrupften Flügeln.

Mama Liane blinzelte ihn argwöhnisch an. „Du ziehst ein Gesicht, als steckt dir eine Maus im Schlund.“

„Krrr, keine dummen Witze, die Sache ist ernst“, knarzte Großvater Kili Kilian und plusterte sich auf, um wichtiger zu erscheinen.

Eine Weile nickte er versonnen mit dem Kopf, und alle warteten auf das Wörtchen, das er mit ihnen reden wollte. Doch aus seinem Schnabel kam nichts. Stattdessen fielen ihm die Augen zu.

Papa Ka stupste ihn mit der Schnabelspitze. „Leg endlich los, oder sollen wir hier festwachsen?“

Mit einem Ruck reckte Kili Kilian den Hals. „Alle versammelt? Gut, ich will einen Familienrat abhalten.“ Er räusperte sich und blickte von einem zum anderen. „Eigentlich… eigentlich könnten wir glücklich sein. Oder sehe ich das falsch?“

„Doch, doch, wir sind glücklich“, beteuerte Mama Liane. „Was weiter?“

„Ich denke, genau genommen hätten wir keinen Grund zu klagen“, fuhr Kili Kilian fort.

„Stimmt“, gab ihm Papa Ka Recht. „Uns gehört ein prächtiger Baum mit Murubeeren. Und keiner von uns ist krank. Darüber gibt es nichts zu klagen.“

„Das will ich meinen“, bestätigte der Großvater.

Trotzdem zog er ein missgelauntes Gesicht. Er wiegte den Kopf… und wiegte ihn weiter, bis er erneut in Dösen versank.

Mama Liane pfiff in sein Ohr, damit er nicht ganz einschlief. „Was ist los mit dir? Bist DU etwa unglücklich?“

Kili Kilian wackelte mit der Kopffeder. „Unglücklich nicht. Glücklich aber auch nicht.“

„Gefällt es dir nicht mehr bei uns?“, fragte Mama Liane spitz. „Vielleicht willst du lieber in den Altenbaum, wo dich ein Dutzend hübscher Jungschnäbel betüttelt?“

„Ach was“, widersprach er gekränkt. „Es ist Wawars wegen. Komm her Kleiner, ich will mir deine Flügel ansehen.“

Wawar protestierte. „Hast du doch gestern erst. Sind immer noch keine weißen Streifen dran, und wenn du noch so oft nachguckst.“

Der Großvater musterte seinen Enkel vom Kopf bis zur Schwanzspitze. „Genau deshalb muss ich mit euch reden, krrr. Mit Wawar sehe ich schwarz! Er ist ein rabenschwarzer Kilian, da gibt es kein Vertun.

Kein einziger heller Streifen an ihm. Seht euch Jan an: schwarz und weiß gestreift von oben bis unten. Roter Schnabel, wie es sich für einen artgerechten Kilian gehört.“

Wawar blickte an sich herab. Sein Gefieder war ganz und gar schwarz, jawohl. Aber was war daran verkehrt? Es ging ihm doch damit gut!

„Krr, wenn es nur das wäre.“ Der Großvater ächzte düster. „Aaaber sein Schnabel! Laubfroschgrün, grüner geht's nicht. Oder bin ich farbenblind?“

Mama Lianes Augen verengten sich zu Schlitzen. „Du glaubst immer noch, dass mir eine fremde Vogelmutter ein Ei ins Nest geschmuggelt hat? Das ist mir piepegal! Meinen Wawar habe ich trotzdem lieb.“

Sie legte einen Flügel um den Jüngsten und drückte ihn an sich, bis er kaum noch Luft bekam.

Wawar stöhnte verstört. Fremde Vogelmutter? Aber er hatte doch Mama Liane!

Papa Ka flog in seine Hängematte und wippte. „Wawar ist, wie er ist, basta. Und wie er ist, so ist er goldrichtig.“

„Daaaa bin ich anderer Meinung.“ Großvater Kili Kilians mickriger Kopfputz begann erregt zu zittern. „Wir müssen etwas mit ihm unternehmen. Bringen wir ihn zum Feuervogel Sumanta. Gewiss weiß er ein Rezept für ihn.“

„Wiiieee?“, kreischte Mama Liane. „Willst du Wawar gestreift hexen lassen? Kommt nicht infrage. Unser Wawar ist ein BESONDERER Vogel, so wie er hier sitzt.“

„Krrr“, krächzte der Großvater verächtlich. „Ein besonders KOMISCHER Vogel wolltest du sagen. Habt ihr keine Augen im Kopf? Er ist ein schwarzer Grünschnabel, der uns die Tradition verdirbt!“

„Mach dir nichts draus“, tröstete Jan seinen kleinen Bruder. „Für mich bist du ein waschechter Kilian, bloß eben ein bisschen anders.“

Wawar machte sich noch kleiner, als er aussah. Was hatte Großvater plötzlich? Schwarz mit grünem Schnabel - so hatte sich Wawar bisher sehr wohl gefühlt. Aber plötzlich musste er sich vorkommen wie eine Vogelscheuche.

„Egal, was ihr denkt - wir werden Sumanta um Rat fragen“, bestimmte der Großvater. „Fragen kostet nichts. Und sollte es doch was kosten, zahlen wir.“

„Etwa mit Murubeeren?“ Mama Liane schüttelte den Kopf. „Die brauchen wir selbst zum Leben.“ Sie warf einen Blick in die Zweige des Baums und sperrte erschrocken den Schnabel auf. „Himmel, das ist doch… nicht möglich! Fast kahl! Gerade noch war unser Baum voller Laub und Murubeeren.“

Die Ursache für die Veränderung konnte sich niemand erklären. Schließlich herrschte auf Taki ewiger Sommer, und normalerweise trugen die Bäume das ganze Jahr über Blätter und rote Beeren.

Wawar nutzte die Schreckminute, um unbemerkt die Flatter zu machen. Sollte er wirklich zu Kiki fliegen? Wenn sie ihn nun auch für einen Grünschnabel hielt, der die Tradition verdarb? Zwar wusste Wawar nicht, was das bedeutete. Aber bestimmt war es schlimm, dass er die Tradition vermasselt hatte.

Und zur Strafe sollte er nun zu Sumanta…

Ihm sträubten sich die Nackenfedern. Einmal hatte Wawar ihn gesehen. Da war ihm fast das Herz stehen geblieben! Federn besaß Sumanta, leuchtend rot wie Abendsonne und silbern wie Sand im Mondlicht. Seine Augen blickten eisiger als die kältesten Sterne. Er war so riesig, dass es nicht ausreichen würde, wenn sich alle aus Wawars Familie übereinander hockten.

Nie wieder wollte Wawar ihm begegnen. Am besten sollte er schnellstens nach Oki abflattern. Dort hätte er eine ganze Insel für sich allein. Außer, Kiki mochte ihn doch noch und käme mit…

Zu Hause schien niemand den Jüngsten zu vermissen. Seine Eltern schnatterten aufgeregt auf den Großvater ein. Wie sie mit ihm stritten, das war sogar sieben Bäume weiter bis zu Kiki zu hören.

Jetzt hatte Wawar den Murubaum ihrer Familie erreicht. Er pfiff: füüüt fit fit - einmal lang, zweimal kurz. So ging ihr Zeichen.

Sofort huschte Kiki aus den Zweigen und landete auf dem weichen Bodenpolster. Es bestand aus vertrockneten Bättern, die ihr Murubaum abgeworfen hatte.

„Na?", sagte Wawar.

„Na?“, sagte Kiki und reckte ihm ihren roten Schnabel entgegen.

Klirrr tönte es hell, als Wawar erleichtert seinen grünen daran wetzte.

„Sag mal, wann hat es eigentlich zum letzten Mal geregnet?“, fragte Kiki.

„Ziemlich lange her“, überlegte Wawar. „Kann mich nicht erinnern.“

„Komisch.“ Kiki deutete mit dem Flügel auf die Erde.

„Unser Murubaum scheint zu vertrocknen.“

„Unser auch! Und wie steht es mit Beeren?“

Kiki seufzte. „Seit kurzem schlecht.“

„Dass ihr nicht hamstert!“, mahnte jemand aus den oberen Ästen.

„Das kriege ich jetzt zehnmal am Tag zu hören“, sagte Kiki. „Mama gibt uns nur noch abgezählte Beeren. Aber pst, komm mit.“

Ein Stück entfernt landete sie mit Wawar am Boden.

„Was siehst du?“, fragte Kiki strahlend.

„Gras“, sagte Wawar.

„Guck richtig hin!“

„Aaah! Rote Bee…“

„Die habe ich für uns stibitzt.“

Gerade wollte Wawar eine mit dem Schnabel aufspießen, als eine geflügelte Rakete auf ihn zu schoss.

„Hau ab!“ Die Rakete fuchtelte mit den Flügeln, um Wawar zu verscheuchen.

„Hau selber ab!“, schrie Kiki ihre Aufpasserschwester an.

Doch Kraki verteilte so scharfe Flügelhiebe, dass Wawar lieber außer Reichweite flog.

„Plündert gefälligst euren eigenen Baum“, zeterte Kraki hinter ihm her.

Rapps happs, pickte sie selber die roten Kügelchen auf.

„Rabenaas!“ Vor Wut schnappte Kiki nach Luft.

Doch Kraki kicherte.

„Na warte!“ Kiki hackte auf sie ein, das es schwarze und weiße Federchen schneite.

Wawar hielt vor Aufregung den Atem an. Um IHN zu verteidigen, legte sich Kiki mit ihrer Schwester an!

Dann horchte er auf. Aus dem Murubaum daheim drang lautes Vogelgeschrei.

„Bei uns herrscht Geierstimmung“, stöhnte Wawar. „Ich segle nach Hause, sonst kriege ich Ärger. Schade, Kiki. Eigentlich wollte ich mit dir nach Oki fliegen.“

„Wirklich?“, flüsterte sie erschrocken. „Aber auf Oki ist es totenstill und unheimlich! Sumanta hat dort gelebt, bevor er nach Taki kam.“

Wawar sah nach allen Seiten. „Genau seinetwegen will ich nach Oki. Großvater Kili Kilian will nämlich, dass ich…“

Ruckartig wandte er den Kopf. Der Murubaum seiner Eltern schwankte bedrohlich, und entsetztes Gekreisch war daraus zu vernehmen.

Hastig flogen Wawar und Kiki hinüber.

Der Baum stand ganz plötzlich wieder reglos da. Doch wie hatte er sich verändert! Eine riesige Hand schien mit Gewalt daran gerüttelt zu haben. Den Stamm umgab ein dicker, vergilbter Blätterteppich. Beeren entdeckte Wawar nirgends mehr. Gespenstisch kahl ragten die Äste gegen den Himmel. Und der Schaukelast mit dem Großvater darauf stach nackt in die Höhe wie ein giftiger Insektenstachel.

An Kili Kilian bebte alles. Sein Schnabel gab beängstigende Knarrgeräusche von sich.

„Er sieht ja ganz furchtbar aus!“ Besorgt setzte sich Kiki zu ihm.

Mama Liane, Papa Ka und Jan begutachteten ihre zerzausten Schlafnester, die nun schutzlos jedem Sturm ausgesetzt waren.

Wawar landete bei seinem Nest auf dem Boden. Es war aus der Astgabel gestürzt. Nun besaß er keinen sicheren Schlafplatz mehr.

„Wie… konnte das passieren?“, stammelte er.

Mama Liane starrte ihn aus weit aufgerissenen Augen an.

Da bekam Wawar Angst, und sein Bauch fing an zu grummeln. Hatte der Großvater mit seinen Plänen Unheil heraufbeschworen? Vielleicht hatte das Unglück mit dem Feuervogel Sumanta zu tun…

„Ah, schwer“, ächzte Mama Liane.

Sie grub ihre Krallen in das Geflecht aus Gras, Blättern und Federn. Zu viert hoben sie Wawars Schlafnest an, was mit flatternden Schwingen nicht einfach war.

Nachdem das Nest noch zweimal auf die Erde gerutscht war, schwebte es nun immer höher.

„Auf den untersten Ast“, keuchte Papa Ka. „Weiter kriegen wir es nicht rauf.“

„Da ist es aber ungemütlich“, murrte Wawar. „Außerdem kann jeder bei mir reingucken.“ „Und reinspucken“, rief Jan und spuckte von oben runter.

Im ganzen Baum war keine kuschelig versteckte Astgabel mehr zu finden. Überall gab es zu viel Luft und Licht. Die Nachbarn konnten bequem fernsehen, was bei Wawar zu Hause getrieben wurde.

Alle, die zu seiner Familie gehörten, hockten mit hängenden Schnäbeln in den kahlen Ästen. Merkwürdig: Die Murubäume ringsum waren noch grün.