Weihnachten im Schloss - Claudia Haase - E-Book

Weihnachten im Schloss E-Book

Claudia Haase

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Beschreibung

Charlotte Weinhold ist studierte Historikerin und strebt den Abschluss ihrer Dissertation an. Ihr Verdienst bei einer Zeitung hält sie knapp über Wasser. Als der Chefredakteur Insider-News über die Grafenfamilie von Bergfels-Blumenheide fordert, über die sie ihre Doktorarbeit schreibt, sieht sie darin die Chance, gleichzeitig an bisher unveröffentlichte Dokumente zu gelangen. In Bergfels eingetroffen, kommt sie unverhofft zu einem Job im einzigen Café des Ortes, deren Besitzerin nicht nur anziehend, sondern zufällig auch die beste Freundin der öffentlichkeitsscheuen Tochter des Grafen ist. Welch einmalige Gelegenheit, um ohne großen Aufwand an die gewünschten Interna der Grafenfamilie zu gelangen! Ida pfeift auf ihren Grafentitel. Sie wohnt in einer Stadtwohnung und arbeitet für eine gemeinnützige Kinderhilfsorganisation. Als ihr Vater sie darum bittet, an seiner Stelle eine Archivführung im Schloss zu übernehmen, stimmt sie zu. So hat sie ein Druckmittel in der Hand, um ausnahmsweise die nahenden Weihnachtsfeiertage fernab der gräflichen Sippe verbringen zu können. Doch alles kommt ganz anders, als die beiden es sich vorgestellt haben ...

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Inhalt

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Ein Jahr später

Danksagung

Kapitel 1

Skeptisch blickte Charlotte aus dem Zugfenster. Der Bahnhof des Örtchens Bergfels war winzig. Ob es dort im Bahnhofsgebäude ein Restaurant gab, wo sie sich nach der langen Zugfahrt stärken konnte? Oder sollte sie lieber zuerst zur Hotelpension gehen und ihren Koffer abladen? Dort könnte sie auch eine Kleinigkeit essen und im Anschluss eine Entdeckungstour durch Bergfels unternehmen.

Der Zug kam mit einem Ruck zum Halt. Sie schulterte ihre Laptoptasche und wuchtete den sperrigen Koffer aus dem Gepäcknetz. Eine Tasche wäre praktischer gewesen, aber für den Archivbesuch brauchte sie feinere Kleidung, um dem Grafen gegenüber etwas seriöser auftreten zu können. Nur wenige Personen stiegen mit ihr zusammen aus und schnell war sie allein auf dem kleinen Bahnsteig. Ein Bahnhofsrestaurant schien es nicht zu geben, aber ein Schild wies zum fußläufigen Ortszentrum, wo sich auch ihre Hotelpension befand. Feiner Nieselregen ließ sie ihre Kapuze aufziehen, ehe sie zielstrebig in die angegebene Richtung lief. Kaum zu glauben, dass in vier Wochen schon Weihnachten war. Sie hatte vor ihrer Abfahrt nach Bergfels auf Schnee gehofft. Ein Foto des Schlosses inmitten eines weißen Winterwunderlandes würde ihren Chef erfreuen. Und meine Geldbörse. Sonst wird es eng mit der Dissertation. Die Weihnachtsgeschenke für meine Eltern werden dieses Jahr definitiv kleiner ausfallen müssen als sonst.

Viel Betrieb war nicht auf der Hauptstraße, die von Fachwerkhäusern mit kleinen Ladengeschäften gesäumt wurde. Charlotte betrachtete im Vorbeigehen die nett dekorierten Fenster. Hier ein Wollgeschäft mit selbstgestrickten Pullovern, Schals und Mützen, dort Tonwaren und Holzschnitzereien, gefolgt von Malereien mit Schlossmotiven und einem Geschäft mit Spezialitäten aus der Region. Sie wunderte sich, dass nirgendwo weihnachtliche Dekoration zu sehen war. Nicht eine Tanne oder ein Lichtlein. Gab es einen Grund dafür? Sie näherte sich dem Marktplatz im Zentrum des Ortes und genoss den Ausblick auf das Rathaus, das Anfang des 18. Jahrhunderts im Barock-Stil erbaut worden war. Rundum entdeckte sie einen Fleischerladen, einen Schuster und ein Versicherungsbüro sowie ein kleines Café. Die Hotelpension lag in einer Straße neben dem Rathaus und sie schlenderte mit ihrem Koffer im Schlepptau quer über den Marktplatz, auf dem ein paar Stände verteilt waren. Eifrig verpackten die Bauersleute ihre Obstkartons.

»He, Sie da!«, rief ihr eine der Frauen zu. »Möchten Sie sich was nehmen, bevor wir alles für die Tafel unserer Kreisstadt zusammenpacken?« Sie zeigte auf eine Kiste mit rotbäckigen Äpfeln. Charlotte nickte und näherte sich der Marktverkäuferin. »Gerne, ich bin gerade angekommen und könnte ein wenig frisches Obst vertragen.«

Die Frau packte zwei schöne Exemplare in eine Papiertüte und legte noch eine Banane und zwei Clementinen dazu.

Charlotte kramte ihre Geldbörse hervor, aber die Frau schüttelte lachend den Kopf.

»Nein, nein, ist umsonst, ein Willkommensgruß von Bergfels. Wir stehen jeden Tag hier, Sie können gerne ein andermal wiederkommen und Nachschub besorgen.«

»Das werde ich tun, ganz sicher!«, antwortete Charlotte und griff nach der gefüllten Papiertüte.

»Haben Sie schon eine Unterkunft?«

»Ja, ich wohne in der Hotelpension neben dem Rathaus.«

»Das ist ein hübsches Häuschen, von der Familie Bader geführt, gute Wahl.« Die Verkäuferin nickte anerkennend. »Ich wünsche Ihnen einen schönen Aufenthalt.«

»Danke, vielen Dank«, erwiderte Charlotte und schritt frohen Mutes ihrer Unterkunft entgegen.

Kapitel 2

Flordelis Mathilde Ida Gräfin von Bergfels-Blumenheide rauschte mit ihrem Jaguar durch die Tore der Schlosseinfahrt und der Kies flog nach allen Seiten davon. Im Vorbeifahren sah sie ein Kaninchen verschreckt von dannen hüpfen und eine kleine Schar Spatzen flatterte aufgeregt aus einem Busch. Mit Schwung fuhr sie dreimal um den kleinen Kreisverkehr vor dem Schloss, in dem sie sich schon als Kind mit ihrem Bruder Wettfahrten auf dem Fahrrad geliefert hatte. Schließlich musste sie es ausnutzen, dass niemand sonst aus der Familie zugegen war. Sie drosselte das Tempo, bevor sie den Luxusschlitten gesittet an dem Haupttrakt vorbeisteuerte und vor der Garageneinfahrt stoppte. Sie sprang aus dem Wagen, reckte sich und sog die frische Landluft ein. Sie war zu selten hier. Vom Rücksitz angelte sie ihren Aktenkoffer und die praktische, uralte Reisetasche, die sie seit ihrer Jugend in alle Ecken der Welt begleitete.

Eiligen Schrittes marschierte sie zum Nebentrakt, an dessen Seite sich der ehemalige Dienstboteneingang befand, den die Familie zumeist der schweren Eingangstür des Hauptgebäudes vorzog.

»Frau Gräfin, kann ich sonst noch etwas für Sie tun?«, fragte Hanka, die langjährige Bedienstete der Familie, nachdem sie Idas Mantel entgegengenommen hatte. »Haben Sie spezielle Wünsche für die Zeit Ihres Aufenthaltes?«

»Mensch, Hanka, wie oft habe ich Ihnen schon gesagt, dass Sie mich Ida nennen sollen?«

»Aber Graf von Bergfels-Blumenheide hat mir ausdrücklich befohlen, Sie so zu nennen.«

»Ja, aber sehen Sie ihn hier irgendwo?« Ida machte eine weit ausholende Geste und drehte sich einmal im Kreis. Hanka verzog bedröppelt das Gesicht und trat verlegen von einem Fuß auf den anderen. Ida seufzte. Hanka war zu bedauern. Wurde sie überhaupt anständig bezahlt? Gab es einen Mindestlohn für Bedienstete? Sie hatte daran nie einen Gedanken verschwendet, für sie war es unvorstellbar, in ihrer Stadtwohnung andere Leute arbeiten zu lassen. Auch wenn sie mit Hauspersonal groß geworden war, so konnte sie sich einfach nicht daran gewöhnen.

»Möchten Sie vielleicht einen Tee und etwas Gebäck? Heute Abend kann ich Ihnen etwas aufwärmen, die Köchin wird erst morgen aus dem Ferienhaus Ihrer Eltern in den Alpen eintreffen.«

»Ich bin nicht hungrig oder durstig«, hätte Ida der Angestellten am liebsten entgegengeschleudert. Stattdessen antwortete sie höflich: »Tee und Gebäck nehme ich gerne.« Ida setzte ein freundliches Gesicht auf und nickte der Frau zu. »Heute Abend esse ich jedoch im Dorf. Sie können Feierabend machen, nachdem Sie mir den Tee serviert haben.«

Hanka konnte ja nichts dafür, dass ihr Vater Ida gebeten hatte, auserwählten Gästen, vornehmlich Geschichtsforschenden, das Familienarchiv vorzustellen und Fragen zu beantworten.

Als ob das nicht der alte Georg machen könnte. Er hat schließlich mich und meine Geschwister im Pferdestall mit der Familiengeschichte vertraut gemacht und weiß mehr als wir alle zusammen über dieses Haus und unsere Vorfahren.

Seine Eltern hatten schon im Dienst der Grafenfamilie gestanden. Die Zusage für ihre Hilfe im Archiv hatte Ida an die Bedingung verknüpft, dieses Jahr an Weihnachten mal nicht mit der ganzen Verwandtschaft im Schloss feiern zu müssen. Ida freute sich auf ein gutes Buch, ein Glas Wein in ihrer Wohnung und Spaziergänge durch die leeren Straßen der Innenstadt, während ihre Mitmenschen sich zu Hause Weihnachtsgänsen und Geschenkeschlachten widmeten. Sollte sie sich an Weihnachten sogar einen kleinen Tannenbaum gönnen? Die freien Tage würde sie für die Planung eines Frühlingsbasars des Kinderhilfswerks nutzen, für welches sie arbeitete. Nur wenige dort kannten ihre wahre Identität. Sie hielt sich lieber im Hintergrund, wusste aber, wie sie ihre Kontakte zu finanziell gut aufgestellten Verwandten und Bekannten für Spenden und potenzielle Förderungen ausschöpfen konnte.

Ein Windzug streifte durch ihre Haare. Sie hatte fast vergessen, wie zugig es in dieser großen Empfangshalle war. Eine moderne Heizung und Kamine gab es nur in den oberen privaten Räumlichkeiten sowie im Büro ihres Vaters in der unteren Etage.

»Hanka, bitte bringe mir den Tee doch auf mein Schreibzimmer.«

»Gerne, Frau Grä... Ida.« Hanka deutete einen Knicks an und verschwand durch einen schmalen Gang in die Küche.

Ida stieg die Treppe zu ihren Privatgemächern empor und schlenderte an den Porträtbildern ihrer Vorfahren vorbei, ohne ihnen weitere Beachtung zu schenken. In ein paar Tagen würde sie sich genügend mit deren Geschichte beschäftigen, um für die Fragestunde mit den Gästen vollends vorbereitet zu sein. Eine Lücke klaffte dort, wo einst ein großes Gemälde gehangen hatte, das sie mit ihren Großeltern, Eltern und Geschwistern zeigte. Nach einem ausgeuferten Streit aller Porträtierten hatte ihr Vater es vor das Archiv umhängen lassen. Sie öffnete die Tür zu ihrer kleinen Suite und eine wohlige Wärme strahlte ihr vom Kamin entgegen. Die gute Hanka hatte aber auch an alles gedacht! Sie beschloss, ihre Reisetasche auszupacken, damit sie bald ins Dorf fahren und ihrer langjährigen Schulfreundin Melanie einen Besuch abstatten konnte.

Kapitel 3

Begeistert blickte Charlotte sich im Hotelzimmer um, das ihr Arbeitgeber für sie gebucht hatte. Über dem